Tages-Archiv 2. August 2012

Roscoff

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Um halb neun wirft uns das Telefon aus der Koje. Und wenn wir schon mal hoch sind, kann man ja mal gucken, wie das denn ueberhaupt im hellen so aussieht. Wo gestern noch meterhohe Bollwerke von Mauern aufragten, ist jetzt - bei fast noch Hochwasser - kaum noch etwas davon zu sehen. An Land die typisch bretonischen Felsformationen. Anmelden, bezahlen, Duschen, Fruehstueck. Mit einem Stadtplan bewaffnet zockeln wir nach Roscoff. Vorbei am Faehrhafen durch Wohnstrassen kommen wir relativ schnell an den Stadthafen. Und da kommt mir alles bekannt vor: der Leuchtturm, der trocken gefallene Hafen, die kleine Kapelle auf dem Huegel: hier war ich schon! Nein, nicht in einem frueheren Leben…oder irgendwie doch….vor genau 10 Jahren waehrend eines Bretagne-Urlaubs hab ich das alles schon gesehen. Und es hat sich nicht veraendert! Und trotzdem entdecke ich heute noch neue Strassen, neue Aus- und Einblicke. Roscoff ist ein wirklich wunderschoenes, altes Staedtchen mit nur wenig Bausuenden. Das Stadt- und Strassenbild (insbesondere im Zentrum bzw. am Hafen) wird gepraegt von den so schoenen, typisch bretonischen Steinhaeusern, die uns immer wieder neu begeistern. Auch wenn sich Restaurant an Restaurant und Andenkenladen an Andenkenladen reihen, hat es sich seinen Charme bewahrt. Der eigentliche Hafen, in dem auch noch Fischer ihre Boote liegen haben, faellt komplett trocken. Die Schiffe liegen dann im Schlick wie gestrandete Fische oder lehnen sich, muede wirkend von der harten Arbeit auf dem Meer, an die Kaimauer. Bis das Wasser wieder zurueck kommt, alles so aussieht wie man es von einem Hafen erwartet und die Fischer wieder ihrer Arbeit nachgehen koennen. Ueberall in Roscoff findet man Fotos und Informationstafeln ueber die Reise der Segelyacht “Tara” - ein Expeditionsschiff, auf dem Forschungen ueber Plankton gemacht wurden. Ein beeindruckendes riesiges Schiff! Sobald wir wieder Internet zur Verfuegung haben, werden wir uns nochmal genauer ueber diese Reise informieren. Immer wieder schauert es: Regenjacke an, Jacke aus. Wir koennen uns nicht entscheiden, ob wir hier im Ort in ein Lokal gehen oder in eines, das am anderen Ende des Hafens liegt. Wir entscheiden uns fuer letzteres, stiefeln zum anderen Ende von Roscoff und: stehen vor verschlossener Tuer! Komisch, vorhin sassen da Leute drin. Nochmal zurueck, nee kommt nicht in Frage. Also den Berg wieder hoch Richtung Hafen und den Supermarch? suchen. Dreimal halten wir an und fragen Einwohner nach dem Weg zum Ort unserer Wuensche. Dreimal wird erstaunt gefragt, ob wir zu Fuss da hin wollten und dreimal wird uns angeboten, uns dorthin zu fahren!! Wir sind baff vor soviel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft! Tapfer stiefeln den Berg hoch und wieder runter und dann sind wir am Ziel! Werner findet diesen Markt zwar doof, aber die Aussicht, noch 4 Kilometer per pedes zum Leclerc zu latschen oder als Alternative zurueck ins Zentrum von Roscoff um von dort mit dem Bus nach St. Pol de Leon zu fahren….schreckt in ab und bringt ihn dazu, doch hier einzukaufen. Der Geschmack der erworbenen Bratwuerste versoehnt ihn dann spaeter auch etwas mit den hohen Preisen fuer manche Getraenke und Lebensmittel. Aber ganz ehrlich: muessen wir Cola kaufen?? Bepackt mit unserer Beute geht es wieder zurueck ans Schiff, jetzt muessen wir nur noch einen kleinen Berg hoch, der Rest geht bergab. Zeit, um unsere Erfahrungen von letzter Nacht zu besprechen. Manoeverkritik nennt man das wohl. Aber wir sind jeder “nur” selbstkritisch. Und so ist es auf jeden Fall eine konstruktive Kritik. Der Jachthafen ist noch eine einzige Baustelle, es wird noch schwer gebaggert und geschoben. Duschen etc. sind in provisorischen Containern, auf den Stegen gibt es keinen Strom. Dafuer zahlen wir auch nur den halben Preis. Da kann man das schon mal in Kauf nehmen. Gegen Abend kommt ein Schiff mit dem mir sehr bekannten Namen “Altrhein” in den Hafen. Tatsaechlich: auch der RYC Stander weht unter der Saling. Ob das die mir bekannten Margret und Erich Lutz sind? Aber irgendwie sieht das Schiff anders aus, wie die mir aus der R?desheimer Zeit vertraute Altrhein…wir werden noch einen Besuch abstatten und sehen, wer an Bord ist. Die Seglerwelt ist doch klein!

Seltenheitswert

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Der Skipper hat darauf bestanden, dass ich auch mal fotografiert werden muesse. Also hier nun das Ergebnis, das wir euch keinesfalls vorenthalten moechten ;-) Das, was ich allerdings als Text dazu schreiben sollte, auf Geheiss des Fotografen, enthalte ich euch wohl vor. Das soll er mal schoen selbst zu Papier bringen, das war naemlich typisch Nagel-frech :-)