Monats-Archiv Februar, 2018

Einklarieren in Providencia

Einklarieren müssen wir in Providencia noch einmal. Denn wir haben Kolumbien ja offiziell verlassen, ausklariert. Eine Prozedur, die wir heiss und innig lieben und gerne auch mal etwas rausschieben. Aber nutzt ja nix. Irgendwann müssen wir ran.

Punktich wie die Maurer stehen wir am Dinghy Dock, werden freundlich gegrüsst von den zahlreich ins Verwaltungsgebäude ein- und austretenden Menschen. Fast ausschliesslich mit einem freundlichen „Good morning“. Englisch ist hier ‚usual‘, viele sprechen es leidlich bis sehr gut. Um 9 Uhr wollte Mr. Bush, der lokale Agent, hier sein. Ob wir vielleicht mal gucken, wo er sein Büro hat?

Werner bleibt als Wachposten am Dinghy zurück, der Rest der Truppe fragt sich durch. Der Ort ist überschaubar und irgendwie zuckersüss. Am Pier wurden gerade Paletten voll mit Waren angeliefert. Die werden jetzt verteilt, abgeholt und auf vielfältige Weise transportiert.

Vier Supermärkte, diverse Läden mit Allerlei (von Plastikpötten über Kleidung bis zum Kühlschrank ist alles im Angebot), eine Panaderia, ein Hostal uvm reihen sich an der Hauptstrasse und einer Seitenstrasse aneinander. Hübsche Holzhäuser mit schnörkeligen Balkonen, farbenfroh aber nur selten grell und aufdringlich stehen dazwischen. So hatte ich mir eigentlich die Orte der Karibik und auf Jamaica vorgestellt. Unsere Herzen gehen auf, wir fühlen uns etwas an die Illes des Saintes erinnert. Ein Hund verfolgt mit lautem Gebell die Mopeds und werden vom Beifahrer mit mässigem Erfolg weggejagt. Auf einem Balkon unterstützt eine strategisch günstig platzierte Hundemeute den Kollegen auf der Strasse mit lautem Gebell. Die Vierbeiner sind wohl für Verkehrsberuhigung und mögen das nervige Mopedgejaule nicht.

Mr Bush kennt hier natürlich jeder und so bekommen wir auch den Weg zu seinem Büro gut erklärt. Leider ist der gute Mann nicht anwesend. Vielleicht doch zum Dinghy Dock hin unterwegs? Wir fragen im Laden unter dem Büro nach und 3 nette Damen helfen uns mit einem Anruf und spanisch-englischen Erklärungen weiter. Zum Port Office müssten wir. Das sei weiter hinten in der Bucht. Mit dem Dinghy könnten wir hinfahren.

Wir tuckern also los und finden tatsächlich neben einem Hangar-Ähnleichen Gebäude einen Steg, an dem ein Behördenboot festgemacht ist. Ganz frech gehen wir längsseits und gleich kommt Mr Bush angeschossen mit dem Port Captain im Schlepp. Nein, nein, auf den Strand sollen wir fahren. Nach kurzer Erklärung darf der Käptn am Steg aussteigen und die Crew fährt mit dem Dinghy in die Stadt zurück.

Die Einklarierung hier verläuft wieder mal neu für uns: an einem grossen Besprechungstisch werden wir nach freundlicher Begrüßung mit einem kolumbianischen Kaffee begrüsst. Neben Mr. Bush sind noch der Port Captain (ein ganz junger, sehr netter Mensch), eine Dame von der Immigration, eine weitere Dame (Funktion unklar aber nett) sowie ein Herr von der Immigration anwesend. Dokumente werden hin und her geschoben, wir erläutern, warum wir hierher und nicht wie geplant nach Jamaica gesegelt sind, müssen eine kurze Erklärung dazu ausfüllen, alle Papier werden kopiert, die Pässe begutachtet und eingesackt. Wenn wir morgen schon wieder wieder segeln, kostet uns der Spass hier nix, ansonsten müssen wir für ein Touristenvisum ca. 180 Dollar berappen (für uns vier).

Auf dem Golfcar geht es mit Mr. Bush und dem Herrn von der Immigration zurück in den Ort. Vorbei an weiteren Gebäuden im Zuckerbäckerstil auf einer Strasse, die man auch unbesorgt zu Fuss entlang wandern kann.

Morgen schon weiter, 180 Dollar sparen - klingt erstmal verlockend. Aber Stress sind wir ja nun nicht gerade gewohnt und es gibt doch noch das ein oder andere am Boot zu richten. Und überhaupt, wo wir schon mal hier sind, würden wir uns eigentlich auch gerne noch ein bisschen an Land umschauen, in Ruhe nach Internet und dem Wetter gucken Und wer weiss schon, wann wir wieder so tolles Wasser zum schwimmen haben. Wir sind uns relativ schnell einig und beschliessen, noch zu verweilen. Wir haben zwar eine Zeitbegrenzung durch unsere Mitsegler, aber so eng ist der Zeitrahmen dann auch wieder nicht, dass ein paar Tage auf diesem reizenden Eiland nicht drin wären.

Nach all den wichtigen Entscheidungen und Aktionen stellt sich Frühstückshunger und Kaffeedurst ein. Also zurück an Bord. Um 15 Uhr sollen wir eh wieder bei Mr. Bush sein und ihm unsere Entscheidung mitteilen. Silke müssen wir fast gewaltsam von einem Hund losreissen, der offensichtlich verletzt und stark abgemagert im Schatten eines kleinen Platzes vor sich hin dämmert, nicht mehr aufstehen kann. Während ich schon gelernt habe, lernen musste, weg zu sehen bei dem vielen tierischen Elend in diesen Länden, schaut sie noch hin und überlegt, wie zu helfen wäre. Wasser, Futter - für ein paar Tage und was dann? Mitnehmen können und wollen wir ihn nicht, hier zum Tierarzt bringen und wer übernimmt dann die Verantwortung für ihn? Gibt es hier überhaupt einen Tierarzt? Ist unsere Hilfe eine Verlängerung der Qualen oder hilft es ihm, doch wieder auf die Beine zu kommen? Sollte man einfach aus dem Herz heraus handeln oder muss man sich wirklich Gedanken machen? Spontanes Handeln als Durchreisender?

Eine so schöne Insel und geht so hässlich mit den vierbeinigen Bewohnern um. Zumindest für unsere Maßstäbe und aus unserer Sicht- und Denkweise heraus gesehen. Graue Wolken ziehen über die Berge und verdunkeln nicht nur den Himmel sondern auch unsere Herzen.

Cartagena-Providencia oder an einem Freitag läuft man nicht aus

An einem Freitag soll man nicht auslaufen ….. wir machen es trotzdem. Gegen den Rat meines Bauches, gegen besseres Wissen, gegen die Windvorhersage und gegen die Erfahrungen eines amerianischen Seglers, der reumütig nach Cartagena zurück gekehrt ist. Und das, obwohl er den Wind eher achterlich hatte, auf dem Weg nach Panama.

Sonnig ist, aus der Bucht geht es noch mit kaum Wind und ohne Segel. Die setzen wir erst kurz bevor wir die Bucht von Cartagena verlassen. Fast wären wir schon an der Jungfrauenstatue gescheitert - wenn man rot und grün verwechselt und nicht weiss, an welcher Seite welche Tonne bleiben muss ….  ich schiesse aus dem Niedergang raus, korrigiere und atme auf. Nix passiert. Mann, Mann, Mann, das kann ja was werden!

Erstmal wird es gut. Unter Gross und Genua geht es flott vorwärts, wir freuen uns über das schöne Segeln. Dann aber legt der Wind - huch, genau wie vorher gesagt - zu.  Fürs Reffen ist es irgendwie schon ein klein wenig zu spät. Die Genua rächt sich. Bzw. die Rollanlage. Die rollt den grossen Lappen nämlich nicht mehr ordnungsgemäss ein. Am Bug bauscht sich das Segel um die Rollanlage und schlägt infernalisch im Wind. Irgendwann gibt der Stoff nach und es flappt nur noch dezent. Trotzdem schwingt der Mast wie wir es bislang noch nie gesehen haben und uns wird angst und bange. Kommt uns jetzt der Mast runter???? Das Gross wird gerefft, einige unfreiwillige Halsen hauen uns die Grosschotblöcke samt Endbeschläge der Schiene um die Ohren, dass es nur so kracht. Ich bin auch am Ende, mit den Nerven. Und das nach nur wenigen Stunden Segelei. Sooo hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt.

Unter Deck sieht es wüst aus. Das Atlantikwasser findet seinen Weg durch kleinste Öffnungen und Ritzen, flutet Polster und sonstiges Innenleben. Dazu schwappt Wasser in der Bilge und das Schiff bockt durch die Wellen wie ein wilder Mustang. Toilette gehen? Kein Denken dran!

Relativ schnell steht fest: Jamaica können wir definitiv nicht anlaufen. Die Cayman Islands vielleicht?? Auch das erscheint nicht sehr erfolgversprechend, bringt keine Verbesserung der Gesamtsituation. Also Providencia? Das könnte gehen. Wir fallen ab, es kommt Ruhe ins Schiff, die Wellen hauen nicht mehr übers Deck, die Gesamtlage sowie die Gemüter beruhigen sich.

Nach 3 Tagen kommt Providencia in Sicht. Unter Motor laufen wir in der Nacht auf Montag hinter der Insel entlang, begleitet vom infernalischen Quiettschen der Ruderanlage. „Wo kommt die Musik her“ - bei einer Kursänderung ändert sich auch die Quietschfrequenz. Mein Kopf steht kurz vorm platzen. Nehmen unsere Pannen denn gar kein Ende?? Wir  tasten uns in die Ankerbucht und lassen erleichtert den Anker fallen. Weit hinten, vorne wird es schnell flach und im Dunkeln trauen wir uns auch nicht weiter nach vorne. Außer uns leuchten noch 4 Ankerlichter. Wie herrlich ruhig liegen wir hier. Nichts quietscht und zerrt mehr, das Vorsegel wird etwas gebändigt und am nächsten Tag dann mühevoll gegen die Fock ausgetauscht. Aber das ist ein anderer Bericht.

Die erste Etappe haben wir hinter uns. Aber zu welchem Preis? Ein Zurück gibt es für uns aber auch nicht mehr. Also Augen zu und durch! Oder wie meint mein Sohn so treffend: “Jetzt müsst ihr halt die Arschbacken zusammen petzen und durchhalten”. Genau.

Pippi in den Augen

Pippi in den Augen

Noch einmal mit dem Bus zu Ferroalquimar fahren, Tschüss sagen. Das ist der Plan für heute. In Manga treffen wir unerwartet auf Luis Bastatande, den Ferroalquimar Elektriker und gehen mit ihm gemeinsam zur Bushaltestelle. Wir entscheiden uns für den langsameren aber streckentechnisch unterhaltsameren Caracoles-Bus, Luis fährt mit dem Pasacaballo Bus und ist natürlich um einiges früher in der Werft als wir.

Im Bus kassiert heute eine dralle Dame, deren Figurform, die noch durch ein mehr als knappes Oberteil und ebenso knallrote wie knallenge Leggins betont wird und bei uns für ein leichtes Schmunzeln sorgt.

Für die Freunde neu, für uns ist die Fahrtstrecke vertraut und mit Wehmut gepflastert. Ein letztes Mal zu dem Ort, der uns und vor allem unserem Schiff für viele Monate eine sichere Heimat war. Wo wir neue Freunde und eine Art Familie gefunden haben.

Ein letzter Zimt-Kaffee aus der Kapselmaschine im Büro von Senor Jesus, Abschiedsfotos von denen, die uns ans Herz gewachsen sind und denen wir ans Herz gewachsen sind. Stolz zeigt uns Senor Jesus den neuen Aufenthaltsraum mit Cafeteria und Toletten, fein säuberlich getrennt für Männlein und Weiblein. Die Möbel fehlen noch, in 3 Tagen soll dann alles fertig sein. Nebenan wird der bisherige Restaurantbereich ebenfalls umgebaut und modernistert. Solange gibt es das Mittagessen aus dem Kofferraum eines Autos und in den bewährten Styroporschachteln.

Auf dem Werftgelände hängt die Marianne in den Gurten. Letzte Stellen werden mit Primer und Antifouling bestrichen, heute nachmittag soll es ins Wasser gehen, die kleine Familie des fleissigen Skippers ist auch im Anmarsch.

Unsere Freunde sind beeindruckt von der Herzlichkeit der Menschen, von der  Grösse des Travellifts und vom ganzen Gelände. Das hatte man sich irgendwie anders vorgestellt, chaotischer, nicht so aufgeräumt und grosszügig. Hier nochmal ein Boot bauen, da könnte man fast Lust dazu bekommen.

Wir haben aber jetzt erst einmal Lust auf Camarones und Lachsfilet und dackeln an der Strasse entlang zu Antillanas. Noch einmal zum kleinen Imbisstand gegenüber von Ferroalquimar rüber winken, langsam wird mir der Hals etwas eng und Tränen steigen Richtung Augen. Jetzt nur nicht schwach werden und losheulen, olle Heulsuse die ich bin.

Der Verkäufer bei Antillanas freut sich auch über seine Stammkunden und wünscht uns eine gute Reise, als wir erzählen, dass wir jetzt nicht mehr kommen und Cartagena verlassen. Noch ein Abschiedsfoto, dann kommt auch schon ein Bus und es geht zurück nach Manga.

Senor Merkwürden II hat wohl auch Abschiedsschmerz und will mal wieder nicht anspringen. Ob ihm die Hitze vielleicht unter den Deckel steigt und zu schaffen macht? Jedenfalls rudern wir mal wieder los und freuen uns über die Abschlepphilfe durch Hans. Dessen 2 PS Aussenborder hat aber ordentlich zu tun, bis wir an unserem Zuhause längsseits gehen können, wir unterstützen rudernd etwas und Peter verflucht zum x-ten Male unseren Aussenborder. Wir haben aber leider grad keine anderen und trösten uns mit dem Gedanken, dass wir auf Jamaica ruhig und nah an der Marina legen können, rudern also nicht so beschwerlich ausfallen wird. Und auf Cuba werden wir sicherlich in eine Marina gehen müssen. Vorher allerdings soll hier eigentlich noch ein Grosseinkauf stattfinden und Wasser sollte noch in den Tank.

Mit einer Spritze rückt Peter dem störrischen Motörchen später dann zu Leibe und kann ihn zum Starten bewegen. Trotzdem bleibt das Teil weiterhin extrem Bordfrauenunfreundlich und ich hoffe sehr, das uns bald ein bezahlbarer, leichterer, kleinerer und zuverlässigerer Artgenosse über den Weg läuft.


Er hat gar nicht gebohrt

Nicht nur unser Schiff hat so seine Problemchen und Krankheiten, auch der Käptn lässt Federn. Besser gesagt: Zähne. 2017 hat er sich ja die untere, ziemlich marode Kauleiste richten lassen, jetzt schwächelt die obere Zahnreihe. Da will er mal was gesundes essen und beisst herzhaft in ein Stück Karotte rein - mit dem Ergebnis, das ihm vorne ein Schneidezahn einfach so abbricht. Er leidet - wenn auch nur beim eigenen Anblick im Spiegel. Wir anderen sind eher erheitert und finden, dass er schon einen sehr passablen Piratenkapitän abgibt mit seiner charmanten Zahnlücke. Ich hab den leisen Verdacht, das ER nicht so richtig mitlachen kann. Und ausserdem hat sich doch jetzt auch die Füllung erledigt. Denn eigentlich begann das Malheur mit einem Loch im jetzt abgebrochenen Zahn.

Ein Gang zum Zahnarzt fände er dagegen gut. Auch so zur Beruhigung. Nicht das uns auf See dann ein schmerzender Zahn bzw. dessen Wurzelreste Probleme bereitet oder gar zu einer Notlandung zwingt.

Also kapern wir ein Taxi und lassen uns nach Boccagrande fahren. Zum vom Jonas und Hans empfohlenen Dentista. Die Wegbeschreibung ist gut, wir finden besagte Praxis. Ob wir hier aber richtig sind, werden hier vielleicht nur kosmetische Behandlungen und Implantate gemacht?? Nein, nein, auch ganz normale Zahnarzttätigkeiten übe man aus. Wir sind beruhigt. Allerdings kann der Patient sich erst um 15:30 auf den Behandlungsstuhl schwingen. War ja eigentlich auch klar.

Wir vertrieben uns die Wartezeit im Carulla Supermarkt nebenan, essen eine Kleinigkeit, inspizieren das Angebot an Mehl- und Nudelsorten, nutzen für eine Stunde das Internet und ich mache mich auf die Suche nach einem geeigneten Standort um die restliche Crew via Walkie-Talkie auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Ziemlich weit weg und ziemlich klein kann ich unser Schiff sehen. Ob das Walkie-Talkie die Entfernung jetzt auch akustisch überbrückt? Was meine Stimme nicht schaffen würde, bekommt das kleine Funkgerät tatsächlich hin: ich kann mit Silke sprechen. Echt praktisch.

Endlich ist es soweit und Werner darf auf dem Behandlungsstuhl Platz nehmen. Die Zahnärztin spricht englisch, die Verständigung ist somit schonmal gesichert. Die Behandlung allerdings fällt kürzer aus als der auszufüllende Fragebogen an Zeit benötigt: Werner müsste sein ASS für 5 Tage absetzen, das wollen wir nicht so ohne weiteres machen. Ein Röntgenbild wird erstellt und mit der Aussage, dass die Zahnwurzel nicht so aussehe, als würde sie in absehbarer Zeit Beschwerden produzieren sehen wir beruhigt von einer weiteren Behandlung ab. Das Röntgenbild wird ausgedruckt, wir berappen 80.000 COP und ziehen von dannen.

Zurück an Bord laufen die Vorbereitungen zur Abfahrt auf vollen Touren weiter: Diesel wird in Kanistern aufs Boot geschleppt und in den Tank gefüllt. Alles mögliche wird verstaut oder entsorgt, die Schoten sind eingefädelt, die Windfahne vorbereitet. Die Wetterprognosen für die nächsten Tage sind nicht schlecht, auch einige Yachten auf Curacao wollen endlich den Absprung nach Kolumbien wagen.

Jetzt noch ausklarieren, ein Abschiedsbesuch bei Ferroalquimar, dann können wir los…… Los, segeln, unterwegs sein ….. boah, ist das ein komisches Gefühl! Noch gar nicht so recht vorstellbar. Wie wird unsere alte Lady wohl segeln? Wird es ihr gefallen, wieder unterwegs zu sein oder wird sie wieder zicken und bocken?

Hans von der Close to Perfection fragt ganz erstaunt: „ihr wollt los? Nach Panama oder? Und wann kommt ihr wieder?“ … etwas ungläubig ist sein Gesichtsausdruck bei unserer Antwort, das wir nicht vorhaben, wieder zu kommen. Das scheint er sich nicht vorstellen zu können, wo doch so viele immer wieder hierher kommen.

Und eigentlich müssten wir ja auch nochmal wiederkommen, noch etwas mehr vom Land sehen und erleben. Obwohl: er-lebt haben wir auch so recht viel hier in Kolumbien. Haben vieles sehr intensiv gesehen, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erfahren. Wurden an die Hand genommen und über die Strasse geführt, wenn wir uns mal nicht getraut haben, einfach so vor die hernbrausenden Autos zu springen, deren Strom aber irgendwie nie abreisst. Oder bekamen den Aussenborder einfach so repariert, für ein Trinkgeld. Oder die Gasflaschenfüllung kostet auf einmal weniger als noch im vorletzten Jahr, einfach weil man uns jetzt kennt und wir dazu gehören? Kolumbien ist definitiv sehenswert. Nicht der Strände wegen, das wäre schade, wenn man deshalb hierher käme. Es gibt so viel mehr zu entdecken in diesem vielfältigen Land.

Po(o)leposition

Poole-Position

Wir haben sie, DIE ultimative Poole-Postion! Ganz aussen am Rand des Ankerfeldes liegen wir. Mit bestem Blick auf die Mega-Yacht ……. , die mit dem höchsten Mast der Welt auf einem Segelboot protzt und auch sonst ziemlich überdimensioniert am Muelle de Pegasus rumlungert. Oder auf das auslaufende Schulschiff Gloria, deren Besatzung auf den Rahen stehend fröhlich ein Liedchen trällert.

Oder auf die täglichen Schwimmübungen eines armen Marine-Soldaten, der mit einer roten Boje bestückt ein Schlauchboot hinter sich herziehend die Bucht quert.

Oder auf die Wochenend-Feuerwerke, die zischend, jaulend und vor Farbfreude nur so sprudelnd gegen die eh schon mächtige Beleuchtung der Bucht anfunkeln.

Wir haben den besten Blick auf die vorbeifegenden Taxiboote und vergeben Noten für Lage, Eleganz und Gleitfähigkeit.

Wir haben die Poole-Positon wenn es darum geht, die Wellen besagter Taxiboote abzubekommen und wir geniessen die volle Akustik der Musikbands an Land und aus den Stereoboxen der Motorboote. Von Reggae über etwas ältere Chart-Hits (gibt es GEMA in Kolumbien???), vom utzdadautz bis zum plingpling-tschatschatsa der kolumbianischen Volksmusik ist da alles vertreten.

Am Wochenende ist Regattatime. Dann sind wir hautnah am WEnde-Geschehen dran, können vergleichen, welche Yacht mehr Höhe läuft und die Sekunden bis zum Ramming unseres Hecks zählen.

Wenn die Marineschiffe ablegen und dies mit 3x Horn drücken kundtun, haben wir wieder eine Spitzepositon, sind ganz nah dran an der Akustik.

Und wenn es darum geht, das Dinghy rudernd zum Mutterschiff zurück zu bewegen, halten wir ebenfalls die Poole Position was Strecke und Welle angeht. Oder geht da vielleicht doch noch mehr, wenn man ganz hinten am Ankerfeld liegt?? Wir werden es jedenfalls nicht mehr austesten, hier in Cartagena de Indias und finden unsere PoolePosition mit Blick auf die Altstadt, auf die Hochhäuser Manga und Boccagrandes durchaus gut. Wer weiss, wann wir wieder einen solch abwechslungsreichen, interessanten und niemals langweiligen Liegeplatz haben werden!

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