Nachdem der gestrige Abend mit einem tollen Sonnenuntergangs-Himmel

Die Ria de Vigo im Sonnenuntergang

Die Ria de Vigo im Sonnenuntergang

 zu Ende ging, werden wir heute frueh vom Brummen der Motoren geweckt. ‘Ja sind denn schon wieder die Faehren mit den Sonnenhungrigen Inselbesuchern unterwegs??’ Weit gefehlt, die fleissigen Fischer haben unser Boot umzingelt und legen ihre Netze aus. Einer ist in einem kleinen offenen Boot unterwegs, gewandet in einen Neoprenanzug und geht nach allerlei Vorbereitungen und dem Start eines Kompressors auf Tauchstation. Der Wind hat etwas zugenommen, weht auflandig. Wir paddeln mit dem Schlauchboot an Land. Ist ja nicht weit. Das Schlauchboot wird muehevoll durch den weg rutschenden Sand ueber die Hochwasserlinie gezogen (hoffen wir zumindest) und dann geht es auf Inselrundgang. Werner murrt, weil ich darauf bestehe, erstmal am Strand lang zu laufen.

Erste Spuren im Sand - Islas des Cies

Erste Spuren im Sand - Islas des Cies

 Er findet das absolut doof und will lieber Richtung Holzstege, Wald und Haeuser. Im Sand sind die Spuren der Moewenfuesse und ihre Liegeplaetze abgezeichnet. Spaziergaenger oder Sonnenhungrige sind noch keine da, die den Geiern ihren Platz streitig machen.   Vorbei an altem, verfallenen und von Moewen besetztem Gemaeuer laufen wir einen Pfad, der leicht bergauf fuehrt. Es duftet nach Kraeutern, ganz dezent nach Eukalyptus. Die den Duft produzierenden Baeume sind beeindruckend gross und haben eine ganz hellbraune, glatte und doch strukturierte Rinde.

Eukalyptusbaeume auf der Íslas des Cies

Eukalyptusbaeume auf der Íslas des Cies

 Der Weg besteht aus einer Art Bruchsteinpflaster und am Rand sind Betonplatten verlegt. Wie aufwendig! Wir kommen zu den Haeusern, die wir von schon vom Schiff aus gesehen haben: eine Informationsstation, das Restaurant des Campingplatzes (jawohl, es gibt hier mindestens einen, wahrscheinlich sogar zwei, Campingplaetze!), ein, zwei Wohnhaeuser und noch eine Bar.

Blick von der Terrasse einer Bar auf unser Schiff

Blick von der Terrasse einer Bar auf unser Schiff

 Verhungern und verdursten kann man hier jedenfalls nicht. Ein kleiner Traktor bringt gerade Nachschub zu einem Lokal und die ersten Faehren spucken schon ihre Ladung aus. Ein Steinwall trennt das Meer von einer Art Binnensee, der aber noch vom Ebbe und Flut mal geleert, mal gefuellt wird und zum Naturschutzbereich gehoert. Viele Jugendliche und Familien sind hier unterwegs, einige wohl auch um hier im Naturschutz zu arbeiten. Nach einem Cafe Americano im Mensa-aehnlichen Restaurant geht es zurueck zum Schlauchboot, das jetzt tatsaechlich nur knapp oberhalb der Wassergrenze liegt. Rein geht also bedeutend einfacher wie raus! Dafuer geht das zum Boot paddeln bedeutend schwerer, weil ja auflandiger Wind!! Und ich bin noch nie gepaddelt, schon gar nicht mit einem Schlauchboot. Dementsprechend anstrengend finde ich die ganze Aktion, gebe aber alles und irgendwie schaffen wir es doch noch, am Schiff anzukommen. Ich hatte allerdings ernsthaft ueberlegt, einen Fischer um Schlepphilfe zu bitten oder bei der neu hinter uns ankernden franzoesischen Yacht um Asyl zu bitten :-) Da mir aber beides die Gunst des Skippers wahrscheinlich dauerhaft verscherzt haette, lasse ich es bleiben, werfe mich stattdessen vehemnt aufs Paddel bzw. ziehe dieses schwungvoll durchs Wasser. Ohne Ruecksicht, ob wir nach rechts oder sonstwohin tendieren. Hauptsache, vorwaerts! Mein linker Arm quittiert den Einsatz mit leichtem Schmerz, der aber rasch vergeht. Trotzdem waeren wir wohl ohne die Steuerkunst des Skippers Gott-weiss-wo angelandet, aber definitiv nicht an unserem Schiff! Paddeln zum vorwaerts kommen geht wohl, aber mit der Richtung habe ich es nicht so.

Kurz bevor wir Ankerauf gehen, kommt die Bordfrau der franzoesischen Yacht im Beiboot bei uns laengsseits und offeriert uns frisch gefangene Fische. Sie selbst kann keinen Fisch mehr sehen und ist hoch erfreut, als wir 4 Fische gegen Tomaten, Zitronen, Zwiebeln eintauschen. Wir bekommen dann auch gleich noch gezeigt, wie man die Viecher ausnimmt….tot sind sie ja zum Glueck schon. Also das ist was, da muss ich mich erst noch dran gewoehnen. So wie sie das macht, sieht es ganz easy aus. Mal sehen, wie das dann bei uns wird. Aber wahrscheinlich fangen wir gar keinen Fisch ;-)) und es werden uns auch nur die Koeder geklaut!

Als wir dann endlich loskommen, stellt Werner fest, dass ich es mit meiner immensen technischen Begabung  geschafft habe, die Einstellungen im Navigationsrechner zu elminieren. Mit dem Ergebnis: no GPS, no AIS-Signal! Bis er aber dahinter kommt, werden erst diverse Runter- und wieder Hochfahr- sowie Reset-Versuche gestartet. Alle erfolglos. Zur Sicherheit kommt dann jetzt das Backup-System auf dem Toughbook Laptop zum Einsatz. Immerhin haben wir hier, dank spezieller GPS-Maus, ein GPS-Signal und unser Schiff wird angezeigt. Mitten in der Bucht von Vigo hat der Skipper aber auch das Problem des Hauptrechners erkannt und behoben, alle Systeme laufen wieder zur vollen Zufriedenheit. Wir sind doch lernfaehig: ich jedenfalls werde tunlichst die Finger von dem fest eingebauten Teil lassen! Der mag mich definitiv nicht.

Bei Sonnenschein und relativ wenig Wind tuckern wir die knapp 14 SM durch die Bucht von Vigo. Es gibt viel zu gucken und wir sind schon etwas verbluefft, dass a) niemand irgendwo ankert und b) die Yachthaefen irgendwie recht klein wirken. Dann wird die Bucht schmaler und es geht zwischen unzaehligen Viveros und unter der Autobahnbruecke durch. Hier hoert unsere elektronische Karte tatsaechlich auf! Wir fahren an weiteren Viveros vorbei, beobachten argwoehnisch das Echlot und wenden uns nach links, Richtung Marina. Um 16:30 haben wir unser Ziel erreicht und gehen fuer diese Nacht erstmal aussen am Steg laengsseits. Morgen wird der fuer uns vorgesehene Platz innen frei und wir muessen dann nochmal verholen. Hier hinten sind nur kleinere Orte, die knapp unterhalb der Autobahn liegen. Aber es ist absolut ruhig und geschuetzt. Ganz dicht neben uns machen einige Fischerboote an ihren Moorings fest. Die Marina-Mitarbeiter sind sehr freundlich und hilfsbereit, alles ist Kamera-ueberwacht und wir haben ein gutes Gefuehl dabei, das Schiff hier zurueck zu lassen. Ca 10 Minuten entfernt gibt es sogar einen kleinen Supermarkt und einige Lokale sind auch schnell erreichbar. Auch hier im Hafen gibt es eines, das allerdings hat heute geschlossen. Aber im Ofen brutzeln ja auch unsere selbst-getauschten Fische, in der Pfanne obendrauf die restlichen Bratkartoffeln von gestern.

Der Himmel zieht sich zu und zeigt sich in gewittrig-schwefligem Gelb.

Kurz vor dem Regen - Ria de Vigo

Kurz vor dem Regen - Ria de Vigo

Aber es regnet nur. Kein Windhauch regt sich, das Wasser ist absolut ruhig. Nur als eine Motorjacht unter Volldampf ganz dicht an den Stegen vorbei jagt, wird es unruhig. Ob der wohl Prass hat auf die neue Marina? Da waren ja selbst die Fischerboote ruecksichtsvoller unterwegs. Unter unserem Kiel haben wir noch 4,20 Wasser, dementsprechend ist die Kulisse an Land: ueberall gucken Steine raus. Trotz einer Art Moewenabschreckung in Form von Metallbuegeln ueber den Stegen und dazwischen gespannten Draehten watscheln die Geier ueber die Stege und beaeugen alles neugierig. Und jetzt donnert es tatsaechlich doch noch. Unser erstes Gewitter hier in Spanien. Donneraehnliches Grollen haben wir ja schon oefter gehoert. Aber entweder ruehrte es vom Brandungsrauschen her oder die spanischen Militaers machen gerne und ausgiebige Schiessuebungen. So ganz schluessig sind wir uns in dem Punkt noch nicht. Aber das jetzt ist eindeutig ein Gewitter, mit Blitz und allem, wenn auch noch etwas entfernt. Trotzdem werde ich mich jetzt in unsere kuschelige Kajuete zurueck ziehen, hier oben wird mir das jetzt doch zu ungemuetlich :-)

Die Meerseite der Islas des Cies - die Felsen beeindrucken uns sehr

Die Meerseite der Islas des Cies - die Felsen beeindrucken uns sehrVor Anker