Goldgelb funkelt der Inhalt in den Wein- und Biergläser im Licht der langsam untergehenden Sonne. Nur wenige Tische im grossen Biergarten direkt am Wasser sind besetzt, ein leichter Wind bewegt die Blätter der hohen, alten Bäume. Familie Schwan zieht behäbig flussaufwärts und wird von einem schnell aufkommenden Frachtschiff elegant überholt. Das gedämpfte „Pöttpöttpött“ erinnert mich sehr an meine Heimat, den Rhein. Dann liegt das Wasser fast unbewegt im silbernen Glanz der Sonne. Am anderen Ufer breiten sich abgeerntete Felder aus, durchsetzt von Baumreihen. Idylle pur, durchbrochen von sich träge drehenden Windrädern. Es fällt mir schwer, den Blick abzuwenden. Flusslandschaften sind einfach magisch.

Vorne altes, gepflegtes Fachwerk mit einer breiten Butzenglastür, hinten der Versuch, mit modernem Mobiliar in Rattanoptik etwas modernes Flair in das drinnen etwas angestaubte Gasthausambiente an der Weser zu bringen. „Weserlust“ - ob der Name Programm ist? Weserblick wäre jedenfalls auch passend gewesen. Direkt am Ufer der Weser gelegen, über einige Stufen und gepflegten Rasen gelangt man zum Restaurantsteg. Dessen Bretter biegen sich an einigen Stellen leicht nach oben - ob hier viele Boote festmachen damit die Bordküche kalt bleiben kann? Der grosse Restaurantbereich wird vom noch grösseren Saal übertroffen. Tresen und Gaststube sind etwas altbacken eingerichtet, Bauernstubencharme mit Holzböden, altem Mobiliar und etwas mehr Urigkeit würde sich hier gut machen. Auch auf der Terrasse fehlen die Gemütlichkeit bringenden Deko-Elemente. Einiges an ungenutztem Potential mit Traumlage/-blick - da geht noch was.

In der grossen Diele geht der Blick vom uralten Dielenschrank über die wunderschöne Deckenlampe zur alten, schwarzen Holzdecke,  Wenn alles so eingerichtet und gestaltet wäre wie die Diele, wäre es wahrlich eine „Weserlust“, dieses Gasthaus an der Weser. Denn der Herr über die Küche versteht sein Handwerk, die von der erfreulich überschaubaren und doch abwechslungsreichen Speisekarte gewählten Pfifferlinggerichte schmecken uns ausnahmslos gut.

Zum Abschied flitzen uns die in der Diele brütenden Schwalben noch um die Ohren und ich bewundere deren Flugkünste noch ganz besonders, als ich auf die kleine Öffnung oben in der Tür aufmerksam gemacht werde. Die ist der Nachteingang, wenn die grosse Türe geschlossen ist. Ob die Schwalben da hochkant durchfliegen oder ist das nur so eine Art Notaus/eingang? Falls es pressiert bei Familie Schwalbe ….

Und wo genau bekommt man also Lust auf die Weser oder auf leckeres Essen? In Barme, bzw. Dörverden-Barme!  Nie gehört? Dabei gibt es hier sogar ein Wolfscenter, das an der A27 mit einem Schild beworben wird. Früher gab es auch mal die Bundeswehr und eine Fähre. Heute gibt es dafür einen Blitzapparat neuester Technik und Optik. So ändern sich eben die Zeiten …..

http://www.weserlust-barme.de

Weserlust mit Blick auf die Weser und eigenem Anlegesteg

Weserlust mit Blick auf die Weser und eigenem Anlegesteg

Ein Frachtschiff nimmt elegant und mit Schwung die Kurve

Ein Frachtschiff nimmt elegant und mit Schwung die Kurve