Monats-Archiv Mai, 2014

Olinda - Nachtrag zum 27.5.

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Logistisch begabt wie wir sind, schaffen wir es — Dank freundschaftlicher Kooperation der Kassiopeia-Crew — unseren Flughafentransfer nach Recife mit einer Sightseeing-Tour zu verbinden. Es wird ein Leihwagen geordert, Werner uebernimmt den ersten Fahrerpart und bringt uns in gut 3 Stunden! die schlappen 100 Kilometer von Jacare nach Olinda. Umkurvt souveraen und wagemutig die unzaehligen Schlagloecher und findet zu guter Letzt auch noch einen schattigen Parkplatz in Olinda.

Zufaellig stolpern wir an der Touri-Info vorbei und noch viel zufaelliger treffen wir dort die Crew der Inti! Grosses Hallo, liegen wir doch Boote derzeit in der Marina Jacare Village. Versorgt mit zahlreichen Tipps, was wir uns in Olinda unbedingt anschauen muessen, und diversen Stadtplaenen machen wir uns an den Aufstieg. Boah, meine Kondition ist echt im Keller!

Olinda wartet natuerlich auch mit unzaehligen Kirchen auf. Die schaffen wir nicht alle. Wollen wir auch gar nicht, da wir alle 4 nicht so die Kirchgaenger sind. Aber zwei davon schauen wir uns schon etwas genauer an, geniessen bei der ersten die phantastische Aussicht aufs Meer und die nahe gelegene wirkliche Grossstadt Recife. In der naechsten bekommen wir ausfuehrliche Erlaeuterungen zu den diversen Altaeren, erfahren, dass hier das zweitaelteste Gemaelde Brasiliens haengt. Ein Fuehrer heftet sich an unsere Fersen, textet uns ungefragt zu und verfolgt uns auf Schritt und Tritt. Im Altarraum sind noch die orignalen Bodenfliesen erhalten, waehrend der Rest der Kirche einen neuen Bodenbelag erhielt. Besonderheit in dieser Kirche: Das grosse, goldene Kreuz mit Jesu ist auf der Empore aufgestellt, wo frueher nur die Reichen Olindas ihren Platz einnehmen durften. Somit waren sie Gott besonders nahe. Der grosse Altar in der Kirche selbst wurde in mehrere Einzelteile zerlegt und ins Guggenheim-Museum transportiert. Im Gegenzug wurde von den USA die aufwendige und sicherlich nicht gerade preiswerte Restaurierung bezahlt. Unsere Informationsquelle moechte natuerlich auch in barer Muenze entlohnt werden und verfolgt uns zu diesem Zwecke bis weit vor die Kirche. Keine Chance, ihn loszuwerden bevor wir ihm nicht ein paar Reais in die Hand gedrueckt haben.

Auf den Strassen Olindas (kommt aus dem portugiesischen: O linda — Oh, wie schoen und liegt im Bundesstaat Pernambuco) tummeln sich nicht nur zahlreiche Arbeiter, die mit Unkraut jaeten oder Pflasterarbeiten beschaeftigt sind. Auch zahlreiche, selbst ernannte und offizielle, Stadtfuehrer bemuehen sich um Kundschaft. Unser Ziel ist das Puppenmuseum MARMELUNGO, von dem uns in der Marina schon erzaehlt wurde. Es ist das erste seiner Art in Brasilien undfuer einen geringen Eintrittsobulus betreten wir eine faszinierende Miniaturwelt, bekommen von einem sehr engagierten Herrn eine interessante und ausfuehrliche Fuehrung. Natuerlich ist ihm auch unser “Kasperle” ein Begriff. In der Abteilung “Teufel, Tod und Monster” sehen wir auch einen Teufel, der den in Deutschland ueblichen Darstellungen sehr stark entspricht.

Praktischerweise ist in der Zwischenzeit die Regenwolke weitergezogen. Steile Gassen geht es an teils sehr schicken Wohnhaeuserun vorbei wieder bergab Richtung Meer. Hier irgendwo ist unser Auto geparkt, unter grossen, schattenspendenen Baeumen. Zwei junge Maenner galloppieren auf ihren Pferden mitten durch den starken Autoverkehr. Ohne Sattel und als Zaumzeug dienen Strecke. Diese Pferde muessen sich nicht mit einer Metallstange im empfindsamen Maul rumplagen und Hufeisen sind ebenfalls ein Fremdwort. Ob es ihnen aber besser geht? Gleich neben unserem Auto haben zwei ganz junge Kaetzchen einen vielversprechenden Muellbeutel “aufgetan”.Bettler gibt es hier unten keine mehr. Die tummeln sich weiter oben vor den Kirchen, wo sich die Touristen haeufen und der Segen Gottes vielleicht fuer mehr Einnahmen sorgt.

Der Naja-Kaeptn reiht sich muehelos in den Verkehr ein. Unsere Sim-Karte im Ipad funktioniert wieder und somit ist die Routenplanung zum Flughafen Recife gesichert. Dank der technischen Unterstuetzung und einiger Baustellen-Umleitungen verfahren wir uns aber in Recife und erreichen unser Ziel nur auf Umwegen. Der in Erwaegung gezogene Besuch des gigantischen Shopping-Centers in Flughafennaehe faellt also aus Zeitmangel aus.

Die Kassiopeia-Crew uebernimmt nun das Steuer des Leihwaegelchen, wir wuchten unser umfangreiches Gepaeck aus dem Auto und stuermen den Condor-Check-in. Deutschland, wir kommen!

Nachtflug

Sigtseing tour durch Olinda, stadtrundfahrt in Recife und jetzt sitzen wir im Flugzeug nsch Deutschland. Mit Kuschelkissen und - decke. Und Dank restguthaben auf der sim mit wifi!

Bilder des Tages

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Die Nachbarin schrubbt das Deck und wir bekommen kurzzeitig einen Hustenanfall - was fuer ein Teufelszeug wird da verwendet? Ihr ist es peinlich, durch die Nebelschwaden des verspruehten Putzmittels hindurch entschuldigt sie sich wortreich, wir sind eher besorgt, dass SIE nicht ohnmaechtig wird! Grosssegel abnehmen und zum Transport vorbereiten - wieder einmal. Dieses Mal muss eine Reffkausch und der Keder am Unterliek ausgebessert werden. Eine Segellattentasche sieht auch nicht mehr so “ganz dicht” aus - das scheint eine Seuche auf unserem Boot zu sein ;-)! Waesche waschen, Rezepte einscannen, Reisevorbereitungen treffen - seit 7 Uhr in der Fruehe sind wir aktiv. Die Nachbarn schlafen fast alle noch. Neue Nachbarn kommen an. Der Anlegeservice ist hier wirklich vorbildlich: Nicolas gibt via Funkgeraet Anweisungen zum Leinenhandling, zwei Mitarbeiter nehmen Leinen entgegen, holen mit dem Mini-Cat die Mooringleinen aus der Tiefe und verbinden die bordeigenen Festmacher mit diesen. Wir nutzen die Gelegenheit, geben unsere leere, spanische Gasbuddel zum Fuellen ab, quatschen Nicolas auf einen Mietwagen an. Segelmacher Christoph wundert sich ueber das Material unseres Segels, ob es Kevlar sei. Von Hydranet hat er noch nix gehoert. Egal. Unser Gross tritt jetzt erst einmal wieder eine Reise an, dieses Mal auf dem Dach eines Polo. Wenn so ein Segel erzaehlen koennte …… Weiter geht’s, Aussenborder hochholen, Dinghi saeubern und all die tausend Kleinigkeiten die vor unserer Abreise noch auf Erledigung warten.

Verkehrte Welt

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Normalerweise fotografieren wir ja alles und jeden - ich zumindest. Die Linse kennt keine Gnade, die Fotografin auch nicht. Hier ist es umgekehrt, hier sind wir die Fotomotive. Allabendlich, kurz vorm Saxophon-Bolero-Spektakel einige Meter flussaufwaerts, ziehen hier die doppelstoeckigen Flussboote an uns vorbei. Ganz dicht an der Marina fahren sie entlang, 3/4 der Gaeste steht mit gezuecktem Fotoapparat an der Reling und fotografiert mit staunender Unglaeubigkeit die kleine Schar der “Weltumsegler”. Fuer viele unfassbar, mit so kleinen Booten von Deutschland, Frankreich oder England bis nach Brasilien zu segeln. Viele Brasilianer koennten noch nicht mal schwimmen, erzaehlt uns Alex. Der muss es wissen, lebt schon einige Jahre hier und kennt sich ganz gut aus. Gegenseitiges Winken und Fotografieren, dann sind die Touristen auch schon zur naechsten Attraktion weitergezogen. Der bordeigene Stimmungsmacher gibt noch einmal alles, die Truppe groelt zur Musik und freut sich auf den Sonnenuntergang mit Ravels Bolerotoenen untermalt. Brasilien im Winter, zur Regenzeit, die gerade mal wieder eine Pause einlegt und uns mit strahlend blauem Himmel und tropischen Temperaturen erfreut.

Umzug

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Neuer Aus/Anblick - neue und doch bekannte Nachbarn

Wenn alle Umzuege im Leben so einfach waeren: eben mal den Anker hochlupfen, Maschine an, Fender raus, Leinen klar legen und schon sind wir vom Ankerplatz in die Marina gewandert. Riiiesenempfangskomitee am Steg: Francis und zwei weitere Marinamitarbeiter, einige Segler und Alex, unser Bootsbauer nehmen die Leinen an und bereiten die Mooringleinen vor. Ablaufendes Wasser, so hat Madam auch keine Tendenz, auf den Steg zu klettern. Dabei hatte ich extra einen Fender quer vor die sonst so vorwitzige Nase gelegt. Kaum liegen wir fest und sicher, stroemt nicht nur das Flusswasser sondern auch der Schweiss! Boah, das war vor Anker irgendwie doch etwas erfrischender.

Aber Strom im Ueberfluss und kurze Wege zu den Nachbarn - das hat doch auch was!

Wir nutzen die momentane Windstille und erhaengen unseren Gennaker zwecks Trocknung. Dabei wollen wir dann gleich mal testen, wie der so hochgelobte “Strumpf” hochzuziehen ist….. dessen Technik erschliesst sich uns aber noch nicht so wirklich. Irgendwas machen wir falsch. Als die naechste bedrohliche dunkelgraue Wolkenwand heran zieht und Joao Pessoa in einer weissen Regenwand verschwindet, brechen wir das Experiment ab und tueten alles schnell wieder im Segelsack ein. Die ersten Tropfen fallen und der Segelsack macht sich in unserem Cockpit breit. Vielleicht waere zwei Nummern kleiner auch nicht das Schlechteste gewesen …

So ein Umzug ist doch irgendwie anstrengend, nach dem Anlegerbier mit Michl von der Kassiopeia fuehle ich mich reif fuer eine Ruhepause. Oder sollte ich alternativ mal unter die Dusche gehen und das erfrischend kuehle Nass geniessen?

Werner und Alex sind schon wieder beschaeftigt, schleppen zwei massive, dicke Holzleisten an. Die sollen unsere Plichtbaenke zur Liegeflaeche modifizieren. Noch schaue ich etwas skeptisch aber die Maenner werden schon wissen, was sie tun!

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