Hex Hex – L’Aber Wrach

Es geht weiter! Der Wetterbericht verheisst hoffnungsfroh Wind Staerke 4 (gut), aus Richtung West (gar nicht gut) und Wellenhoehe 0,5 m :-), supergut. Also nix wie raus um 10:30 nach Verabschiedung von Margret & Erich.

Schon nach wenigen Minuten wird mir klar: die Wetterfroesche haben es bei mir endgueltig verschi….! Von wegen Wellenhoehe 0,5m - vielleicht bei denen auf dem Schreibtisch im Wasserglas. Hier sind es definitiv mindestens 2m. Und beim Wind geht es auch zu wie beim Wurst kaufen: es darf ein bisserl mehr sein und somit werden wir mit 5-6 bedient! Eigentlich ist das ja auch alles gar nicht so schlimm – aber halt nicht gegenan. Aber nutzt ja nix, muessen wir jetzt durch. Sind ja auch nur schlappe 37sm heute. Das schaffen wir locker weil ja auch der Strom fuer gute 5 Stunden kraeftig schiebt. Also schaukeln wir an der Kueste entlang. Ca. 13 Uhr taucht schon die Ile Vierge mit den beiden markanten Leuchttuermen auf. Einer schlank und hoch, der andere dick und stumpig-klein. Mir noch wohl bekannt vom Bretagne-Urlaub vor 10 Jahren. Nie haette ich mir traeumen lassen, die beiden mal vom Wasser aus sehen zu koennen. 14 Uhr haben wir Insel und Tuerme querab, Finisterre – das Ende von Frankreich. Die Bretagne, Land der Gallier, der Hinkelsteine, der Rebellen und Renitenten, der Steine und Steinhaeuser. Ein liebenswertes Land. Hier koennte ich auch leben. Aber Werner meint, das Wetter sei hier auch nicht so viel anders wie bei uns. Naja, wenn ich mir die Hortensien und Palmen so anschaue….scheint der Winter doch deutlich milder zu sein. Aber noch sind wir ja auch auf anderen Pfaden unterwegs und sesshaft werden ist nicht angesagt derzeit. Kleine Kursaenderung und wir laufen parallel zur Kueste vorbei an gischtumtosten Felsen. „Guck mal, wie dicht die unter Land segeln“ – „Das ist die Einfahrt zum L’Aber Wrach“ antwortet mein erfahrener Skipper. Bang – mir faellt das Kinn auf das Steuerrad. Echt?? Dann liegen da noch Felsen dazwischen? Und da wollen wir ernsthaft rein???? Tja, da wollen auch noch andere rein und vor allem: raus! Natuerlich genau in Hoehe der Untiefentonne kommen zwei Segelboote unter Segel und somit mit Vorfahrtsrecht angerauscht. Aber pas de probleme. Geht alles gut, der eine wendet nochmal kurz, dem anderen weiche ich aus. Dann sind wir „drin“ und werden mit 5 Knoten Strom Richtung Marina geschoben. Unser Ziel ist aber das Mooring-Feld. Die weiße Boje Nr. 12 gucken wir uns aus. „Wie willst Du das machen?“ – „keine Ahnung, ich packe erstmal die Boje mit dem Bootshaken, dann sehen wir weiter“. Optimistisch stehe ich mit dem Enterhaken bewaffnet vorne auf dem Bug, Werner faehrt langsam gegen Wind und Strom an die Boje und schwupp, ist sie am Haken. Part 1 waere geschafft. Werner kommt vor und faedelt die Leine durch und schon haengen wir. Das ging ja richtig gut!

Kurze Zeit spaeter kommt der Hafenmeister angeduest, wir bekommen einen Prospekt, den Zugangscode fuer die Dusche, und den Anmeldezettel sowie die Info, dass das Wifi bei Hochwasser besser funktioniert wie bei Niedrigwasser. Und schon ist er wieder weg, das Konto ist – dank mobilem Kreditkartenlesegeraet – um 32,40 Euro leichter und wir koennen endlich was essen.

Danach geht es mit mit dem Schlauchboot in den Hafen. Im Café du Port genehmigen wir uns ein Bier, ordern 2 Baguettes fuer morgen frueh und finden die Atmosphaere hier im Café witzig und ansprechend. Vorwiegend Einheimische sind hier und offensichtlich auch schon etwas laenger. Die meisten sehen schon ziemlich flippig aus, incl. der Wirtin und einer weiteren Thekenfrau. Aber alle gaaanz nett, hilfsbereit und gespraechsfreudig. Toll finde ich, dass die mich immer mit ansprechen, wo ich doch so offensichtlich verstaendnis- bis ratlos schaue (weil ich ja nur ein paar Worte dieser schoenen Sprache verstehe).

Draussen geht die Welt unter: ein kraeftiger Regenschauer kommt runter, verhuellt das andere Ufer und laesst das Wasser ueber den Gehweg schiessen. Haben wir alle Luken zu??? Ich glaube schon, aber jetzt ist es eh zu spaet. Also in Ruhe unser Bier austrinken und dann wieder zurueck zum Schiff. Glueck gehabt: nur das kleine Luk ueberm Herd stand einen schmalen Spalt offen, da kam nicht viel Regenwasser durch.  Der Abend endet unter Deck, draussen ist es einfach zu ungemuetlich - nix mit Windstille und Sonnenuntergang wie gerade in Stellendam/NL ;-)