Monats-Archiv Dezember, 2012

Silvester - erster Jahreswechsel an Bord

Silvester – der erste Jahreswechsel, den wir auf unserem Schiff verbringen!

Sanft wiegt es sich im leichten Schwell. Die Sonne geht über Tarifa unter, Kindergeschrei, Musik, Boeller und Knaller werden an Land in Vorfreude auf den Jahreswechsel schon den ganzen Tag ueber abgeschossen. Die Moewen sind  von Steg 13 auf Steg 11 gewechselt – ob es da leiser ist?

Wir machen Ablage (ja, sowas gibt es an Bord auch, wie ich mit gelindem Entsetzen feststellen muste!), ordnen Quittungen, raeumen etwas auf. Den Rucksack habe ich endlich genaeht – bevor er gaenzlich auseinander reisst. Dabei soll er ja mit seinem Kollegen noch viele Einkaeufe bewaeltigen.

 

Gemeinsam fassen wir die Marina-Kosten unserer bisherigen Reise zusammen, fuellen die entsprechende Rubrik hier auf der Website endlich mit Leben. Sehnsuechtig erwartet von anderen Seglern, die bald die gleiche Route gehen wollen.

Wir haben lange ueberlegt, ob wir uns die Muehe wirklich machen sollen. Andererseits war genau das ein Thema, dass uns ebenfalls sehr interessiert hat. Und kaum einer laesst sich dazu aus. Es ist ja auch relativ, zu schnell veraendern sich die Preise. Alles ist abhaengig von Schiffsgroesse und Anzahl der Personen an Bord. Aber wo wir nun schon mal beim Belege sortieren waren…..

Bis September sind wir gekommen, immerhin. Und dabei sind auch die Haefen und Buchten vor unserem geistigen Auge vorbei gezogen. Waren noch ganz klar erkennbar. An was man sich da alles erinnert (oder auch nicht mehr – je nachdem J ).

Unzaehlige „wenn wir erst mal in xyz sind“ gab es an den einzelnen Stationen, die Karawane zog weiter, mal mit uns, mal zuckelten wir etwas hinterher….. und die Karawane zieht auch in 2013 weiter. Nicht heute, nicht morgen, nicht gleich im neuen Jahr, aber dann im Fruehjahr. Und das ist auch gut so. Plaene machen. Ueberlegen, wo wir hin fahren werden. „Was habt ihr denn vor?“ wird  zum gefluegelten Satz hier in der Marina.

 

Ein Telefonat mit Freunden in Eckernfoerde macht uns bewusst, wie gut es uns geht. Die beiden sind fuer einige Monate zurueck nach Deutschland, finden sich schwer ein und sind doch schon gleich wieder „richtig voll drin“ und zeitgleich genervt von allem, wuenschen sich zurueck an Bord.

 

Wie das neue Jahr wohl wird? 2013 – eine magische Zahl? Werner meint, schlimmer kann es eigentlich nun nicht mehr werden, wir muessten ja so langsam mal alle Katastrophen abgearbeitet haben. Und allein die Zahl mit der 13 am Ende. Wir praegen den Satz „aller schlimmen Dinge sind drei“ – drei schlimme Jahre mit Angst, Trauer, Verlust, viel Muehe und kaempfen liegen hinter uns. Keine einfachen Jahre, aber wir haben sie bewaeltigt, gemeistert und das Wichtigste: Wir sind mit dem Schiff los gefahren. Nicht alles war schlimm, schlecht, schwierig (so viele Worte mit sch….. dabei klingt diese Buchstabenkombination aus meinem hessischen Munde doch so sanft und lieblich, so gar nicht „heavy“…)

Emails, SMS, Telefonate mit Wuenschen, Gedanken werden ausgetauscht. Witzig, so weit weg sind wir von allen und doch allen so nah, im Geiste, in den Gefuehlen, in den Gedanken. Das ist Verbundenheit, die zaehlt.

 

Und jetzt geht es los  - zur Silvesterparty. In der Marina-Lounge-Bar hat Sergio, der Wirt, Essen und Trinken fuer ueber 20 Segler (vorwiegend deutschsprachig) vorbereitet, hat dekoriert und zwei junge, gut gelaunte Spanier als Kellner bereit stehen. Das spanische Buffet wartet!

Feliz Ano Nuevo

Unser Unfall vor nun schon ueber einer Woche hat ja einen Weihnachtsgruss an dieser Stelle verhindert.

Nun aber moechten wir Euch allen eine schoene, froehliche Silvesterfeier sowie einen guten Rutsch in ein tolles 2013 wuenschen!!!

Lebt Eure Traeume, bleibt oder werdet gesund, lasst Euch von nichts und niemand die gute Laune verderben - selbst von uns mit diesem abgedroschenen Spruch nicht :-))))))!!

Wir jedenfalls meinen es so, wie wir es geschrieben haben und sind ja auch das beste Beispiel dafuer.

Alles Gute und auf ein Wiedersehen in Zwanzigdreizehn!!!

Werner & Elke

Arbeitstag

Sortieren, raeumen, Dinghifender einsatzbereit machen, der Aussenborder traegt ein feines Muetzchen, Batterien (also Akkus) laden, Tee kochen, Waesche waschen.

Stefan von der jou-Jou unterstuetzt uns bei einigen Arbeiten. Spaeter dann kommt er mit Coni noch einmal vorbei, unsere Erfolge begutachten. Die beiden nehmen uns auch gleich mit in die Marina-Lounge, wir muessen ja noch fuer die Silvester-Party bezahlen. Uschi und Michael sitzen auch schon vor den leeren Tellern ihres Hamburgers und schon ist die Runde wieder komplett. Wir genehmigen uns einen Vino Blanco und ein Cerveza. Leider kipptt Pepe, der Wirt in seinem froehlichen Ueberschwang mein Glas Wein erst einmal ueber Stefan. Der muss sich also geschwind umziehen. Was soll sonst sein Sohn von ihm denken, wenn er ihn gleich am Flughafen Malaga abholt? Coni & Stefan (frisch gestylt) entschwinden - oh weia, schon so spaet!  Wir muessen auch noch zum Mercadona. Uschi fragt, was es denn bei uns heute und morgen leckeres zum Essen gibt. Hmm, wissen wir noch nicht so genau. Ja ob wir denn keinen Plan haben? Neeeee, wir doch nicht!

Jetzt aber fix zurueck zum Schiff - wenigstens den Cockpittisch wollen wir heute noch fertig bekommen!

 

Die sind ja mal handig! Endlich habe ich meine Dinghi-Fender!

Die sind ja mal handig! Endlich habe ich meine Dinghi-Fender!

Und ueber allem lacht der Berg - in natura aber nicht so blaesslich!

Und ueber allem lacht der Berg - in natura aber nicht so blaesslich!

Pechvogel

Irgendwie ist das nicht so meine Zeit grad. Noch zieren mich die blauen Flecke vom Autounfall, da hole ich mir gleich den naechsten weg. Jetzt ist das Luk ueber unserer Pantry schon so klein und trotzdem treffe ich es mit spielerischer Leichtigkeit auf dem Weg zum Vorschiff. Nicht, dass ich es nicht gesehen haette. Nein, im Gegenteil. Sogar schliessen wollte ich es gleich, sobald ich die Waeschebuette abgestellt haette. Und schwupps, lag ich mit dem rechten Bein drin. Der Rest hat nicht mehr rein gepasst - zum Glueck. Es war auch so schmerzhaft genug. Voellig fertig mit den Nerven humpele ich in Richtung Koje, verarzte mich mit Arnica in Form von Globuli zum einnenmen und Gel zum drauf schmieren. Kuehlakkus druber, Waermflasche fuer die kalten Fuesse und das zittern der anderen Gliedmasse, warmer Tee dazu. Fertig.

So langsam reicht es mir mit den ganzen “Unfaellen” - auch wenn sie ja glimpflich ablaufen fuer uns selbst.

Wieder zu Hause

26.12.2012 – hier in Spanien kein Feiertag. Und trotzdem scheint es ruhiger zu sein. Mag auch daran liegen, dass kaum Autos Richtung Gibraltar fahren….2. Feiertag in klein Great Britain??? Was sagt denn der Gockel dazu? Oh ja, „Boxing day“ nennt sich das heute. The day after „Christmas Day“. Kein Gehupe auf der Strasse Richtung Grenze, man kann problemlos aus der Marina rausfahren – das hat was!

Frueh stehen wir auf. Der Leihwagen soll zurueck gebracht werden. Das faellt schwer (das Aufstehen) nach dem gestrigen Abend an Bord der Jou-Jou. Zurueck an Bord sind wir noch lange nicht in die Koje gefallen. Ich hab noch Taschen ausgeraeumt – mit frustierendem Ergebnis, muessen doch einige Mitbringsel schlichtweg entsorgt werden, weil irgendeine undefinierbare Fluessigkeit rein gelaufen ist……:-((. Werner motivierte sich derweil via Internet mit den neuesten TO-Nachrichten und Infos. Nimmt das Gehacke in diesem Verein denn nie ein Ende? Erwachsene Menschen, die das alles nicht voreinander bekommen….. ich mag schon gar nix mehr dazu lesen, weiss schon, warum ich vor vielen Jahren schon dem Vereinsgekungel abgeschworen habe.

Nun also fuehrt unser erster Weg nach La Linea, die Suche nach der Europcar-Station beginnt. Fuendig werden wir in einer Garage in der Naehe des Tourist-Office. Leider kann man hier das Auto nur abgeben, nicht bezahlen. Also weiter nach Algeciras.

Bei Anmietung wurde uns gesagt, dass wir den Touran nur in Malaga zurueck geben koennten…..die eigene Internetrecherche hat uns aber auch noch ein Buero in Algeciras angezeigt und ein Telefonat mit Europcar Deutschland bestaetigt uns, dass eine Rueckgabe auch in diesem Buero moeglich ist. Also machen wir uns auf die Suche nach dem Office. Navi haben wir ja keines. Mit Hilfe von Google-Maps und unserer Redegewandtheit (wir muessen zweimal nachfragen) finden wir die Europcar Filiale relativ schnell und problemlos. Die Rueckgabe geht zackig, am laengsten dauert noch unser zoegerliches einparken im Parkhaus :-).

Mit dem Bus geht es dann ueber saemtliche Haltestellen zwischen Algeciras und La Linea wieder zurueck zur Endstation, der Estacion La Linea. Um 10 Uhr sind wir wieder in der Marina, mit einem Baerenhunger und freuen uns auf ein gemuetliches Fruehstueck auf unserer Terrasse. Oh, da war doch was! Ja, vor dem Fruehstueck muessen wir uns erstmal die Terrasse frei schaufeln. Haben wir doch gestern mehr oder weniger und der Einfachheit halber den ganzen Kleinkram und kartons dort gebunkert. Jetzt bekommen wir noch nicht mal mehr den Tisch hoch geklappt!

 Wir sitzen, trinken Kaffee, geniessen den Blick auf den Berg, die Sonne, lauschen dem Wind, beobachten die im Schwell schaukelnden Nachbarschiffe. Wie haben wir das vermisst! Und dabei waren wir doch nur eine Woche weg! Was fuer eine Woche…… ob wohl irgendwann der Schock richtig raus kommt? Ob wir den Unfall noch verarbeiten muessen? Oder sind wir schon so „abgehaertet“, dass wir nach einem kurzen Ausruhen zur Tagesordnung uebergehen? Aber eigentlich sind wir ja beide nicht so hypersensibel, halten uns nicht lange mit solchen Gedanken auf. Life goes on. Oder ist das schreiben, erzaehlen, darueber reden unsere Form der Schockbewaeltigung?……. ein Psychotherapeut haette bestimmt seine Freude an uns ;-)

Wir therapieren uns lieber selbst, raeumen das Schiff auf, packen aus, entsorgen was unbrauchbar geworden ist. Lesen Emails, schreiben, telefonieren. Ich packe den Drucker aus: Stromkabel und Installations-CD sind irgendwie weg, die Papiereinzugsklappe haengt unmotiviert weil teilweise haltlos herab. Funktioniert er noch? Irgendwas im Inneren rappelt verdaechtig hin und her, hoert sich nicht wirklich gut an. Aber naehers werde ich erst wissen, wenn ich die passende Kabelage besorgt habe. Werner wagt sich nach dem Abendessen an den Fernseher. Nach langem Hin und Her hatten wir uns endlich fuer die Anschaffung eines solchen entschieden und jetzt hat die Satellitenschuessel Dellen und ob der Bildschirm noch funktioniert….wir werden es sehen….wenn alles muehevoll installiert und angeschlossen ist. Learning by doing.

Im Internet machen wir uns schon mal auf die Suche nach guenstigen Mietwagenangeboten. Sevilla, Ronda, Jerez de la Frontera, Granada – das wollen wir auf keinen Fall ausfallen lassen. Und die heutige Busfahrt hat uns gezeigt: Ein Mietwagen ist fuer solche Aktionen definitiv die guenstigere Variante. Denn time is money - auch im zeitlosen Universum der Segler!

Waehrend Werner mit dem Fernsehapparat zu Gange ist, schreibe ich dies hier und trinke mir nebenbei einen gepflegten Rotwein-Rausch an. So einen ganz klitzekleinen. Langsam fuehlt sich alles etwas schwerer an, nur die Tasten lassen sich so leicht wie immer bewegen. Unglaublich. Sind die Alkoholresistent? Hmmm, vielleicht sollte ich den gestrengen Skipper nochmal Korrektur lesen lassen, bevor der Text hier online geht…..nicht dass ich die 1 in Deutsch im Nachinein noch aberkannt bekomme aufgrund der vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler hier :-))…. Aber wer kennt sich ueberhaupt noch aus in der deutschen Schreibweise und wagt es, zu kritisieren?

Ah bah, jetzt schweife ich ab. Verzeiht, der Rotwein….!

Oh, der Skipper ruft, die Vorbereitungen fuer die TV-Installation sind abgeschlossen. Sicher soll ich jetzt noch helfen…oder doch nicht? Stille - unter Deck und draussen. Kein Wind, kein Schwell, das Zuhause liegt gaaaanz ruhig in der Box. Und auch die Moewen auf Steg 11 sind entweder noch nicht gelandet oder huellen sich in tiefes Schweigen. Hmmm, wo ich die doch so vermisst habe in Deutschland.

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