Monats-Archiv November, 2014

Stagnation

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Nebel-Regenwand in Chaguaramas
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Deutscher Weihnachtselch samt Nikolausi mit kanarischen Tannenzapfen
als Deko in der Karibik - ein bisserl Weihnachten muss auch an Bord der naja sein!

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Freier Blick aufs Wasser - die Reihen lichten sich

Wir stagnieren. Antifouling-Engpass. Ausgerechnet das von uns gewaehlte Hempel Globic ist aus! Und das am Freitag. Der einzig verfuegbare Eimer hat ein Volumen von 20 Litern. Das ist uns dann doch etwas zu viel. Also ruhen die Farbrollen und die Haut hat Zeit, die Farbkleckse der ersten 1,5 Anstriche zu verdauen. Irgendwie ist Antifouling aehnlich strukturiert wie Sikaflex und aehnliche Dichtungsmaterialien: sie kommen auf mysterioese Weise irgendwie ueberall hin, nur nicht da wo ihr eigentlicher Bestimmungsort ist.

Derweil lichten sich die Reihen stetig. Auch wenn immer wieder mal ein Schiff aus dem Wasser geht, die Zahl derer, die den Boatyard verlassen, ueberwiegt deutlich. Und so haben wir jetzt freien Blick auf die Liegeplaetze der Power Boat Marina, sehen nicht mehr nur die Masten sondern auch die Schiffe darunter wild hin und her wackeln. Ganz schoen schaukelig.

Von den Haengen ziehen sich graue Nebel- oder Regenwaende langsam ans Ufer herunter, bleiben irgendwo auf halber Strecke haengen. Mal nieselt es, mal ist es einfach nur grau-bewoelkt, mal kaempft sich die Sonne durch. Da die ungetruebten Sonnentage aber offenbar vorueber sind (zumindest fuer eine Weile), werkeln wir im Schiffsinneren weiter, kratzen in der Pantry die spaerlichen Reste der Dichtmasse zwischen Wand und Arbeitsflaeche aus und verfugen alles neu. Schapps ausraeumen, wischen, neu einraeumen, Gennaker trocknen, Ankerwinsch abdichten. Es nimmt irgendwie kein Ende. 1001 Kleinigkeiten, die irgendwann erledigt sein sollen. Irgendwann. Man wird gelassener, manches ist “nice to have” aber ob heute oder morgen?

Immerhin hat mittlerweile auch etwas Weihnachtsdeko bei uns Einzug gehalten. Und so baumeln im Cockpit kanarische Tannenzapfen neben Elch und Weihnachtsmann (beide gebuertige Deutschlaender) an einer schlichten Schnur und erinnern uns daran, dass es nicht mehr lange hin ist. Den Besuch eines hiesigen Weihnachtsmarktes verschieben wir allerdings immer wieder und Uli fuerchtet schon, dass wir es gar nicht mehr dorthin schaffen werden. Ein karibischer Weihnachtsmarkt, den muesste Frau ja aber doch eigentlich mal gesehen haben. Und sogar die Lady an der Kasse des kleinen Einkaufsmarktes der Marina singt lauthals und wohltoenend die Weihnachtslieder mit .Oh Du froehliche karibische Weihnachtswerftzeit!

26.11.2014 - Leben an Land

Der Duft der grossen Arbeitswelt hat uns wieder. Auch die Geraeuschkulisse ist eine voellig andere. Und ganz still steht das Boot (zum Glueck!). “Sind wir vorne etwas mit der Nase nach unten gegangen??” Der Kaeptn steht im mittlerweile nicht mehr ganz so weissen Arbeitsdress vor mir. Ein Riss ziert das linke Hosenbein, ein weiterer seine Stirn. Ergebnis des zweiten, offensichtlich heftigeren Zusammenpralls mit der Kette die von einem Lagerbock zum gegenueberliegenden gespannt ist. Zwecks Fixiierung. Ist wohl ziemlich fix und wenig nachgiebig. Wenn dann der sauerlaendische Dickschaedel dagegen anlaeuft, das hinterlaesst Spuren. An der Kette allerdings weniger sichtbare. Aber zurueck zum “runter gehen”. Nein, wir stehen von Anfang an leicht vorwaerts-abwaerts geneigt. Minimla, aber durchaus spuerbar beim Gang Richtung Vorschiff.

Waehrend ich 100 Meter Edelstahlkette zwecks Korrosionskontrolle erstmal saeubere, geht der Kaeptn seiner Werftlieblingsbeschaeftigung nach: schleifen und malern. Da ist er echt eigen und laesst niemanden an unser schon wieder ueberholungsbeduerftiges Unterwasserschiff ran. Alle Jahre wieder. Kleine Pocken zierten unseren Rumpf. Aber Dank intensiver Schabearbeit in Jacare und den selbstreinigenden Kraeften des Paramaribo Flusswassers haelt es sich in Gren

Um uns herum wird ebenfalls geschliffen und gemalert, geprimert, laminiert, lackiert was die Farbrollen nur hergeben. Zwischendurch lernen wir, dass man Festo-Zubehoerteile auf Trinidad nicht bekommt, dass Schleifen mit einem schlechthaftenden Drehteller nicht wirklich Spass macht, dass der Nachbar eine Schleifmaschine fuer einige Stunden entbehren kann und dass einige Handwerker hier horrende Preise aufrufen. So soll das Malern unseres Rumpfes um 10 Uhr schlappe 5000 USD kosten, eine halbe Stunde spaeter bekommen wir vom gleichen Typen einen einmaligen (nicht weitersagen!) Sonderpreis von 2900 USD angeboten. Das uebersteigt a) unser Budget bei weitem und b) finden wir es schlicht und ergreifend dreist und unverschaemt. Wir finanzieren dem Herrn mit Sicherheit nicht seinen naechsten SUV. Der wird naemlich morgens einige Kilometer weit entfernt geparkt. Zum Boatyard kommt Man(n) sicherheitshalber mit dem MaxiTaxi bzw. einem schaebigen Fahrrad.Understatement ist alles.

Im Office erwerbe ich Marken fuer die Waschmaschinen. Punktlandung: grad haengt alles auf der Leine, da zieht eine dunkle Wolke ueber den Berg heran und es regnet!War ja klar. Hab ich doch die falsche Erwartungshaltung?? Naja, jetzt haengt erstmal alles. Einigermassen sauber und frisch duftend, sauber aussehen ist eine andere Sache. Was will man auch erwarten von Waschmaschinen, die sich grad mal so 25 Minuten lang bewegen. Und was wird “hot” wohl konkret in Gradzahlen bedeuten? Heiss fuehlt sich die Waesche jedenfalls nicht an, als ich sie raushole, das ist zu Hause doch was anderes.

Am Abend trifft man sich mal zum Grillen unterm Mangobaum oder beim deutschsprachigen Stammtisch im Sail Inn auf dem Marinagelaende. Oder man geht zum Nachbarn, Coral Cove, zu Live-Music und ebenfalls Grillen. Alles startet schon um 18 Uhr, fuer uns teilweise recht frueh, arbeiten wir doch meist bis zum Sonnenuntergang. Dann noch duschen, loslaufen.Da kommt ja fast Stress auf. Am Stammtisch erzaehlt die Abraxas Crew von ihrem Ramming auf dem Ankerplatz.Der Anker eines Catamarans hielt dem aufkommenden Wind nicht stand und das unbemannte Schiff ging spazieren, wollte mit der Abraxas anbandeln. Die fand das gar nicht gut, hat jetzt eine Delle im Rumpf und ist der Badeleiter verlustig. Leider ging die Bordfrau bei der Abhalteaktion baden und fand das alles gar nicht lustig. Da auch das Beiboot grad nicht einsatzfaehig war, wurde ueber Funk um Hilfe gebeten. Vier Dinghis samt Besatzungen anderer Boote eilten herbei und konnten den Cat wieder neu verankern. Gut, dass der Motor zu starten war. Was mir wiederum zu denken gibt. Steh ich doch immer wieder im Zwiespalt: Schluessel stecken lassen fuer den Fall der Faelle oder aber zurueckkommen und kein Boot mehr vorfinden? Oder eben Schluessel abziehen und auf die Haltekraft unseres Ankers vertrauen?

Bei diesen Treffen lernen wir neue Segler kennen, haben wieder mal so unsere Probleme mit den vielen Namen. Hier werden verschiedene Lebensmodelle realisiert. Und bei einigen frage ich mich schon, will ich so einmal leben? Wie wird das sein, wenn wir wirklich in den Pacific gehen? Was ist die Alternative? Hier in der Karibik zwischen den Inseln pendeln oder mehr oder weniger lange auf einer Insel haengenbleiben? Ist Amerika eine Alternative? Oder doch zurueck nach Europa? UEber die Azoren und dort eine laengere Zeit verbringen. Und dann? Mittelmeer und das soll es dann gewesen sein? Traeumen wir dann wohl von dem was haette sein koennen? Zu gerne wuerde ich Neuseeland bereisen. Aber dazu gehoert ja noch viel mehr. Die Gespraechsthemen sind vielseitig, von Frauenbeauftragten ueber Ersatzteile oder notwendige Reparaturen bis hin zu Preisen fuer Antifouling und den neuesten Ereignissen beim Trans Ocean, dem Verein der Langfahrt- oder Hochseesegler. Unser Schweizer Nachbar erzaehlt, dass er sein Schiff jetzt seit 7 Jahren aus- und umbaut, schon 300.000 Franken investiert hat. Wahnsinn! Was haette man fuer das Geld fuer Schiffe kaufen koennen.

Mich bewegt immer noch der Mord auf Tobago, der von der hiesigen Presse offenbar nicht unbedingt lange fuer Schlagzeilen sorgt. Obwohl die Regierung eine Aufklaerungsbelohnung ausgesetzt hat und laut eigenen Aussagen sehr bemueht ist, den Fall aufzuklaeren. Ein Raubmord wird ausgeschlossen, ob die wahren Hintergruende je ans Licht kommen? Haette so etwas auch uns zustossen koennen? Die Kinder jedenfalls sind besorgt; werden unruhig, wenn wir uns mal einen Tag nicht melden. Und das kommt gerade jetzt haeufiger vor. So mitten in der Arbeit mal eben in die Bar bei Coral Cove oder auch auf die andere Seite zu Crews Inn - das ist jetzt einfach nicht drin.

Der weibliche Teil der Voodoochile-Crew wuerde gerne einen Ausflug machen mit dem Radl, die freie Zeit zwischen den Malerarbeiten sinnvoll nutzen. Peer mag nicht und allein traut sie sich nicht. Das Hinterhergepfeife und Gehupe ist ihr zuwider. Komisch, war mir noch nicht aufgefallen. Entweder bin ich taub oder kein Zielobjekt. Was ich jetzt nicht unbedingt nachteilig ansehe. Getreu meinem Motto “wer mich Nachts holt, bringt mich am Tag wieder zurueck” lebe ich in dieser Hinsicht doch ziemlich entspannt wie mir scheint. Vielleicht liegt es aber auch an meinem leicht verkrampften Gesichtsausdruck, wenn ich mit dem Radl unterwegs bin. Bin ich doch eher eine Fussgaengerin und schiebe mein Rad gerne und ausdauernd, wie der Kaeptn immer wieder haemisch hervorhebt. Tja, wer sein Radl liebt …..! Ich bin jedenfalls nicht die geeignete Partnerin im Moment fuer einen solchen Ausflug.

Haule out Trinidad

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Eingeparkt. Neben der Carmensita an unserer Backbordseite sehen wir ganz schön klein aus, aber nicht alt!
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Aufgepallt

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Müllabfuhr - so manche Frau wünscht sich eine solche Wespentaille

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In den Gurten und Peer taucht gleich wieder auf nach der Gurtkontrolle

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Taucheinsatz - Peer rettet unseren versunkenen 23er Schraubenschlüssel

Wieder mal an Land. Irgendwann schreib ich doch noch einen Werft oder Boatyard Guide. Oder waere Werftkritiker vielleicht noch eine Berufsoption? Strahlender Sonnenschein, alles fuer die Kranaktion vorbereiten. Stundenlanges (gefuehlt) entwirren unserer beiden Mooringleinen. Dann geht es ratzfatz: ein Schiff wird ins Wasser gebracht, Peer winkt und ruft, dass wir kommen sollen. Gut, dass unsere Mooringboje in Sichtweite des Krans liegt.Marcus, der mit seinem Schlauchboot auf einen Morgenschnack vom Dock rueber gekommen ist, nimmt unser Dinghi in Schlepp und vertaeut es im Dinghidock. Brauchen wir uns also schon mal nicht mehr kuemmern. Die Kranaktion geht unspektakulaer und schnell ueber die Buehne. Wenn man mal davon absieht, dass der gute Peer ins heute ausnahmsweise recht klare Chaguaramas Wasser taucht, um a) die Platzierung des achterlichen Gurtes zu ueberwachen und b) den bei der Vorstagdemontage ueber Bord gegangenen “guten” 32er Schraubenschluessel dem Salzwasser wieder zu entreissen. Ulli bangt derweil um ihren Peer. Wenn jetzt der Gurt reisst und ihm die Naja auf den Kopf faellt. Wo er doch genau unterm Schiff rumschwimmt. Aber alles geht gut, Peer bringt sich rechtzeitig in Sicherheit. Naja beschliesst, ausnahmsweise niemandem auf den Kopf zu fallen und laesst sich brav zum vorgesehenen Platz schaukeln.Mit Holzbooten faehrt der Kranfuehrer nicht so gerne ueber den ganzen Platz. Also bekommen wir einen nah am Wasser zugeteilt.

“Ihr habt ja das Klo- und Duschhaeusel noch dichter bei wie wir droben”

Port of Spain - erste Eindruecke

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20.11.2014 — Port of Spain

Regentage sind ideal fuer Ausfluege. Also auf zur Bushaltestelle, um mit dem Maxi-Taxi nach Port of Spain zu fahren. Vorher aber noch die Peakes Marina informieren, dass wir uns fuer Power Boat entschieden haben, die Mooring im YSATT Office bezahlen und Carlos den Canvasworker aufsuchen. Dann geht es endlich zum Dinghidock in der Powerboat Marina, der Kranfuehrer winkt schon und fragt, wann wir denn rausgehen. Auf dem Weg zur Voodoochile schnell noch ins Marinaoffice, den unterschriebenen Vertrag abgeben und einen endgueltigen Krantermin vereinbaren. Montag, 9:30 als zweites Boot sollen wir in den Gurten haengen. Vielleicht auch schon etwas frueher. Im Office wird gescherzt und gelacht, die Atmosphaere hier ist sehr familaer. Nicht so stylisch wie bei Peakes — vielleicht haben wir uns auch deshalb letztendlich fuer diesen Boatyard entschieden.

Die Voodoochile-Crew ist schon abmarschbereit, die Maxi-Taxis fahren staendig und nach wenigen Minuten Wartezeit direkt gegenueber der Marina koennen wir in eines einsteigen. Falsche Richtung? Nein, das Taxi faehrt nur noch wenige Meter weiter, laesst noch zwei Fahrgaeste aussteigen und wendet dann.Mit schwungvollem Beat im Ohr und gut gekuehlt geht es in die Insel-Hauptstadt. Staunend nehmen wir zur Kenntnis, dass es nur wenige Kilometer weiter noch eine Ankerbucht gibt, in der viele Yachten liegen. Carenage, Shoppingmall , die Maenner halten Ausschau nach moeglichen Motorenoelshops, die Damen nach dem grossen Peakes Haushaltsgeschaeft. Aber heute ist nur gucken angesagt. Wir fahren bis zur Endhaltestelle und stuerzen uns in den Stadttrubel. Immer wieder regnet es und Uli wuerde diesen Tag gerne in einem Museum verbringen, scheitert aber an den Widerstaenden der restlichen Truppe. Heut ist Laufen angesagt, sondieren. Schauen. Auch wenn Port of Spain Staedtebaulich sicherlich kein Brueller ist, gibt es doch einiges zu sehen. Die alte Feuerwache z.B. oder das beruehmte “Red House”. Das ist irgendwie ueberbaut und eingeruestet, soll wohl saniert werden. Wir raetseln, ob die massive UEberdachung nur fuer den Renovierungszeitraum oder fuer die Ewigkeit errichtet wurde. Kommt vielleicht aufs gleiche raus??? Bei der Groesse des Gebaeudes duerfte die Sanierung ziemlich zeitaufwendig werden. Erbaut 1844 und umgebaut zwischen 1904 und 1906 war oder ist es der Parlamentssitz. Aber auch die “Cathedral oft he Immaculate Conception” oder der Woodford Square sind sehenswert. Und auch wenn viele neue, moderne Gebaeude das Stadtbild praegen, kuscheln sich doch immer wieder kleine, im amerikanischen Stil errichtete Haeuser zwischen die Betonkloetze oder praegen das Strassenbild. Den Besuch des “National Museum & Art Gallery” sparen wir uns fuer einen sonnigen Tag auf. Stattdessen folgen wir der Empfehlung eines Securitymenschen und staerken uns erst einmal in einem kleinenRestaurant in der Frederick Street. “Chapel” heisst es und aehnelt einer Kantine. Essensausgabe mit Tablett, dafuer reichhaltig, lecker aussehend und offensichtlich preiswert. Viele Locals nehmen hier ihren Lunch ein, in einem Nebenraum stehen sogar gemuetlichere, runde Holztische. Alle sind freundlich und wir bekommen genau erklaert, wo wir uns fuer was anstellen muessen. Hygiene wird gross geschrieben, man ziehe bitte Handschuhe ueber, wenn man an der Essensausgabe ansteht und sich den Teller oder die Styroporbox vollpackt. An der Kasse wird alles gewogen, also so eine Art “Comida a kilo”.Satt und gut gekuehlt (auch hier laeuft die unvermeidliche Klimaanlage auf Hochtouren) setzen wir unseren Stadtrundgang fort. In der “National Academy For The Performing Arts” findet heute ein Auftritt der Sangesstudenten statt. Um 15 Uhr und Besucher (also wir) sind herzlich willkommen. Vorher aber wollen wir noch den Queens Park umrunden, zumindest zum Teil. Die hier ansaesssige High-School hat gerade Schulschluss und Heerscharen von blau gewandeten Jungs wandern schwatzend aus dem Tor. Auf der Parkseite stehen schlichte Betonbaenke, teilweise mit kunstvollen Fliesen verziert. An einer verkuenden Schilder, von wem diese Baenke mit viel Stolz hergestellt wurden. Wir statten noch der amerikanischen Botschaft einen Besuch ab. Vielleicht wollen wir uns ja doch noch hier um ein USA-Visum kuemmern. Den Strassenrand saeumen hochraedrige, luftige Karren, die Cocostrinknuesse anbieten. Hier allerdings wandern die leeren Nussreste in einen Teil des Karrens, ordentlich und sich nicht einfach auf einer Plane tuermend. Tauben hacken auf die leeren Nuesse ein. Vor manchem Karren sind kleine Palmsetzlinge in Eimern aufgestellt. Scheint aber gerade keine durstige Zeit zu sein, die meister den Karren sind zugesperrt und der Verkaeufer glaenzt durch Abwesenheit.

Dann ist es Zeit, zur Academy zurueck zu wandern. Die Maenner kuerzen ab, quer durch den Park ueber die sumpfig-feuchte Wiese. Uli waehlt ihren Schuhen zuliebe den Weg aussenrum, ist aber Dank flotter Gehweise genaus schnell. Ein “Cannon Ball Tree” erringt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Fasziniert betrachten und fotografieren wir die duftenden, weinroten Bluetenbaelle und raetseln, ob es sich hierbei um eine ganz bestimmte Passionsbluete handelt.

Jetzt aber hurtig in die Academy. In einem hohen Raum mit bequemen Stuehlen und flauschigem Bodenbelag versammeln sich die sangesfreudigen Studenten. In der Begruessungsrede werden wir speziell erwaehnt, welche Ehre! Fachkundig lesen wir das Programm durch und richten unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Buehne. Einige der Vortragenden haben schon Potential, wenn auch noch Gestik und Mimik zu wuenschen uebrig laesst. Auch uebertoent das Klavier einige der Darbietungen zu sehr. Aber insgesamt doch sehr interessant fuer uns. Und Lokalmatadore gibt es auch, wie man unschwer anhand des jeweiligen Applauses und der sonstigen Jubeltoene erkennen kann.

Prof.Dr.Dr. Werner gibt noch ein Statement zu einigen Darbietungen ab, lobt und und weist auf verbesserungsfaehige Punkte hin. Dann verabschieden wir uns waehrend die Studenten den gereichten Erfrischungen zusprechen. Sehr interessant! Und ohne Uli, unsere Eventmanagerin, haetten wir das nicht mitbekommen.

Gemaechlich geht es zurueck zur Busstation. Beim Anblick eines grossen Werkzeugladens mit angeschlossener Autowerkstatt werden die Schritte der Herren allerdings deutlich schneller und die Augen bekommen so ein verdaechtiges Glaenzen. Das im Shop ebenfalls erhaeltliche Motorenoel in grossen Eimern faellt allerdings in die Kategorie “zu teuer”. Nebenan in der Autowerkstatt bekommt man(n) dann einen Tip, wo OEl direkt aus dem grossen Fass abgefuellt wird. So ist der Tag auch in dieser Hinsicht noch erfolgreich. Wenige Meter weiter druecken wir Frauen uns die Nasen am Schaufenster eines Sanitaergeschaeftes platt, bestaunen die antik wirkenden Waschbecken und eine grosse Quierlbadewanne fuer zwei. “Come in” werden wir aufgefordert. Nein, nein, wir leben auf einem Boot und haben nicht wirklich Platz fuer die ausgestellten Badutensilien. Das versteht der Inhaber und wuenscht uns noch einen angenehmen Aufenthalt. Den haben wir dann, im Nieselregen an der Haltestelle der Maxi Taxis. Rush-Hour, draussen auf der Strasse geht nix mehr, es kommen kaum Taxis an. Dafuer stapeln sich die Fahrgaeste unter den schuetzenden Daechern. Neuankoemmlinge stellen sich gleich in die vordere Reihe. Kommt ein Taxi-Bus, stuerzt sich ein Menschenknaeuel darauf, laeuft den Taxis schon entgegen. So lassen wir einige an uns vorbei ziehen und stehen und stehen und stehen. “Das naechste Mal warten wir in einem Kaffeehaus bis es sieben ist und dann stellen wir uns hierher” — genau, so machen wir das. Interessant ist es trotzdem, hier zu stehen, Leute zu beobachten oder die Autos draussen auf der Strasse. Mit viel Blaulicht und Sireneneinsatz draengeln sich Polizeiautos durch, werden aber offenbar auch ziemlich ignoriert.

Irgendwann ergattern aber auch wir ein Taxi und werden gut gekuehlt und von einer politischen Diskussion berieselt (der hiesige Slang ist irgendwie auch im Radio teilweise schwierig zu verstehen) nach Chaguaramas transportiert. 5 TT$ kostet die Fahrt pro Person, faehrt man eine kuerzere Strecke, berappt man ca 3TT. Dafuer kann man schon mal etwas laenger warten meinen wir, sind uns aber einig, dass wir in unserem ganzen Leben noch nie so viel Zeit mit Warten auf oeffentliche Verkehrsmittel verbracht haben wie in den letzten zwei Jahren.

Oh Du froehliche

Oh Du fr?hliche. Ja, iss es denn schon wieder soweit? Haben wir tats?chlich schon bald Weihnachten? Den ?usseren Zeichen nach zu urteilen, die uns hier allerorten begegnen, muss es wohl so sein. Mitte November und schon wird alles festlich rot-gold oder peppig-bunt umwickelt und beleuchtet, stehen k?nstliche aber daf?r extrem sch?n geschm?ckte Weihnachtsb?ume in den Eckenund damit auch der letzte Ignorant weiss um was es geht, k?nden sch?n geschwungene Schriftz?ge “Happy Christmas” vom bevorstehenden Ereignis. Und ich dachte immer, Weihnachtsb?ume in der Karibik, das geht ja gar nicht. Geht doch. Sogar recht gut. Ist es ein Anflug von Heimweh, der mich das aus einer anderen Perspektive sehen l?sst? Zu Hause w?rde ich jetzt auch schon in den Startl?chern stehen, um das allj?hrliche Dekofestival starten zu k?nnen. Wechseljahre. Auch in diesem Punkt. So beschr?nke ich mich auf die Bewunderung der hier ebenfalls vollzogenen Symbiose von maritimer und weihnachtlicher Deko: im B?ro des Peakes Boatyard leuchten Steuerrad und Segelboot weihnachtlich und geben dem eh schon netten B?ro ein richtig heimeliges Ambiente. Dazu l?uft die Klimaanlage und auf dem Boden dient ein dickes Handtuch als Fussabtreter weil es draussen mal wieder heftig geregnet hat. Nix mit Stiefeln abklopfen und Schneeresten. Aber das wollten wir ja so.

Bei uns an Bord werden ein paar Tannenzapfen und der liebevoll vom Ex-Kollegen gebastelte Laubs?ge-Elch am rot-weiss-karierten Band gen?gen m?ssen. Immerhin gibt es dieses Jahr einen Adventskalender in Form von Teebeuteln. Was die Marketingstrategen sich doch immer wieder einfallen lassen. Lebkuchen, Dominosteine, Spekulatius — hoffnungsvoll hatte ich ja auf den Koffer unserer Besucher geschielt. Aber die enthielten nur so schn?de Mitbringsel wie Borddurchl?sse, Absperrventile, Polfett — b?h! Noch nicht mal Haribo-Lakritze, seufz. Meine H?ften werden es euch danken!! Frau kann sich ja vieles sch?n reden. Also auch den Mangel an lukullischen Weihnachtsgen?ssen. Und ?berhaupt: selbst schuld. Wer Weihnachten in der Karibik verbringt, der muss halt auch diese Konsequenzen tragen.

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