Jahres-Archiv 2010

Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2011

Verehrte Leserinnen und Leser unserer Website!

Saemtliche bisher eingestellten Beitraege hat Ihre Admiralitaet Elke verfasst. Es wird also Zeit, dass ich selbst mich auch mal aeussere.

2010 ist so gut wie gelaufen. Gott sei’s getrommelt und gepfiffen. Dieses Jahr war fuer uns naemlich das reinste Seuchenjahr.

Angefangen hat es gleich im Januar. Einer unserer LKW ist bei Cuxhaven in eine Schneewehe gerauscht. Dem Fahrer ist - das ist das Wichtigste – erfreulicherweise nichts passiert, dem LKW dafuer umso mehr – Totalschaden.

Keine sechs Wochen spaeter, ebenfalls bei Dreckswetter und schneeglatter Fahrbahn, wird der naechste Truck nach einem leichten Bremsmanoever aus den Spurrillen gehoben und gleitet im Zeitlupentempo die Boeschung hinunter. Leider war diese fast 5 m tief und der Schaden am Fahrzeug ueber 25 Mille hoch.

Im April dann der Gau: ein weiterer, mittlerweile ehemaliger Mitarbeiter wird schuldlos in einen Unfall mit Todesfolge verwickelt. Ein entgegenkommendes Fahrzeug hatte seine Spur nicht gehalten und war frontal mit unserem LKW zusammengestossen. Die Wucht des Aufpralls war so gross, dass der PKW mehr als 25 m durch die Luft geschleudert wurde. Die Fahrerin war auf der Stelle tot. Unser Fahrer konnte die entsetzlichen Bilder nicht verarbeiten und hat mehrere Monate in der Psychatrie verbracht, erst in der geschlossenen, spaeter in der offenen. Heute scheint der Junge genesen und psychisch wieder stabil. Allerdings verweigern ihm die Aerzte immer noch die Fahrerlaubnis, sodass er in seinen erlernten Beruf zurueckgegangen ist.

Eine solche Unfallserie hatte ich in fast 30 Jahren Selbstaendigkeit noch nicht erlebt. Danach habe ich nur noch von Sommer, Sonne, Sonnensegeln und Urlaub getraeumt.

Dieser kam dann irgendwann auch, jedoch ohne Sonne und Sonnensegeln. Schietwetter war angesagt. Wir waren gerade erst ein paar Tage unterwegs, als wir von Bagenkop aus die Suedspitze Langelands runden wollten. Bei fuer Ostseeverhaeltnisse recht hoher See und heftigstem Kabbelwasser ereilte uns bzw. unseren Motor dann ein Seeschlag. Kuehlwasser war ueber den Auspuff und die Kopfdichtung in den Motor gelangt und hatte sich mit dem OEl vermischt. Fuer uns bedeutete das 6 Tage Reparaturaufenthalt in Spodsbjerg – die Ersatzteile fuer unseren Caterpillar waren nicht vorraetig – und fast genauso viele Tausender an Repakosten.

Schon kurz vor unserem Urlaub hatte ich an meinem Hals eine Minischwellung entdeckt. Der mass ich keine weitere Bedeutung zu, da ich direkt vor unserer Abfahrt doch einige Stunden mehr gearbeitet hatte als sonst und an eine leichte Mandelentzuendung gedacht hatte. Waehrend der ersten Urlaubswoche wurde die rechte Halsseite dann immer dicker. Zuletzt hatte sich ein richtiges Ei gebildet. Doch nach gut einer Woche gingen die Schwellung und damit meine Sorgen deutlich zurueck. Die rechte Seite war zwar immer noch dicker als die linke, tat aber nicht weh. Ich spuerte nur sehr deutlich, dass sich in meinem Hals etwas bewegte.

Einige Tage nach unserem Urlaub bin ich dann zum Hausarzt gegangen, der mich jedoch gleich zum HNO-Arzt ueberwiesen hat. Dieser diagnostizierte dann nach laengerer Untersuchung ein Schilddruesenkarzinom. Dieser kleine Knoten von vor unserem Urlaub hatte sich mittlerweile zu einem Monster von 4,2 cm x 2,7 cm entwickelt. Die vermeintliche Schwellung hatte sich nicht zurueckgebildet, das Karzinom hatte sich nach innen gearbeitet.

Nun ging alles ganz schnell. Montags war ich beim Hausarzt, mittwochs und donnerstags beim Facharzt und freitags in der Klinik. Dort hatte ich dann von 08.00 bis 15.00 Uhr einen wahren Untersuchungsmarathon zu durchlaufen. Am Ende stand ein Gespraech mit dem Professor an. Dieser eroeffnete mir dann, dass man noch einen zweiten Tumor, ein Zungenbeinkarzinom, den Verursacher allen bisherigen Uebels, entdeckt habe.

Das Wochenende konnte ich noch zu Hause verbringen. Am folgenden Montag um 08.00 war die erste OP terminiert. Das Schilddruesenkarzinom sowie einige Lymphknoten wurden entfernt und zur histologischen Untersuchung eingeschickt. Der Befund am folgenden Tag war eindeutig: hochagressiver Krebs mit Befall der Lymphknoten. Die naechste Operation, bei der mir das Zungenbeinkarzinom sowie alle im Halsbereich befindlichen Lymphknoten entfernt wurden, wurde fuer den Freitag angesetzt. Dieser Eingriff war schon ein wenig heftiger. Grundsaetzlich jedoch habe ich beide Eingriffe gut weggesteckt. Das lag wohl weniger an mir als am Operateur Prof. Dr. Bergler und seinem Team. Der Herr und seine unterstuetzenden Haende haben waehrend beider Eingriffe einen tollen Job gemacht. Auch die AErzte und das Pflegepersonal auf der Station waren super. Alle haben mir eine wahnsinnige Fuersorge zuteil werden lassen. Manchmal bin ich mir eher in einem Hotel denn in einer Klinik vorgekommen. Herzlichen Dank von hier aus noch mal an alle, auch an die Administrationsstrategin Frau Maass, die alle meine Termine schnell und routiniert auf die Reihe gebracht hat!

Nach dem Klinikaufenthalt ging es ambulant in eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie. Waehrend ich die Chemos relativ problemlos weggesteckt habe, haben mir die sehr kraeftezehrenden und teilweise auch schmerzhaften Bestrahlungen doch arg zugesetzt. Die moralische Unterstuetzung des Personals vor Ort hat mir jedoch darueber hinweg geholfen.

Auch hier darf ich mit Lob nicht sparen. Der Strahlentherapeut Prof. Dr. Carl hat ein junges, hoch motiviertes Team um sich geschart. Ich wurde eher als Kunde denn als Patient gesehen, genau wie auch in der Gemeinschaftspraxis der Doctores Doering. Frau Dr. Doering sowie die sie unterstuetzenden Schwestern waren stets sehr aufmerksam und hilfsbereit mir gegenueber. Nachdem, was ich bisher so ueber die Gesundheitswueste Deutschland gehoert und gelesen hatte, war ich einfach nur absolut positiv ueberrascht.

Mittlerweile ist die Therapie beendet. Seit den beiden Operationen ernaehre ich mich ueber eine Magensonde und habe mehr als 20 kg verloren. Aber seit Ende der Bestrahlung nehme ich ganz langsam wieder zu, so 100 g pro Tag. Wenn ich irgendwann mich wieder normal ernaehren werde koennen, werden sich die Kilo wohl schnell wieder auf den Hueften absetzen.

Ende Januar 2011 werde ich eine Reha antreten, Ende Februar dann den naechsten Untersuchungsmarathon bestreiten. Danach entscheidet sich, wie’s mit mir weitergeht.

Die Krebstherapie hat eine medizinisch-technische und eine psychologisch-soziale Seite. Die erste habe ich schon abgearbeitet, die zweite Seite steht nun an. Alle Mediziner, mit denen ich wegen meiner Krankheit gesprochen habe, raten mir, mein bisheriges Leben radikal zu aendern. Das heisst fuer uns: raus aus dem Job, raus aus dem Haus und rauf aufs Schiff und ab Mitte naechsten Jahres Leinen los!

Aber vorher ist ja erst einmal Weihnachten angesagt. Heiligabend kommt unser Freund Heiner zum Essen. Am ersten Feiertag kommen meine Kinder. Dann ist die Huette voll. Ja, und dann wird mit Silvester schon bald das Ende dieses Seuchenjahres eingelaeutet. Ab Neujahr wird es dann nur noch gut und besser!

Auf unserer Sartseite haben wir Bjoern Larsson aus seinem Keltischen Ring lesen lassen. So aehnlich moechten wir unser Leben auf See bzw. auf dem Schiff gestalten. Fuer mich persoenlich, fuer mein neues Lebensmotto muss ich nun auch noch Robert Louis Stevenson zitieren:

“Im Leben geht es nicht nur darum, gute Karten zu haben, sondern auch darum,

mit einem schlechten Blatt gut zu spielen”

In diesem Sinne wuenschen wir Euch frohe Weihnachten, ein paar tolle Festtage sowie einen guten Rutsch in ein gesundes, erfolgreiches und in jeder Beziehung grandioses 2011!

Elke & Werner

Bilgenalarm

Eigentlich sollte unser Schiff heute via Kran auf den vertrauten Tieflader gehievt und anschliessend in die Winterhalle transportiert werden. Eiiiiigentlich! In dem Woertchen steckt ja von Natur aus schon die Einschraenkung drin, die da lautet: 1. der Kran kommt heute nicht! Wann kommt er?? Evtl. Mittwoch!

2. Unsere Bilge ist wieder einmal gefuellt! Aber diesmal nicht mit Wasser sondern mit Diesel!! Gute 30 Ltr. stehen drin und dementsprechend riecht es - wieder einmal - in unserem Schiff so richtig nach dem Zeug. Stinken waere vielleicht das treffendere Wort dafuer.

Somit machen sich LKW und Fahrer unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg und die Werft wird sich das Bilgenproblem mal etwas genauer ansehen.

Unser Bedarf an Hiobsbotschaften und mittleren Katastrophenmeldungen ist vorerst definitiv gedeckt! Und das auf Jahre gesehen!

Bremerhaven-Kuestenkanal

 

09:28 - ich sitze im Buero. Regentropfen an den Fensterscheiben, der Himmel ist grau in grau und zeigt keinerlei Tendenz auf Veraenderung. Ich bin nervoes, zappelig, unruhig: heute faehrt unser Schiffchen seine alljaehrliche letzte Herbstfahrt zum Kuestenkanal quasi alleine…….ALLEIN??? Nein, natuerlich nicht wirklich. An Bord sind Heiner, Lutz, Markus & Uwe, die unsere na ja zum Kuestenkanal ueberfuehren. Aufgrund einer Unpaesslichkeit des Skippers und dem eigentlich fuer diese Woche anberaumten Krantermin, hatten wir uns auf den heutigen Tag fuer diese Fahrt geeinigt. Das der Kran nun doch erst kommenden Montag anrueckt, konnten wir nicht ahnen und den Termin nochmal verschieben wollten wir nun auch nicht. Die Ueberfuehrungscrew besteht aus erfahrenen, langjaehrigen Seglern, Lutz als Fachmann fuer die Elektronik und Elektrik, Uwe als Motoren- und sonstiger Spezialist, Heiner und Markus als Allround-Talente - eigentlich kann nix schief gehen. Aber gefahren ist keiner von ihnen unsere kleine Zicke, heute ist also Premiere. Und da ich weiss, wie kaprizioes und eigenwillig die Dame sein kann, habe ich etwas Bauchweh und warte gespannt auf eine erste Nachricht von Bord. Anrufen traue ich mich (noch) nicht, aber in spaetestens einer Stunde werde ich den Jungs auf den Wecker gehen!

Heiner hatte sich schon mal eingestimmt und die vergangene Nacht bereits an Bord verbracht. Zuvor hatten wir noch seinen VW-Bus zum Kuestenkanal gebracht. Somit ist der Transfer der Crew vom Zielpunkt zurueck nach BHV gesichert und wir muessen nicht mit 2 Autos zum Kuestenkanal, dann nach BHV und zurueck nach Hause duesen.

Ist es schon 10 Uhr?? Nein, noch ein bisserl warten…..

10:38 - Telefonat mit Heiner: “wir sitzen vor Harriersand auf Shiet, hoerst Du wie der Motor verzweifelt versucht, uns wieder runter zu ziehen?” - Gelaechter im Hintergrund und mein Kommntar: “Ihr seid aber auch paddelig, ist doch schon viel zu kalt zum Badengehen!°

Nein, es laeuft alles bestens, man ist auf Hoehe Elsfleth und auch der Regen hatte ein Einsehen und haelt sich vornehm zurueck. Jetzt kann ich mich entspannt zurueck lehnen und wieder voll auf meine Arbeit konzentrieren!

16:40 - der “erloesende” Anruf von Heiner: Schiff liegt gut vertaeut an der Verladepier im Kuestenkanal. Sogar ein vorschriftsmaessiges, wenn auch dauerhaft leuchtendes, Ankerlicht haben die Jungs noch aus Bordmitteln zusammen gebastelt! Genial!! Jetzt muss ich nicht mehr zum Baumarkt duesen und ein geeignetes Solarlaempchen suchen. Die Truppe wird sich jetzt in Heiners Bulli schwingen und zurueck nach Bremerhaven fahren. Und wir werden unsere Lady am Samstag besuchen. Wie jedes Jahr muessen noch Unmengen von uebrig gebliebenen Vorraeten und natuerlich Polster, Handtuecher etc. ausgeraeumt werden. Alle Jahre wieder halt - the same procedure as every year/autumn!

Cuxhaven-Bremerhaven

Wieder zu Hause!! Als wir um kurz nach 15 Uhr aus der Doppelschleuse auslaufen und Kurs auf “unseren” Hafen nehmen, das ist schon auch ein schoenes Gefuehl. Ankommen….Heimkommen….. - mein Leinen parat legen sowie Fender ausbringen fuers Anlegemanoever an unserem Liegeplatz wird zwar vom Skipper mit Skepsis beobachtet (glaubst Du wirklich, unser Liegeplatz ist schon frei???), aber ich bin zuversichtlich. Als wir Karl-Otto (den KFK) und Bulli III an einem ganz neuen, ungewohnten Liegeplatz an der Pier neben den Vereinsstegen entdecken, halten wir erstmal auf die beiden zu. Katja ist an Bord, winkt und freut sich ueber unsere Rueckkehr. Leider sind wir hier etwas im Weg, die “Mercedes” rauscht mit voller Fahrt auf ihren Liegeplatz im Schaufenster Fischereihafen zu. Wir sind dabei quasi im Weg.  Also doch erstmal festmachen (an unserem tatsaechlich freien, angestammten Platz) und dann ist genug Zeit fuer einen Kloenschnack. Unser Anlegemanoever verlaeuft perfekt und wie so oft nehmen die hilfreichen Haende von Werner und Lutz unsere Leinen auf dem Steg an. Grosses um-den-Hals-fallen ist erstmal angesagt. Wir sind angekommen und es ist schoen, zu hoeren und auch zu spueren, dass wir vermisst wurden!!

Noch etwas wackelig auf den Beinen machen wir unser Schiff fest: landkrank nennen wir das. Heute frueh um 4 hiess es in Cuxhaven aufstehen. Um kurz nach fuenf ging es noch im Dunkeln aus dem Amerikahafen. Die Nacht haben wir dort an der wirklich netten Steganlage des LCF Cuxhaven verbracht. Und das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, es hat uns dort wirklich gut gefallen.

Immer spannend, so ohne Tageslicht auf dem Wasser unterwegs zu sein. Zuerst suchen wir aber noch hektisch das Fernglas. Wo ist das verflixte Ding nur abgeblieben?? An keinem der angestammten Plaetze der vergangenen 2 Wochen laesst es sich finden. Das gibt es doch nicht, das kann doch nicht spurlos verschwunden sein!! Da ich viel Uebung im Such-und-Find-Spiel habe, werde ich schliesslich an einem Haken neben dem Niedergang (gut getarnt durch diverse Jacken) fuendig. Erleichterung! Jetzt faellt das reale Tonnen suchen doch wesentlich leichter. Vor uns laeuft ein ganzer Konvoi an Yachten, gut 20 Stueck sind wohl etwas frueher ausgelaufen wie wir. Rechts von uns in der Fahrrinne laufen die dicken Poette Elbauf- oder -abwaerts. Aber wir sind ausserhalb des Fahrwassers und muessen uns um die nicht kuemmern. Ueber Funk verfolgen wir dagegen die Querungsabsichten einiger kleinerer Berufsschiffe. Die wollen - wie wir Yachten - ebenfalls ausserhalb des gruenen Tonnenstrichs fahren. Das spart Meilen und somit auch Zeit. Die weitere Fahrt von Cux nach BHV verlaeuft unspektakulaer, aber leider auch - wieder mal - unter Motor. Zuerst umlaufende Winde der Staerke 2, spaeter dann zunehmend auf 4 und voll auf die Nase. Eine angenehm lange Welle schiebt uns mit dem auflaufendem Wasser Richtung BHV und ab den Tuermen begegnen uns auch schon einige Sail-Teilnehmer, wie z.B. die Alexander von Humboldt.

Ein toller Anblick, diese schoenen alten Schiffe zum Teil unter Segeln hier auf der Weser zu sehen. Die 13:30 Schleuse verpassen wir knapp, dafuer wird heute sehr zuegig geschleust und im naechsten Gang sind wir dabei. Beim einlaufen in die Schleuse muessen wir an einem bereits in der Schleuse liegenden Schlepper vorbei. Der haelt sich nur unter Bugschraube und Maschine an der Mauer und gibt uns natuerlich just als wir in Hoehe seiner Bugschraube sind, eine ordentliche Querstroemung. Werner muss Gas geben, damit wir weiter nach vorne laufen und nicht auf den Fendersteg gedrueckt werden. Das veranlasst mich natuerlich wieder zu meinen vom Skipper ach so geliebten Kreischeinlagen “stopp auf, stopp auf”. Das sieht aber auch verflixt schnell aus, wenn man da so auf dem Suellrand mehr aussenbords steht und eigentlich mit einem beherzten Sprung stehend auf den Fenderstegen landen soll. In der spaeteren Manoeverkritik meines Skippers versuche ich also,Verstaendnis zu heischen und gelobe gleichzeitig auch Besserung. Bin selbst gespannt, ob ich naechstes Mal wirklich die Klappe halten kann!!

Dann ist erstmal der Hund an der Reihe und wir nutzen die Gelegeheit, zum Liegeplatz des KFK Karl Otto zu laufen. Das Schaufenster Fischereihafen dient waehrend der Sail als Parkplatz fuer die zahlreich angereisten Grosssegler und Plattboden-Schiffe. Die meisten fahren unter niederlaendischer Flagge und machen Fahrten mit Gaesten an Bord. Tagsueber ist der Hafen hier entsprechend leer, abends dagegen bietet sich ein schoener Anblick mit den vielen, zum Grossteil beleuchteten Masten. Das im Schaufenster geplante Open-Air Konzert faellt allerdings leider den Regenfaellen zum Opfer. Auf dem Deck des Kutters feiern wir mit Freunden dann noch etwas unsere Heimkehr und fallen kurz nach Mitternacht in die Koje. Morgen ist erstmal ausschlafen angesagt!

Warteposition in Brunsbuettel

09:38 Brunsbuettel - wieder mal Starkwind und Regen! Wir liegen am Suedkai, Seite an Seite mit der “Atalanta” aus Wismar und der “Bussard” aus Kiel. Und irgendwie hatten wir ein absolutes Deja-vu Gefuehl auf dem NOK!

Beide Traditionsschiffe sind ebenfalls auf dem Weg nach BHV zur Sail. Die Einlaufparade wird aber wohl ohne die beiden stattfinden muessen. Ablegen ist fuer 15:00 geplant, Hochwasser ist um 15:42 und fuer heute nachmittag sollen Wind und Welle nachlassen. Zur Zeit sind noch W/NW 6, strichw. 7 und Wellenhoehen von 3-4, spaeter 2 m gemeldet. Eiiiigentlich hatten wir geplant, heute nur bis Cuxhaven zu gehen, jetzt liebaeugelt der Skipper schon damit, nach BHV durch zu laufen. Das wuerde bedeuten, dass wir mitten in der Nacht ankaemen. Ich weiss noch nicht, ob ich das spassig finde. Klar, die naechsten Tage wird das Wetter voraussichtlich nicht besser, aber irgendwie artet unser Urlaubsende wieder mal in Extremtouren aus. Gerade rappelt wieder ein grosser Pott vorbei. Allerdings halten sich die U-Boot maessig klingenden Schraubengeraeusche hier am Suedkai doch sehr in Grenzen. Insgesamt und in Anbetracht der Wetterverhaeltnisse liegen wir hier an der Atalanta deutlich ruhiger wie an unserem so geschaetzten Gross-Seglersteg schraeg gegenueber am Westkai. Das einzige Problem, dass wir hier haben: der Hund muss ueber zwei grosse Schiffe befoerdert werden und d.h. konkret: es sind deutliche Hoehenunterschiede zu ueberwinden. Von uns zur Atalanta ist es noch relativ unproblematisch, aber von der Atalanta zur

Bussard muessen wir einen groooossen Schritt von Schanzkleid zu Schanzkleid machen. Nach der Kletteraktion von gestern abend versuchen wir, den Gassigang so lange wie moeglich rauszuzoegern …. und Buster tut auch so, als muesse er noch nicht. Der gute Hund. War aber auch ein ziemlicher Marsch, den wir gestern abend noch zurueckgelegt haben. Vom Hafengelaende runter zu kommen, war kein Problem. Wir also frohen Mutes erst mit dem Hund gelaufen und dann (klatschnass durch den zwischenzeitlich einsetzenden Starkregen) ein wirklich empfehlenswertes Lokal mit Deutsch-Kroatischer Kueche gefunden und eingekehrt. Anschliessend  waren wir zwar satt, aber uns war auch kalt und wir wollten nur noch aufs Schiff. Doch statt Waerme gab es erstmal lange Gesichter, der kuerzeste Weg war uns versperrt, alle Tore zu den grossen Lagerhallen waren verrammelt und verriegelt. Also bis zur alten Schleuse weiter laufen. Der Hund tapperte tapfer aber deutlich langsamer hinter uns her, die Schnueffelpausen wurden immer weniger. Wahrscheinlich hatte er Angst, er koenne uns verlieren. An der alten Schleuse war auch alles dicht. Meine Guete, wenn wir jetzt nicht mehr aufs Schiff kommen. Kein Handy dabei (aber wen haetten wir auch anrufen sollen?), na ja wenigstens Geld und Scheckkarte, ein Zimmer waere bestimmt irgendwo aufzutreiben. Aber auf dem Schiff waren noch alle Navi-Instrumente an, der Niedergang stand auf. Und bei der Lage die ganze Nacht niemand an Bord, ob das so guenstig ist?? Ein Pilotschiff fuhr dicht am Kai entlang. Werner machte auf uns aufmerksam und erklaerte unsere Lage. “Ach ihr seid das da am ollen Bussard”. Der nette Schiffsfuehrer meinte, es muesse ein Pfoertner dasein, der bei klingeln das Tor oeffnen wuerde. ”Und wenn nicht, bring ich euch eben rueber” (was ist das fuer ein Engel in Menschengestalt?). Das war dann doch nicht notwendig, denn siehe: lautlos und ohne weitere Rueckfrage (wo ist die Kamera??) glitt das Tor auf und hinter uns wieder zu. Puh, die erste Huerde haetten wir genommen. Obwohl ich es schon verlockend gefunden haette, den Hund vom Pilotboot aus an Bord zu bringen. Waere mit Sicherheit entspannter gewesen. Aber wir haben auch die letzte Herausforderung des gestrigen Abends gemeistert und unseren tapferen Hund von Schiff zu Schiff gehoben. Obwohl ihm Angst und Aufregung schon anzumerken war. Auf der Atalanta angekommen, war er doch spuerbar entspannter und hat die Pfoten wieder locker gemacht.


Jetzt ist es schon 10 Uhr und er schnorchelt - nach einem kleinen Imbiss - entspannt auf seiner Matte vor sich hin. Wir nutzen die Zeit fuer so aufheiternde Dinge wie weitere Wassereintrittsstellen im Deck zu lokalisieren oder Seekarten zu ordnen. Draussen zeigt sich ein Stueck blauer Himmel durch das eine Fenster. Wenn ich aber durch den Niedergang schaue, sehe ich grau und davor schnellfliegende heller graue, dicke Wolken.

Weiter vorne hat gestern Abend noch ein etwas groesseres, hollaendisches Segelboot direkt an der Pier bzw. an den Holzschwimmern festgemacht. Und bei unserer “wir legen noch mal Leinen nach” Aktion letzte Nacht haben wir festgestellt, dass ein Katamaran an dem Hollaender laengs gegangen war. Bei unserem Einlaufen war diese Luecke noch nicht vorhanden, sonst waeren wir vielleicht auch dort rein. Ob es fuer den Hund und fuer die Lage unseres Schiffes wirklich guenstiger gewesen waere, darueber streiten wir uns zur Zeit noch.

Auf jeden Fall muessen wir unser Ankerlicht nochmal ueberpruefen. Es funktioniert zwar, piepst aber nervenzerreissend. Also musste die alte Petroleumfunzel herhalten.  Die wurde auf einem Kochtopf erhabend stehend unter der Sprayhood positioniert, da sie an der Reling haengend sofort vom Wind ausgepustet wurde. Auf den Anschaffungszettel kommt also eine weitere Position: ein Mastunabhaengiges und Windunempfindliches Seitenlicht fuer das Liegen in Seeschifffahrtswegen!

Gerade verkuendet der frohgelaunte Skipper den Anstieg des Barometers. Ob das Wetter draussen da auch bald mal was von mitbekommt?? Der Wind faucht munter weiterhin ums Schiff und die naechste Regenwolke zieht auf. Sommer 2010 - auf dem Nachbarschiff singt ein verkappter Caruso. Think positive. Wir werden diesen Urlaub wieder als Ausbildungstoern unter dem Gesichtspunkt “anstrengend aber lehrreich” verbuchen.

Jetzt fuerchte ich, werden wir erstmal nicht umhin kommen, die nachste Kletteraktion mit dem Vierbeiner in Angriff zu nehmen. Es ist bereits kurz vor zwoelf und damit hat er fast 14 Stunden ausgehalten.

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