Monats-Archiv Januar, 2013

Alles so schoen bunt hier…

Ist es die Nachtruhe oder die gegen 3 Uhr “eingeworfenen” Globuli namens Arnica? Jedenfalls schmerzt laengst nicht mehr alles so dolle wie noch gestern Abend. Die Sonne strahlt wieder von einem wolkenlos blauen Himmel, kein Lueftchen weht, das Wasser ist so glasklar dass wir ohne Probleme Kiel und Schraube des Nachbarbootes kontrollieren koennen.

Ruderblatt und Schraube der Sobat Kras

Ruderblatt und Schraube der Sobat KrasMakelloser Himmel

 Werner feudelt das Deck und wringt mehrere Liter Nachtfeuchte ins Meerwasser bevor er zu seiner Baguette-Tour aufbricht.

Kaffee ist fertig, Tisch gedeckt, warmes Baguette und ebensolche Papas locken.  Peer laesst sich zum obligatorischen Morgen-Kaffee auf unserem Deck nieder und geniesst die waermende Sonne.

Kaffeehaus Naja

Kaffeehaus Naja

Dank der Feudel-Hilfe trocknet unser Deck relativ schnell ab und wir starten in die naechste Runde. Ich klebe noch das letzte Drittel unseres Schiffes ab, was mir heute flott von der Hand geht.

alles ist mit Tape umwickelt

Fertig: alles ist mit Tape umwickelt

Werner goennt der Flaeche derweil eine weitere Runde Verduennung bevor er dann die erste Dose “Lichtgrau” oeffnet, gruendlich durchruehrt und auf die Rolle packt. Eieiei, das ist aber sehr “licht” das grau. Doch etwas zu viel weiss rein gemischt? Hingebungsvoll wird die Farbe aufs Deck gebracht.

Lichtgrau breitet sich auf unserem Deck aus

Lichtgrau breitet sich auf unserem Deck aus

“Sieht gut aus” hoeren wir in verschiedenen Sprachen. Und finden das auch. Leider reicht der Pott nicht fuer das komplette Deck. Ein klitzekleiner Bereich auf der Steuerbordseite bleibt rot. Aber selbst das auskratzen des Topfes bringt keine streichfaehige Farbe mehr zu Tage. Dann muss das halt der naechste Pott morgen richten.

 

das Heck ist schon gerundet, jetzt laeuft Werner in die Zielgerade auf der Steuerbordseite ein

Fast Feierabend: das Heck ist schon gerundet, jetzt laeuft Werner in die Zielgerade auf der Steuerbordseite ein

Mr and Mrs Sandman

Wie die kleinen Kinderchen: bewaffnet mit einem Sieb (ok, es ist ein Kuechensieb der Marke “ziemlich fein”) und einem grossen Eimer-chen voller feinstem Quarzsand ziehen wir uebers Deck. Werner schwingt die Farbrolle, ich fuelle das Sieb mit Sand und im Teamwork wird der Sand in die frische Farbe gesiebt. Vorher musste - natuerlich! - wieder mal ein bisserl was abgeklebt werden. Waere ja sonst auch extrem langweilig geworden und meine/unsere Knie haetten gar nicht mehr gewusst, was los ist. So kriechen wir also wieder mal in demuetiger Haltung ueber’s Deck. Und fuer mich steht fest: das naechste Schiff wird definitiv ein paar Meter kuerzer! Oder vielleicht auch nicht….mal sehen…. ;-)

Uschi und Michael kommen mit den Radln vorbei, sind zurueck von einer Tour around the Rock. Eric schreit vom Nachbarboot rueber: “That’s a working pontoon, entry only with bikini or working clothes”. Die zwei suchen ihr Heil in der Flucht zur Marina-Bar und zu Pepe’s Tapas.  Carlos und Peer bewundern unsere Fortschritte und Peer motiviert uns besonders positiv in seiner charmanten oesterreichischen Art: “Das schaut schon richtig gut aus” und Eric ueberlegt, uns fuer die anstehenden Malerarbeiten an seinem eigenen Boot zu engagieren. Werner reagiert merkwuerdig schweigsam darauf….der will doch nicht etwa! Meine Knie protestieren spuerbar und auf meinem persoenlichen Baumarkt-Einkaufszettel stehen richtig gute Knieschoner gaaanz oben. Man kann ja nie wissen, wann man die Dinger wieder benoetigt.

Fussboden im Bad - frisch gemalert

Fussboden im Bad - frisch gemalert

Und weil noch Farbe ueber ist und wir eh so schoen eingesaut sind, bekommt unser Fussboden im Bad auch noch einen frischen Anstrich verpasst. Na, das sieht doch auch gleich viel besser aus! Und rutschfest ist er jetzt auch.

Am Abend schleichen wir wieder unter die Dusche. Haette nie gedacht, dass eine richtig heisse Dusche Gaensehaut verursachen kann. Ich koennte ewig so unter dem warmen Wasserstrahl stehlen bleiben. Aber der Magen rebelliert ebenfalls. Essen kam heut bislang zu kurz, was aber auch nicht wirklich schaden kann. Irgendwie spannt die Hose am Bund doch wieder etwas….

Gut geklebt ist halb gemalert

Alles schmerzt: die Fingerkuppen, saemtliche Gliedmasse. Die Klebeband-Aktion von gestern war um ein vielfaches anstrengender als das Anbringen des Klebebandes. Aber auch das muss jetzt ein 2. Mal durchgefuehrt werden. Bevor Werner die naechsten, jetzt grauen, Farbschichten aufbringt. Denn gut abgeklebt ist halb gestrichen.

Aber irgendwie ist das heut nicht so wirklich unser (Arbeits)Tag! Lange hinknien ist nicht moeglich, halb gebueckt oder stehend arbeiten ist auch nicht moeglich, die verschiedensten Positionen werden getestet und verworfen. Wir teilen uns ein Paar Knieschoner, die wir freundlicherweise von der “Le Canard Gris” geliehen bekamen. Mist, an alles habe ich im Baumarkt gedacht, aber nicht an ein 2. Paar solcher wirklich praktischer Schoner!  Wir pulen, schleifen, kleben neu ab. Ich schleppe mich foermlich von einer Relingstuetze zur Naechsten, von den Luks zu den Luefterhutzen. Lasse immer wieder den Blick schweifen, ueber die Landschaft und ueber die Weite dieses Decks…… pffffff, noch sooo viel abzukleben! Und der Skipper haette gerne etwas hoeher abgeklebt. Dann ist die Gefahr nicht so gross, dass er mit der Farbrolle irgendwo gegen kommt, wo keine rote/graue Farbe hin soll!

Heut waer ideales Wetter (weil kein Wind!), um unseren Gennaker mal anzuschlagen. Oder die Rollanlage mit der Genua zu ueberholen oder oder oder. Peer wuerde gerne segeln gehen. Hmm, waer auch schoen. Ueberall werden Segel hoch gezogen, die Gryphos bekommt ihr neues Vorstag. Am Nachbarsteg wird eine im Sturm zerfetzte Genua gegen eine “Neue”, deutlich kleinere Genua ausgetauscht.

Das britische Paar auf der Motoryacht neben uns sitzt derweil oben auf dem Logen-Flybridge-Platz, geniesst die Sonne und froent dem Nichtstun. Nur kein Neid. Irgendwann sitzen wir auch wieder so entspannt in der Sonne.

Als die Rolle mit dem Kreppband wieder mal leer ist, streike ich - Feierabend! Jetzt noch unter die Dusche, ueberall haengt rote Farbstaub. Stundenlang koennte ich unter dem heissen Strahl stehen und meine steifen Gliedmasse aufwaermen. Muskelkater ueberall. Wir kommen uns vor wie einmal komplett durchgewalkt.

Und morgen geht es in die naechste Runde. Unerbittllich, erbarmungslos :-)

Klebeband und no Wind

Der Wind hat nach gelassen, dreht auf Sued und schlaeft komplett ein! Wow, kein Pfeifen in den Riggs, kein Einrucken in die Festmacher, keine polternde- quietschende Fender mehr! Einfach nur Ruhe! Dazu Sonnenschein. Wir koennen im T-Shirt an Deck arbeiten.

Unser Klebeband muss abgepult werden. Peer hatte uns gewarnt: Das sei bestimmt sehr muehselig. Und das ist es wahrhaftig. 3x schlimmer wie Klebeband dran pappen! Wir arbeiten zu zweit mit allerlei Hilfsmitteln bewaffnet und haben bis zum Einbruch der Daemmerung noch nicht alles entfernt. Mit schleifen wird das heute also nix mehr. Uschi & Michael troesten uns mit den aktuellen Wetterprognosen. Es soll die ganze Woche schoen bleiben, also haben wir gute Voraussetzungen, unsere letzten Farbschichten entspannt und bis zum Ende der Woche aufzubringen.

Auf dem Steg ist mittlerweile richtig was los. Immer mehr Boote sind belebt, werden vorbereitet fuer den naechsten Toern, fuer den Sommer.  Ganz ungewohnt, so viel Leben und Hin/Her. Was natuerlich auch daran liegt, dass wir jetzt weiter innen zur Tuer hin liegen und fast Alle an uns vorbei “muessen”. Und fast ueberall wird fleissig gearbeitet. Fruehling liegt in der Luft!

Tape mit Epoxy und 4 Schichten roter Farbe geht eine innige Verbindung mit allem ein!

Muehselig: Tape mit Epoxy und 4 Schichten roter Farbe geht eine innige Verbindung mit allem ein!

Flucht vor Wind und Regen

Wind, Regen - bevor wir dem Hafenblues verfallen, steigen wir ins Auto und fluechten Richtung Estepona. Durch die Industrie- und Gewerbegebiete La Linea’s geht es weiter an der Kueste entlang. Wir treffen auf bislang nicht fertig gestellte Ferienhaus-Siedlungen. Bereits geteerte Strassen wurden kurzerhand abgesperrt, die Pflanzen erobern sie sich klammheimlich bereits zurueck. Parallel zur A7 fahren wir nach Sotogrande. Ein Schlagbaum oeffnet sich, der Wachmann in seinem Haeuschen gibt freundlich Auskunft, wo wir die Marina finden. Hier wohnen ganz offensichtlich seeehr viele, sehr wohlhabende Menschen. Eine Villa ist beeindruckender wie die Naechste, auch wenn man meist nur wenig von den Haeusern erkennen kann, die sich da hinter hohen Mauern verstecken. Es scheint Palmenschneidtag zu sein: ueberall in den Muellkuebeln lugen die braunen Wedel hervor. Einen Poloclub und natuerlich den unvermeidlichen Golf-Club gibt es hier und endlich finden wir auch die Marina. Lagunenartig angelegt stehen auch hier

eine Villa, die sich nicht hinter hohen Mauern verschanzt

Sotogrande - seltenes Bild: eine Villa, die sich nicht hinter hohen Mauern verschanzt

   Appartmenthaeuser um das Hafenbecken. Alles sehr gepflegt, sehr stilvoll angelegt. Eigentlich nicht so unser Geschmack, aber unbestritten nicht haesslich. Und alles fest in englischer Hand, war ja irgendwie klar. Im Hafenbecken dominieren die Motoryachten, am Kai die Porsche, Mercedes und Gelaendewagen-Modelle. Kleinere und auch groessere Schiffe werden hier komplett in Folie eingeschweisst vor dem kalten Winterwetter geschuetzt. Es regnet wieder und wir fluechten weiter nach La Duquesa. Als wir vom Parkplatz zwischen den Haeusern zum Hafenbecken kommen, denke ich fuer einen Moment, wir haetten uns verfahren und seien in Almerimar gelandet.   O.k. alles ist kleiner, aber aehnlich. Huebsch, unbestritten.

Estepona heisst unsere naechste Station. Die Marina kennen wir ja schon. Heute zieht es uns in die Altstadt. Dank meines letzten Besuches hier mit Uli & Peer finden wir relativ schnell einen guten Parkplatz nahe der Altstadt, bummeln leicht bergan durch die kleinen Gassen, bewundern die schoenen Kieselstein-Ornamente im Pflaster und die verschieden farbig dekorierten schmalen Straesschen. Eine in gelb, die naechste in gruen und wieder eine andere ist in blau gehalten. An der Ecke von der gruenen und der gelben Strasse bleiben wir vor den Schaufenstern eines Lederwarengeschaeftes haengen. Tolle Schuhe, Reitstiefel, Guertel und Taschen sind ausgestellt. Ob die hier gefertigt werden? Hinter dem Verkaufsraum kann man in eine Werkstatt sehen, wo auch gearbeitet wird. Wir gehen aber nicht hinein und fragen nach. Vielleicht beim naechsten Mal.

In der Altstadt von Estepona

In der Altstadt von Estepona

 

marode und doch irgendwie charmant - und "se vende"

marode und doch irgendwie charmant - und

 

 

 

 

 

 

 

Schnell wird es jetzt dunkel und es ist schon 20 Uhr, als wir wieder in La Linea sind. Hier weht uns der Wind wieder deutlich kraeftiger um die Nase und der Asphalt glaenzt wie frisch gewaschen. Waehrend unserer Abwesenheit scheinen hier noch einige Regentropfen gefallen zu sein. Muede und voller neuer Eindruecke kuscheln wir uns in unser Schiff, essen zu Abend und lassen uns ein klein wenig schaukeln.

 Und hier gibt es noch mehr Fotos zum Anschauen:

 http://www.facebook.com/media/set/?set=a.439362799446287.97195.194932657222637&type=1

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