Monats-Archiv April, 2015

Lay Day

Die Antigua Classic Week hat einen Ruhetag, den sogenannten Lay-Day. Der wird am Pidgeon Beach celebriert. Und da wir schon lange mal zu diesem Strand wollten, ist heute DIE Gelegenheit. Im Ankerfeld findet eine Regatte kleinerer Boote statt, am Strand werden Spiele veranstaltet, es duftet ueberall nach gegrilltem Fleisch, die Menschen stehen im Badewannentemperierten Wasser herum, schwimmen, spielen, hopsen auf einem Schwimmtrampolin oder sitzen im Schatten der Baeume und gucken den Regattabooten oder anderen Strandbesuchern zu. Dazu droehnt aus dem VIP-Zelt die Erlaeuterung zum Rennverlauf und von rechts wummert uns Musik aus einem Boxenturm in die Ohren. Karibik wie wir sie moegen und kennen. Es ist einfach herrlich, eine traumhafte Kulisse, Genuss pur. Den Rest erzaehlen die Fotos, die man unter diesem Link anschauen kann(auch wenn der Kaeptn stoehnt: “schon wieder auf Facebook Fotos gucken!”) ;-)


https://www.facebook.com/media/set/?set=a.835995313116365.1073741898.194932657222637&type=1

Regattawoche

Antigua, Regatta, Party. Eine Veranstaltung jagt die Naechste. Ueberall gibt es Livemusik, in den Bars, auf den extra fuer die Regatta Woche aufgebauten Buehnen. Steelmusic live am Sonntagabendbei Shirley Heights Lookout oder vielleicht doch die US-Band im Mad Mongoose? Oder mal eben noch im Nelsons Dockyard vorbeischauen, was da auf der Buehne geboten wird? Stimmgewaltig scheint die auftretende Claudette Peters & Taxik jedenfalls zu sein, begleitet und beschwingt sie uns doch fast den ganzen Weg von Shirley Heights herunter.

Montag Abend dann Reggaemusic (Tribute to Bob Marley) im Presidente Biergarten vorm Clubhaus des Antigua Yacht Clubs. Da wird die Bordfrau lebendig und wackelt mit allen zur Verfuegung stehenden Koerperteilen. Das ist mein Rhythmus, definitiv! Der Skipper schwaechelt leider etwas, es ist aber auch sowas von warm geworden in den letzten Tagen. Kaum Abkuehlung, selbst am Abend nicht. Sogar das Wasser in unserer grossen Badewanne erscheint mir nicht mehr so kalt beim ersten Eintauchen.

Wir treffen unsere kanadische Freundin wieder. Heute war Strandtag. Alle Straende Antiguas wurden abgeklappert. Und das sind einige. War die junge Dame schon immer so klein?? Schon ist sie weiter gewuselt, was zu trinken besorgen. Wir wundern uns ueber die vielen statisch dasitzenden und –stehenden Locals. Die sind doch sonst bewegter wenn Musik im Spiel ist. Da, endlich kommt Bewegung in eine Tischgruppe schon etwas aelterer Damen und Herren. Geht doch. Die Sponsoren, Johnny Walker an vorderster Front, verteilen Giveaways von der Buehne herunter waehrend die Band namens Hardcore weiterhin Bob Marley Songs interpretiert und dabei immer mal wieder kurze Aussetzer hat. Gar nicht so einfach, den richtigen Ton zu treffen.

Kurze Zeit spaeter steht unser Ankernachbar von der Skook (Heimathafen Wiesbaden weil da ein Schiffsregister ist) vor uns. Der berichtet von seinen Regattaerlebnissen. Als Crewmitglied auf einer 53 Fuss Yacht nimmt er aktiv am Geschehen teil. Nur knapp haben sie das Treppchen verfehlt, gesegelte zwei dritte Plaetze lassen sie nach irgendwelchen Berechnungen hoch und runter, hin und her, letztendlich auf Gesamtplatz 4 landen. Grosse Enttaeuschung. Wieviele Boote starten denn in eurer Klasse? Verlegenes Schmunzeln: ganze 5. Na immerhin, haetten weniger sein koennen.Bei zwei Races pro Regattatag freut er sich schon auf den Lay Day am Pidgeon Beach.

Dienstag Riesenspektakel mit Eintrittskarten fuer 30 USD im Nelsons Dockyard — oder doch lieber ins Mongoose oder die Bar nebenan? Viele der Segler finden es dort gemuetlicher, vor allem wenn der lokale Rum namens English Harbour gratis ausgeschenkt wird. Und irgendeinen Anlass fuer solche Specials findet man im Mongoose offenbar derzeit immer.

Mittwoch dann = Lay Day und Beach Party. Keine Regatten, dafuer Musik (oberwichtig), Spiel, Sport, Spass, Gegrilltes und kaltes Bier am Pidgeon Point Strand. Den koennen wir vom Boot aus sehen und wollten eh mal hin. Diiie Gelegenheit also. Die Veuve Clicquot Sunset Party mit Champagner und Canapees wird dann leider auf uns verzichten muessen, bei einem Ticketpreis von 65 USD pro Kopf hoert unsere Vergnuegungssucht aber sowas von auf.

Dazwischen wird die Bilgepumpe repariert (Kabel abgerissen), die Bilge sauber ausgeputzt, Budget Marine heimgesucht, Sprit fuer den Aussenborder geholt, Brot gebacken (sowas von lecker, der Baeckerbub hat sich dieses Mal selbst uebertroffen!), die Nachbarn sowie die aus- und wieder einlaufenden Regattateilnehmer beobachtet und geflucht ueber das viele Geschaukel bei dem Suedwindschwell. Einkaufen muessten wir auch nochmal und was kochen wir heute?? Ein diesig-blauer Himmel haengt wolkenlos ueber uns, die Sonne bretzelt gnadenlos runter. Eine leichte Brise weht die einsetzende Schlaefrigkeit leider auch nicht davon. Na, ist ja auch Zeit fuer einen Mittagsschlaf. Wenn man schon um 4 Uhr in der Frueh aufsteht, weil man mit Deutschland telefonieren und Arzttermine vereinbaren muss, da fehlt dann doch was an Schoenheitsschlaf.

Shirley Heights

Shirley Heights

In English Harbour liegt die Pier wieder verlassen, fast alle Schiffe sind zum ersten richtigen Race der Antigua Sailing Week ausgelaufen. Die Wassertaxis draengeln sich an der Pier und wir werden sofort uebergesetzt. Die Fahrt geht quer ueber die Bucht zum Strand der Galleon Beach. Von hier aus schlaengelt sich ein sog. Trail den Berg hinauf zu Shirley Heights Lookout. Der Einstieg ist gut beschildert und wir nehmen die Steigung hochmotiviert in Angriff. Wenige Meter spaeter rast mein Puls, mein Herzschlag trommelt ein „Du bist bekloppt, Du bist bekloppt“ und ich frage mich wieder einmal, wer eigentlich auf diese bescheuerte Idee kam ….. Selbsterkenntnis, zu spaet, jetzt gibt es kein zurueck mehr und die Uhr kann man auch nicht mehr zurueck drehen. Wir sind jetzt, um halb elf, eindeutig schon zu spaet dran. Backofenhitze staut sich zwischen den niedrigen Baeumen und Hecken. Wandern unter Saunabedingungen. Von oben kommt uns ein Paar entgegen, macht uns Platz und nimmt mir die Gelegenheit, einen Boxenstopp einzulegen. Ob es noch weit ist nach unten wollen sie wissen. Nein, sie sind gleich da. Leider koennen sie uns nicht mit einer solchen Auskunft troesten. Es sei schon noch ein ganzes Stueck Weg bis zum Lookout. Mitleid steht in ihre Gesichter geschrieben. Nutzt nix, weiter. ‚Wer von uns hatte eigentlich mehrere Herz-OP’s, Bypaesse und den ganzen Kram???‘ Werner stiefelt vorneweg, schnauft lange nicht so wie ich, ist aber trotzdem ueber eine Trinkpause froh. Im Schatten, moeglichst mit einer kuehlenden Brise. Davon gibt es hier leider wenig. Ich muss mich setzen, was mir nicht ganz so gut bekommt. Beim hochkommen veraendert sich meine Farbwahrnehmung, irgendwie flimmert alles vor meinen Augen. Tiiiiief durchatmen und den festen Vorsatz fassen, jeden Morgen 30x ums Schiff zu schwimmen und in Deutschland jeden Tag laufen zu gehen. Sooo geht das jedenfalls nicht weiter!

Weiter geht es aber schon noch und mit einigen Stopps (man muss ja schliesslich die Landschaft und Pflanzenwelt bewundern und fotografieren) ist das Ziel erreicht: vor uns tauchen die Gebaeude von Shirley Heights auf. Die anno 17hundert zu einem Fort gehoerten und ganz andere Verwendungszwecke hatten wie heutzutage. Das ehemalige „Guard House“ dient heute als Bar-Restaurant. Holzbauten und schattenspendende Daecher ergaenzen die Anlage. Aber sogar die alten Toilettenhaeuser wurden wieder hergerichtet. Etwas weiter die Strasse hinunter stehen die immer noch imposanten UEberreste der einstigen Offiziersunterkunft. Vom Exerzierplatz, der sich hier befand, ist leider nix mehr zu sehen. Friedhof, Wasserzisterne und andere Gebaeude liegen weit verstreut in der Landschaft, die mit sandfarbenem, trockenem Gras und erstaunlich gruenen Bueschen aufwartet. Die Agaven stehen in voller Bluete. Unten, auf dem tiefblauen Meer, ziehen die Regattateilnehmer ihre Bahnen. Scharf beobachtet von George und Brendan, zwei Einheimischen, die sich weitab vom Shirley Heights Touristenrummel ihren Beobachtungsplatz gesucht. George sitzt wie versteinert auf einem richtigen Stein und beobachtet die Segelboote, Brendan graebt derweil unter einem Baum einen kleinen Kaktus aus. Den will er zu Hause im Garten einpflanzen. Mit einem Segelboot um die Welt reisen, das wuerde er auch gern. Seinen Traum leben, das sei doch so wichtig. Was soll ich dazu sagen? Wie wichtig das ist, haben wir oft genug erlebt in den letzten Jahren, bei uns, bei anderen. Und dafuer nehmen wir dann auch alle Unannehmlichkeiten und Widrigkeiten in Kauf. Noch ein wenig fachsimpeln ueber Regattasegeln oder nicht, ueber unsere Reise, woher wir kommen, wo wir waren. Ich mach mich jetzt mal besser auf den Rueckweg, bevor der Kaeptn noch eine Suche anleiert.

Aber der ist weit davon entfernt, sich um mich zu sorgen. Doest im Schatten vor sich hin. Nur noch wenige Besucher sind hier oben und geniessen die fantastische Aussicht ueber die Buchten und einen Teil der Insel. Leider ist es etwas diesig, Guadeloupe und Montserrat versinken im Dunst, sind nicht zu erkennen. Dafuer koennen wir unser Schiff sehen. Ganz klein, ganz weit hinten streckt Madame ihre Nase nach Sueden – wie alle anderen auch. Braves Maedchen.

Aus der Bar dringt Steel Pan Musik. Gefaellt dem Kaeptn, wie die Band wohl heisst? Ich gehe fragen und erfahre auch gleich noch, dass genau diese Band hier live auftritt, ab 16 Uhr. Noch zwei Stunden, die es zu ueberbruecken gilt. Mit einem kleinen Rundgang und etwas doesen an einem der Tische. Es wird betriebsam. Eine Gruppe Frauen wird von einem Taxibus gebracht, laedt unzaehlige Taschen, Tueten und Klapptische aus. Die Verkaufsfront wird eroeffnet. Schmuck und Tuennef wird angeboten. Man kennt sich, haelt ein Schwaetzchen, alles ganz relaxt, keine Hektik. Ein junger Mann laedt derweil die Musikinstrumente von einem LKW, baut auf und fuehrt erste Klangproben durch. Dann ruecken die Mitglieder der „Halcyion Steelband“ an, nehmen ihre Plaetze ein und auch die Touristen stroemen herbei. Vom Grillbuffett ziehen appetitanregende Duefte herueber und ich teste einen Rum mit Gingerbeer. Gute Mischung, in Anbetracht des Heimweges bleibt es bei dem einen. Die Stimmung steigt, es wird getanzt, gewippt und man schwingt die hier feilgebotenen bunten Rasseln im Takt der Musik. Eine bunte Mischung an Volk ist zu beobachten. Jung, alt, blass, gebraeunt. Tanzfreudige und nicht ganz so beweungsfreudige. Ich stelle fest: „Weisse haben eindeutig den schlechteren Groove und bewegen sich nicht so elegant-lasziv wie die Locals“. Ein Mann bietet seine Palmflechtarbeiten an. Und erstaunlicherweise scheinen viele der Besucher in Kauflaune zu sein. Einer der Musiker kommt offenbar zu spaet und wird vom Chef erst geruegt und dann des Platzes verwiesen. Hartes Regiment. Gleich darauf werden auch schon seine Trommeln entsorgt.

Der Stimmung im Volk und der Qualitaet der Musik tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Jungs an den Pans steigern sich noch und die Massen stehen dicht gedraengt. Mittlerweile sinkt die Sonne unaufhaltsam dem Horizont entgegen und ein weiterer Hoehepunkt des sonntaeglichen Spektakels hier auf Shirley Heights Lookout steht an. Obwohl das fuer uns jetzt nicht sooo spektakulaer ist, da haben wir schon eindrucksvollere Sonnenuntergaenge gesehen. Mag aber auch am diesigen Licht liegen. Schoen ist er trotzdem, der Sonnenuntergang aus einer fuer uns doch etwas neuen Perspektive. Schweren Herzens entschliessen wir uns, den Heimweg anzutreten. Dieses Mal und in Anbetracht der fortschreitenden Dunkelheit waehlen wir den 2 Kilometer langen Asphaltweg, der uns dafuer dann aber auch direkt nach Falmouth Harbour bringt. Vorbei an unzaehligen Autos und Taxibussen gehen wir im schwindenden Tageslicht bergab. Geniessen noch letzte Ausblicke auf die Nachbarbucht, sehen ein Stueck des Indian River Verlaufs und die Muendung. Von oben begleiten uns die Steelband Klaenge, von unten droehnt uns die Musik vom Beer-Festival in Nelson Harbour entgegen. Es ist dunkel geworden und wir muessen schon aufpassen, faellt doch der Randstreifen rechts von uns teilweise ganz gut ab. Auch die Beleuchtung laesst zu wuenschen uebrig. Ein Mitfahrangebot schlagen wir aber trotzdem tapfer aus. Immerhin gibt es mittlerweile Strassenlaternen, Haeuser und Hinweisschilder – wir sind auf dem richtigen Weg. „Hoffentlich verfehlen wir den links abbiegenden Weg nicht, dann laufen wir laenger“. Wir verfehlen nicht, schnaufen (schon wieder) einen kleinen Berg hinauf. „Hello“ – „War da wer??“ „Ja, da sitzt einer auf seiner Veranda“ – „Und da vorne rechts, da steht einer“. Ein kleiner Esel kuschelt sich auf dem Randstreifen an einen Zaun und moechte offenbar nur seine Ruhe haben. Noch ein paar Meter, dann haben wir es geschafft und es geht wieder bergab. Unter uns liegen die Lichter von Falmouth Harbour, leuchten die angestrahlten Masten der Megayachten herauf und schaukeln die Sterne des Ankerplatzes ueber dem Wasser.

Absacker im Mad Mongoose. Wir treffen Cindy, die Kanadierin wieder. Mit Schwester und Freund und auf dem Weg zu Shirley Heights. Mit dem Auto und bewaffnet mit einigen Rumpunsch-Bechern. Man weiss ja, was einen preislich dort oben erwartet und wenn es hier im Mongoose den Rum heute gratis gibt …. Shirley Heights, jetzt waren wir also auch dort und koennen mitreden. Und auch wenn wir von einigen hier gehoert haben, dass es zu touristisch, zu teuer und ueberhaupt sei, finden wir: das sollte man gesehen und erlebt haben! Und wenn man ueber den Trail zu Fuss hinauf kraxelt, muss man auch keinen Eintritt zahlen (immerhin 8 USD). Der entfaellt Donnerstags uebrigens auch. Dann allerdings soll es auch deutlich ruhiger zugehen bei Barbecue, Live-Musik und Sonnenuntergang auf Shirley Heights, Antigua.

Verlaufen unmoeglich - der Trail zum Shirley Heights Lookout ist super ausgeschildert

Verlaufen unmoeglich - der Trail zum Shirley Heights Lookout ist super ausgeschildert

Anlegesteg an der Galleon Beach. Hier laesst uns das Wassertaxi an Land
Anlegesteg an der Galleon Beach. Hier laesst uns das Wassertaxi an Land

Schoen gruen und teilweise schattig - der Pfad zu Shirley Heights

Schoen gruen und teilweise schattig - der Pfad zu Shirley HeightsDer Ausblick entschaedigt fuer jeden Schnaufer

Geschafft! Shirley Heights ist erreicht und sowohl English als auch Falmouth Harbour liegen uns zu Fuessen

Geschafft! Shirley Heights ist erreicht und sowohl English als auch Falmouth Harbour liegen uns zu Fuessen

Halcyon Steel Band auf Shirley Heights Lookout

Halcyon Steel Band auf Shirley Heights Lookout

Antigua

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Antigua, DIE Segler-Insel. Eine Regatta nach der naechsten. Livemusik, Party, volle Bars zur Happy Hour aber auch noch danach. Man trifft sich, die Seglerszene verschmilzt mit den Landurlaubern und Einheimischen. Man kennt sich oder lernt sich kennen. Irgendwo ist immer was los, tagsueber und erst recht am Abend. Die Parkplaetze sind voll, Polizisten machen einen Kontrollgang. Dezent grau und eher in Ausgehuniform gekleidet. Waffen und schusssichere Westen sieht man hier keine. Yachten laufen aus, an Deck jede Menge Leute. Regattateilnehmer? Es wird geuebt, auch zwischen den ankernden Yachten. Da schiesst schon mal eine Yacht extrem dicht an unserem Bug vorbei im Bemuehen, die Genua einzurollen.Und die “Grossen” werden von ihren Artgenossen mit lautem Gehupe verabschiedet. Dagegen klingt unser Horn ja doch leicht mickrig.

Wir setzen zur Catamaran-Marina ueber. Kurze Verwirrung: kein Dinghisteg in Sicht. Dafuer unmotiviert aus dem Wasser ragende Betonpfeiler. “No Dinghis” — ach so, das gilt nur fuer den Beleuchtungspfosten. Nebenan strahlt ein kleiner, gepflegter Sandstrand zu uns herueber. Das Wasser allerdings wirkt milchig-tuerkis. Aus der Marinabar wedeln luftige Stoffstreifen, die Korbmoebel sind schon etwas angegriffen, aber einladend. Nix da, erst Muellabladestelle suchen und dann einkaufen.

In einem Garten wird gerade Rasen gemaeht und die Hecken gestutzt. “How are you” — man ist doch am Wohlbefinden seiner Mitmenschen interessiert. “For sale/rent” — USD 120.000 erscheinen uns fuer das zweigeschossige Holzhaeuschen mit einem schoenen Grundstueck drumherum und so nah am Wasser nicht allzu teuer. Da haben wir aber schon andere Preise gesehen beim ortsansaessigen Immobilienmakler. Mietpreise beginnen bei 870 USD pro Woche! Und gehen schnell bei entsprechendem Komfort und –zurueck (wie Pool, mehrere Schlaf- und Badezimmer) auch schon mal ueber die 3000 USD Marke hinaus. Wohlgemerkt: immer pro WOCHE! Die Verkaufspreise fuer solche Objekte sind derart schwindelerregend, die hab ich gleich wieder vergessen. Sind ja leider keine Bolivar. Niederlassungstechnisch erschien uns Antigua bislang jedenfalls als unbezahlbar. Aber es gibt wohl doch auch noch Ausnahmen, man muss nur suchen.

Im Bailey’s Supermarkt (es gibt auch Bailey’s Boatyard und Bailey’s Pflanzenverkauf, sehr geschaeftstuechtige Familie wie uns scheint) steht ein Brotkorb an der Kasse, abgedeckt mit einem Tuch. Darunter verbergen sich kleine baguetteaehnliche Brote. Ich ruempfe die Nase, sicher wieder so ein Pappkram, der wie ein Granitbrocken im Magen liegt und nur schwer verdaulich ist. Werde aber von einer etwas korpulenten, in ueppiges orange-gelb gekleideten Dame belehrt: ,das ist das einzige Brot auf der Insel, das gut schmeckt, nicht so viel Zucker hat und nicht so pappig ist’. Na, wenn das so ist, glauben wir mal der Landsfrau. Seit 20 Jahren lebt sie hier, ist Inhaberin eines Souvenirshops. ,Der an der Ecke, mit den vielen bunten Fischen. Die koennt ihr sicher nicht auf einem Boot gebrauchen, aber bestimmt findet sich was in meinem Laden, was ich euch verkaufen kann’.Noch nicht den Wunsch verspuert, weg zu wollen? Bedaechtiges Lippen schuerzen und Kopf schuetteln. Nein, es lebt sich gut hier. Manchmal ist etwas beschwerlich, bestimmte Dinge zu bekommen oder etwas zu organisieren. Andererseits schaetzt sie die Ruhe, das Liming-Gefuehl der Insel. Und freundlich sind sie ja auch, die Inselbewohner.

Wir finden es auch etwas beschwerlich hier, vor allem das Einkaufen. Fuer Fleischprodukte ausschliesslich in die Tiefkuehltruhe zu greifen ist noch immer gewoehnungsbeduerftig fuer uns. Das Aussehender “Ware” traegt nicht unbedingt zu einem Gewoehnungseffekt bei. Immerhin ist das Angebot an Obst und Gemuese hier ganz o.k., es gibt frischen Spinat, der kurzerhand im Einkaufskorb landet.

Nebenan laedt eine knallbunte Strassenbar zum Ausruhen nach dem anstrengenden Supermarktgang ein. Burger gibt es in vielen Variationen und 2 Carib Bier fuer 10 EC, glatte 2 EC gespart, da muss man sich doch ein cooles Carib goennen. Zum Vergleich: auf der anderen Seite der Bucht, in der Mongoose Bar kostet das Carib 8 EC, zur Happy Hour ebenfalls 5EC. Sicherheitshalber sind hier viele Lebensmittel, Getraenke, Menues etc. erst gar nicht ausgepreist. Entweder man fragt sich einen Wolf oder laesst sich bei der Endabrechnung an der Kasse ueberraschen. Auch gewoehnungsbeduerftig. Wo wir jetzt gerade gelernt hatten, anhand der EAN-Codes die Artikel den an den Regalen angebrachten Preisschildern zuzuordnen (was auch nicht immer funktioniert). Aber wir sind ja noch jung, dynamisch, schnell muede und lernfaehig.

Die Bar bzw. der Imbiss ist jedenfalls beliebt bei Einheimischen und Seglern gleichermassen. Immer wieder stoppt ein Auto und Muttern schickt ihre Luette los, das Mittagessen samt Getraenk zu holen. Oder Werftmitarbeiter, LKW-Fahrer verkoestigen sich. “Wie die wohl in ihr Kleid gekommen ist?”. Der Kaeptn wundert sich mal wieder angesichts einer dunkelhaeutigen ,Presswurst’ im eng taillierten Kleid, die auf hohen Absaetzen ueber die Bodendielen der Veranda zum Auto stoeckelt. “Stretch” mutmasse ich, bin mir aber nicht so sicher, ob Stretch wirklich derartige Rundungen ausgleicht. Jedenfalls kann sich so manches Pummelchen in Europa vom Selbstbewusstsein der hiesigen Damen ordentliche Scheiben abschneiden. Was so ein generelles Schoenheitsideal doch ausmacht.

Die Burger sind fertig und der Kaeptn stinkesauer: ausgerechnet sein Chickenburger ist mit ordentlich Mayonnaisenpampe verziert. Und bis wir entdecken, dass meinem diese Saucenunterlage fehlt, hab ich schon zusaetzlich Ketchup drauf gepampt, was diesen Burger ebenfalls aus dem Rennen um die Gunst des waehlerischen Herrn bringt. Dabei hat der Mann am Nachbartisch doch definitiv keine Sauce auf seinem Burger gehabt und alles extra drauf gehauen. Mir ist das egal, ich trete grosszuegig meine Fritten ab und uebernehme dafuer den zweiten Burger. Und mir schmeckt es jedenfalls.

Derzeit ist nicht so des Kaeptns Zeit. Erst bekommt er das Portemonnaie im Bus aus der Hosentasche gemopst (mit einigen EC-Scheinen drin, gluecklicherweise aber keinen Karten, Fuehrerscheinen oder sonstigen wichtigen Dokumenten), dann verliert er 50% seiner Croq-Schuhe (ueber Nacht aus dem Dinghi abhanden gekommen. Ungeklaert bleibt, warum es nur einen Schuh erwischt hat) und jetzt auch noch das Burger-Debakel. Den angepeilten Ankerplatz haben wir heute mittag auch nicht erwischt, weil eine andere Yacht schneller vor Ort war als wir den Anker hoch holen konnten (bloed, wenn die Schiffe sich so drehen, dass der Vordermann ploetzlich ueber der eigenen Kette liegt). Und jetzt dreht auch noch der Wind wie vorher gesagt auf Sued, der Himmel bewoelkt sich.

Dabei wuerden wir schon gerne weiter segeln, suedwaerts, nach Martinique. Die geplanten Zwischenstopps wurden bereits drastisch reduziert auf Illes des Saintes (2 Tage) und evtl. noch Dominica (max 3 Tage). Fuer die UEberfahrt nach Curacao rechnen wir 5 Tage ein, Fluege nach Deutschland sind fuer Anfang Juni gebucht, die Saison geht fuer uns langsam aber sicher zu Ende. Waehrenddessen ruesten sich andere Yachten auf die Fahrt zu den Azoren, warten auf ein passendes Wetterfenster — das sie vielleicht ja jetzt mit dem Suedwind bekommen haben — des einen Freud, des andern Leid. Und wir kommen somit voll in den Genuss des Regattaspektakels, der Preisverleihungen, Live-Musik Events und was sonst noch so geboten wird. Oder verschlafen alles brav auf unserem weit ab ankernden Schiff. Ob wir es wenigstens zu Shirley Heights schaffen, hoch auf den Berg, zum Lookout von dem alle begeistert schwaermen und den hier so mancher Segler schon wieder meidet, weil a) teuer und b) viel zu touristisch ueberlaufen? Stattdessen sitzen Seglers in der Mongoose- oder einer anderen Bar, warten auf den Auftritt einer Band, nutzen das free Wifi oder quatschen mit anderen Seglern.

Und gerade jetzt, zum Auftakt der Antigua Sailing Week und natuerlich erst recht waehrend der ganzen Woche findet ein Event nach dem Anderen statt. Livemusik, Preisverleihung, die Mongoose Bar feiert ihren 20. Geburtstag mit UEberraschungsgeschenken. Wir lernen eine junge Kanadierin kennen. Ihre Schwester ist mit einem Local verheiratet. Den Schwager sowie einen Freund lernen wir im Verlauf des Abends ebenfalls noch kennen. Lange haben die Jungs gebraucht, um nach Falmouth Harbour zu kommen. Auf der Zufahrtsstrasse herrscht Verkehrschaos, ein Auto haengt am naechsten, alle wollen zur grossen Party nach English Harbour bzw. in Nelsons Dock. Uns dagegen reicht es, Werner hat die junge Dame ausreichend unterhalten mit Geschichten aus unserem bewegten Leben und ich habe nebenbei die aktuellen Wetterdaten und Emails abgerufen, Nachrichten beantwortet, Fotos veroeffentlicht und grosszuegig die Mueckenspraydose an meine Tischnachbarn weitergereicht. Musik und Stimmengewirr um uns herum nehmen an Lautstaerke zu, ueberfordern unsere Gehoergaenge leicht. Zeit, in die Koje zu gehen.

Von Deshaies nach Antigua

„Da muesst ihr unbedingt hin“. Also fahren wir „da“ hin. „Da“, das ist Antigua. Nicht so wirklich der logische Weg: von Montserrat nach Guadeloupe und dann wieder zurueck nach Norden, nach Antigua. Aber was macht man nicht alles fuer die Bildung. Und Reisen soll ja bilden. Wobei – so allmaehlich bildet sich in mir eher Unwillen und Muedigkeit. Ich bin es muede, von einer Insel zur anderen zu hoppen, immer wieder alles neu, ausklarieren, einklarieren, Schlauchboot etc. an Deck verstauen. Die ueblichen Fragen: kommen wir noch im Hellen an, wo koennen wir ankern, schaffen wir das Einklarierungsprozedere noch ….. ich glaub, ich wird alt. Immerhin, getreu unserem neuen Motto „fahre nie an einem Montag weiter“, verschieben wir unsere Abreise von Deshaies kurzerhand auf den Dienstag und liften die 42 KG Anker am fruehen Morgen. Nicht frueh genug, die ersten sind schon einige Zeit vor uns unterwegs.

Alles klappt, Grosssegel geht ordnungsgemaess und ohne Widerrede hoch, nix reisst, vertuedelt oder macht sonstige merkwuerdige Dinge. Geht doch. Mit einem feinen Ost-Nordost zischen wir auf einem (schon wieder!) Amwind-Kurs uebers Meer. 15-17 Knoten Windgeschwindigkeit, manchmal auch um die 20, aber nie mehr. Das laesst sich gut segeln. Mit uns verlassen noch einige andere Boote Deshaies. Zu zwei vor uns schliessen wir auf, segeln dann mal hinter, mal nebeneinander her. Das waere der ideale Konvoi fuer Venezuela….. der Kaeptn kommt nicht los von seinem Venezuela-Plan, von dem er sich nur schweren Herzens verabschiedet hat.

Blauer Himmel, kleine weisse Schaumkronen (die „white horses“) bringen etwas Abwechslungs ins tiefdunkle Blau der Wellen. Die kommt moderat leicht vor-seitlich (gibt es das, als Wort??). Montserrat kommt in Sicht, schiebt sich links an uns vorbei, winkt und lockt: ‚schau, mein Vulkan traegt heute extra keine Rauchkappe. Kommt, der Kurs ist gut hierher, es hat euch doch gut gefallen‘. Knapp 5 Stunden spaeter faellt unser Anker in der Falmouth Bay. Die lag genau auf unserer Kurslinie, mehr Hoehe ging nicht. So bleibt English Harbour rechts liegen. Nicht weit, aber die Bucht ist deutlich kleiner und immer sehr beliebt. Das ist offensichtlich auch Falmouth Harbour. Zwischen den Markierungstonnen der Tiefwasserrinnen liegt Yacht an Yacht, vor Anker, an Moorings. Einige ominoese Flachwasserstellen machen uns die Suche nach einem geeigneten Ankerplatz nicht gerade leichter. Mit 2,40 Tiefgang beim Ankern auflaufen, peinlich, peinlich. „Ich dreh mal lieber nach steuerbord ab, backbord sieht es irgendwie komisch aus“. Spaeter von Land aus koennen wir das „komisch“ klar erkennen – da steht wohl wirklich nicht viel Wasser. Sportlich (weil frischer Wind) umrunden wir einige Yachten; „da iss gut – nee, lieber nicht, doch zu eng, wir kommen dem da zu nahe – was haelst Du davon, wenn wir zwischen die beiden dort gehen? Oder doch lieber hier? …. Das uebliche halt. Und ich setze gedanklich die Funkheadsets gaaanz oben auf die Einkaufsliste. Damit die Schreierei endlich aufhoert und wir uns dezent unterhalten koennen, vom Bug zum Steuerrad hin. Und ich nicht immer rufen muss „sprich bitte zu mir und nicht in den Wind“. Fuffzehn Meter bzw. ca. 12 Meter Distanz sind bei Gegenwind halt doch nicht unerheblich, so rein akustisch/sprachlich gesehen.

Von der SY Josie winkt man herueber „da seid ihr ja endlich“. Hmm, hab ich was verpasst? Hatten wir eine Verabredung? Zu weiterem Kontakt kommt es leider nicht mehr. Erst sind wir busy und dann ist die Josi weg. Tja, schade, aber kann man nix machen.

Zu guterletzt liegen wir – wie immer – ziemlich weit hinten und der Kaeptn beaeugt skeptisch die Linie von der Fahrrinnenteilungstonne bis zur naechsten gruenen Tonne. Passt schon, hier fahren doch keine Grossschiffe! Diesmal bin ich es, die abwiegelt und entspannt ist. Der Anker sitzt und haelt, fuer mein Empfinden haben wir in allen Drehrichtungen ausreichend Raum zu den Nachbarn. „Was guckst Du so skeptisch?“ – „Ach, ich weiss nicht, mir macht Daystar Sorgen“ - „Wieso das denn??????“ Ich fall vom Glauben hab, bin mit allem voll zufrieden. Aber nein, der Kaeptn plant schon den Umzug, vielleicht gar nach English Harbour.

Erst einmal geht es an Land, einklarieren. In English Harbour. Das ist ein kleiner Fussmarsch vom Antigua Yacht Club, wo wir das Dinghi am „Members only“ Dinghidock parken. Der nette Securitymensch gruesst nur freundlich und fragt, ob wir noch frisch sind. Nein, fragt er natuerlich nicht. Er ist einfach nur nett, sonst nix.

English Harbour ist beeindruckend. Eine grosse, fast komplett erhaltene alte Hafenanlage mit beeindruckenden Gebaeuden, aus Holz oder zum Grossteil aus dicken Steinen. Die „Piles“ sind weltberuehmt und heute im Garten eines Restaurants eingebettet. Schick alles, sehr fotogen. Hinweisschilder verkuenden an jedem Gebaeude von der urspruenglichen Nutzung. Hier gibt es Segelmacher, Shops, eine Baeckerei! Ein Museum, Restaurants und und und. Customs, Immigration und Hafenbehoerde sind in einem Gebaeude und gewissermassen in einem Raum untergebracht. Man wird von Schalter zu Schalter „gereicht“. Einklarierung online am PC. Stolz verkuende ich, dass wir schon einen Seaclear-Account haben, angelegt auf Grenada. Der nette, aeltere Beamte winkt ab: nein, nein, hier kann man den nicht nutzen. Aha, tolles System. Also bastele ich noch einmal einen Account zusammen, beantworte alle Fragen zu den kritischen Dingen, die evtl. an Bord sein koennten. Der Kaeptn und der aeltere Beamte gucken mir ueber die Schulter. Bei der Frage nach Waffen wird es lustig,; der Kaeptn meint, er habe nur eine Waffe an Bord, eine Bombe. Fragezeichen in den Augen des Beamten, dann die Aufklaerung, gefolgt von beidseitigem Lachen und entruestetem Gucken meinerseits: „a sexbomb“ sei an Bord. Ist das jetzt Diskriminierung, Belaestigung am Arbeitsplatz oder einfach schwarzer Humor? Hau ich ihm eins auf die Nase (blutet vielleicht zu dolle und ich kann die Sauerei hier aufwischen), tret ich ihm auf die Fusszehen (bloed, die Wandersandalen sind nicht effektiv schmerzhaft und ausserdem muss ich ihn dann vielleicht auf dem Rueckweg stuetzten) oder ignorier ich es einfach?. Ich entscheide mich fuer letzteres. Taubheit auf bestimmten Ohren kann hiilfreich sein. Jedenfalls haben die Maenner ihren Spass, ist doch auch schoen. Dann ist alles fertig, wird zigmal ausgedruckt, der Kaeptn muss ueberall unterschreiben (haehae, das ist die Strafe!). Kurzer Stau: die Druckerpatrone ist leer und muss gewechselt werden. Vielfache Entschuldigung, dass wir warten muessen. Grosse Augen unsererseits angesichts soviel Zuvorkommnis und Hoeflichkeit.

Weiter geht es zum Immigrationschalter, Ausdruck reinschieben, Fragen beantworten, Paesse stempeln lassen, zurueck zum Customs und dann zur Port Authority, bezahlen. Mittlerweile hat sich der Raum gut gefuellt, alle PC-Bildschirme sind belegt; eine Crew muss ein Formular haendisch ausfuellen (warum???) . Die Maenner (Chartercrew mit oesterreichischer Sprachfaerbung) ist sich nicht ganz schluessig bei den diversen Fragen. Ein aelteres Paar beantwortet mit Nachdruck und unisono die Frage „Check in?“ sowie „First time on Antigua?“ beide Male mit einem lauten YES. Ich muss grinsen, kommt mir irgendwie so bekannt vor. Das muss bei uns anfangs so aehnlich gewesen sein. Blass sind die Beiden noch, vielleicht noch nicht lange in der Karibik, noch nicht oft ein- und ausklariert? Ein anderer Skipper (aha, es gibt noch mehr Segler mit nicht ganz so sauberen Shorts und Shirts) will einige Crewmitglieder „loswerden“ und schiebt die betreffenden Paesse ueber den Tresen. Geduldig wird von den Beamten geholfen und erklaert. Super freundlich sind alle und sehr zuvorkommend.

Offizielle eingereist bewegen wir uns nun frei und entspannt ueber das Gelaende von Nelsons Dockyard. Der hoffnungsvolle Blick in die Baeckerei wird allerdings (fuer mich erwartungsgemaess) enttaeuscht: das uebliche Wabbelbrot lacht uns an. Baeh, da ess ich lieber nix oder halt auch Muesli. Ist eh gesuender. Aber dieses Papp-Brot, never ever. Das ist ja fast schlimmer wie Knaeckebrot. Und das ist bei mir schon ein absolutes no-go! Wie ein Stein knuellt sich das karibische Brot im Magen zusammen, haengt irgendwo stundenlang im Gedaerm. Allein der Anblick am Fruehstueckstisch laesst mir schon den Appetit vergehen und den Hunger gleich mit dazu. Ideales Diaetessen also….. aber ich schweife ab.

Brot ist also nicht. Dafuer beeindrucken uns die tollen, klassischen, alten oder auf alt getrimmten Yachten, die uns ihre Heckansichten praesentieren. Wir wandern an der Pier entlang, lesen Namen, bestaunen viel lackiertes Holz, schoene Linien. Eine deutsche Nationale sticht heraus. Die kennen wir doch von St. Barth! Die Peter von Hestermuehle liegt ebenfalls hier, hat sicherlich auch an der Antigua Classic Week teilgenommen. Hinter uns faehrt das Muellauto. Hier bringt man den Muell nicht zur Tonne, hier wird er an Bord individuell abgeholt. Nobel, nobel. Fuer die Ankeryachties in Falmouth Bay gibt es eine Sammelstelle, direkt am Dinghisteg hinter der Tankstelle. Wir aber stehen erst einmal am Ende von Nelsons Dockyard und der Kaeptn aeugt sehnsuechtig zu den ankernden Yachten vor dem Hafen hin. „Da ist doch noch genug Platz, da koennten wir doch auch hin“. Von mir aus. Abgesehen vom deutlich kuerzeren Weg zum beruehmten Shirley Heights Lockout sehe ich zwar keinen wirklichen Vorteil an der Verlegung, aber wenn er es unbedingt will. Nochmalige Diskussionen um den Ankerplatz will ich dem Kaeptn und mir ersparen.

Auf dem Rueckweg gewinnen wir noch einige Einblicke in die sprachlichen Ausdrucksfaehigkeiten der hiesigen Bevoelkerung, Auf die schlichte Frage nach einer Touristinformation werden wir von einer Marktfrau zu anderen gereicht (im Eingangsbereich des Nelson Dockyards gibt es einen Artisanal-Market mit den ueblichen T-Shirt-Verkaufsstaenden) und sollen letztendlich vorne am Eingangsbereich am Desk nachfragen. Machen wir und bekommen die Auskunft, dass die gesuchte Lokalitaet sich exakt HIER befindet. Aaahja (waere auch kein schlechter Bootsname). Bewaffnet mit Infomaterial aus dem Einklarierungsbuero und einem Inselplan stiefeln wir vondannen. Der Tag ist schnell vergangen, Hunger macht sich bemerkbar.

Zurueck an Bord haben wir Musse, uns die Bucht genauer anzuschauen. Weitraeumig und doch recht geschuetzt. Hohe Berge sucht man auf Antigua vergeblich. Dafuer gibt es hier wohl auch keine extremen Fallwinde. Der Wind, der seinen Weg ueber die sanften Huegel findet, blaest stetig aber nicht unangenehm ueber die Bucht. Um Antriebskraft fuer den Windgenerator muessen wir uns nicht sorgen. Wir liegen zwar in Hoehe der Zufahrt zur Bucht, sind aber durch das vorgelagerte Flach wellentechnisch recht gut geschuetzt; trotzdem schaukeln wir leicht hin und her, was eher einem angenehmen Wiegen gleicht. Viel Gruen ist um uns herum, durchsetzt mit Haeusern. Gleich 3 Marinas bzw. Boatyards sind hier angesiedelt und neben Budget Marine gibt es auch einige andere Servicebetriebe und eine eher auf Farben spezialisierte „Chandlery“ im Gebaeude der Tankstelle. Restaurants und Bars aller Art, Autoverleiher, ein nicht gerade als preiswert zu bezeichnender Supermarkt – der sich durch schlecht ausgeleuchtete Kuehlschraenke und fehlende Preisauszeichnung disqualifiziert (was haben die zu verbergen?).

Antigua, das Paradies fuer Segler. Schön ist es hier ganz unbestritten. Wir liegen auf türkisfarbenem wenn auch nicht kristallklarem Wasser, das uns umgebende Ambiente ist ansehnlich. Eigentlich passt alles. Und doch: wir sehnen uns zurueck nach anderen Buchten. Schon merkwuerdig, wie unterschiedlich Segler Ankerbuchten, Haefen, Inseln wahrnehmen und beurteilen. Vielleicht fuehlen wir uns verloren in der Weitlaeufigkeit, vielleicht waere English Harbour wirklich besser fuer uns? Vielleicht brauchen wir auch einfach nur ein paar Tage, um uns zu akklimatisieren. Vielleicht ist es aber auch die Eingangs bereits erwaehnte Muedigkeit, die Suche nach Vertrautheit und Angekommensein, die sich mal schnell, mal eher allmaehlich einstellen. Auch an den “Rummel”, an das geräuschvolle Treiben an Land, an die vielen anderen Segler müssen wir uns scheints erst einmal wieder gewöhnen. Und wenn wir das geschafft haben, fahren wir vermutlich weiter :-)

Müllabgabestelle Falmouth Harbour

Müllabgabestelle Falmouth Harbour

English Harbour, Museum

English Harbour, Museum

Lässig - der Käptn wartet auf die Papierflut zwecks Unterschriftenakkord

Lässig - der Käptn wartet auf die Papierflut zwecks Unterschriftenakkord

Auf dem Weg zu den Behoerden in English Harbour
Auf dem Weg zu den Behoerden in English Harbour

Ziel erreicht - Hier residieren Customs, Immigration und die Port Authority

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Tolles Heck - ueberhaupt das ganze Schiff ist toll

Tolles Heck - ueberhaupt das ganze Schiff ist toll

Bei diesem Anblick bricht der Kaeptn in Begeisterung aus - insbesondere die Luette rechts hat es ihm angetan

Bei diesem Anblick bricht der Kaeptn in Begeisterung aus - insbesondere die Luette rechts hat es ihm angetan Ohne WortePeter von Seestermühle - schönes Schiff, junge Crew Die Piles in Nelsons Dockyard, English Harbour Mal was ganz anderes: wir nennen es

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