Monats-Archiv Mai, 2013

Kurze Sendepause

Leuchtturm in Puerto de Soller

Leuchtturm in Puerto de Soller

So, Dank des unermuedlichen Einsatzes unseres Websiten–Spezialisten ist unsere Website nun wieder online!!! Wir allerdings “geniessen” zwischenzeitlich das zweifelhafte Fruehlingswetter in Deutschland, besuchen Familie & Freunde, nehmen Arzttermine wahr, machen Besorgungen und freuen uns jetzt schon wieder auf die Rueckkehr zu unserem schwimmenden Heim. Dann wird auch wieder fleissig berichtet ueber unsere Balearen-Toerns und Landausfluege. Dank auch an alle, denen wir gefehlt haben und die uns umgehend darauf aufmerksam gemacht haben, dass die Website nicht mehr aufgerufen werden kann. Elke & Werner

Naja vor Anker in der Bucht von Puerto de Soller

Naja vor Anker in der Bucht von Puerto de Soller

Und bis es hier weitergeht kann man sich Fotos anschauen unter:

http://www.facebook.com/media/set/?set=a.511530488896184.1073741837.194932657222637&type=3

Von Puerto de Andraitx nach Puerto de Soller

Der Himmel ueber Puerto Andraitx ist graeulich, nicht besonders einladend. Ein Blick in die Gribfiles von Zygrib laesst uns die Leinen von der Mooring loesen. Vor uns sind bereits einige Yachten ausgelaufen, eine ist rein gekommen. Die hat sich vorher offenbar auch nicht via VHF Kanal 09 angemeldet. Denn die so liebevoll geangelte Mooring plumpst wieder ins Wasser, der herbei geeilte Marinero weist zu einer anderen und dann ist das Boot endlich auch fest. Auf der englischen Yacht neben uns sind wie aus dem Nichts die Eigner aufgetaucht: ein aelteres Paar, das nach einem kurzen Ausflug mit dem Boot Richtung Marina liebevoll das Schiff schrubbt - mit Salzwasser. Hmm, besser salzig als schmutzig? Darueber muss ich wohl nochmal nachdenken. Wir gehen jedenfalls raus und setzen auch ganz mutig unser Grosssegel. Aber erstmal muessen wir einen grossen Bogen um ein vorgelagertes Cap schlagen. Man kann zwar auch zwischen der Hauptinsel und dem Cap durch eine recht breite Luecke fahren. Aber im Revierfuehrer ist die Rede von Stellnetzen - das ist ja jetzt so eher nicht das, was wir suchen. Also aussenrum. Und wenn wir diesen Weg nicht genommen haetten, waeren uns spektakulaere Aus- und Ansichten entgangen. Ein huebscher Leuchtturm und ganz oben auf dem hoechsten Zipfel steht etwas, das sieht aus wie ein Haus mit Turm. Was fuer eine Wohnlage! Wenn auch etwas schwierig erreichbar.

Cap bei Puerto de Andraitx, Mallorca

Cap bei Puerto de Andraitx, Mallorca

Der Fels ist durchzogen von Graten, Spalten und Hoehlen. Steil geht es hier ins Wasser. Wir runden das Cap, rollen die Genua aus und koennen doch tatsaechlich segeln. Langsam zwar, aber wir kommen vorwaerts und so langsam fuehlt sich das irgendwie auch gar nicht mal an. Gefuehlvolles Steuern ist angesagt: einerseits wollen wir moeglichst unseren Kurs halten, andererseits soll eine gewisse Geschwindigkeit erreicht werden und vor allem: sollen die Segel nicht staendig killen. Mit 30-32 Grad geht es hoch am Wind an der Nordwestkueste Mallorcas entlang. Die ist gepraegt von steilen, aber auch zerkluefteten Felswaenden. Die praesentieren sich in verschiedenen Farbnuancen. Am staerksten beeindruckt uns das stellenweise sichtbare tiefdunkle Rot. Beeindruckend auch, wo hier ueberall gebaut wurde. Und das ganz offenbar nicht erst in juengster Zeit. Ein uns besonders gut gefallendes Haus steht ganz alleine relativ weit unten am Wasser. Wir suchen die ganze Umgebung des Hauses nach einem Zufahrtsweg ab - lange Zeit vergeblich. Bis sich die Perspektive etwas aendert und die Mauern eines in engen Serpentinen bergab fuehrenden Weges erkennbar werden. Aha, also doch nix nur fuer Wanderer oder Gebirgsziegen.

Mittlerweile hat der Wind mal nachgelassen, mal wieder zugelegt. Aber tendenziell kommt er einfach zu sehr aus Ost und nicht wie vorhergesagt noch aus Nord. Irgendwann sind wir das staendige Motor an-Motor aus, Genua rein-raus auch leid und laufen - wie einige andere Boote auch - nur noch unter Maschine. Die Welle hat auch wieder etwas zugelegt und wenn man nicht so recht segeln kann, macht das nicht so wirklich viel Spass. Aber Landschaft gucken ist auch schoen. Die ebenfalls Leuchtturmbestueckte Huk von Puerto de Soller kommt in Sicht. Wir biegen in die Bucht ein und - upps, was liegt da fuer ein Koffer quer in der Hafenzufahrt? Wo kann man denn da mal vorbei bitte? Im Naeherkommen ist das geparkte Segelboot nur noch halb so gross, es ist genug Platz um vorbeizufahren. Und wo bitte ankern wir jetzt? Werner kreiselt durch die teils an Mooring, teils vor eigenem Anker liegenden Boote. Der ideale Platz ist leider belegt - von einem Optimist ohne Rigg. Frechheit. Weiter vorne ist es mir zu dicht an den gelben Begrenzungsbojen. Wir legen unseren zwischen einen schoenen Schoner und ein modernes GFK-Boot, geben Kette und stellen fest: wir haetten ruhig noch ein paar Meter weiter vorne unseren Anker fallen lassen koennen.

"Zimmer" mit Aussicht

So ein klein wenig liegen wir zu dicht an der Hafenzufahrt finden wir. Kaum sind wir richtig fest, geht das grosse Segelboot ankerauf und verlaesst die Bucht. Kurze Zeit spaeter geht ein mit zahlreichen Leuten besetztes 45 Fuss Schiff ebenfalls ankerauf und verzieht sich in die Marina. Pfff, das waere auch ein guter Platz fuer uns gewesen, haetten die sich nicht ne halbe Stunde eher verkruemeln koennen? Egal. Hier haben wir jedenfalls definitiv einen Logenplatz auf die Bucht, die beiden Leuchttuerme die jetzt ins blinken kommen und einen wirklich schoenen Sonnenuntergang bzw. Abendhimmel. Ein letztes Mal (fuer heute) koennen wir die alte, kleine Strassenbahn bewundern und fotografieren. Die zieht mit etlichen Pfft-Toenen die gesamte Front von Puerto de Soller entlang, dreht irgendwo und tuckert gemuetlich wieder aus dem Ort, Richtung Soller. Drueben im Marine-Bereich ertoent die uns bereits aus Cartagena bekannte Musik zum Fahnen-Appell. Unter den getragenen Toenen vom Band stehen einsam und ohne Zuschauer zwei Marine-Soldaten und holen die Flagge ein. Puerto de Soller illumniert sich, in den Lokalen herrscht Leben aber zum Glueck schweigt inzwischen die graessliche russisch angehauchte Schrammelmusik, die vor kurzem noch herueber klang. Eine ganz leichte Duenung steht auf unseren Ankerplatz. Aber gar keine Rede im Vergleich zu dem, was die letzten Tage so anstand. Und wenn es uns zu dolle wird, dann gehen wir einfach rueber in den Stadthafen oder fragen bei der Marina Tramontana an, ob wir schon kommen koennen. Dort ist fuer uns ab dem 23.5. ein Liegeplatz reserviert. Aber da fuer die naechsten Tage nur wenig Wind vorhergesagt ist und der auch nicht aus West bzw. Nordwest kommen soll, duerften wir es bis dahin ganz gut am Ankerplatz aushalten koennen.

Die nostalgische Strassenbahn faehrt mehrmals taeglich die Strecke Puerto de Soller nach Soller

Die nostalgische Strassenbahn faehrt mehrmals taeglich die Strecke Puerto de Soller nach Soller

Mallorca

Wieder eine mehr oder weniger schlaflose Nacht liegt hinter mir. Wind und Duenung hatten waehrend der Nacht nochmal zugenommen und sich auch hier am Ende der Bucht von San Antonio bemerkbar gemacht. Auswanderung gegen 3 Uhr in der Nacht in den Salon.Das haette ich besser frueher machen sollen. Ab 7 Uhr turnen wir dann im Schiff rum und bereiten unsere Weiterfahrt vor: Kuchenbude abbauen, alles seefest verstauen, fuer Werner noch einen Kaffee kochen und dann wollen wir die Mooringleine loswerfen. Das stellt sich als nicht so einfach heraus, wir haben wohl noch Lernbedarf, was das Festmachen an einer Mooring angeht. Dazu kommt natuerlich der Druck durch Wind und Schwell. Die Leine hat sich jedenfalls ordentlich bekniffen und ist nur nach enormem Zeitaufwand und mittels Werners eisernem Willen (in Form eines Marlspiekers) los zu bekommen. Der Bug wird durch das Kettenstueck an der dazugehoerigen Boje ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Da wird wohl nur noch frische Farbe helfen :-( Puenktlich wie immer (8:30) haben wir es geschafft und hoppeln munter ueber die beachtlich hohen Wellenberge und -taeler aus der Bucht. Uiui, ob das so ein guter Gedanke war, heute auszulaufen?? Windstaerken ueber 25 Knoten, dazu die Wellen?..mal sehen. Vorsichtshalber sind wir ja schon von der Variante “Gross mit 1. Reff” zu “nur Genua” gewechselt. Und das erweist sich als absolut streckentauglich! Schon in der Bucht koennen wir einen Am-Wind Kurs segeln und die Maschine schweigt schon bald wieder. Dann Kursaenderung und weiter geht es mit der Welle und auf einem Raumschots- bis vorm-Wind-Kurs. Wir laufen nur unter der Genua nie unter 6 Knoten. Und auch wenn es gilt, die Welle gefuehlvoll auszusteuern, macht es Spass! Und dann der perfekte Moment: die Logge geht auf ueber 8 Knoten. Wind, Welle, Segel - alles passt perfekt, das Boot laeuft wie auf Schienen, kaum Ruderdruck, die Logge zeigt 9 Knoten an und fuer einige Herzschlaege scheint alles eins zu sein. Ein Wahnsinns-Gefuehl! Ibiza liegt bald schon achteraus. Von Mallorca ist aber noch nichts zu sehen. Da, wo die dicken Wolken haengen, da muesste es sein. Die Wellen werden etwas moderater, aber noch immer rauschen in regelmaessigen Abstaenden richtig hohe Berge von hinten an. Mit entsprechendem Geraeusch und weissen Schaumkronen, schieben uns hoch, setzen uns etwas tiefer wieder ab und dann sind sie durch. Die Moewen ziehen ihre Flugshows ab, ziehen Kreise um uns um dann gegen den Wind kurz zu verharren bevor zu einer Punktlandung exakt hinter dem Wellenkamm angesetzt wird. Wir rauschen weiter, nie unter 6 Knoten. Meist liegt unsere Geschwindigkeit zwischen 6,5 und 7,5 Knoten. Erst als Mallorca schon laengst in Sicht ist, laesst der Wind weiter nach und knapp 10 Meilen vor unserem Zielhafen, Puerto Andraitx, rollen wir das nun nur noch schlagende Segel ein und motoren den Rest. Schade. Das waers doch gewesen: unter Segel bis vor die Bucht. In der Bucht dann grosses Raetselraten: wo bitte soll man hier noch ankern koennen?? Ueberall sind gelbe Bojen aus und teilweise auch belegt. Wir schnappen uns beherzt ein. Kaum fest, kommt ein junger Marinero und teilt uns mit, dass das soooo nicht geht. Man muesse sich ueber Funk anmelden und dann bekaeme man eine Boje zugeteilt. Ahha! Sorry und ueberhaupt. Was wir denn nun tun koennten?? Fuer 15 Meter ist nur noch eine Boje hinterm Wellenbrecher frei. Die liegt in der Pole Position, Aussenkante Bojenfeld und direkt vor den Hummerkoerben. Lecker! Also Festmachemanoever Nr 2 fuer heute. Das uebt und dieses Mal haben wir ja auch Unterstuetzung vom Marinero. Fuer den Bojenspass duerfen wir 32,25 berappen, Dusche extra, Strom etc. natuerlich auch weit gefehlt. Im Hafen selbst wuerde es das doppelte kosten. Morgen frueh fahren wir erstmal mit dem Dinghi in den Ort. Da gibt es noch einen kommunalen Hafen, mal sehen, was die so preislich sagen. Jetzt liegen wir aber erstmal relativ ruhig. Abendessen mit Blick auf die schoene, aber auch mit Wohnhaeusern stark bebaute Bucht. Auf der Mole steht ein Mini-Leuchtturm, der das Backbord-Licht traegt. Huebsch, der Kleine! Ja und somit ist unser Schiff zum 2. Mal in seinem Leben auf Mallorca gelandet, ich bin das Erste Mal hier und schon sehr gespannt auf diese Insel. Und Naja, naja - die hat eigentlich ja noch ne Rechnung offen mit Mallorca. Aber vielleicht ist unser Schiff ja auch zwischenzeitlich drueber weg, was ihm 2001 hier unschoenes widerfahren ist!

Landgang in San Antonio

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Der Wind laesst nicht nach, ist unermuedlich und weht aus Sued-Suedwest in unsere Bucht. Die ist eigentlich gar nicht so uebel. Sogar die Hotelkloetze rundrum sind nicht ganz so gigantisch hoch wie teilweise drueben am Festland. Heute wollen wir dann also unseren laengst faelligen Landgang machen. Also Dinghi mittels Spifall ins Wasser hieven, der Aussenborder folgt. Gar nicht so einfach, alles zusammen zu bringen bei dem Schwell hier am Liegeplatz. Dann der spannende Moment: seit November 2012 hatte unser AB Winterruhe und jetzt von Null auf Hundert! Demzufolge unwillig ist er auch und springt erst nach gefuehlten 100 Versuchen an. Werner ist nass geschwitzt. Als alles verstaut ist (unglaublich, was sich da an Muell ansammelt in so ein paar Tagen vor Anker liegen), geht es frohen Mutes los?.und der Motor geht frohen Mutes nach wenigen Minuten AUS. Ratzfatz werden wir abgetrieben, Dank auflandigem Wind zwar nicht in die gewuenschte Richtung aber immerhin nicht raus aufs Meer. Paddeln ist mit unserem Schlauchboot etwas schwierig und ich bin jetzt auch nicht so die Paddelexpertin?.Der AB gibt Werners hartnaeckigen Startversuchen nach und laeuft wieder. Mit Vollgas werde ich ziemlich nass gespritzt aber wir kommen ohne weitere Aussetzer an einen landseitig offenen Steg in der Marina. Erst einmal geht es Richtung Faehranleger und Tankstelle. An der Pier neben der Tanke liegt eine alte, einstmals wunderschoene und heute zum Sterben verurteilte Ketsch. Was der wohl passiert ist?? Beide Rumpfseiten sind arg zerscheuert, die Relingstuetzen zum Grossteil weg gebrochen, Winschen abmontiert, Ankerwinsch fehlt, durch die Loecher der Doradekaesten kann das Regenwasser frei ins Schiff laufen da die Luefterhutzen ebenfalls fehlen. Ein Bild des Jammers. Gleich dahinter die schoene Gulet, die wir schon von unserem Ankerplatz her kennen und die sich bereits vorgestern hierher verholt hatte. Wir wandern Richtung Stadt/Ort/Zentrum??? Und fuehlen uns schon gleich auf den ersten Metern wie im Film?..aber im falschen Film! Hier heisst das aktuelle Modediktat fuer Maennlein wie Weiblein: zeige moeglichst viel Haut, wenn gebraeunt dann gut, ansonsten reichen auch massendhaft Tattoos oder wenn das nicht moeglich ist, dann halt gesunde Krebsroete. Die meisten Maedels und auch einige der Herren koennen es sich zwar figuerlich durchaus leisten, so viel Koerper zu praesentieren. Aber wir finden es trotzdem irgendwie unpassend. Sind wir doch zu konventionell erzogen? An einer englischen Eckkneipe strecken sich dicke Bierbaeuche der Strasse entgegen, der Oberkoerper ist uebersaet mit Tattoos. Sehen und gesehen werden ist hier die Devise wie auch in den zahlreichen Bars und Clubs entlang der Strandpromenade. Die Kneipenszene ist eindeutig englisch gepraegt und neben wenigen deutschen und spanischen Lauten ist Englisch die bevorzugte Sprache. Auch wenn wir scheints ein anderes Englisch gelernt haben?. Wenn space wie spice ausgesprochen wird, bin ich nur noch baff! Wir finden ruhigere Gassen, den Berg hinauf. Mit kleinen Bars, einer alten Kirche, typisch spanischen Bauten und einen schoenen Platz mit dicken, knorrigen Olivenbaeumen. Das gefaellt uns schon besser und wir lassen uns in einer Bar mit Wifi zu Cafe, Tostada con Tomate y Azeite und einen Napolitano fuer Werner nieder. Hier gibt es das WIFi nur fuer eine Stunde und nur ein Zugang pro Gast. Die nette, ausschliesslich spanischsprechende Kellnerin gibt uns gleich 3 Zettelchen mit dem Zugangscode. Das finden wir ausgesprochen nett. 17 Uhr, die Panaderia hat geoeffnet. Aber der angebotstechnisch verwoehnte Werner findet hier nicht so die rechte Auswahl. Ein schokoladenueberzogenes Schweinsohr muss ausreichen. Was der an diesem droegen Blaetterteigzeug nur findet???!! Vorbei an den ueblichen Andenkenlaeden, Modelaeden mit schreiend buntem Angebot, Bars und kleinen Einkaufsmaerkten geht es zurueck zum Hafen. Mehrfache Blicke in die Auslagen der Modegeschaefte bestaetigen mir: ich sollte wieder die Haekelnadel auspacken, DAS da bekomme ich wohl auch noch hin mit etwas Uebung! Wir wackeln die Promenade entlang, fallen wahrscheinlich schon fast wie die Hippies dazumal auf: die meisten sind eben eher spaerlich bekleidet und wir kommen in Jeans und mit unserer Windjacke daher. Fuehlen uns ein klein wenig wie Einheimische. Denn die sind auch nur allzugut erkennbar an ihrer eher waermenden Kleidung. Haben wir denn schon Sommer?? Fuer die Urlauber aus England, Deutschland etc. fuehlt es sich sicherlich so an. Wir dagegen sind inzwischen ganz schoen verweichlicht und empfinden Temperaturen um die 20 Grad als “frio”!! Bis zur alten Windmuehle, die wir auch vom Schiff aus sehen koennen, laufen wir. Die Muehle ist gut eingezaeunt?.wird schon seine Gruende haben. Am Strand liegen seltsame, peppig bunte und ueberdimensionierte Plastikautos. Zwischen den nicht ganz so schoenen Hotel- und Appartmentkloetzen gibt es baulich gesehen auch immer wieder ganz nette, flachere Gebaeude und einige Bars sehen wirklich einladend aus. Aber uns zieht es wieder zu unserem wackeligen Zuhause zurueck. Noch ein kurzer Abstecher in die nobel aussehende Anlage der Vela-Marina. Im Clubgebaeude (alles sehr edel) tagen die ehrwuerdigen spanischen Mitglieder. Mitgliederversammlung, Steuermannsbesprechung?? Alles ist moeglich. Alle schauen konzentriert zu einem Menschen hin, sind ordentlich gekleidet. Eine reine Maennergesellschaft, wenn ich das recht erkennen kann. Die dazugehoerigen, elegant gekleideten, Damen sitzen derweil auf der Terrasse des Clubrestaurants und schlagen ebenso elegant die schlanken Beine uebereinander waehrend sie ihren Cappuccino schluerfen. Ach nein, da wird ja nicht geschluerft, eher dezent genippt. Auf der anderen Strassenseite zieht eine Gruppe halbnackter, groelender, biertrinkender junger Briten vorbei - was fuer ein Kontrast! Bei all dem Noblesse noblige sind wir leicht verwundert, als uns eine Seglerin erzaehlt, dass ihr Freund fuer sein 18Meter Boot ca. 30 Euro pro Nacht hier fuer den Liegeplatz bezahlt. Donnerwetter, das haetten wir jetzt nicht erwartet. Der Diesel an der Zapfstelle ist mit 1,42 knapp 4 Cent teurer wie in Moraira. Geht auch noch, der Inselzuschlag faellt auch hier erstaunlich moderat aus. In der Hauptsaison mag das alles natuerlich ganz anders aussehen. Besagte Seglerin wartet an unserem Dinghi-Anlandeplatz eigentlich auf ihren Freund, der sie hier mit dem Dinghi abholen wollte und den sie nun aber telefonisch nicht erreichen kann. Sein Schiff liegt ganz vorne an Steg D, der Weg dorthin ueber Land ist weit und sie hat schwere Last zu tragen. Ob wir sie vielleicht mitnehmen koennten? Klar koennen wir. Kaum wenige Meter vom Steg entfernt streikt erst mal wieder unser Motoerchen, faengt sich aber nach wenigen erneuten Startversuchen wieder und bringt uns den Rest des Weges ohne weitere Aussetzer zum Schiff. Dann gibt es noch ein recht wackeliges Motor-und-Schlauchboot an Deck Manoever. Aber alles geht glatt. Wenn ich auch nach dem Hochwinschen des Dinghis schnaufe wie nach der Besteigung eines Dreitausender. Nix mehr gewohnt!!

San Antonio 2. Tag

San Antonio. Zum Greifen nah liegt der Ort um uns herum. Das Dinghi zu Wasser lassen und mal eben rueber fahren - kein Problem. Aber so wirklich reizt uns dieser Tag nicht zu einer solchen Aktion. Lieber kontrollieren wir mehrfach die Mooringleine und beobachten die ein- und auslaufenden Yachten oder die Faehre, die sich geschickt an die Pier manoevriert. Eine Boe nach der anderen jagt durch. Der Wind hat auf Suedwest gedreht und legt teilweise auf bis zu 30 Knoten zu. Klingt nicht soooo viel, fuehlt sich aber nach viel an. Und unser Schiff bewegt sich entsprechend hin und her. Man muss sich schon festhalten auf dem Weg nach vorn. Werner telefoniert mit einem Freund aus uralten Reutlinger Studenten- u. Kneipenzeiten. Da kommen Erinnerungen an wilde Hippiezeiten auf Ibiza hoch - vor gut 40 Jahren. Und nicht zum ersten Mal denke ich, er sollte mir vielleicht doch mal seine Memoiren diktieren. Ansonsten lesen wir in den Balearen-Handbuechern, planen unsere Weiterfahrt. Ich schreibe Emails, eine SMS von der Mari-Luise trifft ein. Die hatten im Mar Menor sogar 40 Knoten Wind und sind vorsichtshalber in einen Yachthafen statt an den Anker gegangen. Ich stelle mir bildhaft vor, wie es jetzt in der Bucht von Moraira aussieht?..aber ich glaube, bei soviel Wind haette der Skipper das Liegegeld mir zuliebe und der Sicherheit wegen dann doch berappt! Naechste SMS: die Entensegler melden sich - immer noch Melilla! Auch sie werden vom Wind dort festgehalten. Aber in den kommenden Tagen soll es dann ebenfalls nach Ibiza gehen. Dann sind wir schon wieder weiter gezogen. Die naechsten Ankerbuchten suchen wir jedenfalls streng nach den Gesichtspunkten des Windschutzes fuer die zu erwartenden Windrichtungen der naechsten Tage aus. Den ganzen Tag fahren die kleinen Pendelboote hin und her. Angeblich bringen sie Touristen von einer Seite der Bucht zur anderen. Das Geschaeft scheint jedoch schleppend anzulaufen, die Saison ist halt auch hier noch nicht im vollen Gange. Einer faehrt immer ganz dicht an unsvorbei, kuendigt sich aber durch laute Musik fruehzeitig an. So verlaeuft unser Fruehstueck entsprechend unterhaltsam. Die Bordeigene Disco koennen wir uns jedenfalls ersparen. Auch vom Ufer dringt immer wieder mal Musik herueber. Ein riesiger, edelgrauer Katamaran laeuft aus und setzt sein schwarzes! Grosssegel!! Auf einer eher tradtiionell geriggten grossen Yacht mit 8 Mann Crew geht das Setzen des Gross aehnlich wie bei uns (manchmal) ab: das Boot liegt nicht exakt im Wind und das Segel geht die ersten paar Meter noch tadellos hoch, aber dann rutscht nix mehr, der Wind faehrt rein und es dauert und dauert. Na, geht also auch anderen noch so. Kleinere Speedboote duesen mit Karacho parallel zum Strand und ziehen ueberdimensionale Reifen oder so eine Art Badeinsel hinter sich her. Immer wenn dann auf dem Rueckweg der Wind unter das gezogene Teil fassen kann hebt sich dieses vorne gefaehrlich aussehend hoch. Draussen wird eine Art Gleitschirm hinter einem Boot hergezogen. Mich erinnert die ganze Szenerie an unsere Fahrt mit einem Glasbodenboot?vor gut 22 Jahren. Nix war zu sehen durch das dicke Glas. Noch nicht einmal ein ganz normaler Fisch kam vorbei geschwommen. Wir haben es mit Humor getragen und unsere Witze gemacht. Gegen Abend bekommen wir einen neuen Nachbarn. Eine franzoesische Stahlyacht laeuft ein. Ein wahres Raumwunder bei der Bauweise, meint der gut informierte Skipper. Ich beaeuge eher das Schaukelverhalten des Raumwunders. Der Anker haelt auch nicht, das Schiff naehert sich samt Besatzung bedenklich sowohl uns als auch dem anderen franzoesischen Mooringlieger. Es wird fuer einen Moment spannend - gibt der etwa noch mehr Kette?? Nein, der Anker kommt wieder hoch und Werner weist die Besatzung auf die noch freie rote Boje hin. Die wird dann auch umgehend geentert und ich frage mich, wo die zweite Mooringleine herkommt. Wir haengen nur an einer und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich die noch Hahnepot-maessig auf die andere Klampe haette bekommen sollen. ?das muessen wir noch genauer eruieren, denn auch der Hollaender hinter uns liegt derart festgemacht an seiner Mooring. Allerdings wird das ganze schon auf Mallorca hinfaellig da die Festmachetechnik in den Posidonia-Seegrasbereichen eine andere sein wird. Und die habe ich zumindest theoretisch durch eine Zeichnung schon kennengelernt und sogar verstanden! Und jetzt pendeln wir noch weiter munter durch den Abend und sind gespannt, wann der Wind nachlaesst. Einen Vorteil hat das Hin und Her ja: das Panorama veraendert sich immer leicht und bleibt abwechslungsreich!

Ach ja, noch ein Hinweis: sobald wir wieder mal eine Internet-Verbindung haben, folgen auch noch Fotos!!

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