Monats-Archiv August, 2012

Brest

Nach dem ersten Frust des Morgens (der Elektronik-Fachmann konnte uns bei unserem Autopilot-Problem nicht helfen) wackeln wir per Pedes den Berg hinauf zum Jardin Botanique. Nicht, weil wir einen Ausflug in die besagte Botanik planen, sondern in den ebenfalls dort ansaessigen Intermarché. Bewaffnet mit 2 Rucksaecken und unserem rollenden “Ruc-sac” fallen wir im ungewohnt leeren Supermarkt ein. Unsere Vorraete muessen jetzt doch langsam in einigen Bereichen aufgestockt werden. Am wichtigsten und dementsprechend zahlreich im Wagen landend sind natuerlich die diversen Kekse fuer Werner. Dafuer darf ich ungestraft nach Terrinen, Sardinen in Dosen, Rillettes und Chips mit Senfgeschmack greifen! Gegenseitige Toleranz kann so angenehm sein ;-)).

Zurueck geht es zum Glueck bergab und wir bekommen tatsaechlich alles heil an Bord. Schon leicht verwunderlich, angesichts unserer ultimativen Verpackungstechnik!

Cristo waere blass vor Neid geworden, angesichts unserer genialen Verpackungstechnik mit Hilfe von Gemuese-Steigen

Cristo waere blass vor Neid geworden, angesichts unserer genialen Verpackungstechnik mit Hilfe von Gemuese-Steigen

Ueberhaupt sind wir heute ungewohenlich aktiv: unser Motor haette sich einen Oelwechsel verdient. Also bekommt er den jetzt erstmal. Und Diesel soll auch noch aus den Kanistern am Heck in den Tank fliessen. Ob mit Grotamar oder ohne…..das knobeln wir noch aus. Eiiiigentlich muesste noch genug davon im Tank enthalten sein und bei dem Durchfluss den wir momentan haben….mal sehen. Aber jetzt gibt es erstmal was in unsere Maegen.

Gestaerkt mit der restlichen Erbsensuppe und der ersten, frisch an Bord produzierten Pizza (o.k. ich gestehe: der Teig war ein Fertig-Teig aber sehr lecker) macht sich Werner jetzt auf den Weg, unsere Gasflasche fuellen zu lassen - oder zu tauschen. Je nachdem, was moeglich ist.

Und gerade kommt ein finnisches Boot hier in den Hafen, das wir kennen. Das junge Paar ist gestern kurz vor uns im L’Aber Wrach gestartet, mit dem Ziel, die Biskaya zu queren. Und jetzt laufen sie hier ein?? Das verwundert uns, ist doch fuer heute eigentlich ganz moderates Wetter gemeldet und gestern war es auch nicht so schlimm, wie von mir befuerchtet. Aber das war halt auch alles in Kuestennaehe und mag “draussen” anders ausgesehen haben. Vielleicht treffen wir die beiden ja noch und erfahren den Grund der Umkehr.

Von Brest selbst haben wir bislang ausser den Hafenanlagen nichts gesehen. Zu sehr sind wir mit anderen Dingen beschaeftigt, da kommt Sightseeing jetzt etwas kurz. Werner fuehlt sich auf jeden Fall sehr heimisch: hoert man doch auch hier im Yachthafen die Zuege irgendwo lang donnern. Aber sehr selten ;-)

Hinter dem Hafen wurden entlang der Strasse Fragmente eines Carbonsmastes aufgestellt. Der stand frueher auf einem 60 Fuss Catamaran, wurde bemalt und ziert nun hier die Landschaft.

Hinter dem Hafen wurden entlang der Strasse Fragmente eines Carbonsmastes aufgestellt. Der stand frueher auf einem 60 Fuss Catamaran, wurde bemalt und ziert nun hier die Landschaft.

Carbonmast eines 60-Fuss Catamaran, in Teilstuecken bemalt und hier an Land aufgestellt

Carbonmast eines 60-Fuss Catamaran, in Teilstuecken bemalt und hier an Land aufgestellt

In einigen Bereichen waren wir heute zwar sehr produktiv, andere waren dagegen frustierend: gerade kommt Werner mit der immer noch leeren Gasflasche zurueck. Ausserdem haben wir erfahren, dass wir Lewmar noch ca. 2-3 Wochen Betriebsferien hat. Bis dann ein neuer Motor hier eintrifft, koennen wir uns auf ca. 5 Wochen Wartezeit einstellen. So lange wollten wir keines Falls hier bleiben, weder in Brest noch in Camaret-sur-Mer. Es zieht uns jetzt doch mehr nach Galizien. Auch wenn der DWD fuer die Region am Finisterre immer “Fog” meldet. Ich dachte, das waere mehr ein Thema fuer England ??? Jedenfalls sind die Windvorhersagen fuer die naechsten Tage nicht sooo unguenstig. Wir werden sehen.

 

Fest in Brest - that’s wunderbest

Man beachte am Steg links aussen die hochstehenden Betonplatten und davor (zur Wasserseite hin) noch die dreieckige Metallschiene). Da muss man schon schmale Fuesse haben, um den Rest zu treffen. Habe ich aber leider nicht. Verfuege eher ueber das Modell "stabil und standfest"

Man beachte am Steg links aussen die hochstehenden Betonplatten und davor (zur Wasserseite hin) noch die dreieckige Metallschiene). Da muss man schon schmale Fuesse haben, um den Rest zu treffen. Habe ich aber leider nicht. Verfuege eher ueber das Modell

Mit dem Schlauchboot zum Duschen und das in Aller-Herr-Gottsfrühe. Wenigstens ist die Duschlokalitaet schoen kuschelig warm. Das Stoehnen ueber die Innenraumtemperatur einer Franzoesin erntet bei mir nur einen erstaunten Blick.

Als Fruehsport werden Schlauchboot und Aussenborder an Deck geholt. Ich an der Winsch, Werner manoevriert alles ueber die Reling an Ort & Stelle. Wenigstens muss ich keine Fender und viele Leinen aufklaren. Beim Fruehstueck krampft sich mein Magen leicht zusammen: puenktlich zu unserer Abfahrt hat der Wind natuerlich aufgefrischt und es ist bewoelkt. Das kann ja wieder “heiter” werden! Schnell nochmal die da oben angefleht, Gnade walten zu lassen.

Los geht es. Ich weigere mich standhaft, in dem engen Fluss-Fahrwasser (von Werner auch als Hafen bezeichnet) schon das Gross zu setzen. Die Quittung gibt es dann draussen: Wellen von imposanter Hoehe, Wind erstmal gegenan (prima zum Segel setzen) = Gehacke und als Folge davon: unser Grossfall versteckt sich hinter einer Maststufe. Und das natuerlich ziemlich weit oben, damit die Chancen auf Entdeckung recht gering sind. Somit bleibt das Gross auf etwas mehr wie halber Hoehe stecken, nix geht mehr. Und ich bekomme Schimpfe. Das naechste Mal wird das Segel im Hafen gesetzt, egal was ich sage! Pfff. Recht hat er ja, machen ja alle. Aber bei uns geht das immer so langsam….

Jetzt geht es sowieso erstmal wie gesagt voll gegenan. Strom haben wir ganz gut mit, das passt schon, die Wellen sind zwar beachtlich, aber nicht beaengstigend. Langsam beruhigen sich meine Magennerven. Einige Kurswechsel spaeter sind wir soweit abgefallen, dass wir die Genua dazu nehmen koennen, der Motor ist aus, wir laufen erst Am-Wind, spaeter sogar mit halbem Wind. Relativ schnell kommt schon St. Matthieu in Sicht, auch wenn es in Wirklichkeit noch weit weg ist. Und wir koennen tatsaechlich durch den Chenal du Four segeln!!! Keine Maschine brummt, die Genua zieht prima , der Wind hat sich bei Staerke 4 eingependelt, die Wellen werden immer sanfter, sogar mit Sonnenschein werden wir verwoehnt. Wow, das sind Momente zum wieder-angewoehnen.

Wir haben gerade die Baguette-Insel (so von mir getauft, weil ich mir den Namen nicht merken und ihn auch nicht aussprechen kann, er aber wie Baguette klingt), da kommt von Westen her doch noch eine dicke Regenwolke angerauscht, eine Boe geht durch, Naja will anluven und weil ich ihr das nicht erlaube, legt sie sich zur Strafe derart auf die Seite, dass die Genuaschiene und -Bloecke nur so aechzen. Werner macht die Schot auf und gibt dem Segel mehr Raum zur Entfaltung. Das hilft und unser Schiff richtet sich wohlwollend wieder auf bzw. laesst sich auch wieder auf Kurs bringen. Durch die Anluv-Aktion waren wir doch soweit nach Steuerbord gewandert, dass der Skipper schon das Felsen-P ins Auge bekommen hat.

Die Boe geht durch, alles beruhigt sich wieder und schon bald haben wir St. Matthieu querab

St. Matthieu - ein wirklich beeindruckendes Leuchtturm-Ensemble, eingebettet in eine alte Klosteranlage (glaube ich zumindest)

St. Matthieu - ein wirklich beeindruckendes Leuchtturm-Ensemble, eingebettet in eine alte Klosteranlage (glaube ich zumindest)

und jede Menge Segelboote aller Art voraus. Alle wollen von Brest weg, hin faehrt kaum einer. Sollte uns das zu denken geben?;-) Nein, wir laufen unbeirrt weiter, legen um 17 Uhr unser erstes Anlegemanoever hin und sind um 18:14 am endgueltigen Liegeplatz fest. Wellenbrecher-Aussenseite. Auch hier steht - wie schon beim 1. Anlegen - ordentlich Strom auf den Bug, dazu der Wind. Da muss man schon die Maschine noch etwas gegenan gehen lassen, bis alle Leinen fest sind. Zum Glueck kommt einer des Steg-Weges und nimmt unsere Leinen an. Der Wellenbrecher sei zwar fuer unsere Tiefe optimal und auch ein sicherer Liegeplatz. Aber die Aussenseite wirkt nicht gerade einladend fuer beherzte Spruenge von unserem Deck auf den Steg. Doch auch hier bekommen wir den Panzerkreuzer fest und koennen uns der heimatlichen Erbsensuppe a la Eissel widmen. Jetzt macht der Skipper ein Nickerchen - wahrscheinlich ist er dann topfit, wenn ich vom vielen Schreiben, lesen und Bilder bearbeiten fix und alle und reif fuer die Koje bin! Morgen frueh um neun will jemand vom Elektronik-Shop mal nach unserem desolaten Autopiloten schauen. Mal gespannt, was dabei raus kommt.

Fazit des Tages: und segeln ist doch schoen und wir konnten durch den Chenal du Four segeln und Wind und Wellen waren nett zu uns!! Was hatten wir alles von diesem Chenal gehoert, aber wer wagt, gewinnt auch mal!  Wir haben heute nur 45sm zurueck gelegt, aber wir sind auch wieder um einige Erfahrungen reicher.

Sonn-en-Tag - 2. Teil vom Mooringtag im L’Aber Wrach

Website aktualisieren, Emails lesen und schreiben, Nachmittagsschlaefchen halten (Werner), Fotos komprimieren und ordnen….auch einen Regentag kann man sinnvoll gestalten. Ab und an wird mal raus geschaut und ploetzlich sieht die Fluss-Welt ganz anders aus: da kommen Austernbaenke und Land zum Vorschein, wo vorher nur Wasser zu sehen war. Die Fahrrinne wird ganz schmal und das Echolot zeigt “nur” 9 m anstatt der bisherigen 15 m unterm Kiel an. Klar gibt es gewaltigere Tidenhuebe, aber beeindruckend ist es trotzdem immer wieder und egal mit welchen Meterzahlen.

Austernbaenke im L'Aber Wrach - bei Niedrigwasser kommt zum Vorschein, was sonst unter der Wasseroberflaeche verborgen ist

Austernbaenke im L

Irgendwann entschliesst sich auch die Sonne zu einem 2. Anlauf. Und wir wagen es dann doch noch, mit dem Schlauchboot den Fluss hinauf zu fahren. Hinter der naechsten Kurve ist es gleich viel ruhiger, auch wenn der auflaufende Strom hier immer noch gewaltig zu spueren ist. Immer wieder liegen regelrechte Mooring-Ketten im Wasser, an die Boote festgemacht sind. Einige sehen dauerhaft bewohnt aus und fallen unter die Rubrik “sehr eigenwillig und individuell”. Auf einem englischen Segelboot, vielleicht 8 Meter lang, liegt der Hund auf dem Dach ueber dem Steuerstand in der Sonne. Andere Schiffe sehen aus, als waeren sie in Vergessenheit geraten und in einem kleinen Seitenarm sieht es gar verdaechtig nach Schiffsfriedhof aus. Da rosten gleich 3 Motorschiffe vor sich hin. Dann geht es gar nicht mehr weiter, eine Bruecke spannt sich ueber den Fluss. Daneben bzw. darauf ein in jedem Reisefuehrer fuer seine Qualitaet gepriesenes Restaurant. Wir finden allerdings die Landschaft, die Flora und die Immobilien am Ufer viel interessanter. Die Frage an einen Katamaran-Eigner nach der Wassertiefe hier lautet: “enough” ….super, so praezise wollten wir es gar nicht haben! Er schiebt aber noch hinterher: “3-4 Metre”. Joh, das waere dann sogar fuer uns ‘enough’. Wir tuckern gegen den Strom zurueck und werden kurz vorm Boot prompt auch noch geduscht. Der Wind laesst hier schon eine ganz gute Welle stehen - zumindest fuers Schlauchboot. Ein Stueck weiter wird es wieder ruhiger, aber da sind wir schon pitschenass und legen uns auf dem Schiff erst nochmal trocken bevor wir zum Landgang starten. Und im Trockenlegen haben wir ja hinreichend Uebung ;-)

Immerhin ist uns die Sonne jetzt hold. Wir laufen durch die engen Strassen, bewundern die Ausblicke, die sich uns bieten. Dann geht es die Strasse hinauf. Werner will eigentlich gar nicht zur ausgeschilderten „Semaphor-Expo“. Da koenne ich doch alleine hingehen, er wuerde im Café du Port auf mich warten und mit dem Ipad das dortige Wifi-Netz nutzen. Auf einem kleinen Umweg und Trick 17 landen wir dann doch noch am Semaphor und werden mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Dafuer hat sich die Bergbezwingung wahrhaft gelohnt. Ich entdecke am anderen Ufer eine vom Bretagne Urlaub vor 10 Jahren immer noch vertraute Bucht in Plougarneau, einen Turm weiter oben an Land erkenne ich wieder, die Leuchttuerme der Ile Vierge lugen ueber die Haeuser, die Einfahrt mit dem Felsumsaeumten Fahrwasser ist zu erkennen.

 Und ganz klein liegt da unten unser Schiff. Werner besteht auf einem Foto von mir vor dem Semaphor. Wenn ich schon mal bei meiner „Schwester“ waere, muesste das auch fotografisch dokumentiert werden. Wenn’s ihm Freude macht….

Der Abend klingt aus in der Bar des Yachtclubs im Sonnenschein. Der Wind hat zwar nach gelassen, treibt uns aber spaeter doch von der Terrasse ins Clubhaus. Am liebsten wuerde ich mich ja ins Duschgebaeude setzen…da ist es richtig kuschelig warm! Ich bin echt reif fuer den Sueden. Nein, WIR sind reif dafuer, Werner geht es naemlich genauso!

L’Aber Wrach - Mooring-Tag

Der Tag faengt gut an: mit dem Schlauchboot geht es rueber zum duschen und werden schon auf der Fahrt geduscht: vom ploetzlich und stark einsetzenden Regen. Vorwaesche oder so nennt man das wohl :/). Immerhin ist die Duschkabine schoen geraeumig und das Wasser angenehm warm.

Danach geht es ins Café du Port, das gestern abend bestellte Baguette holen. Im Café ist schon richtig was los. Aehnliche Typen wie gestern Abend sitzen an der Theke und trinken einen Kaffee oder auch schon ein Bier. Und das grade mal um 10 Uhr in der Frueh.

Am anderen Ende des Hafens ertoent bretonische Musik aus einem Dudelsack. Das klingt richtig gut. Auf der Mole nehmen die Teilnehmer einer Prozession Aufstellung. Heiligenfiguren werden in die Nachbarbucht getragen, draussen segeln 3 typisch bretonische Segelboote hin und her. In den braunen Segeln sind so eine Art Haende zu sehen und am Achterstag weht natuerlich voller Stolz die bretonische Flagge. Man erklaert uns, das es eine lokale Prozession sei. Dem hin- und Hher eilenden Kameramann und seinem Team nach zu urteilen, muss es aber auch fuer die lokalen Fernsehsender von Bedeutung sein, darueber zu berichten.

Mit Gesang und Dudelsackmusik setzt sich die Prozession in Bewegung. Auch wenn wir selbst mit Kirchen-Veranstaltungen nicht so viel im Sinn haben, ist das schon beeindruckend.

Zurueck an Bord verkruemeln wir uns fuers Spaetstueck unter Deck. Draussen schauert es in einer Tour, dazu weht ein frischer Wind mit Staerke 5, teilweise auch darueber. Das ist nicht so das geeignete Wetter fuer unsere geplante Schlauchboot-Tour den Fluss hinauf. Und auch nicht, um uns von der Mooring zu loesen und vor Anker zu gehen. Stattdessen wird mal unser Fotoalbum aktualisiert, werden Telefonate mit Freunden und Familie gefuehrt und so kann man den Tag auch gut gestalten.

Hex-Hex - von Roscoff zum L’Aber Wrach

Hex Hex – L’Aber Wrach

Es geht weiter! Der Wetterbericht verheisst hoffnungsfroh Wind Staerke 4 (gut), aus Richtung West (gar nicht gut) und Wellenhoehe 0,5 m :-), supergut. Also nix wie raus um 10:30 nach Verabschiedung von Margret & Erich.

Schon nach wenigen Minuten wird mir klar: die Wetterfroesche haben es bei mir endgueltig verschi….! Von wegen Wellenhoehe 0,5m - vielleicht bei denen auf dem Schreibtisch im Wasserglas. Hier sind es definitiv mindestens 2m. Und beim Wind geht es auch zu wie beim Wurst kaufen: es darf ein bisserl mehr sein und somit werden wir mit 5-6 bedient! Eigentlich ist das ja auch alles gar nicht so schlimm – aber halt nicht gegenan. Aber nutzt ja nix, muessen wir jetzt durch. Sind ja auch nur schlappe 37sm heute. Das schaffen wir locker weil ja auch der Strom fuer gute 5 Stunden kraeftig schiebt. Also schaukeln wir an der Kueste entlang. Ca. 13 Uhr taucht schon die Ile Vierge mit den beiden markanten Leuchttuermen auf. Einer schlank und hoch, der andere dick und stumpig-klein. Mir noch wohl bekannt vom Bretagne-Urlaub vor 10 Jahren. Nie haette ich mir traeumen lassen, die beiden mal vom Wasser aus sehen zu koennen. 14 Uhr haben wir Insel und Tuerme querab, Finisterre – das Ende von Frankreich. Die Bretagne, Land der Gallier, der Hinkelsteine, der Rebellen und Renitenten, der Steine und Steinhaeuser. Ein liebenswertes Land. Hier koennte ich auch leben. Aber Werner meint, das Wetter sei hier auch nicht so viel anders wie bei uns. Naja, wenn ich mir die Hortensien und Palmen so anschaue….scheint der Winter doch deutlich milder zu sein. Aber noch sind wir ja auch auf anderen Pfaden unterwegs und sesshaft werden ist nicht angesagt derzeit. Kleine Kursaenderung und wir laufen parallel zur Kueste vorbei an gischtumtosten Felsen. „Guck mal, wie dicht die unter Land segeln“ – „Das ist die Einfahrt zum L’Aber Wrach“ antwortet mein erfahrener Skipper. Bang – mir faellt das Kinn auf das Steuerrad. Echt?? Dann liegen da noch Felsen dazwischen? Und da wollen wir ernsthaft rein???? Tja, da wollen auch noch andere rein und vor allem: raus! Natuerlich genau in Hoehe der Untiefentonne kommen zwei Segelboote unter Segel und somit mit Vorfahrtsrecht angerauscht. Aber pas de probleme. Geht alles gut, der eine wendet nochmal kurz, dem anderen weiche ich aus. Dann sind wir „drin“ und werden mit 5 Knoten Strom Richtung Marina geschoben. Unser Ziel ist aber das Mooring-Feld. Die weiße Boje Nr. 12 gucken wir uns aus. „Wie willst Du das machen?“ – „keine Ahnung, ich packe erstmal die Boje mit dem Bootshaken, dann sehen wir weiter“. Optimistisch stehe ich mit dem Enterhaken bewaffnet vorne auf dem Bug, Werner faehrt langsam gegen Wind und Strom an die Boje und schwupp, ist sie am Haken. Part 1 waere geschafft. Werner kommt vor und faedelt die Leine durch und schon haengen wir. Das ging ja richtig gut!

Kurze Zeit spaeter kommt der Hafenmeister angeduest, wir bekommen einen Prospekt, den Zugangscode fuer die Dusche, und den Anmeldezettel sowie die Info, dass das Wifi bei Hochwasser besser funktioniert wie bei Niedrigwasser. Und schon ist er wieder weg, das Konto ist – dank mobilem Kreditkartenlesegeraet – um 32,40 Euro leichter und wir koennen endlich was essen.

Danach geht es mit mit dem Schlauchboot in den Hafen. Im Café du Port genehmigen wir uns ein Bier, ordern 2 Baguettes fuer morgen frueh und finden die Atmosphaere hier im Café witzig und ansprechend. Vorwiegend Einheimische sind hier und offensichtlich auch schon etwas laenger. Die meisten sehen schon ziemlich flippig aus, incl. der Wirtin und einer weiteren Thekenfrau. Aber alle gaaanz nett, hilfsbereit und gespraechsfreudig. Toll finde ich, dass die mich immer mit ansprechen, wo ich doch so offensichtlich verstaendnis- bis ratlos schaue (weil ich ja nur ein paar Worte dieser schoenen Sprache verstehe).

Draussen geht die Welt unter: ein kraeftiger Regenschauer kommt runter, verhuellt das andere Ufer und laesst das Wasser ueber den Gehweg schiessen. Haben wir alle Luken zu??? Ich glaube schon, aber jetzt ist es eh zu spaet. Also in Ruhe unser Bier austrinken und dann wieder zurueck zum Schiff. Glueck gehabt: nur das kleine Luk ueberm Herd stand einen schmalen Spalt offen, da kam nicht viel Regenwasser durch.  Der Abend endet unter Deck, draussen ist es einfach zu ungemuetlich - nix mit Windstille und Sonnenuntergang wie gerade in Stellendam/NL ;-)

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