Monats-Archiv August, 2012

Luftaufnahme von San Adrian de Cobres….

GoogleEarth_Image.jpg

Unser Liegeplatz von oben - google earth macht es moeglich :-) und wir sind fasziniert, das alles aus der Vogelperspektive und mit groesserem Ueberblick zu sehen, was wir die letzten beiden Tage so abgewandert sind :-))

Pilgerreise

Im Innenhof der Universität von Santiago de Compostella

Im Innenhof der Universität von Santiago de Compostella

Halb sechs aufstehen….wer kam eigentlich auf die Idee, heute per Bus und Zug etc. nach Santiago de Dingsbums zu fahren?? Ich fuerchte, ich war da nicht so ganz unbeteiligt :-). Das Fruehstueck schmeckt nicht so wirklich, wir haben beide keinen Hunger. Gas abdrehen, alle Stecker raus, Ventile zu, Wassertank mit Cleaner fuellen….haben wir irgendwas vergessen? Die Kuchenbude ist schon aufgebaut, die Reissverschluesse der Seitenteile sind etwas ausser Uebung. Puenktlich zur Abfahrt des ersten Busses stehen wir an der Bushaltestelle, der faehrt aber wohl nur auf dem gelben Zetten, in der Realitaet ist weit und breit nix davon zu sehen. Ok, Busfahrer und die Senoras hatten gesagt, der Bus fuehre so ca. 08:45, also geben wir ihm noch solange Zeit und harren weiter an der Strasse aus, zaehlen Autos, LKW’s, ernten erstaunte Blicke der fruehsportbegeisterten Spanier. Hmm, ob vielleicht doch gar kein Bus faehrt um diese Zeit?? Ich flehe vorsichtshalber noch mal das Universum an (kann ja nie schaden) und gucke da: um 08:50 kommt der Bus!! Und wir wollten schon fast zu Plan B, dem Anruf beim Taxiunternehmen, uebergehen.

 

Imposanter Hostel-Eingang am Platz vor der Cathedrale

Imposanter Hostel-Eingang am Platz vor der Cathedrale

Mit dem Bus geht es nach Pontevedra. Auf der Strecke steigen tatsaechlich noch einige Leute zu. Warum wollte eigentlich niemand von San Adrian de Cobres mit dem Bus fahren? Ein Einheimischer MItwartende/r an der Haltestelle haette uns enorm beruhigt! Ein Mitfahrer gibt uns den Tipp, dass wir von dort mit dem Zug am besten nach Compostella kommen und der Bahnhof direkt gegenuber der Busstation liegt. Also zack, zack rueber und in den Bahnhof. Nicht lange den Fahrplan studieren sondern zackig am Schalter 2 Tickets ordern. Die nette Dame gibt uns zu verstehen, dass der Zug schon abfahrbereit ist und wir uns beeilen sollen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen: Ticket schnappen und rin in den Zug. Kaum sitzen wir, faehrt er los! Just in time nennt man sowas in Werners “Gewerbe” :-)

Wir rattern - nein wir zischen - durch die Landschaft, erhaschen einen Blick auf die Ria de Arousa und Vilagarcia. Und schon fahren wir in Compostella ein. Nachdem wir schon mal wissen, wo hier der Bus zum Aeroport abfaehrt, stuerzen wir uns den Berg hinauf Richtung Kathedrale. Eine schoene Altstadt empfaengt uns. Was uns aber nicht gefaellt, ist die eindeutig touristische Praegung. Auch wenn es sich hier um Pilger handelt. Allein die Tapas- und Kaffeepreise sprechen schon Baende! In jedem Haus ist entweder eine Bar, Restaurant, ein Schmuck- oder Andenkenladen. In die Kathedrale kommt man nur ueber den Nebeneingang: ein Gottesdienst wird gerade abgehalten. Der ganze Rummel ist fuer uns sowieso nur schwer nachvollziehbar. Wieso lassen sich Menschen mit einem verkleideten, baertigen Kerl mit Wanderstab vor einer Kathedrale fotografieren?? Dann knien da truebsinnige (laut hoch gehaltenem Schild)

Imposante und schöne, alte Gebäude gibt es hier jede Menge

Imposante und schöne, alte Gebäude gibt es hier jede Menge

junge Frauen auf der Strasse und halten mit demuetig gesenktem Kopf schweigend eine Plastikschale fuer die Spendengelder hoch - interessant, mit was man doch alles Geld “verdienen” kann! Mir hat bislang noch niemand einen Cent fuer meine schwermuetigen Minuten geopfert… ich habe allerdings auch nicht so anmutig/dekorativ auf Strassen gekniet in diesen kurzen Momenten. Aeltere Spaniererinnen dagegen fordern ihren Obulus schon recht lautstark und unmittelbar vor dem Kathedralen-Eingang ein. Welche jetzt mit mehr Erfolg beschieden ist, wage ich nicht zu beurteilen. Eine Art menschlicher, weiblicher Storch (unten stelzenduenne Beine in knallroten Hosen und obendrueber etwas fedrig-graues als Pullover getarntes Etwas) stolziert schwaebelnd mit dem Gatten an uns vorbei. Ein anderes Paar fotografiert eifrig Holz-Transportkisten im Innenhof der Universitaet (guck mal, die kommen aus Deutschland und auch noch aus Nuernberg! Und die Scharniere sind ja toll!), die schoenen alten Gebaeude und die Statue im Innenhof werden komplett ignoriert ueber diesem Anblick! Gleich nebenan wird ein Schaeferhund gehoergangsmaessig gequaelt: sein Besitzer spielt lautstark   und noch durch das Echo des Torbogens unterstuetzt auf einem Dudelsack. Der arme Hund liegt mit angeklappten Ohren brav daneben. Der muss definitv schwerhoerig sein. Ueberall gibt es Hotels. Aber es gibt natuerlich auch schoene, alte Haeuser und grosse Gebaeude zu bewundern. In einem ist ein Hotel untergebracht. Auf einem Schild steht irgendwas mit “…..catholikas” (oder so aehnlich) und wir mutmassen natuerlich gleich entsprechend amuesiert, dass in dieser Nobelherberge wohl nur glaeubige Katholiken willkommen sind. Das sind aber reine Unterstellungen und die Ergebnisse unserer fantasievollen Interpretationen. Wir muessen das nochmal gugeln, um den wahren Hintergrund zu pruefen :-).

Stab und Muschel - sogar hier in den alten Markthallen

Überall findet man die Pilger-Insignien: Stab und Muschel - sogar hier in den alten Markthallen

Zeitig verabschieden wir uns - nicht ohne den obligatorischen Panaderia-Besuch - in Richtung Bushaltestelle und entsprechend zeitig sind wir nach einer weiteren Bus-Sightseeing-Fahrt ins Umland von Compostella am Flughafen. Da unser Handgepaeck ins Ryanairsche-Schema passt und nicht aufpreispflichtig

 ist, koennen wir direkt durch die Kontrolle und muessen nicht erst noch am Schalter anstehen. Natuerlich bekomme ich wieder eine Sonderbehandlung und darf mich nach einem Piepen beim Durchlaufen des Kontrollkastens erstmal abtasten lassen (von einer Dame :-( ) und dann auch noch meine Waldbrandaustreter namens Fuesse einen nach dem anderen auf einen Fusskontrolleur stellen. Der sagt dann aber immer brav “o.k.” und ich darf mir meinen Guertel wieder umbinden und auch den Rest meiner Habe samt Werner einsammeln. Der musste natuerlich nicht auf den Stepper! Als Drogenkurier scheide ich ab sofort fuer immer und ewig aus: ich werde garantiert kontrollier!

Weiter gibt es nicht so viel zu berichten: an Bord gehen, Sitzplatz relativ weit vorne bekommen, mitreisende Passagiere begafft, von den in einer Tour quasselnden spanischen Hintermaennern (und das waren wirklich Maenner und damit ist fuer mich das Vorurteil von den schwatzhaften Frauen ein fuer alle mal vom Tisch!!!) vorm einschlafen bewahrt, allen Versuche der Dauer-Verkaufsveranstaltung des Ryan-Air-Personals, etwas ueberfluessiges aus der angepriesenen Produktpalette zu erweben, widerstanden und schliesslich 30 Minuten zu frueh!!1 (ja liebe Bahn, sowas gibt es auch!) auf dem Flughafen Hahn gelandet. Unser persoenlicher Chauffeur, mein lieber Sohn, muss maechtig Gas geben, damit er uns nicht allzulange warten laesst. Dann Abendessen  (endlich wieder mal ein richtig leckeres Schnitzel!) mit der Familie im Café Rosenberger in Ruedesheim, erzaehlen, Hugo trinken, Fotos zeigen….Werner verzieht sich ins Bett, der Tag war aufregend und anstrengend. Und ich folge jetzt! Und das war jetzt unser letzter Bericht fuer die naechsten 14 Tage! Weiter geht es dann Mitte September, wenn wir wieder auf unserem schwimmenden Zuhause sind.

P.S. weitere Fotos werden in den naechsten Tagen noch eingestellt!

Abschied vom Schiff

Komisches Gefuehl: den ganzen Tag puseln wir auf dem Schiff rum, holen das Schlauchboot aufs Deck, spannen eine Plane, verzurren hier, loesen dort und versuchen, unser Schiff zu wappnen fuer 14 Tage Alleinsein. Gar nicht so einfach und auch nicht einfach fuer uns oder besser: fuer mich. Unser vorerst letzter Tag an Bord wird uns durch Sonnenschein und angenehme Temperaturen versuesst oder auch schwerer gemacht - je nachdem. Vor allem, da die Prognosen aus Deutschland Wettertechnisch lauten: Regen und Temperaturen max um 20°C.

Ich noetige den Skipper noch zu einer Suesswasserspuelung unseres Aussenborders. Da a) der Skipper diesem Plan extrem unwillig gegenueber steht und wir b) kein geeignetes Behaeltnis haben, um den Aussenborder darin sein Suesswasserbad nehmen zu lassen, wird dieses Vorhaben relativ schnell und mit unbefriedigendem Ergebnis beendet. Werner ist der Meinung, das sei Quatsch fuer die 14 Tage. O.k. dann schmeissen wir den einen AB halt bald weg, schliesslich haben wir ja noch einen zweiten im Werkraum. Moser, maul, mecker. Fazit: der Skipper hat nasse Shorts und ein ebensolches Shirt, das Schiff ist mehr oder weniger geduscht und der Aussenborder haengt noch genauso am Heck wie vorher.

Unser Liegeplatz fuer die naechsten 14 Tage -ganz hinten der alles ueberragende Mast einer 60-Fuss Yacht

Unser Liegeplatz fuer die naechsten 14 Tage -ganz hinten der alles ueberragende Mast einer 60-Fuss Yacht

Am Spaetnachmittag vertreten wir uns nochmal die Fuesse und laufen in den naechsten Ort. Fuer einen Besuch der naechsten Panaderia gehen wir ja Meilen!Entlang der stark befahrenen Strasse geht es mit immer wieder schoenen Ausblicken auf die Ria de Vigo. Fussgaenger oder gar Fahrradfahrer sind hier aber absolut die Ausnahme. Oberhalb des Klaerwerks ist ein Haus, nein kein Haus: eher eine Ruine, zu verkaufen. Welcher unverbesserliche Optimist glaubt denn ernsthaft, diese Huette, ohne Dach und ohne Fenster mit Blick aufs Klaerwerk (vom Geruchserlebnis ganz zu schweigen) und eingebunden zwischen stark

Wer kauft denn sowas?

Wer kauft denn sowas?

befahrener Landstrasse und Autobahn, tatsaechlich gegen Zahlung von Euros an den Mann oder die Frau bringen zu koennen???????Neben der Strasse im frisch und ordentlich gemaehten Randstreifen ist allerlei Zivilationsmuell zu bewundern. Unglaublich, was hier alles aus Autos geworfen wird, ob das in Deutschland wohl auch so aussieht??  Wir laufen unverdrossen weiter, an einer grossen Fabrik (bestimmt irgendwas mit Fisch)  vorbei, passieren eine Repsol-Tankstelle und sind auch schon im Ort (der Name ist mir grad wieder entfallen)….  Ein kleiner Supermercado und eine Panaderia. Die Bars und Restaurants sind eindeutig in der Ueberzahl, genau wie die Viveros in der Bucht. Werner beaeugt fasziniert einen Tieflader auf einer Art Werfgelaende in der Naehe der Marina. Eine Besichtigung des Yachthafens bestaetigt uns: wir haben die richtige Wahl getroffen und sind in San Adrian de Cobres wirklich gut aufgehoben mit unserem Schiff. Hier vorne in der eigentlichen Ria de Vigo blaest der Wind schon ganz anders und an der Steganlage ist erheblich mehr Bewegung. Von irgendwoher muendet ein kleiner Fluss/Bach in der Ria und eine ganze Schar Moewen nutzt diese Stelle fuer ein Bad oder ausgiebiges Trinken. Das habe ich so in der Form bislang noch nicht beobachten koennen und bin entsprechend fasziniert.

Trink- und Badestelle fuer die Moewen

Trink- und Badestelle fuer die Moewen

Wir stellen fest, dass von hier aus ein Bus nach Vigo faehrt. Wie hier anscheinend ueblich, sind aber keine Abfahrtszeiten an der Bushaltestelle angebracht. Zu Fuss geht es zurueck nach San Adrian de Cobres. Werner zieht anscheinend die Aussicht auf ein Cerveza und ein leckeres Abendessen in der Casa Aurelia, einem Lokal oberhalb des Hafens. Jedenfalls duest er mit seinen langen Haxen im Stechschritt voraus. Kein Wunder, dass sein Fuss schon bald wieder dick wird und schmerzt. Ich habe echt zu tun, hinterher zu kommen. Zwei Kreisverkehre spaeter (bei dem 2. fragen wir uns allerdings, wofuer der gut sein soll, da es nur in den Kreisel rein und auf der anderen Seite wieder raus geht….) sehen wir schon wieder “unseren” Hafen, den alles ueberragenden Mast der 60Fuss Yacht einige Plaetze neben uns und das verheissungsvolle Schild der Casa Aurelia. Schnell nochmal ein Blick auf den gelben Zettel mit den Abfahrtszeiten an der Bushaltestelle. Wir stehen wohl sicherheitshalber leiber etwas frueher hier. Die Gefahr, dass wir den einzigen Bus, der von hier nach Pontevedra faehrt zu verpassen, scheint uns ansonsten zu hoch! Bliebe im Worstcase noch das Taxi.

Im Restaurant essen wir galizische Fleischspezialitaeten, mein georderter Vino Ribeiro Casa fuer 4 Euro stellt sich als komplette Flasche heraus. Ich war von einem Glas oder einer kleinen Karaffe ausgegangen! Nach dem guten Abendessen muessen wir nur noch einige Meter bergab Richtung Hafen wackeln. Die zurueck gelegten Kilometer und der Ribeiro ziehen ordentlich an meinen Knochen. Im Hafen machen wir noch die Bekanntschaft mit einer Familie aus Polen. Die sind mit ihrer Van de Stadt 40 namens Pingo gerade hier eingelaufen und das Schiff bleibt ueber Winter hier, waehrend die Familie wieder zurueck nach Polen fliegt. Geld verdienen fuer den naechsten Trip. Da im Hafenbuero niemand mehr ist, sind sie ganz dankbar fuer die Ueberlassung unserer Zugangskarte, damit sie die Duschen noch nutzen koennen. Wein- und glueckselig nach einem schoenen Tag und ebensolchen Abend sitze ich jetzt hier an Bord und schreibe dies hier. Die Kuchenbude ist aufgebaut, Werner reicht mir ein Blaetteteigstueckchen (warum fahren die Baecker nur alle so auf Blaetterteig ab???) und angesichts der Tatsache, dass wir morgen frueh um 6 Uhr aufstehen muessen, gehe ich jetzt wohl besser ins Bett!

Hier wird es die naechsten 14 Tage keinen Eintrag geben! Schliesslich geht es hier ja um unsere Reise und um unser Leben auf und mit dem Schiff. Ab dem 14.9. sind wir aber wieder zurueck an Bord und werden dann auch wieder berichten.

Vorbereitungen

Vorletzter Tag an Bord. Heute frueh haben wir erstmal einen Bankautomat gesucht, um unsere Liegegebuehren hier bezahlen zu koennen. Denn: nur Bares ist Wahres, lautet hier die Devise :-) Immerhin gab es ca 3 Kilometer weiter eine Bank mit funktionierendem Automaten. Und auf dem Rueckweg haben wir es tatsaechlich doch auch geschafft, ein Stueck mit dem Bus zu fahren. Der nette, englischsprechende Busfahrer und zwei spanische Senoras haben sich sehr bemueht, uns mitzuteilen ,dass wir am Donnerstag ca. 8:30 auch mit einem Bus nach Pontevedra und von dort dann mit einem anderen nach Santiago de Compostella fahren koennen. Das wird sicherlich nochmal etwas abenteuerlich. Heissen die Orte hier im Sprachgebrauch doch teilweise etwas anders, als wir von irgendwelchen Schildern oder aus gedrucktem Informationsmaterial her kennen.

Zurueck an Bord (nicht ohne das obligatorische Baguette gekauft zu haben) bezahlen wir erst die Rechnung, putzen etwas an unserem Schiff rum und verholen an unseren endgueltigen Liegeplatz. Jetzt geht es ans Waesche waschen. Da es in der Marina keine richtige Waschmaschine gibt, muss unsere Mini-Maschine an Bord herhalten. Etwas langwieriger (vor allem das auswringen der Teile, die naechste wird mit Schleuderfunktion angeschafft!), aber mit Geduld und Muckis kriegen wir alles auf die Leine. Den Rest muessen jetzt Sonne und Wind erledigen. Schlauchboot trocken legen vom Regenwasser der letzten Nacht, zusaetzliche Leinen spannen, Geraete abmontieren die mit nach Hause genommen werden sollen…..der Tag vergeht wieder ratzfatz. Ueber allem haben wir wieder blauen Himmel und Sonnenschein. Der Skipper ruht jetzt erstmal, voellig geschafft vom Fussmarsch und den sonstigen Aktivitaeten. Dabei lechzte er schon um die Mittagszeit nach einem gezapften Cerveza auf der Terrasse der Hafenbar.

Komisches Gefühl, das Schiff jetzt hier 14 Tage zurueck zu lassen und nach Hause zu fliegen….wo doch unser “Zu Hause” hier ist, an Bord……

Jetzt ist die Waesche fast trocken. Zur Sicherheit kommt sie unter Deck. Denn hier haben wir Nachts doch eine recht hohe Luftfeuchtigkeit und alles ist morgens mit dicken Tautropfen bedeckt und fuehlt sich klamm/feucht an. Dem Skipper ist die Pizza nicht so gut bekommen, er fuehlt sich baeh und bedarf dringend einer Fussmassage. Kaum sind die Lebensgeister wieder erwacht, hofft er auf ein paar Tapas in der Hafenbar. Aber ob wir da jetzt nochmal hin dackeln. Andererseits: morgen wollen wir definitiv frueh zu Bett, damit wir den Bus nicht verpennen.

Irgendwie komisch: kein Ankerlicht anmachen, keine Kontrolle ob wir noch an Ort & Stelle liegen, der Anker haelt. Stattdessen Hundegebell und Kirchenlaeuten, das Schiff liegt absolut ruhig, Autos fahren auf der Strasse entlang, die Fischer kommen zurueck und machen an der Mooring fest. Von der Yacht gegenueber kommen die Eigner ebenfalls von einem Heimattrip zurueck, mit mehren Transportwaegen voll gepackt mit allerlei. Haben die das alles im Flugzeug transportiert? Die muessen einen Container gemietet haben! Roberta & Jeff, die mit ihrer Wauqiez schon seit letztem September hier liegen. Ihnen ist alles weiter suedlich zu warm und sie finden es hier einfach ideal und wunderschoen. So hat eben jeder seine Vorstellungen. Obwohl: ich glaube, wenn wir nichts am Deck zu arbeiten haetten, koennte es gut sein, das wir hier in Galizien auch haengen bleiben wuerden ueber den Winter. Andererseits zieht es uns halt doch noch in die Waerme.

Aber jetzt zieht es uns erstmal in die Koje….oder doch in die Bar?? Wir muessen das erst noch ausdiskutieren glaube ich :-))

Islas des Cies und San Adrian de Cobres - Ria de Vigo

Nachdem der gestrige Abend mit einem tollen Sonnenuntergangs-Himmel

Die Ria de Vigo im Sonnenuntergang

Die Ria de Vigo im Sonnenuntergang

 zu Ende ging, werden wir heute frueh vom Brummen der Motoren geweckt. ‘Ja sind denn schon wieder die Faehren mit den Sonnenhungrigen Inselbesuchern unterwegs??’ Weit gefehlt, die fleissigen Fischer haben unser Boot umzingelt und legen ihre Netze aus. Einer ist in einem kleinen offenen Boot unterwegs, gewandet in einen Neoprenanzug und geht nach allerlei Vorbereitungen und dem Start eines Kompressors auf Tauchstation. Der Wind hat etwas zugenommen, weht auflandig. Wir paddeln mit dem Schlauchboot an Land. Ist ja nicht weit. Das Schlauchboot wird muehevoll durch den weg rutschenden Sand ueber die Hochwasserlinie gezogen (hoffen wir zumindest) und dann geht es auf Inselrundgang. Werner murrt, weil ich darauf bestehe, erstmal am Strand lang zu laufen.

Erste Spuren im Sand - Islas des Cies

Erste Spuren im Sand - Islas des Cies

 Er findet das absolut doof und will lieber Richtung Holzstege, Wald und Haeuser. Im Sand sind die Spuren der Moewenfuesse und ihre Liegeplaetze abgezeichnet. Spaziergaenger oder Sonnenhungrige sind noch keine da, die den Geiern ihren Platz streitig machen.   Vorbei an altem, verfallenen und von Moewen besetztem Gemaeuer laufen wir einen Pfad, der leicht bergauf fuehrt. Es duftet nach Kraeutern, ganz dezent nach Eukalyptus. Die den Duft produzierenden Baeume sind beeindruckend gross und haben eine ganz hellbraune, glatte und doch strukturierte Rinde.

Eukalyptusbaeume auf der Íslas des Cies

Eukalyptusbaeume auf der Íslas des Cies

 Der Weg besteht aus einer Art Bruchsteinpflaster und am Rand sind Betonplatten verlegt. Wie aufwendig! Wir kommen zu den Haeusern, die wir von schon vom Schiff aus gesehen haben: eine Informationsstation, das Restaurant des Campingplatzes (jawohl, es gibt hier mindestens einen, wahrscheinlich sogar zwei, Campingplaetze!), ein, zwei Wohnhaeuser und noch eine Bar.

Blick von der Terrasse einer Bar auf unser Schiff

Blick von der Terrasse einer Bar auf unser Schiff

 Verhungern und verdursten kann man hier jedenfalls nicht. Ein kleiner Traktor bringt gerade Nachschub zu einem Lokal und die ersten Faehren spucken schon ihre Ladung aus. Ein Steinwall trennt das Meer von einer Art Binnensee, der aber noch vom Ebbe und Flut mal geleert, mal gefuellt wird und zum Naturschutzbereich gehoert. Viele Jugendliche und Familien sind hier unterwegs, einige wohl auch um hier im Naturschutz zu arbeiten. Nach einem Cafe Americano im Mensa-aehnlichen Restaurant geht es zurueck zum Schlauchboot, das jetzt tatsaechlich nur knapp oberhalb der Wassergrenze liegt. Rein geht also bedeutend einfacher wie raus! Dafuer geht das zum Boot paddeln bedeutend schwerer, weil ja auflandiger Wind!! Und ich bin noch nie gepaddelt, schon gar nicht mit einem Schlauchboot. Dementsprechend anstrengend finde ich die ganze Aktion, gebe aber alles und irgendwie schaffen wir es doch noch, am Schiff anzukommen. Ich hatte allerdings ernsthaft ueberlegt, einen Fischer um Schlepphilfe zu bitten oder bei der neu hinter uns ankernden franzoesischen Yacht um Asyl zu bitten :-) Da mir aber beides die Gunst des Skippers wahrscheinlich dauerhaft verscherzt haette, lasse ich es bleiben, werfe mich stattdessen vehemnt aufs Paddel bzw. ziehe dieses schwungvoll durchs Wasser. Ohne Ruecksicht, ob wir nach rechts oder sonstwohin tendieren. Hauptsache, vorwaerts! Mein linker Arm quittiert den Einsatz mit leichtem Schmerz, der aber rasch vergeht. Trotzdem waeren wir wohl ohne die Steuerkunst des Skippers Gott-weiss-wo angelandet, aber definitiv nicht an unserem Schiff! Paddeln zum vorwaerts kommen geht wohl, aber mit der Richtung habe ich es nicht so.

Kurz bevor wir Ankerauf gehen, kommt die Bordfrau der franzoesischen Yacht im Beiboot bei uns laengsseits und offeriert uns frisch gefangene Fische. Sie selbst kann keinen Fisch mehr sehen und ist hoch erfreut, als wir 4 Fische gegen Tomaten, Zitronen, Zwiebeln eintauschen. Wir bekommen dann auch gleich noch gezeigt, wie man die Viecher ausnimmt….tot sind sie ja zum Glueck schon. Also das ist was, da muss ich mich erst noch dran gewoehnen. So wie sie das macht, sieht es ganz easy aus. Mal sehen, wie das dann bei uns wird. Aber wahrscheinlich fangen wir gar keinen Fisch ;-)) und es werden uns auch nur die Koeder geklaut!

Als wir dann endlich loskommen, stellt Werner fest, dass ich es mit meiner immensen technischen Begabung  geschafft habe, die Einstellungen im Navigationsrechner zu elminieren. Mit dem Ergebnis: no GPS, no AIS-Signal! Bis er aber dahinter kommt, werden erst diverse Runter- und wieder Hochfahr- sowie Reset-Versuche gestartet. Alle erfolglos. Zur Sicherheit kommt dann jetzt das Backup-System auf dem Toughbook Laptop zum Einsatz. Immerhin haben wir hier, dank spezieller GPS-Maus, ein GPS-Signal und unser Schiff wird angezeigt. Mitten in der Bucht von Vigo hat der Skipper aber auch das Problem des Hauptrechners erkannt und behoben, alle Systeme laufen wieder zur vollen Zufriedenheit. Wir sind doch lernfaehig: ich jedenfalls werde tunlichst die Finger von dem fest eingebauten Teil lassen! Der mag mich definitiv nicht.

Bei Sonnenschein und relativ wenig Wind tuckern wir die knapp 14 SM durch die Bucht von Vigo. Es gibt viel zu gucken und wir sind schon etwas verbluefft, dass a) niemand irgendwo ankert und b) die Yachthaefen irgendwie recht klein wirken. Dann wird die Bucht schmaler und es geht zwischen unzaehligen Viveros und unter der Autobahnbruecke durch. Hier hoert unsere elektronische Karte tatsaechlich auf! Wir fahren an weiteren Viveros vorbei, beobachten argwoehnisch das Echlot und wenden uns nach links, Richtung Marina. Um 16:30 haben wir unser Ziel erreicht und gehen fuer diese Nacht erstmal aussen am Steg laengsseits. Morgen wird der fuer uns vorgesehene Platz innen frei und wir muessen dann nochmal verholen. Hier hinten sind nur kleinere Orte, die knapp unterhalb der Autobahn liegen. Aber es ist absolut ruhig und geschuetzt. Ganz dicht neben uns machen einige Fischerboote an ihren Moorings fest. Die Marina-Mitarbeiter sind sehr freundlich und hilfsbereit, alles ist Kamera-ueberwacht und wir haben ein gutes Gefuehl dabei, das Schiff hier zurueck zu lassen. Ca 10 Minuten entfernt gibt es sogar einen kleinen Supermarkt und einige Lokale sind auch schnell erreichbar. Auch hier im Hafen gibt es eines, das allerdings hat heute geschlossen. Aber im Ofen brutzeln ja auch unsere selbst-getauschten Fische, in der Pfanne obendrauf die restlichen Bratkartoffeln von gestern.

Der Himmel zieht sich zu und zeigt sich in gewittrig-schwefligem Gelb.

Kurz vor dem Regen - Ria de Vigo

Kurz vor dem Regen - Ria de Vigo

Aber es regnet nur. Kein Windhauch regt sich, das Wasser ist absolut ruhig. Nur als eine Motorjacht unter Volldampf ganz dicht an den Stegen vorbei jagt, wird es unruhig. Ob der wohl Prass hat auf die neue Marina? Da waren ja selbst die Fischerboote ruecksichtsvoller unterwegs. Unter unserem Kiel haben wir noch 4,20 Wasser, dementsprechend ist die Kulisse an Land: ueberall gucken Steine raus. Trotz einer Art Moewenabschreckung in Form von Metallbuegeln ueber den Stegen und dazwischen gespannten Draehten watscheln die Geier ueber die Stege und beaeugen alles neugierig. Und jetzt donnert es tatsaechlich doch noch. Unser erstes Gewitter hier in Spanien. Donneraehnliches Grollen haben wir ja schon oefter gehoert. Aber entweder ruehrte es vom Brandungsrauschen her oder die spanischen Militaers machen gerne und ausgiebige Schiessuebungen. So ganz schluessig sind wir uns in dem Punkt noch nicht. Aber das jetzt ist eindeutig ein Gewitter, mit Blitz und allem, wenn auch noch etwas entfernt. Trotzdem werde ich mich jetzt in unsere kuschelige Kajuete zurueck ziehen, hier oben wird mir das jetzt doch zu ungemuetlich :-)

Die Meerseite der Islas des Cies - die Felsen beeindrucken uns sehr

Die Meerseite der Islas des Cies - die Felsen beeindrucken uns sehrVor Anker

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