Monats-Archiv April, 2017

Havenwelten-Geschichten - heute: alles Fisch bei der Fischparty in Bremerhaven

Alles Fisch - Fischparty im Schaufenster Fischereihafen

Alles Fisch - Fischparty im Schaufenster Fischereihafen

Auf Eis gelegt - Fischparty Bremerhaven

Auf Eis gelegt - Fischparty Bremerhaven

Ruheplätze am Schaufenster Fischereihaven mit Blick auf Wasser, Boote und blauen Himmel

Ruheplätze am Schaufenster Fischereihaven mit Blick auf Wasser, Boote und blauen Himmel

Das Sonnendeck der Hansa wird heute wohl eher nicht genutzt - zu kalt pfeift der Wind durch die Häuserfluchten am Schaufenster

Das Sonnendeck der Hansa wird heute wohl eher nicht genutzt - zu kalt pfeift der Wind durch die Häuserfluchten am Schaufenster

Das letzte Wochenende im April - Sonne, Regen, zwischendurch mal ein Graupelschauer und eiskalter Wind. Gäbe es einen besseren Platz, um diesen Tag zu verbringen als Bremerhaven? Pünktlich zur Shopöffnung des Tourismusbüros im Schaufenster stehen wir vor dem Stapel der 1 € T-Shirts. (R)Ausverkauf der tragbaren Bremerhaven-Souvenirs, da schlagen wir doch zu. T-Shirts “gehen” schliesslich immer. Die nette und gesprächige Verkäuferin ist völlig begeistert von unserer Kauffreude. Aber ob die extra für den Sonderverkauf georderte Zusatzverkäuferin heute überhaupt noch was zu tun haben wird?? Wohl eher nicht, der Stapel Shirts neigt sich bedenklich dem Ende zu, dafür bekommen wir reichlich Papiertüten in die Hände gedrückt.

Der Bär ist los und im Hintergrund werden die Flügel an ein neues Windrad montiert

Der Bär ist los und im Hintergrund werden die Flügel an ein neues Windrad montiert

Auf dem grossen Platz im Schaufenster sind viele Buden und Stände aufgebaut, alle noch geschlossen - wir sind definitiv zu früh. Das 1. Event des Jahres, die Fischparty hat aufgerüstet. Also doch erst noch eine Autorunde durch das Hafengebiet und vor allem: Fisch kaufen bei Fisch 2000!! Dank der dazu gepackten Eisbombe bleibt der Fisch auch in unserem Auto frisch und kühl. Kundenservice nennt man das. Angenehm ruhig und beschaulich  geht es im Laden von Fisch 2000 um diese Uhrzeit noch zu. Keine Hektik hinterm Tresen, keine Kundenmassen davor. Da grüsst die gerade ankommende Kollegin noch lautstark in die Runde und freut sich auf die im Aufenthaltsraum bereitliegende Tageszeitung, auf einen Kaffee. Eine halbe Stunde hat sie noch bis zu ihrem Schichtbeginn. Mit einem Lächeln im Gesicht verlassen wir den Laden und erkunden das Hafengebiet weiter. Es gibt immer Ecken, die wir schon länger nicht mehr besucht haben und vielleicht hat sich ja was verändert. Heute am Samstag kann man gut den Verladekai entlang fahren, man stört keinen LKW oder Gabelstapler. Das nutzen auch einige Wohnmobil-Indivudalisten aus - verfolgt der jetzt uns oder verfolgen wir den oder hab ich Halluzinationen, so ein Wohnmobil stand doch eben auch schon neben uns???

Drüben, am anderen Ufer schwebt der zweite Flügel eines Windrades per Kran an seinen Platz. Einmal musste er schon wieder runter, jetzt geht es endgültig nach oben. Und der “Bär” ist los, schiebt eine ordentliche Bugwelle vor sich her und seine hohen Aufbauten zwischen uns und den Anblick des malerischen kleinen Leuchtturmes. Der Bär, das ist ein Schlepper. Bullig und kraftvoll und auch ein bisschen bärenhaft brummig, seinem Namen alle Ehre machend. Ein paar Segelboote laufen Richtung Schleuse. Es ist also kurz vor voller Stunde. Denn die Schleuse (oder offiziell “Lock”) zum Fischereihafen hält es wie eine gute Kneipe: wenn (die Stunde) voll, dann geht es raus. Ob aus der Kneipe auf die Strasse oder aus der Schleuse aufs Fahrwasser der hier schon recht breiten Weser - das macht ja kaum einen Unterschied. Und die Schleusenzeiten merkt man sich mit dieser Eselsbrücke wirklich gut.

Am Kai haben einige Schiffe festgemacht, auch ein Binnenschiff. Das geht fast unter zwischen den wesentlich höheren Kollegen und verblasst vollkommen vor einem aufwendig in Folie verpackten Schiff. Was sich wohl unter der weissen Plaste verbirgt? Die grossen Radar- und Telefondome lassen auf eine Mega-Yacht schliessen, die hier wohl ausgebaut oder ausgerüstet wird. Gut geschützt durch die passgenaue Hülle gegen Wind und Wetter. Und gegenüber wird auf der Bredo-Werft an den robusteren Berufsschiffkollegen gewerkelt, im Freien, ohne Folie - geht auch. Vorbei an den fischverarbeitenden Hallen von Frosta & Co, an den hohen Hallen der windenergetischen Firmen fahren wir zu unserem alten Liegeplatz in der Marina Nordseeyachting, am Leuchtturm Brinkamahof. Wir flüchten vor einem Graupelschauer ins Bürogebäude und lassen uns bei einem Kaffee vom Senior und Junior Chef die Neuigkeiten erzählen. Hat der noch sein Boot und was macht dieses Paar? Viele neue Gesichter laufen auf dem Marinagelände an uns vorbei, aber ein paar von den altbekannten haben hier auch noch festgemacht. Ein Gefühl von Zuhause, von Heimathafen, von Willkommen sein. Und ein netter Schnack mit Schweizern, die gerade ihre nigelnagelneu aussehende Allure hier festgemacht haben. Gerade erst übernommen haben sie das Schiff von Frankreich nach Bremerhaven gesegelt, kein wirklich angenehmer Törn. Und es soll noch weitergehen, in die Ostsee. Jetzt aber geht es erst einmal mit dem Zug zum Flughafen und dann zurück in die Schweiz.

Das lange Wochenende nutzen viele Segler trotz der noch sehr niedrigen Temperaturen dazu, ihre Schiffe entweder aufzurüsten, den Mast zu stellen oder gar zum Sommerliegeplatz in die Ostsee zu überführen. Überall ist Leben und so treffen wir auch in unserer nächsten Station, dem Weser-Yacht-Club bekannte Gesichter. Besichtigen und bewundern ein neu erworbenes Boot, loben die neue Fenster-Aussicht im Rumpf einer anderen Yacht und tauschen Neuigkeiten aus. Endlich schwankt es wieder etwas unter unseren Füssen und der Skipper beweist seine Geschicklichkeit beim an Bord klettern. Geht doch schon wieder erstaunlich gut!

Es zieht uns noch einmal zurück zur nun belebten Fischparty. Fisch, Fisch, Fisch - in allen Variationen. Die Firma Fiedler hat sich richtig ins Zeug gelegt und präsentiert auf viel Eis wahrscheinlich so ziemlich alle essbaren Seefische und Meeresgetier. Entspannt bummeln wir an den zahlreichen Futterständen vorbei, können uns aber nicht so recht für etwas entscheiden. Schliesslich wartet da ja auch noch der Einkauf auf seine Zubereitung …. Das ist das Stichwort, auf in die heimische Küche! Den neuen Hafen lassen wir heute mal aus, der kommt nächstes Mal wieder dran. Und dann besuchen wir auch den kleinen Pingelturm und klettern auf den Container-Aussichtsturm. Es gibt so viel zu sehen in Bremerhaven, das ist und bleibt unser Heimathaven!

Und zu Hause schwankt der Flur doch tatsächlich ein klein wenig unter unseren Füssen. Ein schönes Gefühl :-)

Havenwelten - heute: Wilhelmshaven

Havenwelten - Wilhelmshaven

Bremerhaven, Cuxhaven - das sind unsere Havenwelten. Die „Schwester“ Wilhelmshaven dagegen wird von uns ziemlich vernachlässigt. Warum eigentlich? Ist es das Image Marinestützpunkt? Entfernung, Erreichbarkeit und Lage können es eigentlich nicht sein. Am südlichen Jadebusen gelegen wirbt diese relativ junge Stadt (1869) mit Hafenfeeling pur, mit City Life, maritimen und kulturellen Attraktionen. Es gibt eine Lange Nacht der Kultur, ein Heissluftballonmeeting, das internationale Street-Art Festival und das Lichter-Meer. Aber uns geht ein bisschen so wie den grossen Schiffsgesellschaften, die Wilhelmshaven als einziger wirklicher Tiefwasserhafen Deutschlands mit guter Erreichbarkeit auch (noch) nicht so recht annehmen. Eigentlich spricht vieles für Wilhelmshaven und doch …..

Die Hafengesellschaft des JadeWeserPort wirbt mit den grössten Containerbrücken der Welt und dass man hier Containerschiffe mit mehr als 18.000 TEU be- und entladen kann, tidenunabhängig versteht sich. Mit TEU bezeichnet man übrigens die 20-Fuss-Container. Auf den grossen Containerschiffen werden allerdings meist die bekannteren 40-Füsser verwendet. Im Info-Center erfährt man interaktiv noch einiges mehr zum Hafen und seiner Umgebung und kann von hier aus auch eine Tour mit dem Hafenbus machen. Seit 2012 ist der Hafen in Betrieb und kann sich immer noch nicht richtig gegen den alt eingesessenen Kollegen Hamburg behaupten. Für uns stellt sich schon die Frage, warum man viele Euros in die Hand nehmen will, um mit einer Elbvertiefung den Hamburger Hafen für die tiergehenden Containerschiffe zugänglich zu machen, während hier ein passender Hafen seinen Dornröschenschlaf hält.

Die A29 ist ruhig, wenig Verkehr. Genau wie in Wilhelmshaven selbst. Mitten in der Woche, keine Schulferien mehr und doch ist die Anzahl der Verkehrsteilnehmer äusserst überschaubar. Gar kein Vergleich zu anderen Städten. Parken in einer Seitenstrasse - überhaupt kein Problem. Lebt hier jemand? Liegt es am nicht ganz so guten Wetter, an den kühlen Temperaturen, dass uns nur wenige Zwei- und Vierbeiner begegnen. Selbst die Möwen scheinen sich zu verstecken, nur vereinzelt dreht eine ihre Kreise über unseren Köpfen oder hopst ziemlich unverfroren vor uns auf der Hafenpromenade herum. Vorhafen, Marinehafen, Nordhafen, Arsenalhafen, Ausrüstungshafen, Grosser Hafen, Handelshafen, Kanalhafen ….. so viele Häfen, da verlieren wir etwas den Überblick und konzentrieren uns auf den nahegelegenen Grossen Hafen. Der Museumshafen bzw. der Bontekai (benannt nach dem Kommodore Bonte Friedrich und ursprünglich als Liegeplatz für die Zerstörer der Marine gebaut)  beherbergt ganze 3 Schiffe, irgendwie ist alles noch im Winterschlaf. Das gilt auch für die gegenüberliegenden Sportbootstege. Und obwohl das Küstenmuseum mit dem Slogan „Betreten erbeten“ und einer Sonderausstellung mit dem Thema „Willst Du mit mir segeln gehen“ wirbt, hat die Receptionistin hier ebensowenig zu tun wie die nette Dame im Infocenter des Jade-Weser-Ports. Der liegt weit draussen vor der Stadt und liegt ebenfalls im (Dauer) Winterschlaf. Immerhin läuft ab Mai eine weitere namhafte Reederei den Hafen an und nutzt die Entlademöglichkeiten. Auf den Strassen im Hafengebiet begegnen uns aber bislang nur wenige LKW und die wirken ebenso desorientiert angesichts der grossen Leere wie wir. Dürfen wir da jetzt weiterfahren? Wir wenden vorsichtshalber und fahren zurück zur Stadt.

Am Innenstadtbereich mit Fussgängerzone sind wir schnell vorbei. Der Skipper ist halt auch nicht so der Fan von solchen Bereichen. Und ansonsten reizt uns irgendwie wenig, anzuhalten und die Stadt zu Fuss zu erkunden; mal ganz abgesehen vom immer noch nicht sehr freundlichen Wetter.

Über die Kaiser-Wilhelm-Brücke geht es auf den Flieger-Deich, wir umrunden den Grossen Hafen. Im alten Pumpwerk hat das Kulturzentrum der Stadt Wilhelmshaven eine Heimat gefunden und auf der anderen Strassenseite reihen sich im Sommer sicherlich gut besuchte Restaurants und Cafés aneinander. Sitzen mit Blick aufs Hafenbecken und die alte Deich-Brücke, sicherlich idyllisch. Aber davon ist man hier noch ein paar Tage entfernt.

Wir eiern noch ein wenig durch die Peripherie, auf der Suche nach weiteren Hafenbereichen. Würden gerne mal Boote gucken. Die sehen wir nämlich von der Strasse aus, so um zwei Kanalbiegungen herum, finden aber keine Zufahrt. Ein kleiner Seitenweg am Kanal entlang führt lediglich zu diversen Gebrauchtwagenhändlern mit angeschlossener Reparaturwerkstatt zweifelhafter Qualität. Selbst im angrenzenden Gewerbegebiet vermissen wir die Betriebsamkeit anderer Gebiete dieser Art. Hierher scheinen sich in der Woche nur wenige Kauflustige zu verirren. Schiffe gucken, Segelschiffe genauer gesagt, das knicken wir jedenfalls für heute. Und suchen unseren Weg zurück zur Autobahn, zurück nach Hause.

Wilhelmshaven hat sich uns auch heute nicht so wirklich eröffnet. Man bemüht sich hier, zweifelsohne. Es gibt zahlreiche Museen, nette Gastronomiebetriebe, Veranstaltungen, Konzerte. Vielleicht sollten wir diesem Teil der Havenwelten eine zweite Chance geben, wenn es etwas wärmer und die Stadt dann belebter ist. Dann entdecken wir vielleicht auch das wahre Flair der maritimen Meile und finden auch noch das Wattenmeer Besucherzentrum oder das Aquarium oder werfen auch mal einen Blick übern Deich, aufs Wasser.

Aber erst einmal zieht es uns nach Emden und Leer, nach Hooksiel oder Greetsiel oder oder - die Region bietet ja reichlich interessante und abwechslungsreiche Ziele!

Wenn mal so viele LKW hier am JadeWeserPort wie Schafe unterwegs sind .....

Wenn mal so viele LKW hier am JadeWeserPort wie Schafe unterwegs sind .....

Bedrohliche Szenerie und doch mit einem Lichtschein - JadeWeserPort Wilhelmshaven

Bedrohliche Szenerie und doch mit einem Lichtschein - JadeWeserPort Wilhelmshaven

Kaiser-Wilhelm-Brücke im Grossen Hafen

Kaiser-Wilhelm-Brücke im Grossen Hafen

Bontekai - viel Promenade, wenig los. Und eine einsame Möwe beäugt uns neugierig

Bontekai - viel Promenade, wenig los. Und eine einsame Möwe beäugt uns neugierig

Die Arcona, Heimat des Shantychors und auch für Übernachtungen zur Verfügung stehend

Die Arcona, Heimat des Shantychors und auch für Übernachtungen zur Verfügung stehend

Vom Winde verweht am Fliegerdeich

Vom Winde verweht am Fliegerdeich

Achtung Werbung!

Reiselustig wie wir selbst sind, haben wir Verständnis für Menschen, die gerne mal was Neues entdecken möchten. Und daher eine Unterkunft suchen. Vielleicht eine Ferienwohnung? Da ist man unabhängig, hat mehr Platz als in einem Hotelzimmer, findet Ruhe und fühlt sich vielleicht sogar mehr als Freund denn als Gast.

All jenen, die gerne mal den Rheingau oder das angrenzende Rheinhessen, den Taunus, das Rheintal oder oder oder entdecken möchten, legen wir unsere Ferienwohnung ans Herz. Etwas ausserhalb von Rüdesheim, direkt am Wald gelegen kann man hier wunderbar entspannen, ausruhen, innehalten oder aber auch aktiv werden: Wandern bis der Arzt kommt, in Wald, Weinbergen, über Felder oder entlang des Rheins - hier ist vieles möglich!

Also einfach mal unseren Buchungsplan angucken und sich melden. Vielleicht entdeckt auch ihr ganz viele exotische Plätze, die so gar nicht fern der eigenen Heimat sind!

https://fewotrift.wordpress.com/

https://www.fewo-direkt.de/ferienwohnung-ferienhaus/p2393078

https://www.traum-ferienwohnungen.de/179595/

Reise ins Paradies für Liebhaber der Leberkässemmeln und Gipfelstürmer

Die Crew hoch oben auf dem Aufsichtsturm des Pyramidenkogels - im Hintergrund der Wörthersee

Die Crew hoch oben auf dem Aufsichtsturm des Pyramidenkogels - im Hintergrund der Wörthersee

Vor uns tauchen die ersten Berge auf, teils noch schneebedeckt. Definitiv ein eindrucksvolles Panorama, auch wenn wir ja eigentlich mehr Meerfans sind. An den Raststätten kann man das sog. Pickerl erwerben - wir nähern uns der Grenze zu Österreich. Bad Reichenhall, Chiemsee - Erinnerungen an zwei Wochenenden hier in den Bergen, an vom Trans Ocean organisierte Vorbereitungsseminare, das war kurz vorm Start zu unserer Reise.

Bekennende Flachländer mit einer ausgeprägten Aversion gegen schweisstreibende, himmelwärts strebende Wandertouren auf dem Weg in ein Bergland? Was macht man nicht alles, um gute Freunde endlich wieder einmal in natura sehen und sprechen zu können. Skype & Co. sind eben doch nur ein schwacher Ersatz für das live und in Farbe miteinander sein. Und so kurven wir also durch die Alpenregion, sind auf dem Weg zur deutsch-österreichischen Grenze.

Der Baustil der Häuser unterscheidet sich ganz deutlich von dem im Norden. Holz dominiert und lässt alles gemütlich wirken. Breite Balkone unter weit herunter gezogenen Dächern prägen das Bild. An der Zapfsäule der Tankstelle zieht verheissungsvoll eine Werbung für Leberkässsemmeln an mir vorüber - ob ich wohl ….? Ja, ich kann nicht widerstehen und bekomme für 2 Euro eine resche Semmel, gefüllt mit einer dicken Scheibe warmen Leberkäs. Dazu einen süssen Senf - mei, is des guat!!! Skeptisch beäugt mich mein Beifahrer, der Skipper a.D. beim herzhaften Hineinbeissen. Der weiss halt nicht, was wirklich gut ist, willkommen im Leberkässsemmeln-Paradies!

Baustellen, Geschwindigkeitsbegrenzungen, einspurige Tunneldurchfahrten - es wird schon langsam dunkel und endlich nähern wir uns unserem Ziel Graz. Das Navi führt uns zielsicher durch die um diese Zeit verkehrsarme Stadt und dann ins sog. GU = Grazer Umland. „Sie haben das Ziel erreicht“ - Tatsache, an einem von insgesamt 5 Briefkästen prangt die gesuchte Hausnummer. Aber wo genau müssen wir jetzt hin, wirklich in diesen „Feldweg“ rein? Beherzt folgen wir der gewundenen Schotterpiste und legen eine Punktlandung vorm Haus unserer Freunde hin, die uns nur wenige Minuten später herzlich in die Arme schliessen. Hinter uns liegen über 1000 Kilometer und nur kurze Stopps und vor uns stundenlange, angeregte Erzählungen sowie ein leckerer Fast-Mitternachtsimbiss. Irgendwann aber werden die Augenlider doch schwer und die Freunde überlassen uns Orpheus Armen.

Der frühe Vogel .... (oder Skipper) bekommt einen besonders leckeren Kaffeee

Der frühe Vogel .... (oder Skipper) bekommt einen besonders leckeren Kaffeee

Idylle pur im Grazer Umland = GU

Idylle pur im Grazer Umland = GU

Der erste Kaffee in Österreich. Kaffeeee bitte schön dehnen am Ende, nicht so hart aussprechen wie bei uns in Deutschland! In der Frühsonne vorm Haus sitzend, den Blick auf die frühlings-frisch grünen Berghänge. Kleine und grosse Gehöfte schmiegen sich zwischen Obstbäumen an den Berg, suchen Schutz. Auf der Wiese unterm Haus steht ein originalgetreues Tipi - Indianer in Österreich? Warum nicht - wenn schon üppiger Bambus hinterm Nachbarhaus einen kleinen Wald bildet, dann gedeihen hier sicherlich auch Indianer. Aufgeregtes Geflatter und Gezwitscher vorm Fenster - zahlreiche Singvögel pendeln zwischen den Bäumen vorm Haus und dem immer noch gefüllten Futterhaus auf der Terrasse. Idylle pur? Nicht ganz, denn obwohl wir hier so offensichtlich mitten in der Natur sitzen, rauscht es von unten aus dem Tal kräftig zu uns herauf. Kein Wildbach ist der Verursacher, sondern die hier durchziehende, niemals schlafende A 9. Dafür entschädigt der Spaziergang um die Bergkuppe. Hier kennt noch jeder jeden, Nachbarschaftshilfe wird gross geschrieben, die Türen sind selten abgeschlossen und man achtet aufeinander, weiss ob es gut geht oder nicht. Oft gehen die Grundstücke „nahtlos“ und ohne Zaunbegrenzung ineinander über. Und irgendwie scheint es nur so von Verwandten zu wimmeln; zu fast jedem Grundstück hat unsere Freundin eine Geschichte zu erzählen, dieses Areal gehört jener Tante, die Wiese auf der anderen Wegseite wurde schon vor einigen Jahren von der Oma verkauft und die Besitzer hoffen auf eine baldige Wertsteigerung durch Umwidmung der Fläche zum Baugrund. Die einst zusammenhängenden Wiesen und Felder samt Wald werden von Generation zu Generation mehr zerteilt. Landwirt mag kaum noch einer sein. Einen der wenigen treffen wir wenig später auf dem nahe gelegenen vorbildlich gestalteten Reiterhof. Mit seinem Traktor hat er einige Bäume nieder gemacht. Gegen seine bäuerliche Überzeugung, aber aus Hilfsbereitschaft und Verbundenheit zu den Nachbarn. Wenn die es so wollen ….. jetzt liegen die traurigen Wurzelüberreste auf dem Traktoranhänger und er geht erst einmal mit seinem fröhlichen Hund nach Hause, auf einen Kaffeeee. Schön klingt die Sprache hier, lässig, gemütlich und ich verstehe sogar das meiste, verfalle ihr unwillkürlich.

Indianer im Grazer Umland?? Das Tipi jedenfalls steht schon mal

Indianer im Grazer Umland?? Das Tipi jedenfalls steht schon mal

Uriges Holzhaus inmitten der Wiesen

Uriges Holzhaus inmitten der Wiesen

Die Freunde haben ein straffes Programm für uns erdacht. Heute geht es ins schöne Graz. An einer Ecke sind Absperrungen errichtet und die Freunde hoffen auf ein Event. Beim Näherkommen entpuppt sich das Event als simple Kanalöffnung (wie von mir bereits leicht spöttisch vermutet) und fortan haben die reichlich vorhandenen Baustellen in Graz einen neuen Namen: „Grazer-Event“. Davon gibt es einige. Unser persönliches, nächstes Event aber ist die Besteigung des Hausberges. Naja, was wir Flachlandtiroler als Besteigung bezeichnen: komfortabel und lungenschonend fahren wir mit dem Aufzug auf den Schlossberg. Wir hätten auch die Zahnradbahn nutzen oder eine Runde mit der Märchen(Hexen)bahn durch den Berg drehen können. Aus dem Aufzug kommend fällt der Blick auf den Uhrturm, das Wahrzeichen des Schlossbergs, dessen Uhrwerk seit 1712 pünktlich die Stunde schlägt. Und unten in der Stadt ziehen die im gleichnamigen Fluss gelegene Murinsel sowie das futuristisch gestaltete Kunsthaus die Blicke auf sich. Ich liebe es, den Blick von oben zu haben, auf das grosse (oder kleine) Ganze, auf die Dächerlandschaft einer Stadt, auf Hinterhöfe und Plätze. Aber auch der Schlossberg selbst mit seiner Festungsanlage bietet viel Sehenswertes. Graz - ehemalige Residenzstadt der Habsburger. Heute erinnern die Burg, der gotische Dom und das Mausoleum Kaiser Ferdinand II an diese Zeit. Aber auch die vielen, gut erhaltenen Stadthäuser, das Kunsthaus (nicht zu verwechseln mit dem Künstlerhaus oder auch „Halle für Kunst & Medien“ genannt)  oder das Grazer Landhaus mit seinem Rennaisance-Innenhof sind sehenswert. In letzterem schaut ein „weitblickender“ Faun verträumt über den Hof zum schönen Brunnen.

Tauben haben die Logen der Freilichtbühne auf dem Schlossberg besetzt und schauen interessiert den Bauarbeitern bei ihren Bemühungen zu, die Bühne für die kommende Saison vorzubereiten. Eine uralte, knorrige Glyzinie windet sich an einer Pergola entlang und eine kurvige Treppe führt den Berg wieder hinunter, vorbei an ebenso knorrigen Efeuwurzeln.

Stadttouren machen besonders hungrig, die Freunde tauchen mit uns ein in eine ganz besondere Grazer Lebens- und Esskultur, den festen Marktständen an denen man früher wie heute die Spezialitäten der Steiermark verkosten kann. Leider werden sie immer weniger, die typischen Buden wie die „Steirabox“ an der wir uns mit Leberkässemmeln und Rostbratwürsten mit Kren laben. Hinterher ein Schnapserl, das fegt den Magen durch nach der etwas fettigen Kost. Hier kommt man schnell ins Gespräch mit anderen Budenbesuchern und so mancher scheint hier einen Grossteil des Tages zu verbringen, mit Zeitung lesen, einem Plausch halten; Essen und Trinken werden da fast zur Nebensache. Und wir lesen uns ein in den steirischen Wortschatz mit Worten wie „Spritzer“, „Krügerl“, „Glaserl“, „Zweigelt“, „Geselchtes“ etc. .Direkt nebenan werden die Strassenbahnschienen erneuert (ein typisches Grazer Event) und so fällt die Rückfahrt mit besagter Bahn leider aus und wir „müssen“ uns zu Fuss auf den Weg zum Parkhaus machen. Dabei passieren wir kleine Plätze vor schönen, alten Häusern, werfen einen Blick in eine kleine Kunstgalerie, bewundern das älteste Modegeschäft am Platze in dem schon die Grosseltern der Freunde ihre Garderobe einkauften und werfen so manchen Blick in enge, ruhige Gassen oder Hinterhöfe, in denen Restaurants zur Einkehr einladen.

Fazit: Graz ist sehenswert und wir haben längst nicht alles gesehen hier in der kurzen Zeit. Die Freunde müssen also mit einer erneuten Heimsuchung rechnen!

Am nächsten Tag werden wir zu echten Gipfelstürmern! Dem Skipper a.D. zuliebe wählen wir für den Aufstieg zum Grazer Hausberg, dem Schöckl, ebenfalls wieder die bequeme Variante in Form der Seilbahn-Gondel. In wenigen Minuten schweben wir hinauf auf ca. 1.400 Meter Höhe. Ein kurzer, erfrischender Fussweg führt uns von der Seilbahnstation zum Gipfelkreuz. Die Freunde sind untröstlich: der Blick auf die umliegende Bergwelt ist leider nicht so gut, die Gipfel hüllen sich ausnahmslos in Dunst. Für uns ist es trotzdem ein besonderer Moment, unser erstes gemeinsames Gipfelkreuz - das muss fotografisch dokumentiert werden!!

Für den Abstieg (nach einer leichten Stärkung im Stubenberghaus, eine imposante, mit Holzschindeln bedeckte Jausenstation) wählen wir den auch für Fusskranke angeblich gut begehbaren, rot-weiss markierten Weg. Der führt teilweise aber auch über anspruchsvollen Untergrund in Form von Wurzeln und rolligen Steinen. Aber auch vorbei an Enzian, Seidelbast, Christrosen und anderen, selbst den Einheimischen nicht geläufigen, Frühlingsblühern. Ein beliebter Weg - immer wieder begegnen uns Wanderer in Gruppen oder als Familie unterwegs. Und so manches Mal zucken wir zusammen, wenn wieder ein Downhill-Fahrer mit seinem Bike auf dem teilweise parallel verlaufenden Trail an uns vorbei brettert. An so mancher Weggabelung wartet der reinste Schildwald auf uns: hier ist es für Fussgänger verboten, dort für die Radler, hier bitte Achtung, weil die Radler (oder wahlweise Fussgänger) kreuzen usw usw. Da soll sich noch einer auskennen und prompt teilt sich unsere kleine Wandergruppe unfreiwillig nach einem etwas längeren Fotostopp der Damen auf. Die letzten Meter meistern wir aber wieder gemeinsam und der Skipper meint, viel länger hätte der Abstieg auch nicht sein dürfen. Wir sind alle froh, am Abend die Beine unter den liebevoll gedeckten Tisch weiterer Freunde zu strecken und uns mit guter steirischer Küche die hungrigen Mägen füllen zu dürfen. Löwenzahnspinat schmeckt übrigens ganz hervorragend!

Unser 3. Tag im Alpenland führt uns nach Kärnten, zum Wörthersee. Bekannt aus Film und Funk oder so. Lang ists her …..! Auch hier wohnen Segelfreunde, auch hier erwartet uns ein Gipfel - wenn auch etwas moderater. Der Pyramidenkogel ist mit einem hölzernen Aussichtsturm bestückt von dem aus man einen super Rundblick auf Seen, Landschaft und - soweit möglich - auf die umliegenden Berge hat. Leider gilt auch heute wieder: nicht ganz so klare Sicht. Aber es reicht aus, um einige Wipfel anhand der Hinweistafeln auf der Aussichtsplattform zu identifizieren. Für den Abstieg wählen die mutigen Freunde die Rutsche, der Rest teilt sich auf in Fahrstuhl und Treppennutzer. Gleichsam geschafft fallen wir alle in die am Fusse des Turmes einladend aufgestellten Liegestühle. Ein kleiner Ostermarkt ist hier aufgebaut und lockt mit Kunst, Handwerk und leiblichen Genüssen. Sightseeing ist mega-anstrengend, Bier und Almdudler schmecken doppelt gut, der verkostete Ingwer-Saft dagegen eher weniger. Graue Wolken bringen leichte Regenschauer von denen man in Österreich gerne etwas reichlicher hätte. Ist doch der Grundwasserspiegel derzeit ca. 4 Meter unter Normal.

Am Karfreitag machen wir uns auf den Rückweg, verabschieden uns von unseren gastfreundlichen Freunden, die uns ein Stück ihrer Heimat gezeigt und Lust auf mehr davon gemacht haben. Österreich, so nah und doch für uns so exotisch und unbekannt wie so manch weit entferntes Land. Ein letztes Mal bestaunen wir das Bergpanorama bevor wir uns in den Grenzstau einreihen. Der allerdings deutlich kürzer ausfällt wie der auf der Gegenseite - alle Welt scheint in den Süden zu fahren! Nur uns zieht es wieder zurück in den deutlich kälteren Norden! Bleibt uns nur, ein von Herzen kommendes „Bussi & Baba“ zu sagen! Und vielleicht muss ich beim nächsten Mal auf die Frage „Elke, hast Du das verstanden“ nicht mehr antworten mit „nöö, ich bin ja Ausländisch“.

Das Kunsthaus - futuristisch und auch aussen viel Raum für Fantasie bietend

Das Kunsthaus - futuristisch und auch aussen viel Raum für Fantasie bietend

Die Murinsel - künstliche Insel mitten im gleichnamigen Fluss gelegen

Die Murinsel - künstliche Insel mitten im gleichnamigen Fluss gelegen

Aussicht=Draufsicht=Einsicht - Graz von oben

Aussicht=Draufsicht=Einsicht - Graz von oben

Weitblickender Faun - a bisserl deppert ist nur, dass er von Mauern umzingelt ist ...

Weitblickender Faun - a bisserl deppert ist nur, dass er von Mauern umzingelt ist ...

Gemütliches Beisammensein an der 'Steirabox'

Gemütliches Beisammensein an der

Hinter den Bergen, wo die 7+ Zwergerln ..... Angebot eines Haushaltswarengeschäftes in der Innenstadt von Graz

Hinter den Bergen, wo die 7+ Zwergerln ..... Angebot eines Haushaltswarengeschäftes in der Innenstadt von Graz

Speisenkarte der Steirabox -fast ein kleiner Sprachkurs

Speisenkarte der Steirabox -fast ein kleiner Sprachkurs

Der Gipfel ist gestürmt, wir sitzen am Gipfelkreuz des Schöckl

Der Gipfel ist gestürmt, wir sitzen am Gipfelkreuz des Schöckl

mit 100 Metern Gesamthöhe ist er weltweit der höchste hölzerne Aussichtsturm. Für den Abstieg kann man wählen zwischen Aufzug, Treppe oder einer 52 Meter in die Tiefe führenden Rutsche.

Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel: mit 100 Metern Gesamthöhe ist er weltweit der höchste hölzerne Aussichtsturm. Für den Abstieg kann man wählen zwischen Aufzug, Treppe oder einer 52 Meter in die Tiefe führenden Rutsche.

Bye Bye Austria - schön war's

Bye Bye Austria - schön war

Und wer noch mehr erfahren möchte über Graz und sein schönes Umland, der klicke doch mal hier:

https://graz.it-wms.com

https://www.graztourismus.at/de/sehen-und-erleben/sightseeing/sehenswuerdigkeiten

Geldschieberei

Wir sind gerade mit Freunden in Österreich unterwegs als mein Handy klingelt - Anruf unserer Hausbank, was wollen die denn??

Folgender Dialog entspinnt sich (nicht wortgetreu wieder gegeben):

Bank: “Sie haben eine Auslandsüberweisung getätigt. Die wurde gestoppt”

Ich: “Ach ja, warum???????”

Bank: “Im Verwendungszweck steht ‘na ja’ ….”

Ich: “Ja und …… wo ist das Problem???????” - wir haben zwar den 13. aber es ist Donnerstag, Gründonnerstag.

Bank: “ich weiss auch nicht genau, jedenfalls benötigen wir genauere Informationen zum Verwendungszweck”

Darauf folgt eine ausschweifende und hoffentlich auch aussagefähige Erläuterung meinerseits, dass es sich um die Liegeplatzgebühren unseres Segelbootes handelt. Das steht an Land und dafür müssen wir eine Art Parkgebühr bezahlen. Und der Name des Bootes ist eben ‘na ja’, daher erscheint das auch im Verwendungszweck. Die Dame vergewissert sich noch wortreich, ob es sich hierbei um ein privates Boot und somit eine private Zahlung handelt. Ja, klar, ist ja auch von einem Privatkonto getätigt worden……?? Die Werft ist natürlich eine Firma, aber wir sind ganz privat (meistens). Gut, wird mir versichert, denn sonst müsste ich noch Firmenunterlagen beibringen …. aha, Glück gehabt. Ich wische mir den imaginären Schweiss von der Stirn. Und was passiert nun mit unserer Überweisung will ich noch wissen? Die Dame von der Bank versichert mir, alles an die Kollegin weiter zu geben und dann sollte die Überweisung ausgeführt werden können. Na, hoffentlich. Hatten wir doch erst mit der vorhergehenden Überweisung so gewisse Schwierigkeiten. Dieses Mal dachte ich, alle Kontonummern, Bics und Bucs korrekt eingetragen zu haben und dann hängt sich die Sache an einem ominösen Wort im Verwendungszweck auf!!! Da war ich wohl zu naiv, was die unkomplizierte Abwicklung anbelangte.

Seitdem haben wir nichts mehr von der Bank gehört. Ob ich wohl mal vorsichtig beim Zahlungsempfänger nachfrage, ob das Geld verbucht werden konnte???

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