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Ankertag vor Muros?.ueber den Bergketten haengen die schon von Caraminas bekannten Wolken, aber mehr in weiss gehalten. Tautropfen liegen auf dem Schiff. Kein Wunder, dass es hier so sattgruen ist und Baeume wachsen. Die Atmosphaere erinnert mehr an einen norwegischen Fjord. Man gut, dass wir das Sonnensegel gestern nicht mehr angebracht haben. Aber es ist warm. Wir bekommen von Dieter ein Baguette gebracht, das ist ein Service! Im Laufe des Vormittags wird es klarer, blauer Himmel und Sonnenschein. Traumhaft. Unsere Nachbarn von der Wind of Change duesen schon Richtung Land. In Muros findet ein Markt statt. Das wollen wir uns auch nicht entgehen lassen und so wird das Grosssegel etwas schneller aufgetucht und abgedeckt (dazu sind wir gestern nach unserer Ankunft nicht mehr gekommen). Danach sind wir erstmal wieder schweissgebadet. Kein Windhauch geht durch die Bucht. Kurz frisch machen und die schnelle Schlauchbootfahrt durch die kleine Bucht sorgt fuer weitere Abkuehlung. In den engen Gassen und auf einigen Plaetzen von Muros sind Marktstaende mit einem vielfaeltigen Angebot aufgebaut. Von schrillen Klamotten, Schuhen, Taschen ueber Obst, Gemuese, Wein und anderen Spezialitaeten der Region bis hin zum getrockneten Fisch gibt es so ziemlich alles. Besonders begeistern uns die Jogginghosen aus einem glaenzenden schwarzen Polyesterstoff mit bunten Streifen an den Seiten. Oder die ebenfalls bunt gestreiften Pluderhosen bei denen der Po im Knie haengt (stoffmaessig gesehen), was figurmaessig bestimmt sehr vorteilhaft aussieht :-)! Einige Staende sehen aus wie Wuehltische bei C&A nach dem ersten Ansturm beim Schlussverkauf: Alles ist kunterbunt durcheinander geworfen. Unentschlossen sehe ich Tunika-aehnliche Blusen und bunt-gestreifte Roecke durch. Aber solche Maerkte werden wir bestimmt noch oft sehen. Lieber lassen wir uns weiter treiben und schauen einfach nur. Den Autos auf den Parkplaetzen nach zu urteilen, ist dieser Markt hier jedenfalls Anziehungspunkt fuer die ganze Region. Wir werfen noch einen Blick in die alte Markthalle, die mit neuem Innenleben und wenig Leben aufwartet. Klar, alle potentiellen Kaeufer sind wahrscheinlich heute auf dem Markt in den Strassen unterwegs. Die Standfrauen hier haben jedenfalls viel Zeit fuer einen Plausch untereinander. Etwas abseits vom Marktgeschehen finden wir wieder die ruhigeren Gassen. Liebevolle Dekorationen an Balkonen und Fassaden sind zu bewundern. Ein Verkaufsauto mit Backwaren faehrt mit uns durch die Gasse. Wir gruessen und werden freundlich gegruesst. Immer wieder nickt und laechelt man uns freundlich zu. Irgendwie fuehlt man sich gleich nicht mehr so fremd. Viele Haeuser werden renoviert oder wirken frisch renoviert, viele sind aber auch zu verkaufen. Auch einige Geschaefte stehen - wie in so vielen Orten vorher auch - leer und warten auf neue Kaeufer/Mieter und neues Leben. Was uns natuerlich zum fantasieren anregt, was koennte man daraus machen und dort?.aber wir haben ja andere Plaene. Das Wasser ist noch gefallen, der Strand wird breiter und breiter und hier von Land aus sieht man erst so richtig, wie weit sich der Flachwasserbereich in Richtung des Ankerplatzes hin ausdehnt. Viele Menschen sind schon seit einiger Zeit hier zu gange. Aber Strandleben - weit gefehlt! Man steht in Anglermontur oder zumindest in Gummistiefeln am Strand oder auch im Wasser und die Koepfe sind alle gesenkt. Irgendwas wird dort wohl aus dem trocken gefallenen Meeresboden raus gepult. Muscheln? Aber die werden doch in den zahlreich in der Bucht ausliegenden Muschelbaenken heran gezuechtet. Auch hier herrscht heute rege Betriebsamkeit: Ein groesseres Boot mit einem Kran faehrt von Bank zu Bank und verrichtet irgendwelche Taetigkeiten, die wir aber so nicht erkennen koennen. In schoener Regelmaessigkeit faehrt ein Ausflugsboot von Muros aus quer durchs Ankerfeld und entschwindet um die Ecke. Bestimmt gehoeren die hier ankernden Yachten zu seinem festen Programmpunkt :-) Zurueck an Bord halten wir Siesta und gehen anschliessend schwimmen. Zum ersten Mal in diesem Jahr und auf dieser Reise! Einweihung unserer Badeleiter?.das Wasser ist im ersten Moment frisch, aber ich bin da auch ein echtes Weichei in dem Punkt. Kann mich aber doch schliesslich komplett eintunken und schwimme los. Herrlich?. wenn man erst mal drin ist! Werner folgt, wir plantschen eine Weile, schwimmen zum Nachbarschiff und bekommen eine Einladung zum Abendessen an Bord der Wind of Change, der wir gerne folgen. Bei Tortilla-Wraps belegt mit allerlei gesunden Leckereien (natuerlich duerfen die Pimientos nicht fehlen) und angeregten Gespraechen ueber unsere Plaene, bisherigen Erlebnisse nimmt der Wind langsam aber stetig zu. Wir beobachten aufmerksam unser Schiff nebenan und werden leicht unruhig. Eigentlich wollten wir alle viere noch einmal mit dem Schlauchboot nach Muros fahren. Heidi wollte noch Fotos machen und wir wollten uns nochmal den Yachtclub und den eigentlichen Hafen von Land aus anschauen. Bei dem jetzt herrschenden Wind verabschieden wir uns aber von diesem Gedanken, Dieter steckt noch einige Meter Kette nach und wir schippern auch wieder zu unserem Mutterschiff, wo ebenfalls Kette nach gelegt wird. Aber wir liegen fest und gut. Auch wenn jetzt doch ganz ordentlich Bewegung im Schiff ist. Es sieht so aus, als haetten wir den fuer morgen angekuendigten Nordwind der Staerke 4-5 jetzt schon und Muros ist bei solchen Windlagen auch nicht ganz so gut geschuetzt. Wird also wohl eine etwas unruhigere Nacht werden. Jetzt gerade gehen hier auch Boen der Staerke 6 durch. Und dabei hatte ich mich davon grade so schoen entwoehnt, ware ja auch zu schoen gewesen. Fuer unsere Weiterfahrt morgen ist das jedenfalls ein guter Wind, so die Theorie. Mal sehen, wie die Praxis wird. Jetzt, um 22:13 laesst der Wind jedenfalls schon mal nach. Der Mond schiebt sich als schmale Sichel ueber Muros hoch, die beleuchtete Promenade, das gruen blinkende Licht der Hafeneinfahrt, die Ankerlichter der Nachbarschiffe…an Land bellt ein aufmerksamer Hund, ein zweiter, hoerbar kleinerer faellt ein. Der Windgenerator surrt vor sich hin. Ein anderes deutsches Schiff ist heute mit so gut wie keinem Wind unter Segel hier vom Ankerplatz weg gefahren, worueber wir uns schon etwas gewundert hatten. Von Dieter erfahren wir dann, dass die Maschine nicht mehr zu starten sei: Batterien tief entladen! Dieters Angebot, eine Batterie auszubauen und auf seinem Schiff an den Generator zu haengen wurde dankend abgelehnt. Naja, muss jeder selbst wissen. Wir haetten ein solches Angebot bestimmt nicht ausgeschlagen, sind aber auch froh, dass wir mit unserem bisherigen Energiemanagement ganz gut zurecht kommen. Allerdings macht uns unser Windgenerator etwas Sorge: er laeuft doch sehr unrund, gerade bei mehr Wind und kloetert dann ordentlich. Auch scheint mit dem Magnetschalter etwas nicht in Ordnung zu sein, er laesst sich auch nur noch sehr unwillig abstellen. Jetzt haben wir unser Schlauchboot samt Motor wieder an Deck gehievt. So langsam bekommen wir darin schon Routine, das klappt ganz gut und mein Geschnaufe dabei wird auch weniger, meine Oberarmmuskeln dafuer fester. Wenn mich jemand mit Arnoldine anspricht, sollte ich mir vielleicht aber doch eine andere sportliche Betaetigung an Bord suchen :-))