Monats-Archiv Juli, 2012

Rolling Home

Eiiigentlich wollten wir ja heute ganz frueh nach Roscoff starten… wie gestern bereits erwaehnt: Plaene sind gut, Plaene sind aber auch gut zu aendern :/). Die heutige Planaenderung geht voll auf mein Konto. Die letzte Nacht hat mich “fertisch” gemacht. Unser Rolling Home ist in der Ankerbucht zur Waschmaschine mutiert und ich hab mich gefuehlt wie mit voller Schleuderzahl durch die Mangel gedreht. Dazu die Geraeuschkulisse - unglaublich, mit welchen neuen Geraeuschen unsere grand old dame aufwarten kann. Da quietscht und aechzt es auf einmal an Stellen, von denen wusste man bis dato gar nicht, das die sich bewegen. Wecker hat es fuer mich heute keinen gebraucht, im Stundenrhytmus stand ich sowieso an Deck - wo es sich natuerlich alles gar nicht mehr so schlimm anhoerte. Aber die Bewegungen der Nachbarn waren sehr anschaulich. Wie der in dem kleinen Boot sich wohl fuehlen mag? Das tanzt wie ein Gummiball auf und ab und hoch und nieder. Ich schwanke zwischen “mir wird nicht schlecht” und “ich gebe mich meinem Unwohlsein hin”. Ersteres siegt zwar, aber meine Stimmung ist auf einem absoluten Tiefpunkt. Tueren klappern oder fliegen auf, unterm Kiel scheint eine Riesentrommel im Minuten-Takt den Klangkoerper “naja” auf Weiterleitung zu testen. Dann 30 Sekunden Stille - kein Ton, keine Bewegung!! Ist der Zauber etwaas vorbei? Weit gefehlt, das ist nur wie ein tiefes Luftholen, ein Durchatmen vor dem naechsten Einsatz. Ich sitze in der Plicht und beobachte 2, 3 tapfere Segelboote, die sich durch die Wellen draussen stampfen. Der Himmel ist grau, es nieselt - also die perfekte Kulisse fuer meine Stimmung! Werners Kopf taucht im Niedergang auf, fragend schaut er mich an. Und ich antworte prompt:”Entweder fahren wir jetzt gleich los oder wir gehen drueben in den Hafen an die Visitor-Pontoons, das hier stehe ich jedenfalls nicht laenger durch”. Ich darf es mir tatsaechlich aussuchen und nachdem das 4. Boot heftig nickend und wenig voran kommend draussen langs geht, moechte ich bitte schoen in den Hafen nebenan. 75-80 Seemeilen nickend….nach der Nacht - das kann ich mir nicht so wirklich vorstellen. Also Anker auf und rueber. Natuerlich sind noch fast alle Plaetze belegt, man liegt auch hier gemuetlich in 3-Reihe nebeneinander. Am warteten zur Marina ( die aufgrund eines sog Suells in der Zufahrt nur zu bestimmten Wasserständen erreicht werden kann) ist noch eine Luecke fuer uns frei. Also erstmal ran und mit einem der Marina-Mitarbeiter, die hier schon um diese Zeit scharenweise in ihren flachen Booten rumflitzen, verhandelt, was wohin und wie weiter. In den Hafen kommen wir nicht, bei unserem Tiefgang winkt er ab. Wir sollen an einen der hinteren Visitor-Stege hier im Faehrhafen gehen. Leicht gesagt: wie gesagt, alles ist gut belegt. Endlich finden wir einen passenden, einzelnen Nachbarn und gehen rueckwaerts daneben. Das Manoever gehoert nicht zu unseren gelungensten. Aber wir liegen! Zwar auch mit etwas Schwell, aber fuer mein Empfinden ist das so gut wie gar nicht vorhanden. Jetzt sehen wir zum erstenmal, wie das Suell in die Marina trocken faellt und auch das Nachbar-Hafenbecken ist total trocken! Wissen und sehen sind halt doch zweierlei. Und wenn man das Suell so in diesem Zustand sieht, kann man auch gut nachvollziehen, warum so viele Jachten auch bei einem Wasserstand von 2 Metern ueber dem Suell sehr, sehr vorsichtig daruber fahren! tja, und jetzt, eine herrliche Dusche spaeter, immer noch ohne Wifi (ausgerechnet heute ist das Marina-WLAN out-of-order!) sitzen wir bei einem leichten Wind um 3 Bft mit viel Sonnenschein auf unserer Terrasse und beobachten die An- und Ablegemanoever der anderen Boote. Man lernt ja nie aus. Nach Werners Mittags-Nachtnachhol-Schlaefchen werden wir nochmal die paar Meter zum Dinghi-Steg rudern und an Land gehen. Der Vormittag war aufregend genug. Und morgen hab ich dann wahrscheinlich die A-Karte gezogen, weil der Skipper auf jeden Fall die Wahl haben wird und mit Sicherheit nach Roscoff moechte. Da muss ich dann durch. ;-) Nebenan versucht gerade Frankreich, die Niederlande platt zu machen, wird aber vom niederlaendischen Skipper der makellos und perfekt daliegenden schwarzen Yacht erfolgreich abgewehrt, sowohl verbald (go away french idiod) als auch in Form von Wegschubsen eines franzoesischen Crewmitgliedes beim Versuch, Holland zu entern. Frankreich kam zwar schnell angeflogen, verpasste England (SY Hiphooray) nur knapp, scheiterte aber letztendlich an dem Kugelblitz aus NL und versucht jetzt sein Glueck drei Stege weiter. Ich hab - auch nach unseren eigenen Problemen heute frueh - vorsichtshalber mal alle nicht anderweitig benoetigten Fender an unsere freie Seite gehaengt. Man kann ja nie wissen.

Jetzt sitzen wir wieder mal in der heimeligen Touristinfo, deren WIFI Code wir schonnauswendig können, und studieren das Wetter. Alter Falter, da setzt sich aber ein fettes Tief um Irland fest! Mal sehen, wo wir das aussitzen können. So ganz allmählich werden auch wir unruhig, wollen über die Biskaya.

Fender lost

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Ja letzte Nacht ist es dann mal passiert: der fuers Beiboot ausgebrachte Fender hat sich von uns verabschiedet und ward nicht mehr gesehen heute frueh :-( Das ist ja fast wie bei den 10 kleinen Negerlein, von urspruenglich 5 der schwarzen Gummiwuerste sind uns somit nur 3 verblieben. Shit happens meint der Skipper gelassen und ich aergere mich ueber meine Knotennachlaessigkeit mindestens so schwarz wie der Fender war. Haelt aber nicht lange an, gibt schlimmeres. Den Vormittag (o.k. was davon so verblieben ist…) nutzen wir fuer einen Trip zum naechsten Wifi-Hotspot, Wetter checken. Oh,oh, das sieht aber nicht so gut aus - der Wind waere ja nicht das Problem, aber die Wellenhoehe ist fuer Mittwoch schon wieder mit 3Metern angegeben….das ist nix fuer mich! Da gruselt es mir schon wieder vor. Der Skipper rechnet hin und her, die Buecher werden wieder gewaelzt und nachdem wir heraus gefunden haben, dass Roscoff ueber eine nigelnagelneue Marina mit genug Wassertiefe auch fuer so U-Boote wie unseres verfuegt, wird beschlossen: wir starten morgen recht frueh und gehen nach Roscoff. Jersey und Treguier fallen damit flach. So der Plan. Nix ist allerdings so flexibel wie unsere Plaene. Aber haben muss man sie ja schon. Im Cafe am Hafen treffen wir einen Teil der “Wind of Change” Crew - eine Namensvetterin von mir und gute Freundin des Eignerpaares,Heike & Dieter. Spontan trinken wir gemeinsam einen Kaffee und quatschen. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und es tut uns schon etwas leid, dass wir weiter muessen. Das ist ja fast wie bei den Rentnern: immer was auf dem Zettel, nie Zeit ;-) Aber bei uns steht a) das Hochwasser immer im Fokus und heute noch viel wichtiger b)die Oeffnungszeit der Tankstelle. Also rin ins Dinghi, ab zum Mutterschiff und Anker-auf. Dat dauert! Immer wieder muss die Winsch pausieren, sich der Bug neu ausrichten, dann geht es weiter. Raus sind so 30 Meter Kette irgendwie schneller. Und bis der Anker oben ist…kein Wunder, bei dem Schlamm- und Algenpaket, das er mit hoch zu schleppen hat. Da werden aus 42KG wohl schnell einige Kilos mehr. Irgendwann sind wir frei und tuckern langsam aus der Bucht Richtung Hafen. Von rechts kommt ein kleineres Segelboot auf dessen Gangbord ein vermummtes Maennchen steht und schreit und winkt. Was will der?? Fahren wir auf einen Felsen zu? Es ist ja Hochwasser und die Dinger pflegen zu der Zeit aeusserst heimtueckisch unter Wasser auf ahnungslos daher kommende Schifflein zu lauern….nein, er schuettelt mit seinen Armen Richtung sein eigenes Heck und bekommt sich gar nicht mehr ein. Da endlich sehen des Skippers Adleraugen, dass der irgendwas hinterher zieht. Was ist nicht zu erkennen. Aber es flitscht was uebers Wasser…..ist der denn von allen guten Geistern verlassen? Ich schweige mich jetzt der Hoeflichkeit halber mal ueber die Nation aus. Aber wer mich kennt, kennt auch meinen Lieblingsspruch von einer Insel und seinen Bewohnern ;-) Der Tankwart hat seinen Steg gut im Griff, wir gehen nach seiner Anweisung vor zwei anderen Booten laengs, rutschen noch etwas zurueck und schon geht die Tankerei los. Bei den Preisen hier macht das fast Freude: 77 Pence bezahlen wir fuer den Liter Diesel und 1 Pfund 5 Pence fuer den Liter Benzin. Und man versichert uns, dass wir in Frankreich mit dem roten Saft keine Problem bekommen. Alle Franzosen kaemen hierher zum Tanken! Weils so guenstig ist, wird auch gleich noch Ersatz fuer die fehlenden Fender beschafft. Eine Nummer kleiner aber immerhin auch in pflegeleichtem Schwarz kommen sie daher. Die bekommen jetzt zukuenftig alle einen Extraknoten verpasst. Das mir ja keiner mehr abmustert. Hinter uns wird die Tankstelle dicht gemacht. Da haetten wir keine Minute spaeter aufschlagen duerfen! Und wir raetseln ueber die diversen Uhrzeiten: UTC, MESZ, welche Uhr zeigt jetzt bei uns eigentlich was an und nach welchen Uhren wird hier auf Guernsey gearbeitet?? An der Tuer stand 17:30 als Ladenschlusszeit fuer heute. Und gemaess unserer Bordzeit haben wir jetzt 18:30, was hier 16:30 sein muesste…. gruebel, gruebel, gruebel. Egal, Tank und Kanister sind voll, wir gehen wieder auf unseren Ankerplatz zurueck und kuemmern uns ums Abendessen. Frischer Fisch mit unseren beliebten Ofenkartoffeln. Da kommt doch tatsaechlich ein ganzer Trupp Schwimmer und Schwimmerinnen quer durch die Bucht an uns vorbei. Ein Begleitboot immer in der Naehe geht es sich gemuetlich unterhaltend an unserem Schiff vorbei. Brr, bei der Wassertemperatur….im Leben wuerd ich da nicht freiwillig reingehen. Aber die Leute hier auf Guernsey sind wohl doch sehr abgehaertet. Auch in den Meerwasserpools hier am Rande der Bucht toben bei Hochwasser auch jede Menge Leute rum. Amazing! Werner meint gerade, heute koenne ich doch gar keinen Bericht schreiben, wir haetten doch nur getankt…der kennt mich doch schon lange genug, um zu wissen, dass ich auch daraus mehr wie 2 Saetze basteln kann ;-)

Landpartie und abgestuerztes Dinghi

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Der Tag beginnt, wie die Nacht war: verregnet, mit ordentlich Schiffschaukel-Feeling. Und mit dem Gelaeut von Kirchenglocken. Stimmt, es ist ja Sonntag. Als passionierte Busfahrer (Werner hat sich ja nur sehr, sehr schwer von seinem geliebten alten Wohnmobil-Bus getrennt) machen wir heute mit der Linie 7 eine Inselrundfahrt. Fuer 1 Pfund pro Person wird man ca. 90 Minuten wirklich um die ganze Insel gekarrt. Gut, der Fahrstil des Busfahrers ist etwas gewoehnungsbeduerftig, aber die Strassen sind auch wirklich schmal und ein Traktor auf der Gegenspur zwingt den Bus schon zum anhalten oder ausweichen ueber den (falls vorhandenen) Gehweg. Vorbei an vielen Cottages und alten Forts, an Buchten und Straenden geht es durch kleine und groessere Orte die irgendwie alle mit St. beginnen: St. James, St. Sampson, St. Martin, St. Andrew usw. - die Insel gefaellt uns ausnehmend gut und ganz sicher laesst es sich hier, etwas von St. Peter Port gut aushalten. Wieder an der Busstation angekommen sind wir trotzdem etwas droeselig. Die Busschaukelei ist offenbar doch was ganz anderes wie das, was wir von unserer Schiffschaukel gewohnt sind. So trotteln wir etwas unschluessig an der Hafenfront entlang. Ich wuerde ja gerne noch einen Spaziergang um “unsere” Bucht herum unternehmen. Dort verlaeuft ein Kuestenwanderweg entlang an einem Aquarium und drei Meerwasserpools. Alles kann ich nun schon seit Freitag abend vom Boot aus bewundern, aber halt noch nie in nah. Wir sind auch schon auf dem Weg dorthin, da faellt unser Blick auf die Sliprampe, wo wir unser Beiboot “geparkt” haben. Vorsichtshalber nicht im Wasser und eiiiigentlich weit genug auf die Rampe hinauf gezogen. Sicherheitshalber hatten wir die Festmachleine ganz lang gebunden. Und tatsaechlich, was sehen unsere Adleraugen? Unsere Gummiwutz schwimmt im Wasser!! Da sind wir wohl eine Etage zu tief geblieben. Das Beiboot der Nachbarn (lag eine Bootslaenge ueber uns) liegt noch an Ort und Stelle. Jetzt schiebe ich etwas Panik: wenn das Wasser weiter faellt, ist unsere Leine vielleicht zu kurz und unser Boetchen erhaengt sich am Ende noch aus purer Verzweiflung. Also geht es im Sturmschritt Richtung Rampe. Jetzt ist uns die Lust am Spaziergang endgueltig vergangen und wir setzen erstmal ueber zum Mutterschiff. Werner verwoehnt mich heute mit Abendessen-machen und draengt danach aber zu ungewohnter Aktivitaet: wollen wir nicht doch nochmal rueber an Land? Na gut. Diesmal wird ein Landungsversuch in der anderen Ecke der Bucht gewagt, durch das bereits zu stark abgelaufene Wasser und entsprechend drohend aus dem Wasser ragenden Felsbrocken aber abrupt beendet. Kursaenderung nach Sued, nee, das geht gar nicht! Hm, da uns aber der Sinn nach Neuem steht, gehen wir aussenrum und fahren in den eigentlichen Hafen von St. Peter Port. Zwischen den ganzen Mooringbojen und Visitorstegen hindurch geht es ganz komfortabel an den Dinghi-Steg. Nochmal Wetter gucken im Marina-Gebaeude (wir haben uns illegal Zutritt verschafft, indem wir einfach mit anderen Seglern durch die Tuer geschlupft sind :-) ), und dann etwas ratlos zurueck zum Dinghi-Steg wandern. Das sieht nicht so wirklich pralle aus. Aber gibt es das ideale Wetter ueberhaupt?Des einen Freud, des andern Leid. Wollen ja nicht alle in Richtung Spanien. Auf dem Rueckweg machen wir noch einen Abstecher zur “Wind of Change” aus Eckernfoerde. Die Eigner sind an Bord und wollen ebenfalls nach Spanien, um dort das Schiff zu ueberwintern und im naechsten Jahr dann zu den Kanaren zu gehen. Man wird sich also ganz sicherlich wieder begegnen, auch wenn die zeitlichen Plaene etwas differieren und die Wind of Change auch nicht vor Nachtfahrten zurueck schreckt und morgen abend direkt nach Brest gehen wird. Wir dagegen wollen ja noch etwas an der franzoesischen Kueste entlang bummeln und auch Jersey steht noch auf unserem Plan. Jetzt lassen wir uns erstmal noch eine Nacht hier auf Guernsey in den Schlaf schaukeln (oder auch nicht). Es ist allerdings bedeutend ruhiger geworden. Mit uns halten es immerhin noch 10 andere Schiffe hier vor Anker aus. Aber man fuehlt sich schon so etwas “aussen vor” - im wahrsten Sinne des Wortes. Wie so eine Art Wild-Camper… :-)

Guernsey

St. Peter Port - Hauptstadt von Guernsey

St. Peter Port - Hauptstadt von Guernsey

Samstagmorgen auf Guernsey - Werner liegt schon in der Plicht und geniesst die Sonne. Letzte Nacht war es zum erstenmal umgekehrt: es hat den Skipper 3x aus der Koje getrieben. Nein, er hat keine ploetzliche Blasenschwaeche - der Anker war es, der ihn wach und auf Trab hielt! Mit 5 Meter mehr Kette und eine andere Platzierung der Kettenkralle waren er und der Anker (oder das Schiff) dann zufrieden. Jetzt ruckt nix mehr unsanft ein und wir koennen entspannt in den Tag starten. Mit musikalischer Untermalung vom Hintermann, der Liara, die ein schwimmendes Kommunikationszentrum sein muss, den Antennen auf den Salingen nach zu urteilen. Ein eigenes WLAN-Netz wird mir auch unter dem Schiffsnamen angezeigt? wir muehen uns dagegen weiterhin erfolglos, ein Free-Netz zu erwischen. Die Antenne zeigt zwar mindestens 6 Netze an, aber alle gesichert. Ist ja auch verstaendlich. Fuer uns aber bloed. Wir liegen hier eingebettet zwischen einem kleinen Berg an BB und einem Fort an Steuerbord. Hinter uns sind Sark und Herm noch zu sehen und vor uns liegt St. Peter Port. Wirklich sehr idyllisch und ploetzlich faellt mir ein, wie wir 2004 mit dem Bus in Italien waren, auf die Bucht mit den Ankerliegern geschaut haben und von diesem Moment getraeumt haben. Der war damals so weit weg und jetzt sind wir mittendrin. Wenn auch nicht in Italien. Aber hier ist es mindestens genauso schoen. Jetzt machen wir erstmal alles klar zum Landgang. Die Ueberfahrt zur Sliprampe ist kurz und das Dinghi koennen wir dank der Rollen auch easy die Rampe hoch ziehen. Zur Sicherheit (falls ueberraschend eine Springflut kommt) baendseln wir es auch noch an den in die Rampe eingelassenen Edelstahl!-Buegeln fest. Man kann ja nie wissen ;-)) und laufen los. Erstmal ist Hafengucken angesagt. Ganz schoen quierlig geht es hier zu. Draussen liegen Kreuzfahrtschiffe auf Reede, die Passagiere werden gerade ausgebootet. Der Autoverkehr ueberfordert uns total - wie ginge es uns wohl in einer richtigen Grosstadt auf dem Festland? Irgendwie haben uns die lazy days auf Alderney und die beschauliche Betulichkeit a la Rosamunde Pilcher auf dieser Insel fuer Hektik und Trubel endgueltig verdorben. Oder ist es die Zeit auf unserer schwimmenden kleinen Insel vor Anker?? St. Peter Port erschlaegt uns jedenfalls erstmal und Werner wird schon auf den ersten Metern fast von einem Fahrrad ueberfahren!!!

Markant - Leuchtfeuer auf der Hafenmole von St. Peter Port, Guernsey

Markant - Leuchtfeuer auf der Hafenmole von St. Peter Port, Guernsey

Im Hafen entdecken wir zwei Schiffe aus Deutschland, beide sogar mit dem TO-Stander versehen. An das eine kommen wir nicht ran (liegt aussen an den nur per Beiboot zugaenglichen Visitor-Pontoons) und die Crew des anderen (Josh) ist ausgeflogen. So wenden wir uns erstmal dem Ort zu und stolpern schnurstracks auf die Visitor-Information zu. Juhu, hier gibt es free-Wifi. Und so sitzen wir neben anderen Internet-Junkies auf einer launchigen Sitzecke, schreiben Emails, gucken Internet-Seiten und und und. Aber hier wollen und koennen wir ja nicht den ganzen Tag zubringen. Also geht es, bewaffnet mit Infomaterial auf Deutsch und einem Busfahrplan (fuer ein englisches Pfund pro Person kann man mit der Buslinie 7 oder 7a eine Inselrundfahrt machen) ziehen wir weiter, kommen aber nur bis zum Bootsshop. Haben wir ueberhaupt eine spanische Gastlandflagge?? Portugal haben wir, da sind wir uns sicher, aber Spanien??? Die kommt mir so fremd vor, hab ich in unserem Flaggenbeutel noch nicht gesichtet. Also wird sie eingesackt. Nachdem wir schon mehrere Boote mit Frankreich- und Holland-Flaggen eindecken koennen, kommt es auf eine 2. Spanienflagge auch nicht mehr an. Bevor ich noch mehr kaufbares finde, zerrt mich der Skipper aus dem Laden raus. In Treguier soll es den groessten Bootsshop Europas geben, ich solle mir meine Kaufgelueste doch bitte fuer den aufheben. Dabei geht das hier doch grade erst so richtig los: ein Laden am naechsten, Kleidung, Schuhe und Schmuck, Schmuck, Schmuck. Auch einige Elektronik-Laeden gibt es und ich vergleiche mehr wie unschluessig die Preise der ausgestellten Digicam’s. Ach lassen wir das! Wir lauschen

St. Peter Port - von den umliegenden Restaurants und Geschaeften gesponserte Strassenmusiker

St. Peter Port - von den umliegenden Restaurants und Geschaeften gesponserte Strassenmusiker

lieber zwei Strassenmusikern die vor einer Brasserie Saxophon und Trompete spielen, Street-Jazz nennt sich der Stil und ist wirklich gut und hoerenswert. Vom 21.- 28. Juli findet hier ein Strassenmusik/ -Kuenstler-Festival statt. Deshalb wahrscheinlich auch gestern Abend die Musik auf der Festung. Etwas abseits vom Touristentrubel und den Einkaufsmeilen offenbart sich dann das wahre Leben in St. Peter Port: viele Laeden stehen leer oder sind mit obskurem “Inhalt” gefuellt. Die Haeuser stehen eng zusammen, die Muellsaecke liegen in irgendwelchen Ecken herum und warten auf Abholung. Hier hat der Ort eine ganz andere Wirkung und wir sind fast froh, als wir wieder im Trubel sind. Der sich jetzt, nach Ladenschluss aber auch schon etwas legt. Wir essen - Ich: Muscheln, was sonst! - in der Brasserie und nutzen nochmal das Wifi hier fuer den Download eines Testprogramms fuer die Umwandlung von uebers Funkgeraet empfangenen RTTY Daten auf dem Laptop. Mal sehen, ob das wirklich funktioniert. Ich friere jetzt, die Sonne geht langsam unter, St. Peter Port liegt jetzt im Schatten und mir ist kalt. Morgen werden ich mir auf jeden Fall einen Pullover einpacken, egal, wie des Skippers Rat lautet! Dem ist uebrigens warm, sagt er. Mir aber auch egal, ich friere, bin schon wieder muede und will eigentlich nur noch “heim”. Aber nein, wir muessen ja nochmal unser Glueck bei der Josh versuchen. Und dieses Mal ist die Crew auch da: der Eigner hat sich auch ein Jahr Zeit gegeben und bringt mit wechselnden Crewmitgliedern das Schiff ebenfalls Richtung Spanien, geht dann aber auf die Kanaren, Kap Verden und weiter. Ich draengele jetzt aber doch, will zurueck. Vielleicht sieht man sich morgen oder irgendwann in einem anderen Hafen. Eilig hat es die Josh auch nicht, will aber direkt von Guernsey aus ueber die Biskaya. Unser kleines graues Walross-Gummiboot liegt ganz alleine auf der Rampe - aber immerhin noch komplett. Nur der Aussenborder will sich nicht wieder aus seiner Schrauben-schonenden Fastliege-Stellung in Fahrtstellung aufrichten lassen. Werner holt sich schwarze Haende und bastelt eine ganze Weile am Motoerchen rum. Endlich klappt er nach hinten-unten weg und springt auch brav an. Zwischenzeitlich ist die Crew eines anderen Beibootes in dieses geschienen und ich kann die Falttechnik der beiden bewundern: in einem Bombard AX2 ist halt doch nicht soviel Platz fuer 2 erwachsene Menschen und einige Einkaufstueten. Hier in der ruhigen Bucht geht das ja, aber ich stelle mir die beiden gerade auf dem Ankerplatz in der Braye Bay bei dem vorgestrigen Wellengang vor. Da kann man wahrscheinlich auch gleich schwimmen oder sollte die Ueberfahrt nur in Komplettmontur namens Oelzeug unternehmen. Wir kommen jedenfalls schnell und gut an unserem Schiff an und kuscheln uns gleich in waermende Pullover. Durch den Wind ist hier auf dem Wasser halt doch nix von der ganz grossen Sommerhitze spuerbar. Zuviel schwitzen ist ja auch gar nicht gesund! Jetzt klingt der Abend langsam aus, in der Plicht mit einem Rotwein und Seglers Bibel, dem Reeds. Werner rechnet schon wieder mit High and Low-Water, mit Stroemungen, Abfahrts- und Ankunftszeiten. Am Montag wollen wir weiter, aber vorher werden nochmal saemtlichte Dieseltanks und -kanister sowie der Aussenborder-Tank gefuellt. Bei einem Preis von 77 Pence per Litre (Diesel) muss das einfach sein! Die Schlepperei in Fecamp haetten wir uns definitiv sparen koennen! Aber wir waren uns da ja noch nicht so ganz sicher, ob wir die Kanalinseln anlaufen wuerden.

In der Fussgaengerzone von St. Peter Port findet man viele Laeden, die "very british" gestaltet sind

In der Fussgaengerzone von St. Peter Port findet man viele Laeden, die

Insel-Hopping

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Wie bereits vermutet, war die letzte Nacht mehr wie unruhig: von Mitternacht bis 3 Uhr in der Frueh zog ein Gewitter mit starkem Regen ueber uns und und um uns herum. Dazu die Schaukelei durch Wind und Wellen…. ich haette gerne mit einem Bett in einem fest auf dem Boden stehenden Haus getauscht! Heute war es dann wieder ruhiger und gleich nach dem Fruehstueck draengele ich Werner dazu, das Beiboot wieder an Deck zu bringen. Wenn ich mir den Himmel so ansehe, schwant mir nix gutes. Es brist auch prompt wieder auf - natuerlich justamente, als Werner in dem bockenden Kleinpferd namens Dinghi steht und den Aussenborder an das Grossfall schaekelt. Mit unserer jetzt schon bewaehrten Technik hieven wir das ganze Geroedel an Deck. Leider war der Aussenborder-Tank nicht richtig zu gedreht und so kleckere ich an Deck rum, was diesen eh schon nicht ganz rutschfesten Untergrund in eine Schlitterbahn verwandelt. Super! Irgendwie schaffen wir es aber doch, alles unfallfrei zu verstauen. Wir sind halt doch schon ganz schoen standfest. Es wird dann doch noch warm und nach der anstrengenden Arbeit und einem kleinen Lunch schlafen wir beide in der Plicht ein. Zum Glueck fahren die motorisierten Wecker permanent um uns rum: grosse Schlauchboote, die den Alderney-Segler-Nachwuchs begleiten. Immer wenn so ein Teil etwas naeher an uns ran kommt, schrecken wir hoch. So gegen 16 Uhr (Deutsche Zeit) machen wir uns dann fertig fuer Anker-auf: Jetzt muesste das sog. Slack-Water sein, danach laeuft es dann wieder auf und d.h. der Strom setzt uns ordentlich Richtung Guernsey. Und das sei dann der genau richtige Zeitpunkt, um durch die kurze, aber enge und felsengespickte Passage “The Swinge” zu fahren. Mit uns gehen noch 3 andere Boote los und durch dieses wirklich furchteinfloessende und beeindruckende “Fahrwasser”. Bei mehr Wind und Wellen wuerden wir das wohl meiden. Werner meldet uns ordnungsgemaess via Funk bei Port Control ab. Mit Genua und Motor tuckern wir bei 2-3 Windstaerken und spaeter sogar halbem Wind (unser Gross bleibt trotzdem unten) und ordentlich Schiebestrom gen Guernsey. Vorbei an Felsen die wie Zaehne aus dem Wasser ragen. Fast hat man den Eindruck, sie lauern auf ahnungslose Yachties, die einen Fehler machen. Einsam liegt mitten drin ein Affenkopf aus Fels gehauen. Eine faszinierende Landschaft! Relativ schnellt tauchen dann auch schon Herm, Sark und Guernsey vor uns auf. Verwirrend viele Felsen dazwischen plaziert. Erstmal erschliesst sich mir nicht so wirklich, wo genau ich da lang und durch muss/soll/kann. Wenn schon gruene Tonnen fest auf einem Felsen plaziert sind!! Und da vorne guckt auch so ein Brocken aus dem Wasser…..Werner ruft: Du musst mehr rechts, 5 Sekunden spaeter muss ich wieder links, noch mehr links…hat er jetzt ein rechts-links Problem? Nein, da sind laut Karte irgendwelche Untiefen und wir wollen kein Risiko eingehen. Endlich koennen wir graden Kurs auf die Ankerbucht nehmen. Nein, koennten wir, wenn ja wenn nicht wieder justamente jetzt ein Segler und eine Art Faehre meinen Kurs kreuzen wollten. Da die beiden auf die Hafeneinfahrt zulaufen, weiche ich mal sicherheitshalber aus. Die ganze Zeit kommt mir keiner in die Quere und ausgerechnet dann, wenn es enger oder schwieriger wird, dann kommen die auf einmal alle daher und kreuzen meine Wege! Ich find das nicht o.k.!!! Und da in der Zufahrt zur Bucht liegt eine “alte” Bekannte: die Mega-Segelyacht Athos, die gestern abend bereits auf Alderney neben uns ankerte und fuer Unterhaltung bei uns an Bord sorgte. Und kann mir mal jemand erklaeren, warum diese Fischerboote ausgerechnet in einer Ankerbucht angeln muessen?? Werner winkt froehlich zur Athos rueber und man winkt froehlich zurueck. Wir drehen eine Kampfschleife, lassen den Anker fallen, geben Kette….Mist! Zu dicht dran an dem Belgier und dem Amerikaner ruecken wir auch immer naeher auf den Bug. Werner holt etwas Kette zurueck, wir pendeln uns zwar ein, aber fuer unseren Geschmack passt es einfach nicht. Also Anker nochmal auf und neuer Anlauf. Mit dem Anker kommt auch jede Menge Gemuese vom Grund hoch. Beim 2. Anlauf passt es dann von den Abstaenden, aber der Anker braucht etwas laenger wie in dem reinen Sandgrund von Alderney, bis er fasst. Dann liegen wir - mit gut 20Meter Ketter. Das waere geschafft. Zur Belohnung gibt es ein einfaches, aber aeusserst schmackhaftes Abendessen: Pellkartoffeln, Quark, Tomaten, Gurke - alles Produkte von Alderney und ich muss sagen: ich habe schon lange keine mehr solche gut schmeckenden Gurken und Tomaten gegessen und der Frischkaese….davon koennen sich deutsche Marken mehrere Scheiben abschneiden! Akustisch untermalt werden unsere ganzen Aktionen von Livemusik, die vom Kastel zu unserer Rechten herueber schallt. Der Abend klingt aus mit zunehmendem Wind, aber wir liegen hier doch wesentlich geschuetzter wie auf Alderney und haben kaum Schwell. Das Kastell und die beiden Megayachten hinter uns sind stimmungsvoll beleuchtet, ein wirklich schoener Anblick. Wir halten dagegen mit unserer guten alten Petroleumleuchte :-) Schliesslich haben wir auch einen kuerzeren Mast, da reicht die Petro-Funzel vollkommen aus :-)

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