Monats-Archiv August, 2010

Cuxhaven-Bremerhaven

Wieder zu Hause!! Als wir um kurz nach 15 Uhr aus der Doppelschleuse auslaufen und Kurs auf “unseren” Hafen nehmen, das ist schon auch ein schoenes Gefuehl. Ankommen….Heimkommen….. - mein Leinen parat legen sowie Fender ausbringen fuers Anlegemanoever an unserem Liegeplatz wird zwar vom Skipper mit Skepsis beobachtet (glaubst Du wirklich, unser Liegeplatz ist schon frei???), aber ich bin zuversichtlich. Als wir Karl-Otto (den KFK) und Bulli III an einem ganz neuen, ungewohnten Liegeplatz an der Pier neben den Vereinsstegen entdecken, halten wir erstmal auf die beiden zu. Katja ist an Bord, winkt und freut sich ueber unsere Rueckkehr. Leider sind wir hier etwas im Weg, die “Mercedes” rauscht mit voller Fahrt auf ihren Liegeplatz im Schaufenster Fischereihafen zu. Wir sind dabei quasi im Weg.  Also doch erstmal festmachen (an unserem tatsaechlich freien, angestammten Platz) und dann ist genug Zeit fuer einen Kloenschnack. Unser Anlegemanoever verlaeuft perfekt und wie so oft nehmen die hilfreichen Haende von Werner und Lutz unsere Leinen auf dem Steg an. Grosses um-den-Hals-fallen ist erstmal angesagt. Wir sind angekommen und es ist schoen, zu hoeren und auch zu spueren, dass wir vermisst wurden!!

Noch etwas wackelig auf den Beinen machen wir unser Schiff fest: landkrank nennen wir das. Heute frueh um 4 hiess es in Cuxhaven aufstehen. Um kurz nach fuenf ging es noch im Dunkeln aus dem Amerikahafen. Die Nacht haben wir dort an der wirklich netten Steganlage des LCF Cuxhaven verbracht. Und das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, es hat uns dort wirklich gut gefallen.

Immer spannend, so ohne Tageslicht auf dem Wasser unterwegs zu sein. Zuerst suchen wir aber noch hektisch das Fernglas. Wo ist das verflixte Ding nur abgeblieben?? An keinem der angestammten Plaetze der vergangenen 2 Wochen laesst es sich finden. Das gibt es doch nicht, das kann doch nicht spurlos verschwunden sein!! Da ich viel Uebung im Such-und-Find-Spiel habe, werde ich schliesslich an einem Haken neben dem Niedergang (gut getarnt durch diverse Jacken) fuendig. Erleichterung! Jetzt faellt das reale Tonnen suchen doch wesentlich leichter. Vor uns laeuft ein ganzer Konvoi an Yachten, gut 20 Stueck sind wohl etwas frueher ausgelaufen wie wir. Rechts von uns in der Fahrrinne laufen die dicken Poette Elbauf- oder -abwaerts. Aber wir sind ausserhalb des Fahrwassers und muessen uns um die nicht kuemmern. Ueber Funk verfolgen wir dagegen die Querungsabsichten einiger kleinerer Berufsschiffe. Die wollen - wie wir Yachten - ebenfalls ausserhalb des gruenen Tonnenstrichs fahren. Das spart Meilen und somit auch Zeit. Die weitere Fahrt von Cux nach BHV verlaeuft unspektakulaer, aber leider auch - wieder mal - unter Motor. Zuerst umlaufende Winde der Staerke 2, spaeter dann zunehmend auf 4 und voll auf die Nase. Eine angenehm lange Welle schiebt uns mit dem auflaufendem Wasser Richtung BHV und ab den Tuermen begegnen uns auch schon einige Sail-Teilnehmer, wie z.B. die Alexander von Humboldt.

Ein toller Anblick, diese schoenen alten Schiffe zum Teil unter Segeln hier auf der Weser zu sehen. Die 13:30 Schleuse verpassen wir knapp, dafuer wird heute sehr zuegig geschleust und im naechsten Gang sind wir dabei. Beim einlaufen in die Schleuse muessen wir an einem bereits in der Schleuse liegenden Schlepper vorbei. Der haelt sich nur unter Bugschraube und Maschine an der Mauer und gibt uns natuerlich just als wir in Hoehe seiner Bugschraube sind, eine ordentliche Querstroemung. Werner muss Gas geben, damit wir weiter nach vorne laufen und nicht auf den Fendersteg gedrueckt werden. Das veranlasst mich natuerlich wieder zu meinen vom Skipper ach so geliebten Kreischeinlagen “stopp auf, stopp auf”. Das sieht aber auch verflixt schnell aus, wenn man da so auf dem Suellrand mehr aussenbords steht und eigentlich mit einem beherzten Sprung stehend auf den Fenderstegen landen soll. In der spaeteren Manoeverkritik meines Skippers versuche ich also,Verstaendnis zu heischen und gelobe gleichzeitig auch Besserung. Bin selbst gespannt, ob ich naechstes Mal wirklich die Klappe halten kann!!

Dann ist erstmal der Hund an der Reihe und wir nutzen die Gelegeheit, zum Liegeplatz des KFK Karl Otto zu laufen. Das Schaufenster Fischereihafen dient waehrend der Sail als Parkplatz fuer die zahlreich angereisten Grosssegler und Plattboden-Schiffe. Die meisten fahren unter niederlaendischer Flagge und machen Fahrten mit Gaesten an Bord. Tagsueber ist der Hafen hier entsprechend leer, abends dagegen bietet sich ein schoener Anblick mit den vielen, zum Grossteil beleuchteten Masten. Das im Schaufenster geplante Open-Air Konzert faellt allerdings leider den Regenfaellen zum Opfer. Auf dem Deck des Kutters feiern wir mit Freunden dann noch etwas unsere Heimkehr und fallen kurz nach Mitternacht in die Koje. Morgen ist erstmal ausschlafen angesagt!

Warteposition in Brunsbuettel

09:38 Brunsbuettel - wieder mal Starkwind und Regen! Wir liegen am Suedkai, Seite an Seite mit der “Atalanta” aus Wismar und der “Bussard” aus Kiel. Und irgendwie hatten wir ein absolutes Deja-vu Gefuehl auf dem NOK!

Beide Traditionsschiffe sind ebenfalls auf dem Weg nach BHV zur Sail. Die Einlaufparade wird aber wohl ohne die beiden stattfinden muessen. Ablegen ist fuer 15:00 geplant, Hochwasser ist um 15:42 und fuer heute nachmittag sollen Wind und Welle nachlassen. Zur Zeit sind noch W/NW 6, strichw. 7 und Wellenhoehen von 3-4, spaeter 2 m gemeldet. Eiiiigentlich hatten wir geplant, heute nur bis Cuxhaven zu gehen, jetzt liebaeugelt der Skipper schon damit, nach BHV durch zu laufen. Das wuerde bedeuten, dass wir mitten in der Nacht ankaemen. Ich weiss noch nicht, ob ich das spassig finde. Klar, die naechsten Tage wird das Wetter voraussichtlich nicht besser, aber irgendwie artet unser Urlaubsende wieder mal in Extremtouren aus. Gerade rappelt wieder ein grosser Pott vorbei. Allerdings halten sich die U-Boot maessig klingenden Schraubengeraeusche hier am Suedkai doch sehr in Grenzen. Insgesamt und in Anbetracht der Wetterverhaeltnisse liegen wir hier an der Atalanta deutlich ruhiger wie an unserem so geschaetzten Gross-Seglersteg schraeg gegenueber am Westkai. Das einzige Problem, dass wir hier haben: der Hund muss ueber zwei grosse Schiffe befoerdert werden und d.h. konkret: es sind deutliche Hoehenunterschiede zu ueberwinden. Von uns zur Atalanta ist es noch relativ unproblematisch, aber von der Atalanta zur

Bussard muessen wir einen groooossen Schritt von Schanzkleid zu Schanzkleid machen. Nach der Kletteraktion von gestern abend versuchen wir, den Gassigang so lange wie moeglich rauszuzoegern …. und Buster tut auch so, als muesse er noch nicht. Der gute Hund. War aber auch ein ziemlicher Marsch, den wir gestern abend noch zurueckgelegt haben. Vom Hafengelaende runter zu kommen, war kein Problem. Wir also frohen Mutes erst mit dem Hund gelaufen und dann (klatschnass durch den zwischenzeitlich einsetzenden Starkregen) ein wirklich empfehlenswertes Lokal mit Deutsch-Kroatischer Kueche gefunden und eingekehrt. Anschliessend  waren wir zwar satt, aber uns war auch kalt und wir wollten nur noch aufs Schiff. Doch statt Waerme gab es erstmal lange Gesichter, der kuerzeste Weg war uns versperrt, alle Tore zu den grossen Lagerhallen waren verrammelt und verriegelt. Also bis zur alten Schleuse weiter laufen. Der Hund tapperte tapfer aber deutlich langsamer hinter uns her, die Schnueffelpausen wurden immer weniger. Wahrscheinlich hatte er Angst, er koenne uns verlieren. An der alten Schleuse war auch alles dicht. Meine Guete, wenn wir jetzt nicht mehr aufs Schiff kommen. Kein Handy dabei (aber wen haetten wir auch anrufen sollen?), na ja wenigstens Geld und Scheckkarte, ein Zimmer waere bestimmt irgendwo aufzutreiben. Aber auf dem Schiff waren noch alle Navi-Instrumente an, der Niedergang stand auf. Und bei der Lage die ganze Nacht niemand an Bord, ob das so guenstig ist?? Ein Pilotschiff fuhr dicht am Kai entlang. Werner machte auf uns aufmerksam und erklaerte unsere Lage. “Ach ihr seid das da am ollen Bussard”. Der nette Schiffsfuehrer meinte, es muesse ein Pfoertner dasein, der bei klingeln das Tor oeffnen wuerde. ”Und wenn nicht, bring ich euch eben rueber” (was ist das fuer ein Engel in Menschengestalt?). Das war dann doch nicht notwendig, denn siehe: lautlos und ohne weitere Rueckfrage (wo ist die Kamera??) glitt das Tor auf und hinter uns wieder zu. Puh, die erste Huerde haetten wir genommen. Obwohl ich es schon verlockend gefunden haette, den Hund vom Pilotboot aus an Bord zu bringen. Waere mit Sicherheit entspannter gewesen. Aber wir haben auch die letzte Herausforderung des gestrigen Abends gemeistert und unseren tapferen Hund von Schiff zu Schiff gehoben. Obwohl ihm Angst und Aufregung schon anzumerken war. Auf der Atalanta angekommen, war er doch spuerbar entspannter und hat die Pfoten wieder locker gemacht.


Jetzt ist es schon 10 Uhr und er schnorchelt - nach einem kleinen Imbiss - entspannt auf seiner Matte vor sich hin. Wir nutzen die Zeit fuer so aufheiternde Dinge wie weitere Wassereintrittsstellen im Deck zu lokalisieren oder Seekarten zu ordnen. Draussen zeigt sich ein Stueck blauer Himmel durch das eine Fenster. Wenn ich aber durch den Niedergang schaue, sehe ich grau und davor schnellfliegende heller graue, dicke Wolken.

Weiter vorne hat gestern Abend noch ein etwas groesseres, hollaendisches Segelboot direkt an der Pier bzw. an den Holzschwimmern festgemacht. Und bei unserer “wir legen noch mal Leinen nach” Aktion letzte Nacht haben wir festgestellt, dass ein Katamaran an dem Hollaender laengs gegangen war. Bei unserem Einlaufen war diese Luecke noch nicht vorhanden, sonst waeren wir vielleicht auch dort rein. Ob es fuer den Hund und fuer die Lage unseres Schiffes wirklich guenstiger gewesen waere, darueber streiten wir uns zur Zeit noch.

Auf jeden Fall muessen wir unser Ankerlicht nochmal ueberpruefen. Es funktioniert zwar, piepst aber nervenzerreissend. Also musste die alte Petroleumfunzel herhalten.  Die wurde auf einem Kochtopf erhabend stehend unter der Sprayhood positioniert, da sie an der Reling haengend sofort vom Wind ausgepustet wurde. Auf den Anschaffungszettel kommt also eine weitere Position: ein Mastunabhaengiges und Windunempfindliches Seitenlicht fuer das Liegen in Seeschifffahrtswegen!

Gerade verkuendet der frohgelaunte Skipper den Anstieg des Barometers. Ob das Wetter draussen da auch bald mal was von mitbekommt?? Der Wind faucht munter weiterhin ums Schiff und die naechste Regenwolke zieht auf. Sommer 2010 - auf dem Nachbarschiff singt ein verkappter Caruso. Think positive. Wir werden diesen Urlaub wieder als Ausbildungstoern unter dem Gesichtspunkt “anstrengend aber lehrreich” verbuchen.

Jetzt fuerchte ich, werden wir erstmal nicht umhin kommen, die nachste Kletteraktion mit dem Vierbeiner in Angriff zu nehmen. Es ist bereits kurz vor zwoelf und damit hat er fast 14 Stunden ausgehalten.

NOK - Kiel-Holtenau - Brunsbuettel

Hinter uns liegt wieder einmal ein aeusserst unruhige Nacht. Wind von achtern zerrt an unserem Mini-Paeckchen von 2 Booten und wir sind froh, eine zusaetzliche Leine vom Heck zum Steg ausgebracht zu haben. Mitten in der Nacht wurden wir von den heftigen Bewegungen unseres Schiffes geweckt. So ein naechtliches an-Deck-rumturnen ist richtig kommunikativ: man trifft meist Besatzungen anderer Schiffe die ebenfalls noch Leinen auslegen, Fender kontrollieren oder - wie in dieser Nacht - auch mal flugs den Liegeplatz wechseln. Das war wohl notwendig, da der Wasserstand sich dramatisch verringert hatte. Wir liegen gut einen Meter tiefer wie noch am Abend. Hinter uns wurden die Spueltore des Kanals geoeffnet. Das Wasser schiesst an uns vorbei, es gurgelt und rauscht, als laegen wir in einem stark stroemenden Fluss.

Einige der Boote verlassen heute morgen fluchtartig den auf einmal gar nicht mehr so sicheren Liegeplatz. Einige wollen die Starkwindphase weiter hier abwarten. Unsere Nachbarn wollen los und stehen schon in den Startloechern. Leider sind meine beiden Jungs noch nicht vom morgendlichen Gassigang zurueck. Langsam mache ich mir Sorgen. Als Werner oben an der Strasse auftaucht, bestaetigen sich diese: der Hund hat sich vertreten und mein starker Mann hat den 32 kg schweren Hund sowie zwei extra fuer ihn gekauften Riesenwuersten vom Park bis auf Hoehe unseres Liegeplatzes getragen. Jetzt verlangt er nach Hilfe. Wir wechseln uns ab mit Hund und Wurst tragen und die lettzen Meter schafft der Wuffel dann auch wieder selbst.

Kein guter Start in den Tag. Unser Ablegemanoever klappt auch nicht so gut. Wir waeren besser rueckwaerts gegen Wind und Strom weg gefahren. Stattdessen versuchen wir es zuerst vorwaerts, was prompt damit endet, dass wir mit voller Breitseite nochmal an zwei kleineren Booten “andocken”. Daraufhin verabschiedet sich das Fenderbrett des einen Schiffes mit einem deutlich hoerbaren “Knack” ins Bretter-Nirwana. Fuer den Austausch von Telefonnummern oder dergleichen bleibt keine Zeit mehr. Wir ziehen uns rueckwaerts von den Schiffen weg und entgehen beim weiteren Vorwaertsfahen nur knapp einer Kollision mit dem Stahlpoller des Aussensteges. Mit Haaresbreite rauschen unser Heck bzw. der Geraetetraeger an dem staehlernen Klotz vorbei. Puh, erstmal geschafft.

In der Schleuse legen wir auf der Leeseite an. Ich bin immer noch “durch den Wind” und stolpere prompt auf dem Fendersteg der Schleuse. Die Leinen bekomme ich aber doch noch durch die Ringe. Alles gut, das Schiff liegt und der Skipper entschwindet Richtung Schleusenturm, die Kanalgebuehr bezahlen.

Der Rest unserer Kanalfahrt erinnert uns stark an letztes Jahr: voller Gegenwind, genaue Staerke nach wie vor unbekannt, der uns gut 1 Kn Fahrt kostet. Es regnet immer wieder. Im Konvoi laufen wir auf dem Kanal so schnell wie es erlaubt ist. Einige Boote vor uns biegen in den Gieselaukanal ab. Wir fahren durch bis Brunsbuettel, wohl wissend, dass wir hier u. U. keinen gescheiten Liegeplatz mehr bekommen werden. Ueber Funk frage ich eine gute Stunde vor unserer voraussichtlichen Ankunft an, wie es liegeplatztechnisch aussieht. Wir bekommen die Info, dass wir im Fall der Faelle auch an der Suedkaje festmachen koennen. Falls dort eine Luecke fuer uns frei ist. Der Suedkai ist eigentlich der Verlade/Arbeitskai und fuer Sportboote tabu.

Ebenfalls ueber Funk verfolgen wir die Anfrage einer unbekannten “Atalanta” nach einem Liegeplatz. Na, die werden wir dann ja noch kennen lernen.

In Brunsbuettel bestaetigen sich dann unsere Ahnungen: an einen Liegeplatz im Hafen ist gar nicht zu denken und auch der Ausweichsteg ist picke-packe voll. Man liegt im Doppel- oder Dreierpack. Generell kein Problem, noch ein Schiff dran zu legen. Aber eben keines mit unseren Ausmassen, da aussen nur deutlich kleinere Schiffe liegen. Und was da passieren kann, haben wir heute frueh schon ausreichend erlebt.

Also rueber zum Kai. Aber auch der ist gut belegt. Eine Luecke erweist sich als Zufahrt der Faehre. Die wollen wir dann lieber nicht blockieren. Und da treffen wir auch die Atalanta! Seite an Seite mit dem Dampf-Tonnenleger Bussard liegt sie hier. Wir treffen Vorbereitungen fuer ein Entern und fragen hoeflich, ob wir laengsseits gehen duerfen. Klar! Man(n) nimmt unsere Leinen an und ratzfatz sind wir fest.

Nach einem netten Schnack von Deck zu Deck kommt die naechste Herausforderung des Tages auf uns zu: den Hund ueber die doch recht hohe Bordwaende der Atalanta und der Bussard von Schiff zu Schiff und an Land zu bringen. Nach einer mutigen Hund-Uebergabe von Schanzkleid zu Schanzkleid der beiden “Grossen” trabt unser Hund mit erhobener Rute ueber das luxurioese Gangbord der Bussard an Land. Und bleibt erstmal leicht orientierungslos an Land stehen. Die Ohren flattern im immer noch stark wehenden Wind, die Nase zieht alle Duefte ein und unser Wauzi ist sichtlich unentschlossen, wohin er sich wenden soll. Sooo viel Platz, das ist Hund ja gar nicht mehr gewohnt nach einem Tag an Bord.

Gedser-Kiel

Montag, 22.08.2010 Gedser –Kiel

Ja, man liest richtig: Kiel heisst das heutige Tagesziel! Eigentlich hatten wir geplant, zuerst nach Rodby, von dort nach Bagenkop und dann zueruck nach Kiel zu gehen. Entfernungen, die der Hund locker durch steht.

Also aufstehen um 5 Uhr, raus mit dem Hund und um 7 Uhr steht Werner beim Hafenmeister auf der Matte. „Lass uns schnell weg hier“. Ich bin verwundert, verstehe nicht warum und erfahre, dass wir hier den Rekordpreis von DKR 280 zahlen durften. Wofuer?? Mussten wir eine Strafe fuer irgendwas zahlen?? Nein, das ist der regulaere Preis fuer unsere Schiffslaenge. Wir laufen um 7:30 aus mit 1-2 Windstaerken und ruhiger See. Im Preis incl. waren eine unruhige Nacht und unzaehlige Stechmuecken, die wir, verteilt auf Sprayhood, Segel und Gangbord, mit nehmen. Dazu das von uns so sehr „geschaetzte“ Ferienhaussiedlungsambiente um den Hafen herum - Gedser – wir nie mehr! Lieber laufen wir entweder durch nach Rödby oder eiern um Fehmarn rum.

Vor uns sind bereits einige andere Segler ausgelaufen, uebrigens auch der Hafentags-Rentner!!! Noch Fragen???

No Wind, also laufen wir unter Maschine bis kurz vor Rödby. Vorbei an zwei grossen Windrad-Feldern, die mitten im Wasser stehen. Die Sonne scheint sogar, auch wenn der Himmel verkuendet, dass dies nicht von langer Dauer sein wird. Dann kommt Wind auf und wir nehmen die Genua dazu. Kurz entschlossen wollen wir direkt nach Kiel gehen. 60 sm hat der Skipper errechnet. Das ist fuer uns und vor allem fuer den Hund eine Rekorddistanz. Also heisst die Devise: keine Zeit verdaddeln. Die Maschine laeuft daher weiter mit - wie bei vielen anderen Seglern um uns herum auch.

Da Wind und Welle deutlich zunehmen, laesst sich unser Schiff unter der grossen 90qm Genua nur noch sehr schwer auf Kurs halten. Wir wechseln also auf die Fock und das Steuern wird wieder angenehmer. Da ich fast die meiste Zeit am Ruder stehe, habe ich auch keine Zeit, seekrank zu werden. Anstrengend ist es aber trotzdem. Mein linker Oberarm verzieht sich langsam aber sicher und im Ruecken zwackt es ebenfalls leicht. Aber alles ist fuer mich angenehmer, wie ueber der Reling zu haengen….!

Ab Fehmarn setzt auch wieder der Regen ein. Die quer laufenden Wellen und die Boen machen mir das Steuern nicht unbedingt leichter. Erhoehte Aufmerksamkeit ist gefragt, als wir die Tiefwasserrinne queren, um dann dicht vor Puttgarden vorbei zu laufen. Wieder einmal sind Skipper und Steuerfrau uneins ueber den Idealkurs: Werner waere in der Mitte der Fahrrinne an Fehmarn vorbei gelaufen (so macht das ein englischer Segler), um dann im geeigneten Moment aus der Fahrrinne raus zu gehen. Ich entscheide mich fuer eine mir ausreichend grosse Luecke und steuere zielsicher auf ein vor Fehmarn liegendes Militaerboot zu. Dann geht es wieder auf Kurs Kiel, parallel zu Fehmarn. Puttgarden und somit die Kurslinie der ein- und auslaufenden Faehren kommt immer naeher. Der Skipper mault immer noch, dass wir viel zu dicht an der Einfahrt vorbei gehen. Wir haben Glueck und erwischen eine gute Luecke zwischen zwei ein- bzw. auslaufenden Faehren. Die Naehe zum Faehrhafen empfinde ich als vorteilhaft, laesst sich doch recht gut abschaetzen, wann welche Faehre wohin geht. Alles prima und damit  waeren zwei kritische Situationen gut ueberstanden.

Kurz vor Wendtorf hoert der Regen auf bzw. laesst kurzzeitig deutlich nach. Die Wellen werden wieder moderater. Um 18:30 sind wir in Holtenau und machen an dem Motorboot „Anke“ aus Hamburg fest. Auch hier am Steg liegt Schiff an Schiff und es kommen nur wenige dafuer in Frage, uns an die Seite zu nehmen. Wir entscheiden uns fuer die Anke, die macht uns den stabilsten Eindruck. Der Wind drueckt ordentlich auf unser Heck und wir legen noch zusaetzliche Leinen zum Steg hin aus. Es wird eine unruhige Nacht: der Wasserstand faellt um mehr als einen Meter, das Tor der Spuelschleuse wird geöffnet und wir liegen somit nicht nur mit Wind von achtern, sondern haben auch noch Stroemung. Einige Segler wechseln noch in der Nacht den Liegeplatzm da sie direkt am Steg ein Problem mit dem Tiefgang bekommen. Das ware uns auch passiert, wenn wir direkt am Steg haetten liegen koennen! 1,50 misst die „Anker“ unterm Kiel! An den Pfaehlen den Steganlagen fallen schon die Muscheln trocken.

 

Stubbekoping - Gedser

Sonntag, 22.08.2010 Stubbekoping- Gedser

Eigentlich habe ich mich auf eine Besichtungstour durch Stubbekoping gefreut. Das kurze Stueck Fussgaengerzone, dass vom Hafen aus zu sehen ist, macht einen guten Eindruck. Leider entscheide ich mich fuer die Gassirunde mit dem Hund und der Skipper flitzt in den Ort, um einen Baecker zu suchen. Nach dem Fruehstueck draengelt er dann und will noch weiter. Hafentag ade!

Wieder mal ist es die liebe Zeit, die uns draengelt. Die eine Woche fehlt uns, Kobenhagen koennen wir vergessen und Klintholm auf Mon sollte es wenigsten noch werden. Aber nach einiger Rechnerei entscheiden wir uns auch dagegen und wollen heute noch nach Gedser.

Unter Segeln geht es mit ueber 9 kn Fahrt das letzte Stueck auf dem Grönsund bis zur 5 mtr. Tiefen Rinne, die hinaus ins freie Wasser fuehrt. Da die Rinne recht schmal ist, nehmen wir die Segel weg und motoren hindurch. Beim Segel bergen stelle ich des Skippers Standhaftigkeit noch mal auf eine harte Probe, weil ich ihn das Grosssegel VOR und nicht IM Wind bergen lasse! „Wenn ich mal von Deck gewischt werde, dann nur, weil DU ein Scheissmanoever faehrst“. Ich gelobe innerlich Besserung und bin wirklich reuig, versuche mich aber trotzdem damit rauszureden, dass er zu frueh das Grossfall geloest habe.

Wieder im Tiefwasser setzen wir Fock und Gross und koennen Gedser ganz gut anliegen. Allerdings fahren wir einen grossen Bogen um die Flachwasserbereiche. Es weht ganz ordentlich (genaue Angaben koennen keine gemacht werden, da unsere Windmessanlage ja hartnaeckig den Dienst verweigert). Erst relativ spaet (nach 20 Uhr) laufen wir durch die schmale Zufahrtsrinne den Hafen Gedser an. Wie so oft sind die fuer uns in Frage kommenen Liegeplaetze an der Laengsseits-Pier durch z.T. wesentlich kleinere Schiffe belegt. Am letzten freien Stueck stehen grosse Schilder „reserviert“ und irgendwas auf daenisch. Wir kreiseln durch das Hafenbecken (dass sah auf dem Plan auch alles groesser aus) und nachdem uns von einem anderen Schiff zugerufen wird: „Wer soll denn jetzt noch kommen, macht doch einfach fest, der Hafenmeister ist auch nicht mehr da“, steuern wir die Holz-Pier an. Der Wind ist auflandig, d.h. er drueckt uns vom Steg weg und wir haben Probleme, ran zu kommen. Mit vereinten Kraeften durch zwei andere Segler und mit eindampfen in die Vorspring schaffen wir es dann aber doch noch, unsere dicke Lady laengsseits zu bringen.

Der Hund findet es hier interessant und kann auch wieder baden gehen. Weiter vorn am Steg treffen wir dann den Segler mit dem „gelegten“ Mast wieder: bei Windstaerke 4 ist ein Stag gebrochen und anschliessend ist der Mast ueber Bord gegangen. Mit Hilfe eines Fischers konnte das ganze Geroedel geborgen werden und jetzt ist die 3-er Crew auf dem Weg zurueck nach Hamburg.

Die Wind- und Wettervorhersagen des daenischen Wettersenders sind nicht so wirklich berauschend fuer die naechsten Tage und wir stehen lange mit anderen Seglern vor dem komfortablen InternetBildschirm und es wird hoch und runter gescrollt und geraetselt, was die beste Entscheidung sein wird.

Ich will eigentlich nur noch weg hier: die Ostsee und ich scheinen das gleiche Verhältnis miteinander eingehen zu wollen wie die Deutsche Bahn und ich – wir sollten einander besser meiden!!!

Am Steg liegt en 8-9 Meter Boot, an Bord ein Rentnerpaar. Und zwar von der Sorte „Ich habe ja so viel Zeit und kann ruhig einen Hafentag einlegen. Ach ihr muesst noch arbeiten, ja das ist ja bloed“…..und „morgen noch nach Bagenkop, das vergesst mal ganz schnell, morgen ist Hafentag angesagt“ – Klugschnacker! Ich sehe Werner an und frage mich, was der fuer einen Wetterbericht hoert: morgen ist mit Abstand der beste Tag, um weiter zu kommen.

Wir dackeln fix und alle zurueck ans Schiff, ich bin eigentlich sogar zum Essen zu muede.

Und morgen heisst es auf jeden Fall wieder: frueh aufstehen. Ist das hier eigentlich Urlaub oder ein Trainingslager???

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