Monats-Archiv Oktober, 2014

Badetag statt Autofahren

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Erschoepft vom Strandtag - auf dem Gennaker schlaeft es sich gut

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Strand-Matz. Unter den Baeumen am Strand der Pirates Bay flattert er hin und her

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Karibikfeeling - die Pirates Bay zeigt sich von ihrer schoensten Seite

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Dinghi-Parkplatz an der Pirates Bay Beach

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Neuer Kraul-Freistil - Luftkraulen, Werner uebt schon mal fuer den Inselman
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Das Wasser-Taxi ist im Anmarsch

Geplant war eine Autotour ueber die Insel- geworden ist es ein entspannter Strandtag in der Pirates Bay. Karibikfeeling pur.

Aber von Anfang an. Vollgepackt mit saemtlichen Dieselkanistern und vier Personen quaelt sich unser Dinghi schon arg die Strecke bis zum Anlegesteg in Charlotteville. Werner sucht Noel zwecks Autoabholung auf und wir suchen das Touribuero zwecks Wifi heim. Wenig spaeter ist der Kaeptn zurueck — ohne Auto. Das wartete mit einer defekten Bremsscheibe auf und so etwas bei den hiesigen Steigungen — nee, da verzichten wir doch lieber. Morgen, vielleicht. Na, wenn nicht, wird es halt uebermorgen, wir bleiben karibisch gelassen.

Und was machen wir jetzt? Erst einmal geht es zu Fuss den kleinen Huegel zur Immigration hinauf. Eiiiigentlich haetten unsere neuen Crewmitglieder bei der Einreise eine Crewliste vorlegen muessen. Sie durften aber trotzdem einreisen, wir muessen uns nun aber hier bei der Immigration alle Mann noch einmal einfinden, samt Schiffspapiere. DAS allerdings hatte man uns beim einklarieren auch so erklaert. Der Kaeptn ueberwindet die hakelige Eingangstuer relativ schnell und wir stehen strahlend im Buero des ZOLLS. Ob wir ausklarieren wollen? Nein, die Crew ergaenzen. Oh, das ist jetzt heute unguenstig. Der zustaendige Beamte hatte Probleme, den Bus in Scarborough zu erreichen. Aha, und jetzt? Och, sollen wir doch morgen nochmal kommen. Ein kurzer Anruf beim Kollegen, ja, morgen 10 Uhr solle er wohl da sein. Eventuell.

Also wieder raus in die Waerme. Bananen kaufen koennte man doch. Leider gibt es heute weder Platanas (Kochbananen) noch die kleinen richtigen Bananas. Freitag wieder, vielleicht auch erst naechste Woche. Dann halt nicht. Werner bringt mit dem Dinghi die Kanister zurueck an Bord und holt Badesachen. Denn wir disponieren kurzerhand um, der Rest der Truppe schlendert entspannt den Weg zur Pirates Bay hoch und runter. Fantastische Ausblicke auf die Bucht, die ankernden Boote. Ziegen grasen am Hang, ein Wegweiser fuehrt zu einem kleinen Appartmenthaus oberhalb der Pirates Bay.Das ist Bambus?? Die Besucher staunen ueber die Ausmasse der hiesigen Bambuspflanzen. Eine steile Treppe fuehrt die letzten Meter den Hang hinunter in die Bucht.

Tuerkisgruen-blaues Wasser erstreckt sich vor uns, ein heller Sandstrand, nur die Palmen fehlen zum absoluten Karibikfeeling a la Postkarte. Felsen unterbrechen den Strand, aus dem Hang rinnt ein kleiner Suesswasserbach Richtung Meer. Ist das schoen hier!! Im flachen Wasser tummeln sich kleine Fischchen, werden an den Strand gespuelt und zappeln auf dem Trockenen, wenn sie keine Welle mehr mit zurueck nimmt.Die zahlreiche Kinderschar zweier Catamarane spielen am Strand, das Schlauchboot sowie Surfbretter um sich herum versammelt.Kinderparadies Tobago. Nur wenige Urlauber haben den Weg hierher gefunden. Unter den Baeumen harren einige Plastikliegen auf weitere Badegaeste. Ein Schild verkuendet den Mietpreis, ein Vermieter ist dagegen weit und breit nicht zu sehen. Dafuer kreuzen immer mal wieder die Fischerboote vor dem Strand hin und her, bieten frisch gefangenen Lobster hoch.

Schwimmen, plantschen, im Sand doesen — wir geniessen diesen unerwarteten Strandtag total.Laufen am Strand entlang, klettern ueber die Steine oder laufen einfach drumherum, stehen vor hohen Felswaenden, die dicht bewachsen sind. Ein Vogel flattert aufgeregt unter den AEsten herum, ob ihn meine Anwesenheit oder die aufgehaengte, leere Absolut-Wodka Flasche irritiert? Das Meer strudelt um die im Wasser verteilten Felsbloecke herum. Schnell noch ein Sandpeeling, dann alles im Salzwasser abspuelen — die Haut fuehlt sich wunderbar sanft an. Wellnessprogramm vom Feinsten. Treiben lassen, schwimmen, entspannen. Langsam roetet sich die Haut unserer Gaeste, trotz Sonnencreme. Zurueck ans Boot. Hunger!! Und was isst man als guter Deutscher in der Karibik?? Mir ist eine Packung Sauerkraut in die Finger gefallen. Dazu Wuerstel und Kartoffelpueree. Lecker!

Den Rest des Tages verbringen wir an Bord mit doesen, nochmal im tiefblauen Wasser schwimmen gehen, lesen, erzaehlen. Die Esperanza kehrt von einem kurzen Ausflug zurueck, wollte eigentlich nach Klein Tobago rueber. Aber in den Gewaessern kurven zwei Vermessungsboote rum, die wollen keine Sportboote haben. Also zurueck und neuer Anlauf morgen — fast wie bei uns.

Am Abend bekommen wir noch einen neuen Nachbarn: eine nigelnagelneuemoderne Yacht von bestimmt 25 Metern Laenge und mit blitzblankem grauen Rumpf wirft ihren Anker hinter uns. Ein Teil der offensichtlich professionellen Crew geht von Bord, eine aufgeregt an Deck hin und her rennende Ankierwache bleibt zurueck. UEben die fuer einen Marathon?? Immer wieder guckt man ins Wasser, was es da zu sehen gibt erschliesst sich uns nicht. Hauptsache, der Dampfer kommt uns nicht zu nahe.

Regen und Sonne und tiefgehende Fragen

27.- 28.10.2014 Regen und Sonne

Wie koennte es anders sein: auf der naja ist die Waesche eingeweicht, gewaschen und bereit fuer die Waescheleine. Und was macht es? Es regnet! Anhaltend und tropisch stark. Sehen wir es also als zweites Ausspuelen an und packen alles trotzdem auf die Leine. Von Charlotteville her droehnt karibische Musik. Laut und rhythmisch kaempft sie gegen die Regentropfen an, steigert das Tempo wenn der Regen zunimmt. Gut anzuhoeren. Die Flutlichter am Fussballplatz erhellen das dunkle Grau des Morgens. Wir raeumen und bereiten das Schiff fuer unseren Besuch vor. Boden putzen, Cockpit aufraeumen und saeubern.

Die Moonstone-Crew schaut auf einen Kaffee vorbei, spaeter kommen noch Florian und Martina von der Esperanza herueber, Fotos austauschen, Schiff gucken, erzaehlen. Was sich fuer den Kaeptn veraendert hat nach seinen ganzen Krankheiten und Operationen. Sieht er das Leben heute anders oder sind wir beide schnell wieder in den alten Trott verfallen? Interessante Frage, geaendert haben wir ja mit der Reise unser beider Leben schon grundlegend. Und jeder Tag an Bord ist anders, mit den Tagen in Deutschland nicht vergleichbar. Und ja, wir betrachten vieles neu, bewusster, denken anders.Erinnern uns ploetzlich an Menschen und Orte, die irgendwann wichtig waren und mit denen Gefuehle verbunden sind. Werden vielleicht leicht sentimental, bekommen auch schon mal Heimweh. Kramen im Internet nach den Adressen laengst verloren geglaubter Namen, schreiben Emails oder Postkarten aus einer anderen Welt, die der zuhause landschaftlich gar nicht so unaehnlich ist. Haben wir uns doch die letzten beiden Tage oft an die Alpen erinnert gefuehlt. Mit all den Kuehen und Schafen, die an den Strassenraendern in aller Gemuetsruhe grasten oder ausruhten. Mit den bewaldeten Huegeln und den steilen Schluchten, durch die kleine Baeche oder Fluesse sich ihren Weg zum Meer suchen. Wenn da nicht die andersartigen, exotischen Gewaechse waeren, die bunten Voegel und die (leider toten) grossen Wuergeschlangen,die Pelikane und Fregattvoegel , die Palmen am Strand — wir koennten uns fast in Europa waehnen. Vielleicht ankern wir ja gar nicht in einer Bucht des karibischen Meeres sondern auf einem dunklen, tiefen Bergsee? Die nach einem Regentag ueber Charlotteville haengenden Nebelschwaden des fruehen Morgens, die sattgruen bewaldeten Haenge der Bucht und die Farbe des Wassers lassen vergessen, wo wir uns tatsaechlich befinden. Bis wir dann an Land gehen, wo uns Reggaemusik, Steeldrums und anderes karibisches Flair uns auf den Boden der Tatsachen zurueck holen. Ein schoener Boden, auf dem es sich angenehm laufen laesst.

Aber heute wollen wir noch einmal fahren, mit dem Auto zum Flughafen, unsere Besucher abholen. 14 Tage unser ueberschaubares, schaukelndes Zuhause teilen, andere an unserem Leben teilhaben lassen, in echt und nicht nur virtuell via Facebook oder Website.

25.10.2014 - zweiter Tag mit dem Leihwagen auf Tobago

25.10.2014 — Zweiter Autotag

8:30 Meetingpoint Charlotteville Tourioffice. Die Maenner vergnuegen sich mit dem platten Leihwagen, die Damen tummeln sich derweil im Internet. Fotos vom Enkelkind, skypen mit dem stolzen Papa. Alles ist bestens, die (N)Oma kann sich beruhigt den Strapazen ihres Nomadenlebens widmen.

Mit einem Ersatzleihwagen koennen wir dann kurze Zeit spaeter wieder losduesen. Das neue Auto punktet mit Air-Con (die wir durch weit geoeffnete Fenster quasi ausser Dienst stellen) und einem Navisystem. Das der linke Aussenspiegel fehlt, faellt da gar nicht weiter auf. Frohgemut wagt sich der heutige Fahrer Florian somit auf die Westkuestenstrasse. Fotostopp mit Blick auf die Pirates Bay und die vor Anker liegenden Schiffe. Was fuer ein Ausblick!

Wir kennen die Strecke ja zum Teil schon, allerdings keine der anderen Buchten auf dieser Seite der Insel. Also auch heute wieder Buchtenhopping — mit dem Auto. Die Parlatuvier-Bucht scheidet als Ankerbucht aus. Zuviele Fischerboote, zu wenig Platz fuer ankernde Segelyachten. Entweder gewollt oder weil halt einfach zu viele Fischerboote fuer die Groesse der Bucht vorhanden sind. Die Englishman-Bay ist da schon bedeutend besser und derzeit liegen gerade mal 3 Boote vor Anker. Eine Bar mit Souvenirshop am Ufer, ein vorm Strand verankertes Dinghi und drei Rinder, die ein Salzwasserfussbad nehmen. Sehr ungewoehnlich. Martina wagt sich naeher ran und wird prompt zum Mittelpunkt des Interesses, die Vierbeiner wenden sich ihr sehr interessiert zu, was wiederum Martina zum Rueckzug bewegt.

Bunte Tuecher flattern von einer Leine, Kunsthandwerkliche Erzeugnisse und Schmuck wird angeboten. Und endlich auch bequem aussehende, bunte Strandkleidchen zu einem akzeptablen Preis und vor allem: auch in meiner Groesse!! Endlich ist mal jemand nicht der Meinung, dass Kleidunsstuecke Groesse XL nicht zwingend fuer eine Beerdigung geeignet sein muessen. Dank guter Farb- und Typberatung durch Martina und Werner erstehe ich gleich zwei der bunten “Fetzen”. Kaufrausch!

Quer ueber die Insel geht es durch den Naturpark. Ein Fuehrer offeriert seine Dienste, will uns einen guten Familien-Gruppen-Preis machen. Und seine Schwester (vor deren Haus stehen wir gerade) bietet nach einer 3-4 stuendigen Wanderung natuerlich auch local food an. Geschaeftstuechtige Familie. Natuerlich sind wir interessiert, aber nicht heute. Call me , I give you a good price. Mit Visitenkarten versehen fahren wir weiter. Einmal durch den Regenwald, der uns merkwuerdig gepflegt und so gar nicht wild anmutet. Ein breiter Streifen links und rechts der Strasse ist gemaeht, gut sichtbare Pfade sind als xy-Trail ausgeschildert und fuehren links und rechts in den Busch. Wanderwillige kommen hier bestimmt auf ihre Kosten. In Roxborough wenden wir, fahren noch einmal quer, halten an den Gebaeuden deroffenbar neu errichteten oder komplett renovierten “Bloody Bay Recreation Site”und inspizieren die merkwuerdig ungenutzt wirkenden Raeumlichkeiten von aussen. In einem Nebengebaeudesind vier identisch Raeume, lediglich mit einer Spuele samt raumbreiter Ablageflaeche ausgestattet. Sehr seltsam. Was man sich dabei wohl gedacht hat??Die breite und sehr neu wirkend Strasse fuehrt uns schnell wieder in tiefere Bereiche. Hier dominieren auch wieder die haushohen Bamboos.

Leider gibt es in allen Buchten zwar kleine Restaurants, aber kochen, am Samstag?? Wie kommt man denn auf eine solche Idee, HEUTE Hunger zu haben! Samstags ist man auf Tobago wohl nicht unbedingt auf essenswilliige Besucher eingestellt. So ziehen wir immer weiter, fotografieren karibische Straende, die zwar schoen sind, aber noch immer nicht dem Klischee in unseren Koepfen entsprechen. Namen wie Bloody Bay, Parlatuvier Bay, Castara Bay, welche Bucht hiess jetzt wie? Zum alten Hafen von Castara fuehrt eine steile, schmale Strasse hinunter. Die Strandbar ist bunt dekoriert und irgendwie urig.

Ein schönes Plätzchen – aber auch hier heisst es „kitchen is closed today“. Drei relativ grosse Gästehäuser am Hang der Bucht lassen auf einen entsprechenden Rummel während der Hauptsaison schliessen. Autovermietung, Tauchausflüge – die hier üblichen handgemalten Schilder offerieren einiges, was vergnügungssüchtige Urlauber wünschen.

Die Strasse windet sich wieder in die höheren Lagen. Ortsnamen wie Runnemede und Moriah mit den dazugehörigen Holzhäusern, die über die Hänge verstreut sind oder sich eng an die Strasse pressen. Bars, kleine Shops . Irgendwo verfehlen wir einen Abzweig und landen wieder bei Scarborough auf dem Highway. Na egal, fahren wir die nächste wieder rechts rein. Schon erstaunlich, eine so kleine Insel und trotzdem kann man die Orientierung verlieren sobald man nicht mehr am Meer entlang fährt.

Die betuchteren Einwohner Tobagso jedenfalls residieren ganz offensichtlich in den höheren, klimatisch angenehmeren Lagen. Bei Tage können wir einige stattliche Häuser bewundern. Über Plymouth geht es an Bucoo und dem gleichnamigen Reef vorbei und erreichen Pidgeon Point sowie die Store Bay, stehen etwas unschlüssig an der kleinen Strandbar rum, schauen auf die ankernden Yachten. Hotelanlagen haben Meerwasserpools von der zu r Verfügung stehenden Fläche abgeteilt, die üblichen Bretterbuden mit Souvenirs und Getränken reihen sich am Strand entlang. Dazwischen sind die traditionellen Fischerboote geparkt.

Werners Adlerauge entgeht nix. Und so wird heute die ahnungslos Richtung Strand laufende Trident-Crew von uns überrascht. Die Seglerwelt ist halt klein und uns entkommt so schnell keiner J.

Immer noch hungrig geht es nach einem Tankstopp (heute sind die Kanister der Esperanza dran) geht es wieder nach Plymouth. Florian meinte, in dem Strassengewirr kleine Bars gesehen zu haben, in denen man auch etwas essen kann. Aber auch hier Fehlanzeige. Wir landen am Sportplatz. Der ist gut gefüllt, ein Fussballturnier wird ausgetragen. Leider sind die alle sehr figurbewusst und trinken mehr oder bringen sich die Verpflegung selbst mit. Hier sind auch wieder die Reste eines Forts zu bewundern, das Infoschild verweist auf Fort James und ein kleines Steinhaus deutet schon mal auf etwas mehr an Resten hin, wie beim gestern besuchten Fort Cranby. Wir verzichten auf weitere Besichtigungen fragen uns weiter durch. Restaurant? Essen? Nein, heute hier wohl nicht. Ein kleiner Imbiss offeriert uns Reis und Bohnen, Fleisch sei leider schon komplett aus. Das ist uns dann doch zu vegetarisch. Ein Chinesenrestaurant gäbe es weiter vorne. Florians Einwand, dass wir nicht nach Tobago gekommen seien, um chinesisch zu essen sorgt für Heiterkeit und Mobilisierung aller Hilfskräfte. Die Rotibetreiberin wird gerufen. Eigentlich ist der Roti-Laden auch schon dicht, aber die „Chicken-Lady“ ist nicht gewillt, uns verhungern zu lassen und eilt herbei. Der Roti-Shop liegt in der ersten Etage, eine Holztreppe führt hinauf. Während der Zubereitung haben wir Zeit, die Speisekarte zu studieren. Die ist liebevoll an die Wand gemalert und umrahmt einen klassischen Ölschinken: Bergwald mit Wasserfall, eindeutig europäischer Herkunft. Wie der wohl hierher kommt? Auf dem Tisch steht schon die Weihnachtsdeko.

Während die Männer aufs Essen warten, machen sich die Ladies auf die Suche nach Getränken. Die Bar direkt unterm Roti-Shop suggeriert mit lauter Musik ein geöffnet sein. Aber wo bekommt man hier Getränke? Wir suchen vergeblich und werden letztendlich „ums Eck“ geschickt. Vor einem ganz normalen kleinen Supermarkt kann man sitzen und die im Markt gekauften Getränke vernichten. Wie praktisch. Wir lassen uns eine Etage höher auf einer Terrasse nieder. Hier gibt es auch eine Verkaufstheke, die – natürlich – nichts anbietet! Immerhin gibt es einen Tisch, an dem wir uns in der Kunst des Roti-Essens üben können. Für Werner ist die mehrfach mit einem dünnen Teigfladen umwickelte Masse aus zerkochten Kartoffeln und Hühnchenteilen (samt Knochen) nicht so das ideale Essen. Das wird wohl unser erster und letzter Roti Besuch sein. Von unserem erhöhten Sitzplatz haben wir einen guten Ausblick auf die belebte Kreuzung unter uns. Auf einer Bank sitzen einige Einheimische und beobachten ebenfalls das Treiben rundherum. Und wir sinnieren über das einfach so dasitzen, schauen und mit den Nachbarn erzählen. Hier kann man diese Disziplin sicherlich perfektionieren. Was uns auch auf Zuhause bringt, wie wir vorher gelebt haben, auf die Familie, die Eigenheiten der einzelnen Familienmitglieder. Aber auch Vergleiche mit Grenada (Esperanza) und Brasilien, Suriname (naja) werden angestellt. So manches ist ähnlich und doch gibt es so viele Unterschiede. Tobago scheint es zumindest finanziell besser zu gehen wie Grenada. Alles sei irgendwie gepflegter und besser ausgestattet erfahren wir. Dafür sind Grenadas Ankerbuchten ruhiger und nicht so schwellig. So hat alles sein Für und Wider.

Florian als der heutige Fahrer wählt für den Rückweg dann doch wieder die Ostküste. Auch wenn die letzten Kilometer nach Charlotteville steil bergab führen, ist es insgesamt doch die bessere Strecke. In den Bars der kleinen Ortschaften dominieren die überdimensionalen Musikboxen und beschallen die ganze Gemeinde, viele Autos kommen uns entgegen. Hunde laufen im karibischen Tempo gemächlich über die Strasse und somit Gefahr, überfahren zu werden. Selbst Florians hupen bewegt sie nicht zu schnellerer Aktivität. Karibisch relaxt.

In Noels Bar treffen wir auf die Moonstone-Crew. Und bekommen unaufgefordert noch Reis, Dasheen-Gemüse, Fisch etc. hingestellt. Wenn wir das gewusst hätten! Wir lernen, das Angosturabitter original von Tobago stammt und auch heute noch hier produziert wird. Das Gürteltiere geschützt sind aber trotzdem zu Weihnachten gerne auf dem Tisch der Einheimischen landen. Bekommen Orangen, Lorbeerblätter und eine Art Kakaobrötchen von Noel geschenkt. Was macht man damit?? Der Laib ist fast schwarz und riecht tatsächlich nach Kakao. Davon soll man kleine Stücke abschneiden und sie mit Milch oder Wasser aufkochen. Interessant. Wie auch die Saftmischung, die wir aus einem grossen Krug in die Gläser bekommen. Duft und Geschmack nach Lemon, Grapefruit aber auch nach Gewürzen, Muskatnuss ist auf jeden Fall drin, verrät uns Noel.

So interessant und unterhaltsam der Abend auch ist, die zwei erlebnisreichen Tage mit den vielen neuen Eindrücken fordern ihren Tribut. Leicht gähnend verabschieden wir uns. Von Noel mehr als Freund denn als Wirt. Wie jeden Abend sitzen überall noch Einheimische an der Strasse und auf dem Pontoon, grüßen freundlich zurück. Evening, evening. Hier auf Tobago wird Wert gelegt auf einen Gruss und bevor man um eine Auskunft bittet, sollte man immer erst höflich einen guten Tag wünschen.

Kurze Zeit später knattern die Zweitaktmotoren durch die Nacht zu den sanft schaukelnden Mutterschiffen zurück. Schön wars und Spass hatten wir. Wieder einmal haben wir zwei nette Menschen kennen gelernt, mit denen wir uns gut verstehen.

Pelikanfelsen in der Englishman-Bay

Pelikanfelsen in der Englishman-Bay

Bunte Fetzen am Strand (nicht bezogen auf unsere kleine Reisegruppe)

Bunte Fetzen am Strand (nicht bezogen auf unsere kleine Reisegruppe)

Bar in der Castarabay

Bar in der Castarabay

Die Oma auf Tour - 24.10.2014

5:20 Das Handy klingelt — um die Uhrzeit? Naja, in Deutschland sind sie ja schon ein paar Stunden weiter und mein erster leiblicher Enkelsohn hat das Licht der Welt erblickt!!! Eine tolle Nachricht, ich bin hellwach und weiss gar nicht so recht wohin mit meiner Freude. So ein schoener Tag! Die Mama ist etwas erschoepft, aber alle sind wohlauf und gesund. Und ich kann es gar nicht erwarten, an Land zu kommen, die ersten Fotos zu sehen. So weit weg.

Aber unser Alltag laesst mir nicht viel Zeit fuer Sentimentalitaeten. Wir wollen mehr von Tobago erfahren und sehen, haben fuer heute und morgen ein Auto gemietet, der Einfachheit halber vom in Charlotteville ansaessigen und sehr relaxten Noel. Gemeinsam mit der Esperanza-Crew starten wir in Noel’s Minibus. Ohne Air-Con. Aber irgendwie vermissen wir diebei diesem Gefaehrt auch gar nicht. Nonstop Reggaemusik von der mitgelieferten CD versetzt uns in die richtige Stimmung. Im hinteren Teil stapeln sich unsere Dieselkanister. Denn bei der Gelegenheit wollen wir auch unseren Tank wieder auffuellen. Bei m sagenhaften Preis von 1,50 TT per Liter = ca. 0,18 Euro faellt uns das ausnahmsweise nicht wirklich schwer.

Aber erst einmal klappern wir Buchten und Forts ab und das erste Tagesziel heisst “Argyle Waterfalls”. In Roxborough geht es rechts ab und man erreicht schnellden Eingangsbereich. Fuer 60 TT duerfen wir das Auto parken und auf leicht rutschigen Wegen durch den Regenwald zum Wasserfall laufen. Unser Fuehrer ist vierbeinig und schwarz, eine kleine Huendin begleitet uns. Hinweistafeln an verschiedenen Baeumen bringen unsere Botanikkenntnisse auf Vordermann. Die letzten Meter geht es schon ueber Steine. Dann stehen wir vor dem Wasserfall. Im sog. Pool ist richtig was los: eine Gruppe Maedels beherrscht die Szene.

Florian erkundet einen steil aufwaerts fuehrenden Pfad und lotst uns Richtung oberem Becken. Hier ist der Wasserfall noch breiter und maechtiger. Grosse Felsbrocken liegen unterhalb, die Gischt sprueht meterweit. Leider ist das Wasser vom Regen der letzten Tage ziemlich braun und gar nicht so klar, wie ueberall beschrieben. Was unsere Begeisterung aber auch nicht schmaelert. Hier oben sind wir ganz unter uns. Florian badet und wir fotografieren und staunen. Wie imposant muessen erst die Iguacu-Faelle sein. Der Abstieg ist fuer uns Flachlandtiroler eine Herausforderung, die wir im Schneckentempo aber ohne Zwischenfaelle meistern.

Weiter geht es mit Buchtenhopping, wobei die Ostseite unter dem Aspekt “gute Ankerbucht” nicht allzuviel bietet. Allerdings gibt es oft saubere und gepflegte Sanitaeranlagen (gegen Gebuehr von 1TT ), Grillplaetze und fast immer auch eine Bar. Wir schrauben uns wieder huegelaufwaerts und haben von einem liebevoll gestalteten, parkaehnlichen Aussichtspunkt einen herrlichen Blick auf Klein Tobago. Ein paar Kurven weiter zieht sich ueber die komplette Strassenbreite eine Pfuetze, deren Tiefe wir anhand der entgegenkommenden Autos ganz gut einschaetzen koennen. Wie jetzt wohl die sowieso schon von Erdrutschen bedrohte Westseite nach dem starken Regen aussieht?

Ein Abstecher nach Scarborough muss auch sein, wenn wir schon mal hier sind. Martina ist begeistert vom Gemuese- und Fruechteangebot des lokalen Marktes und schlaegt zu. Ich haette ja gerne eine Minzpflanze erstanden, kann aber nach einigem Hin und Her den Stand irgendwie nicht mehr finden. Der aufkommende Hunger wird in einem kantinenaehnlichen Restaurant gestillt und dann zieht es meinen Kaeptn in ein Etablissement, dass ihm beim letzten Besuch hier schon durch seine laute Musik und zahlreiche Besucher auffiel. Auch heute droehnt die Musik ueber die Strasse. Drinnen herrscht Daemmerlicht, Spielautomaten zieren die Waende im vorderen Teil. Die Bartheke ist komplett vergittert. Was sich hier wohl zu vorgerueckter Stunde an Gestalten rumtreibt? Wir interessieren uns fuer einen (leeren)Banko Weinkarton. Was den Chef des ganzen auf die Buehne ruft. Wortreich bekommen wir erklaert, wie beliebt dieser Wein auf Tobago ist und dass man ihn in zwei Varianten (rot und weiss) trinken kann. Am besten gut gekuehlt. Ein Wein aus Cerealien und Zuckerrohr? Dem Etikett ist zu entnehmen, dass er bei einer Messe in Leipzig 1985 eine Goldmedaille bekommen hat. Fuer was wohl? Bei Gelegenheit werden wir ihn jedenfalls testen. Jetzt aber erst einmal muessen wir erklaeren, woher wir sind und dass wir mit Booten von Europa hierher gekommen sind. Oh Lord! Unglaublich!! Bevor wir jetzt noch eingemeindet werden, machen wir uns davon Richtung Pidgeon Point und somit auf die Westseite der Insel. Nicht ohne einen kurzen Einkaufsstop beim hiesigen Getraenkegro?haendler. Hier gibt es auch den Bankowein und ich erstehe gleich mal je eine Probeflasche. Fuer die Esperanza wird Saft, Wein (hier gibt es die praktischen 3 Liter Tanks) und Bier in Dosen gebunkert. Und dann liegt auch schon der legendaere Tobago-Highway vor uns! Sind wir jetzt schon auf dem Highway???? Yes, we are! Gut, dass man es der Strassenkarte entnehmen kann. Von allein waeren wir nicht drauf gekommen. Entlang der Strasse stehen Wohnhaeuser, Firmengebaeude und Shopping Malls bunt gemischt. Dann erreichen wir eindeutig die touristisch gepraegten Region, in der die Bars und Restaurants das Abendprogramm bestimmen. Hotel- und Appartmentanlagen sind zahlreich vertreten. Pidgeon-Point allerdings erreichen wir nicht mehr. Ahnungslos wandern Margie und Marcus von der Island Kea die Strasse entlang und werden von meinem lauten Rufen wach geruettelt. Parken, begruessungsmaessig umarmen und umgehend drauf los schnattern. Das Wiedersehen muss gefeiert werden. Die Beiden sind auf dem Weg, ihre Waesche abzuholen und einen Drink in ihrer Stammbar zu nehmen. Klar, dass wir sie nicht allein gehen lassen.

Nur allzuschnell muessen wir uns schon wieder verabschieden, wir wollen noch tanken und Pidgeon Point — ja, das verschieben wir kurzerhand auf den morgigen Tag! Wir sind ja flexibel. Ausserdem schreit der linke Hinterreifen nach Luft, holpert geraeuschvoll ueber den Asphalt. Also Tankstellenstop. Hier lernen wir, dass die Tankstelle eine Einbahnstrasse ist. Entgegen der Fahrtrichtung an die Zapfsaeule fahren ist gegen die Regeln. Der neugierige Florian fragt, welches Gesetz das denn vorgibt. Das des Tankstellenchefs lautet die Antwort. Und der strenge Blick der Dame laesst uns geschwind wieder umdrehen und gemaess den Regeln ranfahren. Erst bezahlen, inside!, dann tanken. Wieder ein strenger Blick. Okeoke. Erst tanken wir das Auto, dann geht es an die Luftsaeule. Derweil zahlt Werner schon mal fuer den Diesel. Der wiederum an einer anderen Zapfsaeule zu haben ist. Froehlich und mit gefuellten Tanks hoppeln wir vondannen, wollen die Westkueste entlang nach Hause fahren. Auch wenn es schon dunkel ist und man eh nix sieht. Aber vorher heisst es noch, den hiesigen Penny Saver Supermarkt heim zu suchen. Martina ist begeistert vom Angebot, endlich wieder ein richtiger Supermarkt. Wir sind in dem Punkt eher noch etwas verw?hnt und stufen den Markt als ganz o.k. ein, aber nicht berauschend. Entsprechend schwach gef?llt ist unser Einkaufskorb diesmal. Unsere grosse Einkaufsstunde schl?gt allerdings auch erst n?chste Woche, mit unserem Besuch. Und unsere Vorr?te sind auch noch recht passabel.

Durch eine eindeutig noblere Wohngegend mit grossen villenaehnlichen Haeusern hinter Mauern und stilvollen Zaeunen schlaengelt sich die Strasse bergauf. An einer Gabelung kommen uns Zweifel und wir fragen nochmal nach. Anstatt einer Wegauskunft erhalten wir allerdings die Information, dass unser Hinterreifen Funken sprueht. Kurzer optischer Check durch die Herren: wir fahren wohl schon auf dem Metallmantel des inneren Reifens. Und der aeussere scheint die aufgefuellte Luft auch schon wieder abgegeben zu haben. Ob das gut geht? Im Geiste seh ich uns schon auf der menschenleeren Westkuestenstrasse durch den Regenwald laufen und dicken Wuergeschlangen oder weidenden Rindern ausweichen …. Nein, positiv denken. Das Waegelchen made in Japan wird schon durchhalten. Mit 30, 40 kmh schleichen wir ueber die Strasse, weichen vorsichtig jedem Schlagloch aus und bringen doch einmal in einer kleinen Ortsdurchfahrt einen entgegenkommenden Fussgaenger zum beherzten Ausweichsprung. Iss aber auch bloed, wenn da grad ein anderes Auto UND ein Fussgaenger entgegen kommen ….

Spaet wenn auch ohne weitere Zwischenfaelle erreichen wir nach einigen Rueckfragen, ob wir noch auf dem korrekten Weg Richtung Charlotteville sind, den Ort. Laden aus und um und fallen erst einmal in der kleinen Bar des Rastamans auf die Holzbaenke, staerken uns mit einem Bier fuer die UEberfahrt. Spaet ist es geworden, der Linienbus parkt gerade vorm Touribus ein, um seine erste fruehe Fahrt am naechsten Morgen nicht zu verpassen. Und am naechsten Morgen wollen wir auch mit Noel die Leihwagen-Reifen-Sache klaeren. Fuer heute reicht es uns erst einmal.

Regentag

23.10.2014 Wind und Regen

Windboeen bis zu 28 Knoten, Regen, Regen, Regen. Schon in der Nacht hat es ordentlich geweht und Blitze zuckten. Jetzt versinkt Charlotteville in dichtem Grau. Allan und Claire kommen voellig durchnaesst von einem Ausflug zurueck. “We have a gift for you” - ein St?ck Zuckerrohr wandert an Bord. Ausgerechnet heute sind sie um 5:30 schon gestartet, um den Berg zu erklimmen. Wenig spaeter setzte dann der starke und anhaltende Regen an. Dauerbelastungstest fuer unsere Sonnensegelkonstruktionen.

Wir bauen die Kuchenbude auf, setzen die Seitenteile ein. Auch so ein karibischer Regen kann ungemuetlich sein, da freut man sich sehr ueber einen trockenen Sitzplatz auf der Terrasse. Auch auf den anderen Booten ist kaum Bewegung. Mal abgesehen von denen, die die Boote selbst machen, um ihre Anker kreisend. So ein Tag an Bord mit ordentlich Wind bietet eine gute Moeglichkeit , die unterschiedlichen Drehrichtungen zu beobachten. Kreuz und quer liegen die Schiffe zueinander und irgendwann bin ich fest davon ueberzeugt, dass unser Anker auf Wanderschaft gegangen ist: so nah waren wir Full Tilt doch noch nie und dafuer liegt die Moonstone auf einmal ganz weit weg.

Schon ist der Schluessel fuer den Motor startklar aber wenige Minuten spaeter hat sich der Anblick komplett veraendert. Jetzt ist Full Tilt wieder weit weg, dafuer rueckt Moonstone sehr nahe. Allan streckt den Kopf raus, sie gucken Filme aber ab und an schaut er nach dem Rechten. Moonstone eilt wieder auf ihren angestammten Platz zurueck und die Ankerwelt ist wieder in Ordnung. Dafuer guckt jetzt ein Franzose auf einem Cat besorgt in die Runde. AEhnliches Bild wie bei uns. Gut, dass es nicht nur uns so geht.

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