Monats-Archiv September, 2015

1 - 2 - 3 - 4 ….. Ein besonderer Tag

Der Kaeptn feiert - seinen 4. Geburtstag auf unserer Reise! Lissabon, Teneriffa, Suriname und jetzt Curacao. Stationen der letzten Lebensjahre, Stationen unserer Reise.

In weiser Voraussicht hat er sich den Geburtstagskuchen gestern schon mal selbst gebacken. Und wird den Tag heute mit einer Runde Schwimmen ums Boot herum beginnen. Blauer Himmel dazu, eine leichte Brise, Blick wieder einmal auf einen “Berg” - kann ein Geburtstag noch viel besser beginnen?

Lieber Kaeptn, ich wünsche Dir noch viele solcher “Stationen”, viele Geburtstage, viele tolle, unvergessliche und beeindruckende Erlebnisse und Begegnungen. Viel Sonne, in Dir und um Dich herum, fair Winds und gute Kurse, immer Rueckenwind und einen guten Kompass, der Dich leitet.

Alles, alles Liebe von Deiner 1-Woman-Crew, Deiner Frau fuer alles und nix an Bord, die hier auch einmal Danke sagt fuer eine zwar manchmal anstrengende aber auch wunderschöne Zeit mit Dir zusammen auf einem ebenso anstrengenden aber wunderschönen Schiff. Das uns hoffentlich noch zu vielen schönen Inseln, Laendern, Buchten auf dieser Welt bringt.

Ein Paket ein Paket

Angekommen - unser Paket

Angekommen - unser Paket

Ein Paket, ein Paket!!

Freude darueber, dass unser vor gut 6 Wochen in Deutschland der Post anvertrautes Paket nun endlich auch den Weg nach Curacao und zu uns gefunden hat!!! Mit Paketzustellung ist das hier so eine Sache, stattdessen bekamenwir auf wiederholtes Nachfragen bei der Kimakalki-Marina wortlos eine Art Abholschein in die Hand gedrueckt. Ausstelldatum 22.9., den Zettel bekommen wir am Donnerstagabend und wir haben null Ahnung, wo die Poststelle Santa Rosa ueberhaupt ist. Sehr hilfreich werden wir aufs Internet verwiesen — Fehlanzeige. Doch, doch, in Santa Rosa gibt es eine Poststelle. Die anderen Segler in der Marina versichern uns dies glaubhaft. Die muessen es wissen, leben sie doch schon einige Jahre hier. Ko, der Pirat erklaert sich liebenswuerdigerweise bereit, mit uns am Montag dorthin zu tuckern. 31 Kilo Paket mit dem Bus abzuholen, sicherlich machbar, aber wir muessen uns das Leben ja nicht unnoetig schwer machen.

Die Poststation ist mit Luftballons und tradtionellen Kleidungsstuecken dekoriert, alle MitarbeiterInnen tragen T-Shirts mit einem bunten Aufdruck, der irgendwas von einer Kulturwoche erzaehlt. UEberall auf der Insel gaebe es Veranstaltungen dazu. Aha, haben wir noch nix mitbekommen davon in unserer Idylle auf Ankerplatz E.

Nach Vorlage des Identitaetsnachweises und Bezahlung von 7,50 NAF koennen wir unser Paket in Empfang nehmen und duerfen es sogar mit einer Sackkarre zum wartenden Piraten-Ford bugsieren. Leicht ramponiert sieht es aus, unser Paket, das wir so liebevoll mit Kilometerweise Backeband (Klebeband) umhuellt haben. Wahrscheinlich ist es auch nur deshalb noch nicht auseinander gefallen. Der Inhalt ist ebenfalls etwas ramponiert, eine Dose mit Rostloeser hat den Flug hierher nicht ganz unbeschadet ueberstanden und auch andere Kleinteile sind etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Alles in allem aber verkraftbar. Wasunser Karton wohl alles erlebt hat, allein schon die Odysee quer durch Deutschland — Langwedel-Bremen-Saulheim-Bremen-Frankfurt (wenn man der Paketverfolgungshistorie glauben darf).

Weiter geht es mit dem Pirat nach Perrera, am Schottegat. Der Pirat ist auf der Suche nach einer Werkstatt, die ihm seinen OElablassschraube gangbar macht und wir wollen noch einmal zur Curacao-Marine. Sitzen wir nun doch schon einige Tage und warten auf einen Krantermin, sind die ewigen Emails hin und her jetzt leid. UEberraschung: jetzt waere der Krantermin kein Problem, wann immer wir wollen, dafuer ist Jack von MRC in Urlaub. Und mit ihm sollen-wollen-muessen wir unsere Kranaktion ebenfalls abstimmen. Damit keine kostbare, weil teure Standzeit vergeudet wird und MRC uns bei unseren Reparturarbeiten zuegig unterstuetzen kann. Also fuehren wir lediglich ein paar nette Gespraeche mit Gijs, dem Liftwagenfahrer und Mitinhaber des Boatyard und vertagen alles Weitere auf kommende Woche. Sit and wait.

Wir besichtigen noch kurz den DIY-Bereich der Werft (bei dessen Anblick uns ein leichtes Aussenseitergefuehl ueberkommt, so trostlos wirkt dieser kleine Platz mit den immerhin zwei Booten, die hier geparkt wurden.Und lernen Dank der haeufigen “Pitstopps” des Piraten (man muss ja viel trinken bei den Temperaturen) noch ein paar Ecken von Willemstad kennen, die wir bisher immer nur im Tiefflug passiert haben.

Voellig erschoepft fallen wir gegen Nachmittag auf die wackeligen Holzstuehle in der Kimakalki-Marina, sehnen uns nach kuehlem Wasser.Fuer den Rest des Tages nehmen wir uns nichts mehr vor, Paket auspacken (ist immer ein klein wenig wie Weihnachten). Abendessen, noch einen Film gucken — thats it. Pakete sind irgendwie anstrengend.

Auch die Hunde suchen Abkühlung

Auch die Hunde suchen Abkühlung

Und nein, wir gehen nicht einfach zur Tagesordnung ueber. Wir sind immer noch sehr bedrueckt von den Ereignissen in Kolumbien, sind immer noch fassungslos und weigern uns auch ein Stueck weit zu begreifen, dass die lebensfrohe, immer gut gelaunte und offene Durdana tot sein soll.

Die Anderen

Mitten in der Nacht, alles ist ruhig. Die Boote schwingen leicht am Anker, kein Mond der fuer etwas Helligkeit sorgt. Dinghis sind hochgezogen, zur Sicherheit, damit sie niemand klaut. Dunkle Schatten bewegen sich durch die Nacht, uebers Wasser, lautlos. Entern eine Segelyacht, ueberfallen das ahnungslose, schlafende Paar.Irgendwo an der Kueste Kolumbiens. Oder in einem anderen Land.

Eine Meldung im Caribbean-Safety and Security Net; beim Sundowner in der Bar wird man gefragt, ob man schon davon gehoert hat. Will man doch auch nach Kolumbien und ist vielleicht grad etwas sensibilisierter fuer “solche Meldungen”. Ein UEberfall. Immer wieder mal kommt es vor, dass Yachten ueberfallen werden.Und immer wieder kommt es vor, dass dabei auch Menschen umgebracht werden. Wegen ein paar Dollars, einem Fotoapparat oder sonstwas. Was ist ein Menschenleben wert in diesen Laendern?

Fragen nach Sicherheitsvorkehrungen, Waffen an Bord, Fuer und Wider des “sich wehrens”. Und immer ist es irgendwie weit weg, betrifft “Andere”, nie uns selbst. Auch dieses Mal betrifft es “Andere”. Mit dem Unterschied, dass es dieses Mal keine anonymen Segler sind, dass sie fuer uns Gesichter haben, lachende, froehliche und braun gebrannte Gesichter. Das wir das Boot kennen, die Lazy Duck aus Holland. Das wir schon in Brasilien gemeinsam in einer Marina lagen, dass wir hier auf Curacao nebeneinander geankert haben. Das wir vor unserem Flug nach Deutschland einen Abschieds-Sundowner getrunken haben und uns ganz sicher waren: “wir begegnen uns wieder auf unserer weiteren Reise”. Das wir vor wenigen Tagen noch eine Email erhielten mit den Erlebnissen in Kolumbien.

Ja, wir haben davon gehoert, dass eine Yacht ueberfallen wurde. Dass die Ehefrau ermordet und der Mann verletzt wurde. Aber wir haben nicht realisiert, dass es sich um diese lieben Menschen handelt, die wir nun schon seit 2014 kennen. Die wie wir 2012 zu dieser Reise aufgebrochen sind. Eine Reise ohne Wiederkehr fuer die lebenslustige, energiegeladene Durdana.

Die Erkenntnis trifft uns schockartig. Macht betroffen, nachdenklich, laesst Traenen fliessen. Warum, warum, warum???

Und unbegreiflicherweise geht das Leben weiter. Anders, aber es geht weiter. Die Zeit bleibt nicht stehen. Und es werden weiterhin Segelboote nach Kolumbien fahren oder in andere Laender. Crews werden sich sagen “uns passiert so etwas nicht”. Wem passiert es aber und warum? Wann wird aus “den Anderen” ein “Wir/uns”? Hoffentlich nie. Nie sollen unsere Kinder, unsere Angehoerigen, unsere Freunde diesen Schmerz empfinden, mit diesem Schock klarkommen muessen. Aber kann man es ausschliessen? Nein, kann man nicht. Man kann nur auf sich aufpassen, nicht leichtsinnig werden, achtsam sein. Aber veraengstigen lassen wollen wir uns auch nicht. Der Mensch verdraengt und vielleicht ist das auch gut so.

Chichi

Dividivibaum.JPG

Divi-Divi Baum - nicht ganz so windgebeugt, aber man kann
es schon erkennen.
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Fast lebensgrosse Chichi vorm Chichi-Shop in Willemstad, Punda

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Megagrosser Kaktus, keine Seltenheit hier. Ich tippe auf die
Variante mit nicht ganz so vielen fiesen Stacheln
Kaktuskunst oder Kunst mit Kaktus Kaktuskunst.JPG

24.09.2015 chichi

Immer nur ueber uns und unser Bordleben zu schreiben, ist ja irgendwie nicht so wahnsinnig aufregend. Zumal dieses derzeit aus profanen Dingen wie Einkaufen, Waschen, Segel anschlagen, aufraeumen, Unordnung verbreiten etc. besteht. Wir haengen an unserer Mooring und warten auf einen Termin in der Werft. Sit and wait.

Da dachte ich mir, ich erzaehle mal ein ein bisschen ueber die Insel, was uns bis jetzt so begegnet ist hier, was besonders auffallend war. Auch wenn wir noch nicht so arg viel gesehen haben , sind uns doch schon so einige Besonderheiten und Eigenheiten hier auf Curacao begegnet. So z.B. eine von der Grundfarbe her schwarze, aber auffallend bunt bemalte Figur mit ausgepraegten weiblichen Rundungen. Sowas fasziniert mich ja immer besonders, da bleib ich foermlich “kleben” (den Kaeptn wohl auch, aber der gibt es nicht gleich so zu). Und diese Figur heisst:

CHICHI — so wird hier auf Curacao die “Big Sister” liebevoll genannt. Chichi steht fuer die aelteste Schwester in einem tradtionellen Familienclan hier auf Curacao. Sie sorgt auf liebevolle Weise fuer die anderen Familienmitglieder und verkoerpert eine sehr bevorzugte weibliche Rolle in der heutigen karibischen Gesellschaft. Kaum vorstellbar oder? Treusorgend, fuer die Familie da sein, sich und eigene Beduerfnisse gar zurueckstellen? Fuer moderne, europaeische Frauen vielleicht schon gar nicht mehr vorstellbar. Aber vielleicht ist auch mehr ein in dieser Figur wieder lebendiger Teil der farbenfrohen Vergangenheit?

“Personifiziert” und kuenstlerisch umgesetzt hat die Figur der Chichi die in Berlin geborene Kuenstlerin Serena Janet Israel. Ein klein wenig soll sie an die bekannte “Venus von Willendorf” Skulptur erinnern. Mich erinnert die kohlschwarze, gesichtslose aber dafuer meist bunt “gekleidete” Dame in erster Linie an die uns hier begegnenden lokalen Schoenheiten, die ihre gut ausgeformten Koerperteile meist sehr selbstbewusst in hautenge Kleidungsstuecke zwaengen und diese so ganz auffaellig praesentieren.

Heute werden die aus der Form geloesten Chichi-Figuren von mehreren lokalen “Malerinnen” bunt bemalt und in verschiedenen kleinen Laeden auf der Insel verkauft. Mal in gross, mal ganz klein, als Dekofigu oder auch als Schluesselanhaenger. Mal sitzt die Dame ganz klassisch, mal raekelt sie sich auf Bauch oder Ruecken, reckt die Arme in die Luft, traegt ausgefallene Huete oder auch Lockenwickler. Chichis fuer jeden Geschmack, fuer jede Lebenslage und fuer jeden Geldbeutel.

Eine andere Besonderheit der Insel stammt aus dem botanischen Bereich: die Kakteen. Curacao hat definitiv wenig Regen, verfuegt ueber keinen beeindruckenden Regenwald mit hohen sattgruenen Baeumen. Was hier an Pflanzen ueberleben will, muss schon etwas robuster ausgestattet sein. Wie eben die Kakteen. Unuebersehbar, ueberall praesent und die Landschaft zu einer Wildwestfilm Kulisse machend, lassen sie einen Ausflug in die Botanik strapazioes, gefaehrlich, wenn nicht gar unmoeglich werden. Mal eben so einen schmalen Pfad entlang laufen — eher schwierig. Koennte man doch dornengespickt schon nach wenigen Metern aufgeben. Mehrere hundert Arten soll es geben, kleine, grosse, dicke, duenne, mal mit Bluetenknospen besetzt, mal vertrocknet am Wegrand liegend.Es gibt einen “Kadushi Cactus” mit tausenden von Nadeln und einen Yatu-Cactus. Der hat weniger Nadeln und kann bis zu 30 Fuss hoch werden. Unterscheiden werde ich die wohl alle nicht koennen. Und die Namen all dieser Varianten habe ich auch nicht heraus finden koennen bislang.

In den trockenen, landschaftsgaertnerisch nicht so gestalteten Bereichen der Insel findet sich auch gerne der sog. Divi-Divi-Baum. Von klein auf wird er von den stetigen Trade-Winds nach Westen gedrueckt und erhaelt so seine gebeugte, skurril anmutende Form. Fast scheint es, als wuerde er sich anmutig verneigen, als wolle er weiterziehen, mit dem Wind davon fliegen. Woran ihn seine Wurzeln hindern. Wie oft hindern die Wurzeln UNS, davon zu fliegen? Leider hab ich nur ein Foto eines nicht ganz so gebeugten Divi-Divi. Aber die Grundtendenz ist auch bei diesem Exemplar erkennbar.

So gibt es noch einiges zu erzaehlen von Curacao, der Insel auf der so viele Millionen in Ferienhaeuser investiert werden, die dann die meiste Zeit des Jahres leer stehen.Von der Insel, die so viele schoene Tauchspots und Straende hat, dass es ganzjaehrig die Tauchsportler aus aller Welt hierher zieht.

Fortsetzung folgt ….. denn hab ich schon von Kura Hulanda erzaehlt? Oder vom floating market, von der Koenigin Emma Bruecke, dem Rif-Fort, von Otrobanda und Punda, den Kreuzfahrtschiffen und den alten Landhaeusern?

Rundfahrt

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Untiefe in Spaanse Waater - gut betonnt
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Ob aufgelaufen oder einfach nur voll gelaufen - keine Ahnung, was diesen Zweimaster hat auf Grund gehen lassen - Spanish Water

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Boote, groesser wie die dazugehoerigen Haeuser sieht man hier - mein Haus, mein Boot, mein Auto ….

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Unsere Lady an der Mooringboje - Freiheit, die wir lieben, Endlich wieder direkt vom Schiff schwimmen gehen.

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DAS koennte uns wohl auch gefallen, nicht wirklich spektakulaer und doch beeindruckend in seiner Gesamtheit - eines der vielen Ferienhaeuser hier im Bezirk Jan Sofat

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Wow, mit dem Dinghi sieht man erst so richtig, was hier fuer tolle Haeuser stehen!

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Rund ist die Welt, halbrund dieses Haus - nicht so ganz unser Stil, aber trotzdem beeindruckend

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Wachhunde muessen einfach sein. Die meisten bellen viel, laut  und gefaehrlich klingend…. und wedeln heftig mit dem Schwanz

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Dicht an dicht draengen sich in diesem Bereich die Ferienhaeuser aneinander. Die Grundstuecke sind
gut ausgenutzt.
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Mangroven sieht man auch immer mal wieder zwischendurch. Gut, dass sie nicht ganz verschwunden sind

Die letzten Tage nutzen wir auch, um mit dem Dinghi etwas durch Spaanse Waater zu cruisen. Sehr interessant - wenn man sich f?r Architektur interessiert :-). Nein, einfach sehenswert, was hier an Ferienetablissements alles so rum steht. Mit Boot davor, mit Sandstrand, Sonnendeck, mit Wachhund, mal bewohnt, mal eher weniger. Der Kaeptn mutmasst hinter jedem groesseren Gebauede gleich eine Appartmentanlage. Ich denke eher, da haben einige Leute richtig Geld (uebrig) und sich hier einfach ein nobles, grosses Ferienhaus geleistet. Und irgendwie sieht das alles schon schoen aus, macht die grosse Lagune abwechslungsreich und interessant. Und von der Wasserseite kann man alles auch viel besser sehen wie von der Strasse her, wo hohe Mauern und blickdichte Zaeune die Einblicke meist verwehren.

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