Monats-Archiv April, 2019

USA die zweite

Das alles und noch viel mehr …. hab ich mir auf meine Tagesordnung  für die nächsten Wochen geschrieben.

Wir sind angekommen. Mit Turbulenzen, Flugverspätung, Hetzerei und 2x umsteigen. Immer wieder neue Erfahrungen: wenn der Anschlussflug brav wartet und ALLE schon eingestiegen sind, kommt man in den Genuss eines speed-boarding. Und das Flugpersonal begrüsst einen besonders freundlich. Lag ja aber auch nicht an uns, sondern an der neu ausgespielten Software des Flughafens Schiphol, Amsterdam. Das es sich bei beiden Flügen um KLM handelte, war sicherlich auch nicht von Nachteil.

Atlanta war unterirdisch - gut, das es eine U-Bahn gab, die uns von einem Terminal zum nächsten brachte. Das sind Entfernungen!!! Dazu lange Schlangen vor der Customs & Border Control. Für volle 180 Tage bekommen wir unsere Aufenthaltserlaubnis. Dabei wollen wir doch gar nicht so lange. Der Beamte weiss jetzt, wie lang unser Boot ist und wieviel Segelfläche wir haben. ‘Welcome back’ meint die Beamtin, die den Passagierstrom in die richtige Check-In-Reihe leitet.

Mit einem kräftigen Rumms setzt der DeltaAir-Flieger auf der Landebahn von Richmond auf. Holt mich hart aus dem kurzen Schlummer. Die Stirn dockt kurz am Bildschirm in der Rückenlehne an. Wach und gelandet. Final. Wir sind angekommen und sogar unser einziges Gepäckstück hat es hierher geschafft. Was ist das für ein gelber Zettel da am Griff??? Unglaublich: hat sich doch tatsächlich die Bundespolizei in Hannover für unsere Tasche interessiert und tut uns dies mittels gelbem Babberl höflich kund. Tja, wenn Segler reisen, gibt es für die Beamten was zu gucken. Eine solche Mischung sieht man sicherlich nicht jeden Tag.  Bei uns waren es dieses Mal: ein Ladegerät, ein Regler für den Windgenerator, ein leerer Rucksack und eine ebenso leere Reisetasche schmiegen sich eng an Dieselfilter, die alten Teile der Rollanlage und ergeben eine feine Mischung.

Aha, was die wohl gedacht haben??

Aha, was die wohl gedacht haben??

Jetzt dösen wir noch etwas im Lounge-Bereich von Richmond Airport rum, bis uns die Freunde abholen. Ruhig ist es hier, mitten in der Nacht. Mit gratis Internet und Trinkwasserspendern. Liegen auf einigermassen bequemen Sesseln und Couchen ohne störende Armlehnen zwischendrin. Ausstrecken, etwas ausruhen. Gedanklich schon mal auf die nächsten Tage einstimmen.

ewiglange couch im Wartebereich des Flughafens Richmond. Da passen wir beide samt Gepäck drauf. Leider liegt das Foto auch auf der Seite ;-)
ewiglange couch im Wartebereich des Flughafens Richmond. Da passen wir beide samt Gepäck drauf. Leider liegt das Foto auch auf der Seite ;-)

Reise Reise

Sieht aus wie letztes Jahr, als wir sie verlassen haben

Sieht aus wie letztes Jahr, als wir sie verlassen haben

Still ist es geworden, auf unserer Website. In unserem Leben eher nicht. Wir sind zwar immer noch nicht unter die Hektiker gegangen (zumindest meistens), aber es bewegt sich doch so einiges bei uns. Die finalen Abschlüsse ziehen sich allerdings meist noch etwas hin. Alles nicht so einfach, mit den Entscheidungen, der Bürokratie, den Formalitäten etc.

Ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem wir aus den USA zurück kamen. Wo unser Schiff, bockig-trotzig-stabil wie es nun einmal ist, auf seinen Stützen und dem Boatyard tapfer allen Tornados, Winterstürmen, Schneefällen, Regen und sonstigen Wetterunbilden getrotzt hat. Erste Fotos haben uns erreicht und einen ganz passablen Allgemeinzustand vermeldet. Wetterberichte für die Region Deltaville, VA hatten wir vorsichtshalber erst gar keine angeschaut in der Zeit. Was ich nicht weiss, macht mich bekanntlich nicht heiss.

Trotz aller Ignoranz rückt uns Abflugtermin gnadenlos näher. Am Montag geht es Richtung USA, zweimal umsteigen (ist ja fast wie Bahnfahren) und dann noch eine Stunde Fahrt mit dem Auto. Das bewährte Kassiopeia-Team wird uns in Empfang nehmen und nach Deltaville bringen. Dann heisst es, die nächsten 3 Monate Abschied zu nehmen. Von unserem Schiff, von unserem Leben der letzten 6 bzw. 7 Jahre. Auszusortieren, was wir unbedingt mit nach Deutschland schleppen wollen, was verschenkt, verkauft oder sonstwie entsorgt werden kann. Diese Art Abschied war ja nie geplant, alles sollte „auf eigenem Kiel“ irgendwann wieder in Deutschland ankommen.

Wir werden Gespräche mit dem Makler führen, der für uns Inserate schalten und die Heerscharen von Interessenten aufs Schiff lassen soll. Und uns hoffentlich recht bald mit der frohen Botschaft überrascht „Sold“ ….. naja, man darf doch hoffen-träumen-wünschen.

Noch türmen sich die 3 Monate wie eine ewige Zeitspanne vor uns auf. Das die Tage nur so fliegen werden, ist uns aber schon jetzt klar. Sightseeing? Hm, der Focus liegt jetzt derzeit nicht so sehr darauf. Der Skipper ist USA-müde und mag höchstens noch New York angucken, die Bordfrau zuckt bei diesem Ortsnamen gequält zusammen und meint „muss das wirklich sein, schon wieder eine Großstadt und auch noch ein solcher Moloch!!??“ Das Thema ist also definitiv noch nicht ausdiskutiert - ich persönlich hoffe ja noch auf ein Wunder oder eine Eingebung von höherer Instanz ;-). Und darauf, das ich Cape Hatteras auch ohne Gegenleistung sehen kann.

Ach ja, apropos Reisen: das Bettmobil muss auch noch verkauft werden. Interessierte Segler (oder auch Nicht-Segler) , die in nächster Virginia anlaufen, dürfen sich also vorab schon gerne bei uns melden.

Und dann, was machen wir nach den 3 Monaten??? Zu Hause sitzen, Rasen mähen, den Gehweg hoch und runter gucken - nein, das eher nicht. Sich mehr um die Familie kümmern? Nö, die kommen auch ohne uns ganz gut klar. Ja, was denn dann??? Hömma, iss doch glasklar: REISEN - nicht mehr auf dem Wasser, aber mit einem anderen „rolling home“, einem mit Rädern. Das steht schon in den Startlöchern und knackt mit den Achsen. Eine Woche Trockencamping hier in Verden hat uns schon ein bisschen aneinander gewöhnt. Es schaukelt sogar ein wenig - bei Seitenwind. Und davon hatten wir ordentlich die letzten Tage. Gewöhnungsbedürftig, für mich zumindest. Der Skipper (demnächst dann nur noch Coskipper oder Navigator) schläft in bewährter Bordmanier tief und fest, lässt sich von nichts und niemand stören.

Heisst also, das wir demnächst dann also von unseren Erlebnissen in der Camperszene berichten können-dürfen-wollen (oder auch nicht, das ist noch nicht so ganz entschieden). Dafür gibt es dann aber zu gegebener Zeit eine neue Blog-Adresse. Die Suche nach unserer „Rosinante“ hat uns die letzten Monate ziemlich beschäftigt und durch ganz Deutschland geführt. Da wir aber auch wieder eine feste Landbleibe mit Mauern um uns rum möchten, uns das komplette Haus aber immer noch zu gross ist, basteln wir also auch noch ein bisschen an unserer Immobilie rum. Schaffen uns ein kleines Appartment, indem wir auch mal unterschlüpfen können, wenn wir nicht unterwegs sein wollen, wenn nix schaukeln soll. Ab und zu mal immobil sein, ist ja auch ganz nett.

Rosinante

Rosinante