Monats-Archiv Mai, 2015

Umzug in den Modder

Aus der Pantry duftet es lieblich: Bratkartoffeln schmurgeln in der Pfanne vor sich hin. Binnen weniger Sekunden wendet sich das Geruchsblatt, ein schwarzer Geruch zieht in die Nasenfluegeln und laesst die Bordfrau beherzt und behende (ja, kann sie auch …. Manchmal) vom Kissen aufspringen, nach unten hechten, um zu retten was zu retten ist. Merke: Bratkartoffeln auf dem Herd und Laptop mit Internet — das vertraegt sich nicht wirklich. Verbrennungsgefahr ist eindeutig gegeben, selbst bei so schreibschnellen Fingerchen wie den meinen.

Gut, konzentrieren wir auf eine Sache. Der Vorteil, in der Pantry zu stehen ist auch, dass ich dann die Anzeige des Echolots nicht mehr sehe. Die seit geraumer Zeit wie festgebacken auf 2.40 steht. Und festgebacken sind nicht die Kartoffeln in der Pfanne sondern das Schiff. Im Modder. Wir stecken fest, im Schlick am Ende der Minibucht in der grossen Bucht von Spanish Water. Genauer gesagt: wir stecken fest zwischen Dalben und anderen Booten der Kimakalki-Marina. Bei mittlerem Wasser hatten wir hier noch 2.60 und der Tidenhub betraegt so sein 40 Zentimeter.

Matteo, der derzeitige Marina-Verwalter und gebuertiger Italiener mit vielseitigem Sprachtalent (er spricht neben seiner Muttersprache perfekt niederlaendisch, englisch und wohl auch das hiesige Papiamentu)meinte, wir sollten es halt mal probieren, testen. Wie sich das Boot so verhaelt. Und wenn es gar nicht geht, wuerde man schon gemeinsam eine andere, praktikablere Loesung finden. Wie die wohl aussehen soll? Einen anderen Platz gibt es hier am Steg jedenfalls nicht. Immerhin haben wir es geschafft, einige Fender zwischen unsere hoelzerne Fussreling und die plastikummantelten Dalben zu pressen. Mein bissiger Kommentar, dass wir das gesparte Liegegeld postwendend in eine Renovierung und Erneuerung der Reling investieren koennen, war doch sehr motivierend. Ich kann aber auch eklig und gehaessig sein.

Wir machen Leinen fest, spannen, ziehen, schieben. Der ebenfalls italienische Nachbar auf dem grossen Motorboot guckt, hilft und kuendigt schon mal an, dass er morgen mal eine Probeausfahrt unternehmen will. Mal sehen, ob er an unserer Dicken vorbei kommt. Wir klappen schon mal vorsorglich die Solarpaneele an Steuerbord ein und ich haenge den dicksten Kugelfender raus. Matteo fragt, ob alles o.k. ist. Na, ich ziehe vorsichtshalber mal eine Schnute und wackele vielsagend mit Kopf und Haenden. O.k. ist jetzt nicht der richtige Ausdruck finde ich. Vielleicht laesst sich der Kaeptn ja doch noch umstimmen und zieht in eine andere Marina um. Andererseits: was der Sauerlaender Dickschaedel mal in den Gehirnwindungen hat, das geht da so schnell nicht mehr raus. Und bewegt sich das Schiff grad nicht doch?? Und das, obwohl das Echolot auf 2.30 gefallen ist? Oder ist der Kaeptn zu heftig nach unten gesprungen, hab ich Halluzinationen, Wahn- und Wunschvorstellungen?

Wenigstens gibt es Internet, geklaut vom Nachbarn. Oder vielmehr mit freundlicher Zustimmung geliehen. Irgendwo muss das Passwort ja her gekommen sein. Und so netzen wir, chatten, aktualisieren die Website, schreiben Emails, verlaengern unser Sailmail-Abo um ein weiteres Jahr. Schon wieder ein Jahr rum. 2012 hab ich uns angemeldet bei Sailmail, dem Email-Dienst fuer Kurzwelle und Pactormodem. Weil wir ja so faule Socken sind und keine Amateurfunklizenz “erwerben”. Dann koennten wir ja Airmail nutzen. Aber so, ohne offizielles Rufzeichen, Pruefung und Tralala geht das eben nicht und wir zahlen fuer den Emailservice.

Nummernschild von Curacao

Nummernschild von Curacao

Unser Liegeplatz in der Kima-Kalki-Marina
Unser Liegeplatz in der Kima-Kalki-Marina

Dauerlieger - ein Rohr- oder Kabelleger und eine Faehre

Dauerlieger - ein Rohr- oder Kabelleger und eine FaehreLost in Jan Thiel - wo gehts lang? Der Kaeptn ist etwas ratlos, navigatorisch. Jetzt schlaegt meine grosse Stunde

Einklarieren und Willemstad

Curacao. Aufwachen mit Vogelgezwitscher. Aufwachen mit dem Geraeusch des Windgenerators in den Ohren und trotzdem das Gefuehl, ruhig zu liegen. Fruehstuecken mit Blick auf derzeit unbewohnte Ferienhaeuser.

Kleinere Motorboote umrunden uns. Am Abend tuckert ein schneeweisses Partyboat mit schneeweiss gekleideten “good-looking-people” an Bord vorbei. Alles in weiss, dazu tiefbraune Haut, dunkle Haare, angeregte Gespraeche, angesagte Musik, Glaeser klirren, Lachen klingt herueber. Das naechste Boot punktet bei uns mit Rolling-Stones Titeln. DAS ist doch mal Mucke, die auch uns in Partylaune bringt. Nicht immer dieser Einheits Karibikstampf.

Den Tag verbringen wir mit Dinghi wassern (nicht zu verwechseln mit waessern), auf den Bus warten; die Linie 6a soll nach Willemstad fahren; d.h. Willemstad gibt es hier ja eigentlich nicht, wie Karl von der Asgard meinte. Er habe bislang nur Punda und Otrabanda gesehen. UEberhaupt die Asgard! Wie kommt die denn hierher? Hatten wir sie doch noch irgendwo zwischen St. Martin und Martinique vermutet, wenn ueberhaupt. Und jetzt ankert sie hier in Spaanse Water. Sein Motor sei ausgefallen und der Wind habe ihn halt eben nach Bonaire getrieben wo der Motor repariert werden konnte. Dann sei er halt nach Curacao gefahren. Nach Venezuela will er. Weils da preiswert ist und sein deutscher Nachbar ihm davon erzaehlt hat. Der faehrt da auch immer hin. Aha, der Kaeptn horcht auf. Es gibt also doch einige Yachten, die diesen Kurs immer noch und immer wieder waehlen.

Jetzt aber erstmal weiter zum Fischerhafen, ans Dinghidock. Und dann halt zum Bus. Der kreiselt erst einmal an uns vorbei, faehrt noch in irgendeine entlegene Ecke bevor er dann wieder an unsere Bushalte kommt. 1 USD pro Person kostet die Fahrt. USD, NAF (auch Gulden genannt, was auch auf den Scheinen steht — hier sind also die ganzen Guldenscheine nach der Euroumstellung geblieben). Man ist flexibel auf Curacao und die Preise sind meist in beiden Waehrungen angegeben. Auch sprachlich bewegt man sich hier viergleisig: niederlaendisch, spanisch!, englisch und das oertliche Papiamento. Eine Mischung aus was auch immer und akustisch eine ganz neue Erfahrung fuer uns.

Vorbei am venezulanischen Obst- undGemuesemarkt geht es zum Customs-Gebaeude. Einklarieren. Die Dame hat ihre Probleme mit der von uns gewaehlten Marina. Weil wir kundtun, dass wir das Boot alleine dort lassen. Das geht nicht. Dafuer gibt es nur 3 autorisierte Marinas. Und “unsere” gehoert da nicht zu. Wir einigen uns darauf, dass wir das klaeren und wir erstmal unverbindlich einklarieren, ohne Marina. Schliesslich liegen wir ja vor Anker.Noch.

Vorbei an der Faehrstation und bunten, ansonsten aber typisch niederlaendischen Giebelhaeusern geht es ueber die Tante Emma Bruecke. Pardon. Koenigin Emma natuerlich. Eine Schwimmbruecke, die auf schiffsaehnlichen Pontoons ruht und bei Bedarf weg geschwenkt wird. Natuerlich kommt gerade kein Schiff. Schade. Unuebersehbar rechterhand unser naechstes Ziel: die Hochbruecke. Direkt darunter das Kreuzfahrerterminal und somit auch Immigration und Hafenverwaltung. Einen Passierschein fuer das Betreten des heiligen Gelaendes gibt es beim Pfoertner, dann wandern wir am Wasser und an bunt bemalten Hallen entlang. Links und gruen ist Immigration, rechts voraus und gelb-blau Hafenbehoerde. Im Immigrationoffice wird schon der Nachwuchs angelernt, ganz unverkennbar begleitet eine ca. 12 jaehrige junge Dame ihre Mutter und schaut ihr beim Stempeln unserer Paesse ueber die Schulter. Das Hafenbuero ist geschlossen, also muessen wir am Montag nochmal hierher und unsere Ankergebuehr von 10 USD bezahlen.

Willemstad — auf dem Rueckweg habe ich endlich Musse, Fotos zu machen. Die Schritte des Kaeptns sind nicht mehr so lang und eilig, man(n) goennt mir Fotopausen. Die ich nutze. Fuer eine bunte Tuerensammlung auf einem Abrissgelaende; fuer eine Rasta-Car-Wash Anlage auf dem Parkstreifen, im Schatten eines Baumes. Der Rastaman waescht die Nobelkarosse blitzblank, die Besitzer ruhen im Schatten und schauen entspannt zu.Fotomotive wohin ich schaue, Haeuser, Plaetze, ein Fort, die Fussgaengerzone, ein Mann der zwei bunt gestreifte und recht grosse Leguane unter die Arme geklemmt hat und diese in aller Gemuetsruhe durch die Fussgaengerzone traegt. Leider erwische ich das Trio nur noch von hinten.

Waehrend der Kaeptn auf einem Platz mit Free-Wifi ausgiebig Fussballberichte und Emails schmoekert, schlendere ich am Wasser entlang zum “Rif Fort”. Hinter trutzigen Natursteinmauern verbirgt sich eine neue, moderne Shopping- und Restaurantwelt. Bunte Sonnenschirme und Palmen beschatten den Innenhof der einstigen Festungsanlage, von den Wehrmauern hat man einen schoenen Blick auf Punda, die Bruecke und das Meer. Nebenan plantschen Hotelgaeste in einem Pool direkt ueber dem Meer und unten im Fort kann man Delfter Blau in allen Variationen erwerben. Eine Dame mit beachtlicher Oberweite wirbt fuer Tassen und Teller in kleineren Formaten. Die als Gallionsfigur, das haette was. Aber da kann ich mich eigentlich auch selbst vorne anden Bug stellen …..

Seitenwechsel. Noch einmal ueber die Bruecke. Schlendern durch die Fussgaengerzone, den verlockenden 20% Rabattangeboten im Desigual-Laden widerstehen, das Postkartensortiment schon mal vorsichtig sondieren, wo war jetzt der bunte Markt am Wasser? Wir kaufen Obst bei den Venezulanern. Duftende Ananas, grosse Passionsfruechte mit viel fruchtig-saurem Inhalt zum Ausloeffeln — lekker. Ein Gespraech mit den Jungs gestaltet sich etwas schwierig, unser spanisch ist nicht besonders und ihr englisch liegt niveaumaessig nur knapp ueber unseren Spanischkenntnissen. Sie kommen in den schaukeligen Fischerbooten, die hinter den Verkaufsstaenden festgemacht sind, nach Curacao, schlafen in Haengematten und verkaufen ihre Ware. Nett sind sie, die Jungs. Das Obst macht einen guten Eindruck, die Preise sind akzeptabel, es macht Spass, hier einzukaufen. Trotzdem machen wir uns auf die Suche nach der Bushalte und der Linie 6a. Glueck muss man haben: die Tueren des passenden Busses werden fuer uns noch einmal geoeffnet, wir koennen einsteigen und los geht es. 17 Uhr –wo ist die Zeit geblieben?

Schon etwas vertraut ist die Strecke, ein grosses Meerwasseraquarium mit Delfinarium ist eine der Haltestellen, die angefahren werden. “Spar-Markt — hier rechts” — das muss der Vreugdenhil-Supermarkt sein, der angeblich in Laufabstand zur Kimakalki-Marina liegt. So richtig orientieren koennen wir uns noch nicht, die etwas spartanisch ausgefallene Landkarte, die wir am Kreuzfahrerterminal vom Pfoertner erhalten haben, hilft uns diesbezueglich auch nicht weiter. Aber es gibt ja einen taeglichen Bus-Shuttle vom Fischerhafen zum Supermarkt. Lieber einmal mit dem Dinghi quer gefahren bevor wir durch die sengende Hitze latschen. Oder doch vielleicht noch ein Auto mieten? Eine entsprechende Adresse haben wir ja schon von den Nachbarn bekommen.

Dann sind wir schon wieder am Kreisel. In der Bar “Pirates Nest” sitzen bereits die Happy-Hour-Gaeste, uns zieht es nach Hause. Noch schnell ein Fotoshooting am Dinghi-Steg, Klamotten ausziehen und im Rucksack verstauen — die UEberfahrt wird gegen den Wind stattfinden und dementsprechend feucht ausfallen. Der Wachmann winkt uns freundlich zu. Langer Tag, nur rumsitzen und gucken wer rein und raus geht. Die kleine Bar ist geschlossen, Wochenende am Fischerhafen = nicht wirklich viel los.

Vorsichtig tasten wir uns wieder zwischen den kleinen Inselchen durch. Schwer einschaetzbar, wie flach das Wasser hier ist und ob der Aussenborder bei Vollgas vielleicht doch eine Spur zu weit nach unten kommt. Also lieber langsam durchtuckern und dann sind wir ja auch schon im ruhigen Wasser und bei unserem Zuhause angelangt.

Den Kaeptn zieht es allerdings noch einmal in die Kimakalki-Marina. Noch ist es nicht ganz klar, ob hier wirklich ein Platz auf unser Schiff wartet. Gut belegt sieht der kleine Steg aus. Einige Maenner sitzen auf ihren Booten und schwatzen, von einer Art Buero oder einem “Manager” weit und breit nix zu sehen. Wir warten etwas und haben Glueck: Matteo, der derzeitige UEbergangsmananger und Vertreter des Inhabers, kommt vom Parkplatz und wir sprechen ihn an. Oh, mit Zeno haben wir gesprochen und der hat uns einen Platz zugesagt?? Die UEberraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ob wir uns morgen nochmal treffen koennen, er will nachdenken, was moeglich ist.

Mit einer Verabredung fuer den naechsten Morgen, 9 Uhr, am Steg verabschieden wir uns und tuckern zurueck. Vorbei an einem kleinen Hotel, das offenbar vorwiegend von Kariben besucht wird, die das reichhaltige Angebot an Surfbrettern, Paddelbooten und Jetskis nutzen oder einfach nur im seichten Wasser vor dem aufgeschuetteten Ministrand plantschen. Wochenende auf Curacao. Mit Wind und immer wieder leicht bedecktem Himmel, mit etwas Nieselregen in der Nacht.

Brueckenpontoons der Koenigin-Emma-Bruecke in Willemstad

Brueckenpontoons der Koenigin-Emma-Bruecke in Willemstad

Waterfront in Willemstad

Waterfront in Willemstad

Customsgebaeude in Willemstad

Customsgebaeude in Willemstad

22.5.2015 Ankunft auf Curacao

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Ankerplatz auf Curacao - hier liegt man gerne im Päckchen IMG_6045.JPG

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Was ist das denn für ein Monster?? Nachts ist die Anlage festlich beleuchtet und sieht fast aus wie ein Kreuzfahrtschiff

Impressionen von der Überfahrt nach Curacao IMG_6682.JPG

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Abendrot ? Nee, Morgenröte

Curacao. Angekommen. Nach 3 Tagen, 3 Naechten und knapp 3 Stunden Schaukelei ueber das karibische Meer zwischen Martinique und Curacao. Nach endlosem Beobachten der Wellen und Wolken, nach einem ausgerissenen Travellerschlitten, einem fast zerrissenen Genuabaumniederholer; nach ziemlichem Geschaukel, das uns fast die Teller vom Tisch gehauen haette und die Gabeln das Fliegen gelehrt hat. Naechtliche Begleitung von Seevoegeln. Die immer irgendwie um uns herum sind, sich etwas erzaehlen, von uns, ueber uns? Vielleicht sagen sie “schau dir die an, wie lahm die mit ihren Schwingen unterwegs sind”. Dabei sind wir gar nicht lahm, surfen teilweise an die 10 Knoten mit den Wellen um die Wette. Geschwindigkeitsrausch fuer wenige Sekunden. Dafuer stuerzt unsere Stromanzeige ins Bodenlose, der Kaeptn wirft die Maschine an, als Gegenmassnahme gedacht und mit wenig Erfolg gekroent. Lichtmaschine defekt? Oder doch der Laderegler?

Wenige Frachtschiffe kreuzen unseren Kurs, keine anderen Segelboote weit und breit in Sicht. Der Run auf Curacao kommt wohl erst noch oder ist schon durch oder findet gar nicht statt?? Ungewohnt leer ist das Meer. Abgesehen von den fliegenden Fischen, die wieder um uns herum von Wellenkamm zu Wellenkamm flitzen. Und dann, Spannung, Fusspilz, Haarausfall: ein AIS-Signal naehert sich. Na, an sich ja nix ungewoehnliches. AAAber: dieses Signal hat nur eine MMSI-Nummer, kein Name, kein woher-wohin. Merkwuerdig. Mit 12,3 Knoten kommt es — oh Schreck — von Venezuela hoch und haelt mehr oder weniger auf uns zu. Piraten mit AIS?? Der Kaeptn tippt auf die Coastguard, die venzulanische und ist leicht aufgeregt. So verkuerze ich meine Freiwache und leiste ihm Gesellschaft, voelligst entspannt. Denn: “uns passiert nix” — wird also schon kein schlimmer Finger sein, egal ob in Uniform oder in Suedwester.

Wenig spaeter hat das “Signal” uns passiert, 6 Meilen vor unserem Bug unsere Kurslinie gekreuzt und verschwindet im diesigen Nichts unseres Plotters, loest sich auf. Positionslichter waren keine auszumachen. Lag aber wohl eher am Wellengang und der Distanz. Es kehrt Ruhe ein auf unserem schwankenden Schiff.

Diesig ist es, von Bonaire ist nichts zu erkennen und Klein-Curacao macht seinem Namen alle Ehre. Das ist schon extrem klein und eigentlich sehen wir nur das Leuchtfeuer. Sehen ist jetzt auch nicht das wahre Wort dafuer. Dann nimmt Curacao Kontur an und fast schiessen wir an der schmalen Zufahrt zu Spaanse Water vorbei. Voellig fasziniert von einem entgegenkommenden Zollkreuzer der sich durch das hier doch deutlich wildere Wellenbild kaempft. Und von einem in der naechsten Bucht geparkten Faehr- oder was auch immer Schiff. Nein, nein, wir muessen da etwas weiter rechts rein. Die Bordfrau uebernimmt das Steuer und zielt auf die Zufahrt. Nicht gerade ueppig bemessen. Links ein Riff, rechts eine Sandbank, dahinter eine ausgedehnte Hotelanlage, Stege, badende Menschen. Schon ein komisches Gefuehl, nah an einer roten Tonne vorbei zu fahren, neben der ein Mensch im Wasser steht — welches ihm knapp bis zu den Hueften reicht ….. denk gar nicht drueber nach, mittig halten schreibt der gute Frank Virgintino in seinem Guide fuer Curacao.

Es wird ruhiger, nur der Wind fetzt uns immer noch in Boeen durchs Rigg. Die erste Steganlage liegt rechts voraus, links bizarre Gesteinsformationen. Karg ist das Eiland. Aber irgendwie faszinierend, so auf die ersten Blicke. Phosphat wird hier abgebaut — unuebersehbar. Was wir von weitem fuer eine ausgedehnte Fort- oder Festungsanlage hielten, entpuppt sich bei naeherem Hinschauen als ein Steinbruch oder Phosphatbergwerk.

Vier ausgewiesene und mit gelben Bojen markierte Ankerbereiche gibt es hier in der Bucht. Neben den verschiedenen Steganlagen der Marinas, der Fischer und des noblen Yachtclubs. Letzter beherbergt fast ausschliesslich grosse Motoryachten. Die mit den Flybridges und den Antennentuermen.Kleine Inselchen liegen malerisch in der Bucht verstreut und putzige, rot-weisse Doepper markieren flache Stellen und Riffs. Die Wassertiefe schwankt zwischen 3,8 und 15 Metern. Normalerweise Herzinfarktzeit fuer mich bei solchen Schwankungen. Hier nehme ich es gelassen und wir kurven erst einmal Richtung Kimakalki-Marina. Hier soll es sich am ruhigsten liegen. Leider ist schon alles irgendwie okkupiert. Natuerlich! Die Hollaender sind schon wieder vor uns da und haben die besten Plaetze besetzt. Wir goennen es ihnen von Herzen und freuen uns auf das Wiedersehen mit Ebijmar und Lazy Duck. Beide Boote und ihre Crews kennen wir von Brasilien her. Das verbindet doch sehr.

Wir tuckern also wieder raus, ankern auf der anderen Seite der Inselchen auf 8 Metern. Hier blaest es ordentlich. Irgendwie hatte ich mir das geschuetzter vorgestellt. Nasse Fahrten an Land sind vorprogrammiert. War da nicht was ….. vor meinem inneren Auge tauchen Berichte einer anderen Yacht auf, die sich sehnlichst ein anderes Dinghi wuenschte …..

So richtig gut finden wir unseren Ankerplatz also nicht. Und als “drueben” eine Yacht die Segel streicht, sprich weg faehrt, nutzen wir die vermeintliche Chance fuer einen “Seitenwechsel”.Das mit den Untiefen runden geht uns schon locker vom Ruder.In der Kurve legt uns der Seitenwind mal kurzzeitig etwas weit rueber, wir gleichen laessig aus und schon sind wir im ruhigeren Wasser der Ankerzone C (oder war es doch B??).Mist, der vermeintlich freie Platz ist durch eine Mooringboje markiert und somit doch noch “besetzt”. Links davon ist allerdings eine ordentliche Luecke. Ob wir die nicht doch vielleicht nutzen sollten??? Mutiger geworden gurken wir etwas hin und her, drehen Kringel wenns nicht recht passt und lassen endlich den Anker mitten in dem schmalen “Kanal” fallen.Ohohoh, ob das passt??? Haelt der Anker?? Hinter uns liegen einige kleinere Motorboote an privaten Stegen und unser Heck naehert sich ihnen doch ganz schoen. Der Anker haelt; wir beschliessen, das dieser Platz sehr gut ist. Maschine aus. ANGEKOMMEN, auf Curacao. Und wir liegen phantastisch ruhig hier. Wenn man mal vom Geklaeff der zahlreichen Hunde ringsum absieht. Die sind naemlich sehr wachsam und verteidigen die wirklich huebschen Haeuser an den umliegenden Ufern lautstark.

Lautstark werden wir dann noch begruesst. Zwei Dinghis rauschen heran. Die Nachbarn sind vom Happy-Hour Sundowner im Pirates Nest zurueck und freuen sich ueber das Wiedersehen mit uns. UEber das kuehle Bier bei uns an Bord natuerlich auch. “In die Kimakalki-Marina wollt ihr? Da haben wir noch nie jemanden gesehen und Platz ist da irgendwie auch nicht wirklich” - das sind ja mutmachende Aussichten. Aber das Thema gehen wir morgen oder uebermorgen an. Nach dem Einklarieren.

Au revoir Madinha

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Madinha / Martinique - wir nehmen Abschied. Mit in grauen Schleiern verhuellten Bergen hinter der Stadtsilhouette. Mit einer Faehre namens Madinha, die ungewoehnlich langsam und wenig Welle zu uns schiebend Richtung Faehranleger laeuft. Mit einer blassen Sonne ueber dem Fort, mit frischem Baguette und einem Blick auf die Leguane, die unterhalb des Forts in einem Baum am Ende des kleinen Strandes leben.MIt den Stimmen und dem Lachen des Fort-de-France Fruehschwimmclubs. Eine ganze Schar, meist aelterer Menschen, findet sich am fruehen Morgen am kleinen Strand unterhalb des Forts ein. Schwimmt durch die Bucht bis zu den ankernden Schiffen oder laesst sich, gestuetzt von Schwimmreifen, einfach nur im seichten Wasser treiben, schwatzt, erzaehlt.

Zu wenig gesehen haben wir von der Insel. Wieder einmal. So viel Zeit und was bleibt? Die Tage vergehen mit profanen Dingen des Alltags, mit stundenlangen Busfahrten in Industriiegebiete, mit Baumarkt- oder sonstigen Shoppingorgien, mal mehr mal weniger erfolgreich.

Aber auch mit Schwimmen im angenehm warmen, seidenweichen Salzwasser. Mal mit dem Strom, mal gegenan.Liegeplaetze in kleinen, idyllischen Buchten sind schoen, aber Liegeplaetze vor einer Stadt wie Fort-de-France, die haben auch was. Irgendwie. Aber das sieht jeder anders. Zum Glueck. So vielfaeltig wie die Schiffe, so vielfaeltig sind die Menschen, die darauf unterwegs sind. Und so vielfaeltig sind die Meinungen, Ansichten, Vorlieben, Eindruecke und Empfindungen.

Gut 6 Monate Karibik — zu kurz war die Zeit, um alle Karibikinseln kennen zu lernen, Um intensiv in Geschichte, Kultur und Einzigartigkeit einer jeden einzutauchen. In Gespraechen mit anderen Seglern wird immer wieder eine Art Resuemee gezogen. “Wir fanden die englischsprachigen Inseln am Besten, die haben uns am meisten zugesagt”. Hm, das koennen wir nicht so pauschal bestaetigen, in der Summe waren es bei uns eher die franzoesischsprachigen, wie Guadeloupe, Martinique, St. Barth oder die Illes des Saintes. Oft sind es aber auch die kleineren Inseln, die uns mehr begeistern. Und immer sind die Begegnungen mit den Menschen ein wichtiger Punkt. Die Gespraeche die wir fuehren, die Kontakte, die wir haben, die Erlebnisse.

Aber nicht nur die Ausfluege, die tollen Straende, die einzigartige Flora und Fauna, Wasserfaelle etc. spielen fuer eine Rolle dafuer, ob wir sagen: “Ja, hier fuehlen wir uns wohl, hier koennten wir es gut noch laenger aushalten”. Auch Versorgungsmoeglichkeiten fuer Lebensmittel, Wasser, Treibstoff und Bootszubehoer, Bussysteme und natuerlich - und nicht zuletzt -die Qualitaet der Ankerplaetze sind wichtige Kriterien. Die ersten Eindruecke sind wichtig, aber nicht immer entscheidend. So mancher Ort, so manche Insel hat uns erst auf den zweiten, dritten Blick fuer sich eingenommen. Oft gehen wir mit “Vorurteilen” jedweder Art an eine neue Insel heran und werden mal positiv, mal negativ ueberrascht. Denn wenn der einen Crew quierliges Nachtleben wichtig ist, mag die andere vielleicht eher den ruhigen beschaulichen Sonnenuntergang; stoert sich dafuer aber nicht an den Geraeuschen eines normalen Hafenbetriebes. Die Mischung macht es fuer uns oft. Mal in einer ruhigen Bucht liegen, im Nirgendwo heisst unter Umstaenden lange Wege zum naechsten Supermarkt zu haben oder hoehere Preise fuer Lebensmittel und Obst zahlen zu muessen. Dafuer ist das Wasser glasklar und tuerkis-gruen-blau. Schwimmen Fische und sogar Delfine zwischen den Yachten herum und man kann vor der Haustuer schnorcheln und schwimmen. Dann wieder, so wie hier, gleich mittendrin sein. Im Stadtleben. Die Bushaltestelle liegt nur wenige Minuten vom Dinghiparkplatz, Faehren pendeln zur anderen Seite der Bucht, Supermarkt und Boulangerie liegen dicht bei.Mittendrin und doch aussenvor. Hier fallen wir nicht ganz so sehr als Touristen auf, auch wenn die Mehrzahl der Bevoelkerung dunkelhaeutig ist.

Und welche Insel fanden wir jetzt am besten, schoensten und ueberhaupt??? Tobago war unsere erste Karibikinsel, sie wird immer einen besonderen Eindruck hinterlassen und einen anderen Stellenwert haben. Grenada als englischsprachige und als die Gewuerzinsel hat uns ebenfalls sehr sehr gut gefallen. Guadeloupe, St. Barth, die Illes des Saintes. Aber auch Nevis hinterlaesst einen tiefen Eindruck.Fuer uns gibt es nicht “die” Insel schlechthin. Vielleicht vereinigt Guadeloupe noch am ehesten Vieles von dem, was wir schaetzen. Karibisch-franzoesisches Flair, die Leichtigkeit europaeischer Annehmlichkeiten, gute Infrastruktur. Martinique bietet aehnliches, gepaart mit schoenen und vielseitigen Ankerbuchten. Von beiden Inseln haben wir — auch aufgrund ihrer Groesse nicht alles gesehen. Schade und eigentlich ein Grund, wieder zu kommen. Eigentlich. Mal sehen, irgendwann. Und dann koennen wir vergleichen, Empfindungen und Meinungen revidieren oder bestaetigen. Ob wir dann auch sagen (wie so viele andere, langjaehrige Karibiksegler): “frueher, vor 10 Jahren, da war alles viel schoener, urspruenglicher”?? Ob dann die Baustellen fertig gebaut sind oder ob neue hinzu gekommen sind? Ob die Strassen noch mehr Schlagloecher haben oder ausgebessert wurden? Ob die langsam zerfallenden, maroden Haeuser aufgehuebscht wurden oder nicht mehr existieren? Ob man in der Marina, die in der Bucht xy irgendwann gebaut werden sollte, mittlerweile Yachten beherbergt? Ob man in einer anderen Bucht immer noch ankern kann oder gegen Gebuehr an Moorings festmachen MUSS? Wo bleibt die Zeit stehen, wo dreht sie sich weiter?

Wir drehen uns weiter, richten den Bug auf neue Ziele, neue Laender, neue Inseln. So wie Curacao.

Und sagen “Au reovir” zu Madinha, zu den West Indies, den Windward und den Leeward Islands. Goodbye und “Auf Wiedersehen” wie eine der Verkaeuferinnen im Souvenirshop uns gestern ganz stolz in unserer Heimatsprache nachrief.

Martinique - Fort de France

Martinique, Fort de France, ankern vor einer Stadtkulisse und einem Fort.Mit Stadtstrand, Kindergekreisch, Koepfen im Wasser die meinen Ankeranlauf stoeren. Exakt diese Stelle wollte ich ansteuern, um den Anker fallen zu lassen. “Fahr doch weiter” — “ich kann denen doch nicht den Anker auf den Kopf fallen lassen” — “die schwimmen schon weg”. Werner steht am Bug und winkt den Beiden zu. Die Koepfe lachen und bewegen sich ganz entspannt etwas weiter nach rechts.

Etwas weiter links ankert “Blue Felix”, zuletzt gesehen auf Carricaou. Da hatten wir noch Besuch aus Deutschland an Bord, wann war das noch??? Der knuffige Catamaran geht in den naechsten Tagen mit seiner Crew Sabine und Sven Richtung Trinidad. Eigentlich waere ja jetzt der Wind dafuer recht gut, aber ohne sich bei uns mit einer Abendessen Einladung zu verabschieden einfach losfahren — das geht ja gar nicht.

Uns freut es sehr und gleich am naechsten Morgen stiefeln wir gemeinsam los. Bepackt mit den klassischen Waeschetransporttaschen der Fahrtensegler: blau mit gelber Schrift auf dem Baendsel — na, von welchem Moebelhaus werden die wohl sein? Meine Komforttasche mit Reissverschluss und Rucksacktraegern erntet wieder Bewunderung. Sehr praktisch, diese Tasche. Durch die Budenzeile des grossen Platzes “La Savane” geht es zu Bibliothek Schoelcher und Sabine laesst es sich nicht nehmen, uns etwas geschichtliche Hintergrundinfos zu geben. Auf dem Platz La Savane steht die Statue einer kopflosen Dame, die sonst makellos weisse Gestalt ist sogar im Schulterbereich mit etwas Blut “verziert”. Sabine weiss naeheres dazu: Monsieur Schoelcher wollte Annoirgendwas die Sklaverei abschaffen, war ein sehr fortschrittlicher und humanistischer Mensch. Madam, immerhin Joséphine de Beauharnais,  geschichtsträchtigen Ehefrau von Kaiser Napoleon, dagegen fuerchtete, kein Personal mehr zu haben und ihre Hausarbeit alleine verrichten zu muessen. Bequatschte also den Schoelcher, dass er das mit den Sklaven doch noch mal sein lassen sollte. Irgendwann starb dann Madam, Monsieur Schoelcher konnte endlich die Sklaven frei lassen. So sagt zumindest der Volksmund. Dann wurde der Dame ein Denkmal gesetzt hier in Fort de France. Und weil sie keiner der Einwohner so wirklich leiden konnte, hiess es “Ruebe ab” — die karibischen Franzosen scheinen sich noch nicht so weit von der Guillotine entfernt zu haben. Der Gipskopf (pardon, ist natuerlich aus edlem Carrara-Marmor) wurde natuerlich wieder aufgesetzt und ebenso natuerlich wieder abgehauen. So ging das einige Male hin und her, rauf und runter. Bis die Obrigkeit kapitulierte und so ist und bleibt der Kopf heute eben ab.

Die Bibliothek ist auch was ganz besonderes, leider aber heute geschlossen. Schon von Aussen ein beeindruckender Baustil, von innen soll sie dem Eifelturm aehnlich aus einem Stahlgeruest bestehen. Urspruenglich erdacht und errichtet fuer die Weltausstellung, dann in Frankreich ab- und hier wieder aufgebaut. Ansonsten gibt es noch einige ansehnliche Gebaeude, in denen Museen oder Kultur Centren untergebracht sind, die Kathedrale Saint-Louis und viele nicht so schoene Wohn- und Geschaeftshaeuser. Die Fussgaengerzone ist ganz nett, ab 17 Uhr aber mehr oder weniger ausgestorben und die mit einem grosszuegigen Dinghidock versehene Waterfront ist bei Familien, Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man sich hier nicht mehr ganz so unbefangen bewegen, so wurde uns berichtet. Man hat aber auch nicht wirklich Veranlassung, sich um diese Uhrzeit noch an Land aufzuhalten — es ist einfach nix geoeffnet, es gibt keine Bars oder Caf?s, in denen man sich noch lange aufhalten koennte.

Allerdings sind Bushaltestelle, Faehrstation (Faehre nach Trois Illets auf der anderen Seite der Bucht) und Leaderprice per Pedes ganz gut erreichbar. Gegenueber vom Leaderprice-Supermarkt gibt es einen Bootszubehoerladen wo man auch einklarieren kann — sogar “gratuit”, also ohne eine Gebuehr zu zahlen). Die Dame im nahe gelegenen Tourist-Office (gleich in der ersten Holzbude gegenueber des Dinghisteges) ist sehr freundlich und hilfsbereit, versorgt uns mit Plaenen und Informationen aller Art und Wifi gibt es hier auch rund um die Uhr und gratis. Man muss nur alle 30 Minuten einmal bestaetigen, dass man ueber dieses Netz surfen moechte. Nachteil der Faehrstation: es schaukelt uns mehrmals taeglich ordentlich durch, die Faehren kennen kein Pardon und rauschen hier mit Vollspeed rein oder raus. Aber so tief und fest wie hier haben wir schon lange nicht mehr geschlafen. Der Ankerplatz ist ansonsten sehr ruhig.

Taeglich wird der Hackenporsche startklar gemacht und wir duesen damit zum Leaderprice. Rucksaecke, Ikea-Taschen oder auch mal die Waeschebuette ergaenzen die Transportmoeglichkeiten und erweitern unseren Trolley (besagter Hackenporsche) zu einem absolut vielseitigen und sehr belastbaren Transportmittel. Das es den grossen Einkaufswagen im Supermarkt nur gegen Vorlage des Personalausweises gibt haben wir bei der zweiten Tour schon raus bekommen und so schieben wir etwas entspannter durch den Leaderprice, sacken tonnenweise Getraenke, Konserven etc. ein. Mit der dritten Tour sind wir um ca. 470 Euro aermer, dafuer sind die Staufaecher schon ganz ordentlich gefuellt. Sollten wir unseren Einkaufsrausch jetzt vielleicht doch etwas zuegeln? Immerhin fahren wir ja nicht zu irgendwelchen abgelegenen Pazifikinseln. Sondern nach Curacao. Und dort gibt es Albert Heijn und Konsorten, herrscht kein Mangel an verschiedenen Artikeln des taeglichen Bedarfs wie z.B. in Venezuela. Egal, was frau hat, hat sie. Nur bei Mehl etc. wird gebremst.

Dazwischen ist eine Tour mit dem Bus zum Decathlon und zum Baumarkt faellig, es gibt an Bord der Blue Felix leckeren Wurstsalat und genauso leckere Sundowner (mit richtigen Eiswuerfeln!), unser Bordrezeptbuch wird ergaenzt, die Festplattenkapazitaet dezimiert und der Bestand an Hoerbuechern, ebooks und Filmen erweitert. Wir lernen Lloyd kennen, einen Australier der mit seinem kleinen Catamaran einhand unterwegs ist, telefonieren mit Daniela von der Yelo die vor St. Anne ankert und beobachten argwoehnisch ankerwillige Neuankoemmlinge. Warum muessen die unbedingt exakt vor uns ihren Anker fallen lassen?? Zum Glueck sehen sie es ja immer ein und wandern weiter. Ob die boesen Blicke von den Nachbarbooten vielleicht auch dazu beigetragen haben?

Am Dinghisteg werden einige der Gummiboote von den einheimischen, schwimmbegeisterten Kids als Sprungschanzen missbraucht. Leider kippt dabei auch schon mal ein etwas leichteres Dinghi um, taucht der Aussenborder ins salzige Wasser und der Eigner staunt bei seiner Rueckkehr, weil der — mittlerweile wieder unschuldig aufrechte Aussenborder — sich mit dem Starten schwer tut. Sabine alarmiert die Dame von der Touristinfo, die ihrerseits die Polizei alarmiert. Ergebnis: 6 Polizisten (alle behoerdlichen Posten sind hier von hellhaeutigen Franzosen besetzt) flanieren die Waterfront entlang und von den nimmermueden Springern ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Am naechsten Abend wiederholt sich dann das ganze Spiel; wenn auch dieses Mal ohne Polizeiaufgebot da die Touristinfo nicht mehr besetzt ist.

Auf der nahe gelegenen Baustelle fuellen wir unsere Wasserkanister. Etwas ungewoehnlich, auch weil das Wasser mit richtig Schmackes aus der Leitung schiesst., aber uns ist das egal. Die Blue Felix hat sich hier auch schon versorgt, kein Problem. Interessant ist das hier auch: aus Loechern im neuen Betonpier zischt und pfeift es. Darunter stroemt das Wasser hin und her und verursacht diese “Melodie”. Bojen liegen vor der Pier, die ersten Schrauben an den Leitern loesen sich schon wieder, die ganze Leiter wackelt wenn man mit dem Dinghi anlegt. Wenn das alles mal fertig ist, sollen hier wohl Yachten festmachen koennen.Die Promenade ist schon fast fertig und mit Palmen bepflanzt — Fort de France putzt sich raus. Ein klein wenig erinnert uns die Stadt an La Linea. Nicht wirklich huebsch, aber auch nicht richtig haesslich. Es gibt durchaus nette Ecken und Plaetze, ein paar ansehnliche Gebaeude und Haeuser. Laeden, lebendiges Treiben, nette Menschen. Der Verkaeufer im gut sortierten Bootsshop spricht sogar recht gut Deutsch! Und einklarieren ist hier ebenfalls am PC moeglich, sogar ohne jede Gebuehr.

Ein klein wenig faellt es uns schwer, schon wieder Abschied von Martinique zu nehmen. Wirklich viel gesehen haben wir auch dieses Mal nicht von der Insel. Und zu gerne haetten wir noch einmal Freunde in Le Marin und St. Anne besucht. Oder waeren mit der Blue Felix Crew zum jazzfestival hier in Fort de France gegangen. Aber uns ziehen die gebuchten Fluege nach Curacao. Morgen noch einmal frisches Baguette bunkern, das Dinghi hochnehmen, dann heisst es: Kurs Curacao. Vier Tage planen wir dafuer ein, die Wettervorhersagen sind recht gut, Wind und Welle moderat, etwas regnerisch soll es werden. Aber Regenschauer erleben wir auch hier mittlerweile fast taeglich, kurz, nicht besonders heftig und auch in keinster Weise abkuehlend.

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