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Regen, wieder mal Regen auf dem Luk ueber uns. Grauer Himmel, tief haengende Wolken ueber den Haengen der Bucht von Camarinas. Ein Panorama, das einem norwegischen Fjord kaum nachsteht. Lediglich die Temperaturen sind angenehmer. Vielleicht. Ein Boot nach dem anderen verlaesst die Ria. Zurueck bleiben mit uns nur wenige andere Ankerlieger. Werner faehrt Fruehstuecksbrot holen. Nochmal ein Blick ins Internet und auf die Wettervorhersage. Im Ohr haben wir Dieters Kommentar zur Zugbahn der Tiefdruckgebiete und dass das Wetter nach dem Cap besser wird, suedlaendischer. Vom Boot aus baden gehen, das Sonnensegel testen?.hier in der Ria zur Zeit nur schwer vorstellbar. Als auch die finnische Sirri an uns vorbei geht, holen auch wir den Anker auf. So schnell war unser Schiff wohl noch nie startklar! Gerne waeren wir noch einmal durch Camarinas gelaufen, haetten uns noch einmal in einer Bar mit Blick auf den Hafen nieder gelassen und waeren in das Treiben hier eingetaucht. Aber zu gross ist der Wunsch nach Weiterkommen, nach richtig spanischen Temperaturen und vor allem hat uns ein Blick in den Kalender gezeigt, dass wir nicht mehr allzuviel Zeit haben, bis zu unserem Heimatflug. Kurz nach verlassen der Ria koennen wir schon segeln. Raumschots-Kurs ist angesagt. Der Wind nimmt sogar soweit zu, dass wir eine passable Geschwindigkeit laufen koennen. Da wir eine eigentlich notwendige Kursaenderung Richtung Cabo Finisterre aber nicht segelnd vollziehen koennen, laufen wir einfach weiter und kreuzen gewissermassen vorm Wind. Das erweist sich als gute Entscheidung. Der naechste “Kreuzschlag” gibt uns mit halbem Wind richtig gut Fahrt und wir kommen kurz oberhalb des Cabo Finisterre raus, koennen den jetzt gewuenschten Kurs auch unter Segeln gut halten. Ueber Funk ruft uns die Siri, das finnische Paar hatten wir gestern Abend noch in der Hafenbar kennen gelernt und uns lange mit den beiden unterhalten. Waehrend Werner an der Funke haengt, passieren wir das Cap. Jetzt haben wir also beide Lands-Ends, das Cap Finistere und das Cabo Finisterrrrrre passiert. Wenn ihr jetzt irgendwann nix mehr von uns hoert, sind wir von der Scheibe runter gefallen :-)! Die Kueste wie auch das Cap faszinieren und begeistern uns immer wieder aufs Neue, wir koennten nur gucken, gucken, gucken (und ich natuerlich fotografieren). Jeder Meile weiter beschert uns eine neue Perspektive. Gigantisch, einfach gigantisch dieses Panorama!!! Ein Delfin begleitet uns ein kurzes Stueck. Spaeter nimmt der Wind ab, das oelfarben-schwarz wirkende Meer wiegt sich in langer Duenung, hebt uns hoch, schiebt uns weiter. Wie hoch die Wellen sind, wird uns meist erst bewusst, wenn wir ein anderes Boot vor uns dahinter verschwinden und kurz darauf wieder auftauchen sehen. Ab dem Cap wird auch der Himmel blauer, die Sonne staerker. Wenn wir zurueck schauen, wirkt das Cap wie eine Wetterscheide: dahinter ist der Himmel verhangen und bewoelkt. Wir laufen Richtung Ria de Muros. Auch hier lauern wieder heimtueckische Felsen kurz unter der Wasseroberflaeche und in der Einfahrt gucken sie sogar ein Stueck weit raus. Die Brandung bricht sich, dahinter - am Ufer - steht ein am maechtigen Berghang verloren klein wirkender Leuchtturm. Fast sieht er aus wie eine Kirche. Malerisch im Wasser verstreut liegen ebenfalls mitten in der Einfahrt zur Ria diverse Fischerbojen, die wir slalomartig umfahren. Meine Guete, wo sind wir denn hier gelandet? An den Haengen ziehen sich kleine Ortschaften hin, die Luft riecht nach Pinien - und nach Waerme! Ich wusste gar nicht mehr, wie sowas riecht und ziehe diesen wunderbaren Geruch tief ein. Bekleidet mit langaermeligen T-Shirt und Segelhose fangen wir an zu schwitzen. Die Sonne brennt gnadenlos auf uns herunter. Und so schweisstreibende Taetigkeiten wie Segel bergen, Ankermaenover und Schlauchboot samt Motor zu Wasser lassen steigern das ganze noch. Die WOC (Wind of Change) liegt bereits vor Muros vor Anker und Heidi & Dieter preschen uns mit dem Schlauchboot entgegen. In Badesachen und schwimmen waren sie auch schon. Ist das nicht herrlich hier? fragt Heidi und ist ganz hin und weg. Wir klaren schnell auf, ziehen uns um und fahren gemeinsam nach Muros rueber. Bummeln begeistert durch die Gassen, trinken in einem Lokal ein Bier, bummeln weiter, entdecken den Friedhof, lauschen einem Maennerchor (ohne die Saenger zu Gesicht zu bekommen), bestaunen die schoenen alten Gebaeude, die Plaetze und das uns fremde und doch so angenehm wirkende Leben, die Auslagen der Geschaefte, erstehen endlich unsere Kochplatte (die wir in Marinas mit Stromanschluss anstelle des Gaskochers einsetzen wollen), bewundern einen stattlichen Zitronenbaum der unterhalb des Friedhofs in einem kleinen Garten waechst und voller Fruechte ist, kommen wieder in das Lokal, essen gemeinsam und feiern auf diese Weise Heidis 50. Geburtstag. Was fuer ein Zufall, dass sie auch in diesem Jahr 50. wird? wo und mit wem ich meinen Geburtstag dann wohl feiern werde? Auf jeden Fall im Sueden und an Bord der NAJA, so wie ich es mir gewuenscht habe, vor gefuehlten Lichtjahren, in einem anderen Leben?..

Jetzt sitzen wir noch auf unserem Schiff, ich schreibe diesen Text und haette noch so viele Worte fuer all das heute Erlebte. Doch die finden irgendwie nicht den Weg auf die Tastatur, bleiben ungeschrieben. Um uns herum die Lichter von Muros, die Ankerlichter der anderen Schiffe. Im Wasser duempelt und plaetschert das Beiboot und ab und an platscht auch ein Fisch etwas heftiger an der Oberflaeche. An Land ist die Muellabfuhr unterwegs. Fischerboote laufen ein. Und wir liegen hier hinten in der Ensenada ganz geborgen und ruhig.