Monats-Archiv Juni, 2012

Amsterdam(ned)

Wir haben Besuch: Thomas ist mit Frantz eingetroffen. Den Nachmittag nutzen wir fuer einen Besuch Amsterdams mit dem PKW. Lassen uns in dieser tollen Stadt einfach treiben, geniessen das lebhafte Treiben auf den Kanaelen, bestaunen die schmalen, hohen Haeuser mit ihren Kranbalken,

  

 wundern uns ueber Fenster, die mit Brettern dicht gemacht wurden

 

Brett vorm Fenster - die neue Mode in Amsterdam?

Brett vorm Fenster - die neue Mode in Amsterdam?

 und finden die Ursache dafuer: Eines der Hausboote ist wohl explodiert und im Wasser sind nur noch die klaeglichen Ueberreste eines einstmals bestimmt schoenen Schiffes zu sehen.

 

 

 

Ontploffing - das traurige Ende eines Wohnschiffes mitten in Amsterdam

Ontploffing - das traurige Ende eines Wohnschiffes mitten in Amsterdam

 

 

 

 

 

 

 

Im Museumshafen suchen wir uns schon mal unser naechstes Schiff aus, diskutieren ueber passende Groessenordnungen. Das richtige finden wir aber auch hier nicht. Aber bis dahin ist ja auch noch ein bisserl Zeit.

 

Das sieht doch ganz gut aus oder?

Das sieht doch ganz gut aus oder?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Und wo ist jetzt unser Parkplatz??"Und finden ganz ohne Irrwege rechtzeitig zum Parkscheinende wieder zurueck ans Auto.

 

 

Frantz ist vom Pflastertraben rechtschaffen muede. Aber da wir noch ein bisserl Zeit haben, besuchen wir noch einmal die Kneipe Hertog Jan. Das seien wir Bill und Miske, die wir auf Terschelling kennen gelernt haben, schuldig meint Werner. Ich ziehe allerdings mein geliebtes Kriekje von Bellevue vor, Werner goennt sich ein Hertog Jan. ‚Smaakt wel‘ lautet auch sein Urteil.

Sitzplatz in der 1. Reihe direkt an einer Brücke - da gibt es ordentlich was zu sehen

Sitzplatz in der 1. Reihe direkt an einer Brücke - da gibt es ordentlich was zu sehen

 

Terschelling-Lemmer

Donnerstag, 28. Juni 2012 – Terschelling-Lemmer

Nach einem Telefonat mit unserem Segelmacher und dessen Partnerunternehmen in den Niederlanden, De Vries in Lemmer, ist klar: wir gehen ins Ijsselmeer und nicht nach Harlingen zu irgendeinem Segelmacher.

Der Jachthafen Terschelling ist zwar schoen, aber mit € 40,00 fuer unser Schiff auch nicht unbedingt der preiswerteste. Auch wenn alles (und wirklich alles, sogar Waschmaschinennutzung) inclusive ist.

Ausserdem wollen wir ja unser Segel moeglichst noch vor dem Wochenende repariert haben. Werner rechnet hin und her, hoch und runter, berechnet Distanzen, benoetigte Zeit etc. und kommt zu dem Ergebnis: wir muessen um 13 Uhr ablegen, um rechtzeitig mit Hochwasser bzw. dann ablaufendem Wasser das aeusserst flache Fahrwasser von Harlingen nach Kornwerderzand passieren zu koennen.

Mit unserem Tiefgang ist die Welt der Wattenmeere halt einfach deutlich unentspannter. Aber damit kommen wir irgendwie schon klar.

Nachdem sich der Morgennebel aufgeloest hat, legen wir puenktlich ab. Nicht ohne vorher noch der Hertog Jan Crew unser Schiff zu zeigen und bei einem Koppje Koffie ueber ihre und unsere Plaene, Traeume, Wuensche zu plaudern. Was man doch fuer Menschen kennen lernt. Vielleicht sieht man sich wirklich auf Bonnaire wieder? Dort zieht es die Beiden hin, zwar immobil, aber das kann sich ja vielleicht auch noch aendern ?!

 

Zum Abschied linst der Seehund noch einmal kurz aus dem Wasser.  Um uns herum sind doch deutlich mehr Schiffe unterwegs wie gestern. Im Fahrwasser nach Harlingen wimmelt es nur so von Plattbodem-Schiffen. Alle kreuzenderweise unterwegs. Dazwischen Faehren, Fischer, ein Tonnenleger. Die paar Segelyachten gehen vollkommen unter zwischen den „Grossen“.

Plattboden-Schiffe auf dem Weg nach Harlingen

Plattboden-Schiffe auf dem Weg nach Harlingen

 

 

 

 

Puenktlich wie vom Skipper berechnet biegen wir nach einer unspekatakulaeren Motorfahrt kurz vor Harlingen in das Boontjegat ab. Die ersten Meilen sind die „schlimmsten“ weil hier auch jetzt bei Hochwasser an einigen Stellen nur noch 3,30 Wasser stehen. Der Rest der Strecke pendelt zwischen 4,3o und 6,10 und wird allmaehlich auch breiter. Und gefuehlt kurze Zeit spaeter (laut Uhr sind es doch Stunden) laufen wir auf die Schleuse Kornwerderzand zu. Tor ist auf, Licht gruen, also rein, fest, 60 cm tiefer geschleust, Tor auf, raus. Meine Guete, so zackig hab ich ja in den Niederlanden noch nie geschleust! Ist halt doch noch keine Hauptsaison und kein Wochenende.

Auf dem Ijsselmeer schaffen wir es tatsaechlich, noch einige Meilen ganz gute Fahrt nur unter unserer kleinen Genua zu machen. Das Gross ist ja ausser Gefecht und fuer die grosse Genua ist uns der Kurs nicht so guenstig. Bevor sie dauernd killt und schamfilt, lassen wir sie lieber drin. Ein kaputtes Segel reicht.

Wir laufen Suedwaerts mit Ziel Lemmer. Es ist ruhig, nur wenige Boote sind noch unterwegs. Wen wundert’s, wir haben mittlerweile 19 Uhr und was ein ordentlicher Ijsselmeer-Skipper ist, der liegt jetzt schon im Zielhafen und ordert sein Biertje. Noch dazu spielt heute Deutschland gg. Italien…..was mich persoenlich ja vollkommen kalt laesst.

Die Zeit laeuft, die Daemmerung naht, das Ijsselmeer zieht sich hin. Um 22 Uhr sind wir mitten im „Laemmerschwanz“, wie ich diesen Teil des Ijsselmeers getauft habe, und es wird wieder einmal viel zu frueh dunkel. Die Tonnen werden schwerer erkennbar. Es sind ja eh nur wenige hier auf unserem Tiefwasser-Streifen, doch die dann auch zu treffen (na ja fast) schaffen wir recht gut. Trotzdem ist es einfach ein besseres Gefuehl, wenn man die Dinger doch schon von weitem im Blick hat. Dann ist zappenduster, der Halbmond hilft uns auch nicht viel weiter . Der versteckt sich naemlich hinter Wolken. Aber jetzt blinkt und funkelt es vor uns gut erkennbar in rot und gruen und weiss. Ups, da sind ja sogar noch zwei , nein drei Frachtschiffe unterwegs! Dank AIS alles doch sehr entspannt. Das ist Technik, die mich einfach immer wieder begeistert.

Die Tonnen der Zufahrt nach Lemmer sind beleuchtet und auch hier wissen wir mit einigen Anlaufschwierigkeiten recht gut, wo wir lang muessen. Aber dann kommt der kritische Teil. Wir muessen ins betonnte, aber nicht beleuchtete Fahrwasser zum Jachthafen abbiegen. Beinah waeren wir an der Teilungstonne vorbei gedonnert.  Die Tonne mit dem Fernglas, Kartenorientierung und  dem Bild auf dem PC zu finden geht ja noch. Erschreckend ist fuer mich, wie weit entfernt die im Glas aussehen und wie nah wir dann schon dran sind bzw. wie schnell die Dinger auftauchen, wenn ich das Fernglas runter nehme! Beinahe ware Werner an einer auf der falschen Seite vorbei gerauscht. Im letzten Moment gehen wir korrekt dran vorbei. Er sieht am Ruder so gut wie gar nix und steuert nach meinen Angaben. Super, ein Blinder sagt nem anderen Blinden, wo’s langgeht. Ist doch eine prima Kombination. Obwohl Werner in der Daemmerung eindeutig besser sieht wie ich! Der hat die Tonnen schon lange vor mir leuchten sehen und konnte gar nicht verstehen, dass ich absolut nix davon sehen konnte.

Tja und dann passiert es uns: die Tiefenanzeige des Echolots piepst – wie schon so oft auf dieser Reise- empoert auf und zaehlt runter: 2,50, 2,40, 2,30- plopp. Wir stecken fest. Und das kurz vor der Hafeneinfahrt. Da vorne ist doch die letzteTonne, wo ist denn jetzt die vorletzte abgeblieben? Gibt doch Tauchtonnen in Holland!! Kraft unserer PS ziehen wir uns rueckwaerts wieder raus. Das gibt es doch nicht, die de Vries Leute haben gesagt, es ware auch mit 2,40 kein Problem, zu Ihnen an den Steg zu kommen. Und der ist im hinteresten Eck des jachthafens, vor dem wir im wahrsten Sinne des Wortes gerade stehen. Alsso mehr nach rechts. Da blinkt ein gruenes Licht auf einem Deich. Vielleicht wenn wir uns naeher da dran halten. Ich suche wieder die letzte Tonne und mit ueber 3 mtr. Wasser unterm Kiel laufen wir gluecklich doch noch in den Hafen. Aber jetzt noch bis ganz in die hintere Ecke? Und ein 7mtr. Boot namens Renata suchen, vor dem wir liegen koennen, sollen, duerfen? Alle in Frage kommenden Plaetze sind aber schon von fetten Motorbooten belegt. Also weiter. Da leuchtet unser Stern in Form eines langen, freien Kopfsteigers auf! Wir sind uns ganz schnell einig, dass wir da rangehen. Kaum laufen wir darauf zu, rappelt es auf dem Steg. Der Hafenmeister Maurice kommt mit seinem Fahrrad zu Hilfe geeilt, nimmt Leinen an, plaziert Fender tiefer, laesst uns ruhiger werden und meint, wir koennten auch ohne Obulus liegen bleiben, wenn wir morgen frueh vor seinem Dienstantritt wieder weg und bei de Vries am Steg waeren. Trotz der spaeten Stunde trinken wir in der kleinen Hafenbar noch ein Biertje mit ihm, machen noch einen spaziergang zum Steg von de Vries und fallen dann gegen 2 Uhr immer noch hungrig (Essen ist irgendwie zu kurz gekommen bei der ganzen Aktion) ins Bett. Was fuer ein Tag!

 

 

Borkum-Terschelling

Liegeplatz auf Terschelling - in der 2. Reihe sieht man auch sehr gut

Liegeplatz auf Terschelling - in der 2. Reihe sieht man auch sehr gut

Langsam werde ich wach – 4 Uhr hat der Wecker (wieder einmal ) geklingelt. Realisiere, dass kein Windgeraeusch zu vernehmen ist, das Schiff absolut ruhig liegt.  Und das nach 4 Tagen Dauerwindstaerke 6-7 und auch mal darueber. Und dass Regentropfen leise aufs Luk klopfen. Super: heute wollen wir endlich los von Borkum und nach Terschelling. Hatten auf Wind mit Tendenz S-SE gehofft. Draussen ist es sogar neblig. Alles ist grau in grau. Gegen 6 Uhr laufen wir aus dem Hafen aus mit gesetztem Groß, Maschine noch mitlaufend queren wir das Emsfahrwasser.  Die anderen Yachten verlieren sich schnell im Nebel, gehen andere Kurse durch flacheres Wasser. Es bleibt das AIS-Signal (sofern vorhanden), das uns zeigt: da sind noch andere unterwegs.

 

Das Gross holen wir relativ schnell wieder runter: ein Riss im Unterliek nahe der Baumnock wird von mir entdeckt! Wie kann das sein – haben wir irgendwas falsch gemacht? Das Segel ist brandneu und gerade erst das 3. oder 4. Mal hoch gezogen! Wir fahren nur unter Genua und Motor weiter. Irgendwie hat auch unser Propeller so eine Anlaufschwierigkeiten. Der Wendepropeller arbeitet zwar schwer, aber wir kommen nicht auf Geschwindigkeit. Werner ist der Meinung, dass wir irgendwas in der Schraube haben.

Um uns herum ist alles grau in grau, lediglich die Farbnuancen wechseln. Das Wasser erinnert an Schiefer, sowohl von der Farbe als auch von der Struktur. Langgezogene Wellen werden muehelos von unserem Schiff gemeistert. Dank Zink mit Histidin und Zintona-Kapseln geht es mir gut. Sicherheitshalber gehe ich meistens Ruder.  Jetzt noch Seekrank werden? Nein Danke!

Es klart sogar auf, ein Zipfel blauer Himmel zeigt sich, die Sonne lukt mal durch. Dann wirkt das Wasser wie ein dunkelgruener, ungeschliffener Edelstein der mit weissen Schaumkronen noch verschoenert wird. Leider muessen wir immer mehr auf einen Kurs gehen, der uns den Wind voll gegenan kommen laesst. Also auch noch die Genua wieder rein gerollt. Unsere Segelmanoever sind alle noch etwas steif. Immer wieder klemmt irgendwo was, verhakt sich eine Leine, haben wir irgendwo vergessen, was bei zu baendseln oder zu loesen.

Das Schiff vibriert, wirklich viel Fahrt machen wir nicht. Das wird uns bewusst, als von achtern ein kleineres Segelboot aufkommt und sich anschickt, uns zu ueberholen. Das kann doch nicht sein, hat der Faltpropeller beim letzten rueckwaerts-vorwaerts geben auch wirklich richtig eingekuppelt und kann dadurch volle Leistung bringen? Werner macht einen erneuten Versuch und der Propeller kuppelt hoerbar ein und unser Schiff beschleunigt rasant. Der Segler auf dem anderen Boot denkt bestimmt, wir haben sie nicht mehr alle. Aber wir sind so begeistert von dem Tempo, das unser Schiffchen jetzt drauf hat, dass wir auch einfach so weiter laufen. Was haben wir Zeit verdaddelt!

Wir naehern uns Terschelling. Der Himmel ist jetzt fast durchgaengig blau, das Wetter zeigt eindeutig sommerliche Tendenzen. Trotzdem stehen wir eingemummelt in die dicken Jacken am Ruder.  Gehen wir jetzt nach Vlieland oder nach Terschelling? Oder ankern wir hinter Vlieland? Da soll es eine Moeglichkeit geben direkt vor der Hafeneinfahrt…..

Als wir dann doch Kurs auf Westterschelling nehmen, kommt ein grosses Schlauchboot auf uns zu, umkreist uns einige Male, um dann an Backbord langsam parallel zu uns zu laufen. Zoll. Na toll, eben habe ich noch die grandiosen Farben des Sonnenuntergangs bewundert und jetzt so ein kleiner Schreck in der Abendstunde. Wir werden aber nur hoeflich nach dem woher-wohin gefragt, dann geben die Jungs wieder Gas. Im nach hinein sinniere ich darueber nach, was die wohl zu meinen Whisky-Vorraeten gesagt haetten……oder ob die mehr auf der Suche nach rotem Diesel waren und angesichts unserer vielen Diesel-Kanister auf dem Achterdeck mal etwas genauer nach gesehen haben? Egal.

Vor uns liegt Terschelling, links daneben geht die Sonne in zarten und doch beeindruckenden Orange-Blau-Lila-Toenen unter. Die Insel selbst wirkt wie in einem Aquarell, so weich zeichnen sich die Umrisse in zartem Grau ab. Alles Ton-in-Ton. Ein Wahnsinnsanblick und ich habe keine Zeit, den Fotoapparat raus zu holen, stehe am Ruder, halte Ausschau nach Tonnen, gleiche Realitaet mit Kartenbild und Hammerhead-Bildschirm  miteinander ab und folge Werners Anweisungen. Hier ist volle Konzentration gefragt, denn sobald meine Gedanken auf Wanderschaft gehen, wandern der Kurs und somit auch das Schiff hinterher. Das ist hier in diesen Gewaessern nicht ungefaehrlich.

Wir quaelen uns durch das enge Fahrwasser, suchen und finden Tonnen (derzeit eine sehr beliebte Beschaeftigung bei uns an Bord),  und endlich, endlich liegen Brandaris und Hafeneinfahrt klar und deutlich vor uns. Ein kugelrunder Kopf taucht im Wasser auf und schwimmt an uns vorbei – das ist doch eine nette Begruessung.

Mit dem sog. Letzten Buechsenlicht tuckern wir an der beeindruckenden Flotte von Plattbodem-Schiffen vorbei Richtung Yachthafen. Auf den grossen Dampfern sind durchweg junge Menschen und geniessen den eindeutig sommerlichen Abend an Deck.

Der Yachthafen ist ebenfalls gut gefuellt und wir gehen an einer vertrauenserweckend wirkender dunkelblauen grossen Bavaria laengs. Die Eigner helfen uns beim Anlegen, es ist 23:30, wir sind hungrig, muede und irgendwie geschafft. Zeit fuer einen kleinen Schnack mit den Nachbarn haben wir natuerlich trotzdem. Und so lernen wir Bill & seine Frau Miske von der Hertog Jan kennen.  Es hat eben alles irgendwo auch etwas positives.

 

Unser 3. Mann

Da leben wir nun auf so engem Raum miteinander und ich muss ueber eine Eintragung auf unserer Website erfahren, wie der Skipper meinen Bordalltag so sieht und mit welchen Aufgaben ich hier doch vorrangig betraut bin. Die restlichen Taetigkeiten (Kommunikation via Funk und Email, Management der dazugehoerigen Technik, das durchfuehren ausgekluegelter Leinenmanoever beim an- und ablegen, exaktes platzieren der zahlreichen Fender bei  eben diesen Manoevern und und und) scheine ich doch sehr geschickt „undercover“ durch zu fuehren…. Oder werden diese gar von Jan-Werner (auch mit Zweitnamen Kurt genannt – Aehnlichkeiten mit lebenden Personen in unserem Freundeskreis sind unbeabsichtigt!) verrichtet????

 Ihr fragt euch jetzt, wer Jan-Werner alias Kurt ist?? Wir haben seit einigen Tagen und auf Anraten der Heimkehr Hamburg-Crew einen 3. Mann an Bord, besagten Jan-Werner eben. Der ist jetzt bei uns fuer  die missglueckten Aktionen verantwortlich, kleckert mit Kaffee auf dem Fruehstueckstisch, laesst den Toilettendeckel  oben, raeumt die leeren Keksverpackungen nicht weg, sorgt fuer den rasanten Schwund der Kaffeebohnen in unserem Schapp usw usw.

Ueber ihn kann man unbesorgt schimpfen, ihn darf man anraunzen (er hat ein breites Kreuz) und das Beste: er beansprucht keine eigene Koje und macht sich nachts unterm Salontisch ganz klein.

Elke

Ich finde so ein 3. Crewmitglied absolut praktisch und denke, er darf wohl an Bord bleiben… auch wenn er so gefraessig und ein Kaffeejunkie ist !

Schwimmender Kibbuz

Schiffer sein ist ein gnadenlos schweres Brot. Das ewige Kuemmern um Schiff, Crew und sich selbst ist stressig und macht krank, wenn, ja wenn nicht da die Momente waeren, wo man vielleicht eingeweht in irgendeinem Hafen liegt und endlich mal zur Ruhe kommt, sich so auch mal ein paar Gedanken machen kann um Schiff, Crew und sich selbst.

In dieser Lage befinde ich mich momentan. Gedanken um unser Schiff mache ich mir ja staendig. Aber gerade mache ich mir auch Gedanken um meine Crew. Elke kocht, putzt, raeumt auf, roedelt den ganzen Tag durchs Schiff und verrichtet damit Arbeiten, die in unserem Wertesystem nicht hoch angesiedelt sind, eben niedere Arbeiten. Ich, der ich das alles beaufsichtige, verrichte mit meiner Aufsicht wesentlich hoeher respektierte Arbeiten.

Besorgt um Elkes Psyche, habe ich den Kibbuzgedanken fuer uns entdeckt. Soweit ich informiert bin, wird in diesem System fuer geleistete Arbeit kein Entgeld gezahlt.  Entlohnt wird zum einen mittels Naturalien; jeder kann essen, niemand verhungert. Zum andern wird jedem die gleiche Achtung entgegengebracht, egal was er arbeitet.

Ein schwimmender Kibbuz loest also jede Menge Probleme. Meine Crew erfaehrt trotz Verrichtung niederer Arbeiten die gleiche Hochachtung wie ich mit meiner verantwortungsvollen Taetigkeit. Ich wiederum habe den psychischen Leidensdruck meiner Crew elegant, wenn nicht gar genial geloest.

Jetzt kann ich mich endlich mal um mich selbst kuemmern!

Werner

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