Monats-Archiv März, 2013

Frohe Ostern

Ostereier? Fehlanzeige! Schnee? Fehlanzeige! Von den Osterprozessionen bekommen wir leider auch nix mit, wir versinken nach den Aktivitaeten von Anfang der Woche wieder in genussvolles Nichts-wirklich-tun. Vor allem aber bewegen wir uns nur zwischen Schiff-Dusche-Marinalounge :-).

Immerhin hat Rob, ein hollaendischer Segler der seine Tauchdienste anbietet, unser Unterwasserschiff inspiziert, gesaeubert und zwei Anoden gewechselt. Zu saeubern war nicht allzuviel, unser Antifouling hat wohl gut gearbeitet! Das ist doch schon mal was.

Heute frueh hat mich dann Iris von der SY Mari-Luise (vorgestern eingetroffen) mit reichlich Lesefutter versorgt! Leider konnte ich mich nur mit zwei Buchern revanchieren… hab doch sehr vieles in E-book-Form und die wenigen gedruckten Exemplare gehoeren in die Kategorie “Verleihen ja, aber fuer immer weggeben nein”.

Ansonsten habe ich festgestellt, dass ich aus meiner getrockneten Langwedeler Minze einen hervorragenden “Tee a la menthe” fabrizieren kann. Die Kanne ist zwar nicht ganz marokkanisch-stilecht, aber immerhin silbern und vor allem funktional! So ist also der Tee a la menthe a board entstanden und ich werde wohl bald Minze-Nachschub kaufen muessen.

Minztee a la Naja

Minztee a la Naja

1001 Nacht - Ausflug nach Marokko

Hinter uns liegt ein 3-Tages-Trip nach Marokko. Das volle Programm: Fähre von Algeciras nach Tanger-Med, Tanger anschauen, Nachtzug nach Marrakesch, einchecken in unser Hotel Riad Mahjouba, Marrakesch Sightseeing zu Fuss und per Rundfahrt-Bus, Übernachtung im Hotel, Zugfahrt zurück nach Tanger; mit dem Bus nach Tanger-Med, Fähre nach Algeciras…. um 2 Uhr in der Nacht auf Donnerstag waren wir wieder zu Hause. Den gestrigen Tag haben wir faulenzend an Bord verbracht. Da der Gründonnerstag hier in Spanien ein Feiertag ist, fiel uns das auch extrem leicht.

Ich hadere noch mit mir, ob ich ausfuehrliche Tagesberichte zu dem Marokkotrip einstelle oder es bei dieser Kurzfassung bleibt :-) ….kurze ist ja nicht so wirklich mein Stil…. ! Die 3 Tage waren so voller Eindruecke, dass ich gar nicht so recht weiss, wo anfangen, was weglassen. Auf jeden Fall gibt es schon mal einige Fotos im Facebook-Album. Erweiterung folgt! Also ruhig mal oefter reinschauen :-)).

Heute jedenfalls checkt Rob, der Hollaender von Steg 10, erstmal unser Unterwasserschiff. Saeubert, was zu saeubern ist, macht unsere Logge wieder beweglicher und erneuert eine Anode am Propeller. Von der “alten” ist absolut nix mehr uebrig! Ansonsten meint er, sehe unser Unterwasserschiff soweit gut aus. Neues Antifouling ist also noch nicht angesagt.

Und hier geht es zu den Marokko-Fotos:

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Marrakesch-Tanger-Algeciras


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Ein letzter Blick in die gemuetliche "Lounge" des Riad Mahjouba

Ein letzter Blick in die gemuetliche

Brr, fuer das Duschwasser ist es definitiv zu frueh! Warm ist das nicht wirklich, was da aus dem Brausekopf kommt. Aber herrlich erfrischend und wach-machend. Peer behauptet spaeter, bei ihnen waere das Wasser absolut warm gewesen. Hmmm, entweder haben wir die Vorwaermperiode zu kurz gewaehlt oder wir waren einfach zu frueh dran. Sind wir doch schon vorm Wecker vom Kraehen eines Hahnes und froehlichem Vogelgezwitscher wach geworden. Fruehstueck mit leckerem Baguette und koestlichen Teigfladen, Marmelade, Kaffee, frisch gepresstem Orangensaft und dem unwiderstehlichen Tee a la menthe…. Wir fragen uns, warum wir eigentlich nur eine Nacht im Riad Mahjouba gebucht haben und schon heute wieder mit dem Zug zurueck nach Tanger fahren. Aber es ist halt so. Das versprochene Taxi stellt sich als Privat-PKW heraus, der Fahrer ein junger Mann, der in Tanger Tourismus studiert hat. Ob er da gelernt hat, fuer „illegale“ Taxifahrten gleich mal den doppelten Preis aufzurufen, fuer den uns gestern der legalisierte Taxifahrer vom Bahnhof zum Riad kutschiert hat? Wir handeln noch etwas (das koennen die anderen 3 ja jetzt schon gut, ich halte mich da mangels ausreichender Sprachkenntnisse weitgehend zurueck) und geniessen dann noch eine kleine Stadtrundfahrt. Das Taxi gestern ist definitiv einen anderen Weg gefahren, so viel koennen wir schon nach dem einen Tag hier erkennen. Wir haben noch etwas Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges, geniessen noch einen Kaffee im schon bekannten Café Venezia Ice, schaffen es 2 Postkarten zu schreiben und noch in der Poststelle abzugeben, dann stuermen wir den Zug. Ui, der sieht viel neuer aus, wie der Nachtzug. „Aber die Polster sind definitiv unbequemer“ konstatieren wir umgehend fachmaennisch. Immerhin sind die Toiletten akzeptabel und wir muessen nicht bis zur 1. Klasse laufen, um ein benutzbares WC zu finden. Bis Casablanca verteidigen wir erfolgreich unser 8er-Compartiment und geniessen die draussen vorueberziehende Landschaft. Bei dem Tempo des Zuges faellt das nicht schwer. Die Berge weichen weiten und gruenen Ebenen, Getreide steht mal mehr mal weniger hoch und gruen auf den Feldern. Unglaublich viel Vieh – vorwiegend Kuehe und Schafe – sind zu sehen. Immer bewacht von einem oder mehreren Hirten und manchmal auch einem Hund. Am Nachmittag sind es auch oft die Kinder, die auf das Vieh aufpassen oder es von einem Platz zum naechsten treiben. Viele Schafherden stehen ganz dicht an den Bahngleisen, die dazugehoerigen Huetehund rennen ein paar Meter neben dem Zug her und treiben ihn mit ihrem Gebell zur Eile an. Knallbunt gekleidete Frauen stehen vor ihren Haeusern und beobachten den Zug. Noch nie habe ich so viele Menschen einfach nur in der Landschaft sitzen oder stehen sehen, beschaeftigt mit Nichtstun, mit einfach nur sein und schauen. Esel sind von ihrem Geschirr befreit und weiden neben dem spaeter zu ziehenden Karren waehrend ihre Besitzer auf den Feldern arbeiten. Auf einem tiefbraunen und mit Steinen uebersaeten Acker stehen 3 Menschen mit Spielzeugkleinen Hacken. Roter Mohn,gelbe, orangefarbene und weisse Blueten bedecken weite Teile der Wiesen, strahlen selbst unter dem heute doch sehr regnerisch-grauen Himmel. Ueberhaupt regnet es wohl auch in Marokko sehr haeufig: die Fluesse sind breit und gut gefuellt, weite Flaechen stehen unter Wasser und die Bahnlinie verlaeuft teilweise ganz dicht an endlosen Seenlandschaften, wo sonst Land ist. Sanfte Huegellandschaften erinnern uns an Deutschland: Das koennte auch in Schleswig-Holstein oder bei uns in Hessen sein. Waeren da nicht Haeuser und Siedlungen. Flach, meist rotbraun und immer von hohen Mauern umgeben kleben sie meist dicht aneinander, mal auch ganz alleinstehend. Und ganz oft gekroent von Satellitenschuesseln. Ob das TV das Leben hier dramatisch veraendert hat oder noch veraendern wird? Der Zug haelt an modernen und alten Bahnhoefen, viele Menschen steigen aus oder ein, meist mit ordentlich Gepaeck. In Casablanca haben wir eine Stunde Aufenthalt, muessen den Zug wechseln. Es reicht fuer eine Runde um den Platz vor dem Bahnhof mit Blick auf die funkelnagelneue Strassenbahn Casablancas, fuer einen Kaffee im Bahnhofs-Café und einen ordentlichen Schreck, als Werner die restlichen Dirhams nicht mehr in seiner Hosentasche findet und fest ueberzeugt ist, diese verloren zu haben. Wir bezahlen die Café-Zeche in Euros, die der Kellner mit grossem Widerwillen und viel Skepsis entgegen nimmt. Scheint hier kein so beliebtes Zahlungsmittel zu sein. Die Dirhams finden sich dann doch noch, sind in der Tasche ganz nach oben gerutscht.

Im naechsten Zug teilen wir uns das Abteil mit verschiedenen Einheimischen, zumeist Frauen, die alle ein sehr gutes Franzoesisch sprechen, gerne ihr Handy ans Ohr druecken (egal, ob alt oder jung!) und deren Arabisch gar nicht so hart klingt wie bei den Maennern. Die letzte Gruppe besteht aus einer jungen, zarten Frau, westlich gekleidet aber mit Kopftuch und einer sehr maennlich wirkenden, grossen aelteren und traditionell gekleideten Dame. Dazu gehoeren noch ein kleiner Junge und seine etwas aeltere Schwester. Interessant, die viere zu beobachten. Im Zug ist es warm geworden, die Lueftung kommt nicht so recht gegen die Temperaturen an. Warum verflixt war es im Nachtzug so schweinekalt??? Da hatte es gezogen wie Hechtsuppe und jetzt sind wir froh um jeden Luftzug. Uli faechelt ihre Wallungen weg und die Jacken dienen lediglich als Kopfunterlage. Denn irgendwann droeseln wir doch mal ein. Das wir in Rabat einlaufen ist schon am Bahnhof gut erkennbar: Hier ist die Bluetenpracht fantastisch, alles ist extrem gepflegt und schoen angelegt. Vom Zug aus koennen wir sogar einen Blick auf den Palast und die Marina von Salé werfen. Huhu Claudi & Michl! Die Kassiopeia-Crew fuehlt sich ja in Salé nun auch schon einige Wochen sehr wohl. Was wir durchaus verstehen koennen.

Nach einer also sehr interessanten Zugfahrt laufen wir puenktlich in Tanger-Med ein. Zu Fuss geht es den nun schon bekannten Weg zum Busbahnhof. Kurzes Nachfragen, wo genau der Bus zum Faehrterminal abgeht. Da kommt er auch schon, einsteigen und fuer 25 Dirham geht es durch die Dunkelheit zum Faehrterminal. Hektisches Einchecken. Ein Mensch spricht uns gleich an und managt unsere Paesse und Tickets am Schalter der Acciona-Linie. Dann noch durch die Zollkontrolle und warten auf den Zubringerbus zum Terminal. Oh, hier stehen aber ganz schoen viele Leute…. Die verteilen sich dann aber auf verschiedene Faehren, die Abfahrt der Zubringerbus verlaeuft sehr gut organisiert, es wird immer aufgerufen, welche Faehre angefahren wird. Und so verlaeuft das ganze sehr ruhig und diszipliniert. Wir hatten ja gehofft, dass wir auf der Faehre etwas Warmes essen koennten. Aus der Bordkueche roch es bei der Hinfahrt schon aeusserst appetitlich und Uli hatte auch so eine Art Kantine entdeckt. Leider leider ist die aber nur fuer die LKW-Fahrer! Und auch unser Hinweis, dass die Maenner doch solche seien, wird nur mit bedauerndem Kopfschuetteln bedacht. Die Nutzung dieses Service ist wohl mit der Buchung eines entsprechenden Faehrtickets gekoppelt. Goennen wir uns halt vom Imbiss profanes spanisches Bier, Kaffee und Baguettes und die Maenner schaffen es sogar, unter dem ueber unseren Koepfen plaerrenden Fernsehapparat einzudoesen. Uli & Ich lesen derweil oder bestaunen das Fernsehprogramm. Unglaublich, die senden ja noch schlimmere Shows wie das Deutsche TV!!

Die Faehre schaukelt uns ordentlich quer ueber die Strasse von Gibraltar und weit nach Mitternacht erreichen wir Algeciras. Zum ersten Mal erlebe ich die Vorzuege, Europaer zu sein: Wir werden an der Zoll-Warteschlange vorbei gewinkt, nur ein kurzer Blick in die Paesse und wir sind durch! Super!

Auf der Faehre haben wir schon geunkt, ob wir denn jetzt noch ein Auto vorfinden oder wenn Auto, dann ohne Raeder oder mit leerem Tank oder mit Parkkralle oder oder – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ich war ja fuer die Variante: frisch gewaschen und poliert. Peer fischt optimistisch den Schluessel aus dem Rucksack, wir biegen um eine Ecke und Uli ruft: „ich seh ihn, da steht er“ – ok es war ein silbernes Auto…..aber mit Fahrer??? Aber auch unser tapferer Renault hat sich nicht entfernen lassen und steht noch wie wir ihn verlassen haben, unversehrt und komplett! Wir sind begeistert und auch erleichtert, treten im beginnenden Regen die Heimfahrt nach La Linea an.

2 Uhr – wir sind zu Hause und fallen in unsere Kojen. Der Regen hat aufgehoert, die Strassen glaenzen von der Naesse und es ist absolut WINDSTILL !

Es war schoen, so unterwegs zu sein – aber noch schoener ist es, mit dem Schiff, mit unserem schwimmenden Zuhause unterwegs zu sein :-)!!

Marrakesch

„Die 1. Von den 1001 Naechten haetten wir also schon mal“ – Peer streckt sich auf der orangenen Sitzbank, die er im Laufe der Nacht wieder geentert hat. Sein Anfangs so gemuetlicher Platz auf dem Fussboden zwischen den Sitzbaenken erwies sich im Laufe der Nacht als recht zugig und kalt. Ueberhaupt war es recht frisch und wir haben so ziemlich alle Jacken ueber uns geworfen, deren wir habhaft werden konnten. Gefuehlt haben wir mehr gestanden, als das der Zug gefahren waere. Mit dem Morgengrauen und Sonnenaufgang werden auch wir munter, bewundern die erstaunlich gruene Landschaft. Irgendwie vertraut (schaut wahlweise nach Norddeutschland oder Bayern aus um uns herum) und doch fremd ist das da draussen. Vorm Bahnhof offeriert man uns sofort wieder die Taxidienste. Aber wir streben erstmal ein Fruehstueck an. Das Café Venezia Ice direkt neben MCD erscheint uns ein geeignetes Etablissement. Sogar mit Wifi. Prima, da koennen wir nochmal bei Gockelmaps nachschauen, wo genau unser Hotel liegt und wie weit es vom Bahnhof aus ist. Uli ordert ihren heiss geliebten Tee a la menthe, aus der gestrigen Erfahrung heraus ohne Zucker! Der Kellner spricht franzoesisch, ist sehr serviceorientiert und vollkommen entsetzt, als Uli die mitgelieferte Serviette in ihr Teeglas stopft und als Filter „missbraucht“ – das geht ja gar nicht! Sie bekommt flugs eine Einweisung, wie die Teezeremonie zu verlaufen hat und ein frisches Glas. Das Fruehstueck ist ungewohnt (obwohl Continental laut Speisekarte) aber lecker und der frisch gepresste Orangensaft einfach nur koestlich. Auch wenn Peer schon schicksalsschwere Folgen des Genusses herauf beschwoert ;-) Unsere Magen-Darmflora erweist sich auch im spaeteren Verlauf des Tages als extrem orienttauglich!

Angekommen - in der Medina gegenueber der Gasse, die zu unserem Riad fuehrt

Angekommen - in der Medina gegenueber der Gasse, die zu unserem Riad fuehrt

Sitzen in warmer Sonne, ach was ist das schoen – wir geniessen, lachen, erzaehlen, planen den weiteren Verlauf des Tages. Erstmal zum Riad, am Besten per Taxi. 2kommairgendwas Kilometer wollen wir dann doch nicht zu Fuss zuruecklegen, dafuer warten noch zuviele Meter Medina auf unsere Fuesse. Nebenan am Taxistand stehen sich Autos und Fahrer eh die Latschen platt. Hartnaeckiges Verhandeln (Uli muss einen Orientalen in ihren Vorfahren haben) bringt uns mit einem aeusserst klapprigen Mercedes samt ueber den Preis fluchenden Fahrer in die Medina. An der Ecke zur Derb el Bomba irgendwas ueberlaesst er uns unserem Schicksal. Wir bringen uns vor anderen Autos und Mopeds in Sicherheit und fluechten in die schmale und relativ ruhige Gasse. Kein Wunder: Hier sind kaum Laeden, nur rotbraunes Mauerwerk und wenige, schmale vergitterte Fenster. Immerhin gibt es gut erkennbare Hausnummern! 3 Seitengassen weiter weist ein Schild zum Riad Mahjouba. Diese Seitenseitengasse wird gerade neu gepflastert. Den Damen unserer Truppe, die ja fuer die Hotelbuchung verantwortlich zeichnen, wird es etwas flau und vorm geistigen Auge ziehen nochmal die Fotos auf der booking.com Seite vorrueber. Haben wir uns da etwa derart verhauen? Die Nr 149 wird mittels einem schoenen Keramikschild verkuendet. Und das haengt neben einem ebenso schoenen Eingangstor. Die Hauswand wird von Gruenpflanzen in hohen Tontoepfen flankiert. Wir klingeln und ein massiver Riegel wird innen weg geschoben, das Tor geoeffnet. Wir treten ein in eine komplett andere Welt. Vogelgezwitscher, das Plaetschern eines Brunnens, wunderschoene Fliesen an Waenden und auf dem Boden, Metallstuehle und Mosaiktische, bunte orientalische Lampen und Stoffe umgeben uns. Bequem aussehende Polsterbaenke ziehen sich die Wandnischen entlang, eine Etage hoeher fuehrt eine Balustrade rund herum. Bemalte Tueren fuehren zu den Zimmern und eine weitere Treppe zur Dachterrasse. Die erweist sich als sonnig und ruhig – genau richtig, um auszuspannen. Aber wir wollen ja was von der Stadt sehen. Im „Foyer“ geniessen wir einen stilvoll servierten Tee a la menthe bevor wir uns eine kurze Ruhephase in unseren kleinen aber nett eingerichteten Zimmern goennen.

Hinter uns schliesst sich geraeuschvoll die massive Holztuer des Riad und wir stuerzen uns ins Getuemmel. Eine unglaubliche Geraeuschkulisse umgibt uns nach wenigen Metern. Autos, Mopeds, Hand- und Eselkarren Fahrradfahrer, Fussgaenger, Alt und Jung, Gross und Klein – alles wuselt wild durcheinander, hupt, ruft, schreit – und ueber allem droehnt etwas spaeter auch noch der Muezzin. Teilweise sogar Kanonartig und mehrstimmig. Erstaunlicherweise laesst das einen Grossteil der Marokkaner weitgehend unbeeindruckt. Kaum einer faellt auf den Gebetsteppich nieder. Auch sind keine Voelkerwanderungen in die naechst gelegene Moschee oder Gebetstraum zu beobachten. Aber vielleicht haben wir auch einfach (noch) keinen Blick dafuer. Wir wandeln durch die Gassen der Medina, vorbei an unzaehligen Garagengrossen Laeden und Werkstaetten. Obst, Gemuese, Mopedreifen, Holzdrechselarbeiten, Fliesen, Teekannen und –glaeser, Tabletts, gehaemmerte Waschbecken aus Messing (?) und anderem Metall, Teppiche, Kleidung verschiedener Art, Schuhe, Lederwaren, Geschirr (allen voran natuerlich die Tajine), Lebensmittel, Gewuerze, Stoffe, Schmuck, Steine und Fossilien – es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Das Angebot ist unueberschaubar gross und wie meist in solchen Faellen komme ich vor lauter schauen erst gar nicht auf die Idee, irgendetwas zu erwerben. Uli dagegen schon. An der einen Ecke handelt sie den Preis einer Teekanne schon mal locker und nebenbei von 200 auf 100 Dirham runter, an der naechsten laesst sie sich die Handhabung von Indigo und Kajaltoepfen erlaeutern und beschnuppert die Tee-Zutaten.

Wir sind in guter Gesellschaft: mit uns erleben noch unzaehlige andere Touristen aus allen Herren Laender diese Vielfalt. Ein englischsprachiges Paar meint, auch der Stadtplan versage in diesem Wirrwarr von Gassen, Gaesschen und Plaetzen. Wir sind naemlich auf der Suche nach dem grossen Platz Djamaa el Fna. Von dort sollen laut Hotel“manager“ die Rundfahrtbusse abgehen. Und eine solche Rundfahrt wollen wir auf jeden Fall machen!

Aber auch ohne Stadtplan bzw. mit unserem virtuellen, als Foto im Ipad gespeicherten und immer wieder konsultieren Plan sind wir auf dem rechten Weg, finden markante Punkte, Strassen und Plaetze und landen – oh Wunder! – tatsaechlich auf dem gesuchten Platz. Hier gibt es Staende mit Getraenken und Garkuechen werden aufgebaut. Der ganze Platz wird gut beschallt vom Muezzin und ringsum reiht sich Café an Café. An eine

Eine von 1001 Naechten

3/4 der Reisegruppe wartet im Faehrterminal auf das "Boarding"

3/4 der Reisegruppe wartet im Faehrterminal auf das

Ein gemeinsamer Ausflug…wie lange sprechen wir (Uli, Peer, Werner & Ich) schon darueber. Jetzt soll es wahr werden. Ins Land der 1001 Naechte wollen wir: Marokko! Um 11 Uhr geht die Faehre von Algeciras nach Tanger. Wir haben uns fuer eine italienische Faehrlinie, Acciona, entschieden und Tickets fuer 16,20 Euro pro Person Hin- und Rueckfahrt in der Tasche. Das Faehrterminal in Algeciras bzw. das ganze Hafengebiet ist ziemlich gross, im Umbau befindlich und entsprechend verwirrend. Prompt landen wir erstmal an der Faehrauffahrt fuer PKW. Das Vierradmobil soll aber in Algeciras stehen bleiben. Ob das so eine gute Idee war, mit dem Auto hierher zu kommen? Die Parkplaetze sind alle ziemlich weit weg, teuer obendrein und so langsam wird unser Zeitpuffer duenner. Immerhin haben wir schon mal das richtige Terminal Howgefunden. Um die Navigation zu erschweren, muss man sich naemlich Richtung Ceuta orientieren. Folgt man diesem Hinweisschild, gelangt man zum grossen Terminal, in dem dann auch die Faehren nach Tanger ihre Passagiere aufnehmen. Und wo parken wir jetzt? Ein Regenschirmbewaffneter (hatte ich schon erwaehnt, dass es wieder einmal regnet und der Himmel ziemlich grau ist??) Spanier gibt hilfsbereit Auskunft und weist in diverse Richtungen. Parken koennten wir aber auch fuer 20 Euro hier in der noch nicht fertig gestellten PKW-Zufahrt zu den Faehren, sogar mit Dach. Es stehen schon einige PKW in einer Reihe links und rechts der Terminalpfeiler. In die letzte passende Luecke winkt der hilfsbereite und geschaeftstuechtige Jose unser Auto ein. Wir zahlen und ziehen unter guten Wuenschen fuer die Reise seitens Jose und skeptischen Blicken und Bemerkungen seitens Uli von dannen. Passkontrolle, Zollkontrolle, Bestaetigung des Tickets – es ist ruhig im Terminal und nach einigen Warteminuten entern wir die Faehre. Auf den bequemen Polsterrundbaenken luemmeln sich schon orientalisch aussehende Maenner. Die muessen einen geheimen Zugang zur Faehre kennen…. Wahrscheinlich aber sind sie vom PKW/LKW-Deck herauf gekommen. However, es sind ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden und wir verbringen eh abwechselnd die meiste Zeit der Ueberfahrt aussen an Deck. Ueber Tarifa, Barbate und weiter hoch haengen bedrohlich wirkende dunkle Regenwolken. Richtung Marokko wird der Himmel blau und sonnig. Gute Aussichten! An Bord erfolgt die offizielle Einklarierung nach Marokko: ein Beamter empfaengt alle Passagiere an einem kleinen Tisch, tippt irgendwas in einen Laptop, stempelt die Paesse und nimmt die vorab ausgefuellten Einreisefitsas in Empfang. Diese Prozedur ist ziemlich langwierig. Man gut, dass nicht so viele Passagiere an Bord sind, sonst haette die Faehre eine Ehrenrunde drehen muessen. Nach ca. 1 ½ Stunden erreichen wir den Hafen Tanger Med. Der liegt ca. 50 km von Tanger entfernt Richtung Ceuta und ist von der Strasse nach Tarifa aus gut zu sehen. Jetzt wissen wir auch endlich, was wir da sehen, wenn wir am Aussichtspunkt zwischen Tarifa und Algeciras stehen und nach Marokko rueberschauen. An Land erfolgt umgehend eine nochmalige Passkontrolle, dann geht es mit einem bereit stehenden Bus ueber das Hafengelaende hinauf zum Terminal. Gepaeckkontrolle und dann stehen wir draussen, werden sofort „ueberfallen“: Taxi? Good price! Do you want a Taxi? …. Wir entscheiden uns – wie die meisten Passagiere – fuer den Linienbus. In Ermangelung von Dirham zahlen wir 2,50 Euro fuer die Passage und landen eine gute ¾ Stunde spaeter am Busterminal von Tanger. Unsere Frage nach dem Zug-Bahnhof fordert natuerlich die „Hilfsbereitschaft“ der lauernden Taxifahrer und sonstigen Serviceleister heraus. Nur schwer koennen wir uns befreien und streben schnellen Schrittes in die genannte Richtung, ueberqueren unter Lebensgefahr einen Kreisel und Strassenkreuzungen (an Zebrastreifen halten hoechstens die Taxis an, in der Erwartung dass man des Fussmarsches ueberdruessig sich doch fuer die Weiterfahrt mit ihnen entschliesst. Um diese Bereitschaft noch zu foerdern, wird man von ihnen auch immer wieder gerne auffordernd angehupt). Stolz, neu und doch etwas verloren wirkend zwischen all den Hochhausbauten drumherum liegt nach einem strammen Fussmarsch von ca. 15 Minuten das Ziel unserer Wuensche vor uns.

Gut, dass die anderen drei ein respektables Franzoesisch sprechen, allen voran Uli. Mit einem geduldigen Schalterbeamten klaeren wir in mehreren Etappen die Ticketfrage fuer den Nachtzug nach Tanger, werfen eine Muenze um die Entscheidung Kuschel-Couchette (Schlafabteil) oder normales 2. Klasse Abteil demokratisch zu treffen, heben am Automaten Dirham ab (zwingend notwendig, da „unser“ Schalter keine Berechtigung fuer eine Zahlung per Kreditkarte hat), erwerben unsere Tickets und atmend erleichtert auf. Das haetten wir schon mal. Bewaffnet mit einem Fahrplan und die Taxista-Angebote wieder hartnaeckig ignorierend wenden wir uns erstmal Richtung Hafen. Die Kraene sind schon zu sehen, kann ja soweit nicht sein. Ordentlich gebaut wird hier und die breite Promenade entlang des ebenso breiten und wirklich schoenen Sandstrandes ist sauber und flankiert von unzaehligen Bars, Nachtlokalen, Clubs, Cafés und Restaurants. Die meisten wirken verschlossen, deren wahre Stunde schlaegt wohl etwas spaeter. An einigen Eingaengen sitzt ein finster aussehender Waechter. Wir entscheiden uns fuer ein kleines Restaurant, auch wenn wir die einzigen Gaeste sind, und fuer die angebotenen Tagesmenues: Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise fuer 70 bis 80 Dirham ist sicherlich fuer Marokko kein Schnaeppchenpreis, erscheint unseren hungrigen Maegen aber durchaus akzeptabel. Der Maitre ist sehr zuvorkommend und nett und wir geniessen ein wirklich gutes Essen mit einem schoenen Blick auf den Strand. Da ist richtig viel los: Marokkanische Familien, Jugendliche, junge Liebespaare gehen spazieren oder sitzen in voller Montur im Sand. Es wird gejoggt oder Volleyball gespielt. Auch berittene Polizei ist unterwegs. Einziger Wermutstropfen (fuer mich vor allem) ist der struppige, etwas aeltere Schaeferhund-Mix, der ueber die Terrasse ans Fenster kommt und reinschaut, auffordernd an der Scheibe kratzt. Ich drehe mich nicht zu ihm, nehme keinen Blickkontakt auf und bald trollt er sich wieder. Es tut weh, mein Herz so zu verschliessen.

Dieses spaete Mittagessen kostet uns zwar einiges an Zeit, aber das ist es uns insgesamt wert. Trotzdem geht es strammen Schrittes weiter, vorbei am seit 2011 in Bau befindlichen neuen Yachthafen. Unglaublich, was hier an Erde und Gestein bewegt wird! Hafenbecken und Umgebung werden laut Plan unglaublich schick, modern und grosszuegig. Ein Kontrast mehr. Im eigentlich Hafen liegen derzeit nur wenige Yachten, die wir auch nur aus der Ferne sehen koennen. Wir wenden uns nach links Richtung Altstadt, eine ansteigende Strasse hinauf, die auch von vielen Marokkanern genutzt wird. Vorbei an den ersten kleinen Laeden mit Kunsthandwerk, Korbwaren, Obst & Gemuese und vielem mehr geht es durch unzaehlige kleine Gassen den Berg hinauf. Hier wird genaeht, dort wird ausschliesslich Garn in allen Farben verkauft. In einer Ladenzeile gibt es die Herrenausstatter, in der naechsten sind dann die traditionellen Gewaender der Damen zu finden. Stoffe, Schuhe, Haushaltswaren, die schoenen Teekannen samt den dazugehoerigen Glaesern, Schmuck, Gewuerze und LAMPEN!– alles ist hier zu bekommen und das Angebot so vielfaeltig, dass ich vor lauter schauen ueberhaupt nicht dazu komme, in konkrete Kaufverhandlungen zu treten. Wir kommen auf eine etwas breitere Strasse, die sich fahrende (oder besser schiebende) Haendler, parkende und fahrende Autos, Mopeds und Fussgaenger irgendwie teilen. Das dabei keiner unter die Raeder kommt, grenzt an ein Wunder. Hupen, Rufen, Motorengeraeusche – ein wildes Durcheinander von Geraeuschen. Augen gut auf und durch heisst es hier! Durch das Bab Rahbat Zra stuerzen wir uns wieder in die schmalen Gassen der Kashba – hier gibt es wenigstens keine Autos, wenn auch die Mopeds durch donnern. Irgendwie gelangen wir dann in etwas ruhigere Gefilde und auf einen weiten Platz. Auf einem Hausdach ist ein Restaurant, La Casa bleu, mit bestimmt fantastischem Blick aufs Meer. Uli schreit nach einem Tee a la menthe….der muss aber noch warten.

Sonnenuntergang einer- und Mondaufgang andererseits – wir erleben Beides mit Blick auf den Atlantik hinter oder besser vor einem Teil der alten Stadtmauer. Die sportlichen von uns (Uli, Peer & Werner) schwingen sich durch ein grosszuegiges Gitter, das einen broeckeligen Torbogen in der Mauer mehr oder weniger versperrt. Drei marrokanische Juenglinge beboachten leicht amuesiert mein Zoegern (ich bin mir sicher, wenn ich mich jetzt buecke, breche ich einfach mittig durch) und weisen mir hoeflich den Weg zu einer kleinen Pforte weiter oben. Die hat Peer von der anderen Seite zwischenzeitlich auch bereits entdeckt und nach einem letzten ausgiebigen Blick auf den schoenen grossen Place Mechoir hinter mir begebe auch ich mich auf die Aussenseite. Hier fuehrt auch ein schmaler Weg an den Haeusern entlang, hohe Treppenstufen geht es hinauf, durch schmale Gassen hindurch. Hohe Mauern verwehren den Blick in die dahinterliegenden ueppig bewachsenen Gaerten. Links oder rechts ist die Frage. Uli ist rasch ueberstimmt, wir wenden uns nach links, kommen in die Naehe der leider schon geschlossenen Kasbah und lassen uns schliesslich an einem kleinen Platz auf der Terrasse eines Caféhauses nieder. Innen sitzen nur Maenner, Marokkaner, spielend und diskutierend. Auf die Terrasse trauen sich auch ein paar Frauen – ausschliesslich Touristinnen allerdings. Der Tee a la menthe ist megasuess aber lecker, das dazu georderte Gebaeck ebenfalls. Wir beobachten die Menschen auf dem Platz, kommentieren die traditionelle Kleidung – „zeitlos“ lautet meine Antwort auf Ulis entsprechende Frage zu einem besonders auffaelligen Maennerkaftan. Junge Leute wollen uns interviewen. Der Kellner erklaert uns, dass das o.k. sei, die Studenten kaemen regelmässig und wuerden touristische Gaeste befragen. Sind auch sehr nett und hoeflich die 3. Langsam wird es dunkel. Es wird Zeit, dass wir uns ein Taxi suchen und den Rueckweg zum Bahnhof antreten. Der allgegenwaertige „Vermittler“ bringt uns auch zu einem solchen Gefaehrt, fuer ca 5 Euro und 50 Cent Kaffee-Trinkgeld fuer den Zubringer erreichen wir schnell und vor allem fussschonend den Bahnhof, verbringen noch etwas Wartezeit in einem nuechternen Raum neben der Bahnhofskneipe und plumpsen endlich auf die altmodischen Sitzbaenke des Nachtzugs nach Marrakesch. Nacht 1 von 1001 liegt vor uns. Wir machen uns auf 8 Sitzplaetzen zu viert ordentlich breit. Zusammenruecken koennen wir bei Bedarf immer noch. Mit etwas Verspaetung ruckt unser Zug an, um schon kurz darauf wieder anzuhalten. Immer wieder steigen Reisende zu, vorwiegend Einheimische mit ordentlich Gepaeck. Mal sehen, wie lange wir unser Abteil verteidigen koennen…..

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