Monats-Archiv Juni, 2018

PC’s

PC = Parkcamper, Picknickbankcamper
Nein, nicht im klassischen Sinne sind wir Park-Camper. Wir schlagen in keinem der vielen Naturparks unser “Lager” auf. Am Ufer des Erie-Sees gibt es viele Grünanlagen, die als Park bezeichnet werden. Oft mit einem Strand, immer mit Sanitäranlagen, Picknicktischen und einem tollen Blick aufs Wasser. Seltener mit hohen, schattenspendenden Bäumen. Eher zufällig haben wir den Waver-Beach-Park gefunden. Ein überschaubares Stück Rasen, schattige Parkflächen, Picknickbänke, besagter Blick aufs Wasser - wir wollen nix mehr. Fliessend Wasser für usneren Abwasch und sogar einen Stromanschluss entdecken wir. Der speist jetzt unsere Kühlbox sowie sämtliche Ladekabel. Drauf gebracht hat uns ein Einheimischer, der den Elektroroller kurzerhand mit dem mitgebrachten Kabel an die Steckdose klemmte.
So nehmen wir hier unser Frühstück ein, kochen auch noch einen zweiten Kaffee. “Sorry, we are a little bit late, it was so much traffic” … häh, kennen wir die?? Ein Pferdeschwanztyp, braun gebrannt und muskulös samt einer Frau, Typ “ist sie seine Mutter oder wirkt er einfach nur so jugendlich?” steuern einen anderen Tisch an. Tja, Kaffee ist leider grad alle geworden. Sie versprechen aber, zur Lunchtime wieder hier zu sein. Sind sie auch und er zieht kurzerhand mal den Picknicktisch in die Sonne. Wow, ist der stark. Wir haben den zu zweit nur einen Meter bewegt bekommen.
Radler, Jogger, Jundebesitzer, Strandliebhaber - ein ständiges Kommen und Gehen. Aber einige Gesichter sind man immer wieder, man kennt sich schon, grüsst etwas herzlicher, Wiederholungstäter. “Such a lovely place” versichert man sich gegenseitig und kommt ins Gespräch. Unsere Nachbarn sind aus Toronto geflüchtet, da ist es ihnen zu heiss. Heute sollten es 36 Grad werden und das in der Stadt, nicht auszuhalten. Da flüchtet man lieber an den Lake Erie, lässt sich die Brise um die Nase wehen und guckt sich die Gegend hier ein bisschen an. Zum Abendessen gibt es lecker Grillhähnchen von Walmart, auch fein. Wir brutzeln lieber auf unserem Gaskocher vor uns hin. Die Gerüche unserer Campingküche und auch die einladend offenstehende Heckklappe unseres voll gepackten Bettmobils sorgen imer wieder für Gesprächsstoff mit den Locals.
Und dann wird es gegen Abend doch noch richtig feierlich, hier im Park. Eine Hochzeitsgesellschaft trifft ein. Klein, aber fein gemacht. Der Standesbeamte wartet auch schon und nach anfänglichen Vermutungen, die in Richtung “Fotosession” gehen legt der in dezentes Grau gekleidete Herr los: die Trauung beginnt. Einfach so, zwischen den Bäumen. Der Text wird mehr oder weniger vom Tablet abgelesen. Die blonde Braut strahlt ihren dunkelhäutigen Bräutigam über die Gänseblümchen hinweg an, er nickt ganz verzaubert von den Worten immer wieder heftig. Ja, will er alles. Soll alles so geschehen, wie der Standesbeamte das verkündet und einfordert. Wir sind ganz ergriffen. Nicht nur Erinnerungsbänke an Verstorbene stehen hier, jetzt wird auch noch der Bund fürs Leben hier geschlossen. “Da müssen wir gratulieren” sagt der Skipper und will schon los. “Nein, das können wir nicht machen” quakt die eher schüchterne Steuerfrau. “Doch, doch, das muss sein, wenn wir schon hier sind”. Gut, dass ich ihn erstmal ausgebremst habe. Erst werden die Unterschriften geleistet, auf schnödem Papier auf einem noch schnöderen Picknicktisch und doch wird diese Unterschrift sicherlich unvergesslich werden. Dann folgen weitere salbungsvolle Worte. Klar, Ringe werden auch getauscht, der Skipper nimmt es erleichtert zur Kenntnis …. “ich dachte schon, das gibt es hier nicht”.
Dann lachen alle erleichert auf und fallen sich in die Arme. Der Brautvater läuft uns in selbige und wir schütteln ihm herzlich die Hände, gratulieren zum frisch gebackenen Schwiegersohn. Der sei aus Kolumbien verrät er uns. Der Einbürgerungsantrag läuft. Heiraten wollten sie sowieso aber damit das mit der Einbürgerung schneller klappt, haben sie sich entschlossen, auch etwas früher zu heiraten. Wir drücken die Daumen, dass alles gut wird und ich drücke auch noch den Auslöser der Kamera fürs Gruppenfoto.
Hach, wat war dat schön. Wir sehr einen doch das Glück anderer Menschen beseelen, glücklich machen kann.

Picknickbank-Camper

Picknickbank-Camper

Fort Erie und Lake Erie

Der Niagara Parkway führt uns noch ein Stück am Fluss entlang und endet dann kurz vor Fort Erie. Breit, ruhig, gemächlich windet sich der Niagara River neben uns durch eine sehr angenehme, hübsche Landschaft. Typisch auch hier die grossen Häuser auf riesigen Grundstücken. Alles sehr gepflegt, die endlosen Rasenflächen werden mit Aufsitzmähern hingebungsvoll bearbeitet, überall brummt es.
Kleine Parkplätze bieten Rastmöglichkeiten, mit Blick auf Fluss, auf vereinzelte Sportboote und Bootsanleger. Schmale, Brücken mit Geländern aus Stein führen über Bäche, die den Niagara füttern. Ein breiter Radweg schlängelt sich zwischen Gärten und Strasse entlang.
In Fort Erie führt die Friedensbrücke, die Peace-Bridge, über den Fluss. Ein paar ziemlich tot wirkende Häuser und Geschäfte bilden eine Art Ort. Hübsch hässlich das Ganze.  Wir suchen und finden mit Waverly Beach ein bisschen Idylle und Strand. Ein kleiner Park, ein Stückchen Strand und viele  Mauerreste im Wasser und im angrenzenden Wäldchen. Informationstafeln klären uns auf: hier konnte man sich bis 1930 im Erie Beach Park amüsieren, tanzen, in einem Hotel mit Seeblick wohnen und fein dinieren. Der “Welt grösster Outdoor-Pool”, Casino, Rennbahn, Kamelreiten, Achterbahn und verschiedene Fahrgeschäfte liessen die Menschen voller Vorfreude in Massen für Tickets anstehen. Viele davon kamen von Amerika mit der Fähre über den See und auch das wurde schon als ein grosses Vergnügen gepriesen. Erinnert ein klein wenig an die Fährverbindungen zwischen Dänemark und Deutschland?!
Dann kam die Wirtschaftskrise und den Betreibern des Parks ging die finanzielle Luft aus. Vieles wurde an andere Vergnügungsparks verkauft.  Ein Feuer zerstörte grosse Teile der Gebäude und über den Rest ist viel Wald und Gras gewachsen. Vielleicht findet sich auch noch der eine oder andere Stein in den umliegenden Wohnhäusern?
Heute ist es mehr “back to the roots”. Die Menschen kommen wieder zum Picknicken hierher, treiben Sport, Fahrradfahrer nutzen den kilometerlangen, gut ausgebauten und sogar mit Reparaturstationen versehenen “Friendshiptrail”. Am Ufer stehen schöne Parkbänke, die alle mit Erinnerungsplaketten versehen sind. Erinnerungen an Menschen, die hier einmal gelebt haben, denen dieser Ort wichtig war und deren Angehörige sie auf diese Art unvergesslikch machen. Auf dem See donnern die Motorboote vorrüber und am Strand platschen Hunde begeistert einem Ball oder Stock hinterher.
Der kleinste der Seen ist der Lake Erie. Und ist doch schon unvorstellbar gross.Hier ist er noch schmal.  Dunst verhüllt das andere Seeufer, nur langsam hebt sich der Schleier und Windkraftanlagen werden sichtbar. Hier in Kanada setzt man mehr auf Solaranlagen und Wasserkraft. Windräder haben wir zumindest in diesem Teil des Landes bislang keine gesehen.

Strand am Lake Erie

Strand am Lake Erie

So sah es hier am Ufer mal aus - unglaublich, wenn man heute die kläglichen Betonreste in Wasser und Wald sieht

So sah es hier am Ufer mal aus - unglaublich, wenn man heute die kläglichen Betonreste in Wasser und Wald sieht

Its Lilientime - diese hier wachsen wild überall und oft flächendeckend

Its Lilientime - diese hier wachsen wild überall und oft flächendeckend

Überwachsen - nur noch Reste, Fragmente des früheren Vergnügungsparks hier am Erie See sind noch zu sehen. Die Natur holt sich alles zurück

Überwachsen - nur noch Reste, Fragmente des früheren Vergnügungsparks hier am Erie See sind noch zu sehen. Die Natur holt sich alles zurück

Jugendtraum

Wasser. Stark, sanft, schnell, langsam, fliessend, stehend, kraftvoll. Blau, türkis, grün, schieferfarben, braun, klar, schmuddelig, salzig, süss, tragend, immer tragend. Mal mehr, mal weniger.  Mal leise, mal laut. Donnernd, brüllend. Sich über eine Felskante kühn über mehrere Meter in die Tiefe stürzend, furchtlos. Stromschnellen bildend, Strudel formend, weissen Schaum auf der smaragdgrünen Oberfäche bildend. Und immer faszinierend.
Niagarafälle … ein magischer Name, der mir vor über 40 Jahren von einer Postkarte entgengen leuchtete. Eine Postkarte, die es schon lange nicht mehr gibt. Die Niagarafälle aber liegen mir zu Füssen, berühren all meine Sinne, meine Seele. Völlig nebensächlich, wie hoch, wie breit oder ob es noch höhere, breitere, beindruckendere Wasserfälle gibt. Das hier, das ist MEIN Wasserfall. Der in dem Kind eine diffuse Sehnsucht manifestierte, die jahrelang unterdrückt und ins Unbewusste verbannt wurde und jetzt bewusst wird, sich ans Licht drängt.
Alles sauge ich auf, alles wird fotografiert. Unermüdlich, in verschiedenen Variationen. Nicht sattsehen kann ich mich am Horseshoe-Fall, an den Stromschnellen oberhalb. An dem Farbwechsel, wenn das Wasser sich über die Felskante stürzt. An der Gischt, die sich hoch über die Wasserfälle hinaus erhebt und mein Gesicht benetzt. Unten, auf den Rundfahrtschiffen, stehen rote und blaue Punkte. Die Uniform der Fahrgäste, rote und blaue Regencapes, Müllsäcken ähnelnd, aber ihren Zweck erfüllend. Regenbögen leuchten auf.
Stromschnellen geben nochmal so richtig Gas, bilden weisse Schaumkronen auf der Oberfläche bevor sich die Masse, jetzt nicht mehr türkis, sondern fast durchsichtig, ungebremst über die Kante der Horseshoe-Falls in die Tiefe stürzt. Wie ein Sog, der den Beobachter mitzieht und als Gischtwand meterhoch wieder aufsteigt. Ganz nah stehen wir an dieser Kante, lassen uns mitziehen, mit den Augen. Sehen die Auslugsboote weit unten taumeln und torkeln. Wie bunte Korken liegen sie vor der Wasserwand, werden umspannt von Regenbögen, die sich in der aufsteigenden Gischt bilden.
Auf dem Wasser geht es uniform zu, an Land dagegen ist das Motto “die Gewänder aller Herren Länder”. Hier trifft Asien auf Europa, der Buddhismus auf den Islam und so manches Kleidungsstück verrät ziemlich genau die Herkunft seiner Träger/in.
Attraktionen heissen sie, die vielfältigen Angebote. An einem Drahtseil kann man sich von einer Felsnase zur anderen rutschen lassen. Oder man fährt mit der “Maid of Mist” mitten rein in den Vorhang aus Wasser. Lässt sich benebeln und durchfeuchten von den Wassermassen. Oder man macht eine “Journey behind the Falls” - die, so erfahren wir von den Campingplatznachbarn, wahrscheinlich deshalb so preisgünstig ist, weil unspektakulär und weit hinter den Erwartungen zurück bleibend. Aufzüge bringen die höhenresistenten auf den schlanken Tower. Wo man dinieren und gucken kann. Oder nur gucken, je nach Budget. Und wer gar nicht genug von den Fällen bekommen kann, der bezieht ein Zimmer mit “Fall”sicht.  stellt sich auf den kleinen Balkon und schaut dem Spektakel aus luftiger Höhe zu. Gleich hinter dem Nobelhotel ist das Vergnügen zu Hause. Das rattert, klingelt, hupt, blinkt und musiziert. Ein Graus für unsere Ohren nix wie weg hier! Uns genügt der Blick auf die Wasserfälle, genügt die Stimme der Fälle in unseren Ohren. Warum muss der Mensch da noch Casinos, Souvenirshops noch drumherum bauen? Die eigentliche Attraktion sind die Wasserfälle. Und die kann man sich glücklicherweise noch gratis angucken.
Der Niagara Parkway führt uns bis nach Niagara-on-the-lake. Gepflegte Häuser, Parks mit Picknickmöglichkeiten, immer wieder Ausblicke auf den NIagara-River, auf Sperrwerke die Strom erzeugen oder auf Weingärten, Weingüter. Auch die Weinroute führt hier entlang. Alles ist idyllisch, ansehnlich, beruhigend aber auch touristisch. Und dann stehen wir am Lake Ontario. Haben den See auf seiner Nordseite einmal von Ost nach West erkundet. Sind mal von ihm weg gefahren, um ihm wieder ganz nah zu kommen. Haben verschiedene Facetten gesehen und erlebt und längst nicht alles gesehen. Für uns schliesst sich kein Kreis, aber irgendwie ist es schon ein Ende unserer Reise durch einen kleinen Teil Kanadas. Da wo sich Anno 18irgendwas die Amerikaner mit den Kanadiern bekämpft haben. Wo Amerika Fort George nach 2 Tagen Kampf erobert und eine Woche später wieder verloren hat, da fliegen heute die Golfbälle über gepflegten Rasen. Stehen prachtvolle Villen auf parkähnlichen Grundstücken und flanieren die Menschen entspannt am Seeufer entlang. Gut, das die “alten Zeiten” vorrüber sind und man die Grenze zwischen kanada und USA relativ unkompliziert überschreiten kann. Und hoffentlich bleibt das auch so.
Ein klein wenig vom Lake Erie werden wir noch erkunden, dann geht es wieder zurück über die Grenze, in die USA, zurück nach Virginia.
Und pünktlich um 22 Uhr wird das Donnern des Wassers übertönt. Dann ist Feuerwerk-Zeit. Die Wasserfälle werden illuminiert und mit Raketen beschossen. Zum Glück nur farbigen. Wer weiss, wie sich sonst die Felsformationen verändern würden.

Toronto und andere Städte

Irgendwie reizt uns alles grad nicht mehr so wirklich.  Wir nähern uns Toronto und alles ist industrieller, wirtschaftlicher orientiert. Vorbei ist es mit Landwirtschaft und vom Tourismus geprägten Ortschaften, nix ist mehr aus der Zeit gefallen wie Merrickville oder der Rideau Kanal. Hier herrscht das Geld, die Autos fahren schneller und hektischer, das Benzin ist teurer, die Campingplätze liegen direkt am Highway. Strommasten und Schornsteinschlote beherrschen den Himmel.
Toronto ist nett, hat mit dem CN-Tower ein wirklich beeindruckendes Bauwerk und mit dem “Old Distillery District” ein ebenfalls beeindruckendes Beispiel dafür, was man aus alten Industriegebäuden machen kann. Restaurants, Shops, dazwischen ein bisschen Kunst und ein klitzekleines bisschen an Information zu den früheren Aufgaben der Gebäude. Kopfsteinpflaster, glatt getreten früher von Pferdehufen, heutzutage von Slippern, Flip-Flops unzähliger Touristen. Asiaten sind hierbei in der Überzahl. Was vielleicht auch daran liegen mag, das Toronot über ein Chinatown verfügt und entsprechend viele Asiaten hier ihren Wohnsitz haben. Neben Indern. Klein Italy geht da schon irgendwie unter und fällt auch nicht so sehr auf, wirkt zu sehr kanadisch. Trotzdem ein nettes Viertel, in dem idyllisches Wohnen in älteren Reinhäusern mit viel Grün drumherum und einem quierligen Geschäftsleben auf der Main-Street ganz dicht beieinander liegen.
Überhaupt ist Toronto eine sehr grüne Stadt und nennt sich selbst “Stadt im Park” .Bezeichnend und auch treffend wie wir finden. Trotzdem sind wir nach ein paar Stunden Sightseeing “satt” und suchen wieder einmal das Weite. Das finden wir hier in dieser Region allerdings nicht so wirklich. Zumindest nicht in der Nähe des Sees. Industrie, grosse Gebäude, Shoppingviertel. Manchmal ist der Übergang von einer Stadt zur nächsten fast fliesend. Sind wir jetzt noch in XY oder schon  in Z?? Naturparks, Parks am Wasser, Marinas - weit draussen auf dem See, am Horizont zieht ein grosses Frachtschiff dahin. Fast könnte man meinen, man sei am Meer. Segelboote fahren raus und kreuzen vor der Küste.  Prachtbauten von Häusern, mit Säulen und mindestens 3 Garagentoren, breit wie Scheunentore, reihen sich aneinander. Gepflegte Rasenflächen und beeindruckende Zufahrten davor, Seeblick dahinter. Wehe, wenn Protzilein los gelassen. Auffallend häufig begegnen uns auch Fahrzeuge der M-Klasse und Cabrios werden ebenfalls gerne spazieren gefahren. Man hat was und man zeigt, was man hat.
So nähern wir uns unmerklich NIagara Falls. Weingärten (Berge kann man ja nicht sagen hier) reihen sich aneinander, Schilder am HIghway verkünden, welche Weingüter da an der nächsten Abfahrt zu erreichen sind. “Coyotes Farm”, “The 2 Sisters”, “Red Frog Pond”, “Between the lines”  um nur einige zu nennen. Am besten gefällt mir aber “Organised Crime Winery”, das ist doch mal ein interessanter Name für ein Weingut!
“Sind wir jetzt etwa schon gleich wieder in den USA????”. Leichte Panik überfällt uns, das wollten wir doch noch nicht, die Grenze überschreiten. Noch knapp 2 km sind es bis dahin und wenn man so auf dem Highway sinnig vor sich hinbrummt, kann das vielleicht ja schonmal passieren, dass man so eine Grenzgeschichte zu spät wahrnimmt. Stell ich mir nicht so prickelnd vor: ich mach meinen berüchtigten U-Turn auf der Strasse, um wieder zurück nach Kanada zu fahren, an der Heckstossstange 20 Blaulicht-Autos klebend, die mich verfolgen weil sie eine kriminelle Straftat vermuten. Zuviel Steve Mc Quinn geguckt? Könnte sein.
Wir tuckern stattdessen lieber durch Niagara Falls. Schrecklich, was hier alles für den Tourismus auf die Beine gestellt wird! Warum braucht man Spielcasinos, wenn man hierher kommt, um sich die Wasserfälle anzugucken? Und muss man die aus einem gigantisch hohen Turm angucken? Da gefällt uns der Niagara Parkway deutlich besser. Der führt einfach so, ohne Eintritt, an den Wasserfällen und am Fluss entlang, bis nach Fort Erie kann man fahren. Und da wir hier immer noch in der Vorsaison rumdümpeln, mit erstaunlich wenig Verkehr und wenig Touristen, ist das eine richtig nette, gemütliche Sache.
Neben uns donnert das Wasser die Felsen runter, verwirbelt, die Gischt steigt fein und doch dicht wie eine Wand in die Höhe, benetzt alles in der Umgebung. Die Strasse ist feucht, öffnet man das Autofenster oder steigt aus, riecht man Wasser, fühlt man Wasser. Gigantisch. Klar, es sind nicht die grössten, beeindruckendsten Wasserfälle der Welt. Iguazu soll noch höher, grösser, breiter sein. Mir aber reicht Niagara vollkommen. Hier zu stehen, dieses Naturwunder zu bestaunen, das ist die Erfüllung eines Kindheitstraumes. Der mit einer simplen Postkarte von den Niagarafällen begann, die meine Eltern irgendwann mal von Bekannten bekamen und die den Weg in mein Kinderzimmer fand. Ich bin grösser geworden, die Augen sind abgeklärter, haben viel gesehen in all den Jahren und trotzdem bin ich hin und weg, zappelig wie ein kleines KInd zu Weihnachten. Kann es kaum abwarten, näher ran zu kommen, alles richtig anzuschauen, zu fotografieren, zu bewahren. Bis morgen muss ich mich noch gedulden. Jetzt geht es erst einmal auf den Campingplatz, den wir uns ausgeguckt haben. Duschen, Wäsche waschen, Zelt aufstellen und mal unsere Plünnen durchsortieren, damit das in den letzten Tagen entstandene Tohuwabohu in unserem Auto mal wieder etwas geordneter wird. Auf dem Oaklands Campingplatz, direkt am smaragdgrünen Welland River gelegen, können wir das alles. Nur wenige Plätze sind belegt. Einer davon, direkt gegenüber, von einem jungen Paar aus Deutschland, das mit einem MIetauto für mehrere Wochen Kanada erkundet. Reiselustig sind die Beiden, haben schon viel gesehen, schwärmen von Indonesien. Da sollten wir auch unbedingt mal hin. Wer weiss, wir wollten ja auch nie in die USA und Kanada war auch nicht geplant.

Klein-Italy in Toronto

Klein-Italy in Toronto

Brotauswahl in der Distillery-Bakery in Toronto

Brotauswahl in der Distillery-Bakery in Toronto

Altes Gelände mit neuer Nutzung -Distillery in Toronto

Altes Gelände mit neuer Nutzung -Distillery in Toronto

Bügeleisen-Gebäude und Skyline von Toronot

Bügeleisen-Gebäude und Skyline von Toronot

Kosmetikverkauf der etwas anderen Art, clean, weit, angenehm duftend - Toronto

Kosmetikverkauf der etwas anderen Art, clean, weit, angenehm duftend - Toronto

Park in der Park-Stadt Toronto

Park in der Park-Stadt Toronto

Deine Spuren…

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…an der Zeltwand. Ob uns der Waschbär gefolgt ist? Jedenfalls hat es  einergeschafft, in unser Zelt einzudringen. Wir lernen daraus: der Reißverschlusszipper gehört nach oben. Als richtiger Gourmet hat er sich über den Rest Fish& Chips im Doggybag her gemacht. Als Nachtisch gab’s einen Orangen Muffin. Kirschen, Paprika und Champignons blieben unbeachtet, zu gesund.

Von meinem iPhone gesendet

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