Monats-Archiv Oktober, 2018

Oktobersonne

Es prasselt. Draussen, vorm Haus. Feuer ist mein erster Gedanke. Aber kein Feuerschein ist zu sehen, keine Rötung weit und breit. Noch nicht mal von der untergehenden Sonne. Denn die ist schon weg, Dunkelheit senkt sich über die Marsch, die Bäume sind kohlschwarze Schatten.

Wind ist aufgekommen, weht auch noch die letzten Eicheln von den Bäumen. Die prasselnd und raschelnd auf die Erde fallen. Die letzten Wochen gab es immer wieder harte Einschläge auf den hier am Waldrand geparkten Autos. Eicheln donnerten vereinzelt und mit Wucht aufs Blech. Das es keine Dellen gab, grenzt fast an ein Wunder!

Für die Eichhörnchen und sonstigen Wildtiere ist der Tisch dieses Jahr jedenfalls reich gedeckt. Auch der Walnussbaum im Garten lässt reichlich Nüsse auf den Rasen fallen. Ich bin gemein und sammele viele davon ein, bevor sie von den Eichkatzen geknackt werden. Wintervorrat für uns, vielleicht auch für die Eichhörnchen. Wenn sie dann wieder über die schneebedeckte Terrasse flitzen, auf der Suche nach Futter. In einem Winter, der in diesen sommerlich-warmen, wunderschönen Oktobertagen soooo weit weg ist. Ein Oktober, der sich so gar nicht nach Herbst anfühlt, der warm und sanft ist. Mit Sonnenblumenfeldern auf denen die gelben Köpfe mit dem braunen Herz noch eifrig mit der Sonne wandern. Ein Oktober mit wenig Regen, zu wenig. Mit Feldern, die beim Pflügen Staub aufwirbeln und die Fenster auch am Abend noch weit offen stehen.

Wäre da nicht das eindeutig immer stärker in rot und gelb leuchtende Laub der Bäume, man könnte meinen, es sei Sommer.

Unser Amberbaum trägt sein leuchtendes Herbstlaub

Unser Amberbaum trägt sein leuchtendes Herbstlaub

Sommer im Herbst

Herbst in Deutschland. Nebelfelder ziehen übers Land, steigen von den Flüssen hoch und wabern über die Felder. Kühl ist es, morgens und Abends. Tagsüber wärmt uns die Sonne angenehm. Wieder.

Das Laub der Bäume färbt sich gelb, braun, rot. Indian Summer in Deutschland. Passend zum Thema gibt es im Pferdemuseum Verden eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt “Das Pferd und die Indianer”. Ein Stück Amerika hier in good old Germany.

Ruhig ist es geworden, in der Fussgängerzone Verden. Obwohl die Aussenbestuhlung der Lokale immer noch gut besucht sind. Man sucht die wärmenden Sonnenstrahlen und geniesst es, noch draussen sitzen zu können. Fast ist es, als würde alles ausruhen nach einem aufregenden Sommer voller Aktivität.

Wir fahren viel übers Land. Abenteuer erleben wir dabei keine. Es gibt keine exotischen Pflanzen oder Tiere zu bewundern, keine aussergewöhnlichen Lebensformen. Und doch ist es spannend für uns, interessant. Ob Bremerhaven, Minden, Landkreis Herford, Mehlbek - wir finden überall etwas sehenswertes,  fotografierenswertes. Deutschland ist nach wie vor schön. Auch wenn uns die Eingewöhnung dieses Mal etwas schwerer fällt - warum auch immer das so ist! Ich vermisse unser Bettmobil, das Automatikgetriebe, die Grösse des Fahrzeuges. Bin ja schon immer mit grossen Autos besser klar gekommen. Jetzt fahre ich mit der roten Rennsemmel durch die Lande. Muss schalten, Kupplung treten und renne mir mehr als einmal den Schädel beim einsteigen in die Knutschkugel. Stochere mit dem Schlüssel viel zu weit oben am Lenkrad herum. Gewohnheitstier Mensch - das Bettmobil hat das Zündschloss weiter oben :-). Die Strassen wirken trotzdem schmal und irgendwie ist hier so viel Verkehr, wird gedrängelt, überholt. Ganz ehrlich: in dem Punkt will ich mich auch gar nicht mehr akklimatisieren. Zu sehr habe ich das entspannte Fahren in den USA schätzen gelernt.