Monats-Archiv Juni, 2009

“Wir mögen die Welt durchreisen,um das Schoene zu suchen, aber wir muessen es in uns tragen, sonst finden wir es nicht”

Ralph Waldo Emerson

Wir haben unsere Schoenheit gefunden, auch wenn sie noch nicht wirklich danach aussieht - wir konnten es schon damals erkennen! Na ja 2002 auf dem Weg von Emden nach Verden…auf dem Weg zu neuer Schoenheit!

Wir haben die Schönheit gefunden - auch wenn Sie noch nicht danach aussieht! Na ja 2002 auf dem Weg von Emden nach Verden

Zitat

“Wenn Reisen Erleben bedeutet und sich von dem Vorgang, transportiert zu werden, unterscheidet, dann steht der Wert einer Reise in umgekehrtem Verhältnis zu Ihrer Geschwindigkeit…….Segeln heißt, sich zu erinnern” - aus ‘Kap Zorn’ von Björn Larsson

Schön ist es auch im Hafen

Sonntag, Arbeitstag. Wir nutzen die heutige Windstille - nachdem es in den letzten Wochen immer ordentlich geweht hatte - um endlich mehrere Dinge zu erledigen. Werner steigt - mutig wie er ist - in unseren doch recht hohen Mast um unseren einseitig losen Radarreflektor zu bergen. Das staendige Klonk, Klonk gegen unseren Mast geht nicht nur uns auf den Nerv und ist zudem auch nicht das Beste fürs Material.

Danach steht die Genua auf dem Plan: beim letzten Segeltag hatte sich unser Fall entschieden, etwas nach unten abzusacken, dementsprechend war unser Segeltrimm mehr schlecht als recht (was unser Schiff aber nicht davon abhielt, seine Regattavergangenheit aufleben zu lassen und nach einem Wechsel auf dei große Genua langsam aber sicher alle Schiffe zu ueberholen, die zuvor leicht ueberlegen laechelnd an uns vorueber gezogen waren). Die Genua mußte also dringend etwas nach oben befoerdert werden. Wie das dann so ist, eins zieht das naechste nach sich und wir richten auch noch gleich die Reffleine für die große Rollanlage. Die ist irgendwie zu lang geraten und hat auch die Unart, sich oberhalb der Trommel um das Segel zu wickeln. Ach ja und die Segellatten müssen auch endlich mal an ihre Plaetze im Groß, wie gesagt: ein idealer Tag für all diese Arbeiten. Stechende Sonne und drohende Regen/Gewitterwolken wechseln sich ab und der Wind haelt sich dezent zurück.

Helgoland, der anziehende rote Fels in der Nordsee

Warum fahren so viele Segelboote (und nicht nur diese) jedes oder fast jedes Wochenende zu diesem wirklich nicht besonders großen Eiland in der Nordsee??? Ist es die Moeglichkeit, verguenstigt Zigaretten und sonstiges einzukaufen? Ist es einfach die Tatsache, das es halt mehr Spass macht, ein Ziel für den Wochenend-Segeltoern zu haben? Ist es die besondere Atmosphaere dieses “Roten Felsens”? Oder die Moeglichkeit, von einer Kneipe in die naechste und von einem Spirituosen- und Parfuemgeschaefts ins naechste “fallen” zu koennen? Vielleicht ist es einfach eine Mischung aus allem. Jedenfalls haben wir mit 2,40 mtr. Tiefgang und meist wenig zur Verfuegung stehender Zeit wenig geeignete Ziele für einen Wochenend-Segeltrip und somit ist Helgoland auch für uns ein attraktrives Ziel.

Der beruehmt-beruechtigte rote Felsen in der Nordsee

Der beruehmt-beruechtigte rote Felsen in der Nordsee

Nachdem unser letzter Versuch Helgoland auf eigenem Kiel zu erreichen, klaeglich im oder am Nebel gescheitert ist, starten wir an Pfingsten bei gutem Wetter und ordentlichem Wind einen erneuten Versuch.

Es wird ein schoener Segeltag, wir koennen das Elbmuendungsfahrwasser bei guter Sicht queren und es sind auch nur wenige von den großen Containerschiffen unterwegs. Dafuer tummeln sich vor Helgoland auffallend viele Segelboote und die meisten davon mit Spi. Uns schwant nix gutes: da war doch was mit Pfingsten, Helgoland und Regatta…..jawoll: hier ist Regattawochenende was offenbar jeder gestandene Segler weiß - nur wir halt nicht. Der Hafen ist auch dementsprechend gut gefuellt,

Eine Insel im Regattafieber

Eine Insel im Regattafieber

die mit uns einlaufenden Regattaschiffe wissen oft auch nicht so recht wohin und wir tuckern ziemlich ratlos im Hafen rund. Der Hafenmeister verschwindet auf seinem Boot irgendwo ganz hinten im Gewuehl der Boote und ward nicht mehr gesehen. Toll. Kurz entschlossen machen wir an einem Schlepper fest und gehen zum Hafenmeisterbuero wo noch zwei nette Herren sitzen und den administrativen Aufgaben eines Hafenmeisters nachgehen.  Nach Zahlung unseres Obulus bekommen wir die Anweisung, vor dem SAR-Schiff an die Pier zu gehen. “Da in der Ecke…., es koennen noch zwei Boote maximal an euch ran”. Was für mich o.k. ist, ist dem Skipper aeusserst suspekt: “Da sollen wir ran, wie soll das denn gehen….koennen wir denn nicht…..” Bevor wir es uns mit dem Hafenmeister verscherzen, wagen wir es und steuern langsam und nach kurzer Ueberlegung rueckwaerts auf den uns angewiesenen Platz zu. Davor liegt eine Zehner-Reihe kleinerer Segelboote, so max 5-6 mtr. Auf dem aeussersten steht ein junger Mann und ruft uns zu: “wollt ihr hier festmachen??????????” Er ist sichtlich beruhigt, als wir verneinen und auf den Platz vor dem maechtigen Bug des SAR-Kreuzers zeigen. “Ach so, dann ist ja gut!” meint er und feiert beruhigt weiter. Wir stellen uns belustigt vor, wie das wohl ausgesehen haette, wenn wir unseren gut 17T wiegenden ”Panzerkreuzer” hier geparkt haetten… und was der Hafenmeister wohl dazu gesagt haette…mit einer solchen Aktion wuerden wir auf jeden Fall einen mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen!

Liegeplatz vor dem maechtigen Bug des SAR-Kreuzers

Liegeplatz vor dem maechtigen Bug des SAR-Kreuzers - Seite an Seite mit der "Wappen von Bremen"

Im Abstand von wenigen Zentimetern manoevriert der Skipper uns an einer knallgelben Mooringboje vorbei, der Mast hat noch ganz gut Platz auf der anderen Seite. Ein groesseres Problem stellt für mich die Art des Festmachens dar: nur Ringe in der Wand oder Poller oben auf der Pier und dazwischen eine einsame Leiter die ich dann wohl hoch muss. Und das Wissen: wir haben zur Zeit Hochwasser, das faellt noch einige Meter und unser Boot damit auch. Erhaengen möchte ich unser Schiffchen nur ungern. Ich rette mich erstmal an die Ketten die irgenwo im Wasser enden. Nicht schoen, vor allem für unsere Festmacher, aber zumindest sind sie hier einigermaßen flexibel und koennen mit dem Wasserstand hoch und runter wandern (hoffe ich zumindest, eine gewisse Skepsis kann ich nur schlecht verbergen). Kaum haengen wir einigermaßen fest, bekommen wir schon Besuch: die Wappen von Bremen moechte gerne an unsere gruene Seite. Aber die haben ja ausreichend Leute an Bord, viele helfende Haende und wir bekommen auch noch Tipps vom erfahrenen Skipper, wie wir unsere Leinen am besten ausbringen. Puh, geschafft. Ich komme mir in diesem Revier immer wieder wie ein Anfaenger vor. Wenn man nur Schwimmstege oder Dalbenboxen kennt, dann sind solche Liegeplaetze eben eine neue Erfahrung.

Nachdem wir noch eine Weile das Verhalten unserer Leinen und unseres Schiffes beobachtet haben (ich ganz besonders kritisch), machen wir einen kleinen Landgang und schauen teilweise amuesiert dem Treiben auf den Regattaschiffen zu.

Da staunt der Skipper nur noch

Da staunt der Skipper nur noch

Am naechsten Tag muessen wir leider unter Motor zurück nach Bremerhaven, wir haben kaum Wind und setzen die Segel zeitweise nur zur Unterstuetzung. Erst kurz vor Bremerhaven frischt er auf, puenktlich zum Einlaufen in den Vorhafen zur Schleuse weht es dann so richtig und die Schleuse geht uns vor der Nase zu. Aber bis jetzt sind wir ja noch immer geschleust worden, so auch heute. Das kleinere der beiden Becken ist gut mit Sportbooten gefuellt.

Unser Anlegemanöver im AKSC laeuft gut, unser Heck wandert mit dem ueblichen Spielraum von nur wenigen Zentimetern an den Nachbarschiffen vorbei, Heinz nimmt die Leinen entgegen, wir atmen auf. Geschafft. Unser Platz ist ja doch recht eng und das reinfahren bei viel Wind ist eine ganz schoen kniffelige Angelegenheit.

Ein schoenes Wochenende liegt hinter uns und wir sind zwar fix und fertig aber auch gluecklich & zufrieden.