Monats-Archiv Mai, 2010

Tag 3 Pfingsten

Montag, 24. Mai 2010

Eigentlich sollen wir uns um 9 Uhr mit dem Schleusenwaerter in Verbindung setzen. Sein netter Kollege von gestern hatte erzaehlt, dass fuer 9 und 11 Berufsschiffahrt angesagt sei, wir wollten eigentlich um 10 Uhr schleusen. Leider erreichen wir weder ihn noch den Taucher via Funk. Stefan hat dann endlich Glueck und wir erhalten die Info: Schleusung um 11 Uhr. Auch gut, passt schon noch. Erstaunlicherweise bleibt uns zumindest das Wetter treu, es scheint die Sonne und nachdem die Sunflower noch in eine Box verholt wurde und die Rueckreise ihrer Crew organisiert ist, geht es zackig in die Schleuse. Dort muessen wir fuer zwei Boote eine Schleusengebuehr bezahlen, 9,50 pro Schiff. Das empfinden wir als moderat. Schliesslich haben wir ja fuer den Liegeplatz nix gezahlt. Wieder festmachen am Taucher, Leinen fuer die Schleppaktion platzieren, Fender an Ort und Stelle – alles klar und los geht das. Ablandiger Wind und ablaufendes Wasser helfen uns, vom Steg gut freizukommen, die Maschine laeuft brav und bleibt temperaturmaessig stabil – alles im gruenen Bereich. Ich kontrolliere sicherheitshalber staendig unseren Kuehlwasseraustritt und Uwe kommt noch einmal an Bord, um im Motorraum eine Kontrolle durchzufuehren.

Motorkontrolle -Uwe kommt an Bord

Motorkontrolle -Uwe kommt an Bord

Die restlichen Boote bleiben noch eine Zeitlang bei uns, drehen dann aber ab bzw. nehmen Kurs auf Bremerhaven, da bei uns alles in Ordnung ist und keine Hilfe benoetigt wird. Wieder einmal taucht die WSP auf, diesmal mit dem grossen Schiff und wir werden gefrragt, ob wir Hilfe benoetigen.

Das wird verneint und man wuenscht uns gute Weiterfahrt. Unser kleiner Schleppverband laeuft gut, wir sitzen weitgehend entspannt an Deck, trinken Kaffee oder Tee und kloenen miteinander. Leider schlaegt dann das Wetter um, der Wind nimmt zu, die Wellen werden ruppiger, es regnet. Just als die WSP uns wieder entgegen kommt, beschliessen unsere beiden Schiffe, dass es ihnen in Brake wohl besser gefallen hatte und drehen eine Pirouette weseraufwaerts. Nur mit Maschine rueck, Ruder hart steuerbord und mit Unterstuetzung des Bugstrahlruders kommen wir wieder in Fahrtrichtung BHV. Das Wasser spritzt zwischen den Bordwaenden hoch und wir werden von ueberkommenden Wellen geduscht. Kurz ueberlegen wir, den Taucher nun in Schlepp zu nehmen, aber bis wir das alles fertig durchdacht haben, taucht schon die Verladekaje von Nordenham auf und ueber Funk kommt die Meldung, dass der Steinbock, ein mit Uwe befreundeter Krabbenkutter aus dem Schaufenster Fischereihafen, bereits auf dem Weg zu uns ist. Wir queren das Fahrwasser. um dicht unter Land vom ruhigeren Wasser und dem Windschutz der Hafengebaeude zu profitieren. Das Wetter bessert sich zudem und somit fahren wir auf der „falschen“ Seite nun wesentlich entspannter. Dann kommt auch schon der Steinbock auf uns zu und uebernimmt den Taucher. Kurze Zeit geht es noch als flotter Dreier zurueck auf die korrekte Fahrwasserseite, dann loesen wir unsere Leinen und dampfen alleine voraus. Die Schleusenzufahrt ist frei, das grosse Schleusentor steht fuer die beiden auf und wir vergewissern uns via Funk, dass keine Hilfe mehr von uns benoetigt wird und gehen in die ebenfalls nun geoeffnete, kleinere Sportbootschleuse.

Geschafft - Fest in der Schleuse Bremerhaven

Fast zeitgleich laufen wir aus den beiden Schleusenbecken aus. Schwungvoll und ohne Probleme laufen wir unseren Liegeplatz im Vereinshafen an. Unser Freund Lutz Jakob steht schon bereit und nimmt eine Leine an, unser Liegeplatznachbar Detlef eilt ebenfalls herbei. Alles gut. Hund von Bord und per Pedes gleich weiter zum Liegeplatz des Taucher K. Aber auch der hat schon mit tatkraeftiger Unterstuetzung von Land aus ohne groessere Probleme festgemacht. Das untere Ende der Landtreppe hat etwas gelitten und ist nur noch eingeschraenkt nutzungsfaehig, sonst ist auch hier alles im Lot. Beatrix ist nun auch wieder ruhiger und froh, wieder im Hafen zu sein – wie wir alle! Ein Teil von uns geht ein letztes Mal zum abschliessenden „Schlenderschluck“ ueber.

Ein ereignisreiches Pfingst-Wochenende, von dem wir noch oft erzaehlen werden, liegt uns hinter uns. Wir haben wieder viel gelernt, viele Manoever geuebt, einiges ueber die Leistungsfaehigkeit und Reaktionen unseres Schiffes gelernt, und vor allem: wir haben festgestellt, dass wir eine richtig gute Truppe und fuereinander da sind – nicht nur beim feiern und Spass haben! Diese drei Tage haben unsere Freundschaften noch vertieft. Und das ist ein absolut tolles Gefuehl. Auch Lutz und Tanja, die leider nur am Samstag und per Auto dabei sein konntenl weil ihr Schiff noch an Land steht, gehoeren zu dieser Gemeinschaft. Sie haben telefonisch immer Anteil an unseren Erlebnissen gehabt und mit uns gebangt und gehofft, dass alles klappt. Und haetten im absoluten Notfall eben auch als mobile Einsatztruppe fuer Ersatzteilbeschaffung oder Personenbefoerderung zur Verfuegung gestanden.

Tag 2 Pfingsten

Sonntag, 23. Mai 2010

Das uebliche Morgenprozedere: duschen, mit dem Hund raus, Kaffee kochen. Fruehstueck faellt spartanisch aus, da wir es weder am Freitag noch am Samstag geschafft haben, irgendwelche lukullischen Genuesse an Bord zu schaffen. Geht aber auch so.

Fast puenktlich laeuft unsere Flotte aus. Wir halten uns sicherheitshalber an die gruene Betonnung, was prompt ein SP-Schlauchboot auf den Plan bringt. Wir moechten doch bitte das Rechtsfahrgebot einhalten. Als der Skip auf unseren Tiefgang hinweist, wird uns dann doch verstaendnisvolle Erlaubnis erteilt, diesen Kurs zu halten. Ohne Probleme erreichen wir die Weser. Unsere Rollfock zieht uns gemaechlich Richtung Elsfleth. Die anderen Boote schliessen langsam auf und ueberholen uns.

 Sunflower in voller Fahrt - oder so…..”

Alles ganz entspannt und relaxt. In Hoehe Brake wundern wir uns darueber, dass der Taucher K aus dem Fahrwasser und vor Anker geht: Ein Problem mit dem Getriebe. Uwe bittet uns, ihn auf die Seite zu nehmen und an den Anleger in Brake oder besser noch: nach Bremerhaven zu bringen. Ob das fuer uns ein Problem sei, schliesslich waere dann unser Pfingstwochenende quasi beendet. Klar, dass es fuer uns kein Problem ist! Also alle verfuegbaren Fender raus, Leinen klar und den Taucher K an unsere Backbordseite nehmen. Langsam ziehen wir den Taucher (Gewicht nicht wirklich bekannt, aber deutlich ueber 50 Tonnen – zum Vergleich: wir wiegen ca. 17,5 Tonnen….) ins Fahrwasser und Richtung BHV. Nach nur wenigen Minuten Fahrt Alarm vom Skipper: unser Motor wird heiss!!!! Das gibt es doch nicht, denke ich und flitze Richtung Maschine. Als ich die Klappen zum Motorraum aufreisse, schlaegt mir ordentlich Dampf entgegen und reizt mich zum Husten. Ein kleiner Schlauch ist abgesprungen und man koennte denken, wir haetten ein Dampfboot. Aber was ist die Ursache dafuer?? Schadensmeldung nach oben, Uwe behaelt die Ruhe und wirft – die Stelle ist sowieso grad guenstig – wieder den Anker. Dann geht es an die Problemsuche, unterstuetzt von Lars, der mit seiner Phoenix ebenfalls am Taucher K andockt. Verblueffend, die schnelle Verwandlung von Freizeitskippern in Mechaniker (sowohl mental als auch kleidungsmaessig)! Fast koennte man den Eindruck gewinnen, sie haetten nur auf einen solchen Einsatz gewartet ;-)

Nach einer kurzen Untersuchung des Taucher-Getriebes steht fest: dieses Problem ist mit Bordmitteln nicht zu beheben. Also ran an unsere hitzige Lady. Um uns herum kreisen die Geier - nein, zum Glueck sind es die restlichen, noch fahrtuechtigen Boote unserer Flotte. Die Anemone ankert etwas weiter unter Land. Leider geht der Anker eine innige Liason mit zwei Fischreusen ein und leider kommt der Fischer vorbei, um seine Reusen einzuholen. Fred wird prompt zur Kasse gebeten: 50 € muss er latzen und der Anker ziert nun auch den Grund der Weser. Spaeter wird behauptet, an dieser Stelle seien jetzt nur noch schwarze Loecher auf den Kartenplottern zu erkennen, so viele Kreise haetten die „Kleinen“ um uns herum gedreht. Die Sunflower geht fuer kurze Zeit an unserer Steuerbordseite laengsseits. Da aber keines der vorbeifahrenden Sportboote auf unseren Ankertross Ruecksicht nimmt und Fahrt und somit Wellenschlag reduziert, tanzt die Holzdame immer maechtig und versucht, die Fender irgendwie zu umgehen um naehere Bekanntschaft mit unserem Rumpf zu machen. Dabei geht ein Stueck ihrer Rammschutzleiste floeten, was Markus zum ablegen bewegt. Zwischendurch ist wieder Besuch vom WSP-Schlauchboot angesagt. Wir liegen gluecklicherweise doch ausserhalb des Tonnenstrichs und nach einigem Hin und Her ziehen die beiden Herren ab, mit dem Hinweis, wir moegen uns dann bitte bei der Revierzentrale melden, wenn wir weiterfahren. Joh, machen wir.

Nach drei Stunden (oder waren es doch mehr, gefuehlt auf jeden Fall), fliesst bei uns wieder das Kuehlwasser. Der Rest der Truppe hat schon mal abgedreht und den Sportbootanleger an der Aussenkaje von Brake „besetzt“. Wir machen noch einen kurzen Probelauf, die Temperatur steht und dann heisst es Anker auf. Am Steg wird alles fuer unsere Ankunft vorbereitet, d.h. die Boote werden verholt, ein Teil der Truppe bleibt am Steg. um die Leinen anzunehmen. Naja schiebt und zieht und die beiden Schiffe laufen brav auf den Steg zu.

Hier liegt ein einzelnes Motorboot zwar nicht ganz so guenstig fuer unser Anlegemanoever, aber es bleibt noch genug Platz. Wir haben nur einen Versuch, mittlerweile laeuft das Wasser gut ab und wenn wir erstmal vorbei sind, wird ein wenden gegen den Strom kaum moeglich sen. Uwe steht an seiner Backbordseite und gibt Werner Anweisungen fuer Rudereinschlag und Gas. Schliesslich stehen wir parallel zum Steg, die Leinen werden uebernommen, unser Bugstrahlruder hilft mit, Maschine rueckwaerts, vom Steg aus wird kraeftig gezogen und ganz sutsche legen wir an. Puh, geschafft!!!

Jetzt erstmal gegenseitig in die Arme fallen, alle strahlen, dann muss unser Wuffi schnell raus und die Kinder der Phoenix haben auch einen starken Bewegungsdrang. Zum Glueck sind ein Spielplatz fuer die Kids und eine Wiese fuer den Hund nicht weit.

Stefan meldet uns bei der Schleuse zum Binnenhafen an und nach einer kurzen Verschnaufpause geht es um 19 Uhr in die Schleuse. Hier trifft es zwei andere Flotillen-Teilnehmer:  Britta von der Phoenix landet beim Sprung auf den Schwimmersteg ungluecklich, faellt und zieht sich eine aeusserst schmerzhafte Rippenprellung zu (was natuerlich erst spaeter diagnostiziert wird). Markus entdeckt auf der Sunflower, dass irgendwo und irgendwie Oel oder Diesel in die Bilge laeuft. Lars moechte nur noch weg!!!

Aus der Schleuse raus und gleich rechts an die Kaje, so war der Plan – der vom Schleusenwaerter durchkreuzt wird: “die Sportboote bitte nicht dort festmachen sondern an die Stege des Wassersportvereines gehen, es sind genuegend Plaetze frei”. Warum zum Teufel verstehe ich diese Megaphon-Durchsagen nur immer so schlecht?? Ob das wohl am Alter liegt?? Stefan fragt ueber Funk nach, ob wir denn auch in die Boxen passen und wir bekommen die Erlaubnis, an der Kaje vor dem Verein festzumachen – die Boxen sind auch wirklich etwas knapp bemessen fuer die Hueften unseres Schiffes. Liegegeld muessen wir hier nix zahlen, die Duschen koennen wir im Verein nutzen, dafuer zahlen wir 2 €. Die Sunflower macht an uns fest und versucht sich nun ebenfalls an einer Schadensbehebung. Leider vergeblich.

Jetzt heisst es nur noch: wir haben Hunger! Mit erheblicher Verspaetung geht es Richtung Taucher-Liegeplatz, dessen Crew uns schon auf halbem Wege entgegen kommt. Beim Italiener sitzen wir draussen, alle sind platt und trotzdem geht es anschliessend noch zum Schlenderschluck auf den Taucher. Hier laufen auch noch Fred und Lars zu spaeterer Stunde kurz ein, verabschieden sich aber recht schnell wieder. Todmuede fallen wir gegen 1 Uhr in die Kojen. Draussen ist ganz leichter Nebel, mehr Dunst, eine unwirkliche Stimmung liegt ueber der Weser und dem Anleger. Ganz Brake liegt im Tiefschlaf, nur in einer Kneipe am Hafen ist noch etwas Leben.

Brake selbst gefaellt uns recht gut, schoene alte Haeuser, baumgesaeumte Gassen, eine gepflegte und schoen angelegte Uferpromenade wirken einladen und gemuetlich. Wir beschliessen spontan, hier noch einmal her zu fahren. Liegen koennen wir ja an der Kaje im Innenhafen recht gut und von dort sind es auch nur wenige Minuten zur Innenstadt. Direkt am Hafen gibt es ein Steakhaus und ein griechisches Lokal, so dass man also auch nur wenige Schritte vom Liegeplatz entfernt essen gehen kann.

 

Davon, dass Markus und Katja nur kurze Zeit spaeter ueber unser Deck turnen, um zu ihrem Boot zu kommen, bekommen wir schon nichts mehr mit, Tiefschlaf der Erschoepfung ist angesagt.

Pfingsten 2010 Schlenderwochenende auf der Weser

 

21.05. - Freitag vor Pfingsten. Wie ueblich kommt Familie Nagel erst spaet in die Struempfe und schlaegt gegen 21 bzw. 22 Uhr in BHV auf. Das uebliche Taschenchaos entlaedt sich peu a peu im Bauch unserer Naja - mit dem Ergebnis, dass es in den Autos wieder Platz gibt, sich das Chaos dafuer im Schiff breit macht. Egal, morgen ist auch noch ein Tag ….

 

22.05. – Samstag – wieder mal nix mit ausschlafen. Immerhin schaffe ich es, dem Skipper eine Tasse Kaffee „in Ruhe“ abzuschwatzen. Den Hinweis „jetzt ist grade wenig Wind, wir wollten doch das Grosssegel noch anschlagen“ ueberhoere ich mehr oder weniger dezent. Obwohl wir zuegig durcharbeiten und uns nur kurz (aber dafuer bereitwillig) von Nachbarcrews von der Arbeit abhalten lassen, schaffen wir es, das Gross und die dazugehoerigen Schoten anzuschlagen, den Griff der Mastklemme anzumontieren und noch so einige Puzzelarbeiten durchzufuehren. Die neuen, kugelgelagerten Mastrutscher werden auf den Herbst vertagt. Wir hoffen, dass wir sie dann bei gelegtem Mast vom oberen Ende desselbigen auf die Schiene bringen koennen, ohne irgendwelche groesseren Umbauarbeiten vornehmen zu muessen. Auf jeden Fall habe ich ausreichend Gelegenheit, mal wieder das Eintuedeln der Kugeln in den Rutscher zu ueben - mal sehen, ob ich mich im Herbst daran erinnern kann, wie das „so gehoert“. Ganz zum Schluss – alles ist schon fix und fertig – finde ich auch noch in Werners Auto die beiden letzten, verzweifelt gesuchten, Segellatten. Die muessen dann halt vor dem naechsten Segelsetzen noch schnell reingetuedelt werden (hoffentlich denken wir dran).

 

Fuer heute bzw. dieses Wochenende hat Veranstaltungswart Markus eine kleine Anfahrt von AKSC und MJ geplant, zu der sich leider nur 6 Schiffe angemeldet haben. Auch der offizielle Vorstand haelt sich dezent zurueck und zieht anderweitige Aktivitaeten an diesem Wochenende vor.

 

Mit der 16 Uhr Schleuse geht es auf die Weser, unser kleiner Konvoi tuckert gemuetlich und soweit moeglich unter Segeln stromaufwaerts nach Rodenkirchen. Wir lassen uns Zeit, da wir ca. 1 ½ Stunden vor Hochwasser am Zielpunkt eintreffen werden und werden via Funk durch die fuer uns doch ungewohnt schmale und auch nicht wirklich tiefe Einfahrt gelot(s)et. Nachdem der Taucher K am hinteren, reservierten, Stegende fest ist, gehen wir an ihm laengsseits. Vorsichtshalber wenden wir unser Schiff spaeter bei Hochwasser schon mal, man weiss ja nie, wie es morgen aussieht: wir wollen 1 ½ Stunden vor Hochwasser weiter nach Elsfleth.

Im Prinzip ist es hier sehr idyllisch, wir werden vom Hafenmeister mit leckeren Salaten und Gegrilltem bewirtet, spaeter waermt uns ein Lagerfeuer. Aeusserst beliebt ist der auf dem Taucher K von Beatrix selbst gebraute Lakritzschnaps, der zu spaeterer Stunde nur noch unter der Bezeichnung „Schlenderschluck“ gefuehrt wird.  Irgendwann ist ausser uns kein anderer Yachtie mehr zu sehen, es wird doch ganz schoen kuehl. Gegen 1 Uhr nachts beschliesse auch ich, in die Koje zu gehen. Der Hund folgt mir - wenn auch nicht ganz freiwillig-  an Bord und Werner bleibt noch am Lagerfeuer.

An Schlaf allerdings ist fuer mich dann aber doch nicht zu denken! Das Schiff aechzt und stoehnt – mal achtern, mal mittig, mal oben an Deck. Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder eines verbogenen oder gar gebrochenen Ruders auf und Fragen wie „wie stabil ist unser Kiel“ oder „wann reissen die Klampen wohl aus dem Deck“ gehen mir durch den Kopf (ja, ich habe eine lebhafte Phantasie und ja, ich kann mich in solche Dinge auch gut reinsteigern – da stehe ich zu!).  Irgendwann wird es mir zu viel, ich halte es nicht mehr aus,  springe aus der Koje und rechne schlagartig nach, wie viel Biere ich getrunken habe und ob diese eine verspaetete Wirkung ausloesen koennen: alles liegt irgendwie ziemlich schief - ja bin ich denn an der Eiger Nordwand oder auf unserem Schiff?? Oben an Deck kommt mir die Erleuchtung: Bei einer Wassertiefe von ca. 4 metern bei Hochwasser ist die Wahrscheinlichkeit eines Wasserstandes gen 0 bei Niedrigwasser ziemlich hoch!! Die Beteuerungen saemtlicher erfahrener „Schlickrutscher“, dass das ueberhaupt gar kein Problem sei und der Kiel samt Schiff obendrueber sich einfach in den Schlick setzen wuerde, hat unsere fuer ihren Eigensinn bekannte Lady offensichtlich geflissentlich ueberhoert: Naja legt sich auf die Seite und das nicht unerheblich! Nachdem saemtliche, achtlos auf Salonkoje und Tisch deponierten Buecher mit viel Getoese runtergepurzelt sind, ziehen es der Hund und ich vor, die weitere Nacht gaaanz oben im Gang von der Pantry zur AK zu verbringen. An Deck stehend und die Lage inspizierend bin ich am zweifeln, ob ich die Festmacherleinen fieren oder so lassen soll. Der Skipper soll es richten! Also hallt ein so lautes und doch schon panikartiges “Werner” ueber das Schilfidyll, dass es auch der letzte am Steg gehoert haben muss. Auch wenn Uwe anderntags behauptet, er habe nix mitbekommen: Mein Skipper er-hoert mich ausnahmsweise umgehend, kommt ans Boot, inspiziert kurz  die sprichwoertliche „Lage“ und entschwinded mit den Worten „lass die Leinen wie sie sind, ist doch alles gut“……wieder In die Dunkelheit. Hm – na gut, dann halt nicht..

Irgendwann draengt es auch ihn in die Koje, er guckt nochmal ueber die Steuerbord-Reling und stellt voellig ueberrascht fest: “das musst du dir ansehen, da ist ja ueberhaupt kein Wasser mehr!!!” Da ich mich weigere und ihm androhe, ihn bei weiteren Bemerkungen dieser Art über die Reling dem nichtvorhandenen Wasser hinterher zu kippen, entschwindet er mit der Aufforderung, ihm doch zu folgen, endgueltig in die Koje.

Er findet das alles unglaublich lustig, ist in keinster Weise beunruhigt und kann ueberhaupt nicht verstehen, dass ICH nicht gewillt und faehig bin, mich schlafen zu legen. Fuer ihn ist das natuerlich kein Problem und kurze Zeit spaeter ertoent von Achtern ein neues, altbekanntes Geraeusch: das Schnarchen eines mit sich und der Welt absolut zufriedenen Mannes!

Nachdem die Geraeusche an Deck endlich – nach einem letzten fulminaten „Plong“ von irgendeiner Klampe/Festmacher – verklungen sind, nicke auch ich auf meinem Wachposten fuer kurze Momente immer mal wieder ein. Der (oder dem?) Morgen graut allmaehlich, die Voegelein fangen an zu zwitschern und laut meinem Zeitempfinden und dem Tidenkalender muesste es nun langsam wieder „aufwaerts gehen“!!! Und tatsaechlich: das ziemlich schief haengende Abtrockenhandtuch kommt laaangsam der normalen Position naeher. Eine Kontrolle der Fender ergibt, dass sich alles wieder dem Normalzustand naehert, sie rutschen brav in die korrekte Position zwischen die beiden Schiffsruempfe, somit sind hier keine Schaeden zu befuerchten. Auch alle Klampen und Festmacher sind offensichtlich heile und noch an Ort und Stelle. Also kann auch ich beruhigt endlich meine warme Koje aufsuchen – fuer sagenhafte 2 Stunden, es ist inzwischen halb fuenf, ich will duschen und angesichts einer (1) Dusche im Verhaeltnis zu viiiiielen Segelfrauen und dem geplanten Abfahrtstermin von 10 Uhr erscheint ein fruehes Auf- oder Anstehen angeraten.

Hatte ich eigentlich schon erwaehnt? Es ist unser erstes Wochenende auf dem Schiff, ein langes noch dazu…. Es soll Leute geben, die sich an solchen Wochenenden richtig erholen, so mit ausschlafen, ausgiebig fruehstuecken, nix arbeiten….wie langweilig!