Im Innenhof der Universität von Santiago de Compostella

Im Innenhof der Universität von Santiago de Compostella

Halb sechs aufstehen….wer kam eigentlich auf die Idee, heute per Bus und Zug etc. nach Santiago de Dingsbums zu fahren?? Ich fuerchte, ich war da nicht so ganz unbeteiligt :-). Das Fruehstueck schmeckt nicht so wirklich, wir haben beide keinen Hunger. Gas abdrehen, alle Stecker raus, Ventile zu, Wassertank mit Cleaner fuellen….haben wir irgendwas vergessen? Die Kuchenbude ist schon aufgebaut, die Reissverschluesse der Seitenteile sind etwas ausser Uebung. Puenktlich zur Abfahrt des ersten Busses stehen wir an der Bushaltestelle, der faehrt aber wohl nur auf dem gelben Zetten, in der Realitaet ist weit und breit nix davon zu sehen. Ok, Busfahrer und die Senoras hatten gesagt, der Bus fuehre so ca. 08:45, also geben wir ihm noch solange Zeit und harren weiter an der Strasse aus, zaehlen Autos, LKW’s, ernten erstaunte Blicke der fruehsportbegeisterten Spanier. Hmm, ob vielleicht doch gar kein Bus faehrt um diese Zeit?? Ich flehe vorsichtshalber noch mal das Universum an (kann ja nie schaden) und gucke da: um 08:50 kommt der Bus!! Und wir wollten schon fast zu Plan B, dem Anruf beim Taxiunternehmen, uebergehen.

 

Imposanter Hostel-Eingang am Platz vor der Cathedrale

Imposanter Hostel-Eingang am Platz vor der Cathedrale

Mit dem Bus geht es nach Pontevedra. Auf der Strecke steigen tatsaechlich noch einige Leute zu. Warum wollte eigentlich niemand von San Adrian de Cobres mit dem Bus fahren? Ein Einheimischer MItwartende/r an der Haltestelle haette uns enorm beruhigt! Ein Mitfahrer gibt uns den Tipp, dass wir von dort mit dem Zug am besten nach Compostella kommen und der Bahnhof direkt gegenuber der Busstation liegt. Also zack, zack rueber und in den Bahnhof. Nicht lange den Fahrplan studieren sondern zackig am Schalter 2 Tickets ordern. Die nette Dame gibt uns zu verstehen, dass der Zug schon abfahrbereit ist und wir uns beeilen sollen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen: Ticket schnappen und rin in den Zug. Kaum sitzen wir, faehrt er los! Just in time nennt man sowas in Werners “Gewerbe” :-)

Wir rattern - nein wir zischen - durch die Landschaft, erhaschen einen Blick auf die Ria de Arousa und Vilagarcia. Und schon fahren wir in Compostella ein. Nachdem wir schon mal wissen, wo hier der Bus zum Aeroport abfaehrt, stuerzen wir uns den Berg hinauf Richtung Kathedrale. Eine schoene Altstadt empfaengt uns. Was uns aber nicht gefaellt, ist die eindeutig touristische Praegung. Auch wenn es sich hier um Pilger handelt. Allein die Tapas- und Kaffeepreise sprechen schon Baende! In jedem Haus ist entweder eine Bar, Restaurant, ein Schmuck- oder Andenkenladen. In die Kathedrale kommt man nur ueber den Nebeneingang: ein Gottesdienst wird gerade abgehalten. Der ganze Rummel ist fuer uns sowieso nur schwer nachvollziehbar. Wieso lassen sich Menschen mit einem verkleideten, baertigen Kerl mit Wanderstab vor einer Kathedrale fotografieren?? Dann knien da truebsinnige (laut hoch gehaltenem Schild)

Imposante und schöne, alte Gebäude gibt es hier jede Menge

Imposante und schöne, alte Gebäude gibt es hier jede Menge

junge Frauen auf der Strasse und halten mit demuetig gesenktem Kopf schweigend eine Plastikschale fuer die Spendengelder hoch - interessant, mit was man doch alles Geld “verdienen” kann! Mir hat bislang noch niemand einen Cent fuer meine schwermuetigen Minuten geopfert… ich habe allerdings auch nicht so anmutig/dekorativ auf Strassen gekniet in diesen kurzen Momenten. Aeltere Spaniererinnen dagegen fordern ihren Obulus schon recht lautstark und unmittelbar vor dem Kathedralen-Eingang ein. Welche jetzt mit mehr Erfolg beschieden ist, wage ich nicht zu beurteilen. Eine Art menschlicher, weiblicher Storch (unten stelzenduenne Beine in knallroten Hosen und obendrueber etwas fedrig-graues als Pullover getarntes Etwas) stolziert schwaebelnd mit dem Gatten an uns vorbei. Ein anderes Paar fotografiert eifrig Holz-Transportkisten im Innenhof der Universitaet (guck mal, die kommen aus Deutschland und auch noch aus Nuernberg! Und die Scharniere sind ja toll!), die schoenen alten Gebaeude und die Statue im Innenhof werden komplett ignoriert ueber diesem Anblick! Gleich nebenan wird ein Schaeferhund gehoergangsmaessig gequaelt: sein Besitzer spielt lautstark   und noch durch das Echo des Torbogens unterstuetzt auf einem Dudelsack. Der arme Hund liegt mit angeklappten Ohren brav daneben. Der muss definitv schwerhoerig sein. Ueberall gibt es Hotels. Aber es gibt natuerlich auch schoene, alte Haeuser und grosse Gebaeude zu bewundern. In einem ist ein Hotel untergebracht. Auf einem Schild steht irgendwas mit “…..catholikas” (oder so aehnlich) und wir mutmassen natuerlich gleich entsprechend amuesiert, dass in dieser Nobelherberge wohl nur glaeubige Katholiken willkommen sind. Das sind aber reine Unterstellungen und die Ergebnisse unserer fantasievollen Interpretationen. Wir muessen das nochmal gugeln, um den wahren Hintergrund zu pruefen :-).

Stab und Muschel - sogar hier in den alten Markthallen

Überall findet man die Pilger-Insignien: Stab und Muschel - sogar hier in den alten Markthallen

Zeitig verabschieden wir uns - nicht ohne den obligatorischen Panaderia-Besuch - in Richtung Bushaltestelle und entsprechend zeitig sind wir nach einer weiteren Bus-Sightseeing-Fahrt ins Umland von Compostella am Flughafen. Da unser Handgepaeck ins Ryanairsche-Schema passt und nicht aufpreispflichtig

 ist, koennen wir direkt durch die Kontrolle und muessen nicht erst noch am Schalter anstehen. Natuerlich bekomme ich wieder eine Sonderbehandlung und darf mich nach einem Piepen beim Durchlaufen des Kontrollkastens erstmal abtasten lassen (von einer Dame :-( ) und dann auch noch meine Waldbrandaustreter namens Fuesse einen nach dem anderen auf einen Fusskontrolleur stellen. Der sagt dann aber immer brav “o.k.” und ich darf mir meinen Guertel wieder umbinden und auch den Rest meiner Habe samt Werner einsammeln. Der musste natuerlich nicht auf den Stepper! Als Drogenkurier scheide ich ab sofort fuer immer und ewig aus: ich werde garantiert kontrollier!

Weiter gibt es nicht so viel zu berichten: an Bord gehen, Sitzplatz relativ weit vorne bekommen, mitreisende Passagiere begafft, von den in einer Tour quasselnden spanischen Hintermaennern (und das waren wirklich Maenner und damit ist fuer mich das Vorurteil von den schwatzhaften Frauen ein fuer alle mal vom Tisch!!!) vorm einschlafen bewahrt, allen Versuche der Dauer-Verkaufsveranstaltung des Ryan-Air-Personals, etwas ueberfluessiges aus der angepriesenen Produktpalette zu erweben, widerstanden und schliesslich 30 Minuten zu frueh!!1 (ja liebe Bahn, sowas gibt es auch!) auf dem Flughafen Hahn gelandet. Unser persoenlicher Chauffeur, mein lieber Sohn, muss maechtig Gas geben, damit er uns nicht allzulange warten laesst. Dann Abendessen  (endlich wieder mal ein richtig leckeres Schnitzel!) mit der Familie im Café Rosenberger in Ruedesheim, erzaehlen, Hugo trinken, Fotos zeigen….Werner verzieht sich ins Bett, der Tag war aufregend und anstrengend. Und ich folge jetzt! Und das war jetzt unser letzter Bericht fuer die naechsten 14 Tage! Weiter geht es dann Mitte September, wenn wir wieder auf unserem schwimmenden Zuhause sind.

P.S. weitere Fotos werden in den naechsten Tagen noch eingestellt!