Monats-Archiv April, 2016

Cayman Idylle

Und wieder sind 3 Kreuzfahrtschiffe am Start. Bzw. gelandet. Die Transferboote bringen uns kräftig ins Schaukeln. Wie schrieb Trixi doch so passend: „ man ankert wie auf der A1 auf dem Mittelstreifen zum Osterreiseverkehr“. Ganz so schlimm ist es nicht und es wird definitiv nicht langweilig.

Ständig umkreist uns ein etwas grösseres, catamaranähnliches Boot. Hoch oben thront der Steuermann und ich bin schon froh, dass ein paar Fender an dem Kahn runterhängen … könnte ja doch sein, dass er uns etwas zu nah kommt. Was der wohl macht? Von Wasser filtern bis Korallen vermessen reichen unsere Mutmassungen. Alles falsch: es handelt sich um ein Glasbodenboot, das den nicht schnorchelwilligen Touristen die Unterwasserwelt der Caymans erschliesst. Der Steuermann ist von seinem Job nicht gerade überfordert, hält sich mit Gymnastikübungen fit und nimmt auch schon mal zwecks persönlicher Zerstreuung eine hübsche Dame mit zu sich nach oben.

Die Cayman Mermaid ist heute dagegen nicht besonders gut besucht. Von ihrer breiten Badeplattform aus gehen nur wenige Urlauber ins Wasser. Gestern gab es einen Schnorchelunfall, ein Mann wurde erst mit dem Harbour Patrol-Boat an Land und dann mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht. Aber Unfälle gibt es auch an Land. Wir stehen vor einem leicht demolierten Holzhaus und rätseln, ob das wohl ein Einbruchsversuch war. Ein Einheimischer klärt uns auf: der Fahrer eines Autos sei volltrunken eingeschlafen und dann in die Hauswand gekracht. Eigentlich ein hübsches Haus, direkt am Wasser. Aber haben will es offenbar auch keiner, es zerfällt immer mehr.

Apropos Harbour Patrol: die Jungs sind ebenfalls überaus nett und zuvorkommend. Schauen fast täglich mal bei uns vorbei; einfach nur fragend, ob alles i.O. sei. Und die Harbour Patrol war es dann auch, die sich um die Ankererlaubnis für die Aries Dream gekümmert hat. Ankern ist hier in der Bucht nur mit spezieller Erlaubnis und auf einem genau vorgegebenem Bereich möglich. Zum Schutz der hier zahlreich vorhandenen Korallen. Die wir leider etwas demoliert haben mit unserem Kiel. Die Mooringleine war wohl etwas zu lang und bei einer Winddrehung machte es dann mal kurz „rumms“. Also Leine kürzer genommen und alles ist wieder o.k. Schon ein merkwürdiges Gefühl dass da so dicht neben dem Boot ein kleiner Unterwasserberg ist, der die Wassertiefe von 5-6 Metern mal eben locker auf knapp 2,40 reduziert. Somit steht das vorausschauende Echolot ganz weit oben auf meinem Wunschzettel. Gibt es vielleicht auch ein rundrumschauendes??

Nach den gestrigen Aktivitäten wie Bilge trocken legen, Schapps ausräumen und trocknen, Lazy Bag nähen und wieder anbringen, Mastrutscher reparieren, Luk abdichten, Shoppingtour machen sind wir heute irgendwie etwas schlappi. Nach dem leckeren Frühstück mit richtigen Baguettebrötchen, lecker gekochtem Schinken, Schafs- und Ziegenkäse etc. kehrt schnell wieder Ruhe an Bord ein. Naja, relativ. Es brummt und wummert immer wieder um uns herum, die Ausflugsboote geben erst am späten Nachmittag wieder Ruhe. Dann ziehen die tiefen Kreuzfahrersignale alle Gäste wieder zurück an Bord der Riesen und man wendet sich neuen Destinations zu. Ob das ein Urlaub nach unserem Geschmack wäre? Wahrscheinlich eher nicht. Aber jeder nach seiner Fasson.

Wildes Wasser und Ankunft im Schlaraffenland

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Wildes Wasser und Ankunft im Schlaraffenland

Sonntag. Unser Abreisetag. Mit Cayo Largo verabschieden wir uns von Cuba.

Mit Wind um 15-18 Knoten geht es auf einen Am-Wind-Kurs Richtung Cartagena, Kolumbien. Nicht mal eben so. Vor uns liegen mindestens 6 Tage auf See. 6 Tage mit Welle und Wind nicht wirklich mit uns. Wir segeln auf Steuerbordbug, nicht Madame’s Schokoladenseite. Schwer tut sich unser Mädel mit dem Kurs, mit den Bedingungen. Ordentlich Wind und sie kommt nicht so recht ins Laufen. Zickt und bockt. Wir zuppeln und machen und tun. Über Funk kommen gute Ratschläge von der Aries Dream. Irgendwann reffen wir dann das Gross doch aus (die Bordfrau muss sich da jedes Mal doch sehr überwinden) und dann segeln wir auch tatsächlich besser. Später nimmt der Wind zu, die Welle leider auch. Reff 1 muss wieder rein ins Gross. Nicht so einfach bei uns an Bord. Vorm Wind wird es mal wieder nix, also doch in den Wind. Irgendwann ist es geschafft. Die Genua weicht der Fock und wir laufen immer noch mit 7-8 Knoten Fahrt in die Nacht hinein. Die verhüllt gnädig die Walzen, die da anrollen und uns immer wieder versuchen, vom Kurs abzubringen. Ein paar Mal steigt der Autopilot aus, mehrere Mal steigen Wellen übers Schiff. Das Steuerbord-Luk ist undicht, schwallartig ergiesst sich Salzwasser ins Schiff, rinnt in die Staufächer unter der Sitzbank, flutet alles, was auf der Sitzbank gelagert wurde. Ich habe vergessen, eine Tablette gegen Seekrankheit einzunehmen und so beschränken sich meine Aktivitäten unter Deck auf ein Minimum. Auch an Freiwache ist nicht wirklich zu denken. Wir dösen abwechselnd beide in der Plicht und ich zucke bei jeder überkommenden Welle zusammen. Von unten plätschert es und auch hier oben ist bald nix mehr wirklich richtig trocken. Segeln zum Abgewöhnen. Warum tun wir uns das an??? Auf der Aries Dream ist der Skipper guter Dinge und voller Mitgefühl für uns. Mühsam versuchen wir, unsere Kurslinie zu halten.

Der Morgen graut oder besser gesagt: mir graut es vor dem Morgen. Im ersten Licht des Tages offenbart sich das wahre Ausmass der Wellen, die uns da von links gegen die Bordwand donnern und unser Deck in regelmässigen Abständen überspülen. Sch…. wenn das jetzt schon so ist, wie wird das erst vor Kolumbien, vor der für seine Windstärken und Wellenhöhen berüchtigten Küste? Auf der Karte kommen die Cayman Islands in Sicht. Ob wir wohl vielleicht nach Grand Cayman ablaufen könnten? Wir können. Der Käptn geht d’accord. Sieht es als sinnvoll an, erst einmal das Luk abzudichten, alles trocken zu legen, das mittlerweile auch rausgerissene Lazyback zu reparieren und ein Mastrutscher muss auch neu montiert werden. Wunden lecken, zum wievielten Male? Eilig werden die zum Glück vorhandenen Informationen zu den Caymans rausgesucht.

Wir melden uns via Funk rechtzeitig bei der Port Security von George Town und bekommen Anweisung, uns ca. 1 Stunde vor Erreichen der Bucht noch einmal zu melden. Von Achtern rauschen immer noch mächtige Wellen unter unserem Rumpf durch, schieben uns Richtung Süden. Wind und Welle mitlaufend, das ist deutlich angenehmer und wir entspannen uns allmählich wieder.

55 Meilen bis Grand Cayman. Der Käptn rechnet schon mal und meint, dass schaffen wir nicht mehr mit dem Einklarieren während der normalen Bürozeiten. Also Overtime zahlen? Und wie das wohl wird mit dieser Räucheraktion, die üblicherweise an Bord durchgeführt wird zwecks Vernichtung sämtlicher Moskitos die wir evtl. im Gepäck haben?

In der weitläufigen Bucht auf der Westseite der Insel suchen wir uns erstmal die Augen aus dem Kopf nach dem Bojenfeld. Aries Dream geht die Insel von der anderen Seite an und kommt ebenfalls langsam in Sicht. Wo bitte sind die Mooringbojen?? Über Funk hören wir vertraute Schiffsnamen und bekommen schonmal einiges an Informationen, wie das mit dem Anmelden und einklarieren so ab geht. Eine Boje allerdings ist nicht mehr frei. 7 orangefarbene und kostenfreie Festmachebojen stehen für Fahrtenyachten zur Verfügung. Und 9 Yachten sind heute angekommen. Ergo bleiben 2 auf der Strecke. Aries Dream und naja kreiseln durchs Mooringfeld auf der Suche nach einer Alternative, nerven die Port Security via Funk mit Fragen wie „wo können wir denn, wann werden wir einklariert etc.“. „Wieviel Wasser haben wir denn eigentlich hier?“. Die am Bug stehende Bordfrau fragt es mit einem kritischen Blick zu den Steinen unterm Schiff. Der Käptn antwortet „5 Meter“ und im gleichen Augenblick rumsen wir auch schon auf. Aha, das sind also 5 Meter. Rückwärts ziehen wir uns runter, Glück gehabt und schnell waren wir auch nicht. Vorsichtig tasten wir uns weiter durch die Bucht und rgendwann hängen wir an weissen Moorings, die eigentlich für Tauchboote vorbehalten sind. Da wir die Koordinaten unserer Boje aber von der Port Security mitgeteilt bekommen haben, werden wir uns zu verteidigen wissen. Dann müssen wir auch schon wieder los und zum North Terminal, wir werden noch einklariert.

Hinter uns quetscht sich noch ein dicker Franzosencatamaran an die Pier, für uns gibt es kein Entkommen mehr. Zwischen Cat und Felsbrocken in der Mitte des Hafenbeckens möchten wir uns bei dem Wind und ohne Bugstrahlruder (out of order, immer noch) nicht durchquetschen. Also warten wir bis die Franzosen einklariert sind, helfen noch beim Ablegen und können dann ebenfalls los. Die Einklarierung geht erstaunlich unkompliziert, niemand kommt an Bord, alle Dokumente werden von uns ausgefüllt und in ein kleines Bürohäuschen gebracht. Stempel von Customs und Immigration drauf, Kopie der Bootspapiere gemacht und schon sind wir entlassen. Overtime ist keine fällig, auf Cayman dürfen wir die Uhr eine Stunde zurück stellen und da wir ja rechtzeitig angemeldet waren, ist wohl alles o.k. Zum Ausklarieren können wir per Pedes oder mit dem Dinghi hier wieder aufschlagen, wie schön. Ausgeräuchert werden wir nicht, die Aloe Vera darf ebenfalls an Deck stehen bleiben, alle sind extrem freundlich und zuvorkommend. Das gilt auch für den netten Herrn am Mikro der Port Security. Der meldet sich schon sobald er nur meine Stimme hört. Dabei hab ich doch die Aries Dream gerufen. Ich muss jedenfalls nicht nach einem Radio-Check fragen, der hört mich ganz sicher „loud and clear“. Jedenfalls war die Port Security kurzzeitig leicht überlastet; mit gleich 9 ankommenden Schiffen hatte wohl keiner gerechnet.

Hinter uns wird das Tor abgeschlossen, Aries Dream wird erst am nächsten Morgen abgefertigt, darf solange nicht von Bord und niemanden an Bord nehmen. Über Funk wünschen wir uns eine angenehme Nachtruhe. Soviel hab ich noch nie über Funk gequatscht.

Wir liegen auf glasklarem Wasser, können Grund und Korallen unterbzw. neben uns sehen. Das Wasser riecht ganz anders wie bisher in der Karibik und ist seidenweich. An Land stehen adrette Häuser aus Holz, amerikanisch-kolonial im Stil, meist Restaurants oder Bars beherbergend. Die können natürlich alle mit einer grossen Terrasse und fantastischem Meerblick auftrumpfen. Dahinter erheben sich die baulichen Insignien einiger weltweit bekannter Firmen und auf den Strassen sieht man ziemlich viele Nobelkarossen. Shopping ist hier easy, Juweliere, Zigarrenläden, Souvenirshops aller Art prägen das Bild. Kirk’s Supermarkt ist nur wenige Minuten vom Dinghisteg entfernt, ein Angler- und Bootszubehörladen sowie Kirk’s Hardware Store gleich nebenan. Und an der nahe gelegenen Esso-Tankstelle können wir unseren doch sehr leer gefahrenen Dinghi-Tank auffüllen.

Tauchen und schnorcheln ist hier Programm. Immer wieder machen die entsprechenden Boote an den umliegenden Moorings fest, keiner will uns von unserer Boje vertreiben. Glasbodenboote umkreisen uns und sogar eine Art Bus schiebt sich übers Wasser. „It’s a Bus“ – man hätte es jetzt nicht wirklich auch noch drauf schreiben müssen, es ist einfach unübersehbar. Jeden Tag laufen 1-3 Kreuzfahrtschiffe George Town an und die Zubringerboote karren mehrere Tausend Touris an Land. Davon lebt die Insel sicherlich ganz gut. Und wir geniessen entspanntes Schlendern durch die verschiedenen Läden. Kein aufdringlicher Verkäufer der uns alles mögliche andrehen will. Freundlich bekommen wir die frisch eingetroffenen Original-Panama-Hüte erklärt, dürfen anprobieren und werden aufs freundlichste verabschiedet. Könnte ja sein, dass wir nochmal reinkommen. Dabei hab ich lediglich ein kleines Souvenir für wenige Dollar erstanden.

Mit uns in der Bucht liegen noch gute Bekannte von früheren Stationen: die niederländische Ebijmar und die unter UK-Flagge fahrende Joy of Shamrock. Das gibt natürlich grosses Hallo, wir haben uns viel zu erzählen und freuen uns über das doch unverhoffte Wiedersehen. Dazu lernen wir die ebenfalls niederländischen Crews der Rafiki und der Puff kennen. Man trifft sich an Land in einer der Bars, auf dem Dinghisteg oder quatscht via Funk miteinander, tauscht sich Passwörter zu Wifi-Netzen aus, hilft sich gegenseitig mit Wasserkanistern, Werkzeug oder Rat und Tat. Fahrtenseglerleben, wie wir es mögen.

Im Souvenirshop erstehen wir unsere Gastlandflagge. Der Bootsladen hatte erstaunlicherweise keine im Angebot und verwies uns auf das Museum. Die dort angebotenen Flaggen sind zwar hochwertig aber auch hochpreisig. So arbeiten wir das für 4 CI$ erstandene Fähnchen bootsgerecht um. Die paar Tage wird es an der Saling wohl überleben.

Wir arbeiten uns langsam aber stetig durch unsere Aufgabenliste durch. Mit tatkräftiger Unterstützung von Rene stichelt der Käptn in liebevoller Handarbeit unser ausgerissenes Lazyback wieder zusammen. Gemeinsam dichten sie das Luk ab und basteln aus mehreren Teilen unseren rausgerissenen Mastrutscher wieder zusammen. Zeitgleich wird die Liste der zu besorgenden Ersatzteile schon wieder länger, muss ja schliesslich alles ergänzt werden. Und wir lernen: Torlonkugeln für Mastrutscher und Genuaschlitten, Endstücke etc. kann man nie genug an Bord haben.

Dann geht es in den Supermarkt. Das Angebot ist breit und ein Genuss für die Sinne. Die Preise sind hoch aber wir hatten es uns noch schlimmer vorgestellt. Trotzdem berappen wir für relativ wenig Inhalt im Rucksack immerhin 80Cayman Dollar. Dafür hätten wir auf Martinique den Einkaufswagen aber sowas von voll geknallt. Egal. Wir schwelgen in doch länger entbehrten Genüssen und können uns vor der langen Fleischtheke gar nicht so recht entscheiden, was wir denn zu Abend essen wollen.

Zwiebeln, Kartoffeln – alles liegt einfach so rum. Nur unser Budget ist rationiert und zieht die Grenzen. Wir geniessen es, einfach nur so die Gänge abzulaufen und zu schauen, was es gibt. Wie Kinder im Schlaraffenland fühlen wir uns. Und stellen zeitgleich fest, dass wir aber auch gut auf vieles verzichten können.

It’s Cuba it’s Cayo Largo

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It’s Cuba – It’s Cayo Largo

Cayo Largo – eine kleine Insel vor Cuba, zu Cuba gehörend und doch ein ganz anderes Cuba. Eine all-inclusive-Urlaubswelt mit Hotelanlagen, die sich harmonisch an das flache Eiland anpassen. Abschied von langen, weissen Sandstränden und klarem Wasser. Karibik pur, wie frisch aus dem Urlaubsprospekt: mit weissem Sandstrand und glasklarem Wasser. Sonnenuntergänge, die scheinbar extra in Szene gesetzt werden, damit die Urlauber an Deck eines Ausflugscatamarans ihren Sundowner vor Anker geniessen können. Und die Normalo-Fahrtensegler kommen ebenfalls in den Genuss dieses Naturspektakels.Von der Marina aus werden täglich mehrere Decksladungen an Urlaubern zu etwas abgelegeneren Stränden verschifft. Alle sind bewaffnet mit dem obligaten Strohhut, einheitsfarbenenen Strandtüchern, Sonnenbrillen und Strandtaschen. Wer noch keinen Strohhut hat, der kann in sich an einem der Souvenirstände vor der Marina schnell noch besorgen. Und kühle Getränke gibt es an der Bar.

Es gibt einen richtigen Souvenirshop, einen Zigarrenshop, eine Bäckerei, eine Art Kantine in der die normalen Arbeiter sich für wenige Pesos 3x täglich verpflegen können. Denn kaufen kann man nicht allzuviel im kleinen Marinaladen. Und das, was in den Regalen steht,ist eher auf die Bedürfnisse von Chartercrews abgestimmt. Immerhin: es gibt Eier, jede Menge Spirituosen, Wasser und sogar ein paar Tomaten schrumpeln in einem Einkaufswagen vor sich hin. Rita, sonst im Marinaoffice arbeitend, öffnet den Laden auf Nachfrage und bei Bedarf.

Die Marinastege sind neu, gut in Schuss. Wasser und Strom ist inclusive. Mit dem Dinghi können wir gratis festmachen. Über die Sanitäranlagen sprechen wir besser nicht. Eine kurze Besichtigung lässt den Verdacht aufkommen, dass die auch schon seit längerer Zeit niemand mehr benutzt hat – die Putzfrau inclusive. Der kleine Plastikhocker in der Duschkabine hat sich schon ganz grau-schwarz geärgert, dass keiner kommt.

Grosse Transturbusse, kleinere Taxibusse und sogar eine Bimmelbahn a la Winzerexpress stellen die Verkehrsmittel dar und pendeln zwischen Marina und den diversen Hotelanlagen bzw. Stränden. Wir fahren mit einem Taxibus für 2 CUC pro Person zum Hotel Sol Pelicano und tauchen ein in die All-In Urlaubswelt, bestaunen den fantastischen Strand mit seinen Strohgedeckten Sonnenschirmen und den irre schönen Blau- und Grüntönen des Wassers. Liegen und Sonnenschirme können einfach genutzt werden, niemand fragt nach Zimmernummern und Bändchen trägt man hier auch nicht. So sitzen wir auf schattigen Liegen und geniessen Strandfeeling. Nach Pizza, Fleischstücken vom Grill, einigen Kaltgetränken und Kaffee geht es mit dem Taxi zurück. Der Taxifahrer ist gut drauf, erzählt von der Insel, wieviele Autos es hier gibt (erstaunlich viele gemessen an der Inselgrösse), lacht und dreht immer wieder die Musik lauter. „It’s Cuba“ – wird zu einem oft gehörten Ausspruch in diesen Tagen.

Einziges Manko an Cayo Largo ist der Ankerplatz: für unsere 2.40 mehr als grenzwertig. Letztendlich haben wir 0,90 bis 1,10 Wasser unterm Kiel. Damit können wir leben, liegen aber auch relativ weit aussen am Fahrwasser und nicht mehr ganz so geschützt durch den flachen Ausläufer der Insel. Und mit dem Dinghi zur Marina ist es ein gutes Stück zu fahren. Entschädigt wird man allerdings durch wirklich traumhaft schönes Wasser ums Schiff herum und den Blick auf kleine Inselchen mit weissem Sand sowie dem bereits beschriebenen kitschig-schönen Sonnenuntergang. Weites Wasser – hier sieht man morgens schon, wer am Abend nebenan ankert.Die Fahrrinne zur Marina ist so lala betonnt. Man hält sich halt mittig und richtet sich nach dem Echolot. Und so ziemlich jede Fahrtenyacht tastet sich in Schleichfahrt voran. Nur die Katamarane brettern quer durchs Ankerfeld und Richtung Marina.Schon manchmal beneidenswert, so wenig Tiefgang zu haben.

Cayo Largo ist offizieller Ein- und Ausklarierungshafen. Das läuft hier recht gemütlich ab: man macht am Marinasteg fest, informiert das Marinapersonal von seinen Absichten und wartet dann entweder an Bord auf die Behördenmenschen (wenn man ganz frisch einklariert) oder trabt mit seinem Despacho in ein kleines, etwas verschämt abseits stehendes Häuschen und gibt das Despacho dort ab. Beim ausklarieren bekommt man entweder das Despacho zurück (wenn man noch in Cuba bleibt) oder bekommt nach einer kurzen Besichtigung durch den Zöllner an Bord das Ausreisedokument in die Hand gedrückt. Alle weiteren Fragen beantwortet gerne Pere, der herzliche Hafenmeister und Hans-Dampf in allen Gassen, der in seiner ruhigen Art alle Fragen beantwortet und auch darüber hinaus gerne was vom kubanischen Leben erzählt. Ein Mensch, den man schnell ins Herz schliesst und den man nicht so schnell vergisst.

Auf diesem relativ kleinen Archipel kann man es jedenfalls gut ein paar Tage aushalten. Voraussetzung dafür sollten gut gefüllte Kühlschränke und Vorratsschapps sein. Auch frisches Obst und Gemüse sind rar.Alternativen sind Pizza (die Familypizza entspricht unseren gewohnten Pizzaformaten und bietet ein gutes Preis-Leistungsverhältnis) und Brathhähnchen in der Marinabar oder man futtert sich halt im Sol Pelicano durch. Ach ja: wem die Pesos fehlen, der bekommt sie in der kleinen Bankfiliale, direkt gegenüber vom Marinagebäude (kein ATM!). In Kuba gilt übrigens noch immer die Devise „nur Bares ist wahres“ – mit Bargeld kommt man hier immer noch am Besten durch.

Entdecker und katabatische Winde

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Cayo Sal

Den Vormittag nutzen die Skipper der naja und der Aries Dream zu einer ausgiebigen Putzrunde. Unser Unterwasserschiff ist relativ sauber, aber der Propeller hat wohl auch eine magische Anziehungskraft auf Muscheln und ähnliches Getier ausgeübt. Dem Käptn fehlt dann doch die Puste, um so tief runter zu tauchen und auch noch alles überflüssige abzuschaben. Also rückt Renato samt Tauchequipment an und übernimmt das freundlicherweise.

Unterwasserschiff putzen ist anstrengend und kräftezehrend. So dehnt der naja-Käptn seine Ruhephase nach getaner Arbeit noch etwas aus während es Renato und mich zu neuen Ufern zieht. Mit dem Dinghi geht es am zerklüfteten Ufer der kleinen Insel entlang vor (bzw. hinter) der wir ankern.So ganz dicht unter Land wird das Wasser türkisfarben und der Boden besteht oft nur aus reinem Sand oder hellem Gestein.

Dann wird es deutlich flacher. Was einem Catamaran wohl zum Verhängnis wurde. Aufgerissen, ausgeschlachtet, Masten, Wanten, Fenster, sämtliche Beschläge – alles abmontiert, der Rumpf seinem Schicksal und der Gewalt des Meeres überlassen. Das plätschert jetzt ganz ruhig um uns herum dahin. An einer anderen kleinen Insel sprühen aber Gischtfontänen auf. Hier drin, in einer ringförmigen, flachen Bucht ragen abgestorbene Bäume auf, besetzt von Seevögeln. Im seichten Wasser ziehen Conchmuscheln ihre Spuren in den hellen Sand, kleine helle Fische und Krebse flitzen im seichten Uferbereich herum. Weitere Wrackteile liegen am Ufer der kleinen Bucht, nicht mehr wirklich zuzuordnen. Gehören die Teile zu dem Cat oder sind es gleich mehrere Wracks, die hier liegen?

Die kleine Insel zeigt sich abweisend. Entweder sackt man knöcheltief in Matschepampe ein oder dichte wenn auch niedrige Mangrovengewächse versperren den Weg. So paradiesisch es auch aussieht, das Paradies stinkt, stinkt nach Mangroven und Fisch. Ausgebleichtes Treibholz und Bambusstangen liegen im Sand, ein Krebs hat offenbar versucht, eine Flaschenpost in sein Loch zu ziehen und ist kläglich gescheitert .Immerhin konnte er wohl den Inhalt rausholen und die Flasche wieder gut verschliessen. Ein grosser Haufen mit den äusserst dekorativen Überresten der Conchmuscheln ist zum Teil schon eine innige Verbindung mit dem Korallenboden sowie dem Sand der Insel eingegangen, lässt sich nicht mehr bewegen. Dagegen bewegt sich ein kleiner Einsiedlerkrebs unter seinem schützenden Schneckenhaus sehr wohl. Wenn auch durch unsere Anwesenheit deutlich irritiert und entsprechend vorsichtig.

Über niedrigen Pflanzenbewuchs kann man zur anderen Inselseite laufen. Erstaunlich, dass hier überhaupt irgendwas wächst. Leider sind Flip-Flops dann doch nicht das richtige Schuhwerk für den durchlöcherten und unebenen Untergrund. Ein Foto vom Ankerplatz, dann trete ich den Rückzug zum Dinghi an. Das haben wir die letzten Meter zum Strand paddeln müssen, durch seichtes, badewannenwarmes Wasser. Und wie wir gekommen sind, verlassen wir das kleine Eiland auch wieder. Hinterlassen nur die tiefen Abdrücke im Matschbereich.

Noch eine kurze Annäherung an den halb versunkenen Cat. Was da wohl für eine Geschichte dahinter steht? Beim gemeinsamen Abendessen an Bord der Aries Dream rätseln wir nicht lange darüber, wenden uns lieber anderen Themen zu. Schiffswracks hinterlassen doch immer ein gewisses Unbehagen.

Die Nacht wird dann – fast schon gewohnt – unruhig. Pünktlich gegen 22 Uhr kommt Wind auf. Ob das jetzt ein ganz normaler oder der berühmte katabatische Wind ist? Er bläst jedenfalls ganz ordentlich aus Nord-Nordost, Welle baut sich auf. Wir schaukeln heftig auf und ab, der Windgenerator produziert fleissig Strom und an Schlaf ist für mich nicht wirklich zu denken. Die letzte Nacht hat der Käptn schon mehr oder weniger im Cockpit durchwacht, heute bin ich dran. Ausgleichende Gerechtigkeit.

Und so sitze ich in tiefer Dunkelheit, kann Sterne gucken die an einem tiefschwarzen Himmel zum Greifen nah über mir hängen; kann eine orangefarbene Mondsichel beobachten, die langsam im Osten aus dem Meer gekrabbelt kommt und den Himmel erobert; kann dem Donnern der Wellen am Ufer lauschen. Und frage mich, wie der gestrandete Catamaran morgen wohl aussehen mag. Ob er dann schon wieder ein Stückchen weniger sichtbar sein wird?

So hat das scheinbare Paradies eben auch seine Nachteile. Bei noch stärkerem Wind samt dem dazugehörigen Wellengang möchten wir hier in den Cayos jedenfalls nicht ankern. Wie ruhig waren doch die Nächte in Cienfuegos …. dafür war das Wasser alles andere als paradiesisch. Man kann offenbar nicht alles haben. Auch in der Karibik nicht.

Das Meer ist leer - Auf dem Weg nach Cayo Largo

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12.04.2016 Cayo Sal

Das Meer ist leer, irgendwie. Eine leere, türkisfarbene, manchmal auch jadegrüne Fläche. Mässig bewegt. Mittendrin flache, steinige, lang gezogene sandfarben-grau-grüne Erhebungen: die Cayos. Hinter einer, der Cayo Sal, ragen zwei Masten aus dem Nichts. Die dazugehörigen Boote ankern auf knapp 5 Metern Wassertiefe, Sand mit Seegras das wirkt, als leide es unter Haarausfall. Glasklar ist das Wasser, wir können bis zum Grund sehen und fast erschrickt man: haben wir hier wirklich noch 2,60-2,90 Wasser unterm Kiel? Gemäss unserer Echolotanzeige ja. Der Blick lässt sich halt täuschen.

Ruhig ist es, nur ein leichtes Plätschern des Wassers umgibt uns. Ab und an schreit ein Seevogel von irgendwoher zu uns herüber. Weiter südlich ragen Steine aus dem Wasser, platscht die Brandung des Atlantiks träge gegen die kleinen Inselchen und Felsgruppen, die hier Cuba’s Küste vorgelagert sind. Auf der Cayo Sal ragt eine einsame, kleine Palme empor, trotzt allen Widrigkeiten und behauptet ihren Platz inmitten des sonst eher spärlichen Bewuchses der aus niedrigen Gestrüpp und einer Art Gras besteht. Einsamkeit, Leere. In die eine Richtung gibt es bis zum Horizont nur Wasser.

Und im Wasser? Auch hier auf den ersten und zweiten Blick gähnende Leere. Wenn man mal vom Seegras absieht. Auf den nächsten Blick, durch die Taucherbrille unter Wasser gerichtet entdeckt der Käptn einen Barrakuda, genau unter unserer dicken naja stehend. Zwei kleinere kugelfischähnliche Gestalten stehen ihm zur Seite. Ein neugieriger Geselle ist der Barrakuda. Beobachtet ganz genau das Treiben der beiden Männer, die ihm da mit Tauch- und Schnorchelausrüstung sein neues Domizil aufmischen. Es wird geschabt, gebürstet und gekratzt; unser Propeller gleicht einem Korallenstock. Kein Wunder, wenn der nicht wirklich viel Vortrieb erzeugt und ein Wunder, dass wir damit überhaupt so viel Fahrt gemacht haben. Während das Unterwasserschiff der Aries Dream ebenfalls einer Korallen- und Muschelzuchtstation ähnelt, geht es bei uns. Das auf Curacao gewählte Antifouling scheint seinen Job sehr gut zu machen.

Stille. Kein Lärm, keine Musik, keine Motorengeräusche. Selbst die Windgeneratoren schweigen. Ein leises Glucksen und Plätschern. Ganz leise und wie von weit her wummert die Dirk etwas vor sich hin. Ist das nicht herrlich? Wir können es kaum fassen; fragen uns, warum wir nicht schon früher und überhaupt. Hätte-hätte.

Ein leichter Wind kommt auf, bewegt die Wasseroberfläche, sorgt für angenehme Abkühlung. An einem makellos blauen steht die blassgelbe Sonne. Kuba von einer etwas anderen Seite, eine schöne Seite. Weitab von jedweder Zivilisation; auch wenn das auf einer weiter nördlich gelegenen Insel installierte Leuchtfeuer am Abend seinen Leuchtfinger wieder bis zu uns schickt. Und auch wenn die Cayo Sal ein beliebter Zwischenstopp bei Yachten ist, stört irgendwie nichts und niemand diese Idylle. Hier gibt es keine Strandbars, keine Sonnenschirme und Liegestühle, keine Jet-Skis oder Fährboote. Noch nicht einmal ein Fischer verirrt sich hierher. Nur an einem kleinen Strand liegt ein halb gesunkener Motorcatamaran vor einem makellosen kleinen Sandstrand. Umgeben von türkisfarbenem Wasser hat er hier seinen letzten Ankerplatz gefunden; versinkt allmählich und wird irgendwann nur noch bei genauerem Hinsehen sichtbar sein. Auf Grund gesetzt, verlassen und aufgegeben in einer offenbar trügerischen Idylle. Die doch so gnadenlos und unbarmherzig sein kann.

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