Jahres-Archiv 2017

Feliz navidad - Frohe Weihnachten

Ein Jahr Deutschland, ein Jahr ohne Schiff. Ein Jahr mit Jahreszeiten, mit Autofahren, mit Waschmaschinen, warmem Wasser aus der Dusche, mit Socken an den Füssen und frieren im Winter. Mit faszinierenden Bildern von weiss verschneiten Landschaften und einem Frühlingsgrün, das uns flasht. Ein Sommer mit wenig Schwitzen. Ein Jahr Zeit mit Familie und Freunden und doch war es nicht genug Zeit.

Den Skipper packt irgendwann die Sehnsucht, Flüge werden gebucht und ab da strahlt er nur noch, der Mann an meiner Seite. Wie weg geblasen ist die Schwermut. Und ich? Gespalten sind meine Gefühle. Hätte ich es doch gut noch hier ausgehalten. In dem Land, über das alle meckern und das ich so sauber, so übersichtlich, so bequem finde. Ja bequem. Wie in einen alten, geliebten Wanderschuh bin ich in dieses Land eingestiegen. Nach über 4 Jahren hab ich wieder intensiv in Deutschland gelebt. Hab längst nicht alles abgearbeitet was auf der Wunschliste stand. Und jetzt heisst es wieder einmal „Taschen packen“. Panikattacken kommen auf bei den Gedanken an Gewichts- und Zollkontrollen (natürlich nur fürs Gepäck) , an Check-In-Schlangestehen, an auspacken was so liebevoll eingeräumt wurde. Haben wir auch alles, was ist wichtig, was muss mit, was kann, was sollte. Last minute Shopping und Abschiedsrunden drehen. Mit dem Schiff losfahren war irgendwie einfacher, damals, 2012.

Und dann - nach zig Stunden Bahnfahrt und Flugzeit haut uns ein warmer Luftschwall am Flughafen von Cartagena de Indias ins Gesicht. Ewig braucht die zweite Tasche, bis sie auf dem Gepäckband erscheint. Uff, alles noch drin, Tasche ordentlich verschlossen. Jetzt nur noch ab ins Taxi. Wie war nochmal der Fahrpreis? Eines der kleinen gelben Gefährte rumpelt mit uns über die Pisten und stoppt schliesslich vor dem Tor zur Werft Ferroalquimar. Alles ist so vertraut.

Jose, Jorge und andere Werftarbeiter fallen uns erst um den Hals und reissen uns dann das Gepäck aus den Händen. Ratzfatz ist alles an Deck verstaut und jetzt haut es uns erst einmal richtig um: überall zentimeterdicker Staub und Vogeldreck. Sobald die Finger irgendetwas berühren, sind sie schwarz vor Dreck.

Die nächsten Tage kommen wir erstmal an, putzen uns durchs Schiff. Sortieren aus, werfen weg, wischen und waschen. Gewöhnen uns wieder daran, über eine Leiter in unser Heim zu klettern und mit dem Bus zum Einkaufen zu fahren. „Caracoles“ und „Pasacaballo“, so heissen unsere Bus“linien“ und die Preise sind auch noch unverändert. Manchmal werden wir skeptisch beäugt oder angesprochen: wo wir wohl hinwollen. Man ist skeptisch, dass wir wissen, was wir tun. Und immer ist man hilfsbereit, bietet uns Sitzplätze an, schleppt die Taschen zum Ausgang, ist beim Ausstieg behilflich.

Die Tage vor Weihnachten wirken auch hier in Cartagena trubeliger. Auf den Gehwegen sind am Wochenende noch mehr Verkaufsstände aufgebaut. Mit Pappe von der sengenden Mittagssonne dürftig geschützt. Den meisten Umsatz machen die Verkäufer der lecker erfrischenden Frucht-Limonaden. Mangarinas Limonade für den Skipper, Lemon für mich.

Einkaufen, Essen gehen im Espiritu Santo - wir verirren uns wieder gnadenlos in den Gassen von Cartagena’s Altstadt und stellen mit Entsetzen fest, das die Touristeninfo jetzt nur noch am Muelle zu finden ist.  Der liegt ausserhalb der Stadtmauer und für unsere Flip-Flop geplagten Füsse definitiv zu weit weg. Also fragen wir uns einfach durch, an vielen Ecken stehen Polizisten, die kompetent Auskunft geben. Der Heimweg im Bus führt meist am Bazurto vorbei. Fischgeruch hängt in der Luft, auch wenn die meisten der Fischstände bereits geschlossen sind. Pelikane und weisse Reiher sitzen immer noch auf der Lauer, warten auf ihren Obulus. Und vor der Einfahrt zum Baumarkt-Parkhaus stauen sich die Autos.

So heiss und sonnig die Tage, so luftig-windig die Nächte. Angenehm zum Schlafen. Oft ziehen wir uns sogar eine leichte Decke über die Schultern und den Rücken. Von der Werft nebenan klingt die Einschlafmusik herüber: es zischt und rattert, rüttelt und klopft. Hier wird Rost geklopft, gesandstrahlt oder geschweisst - und das vorzugsweise in der Nacht. Ab ca. 3 Uhr in der Früh ist Feierabend und es wird ruhig. Bis die Tagschicht antritt und es ab 7:30 wieder weiter geht, untermalt vom „pütschüpü“ der hiesigen Vögel.

so plätschern die Tage vor sich hin und Weihnachten hat sich still und leise genähert. Die Nachbarn (brasilianisch-amerikanische Mischung wobei die Bordfrau ausnahmsweise mal den amerikanischen Teil ausmacht!) laden uns ein, mit ihnen im Leihwagen in die Stadt zu fahren. Das klingt gut. Und am Weihnachtstag könne man doch einen Drink zusammen nehmen. Ansonsten ist es ruhig hier auf dem Boatyard, keine Community, kein besonderes Get-together der Segler, kein Strandbarbecue wie auf Grenada …. das fehlt uns. Umso schöner ist es, mit der Familie per WhatsApp sprechen zu können, die Lieben daheim zu sehen und so ein klein wenig „dabei sein zu können“.

Wir wünschen allen unseren Lieben, unseren Freunden, Bekannten ein frohes Weihnachtsfest, schöne Feiertage und einen guten Start in ein hoffentlich wundervolles, Glückliches und gesundes neues Jahr 2018!

Mal gucken …

…. ob es noch geht, der Logbucheintrag per Email! Ein Jahr sind wir nun schon in Deutschland. Ein Jahr mit neuen Erfahrungen aber kein abenteuerliches oder aufregendes Jahr. Ein Jahr mit Begegnungen. Begegnungen mit vertrautem. Mit Menschen und Orten, die Erinnerungen wach werden lassen, in die man reinschlüpft wie in bequeme Schuhe. Kein neu orientieren, kein mühsames suchen von Geschäften. Klingt nach Stillstand? Nein, wir waren viel in Bewegung, sind quer durch Deutschland gefahren und haben den Kilometerstand diverser Autos deutlich erhöht. Mal eben 500 km fahren - kein Problem. Aber wir haben uns auch daran gewöhnt, so individuell mobil zu sein, jederzeit Familie, Freunde besuchen zu können ohne lange mit dem Flugzeug anreisen zu müssen. Und jetzt bekommen die Tage noch einmal Siebenmeilenstiefel verpasst: wir haben uns ein Herz gefasst und Flüge nach Kolumbien gebucht. Dicke Fragezeichen stehen in vielen Augen, wenn wir es erzählen. Ja ist denn der Skipper schon wieder richtig fit? Wir werden sehen, was geht und was nicht. Wenn wir vor Ort sind. Rückflüge sind schnell gebucht. Aber die Sehnsucht nach dem Boot wird einfach grösser und wir haben das Gefühl, wir müssen uns wieder um unser Schiff kümmern, uns einen Motivationsschub verpassen; gucken, wie es weitergeht. Wir sind optimistisch und offen für vieles 8wenn auch nicht alles).

Und wir sind dankbar für ein ganz wundervolles Jahr in Deutschland. Für den Wechsel der Jahreszeiten, für eine unglaubliche Grünexplosion im Frühling, für - wenn auch viel zu wenige - warme Sommertage, für das unglaublichste Gelb des Herbstes im Rheingau und für den frostig-blauen Winterhimmel. Dafür, dass uns so viele Freunde ihre Zeit und Unterkunft geschenkt haben und für uns da waren.

Auf meinem Pseudo-Schreibtisch steht ein Glas mit Zetteln. Auf den Zetteln sind all die kleinen und grossen schönen Momente und Begebenheiten festgehalten. Ein Jahr zum nachlesen, portionsweise. Ich freu mich schon drauf, dieses Jahr noch einmal anhand meiner Erinnerungszettel und in Gedanken zu erleben.

Lust auf Weser?

Goldgelb funkelt der Inhalt in den Wein- und Biergläser im Licht der langsam untergehenden Sonne. Nur wenige Tische im grossen Biergarten direkt am Wasser sind besetzt, ein leichter Wind bewegt die Blätter der hohen, alten Bäume. Familie Schwan zieht behäbig flussaufwärts und wird von einem schnell aufkommenden Frachtschiff elegant überholt. Das gedämpfte „Pöttpöttpött“ erinnert mich sehr an meine Heimat, den Rhein. Dann liegt das Wasser fast unbewegt im silbernen Glanz der Sonne. Am anderen Ufer breiten sich abgeerntete Felder aus, durchsetzt von Baumreihen. Idylle pur, durchbrochen von sich träge drehenden Windrädern. Es fällt mir schwer, den Blick abzuwenden. Flusslandschaften sind einfach magisch.

Vorne altes, gepflegtes Fachwerk mit einer breiten Butzenglastür, hinten der Versuch, mit modernem Mobiliar in Rattanoptik etwas modernes Flair in das drinnen etwas angestaubte Gasthausambiente an der Weser zu bringen. „Weserlust“ - ob der Name Programm ist? Weserblick wäre jedenfalls auch passend gewesen. Direkt am Ufer der Weser gelegen, über einige Stufen und gepflegten Rasen gelangt man zum Restaurantsteg. Dessen Bretter biegen sich an einigen Stellen leicht nach oben - ob hier viele Boote festmachen damit die Bordküche kalt bleiben kann? Der grosse Restaurantbereich wird vom noch grösseren Saal übertroffen. Tresen und Gaststube sind etwas altbacken eingerichtet, Bauernstubencharme mit Holzböden, altem Mobiliar und etwas mehr Urigkeit würde sich hier gut machen. Auch auf der Terrasse fehlen die Gemütlichkeit bringenden Deko-Elemente. Einiges an ungenutztem Potential mit Traumlage/-blick - da geht noch was.

In der grossen Diele geht der Blick vom uralten Dielenschrank über die wunderschöne Deckenlampe zur alten, schwarzen Holzdecke,  Wenn alles so eingerichtet und gestaltet wäre wie die Diele, wäre es wahrlich eine „Weserlust“, dieses Gasthaus an der Weser. Denn der Herr über die Küche versteht sein Handwerk, die von der erfreulich überschaubaren und doch abwechslungsreichen Speisekarte gewählten Pfifferlinggerichte schmecken uns ausnahmslos gut.

Zum Abschied flitzen uns die in der Diele brütenden Schwalben noch um die Ohren und ich bewundere deren Flugkünste noch ganz besonders, als ich auf die kleine Öffnung oben in der Tür aufmerksam gemacht werde. Die ist der Nachteingang, wenn die grosse Türe geschlossen ist. Ob die Schwalben da hochkant durchfliegen oder ist das nur so eine Art Notaus/eingang? Falls es pressiert bei Familie Schwalbe ….

Und wo genau bekommt man also Lust auf die Weser oder auf leckeres Essen? In Barme, bzw. Dörverden-Barme!  Nie gehört? Dabei gibt es hier sogar ein Wolfscenter, das an der A27 mit einem Schild beworben wird. Früher gab es auch mal die Bundeswehr und eine Fähre. Heute gibt es dafür einen Blitzapparat neuester Technik und Optik. So ändern sich eben die Zeiten …..

http://www.weserlust-barme.de

Weserlust mit Blick auf die Weser und eigenem Anlegesteg

Weserlust mit Blick auf die Weser und eigenem Anlegesteg

Ein Frachtschiff nimmt elegant und mit Schwung die Kurve

Ein Frachtschiff nimmt elegant und mit Schwung die Kurve

Einsam

Sommer am Rhein bei Lorch

Sommer am Rhein bei Lorch

Jetzt steh ich hier gefühlt schon eine Ewigkeit an Land, im heissen Kolumbien, auf dem staubigen Platz der Ferroalquimar Werft. Stehe mir den langen Kiel in den dicken Bauch und schwitze vor mich hin. Ab und zu bin ich im Weg, dann kommt der Kran, packt mich in seine starken Gurtarme und setzt mich ein paar Meter weiter wieder ab. Das ist ein schönes Gefühl, fast so, als wäre ich wieder im Wasser, schwebend und leicht fühle ich mich dann. Dauert nur nicht lange.

Meine Crew will irgendwie nix mehr von mir wissen, die sind auf und davon. Ab und zu sehe ich merkwürdige Fotos. Auf denen sind dann komische Boote an einem braun-grün-grauen Fluss; Motorboote nennen sie die. Ich find die hässlich und kann gar nicht verstehen, warum sie mit so viel Begeisterung fotografiert werden. Aber meine Bordfrau hat ja ein Faible für das nicht ganz so schöne. Schönheit liege im Auge des Betrachters, sagt sie. Ich muss da irgendwie blind sein ……! Letztes Wochenende dann die Krönung: besichtigen die doch so komische Kästen auf 4 Rädern. Wohnmobile sollen das sein. Und ich frage mich, was macht man damit??? Die Duschkabine ist so eng, das man nur aufrecht darin stehen sich aber ja nicht bewegen kann. Vom Klo kann man kaum aufstehen (dafür aber auch nicht runterfallen, hat ja auch was), die Pantry ist offenbar nur zum angucken und nicht zum kochen ausgelegt. Antirutschkanten hab ich ja schon sehr filigrane, aber hier sind gleich gar keine vorhanden. Naja, wahrscheinlich schaukelt es in so einem Ding nicht so beim kochen. Oli Sailor meint, die würden nicht schwoijen und nicht schaukeln, dafür ziemlich viel Diesel verbrauchen, Krach machen und Gestank verbreiten. Will meine Crew etwa allen Ernstes in sowas einziehen und damit über Land gondeln??? Ich und auch viele unserer Freunde können sich das nicht vorstellen. Aber meine Crew guckt so ernst und nachdenklich, das ist kein gutes Zeichen …. ich kenn sie ja jetzt doch schon ein paar Jahre, um das deuten zu können. Hoffentlich redet denen noch mal jemand ins seglerische Gewissen. Was soll denn dann aus mir werden???

Überhaupt finde ich ja, das es echt Zeit wird, dass die wieder zu mir zurück kommen. Deutschland ist schön, das gebe ich ja auch zu. Aber ich würd gern auch mal wieder was anderes sehen und vor allem Wasser unter meinem Bauch fühlen. Das plätschern und gurgeln hören; fühlen, wie die Wellen mich kitzeln und mit Delfinen um die Wette durchs Wasser pflügen. DAS wäre fein ….. seufz. So wie es aussieht, muss ich darauf noch ein bisschen warten.

Einen Vorteil hat die Sache ja: ich hab hier jetzt die Wortgewalt von meiner Bordfrau übertragen bekommen. Sie hätte ja nicht wirklich was zu berichten meint sie. Na, ich ja auch nicht so wirklich. Was ja irgendwie auch nicht schlecht ist. So ein bisschen Ruhe nach den äusserst bewegten letzten 4,5 Jahren tun mir in meinem hohen Alter auch ganz gut. Solange mir das Ruderblatt nicht einrostet …. ;-). Viele Grüße an euch alle aus Cartagena de Indias! Und von meiner Crew soll ich aus Deutschland grüssen.

Einsam und verlassen auf dem Boatyard

Einsam und verlassen auf dem Boatyard

Wohnmobilbesichtigung

Wohnmobilbesichtigung

Matjestage

Lotsenhaus - zwischen der Schleuse und dem Aussenhafen liegt es direkt hinterm Deich, super Ausblick inclusive

Lotsenhaus - zwischen der Schleuse und dem Aussenhafen liegt es direkt hinterm Deich, super Ausblick inclusive

Steganlage im Emder Hafen - hier fand naja bei ihrer Ankunft 2002 ein erstes Asyl

Steganlage im Emder Hafen - hier fand naja bei ihrer Ankunft 2002 ein erstes Asyl

Alles Fisch oder was?

Matjestage in Emden - gute Gelegenheit, Segelfreunde zu besuchen, die in Emden wohnen - wenn sie nicht gerade an Bord Ihrer Alu-Yacht in der Karibik die Ankerplätze unsicher machen. Und gerade sind sie an Land, in Deutschland. Passt doch bestens!, auf nach Emden!

Für Schiff und Skipper hat Emden eine besondere Bedeutung: hier hat vor über 10 Jahren (15 um genau zu sein) ein Frachter festgemacht und seine Decksladung gelöscht. Die bestand unter anderem aus einer ziemlich ramponierten Segelyacht, die im Verladekran alles andere als stolz wirkte. Ein hässliches Entlein wurde da ins trübe Hafenwasser gesetzt und von einem anderen Boot zu einer kleinen Steganlage im Emder Hafenbecken und einige Zeit später nach Verden geschleppt.

„Na ja“ hat den Emder Hafen bislang nicht wieder gesehen, Skipper und Crew dagegen waren schon einige Male wieder hier. Und jetzt also mit guten Freunden, die uns gerne ihre Heimatstadt zeigen, uns für einige Tage grossherzig Obdach und Verpflegung bieten. Vom holländisch anmutenden und mit vielen kleinen Kanälen durchzogenen Wohnviertel ist es nicht weit zur Innenstadt und zum Hafen.

Der hat sich zu einem Unterhaltungshafen verwandelt. Rund herum sind Buden und Bühnen aufgebaut. Shantychöre geben ihr Können zum Besten während die einzige transportable Tanzorgel etwas verloren und abgedrängt am Rande des Trubels steht. Die Matjestage locken nicht nur Landbesucher an. Auch viele Yachten und Oldtimerschiffe haben den Weg in den Hafen gefunden und bieten uns reichlich Augenschmaus. Gelassen steht der Delftspucker am Geländer und schaut dem Treiben lächelnd zu. Der kann ja auch gut gelassen sein, ist er doch aus Bronze gegossen zur Erinnerung an den längst verstorbenen Hinnerk de Vries, den echten Delftspucker.

Den Matjes allerdings kaufen wir lieber direkt beim Hersteller und unsere Freunde finden erst jetzt durch uns heraus, dass die Firma FM Emder Matjes, bekannt für ihre leckeren Matjesspezialitäten, auch einen Werksverkauf bietet. Hier decken sich auch die zahlreichen Wohnmobilisten gerne ein. Der bis auf den letzten Platz belegte Stellplatz mit Blick auf den Hafen (sofern man einen Stellplatz in der ersten Reihe ergattert hat) ist durch eine gut frequentierte Strasse geteilt. Sehr zum Verdruss einiger Womo-Eigner, aber die meisten lassen sich davon offensichtlich nicht abschrecken und stellen trotzig die Campingstühle raus.

Unsere Gedanken wandern zwischen den Bootsstegen linker Hand und den Mobilheim-Plätzen zu unserer Rechten hin und her. Ob das wirklich so unser Ding ist, auf 4 Rädern durch die Lande zu gurken und auf solchen Plätzen zu stehen? Oder würden wir vielleicht auch etwas weiter weg von der Idylle dafür mitten im Hafenleben stehen?

Emden kann leider nicht mit allzu vielen historischen, schönen Gebäuden punkten. Dafür aber mit einer Kunsthalle, viel Grün, einem alten sternförmigen Stadtwall, einem Wasserturm, einigen Bronzeskulpturen, Museumsschiffen im Hafen, einer Sammlung Sonnenuhren, leckerstem Matjes (auch wenn der hierfür benötigte Fisch schon lange nicht mehr in den Gewässern vor den Schleusentoren gefangen wird) und irgendwie viel Flair. Emden - eine durchaus sympathische Stadt und zum Erstaunen unserer Freunde bei Urlaubern auch immer beliebter. Vielleicht auch, weil von hier aus die Fähren nach Borkum starten und nicht jeder den Stress zwischen eigener Ankunft und Abfahrtszeiten der Fähren haben möchte.

Natürlich wird auch hier in Emden viel neu gebaut, ist Leben und Wohnen am Wasser ein finanziell ein Thema. Die Sehnsucht der Menschen nach der Nähe zum Wasser, nach etwas aussergewöhnlichem wird auch hier gewinnbringend vermarktet. Ob das dröhnende Rumpeln der Züge beim Queren der Eisenbahnbrücke ebenfalls als exklusiv offeriert werden kann bleibt dabei äusserst fraglich.

Beruhigend für uns, dass wir einige Flecken wie z.B. die Steinlage des kleinen Vereines, bei dem „Na ja“ damals festmachen durfte, ebenso unverändert erscheint wie auch die flachen Häuser und kleinen Bootsbauerhallen am Ufer. Versteckt unter hohen Bäumen schmiegen sie sich zwischen Deich und Hafenwasser, fast vergessen und übersehen, wie aus einem uralten Märchen übrig geblieben. Gegenüber blitzen die Symbole der Zeit: zahlreiche Autos warten auf ihre Verladung. Denn auch von Emden gehen die kastenförmigen Autotransporter ab. Schafe weiden gemächlich das hohe Gras auf dem Deich ab. Früher konnte man auf dem Deich entlang laufen, heute gehört er den vierbeinigen Rasenmähern. Das alte Lotsenhaus wacht noch immer über die gerade in Renovierung befindliche Seeschleuse in deren Kammer ein kleines Segelboot auf dem Weg aufs grosse Meer ist. Seeluft, Möwengeschrei und auch hier Wohnmobile - auf einem geteerten Platz, der ähnlich trostlos und öde wirkt wie die Steinlage des Emder Yachtclub hier im Aussenhafen. Kein Baum, kein Strauch, die Sonne knallt ungebremst auf alles herunter. Wie es hier wohl bei richtig Sommer ist?

Emden, auch eine Hafenwelt.

Rathaus Emden

Rathaus Emden

Sonnenuhren"park" am Emder Hafen

Sonnenuhren

Boot oder Wohnmobil???

Links die Bootsstege, rechts die Womo-Parkplätze, wir mittendrin. Fast symboilisch für unsere Zerrissenheit: Boot oder Wohnmobil???

Hafenimpression

Hafenimpression

Autofrachter im Aussenhafen

Autofrachter im Aussenhafen

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