Monats-Archiv Februar, 2016

Gar nicht gut bei Nordwind

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27./29.02.2016 -  “Gar nicht gut bei Nordwind” ist unser bis dahin so angenehmer Ankerplatz vor dem Restaurant PierOne. Es rollt und schaukelt ganz unangenehm, seekrank werden vor Anker? . Hier kein Problem. Das Wasser der Bucht hat sich von karibisch-türkisblau in schmuddeligbeigebraun verwandelt. Und eben waren wir noch schwimmen! Dann kam eine kleinere Ölpest und dann der Regen. Es regnet aus allem, was der Himmel zur Verfügung hat. Auf den Strassen bilden sich riesige Pfützen, die Flüsse und Bäche schwellen an, bringen aus dem Hinterland und den Bergen alles an Unrat ins Meer, was sich dort in der letzten, regenlosen Zeit so angesammelt hat. Von Bord gehen und an Land fahren mit dem Dinghi wird zur Akrobatikeinlage. Kennen wir ja schon von Aruba, aber das hier ist nochmal ne andere Hausnummer. Auch in der sog. Marina von PierOne sammelt sich fleissig Müll in einer Ecke. Allen voran die allgegenwärtigen Plastikflaschen und Styroporbehälter. Tierkadaver und ganze Bäume treiben an unseren Booten vorbei. Der bislang gähnend leere Betonkanal in der anderen Ecke des Hafenbeckens ist zu einem reissen Fluss geworden. Wir verbringen die meiste Zeit an Bord, wagen uns aber doch noch einmal an Land, Supermarkt ist angesagt. Für die Hinfahrt ergattern wir eine Mitfahrgelegenheit beim Besitzer des Parasailingbootes und für die Rückfahrt gönnen wir uns ein Taxi. So vergehen Freitag und Samstag, bzw. versinken im Schwell und Regen. Dann beruhigt es sich wieder etwas, der Regen hört auf, der Schwell lässt nach. Kein heftiges Klatschen des Hecks auf dem Wasser, kein wildes Hin- und Her Schaukeln was mich zum Schlafen auf die Salonbank zwingt. Keine besorgten Blicke mehr auf die Landmarken (ob der Anker hält), kein Blick zum Nachbarn, ob dort noch alles in Ordnung ist. Unsere Welt beruhigt sich und wir beruhigen uns mit ihr.

Herbst auf Jamaica?

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Herbst auf Jamaica? Wie jeden Morgen ziehen weisse Nebelschwaden aus dem nächsten Tal. Über dem Wasser, nahe am Ufer hängen feine weisse Schleier, aus dem Mund des vorbeifahrenden Fischers raucht es und im Tal hinter der Montego Bay liegt ebenfalls eine weisse Schicht über dem sonst so satten Grün. Herbst auf Jamaica? Ein klein wenig kommt dieses Gefühl auf. Auch wenn ich (bekennende Warmduscherin) frühmorgens (was dann 6:30 wäre) beim Eintauchen ins klare Wasser erst einmal heftig zurück schrecke: Boah, das ist ja wie Ostsee im Sommer. Oder ist die vielleicht doch einige Grade kälter und meine Erinnerung lässt nur zu wünschen übrig?? Der zweite Gang fühlt sich jedenfalls schon deutlich wärmer an, ich bin wieder zufrieden. Ist doch schon herrlich, so früh morgens schwimmen gehen zu können, in diesem riesigen Meerwasserbecken um uns herum Wir sind zufrieden mit der Wahl unseres Ankerplatzes. Machen einen kurzen Ausflug mit dem Dinghi zum Montego Bay Yacht Club. Wow, das ist mal ein feines Clubgebäude. Alles strahlt Gediegenheit und Flair aus, sogar die Duschen und Toiletten. Am Steg hängen einige “alte Bekannte” aus Port Antonio. Ein weiteres Boot zieht - wie wir auch vor 2 Tagen - im Ankerfeld seine Kreise und dreht dann wieder ab. Von der netten Lady hinter der schalterähnlichen Glasscheibe bekommen wir unsere Formulare fürs Ausklarieren ausgehändigt, ganz fortschrittlich mit Kohlepapier zwischen den einzelnen Lagen. Können wir alles mitnehmen und in Ruhe an Bord ausfüllen. Wäsche abgeben geht auch, ganz ordentlich mit In- und Out Liste der jeweiligen Wäschestücke. Gasflasche füllen? Aber gerne, bitte herkommen, ins georderte Taxi steigen und mit diesem zur Füllstation fahren. Aha, bekommen wir das vielleicht auch ohne Taxi hin? Ob das dann ein noch teureres Cookinggas wird wie in Port Antonio? Nächstes Ziel ist die Flussmündung des Montego River. Ganz dicht fahren wir mit der voll gepackten Gummiwutz (die Crews von 3 Yachten = 5 Personen) am Ufer entlang. Grosse, ausgetrocknete Baumstämme am Ufer künden von einer Mündung. Die ist aber- wie so viele auf der Insel -  komplett versandet. Dahinter kann man allerdings das grüne Flusswasser erkennen. Braune Rinder weiden zufrieden am Ufer, über eine Brücke donnern die Autos und gefährlich laut brüllenden LKW. Am Ufer stapeln sich die Reusen hinter den zahlreichen Fischerbooten. Eine kleine Hüttenansammlung vervollständigt das Ensemble. Alles ganz eingepresst zwischen Wasser und vierspurige, stark befahrene Strasse. Irgendjemand meint, Jamaica sei bislang die noch karibischste Insel von allen. Hier sei vieles so, wie er sich die Karibik vorgestellt habe. Ich weiss nicht so recht, hatte ich überhaupt eine Vorstellung von Karibik? Vielleicht die klassische mit blauem Wasser, Palmen, weissem Sandstrand ? Aber sonst? Die teilweise sehr krasse Armut, den starken und gut sichtbaren Kontrast zwischen sehr reich und sehr arm; das hatte ich mir nicht so vorgestellt. Auch nicht die trotz Armut so präsente Fröhlichkeit und Freundlichkeit der meisten Menschen, die extreme Verkaufstüchtigkeit (die sich darin äussert, dass irgend etwas lautstark angeboten wird und selbst wenn man 10x abgelehnt hat, wird man wieder angesprochen, bekommt irgendwas anderes offeriert. Zeit für einen persönlichen Schnack bleibt sowieso irgendwie immer), dieser ungebrochene Wille zu Überleben, egal wie der Tag läuft. Nicht erwartet ist auch die Tatsache, dass wir oft angestaunt werden, von den Kindern, mit grossen Augen und ernsten Gesichtern: was seid ihr denn für welche?. Das ist neu, ungewohnt und fühlt sich manchmal ganz komisch an. “Whitey” oder auch “Joe’s” werden wir gerufen. Was den Käptn aufregt -  wir sind doch keine Amerikaner! Wo ist der Unterschied für die Einheimischen? Weißer ist Weißer und somit automatisch einer aus den USA? Und ebenso automatisch hat dieser Mensch unendlich viel mehr Geld in der Tasche, kann es für teure Taxifahrten oder Ausflüge ausgeben oder kann irgend etwas kaufen, was er eigentlich gar nicht braucht. Jamaica - eine Insel die uns gerade herbstlich erscheint, es aber nicht ist. Im Gegenteil, es geht auf die Trockenzeit zu. Aber noch regnet es immer wieder. Aber in Kingston wird auch schon Wasser gespart, kann man nach 18 Uhr teilweise nur noch duschen, wenn man Wasser in hauseigenen Zisternen bunkert und dann nutzen kann. Erziehungs- und Vorsichtsmassnahmen für die kommende wasserknappe Zeit. Warum die Regierung das bestehende Wasserreservoir grössenmässig nicht an die wachsende Bevölkerungszahl angepasst hat, ist selbst dem einfachen Taxifahrer unverständlich, der uns von Ocho Rios nach Nine Miles bringt. Hier haben sie diese Probleme weniger, weil sie Wasser sammeln. Das sei doch selbstverständlich?.. wie bin ich jetzt von Herbst auf Wasserknappheit gekommen? Egal. Langsam steigt die Sonne über Montego Bay höher. Von allen Seiten strömen die Autos auf die Stadt zu, es hupt und brummt. Gefährliche Ungeheuer bewegen sich dort, brummend, grollend, brüllend, knatternd. Für morgen bitte ich mir schon mal einen Bordtag aus vom Käptn. Aber heute geht es erst einmal on the road, sind wir noch einmal ganz mutig und machen uns auf den Weg nach Negril, mit einem Routetaxi. Dieses Fortbewegungsmittel, die für permanente Adrenalinsteigerung sorgt wenn man erst einmal drin sitzt und das uns immer wieder erstaunlicherweise heil am Bestimmungsort abliefert. Die Schilder am Strassenrand, die davor warnen, dass überhöhte Geschwindigkeit tödlich ist oder die Statistik der Todesopfer auf den Strassen Jamaicas veröffentlichen (jährlich sprunghaft steigend in den letzten Jahren), nehmen wir nur flüchtig zur Kenntnis. Der Mensch ist gut in der Disziplin Verdrängung und Ignorierung. Und dauerhaft haben wir eh keine andere Wahl, sind die Chartertaxis schlichtweg zu teuer für uns.

Negril

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Donnerstag - Election Day auf Jamaica. Gewinnen die “Orangen” oder die “Grünen”? Die Farbe des jeweiligen Favoriten tragen viele Jamaicaner stolz zur Schau, in Form von entsprechend farblichen T-Shirts. Vor Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden versammeln sich die Bürger dieser Insel um zur Wahl zu schreiten, die meisten Geschäfte in Montego Bay haben geschlossen. Auf die Frage, wer denn ihrer Meinung nach gewinnen wird, äussern sich manche sehr zurückhaltend. Und irgendwie scheint die Parteifarbe eine höhere Bedeutung zu haben als der Name. Wir sind auf dem Weg nach Negril, haben auch gewählt in Montego Bay und uns für ein Chartertaxi entschieden. Der Fahrer spricht uns jeden Tag direkt nach dem Tor zu Pier 1 an: “Taxi today”?. Heute verhandeln wir den Preis. Und tatsächlich, bei 2.500 (JAD) springt er auf und sagt o.k., ich fahr euch nach Negril. Eigentlich wollten wir ab dem Taxisammelplatz mit dem normalen Route-Taxi bis Lucea fahren, dort umsteigen und dann weiter nach Negril. Geschätzte Gesamtkosten 500 JAD pro Person. Wir sind 5 Personen, also 2500. Der deutsche Mensch denkt, der Jamaicaner denkt etwas anders. Aber das merken wir erst später. In gemächlicher Fahrt geht es aus der Stadt raus. Hier wohnen eindeutig betuchterte Bürger dieser schönen Insel. Die Hotel- und Appartmentanlagen sind beeindruckend und sehr gepflegt, der Blick aufs Meer einfach fanstastisch. Wir passieren die grösste und schönste Golfanlage der Insel. Die Überreste einer alten Zuckermühle sind harmonisch eingebettet, das Wasserrad ist noch aktiv und dreht sich. Weiter oben an den Hängen verstecken sich die Appartmenthäuschen im üppigen Bananengrün, emsige Geschäftigkeit auf dem Green des Platzes, der sich zu beiden Seiten der Strasse und somit auch bis zum Meer hin erstreckt. Da könnte man glatt zum Golfer werden. Ein Stück weiter stehen Pferde auf Koppeln, das Mekka der Reiter liegt hier. Immer wieder passieren wir kleine und grössere Buchten, die uns - falls ausreichend tief - durchaus als attraktive Ankerbuchten erscheinen. Allerdings sehen wir kein einziges Segelboot in diesen Buchten. Vielleicht doch zu flach oder zu wenig populär? Sind ja eh nicht so übermässig viele Fahrtensegler hier um Jamaica herum unterwegs. Lucea liegt vor uns, Haupstadt des nächsten County und für eine Hauptstadt bemerkenswert klein, hässlich und mit einer Strasse der Marke ?Loch an Loch und hält doch? gesegnet. Ein dezentes Hinweisschild “Fort Charlotte” - vom Fort selbst sieht man nix. Nach 72 Kilometern erreichen wir die Ausläufer Negrils, Käptn Werner hält Ausschau nach der Bloody Bay. Laut Aussagen einiger Ortskundiger eine “lovely” Bucht. Von der Strasse aus ist sie nicht wirklich sichtbar und schon haben wir die Long Bay querab, samt Hotel- und Appartmentanlagen beidseitig der Strasse und dicht an dicht. Dazwischen Bars, Café’s, Restaurants und alles was der Urlauber sonst vielleicht noch so begehrt. Uns zieht es ins Zentrum von Negril. Das besteht aus einer Bank, einer Apotheke, einem Burger King und einer Art Supermarkt. Irgendwie hatten wir uns was anderes darunter vorgestellt. Nach einer etwas unvermuteten Diskussion zum Thema Fahrpreis, der sich unterwegs mal eben auf satte 2500 JAD pro Person erhöht hat und den wir nicht zu zahlen bereit sein (wir einigen uns letztendlich nach zähen Verhandlungen auf 600 JAD pro Person) gönnen wir uns erstmal eine schattige Pause am Ufer. Neben uns schnitzt ein Rastaman dekorative Muster in die noch grünen Kalabashkugeln. Wenn die dann später trocknen, heben sich die Muster hell von der dunkleren Schale ab, so geht das also! Hunde tauchen aus dem Nichts auf und erbetteln sich die Reste einer Hähnchenmahlzeit von Gitti und Roland. Es zieht uns zum Strand. Der ist absolut karibisch, wenn auch das Gesamtbild durch die Styroporkugeln der jeweiligen Strandabschnittsmarkierungen doch etwas gestört ist. Liegestühle bestimmen das Bild, Urlauber en masse, hier sind wir nicht mehr so auffällig, hautfarbenmässig. Schön, so im Wassersaum entspannt am Strand entlang zu laufen und Leute gucken. Ein Bier in einer Strandbar muss sein, ein Gitarrenspieler fühlt sich bemüssigt, uns musikalisch zu unterhalten. René gibt ihm einen Dollar damit er aufhört, unsere Gehörgänge mit seiner schlecht gestimmten Gitarre zu malträtieren. Eine dicke Regenwolke zieht auf und wir ziehen weiter, Richtung Strasse ? Zeit, die Heimfahrt zu organisieren. Da wir ja absolut lernfähig sind, sprechen wir die Preisfrage im Vorfeld sehr genau an und ernten abfälliges Gelächter bei unseren Preisvorstellungen. Hartnäckig wie wir sind, bleiben wir aber bei dem einmal gesetzten Limit und schaffen es tatsächlich, ein Taxi zu finden, das uns für diesen Kurs bis Lucea fährt. Reelles Routetaxi, reeller Preis von 250JAD bis Lucea. Wo bitte, ist das Problem? So ganz erschliesst sich uns die Philosophie der fahrenden Zunft nicht, vielleicht können wir einfach noch nicht genau zwischen Route- und Chartertaxi unterscheiden. Egal. Unser Fahrer erklärt sich im Laufe der Fahrt auch noch bereit, uns für 500 JAD pro Person nach Montego Bay zu fahren. Na also, geht doch. Die Rückfahrt ist zwar etwas beengter, weil unterwegs noch jemand dazu gepackt wird, dafür aber auch flotter. Sogar einen Fotostop beim Wasserrad der Zuckermühle legt der gute Mann für uns ein. Rechtschaffen müde aber auch zufrieden und mit neuen Eindrücken versehen lassen wir uns am Nachmittag auf die Barhocker von Pier 1 fallen. Jetzt ein Mojito, mit frischer Minze. Oder vielleicht doch ein “Sex on the pier”?

Montego Bay oder Schönheit ….

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Diese Richtung … geht es zum Hi-Lo Supermarkt

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Schönheit ….l iegt im Auge des Betrachters. Was ist schön? Das fragen wir uns dieser Tage des Öfteren. Ist Jamaica jetzt eine schöne Insel? Ist Ocho Rios weniger schön wie Port Antonio? Ist dieser Strand schöner oder jener? Ist ein Strand überhaupt schön oder eigentlich auf Dauer langweilig? Ist das Meer schön, ist Segeln schön? Ist die beleibte, dunkelhäutige Dame die ihre Wiesbadener Figur (1. Ring, 2. Ring am 3. Wird gerade gebaut) mit Stolz und Grandezza zur Schau trägt, schön? Ist dieses oder jenes Boot schön? Der junge Uniformierte oder der Rastaman, der seinen mobilen Verkaufsstand am Hafen aufbaut? Die leicht zerfallenen Häuser im Kolonialstil oder die Villa oben am Hang? Wunderschön ?. Was ist ein Wunder an Schönheit? Wann ist etwas wunderschön oder einfach ?nur? schön oder weniger schön, gar nicht schön (=hässlich)? Jamaica jedenfalls ist eine schöne Insel. Und der heutige Segeltag ist ebenfalls schön, wunderschön. Eine sanfte Welle von fast achterlich schaukelt uns unserem Ziel entgegen, Wind sehr raum bis ebenfalls achterlich lässt uns zum Spibaum greifen. Genua nach Backbord, Grosssegel nach Steuerbord ? ist das nicht schön? Es ist und wir geniessen. Wenn Segeln immer so herrlich, so leicht und angenehm wäre.

Die Küste Jamaicas zeigt sich von einer etwas anderen Seite: hier, weiter nordwestlich spielt sich ganz eindeutig das touristische Leben ab. Hotel- und Appartmentanlagen reihen sich fast aneinander, die Landschaft ist immer noch hügelig, aber deutlich sanfter. Tiefe Taleinschnitte ziehen sich weit in die Insel hinein. Mit ordentlich Wind geht es weit in die Bucht von Montego Bay hinein. Ausflugscatamarane kreuzen unseren Kurs, vorm Montego Bay Yacht Club liegt ein Kreuzfahrtschiff. Die Ankerfläche vor dem Yachtclub erscheint uns ziemlich voll, die Stege (oder ist es nur ein Steg?) ebenfalls. Der Aries Dream wird bedeutet, an einem bestimmten Punkt den Anker fallen zu lassen und dann rückwärts an den Steg zu gehen. Der Skipper entscheidet sich dagegen, unser Ding ist das auch nicht und so geht es zurück zum Anfang der Bucht. Hier erscheint es uns windgeschützt, mit Schwell ist derzeit nicht wirklich zu rechnen. Auf ca. 5-6 Metern Wassertiefe fallen unsere Anker, direkt vor einem kleinen Hafenbecken, das sich vollmundig Marina nennt und mit sage und schreibe 4 Booten an äusserst wackeligen Holzstegen bestückt ist. Ein Restaurant namens Pier 1 vervollständigt das Ensemble und direkt dahinter tobt das pralle Leben in Form einer stark befahrenen Strasse. Hier sind wir richtig! Der erste Landgang führt uns in die Ortsmitte, zum ATM. Vorbei an Jamaicas erstem und wahrscheinlich auch kleinstem Gefängnis, das heute einen Souvenirshop berherbergt. Sogar eine Bäckerei finden wir mit einer tollen Auswahl an süssen Stückchen. Der Käptn kann sich gar nicht entscheiden, gut dass wir vorher schon den ATM geplündert und unsere Bargeldvorräte aufgestockt haben! Äusserst zufrieden geht es nach einem kurzen Umweg über die doch recht teuer Pier-Bar zurück an Bord unserer Schiffe. Welcome in Montego Bay. Und ist Montego Bay jetzt schön? Irgendwie schon und das klare, türkisfarbene Wasser (das uns sogar den Blick zum Anker runter erlaubt) allemal, jamaicanisch-karibisch schön halt.

Land-Fall in der Discovery Bay

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Landfall in der Discovery Bay Eigentlich heisst es ja Land-Gang. Wie die Bezeichnung ?Fall? entstanden ist, führe ich den beiden Käptns plastisch vor Augen: mit dem Dinghi der Aries Dream geht es im Dreierpack mal wieder an Land. Wir haben gestern die Discovery Bay erreicht, ankern vor einer karibischen Traumkulisse mit Strand, Palmen (das nahe gelegene Bauxitwerk liegt meist hinter uns, das verdrängen wir mal geflissentlich) und wollen natürlich besagten Land-Gang machen.

Einen praktischen Steg oder eine Pier gibt es hier eher nicht. Entweder ist es zu flach, zu steinig oder zu schwellig. Also zum Strand. Wir gucken uns eine Ecke aus, in der die Welle etwas moderat reinläuft. Trotzdem schlägt das Dinghi auf den letzten Metern quer, Werner hat schon Boden unter den Füssen und ich bin der Meinung, meine kurzen Dackelbeine müssten ebenfalls schon den Boden erreichen. Das war eine klassische Fehleinschätzung ? ich gerate ins straucheln und purzele hinterrücks ins Wasser. Natürlich ? wie es sich als anständige Bordfrau gehört ? mit Rucksack (hoffentlich wirklich wasserdicht) auf dem Rücken und in ausnahmsweise voller Montur. Miss wet-T-Shirt würde vor Neid erblassen. Ich raffe mich auf, ernte einen tadelnden Blick meines Skippers, das Dinghi erhält von der nächsten Welle eine kräftige Dusche und der Aries-Dream Skipper flucht leise in sich rein ?.?ihr seid wirklich ?.? Der Rest geht gnädigerweise im Barte des Propheten unter. Gut, dass es keine weiteren Zeugen dieser bewundernswerten Körperübung gibt - wir haben vor einem noch geschlossenen Restaurant angelegt.

Quietschend und rutschend hatsche ich also die Strasse entlang. Richtung Bauxit-Werk. Schatten wäre drüben auf der anderen Strassenseite. Verständlicherweise ziehe ich heute aber mal die Sunny-Side vor. Und nach einem eiskalten Getränke an einer der obligatorischen Strassenbars (der Sailor?s Night Club hat noch geschlossen) steht mir auch nicht so der Sinn. An der Verladestelle unterhalb des Bauxit-Werkes geht es betriebsam zu: heute früh hat schon ein Frachter mit Hilfe zweier Schlepper festgemacht und wird jetzt befüllt. Es staubt kräftig, immer wieder wird mit Wasser etwas abgelöscht. Ob das alles so gesund ist? Wenn es schon extra ein Krankenhaus gibt, Betreiber besagte Bauxit-Company, das gibt doch etwas zu denken. Bauxit ist uns schon in Suriname begegnet, ein begehrter Stoff aus dem Aluminium gewonnen wird. Angesichts der Rauchwolken aus den Schornsteinen etwas weiter oben auf dem Bergrücken und des roten Staubes hier rund um die Verladestation ist es fraglich, ob der Gewinn daraus höher einzustufen ist wie der aus vollen Urlauberresorts. Wahrscheinlich kann man sich alles schön rechnen.

Und ob die leerstehende Ferienanlage vielleicht auch eine Fehlinvestition war, weil die Urlauber in den Zeiten des Internets besser informiert sind und nicht unbedingt die Nähe zu dem roten Stoff suchen? Auf der anderen Seite der Bucht herrscht allerdings noch reger Urlaubsbetrieb. Neben kleinen Strandbars reihen sich exclusiv wirkende, villenähnliche Urlaubsanlagen nebeneinander. Das Wasser lässt sich ebenfalls nicht vom Staub beeindrucken und funkelt herrlich türkis-blau zu uns herüber. Am vorgelagerten Riff kann man mit dem hier stationierten Tauchboot die Unterwasserwelt erkunden, die komplette Bay ist als Fischschutzzone ausgewiesen. Insgesamt ein idyllisches, wenn auch leicht schaukeliges Plätzchen. Von wegen ?innerhalb des Riffs liegt man vollkommen geschützt?. Keine Ahnung, wie so ein Riff dann aussehen muss. Dieses hier vor der Discovery Bay erfüllt die Schutzfunktion jedenfalls eher weniger.

Ein Teil des weitläufigen Strandes hier in der Bucht wird ?refurbished?. Gemäss Schild am Zaun bereits Dezember 2015. Was die wohl refurbishen? Zu sehen ist jedenfalls irgendwie nix, kann wohl noch etwas dauern, bis der Strand an dieser Stelle wieder betreten werden kann. Solange bleibt das Tor im Gitterzaun jedenfalls geschlossen, keine Ausnahme, auch für uns nicht. Also weiter, die nächste Strasse links rein. Gesang aus einem Kirchenhaus begleitet uns lange Zeit. In einer der kleinen Bars am zugänglichen Strandabschnitt gibt es dann noch ein kühles Red Stripe (ich bin mittlerweile weitgehend getrocknet und entsprechend aufnahmefähig) und mit Wifi kann die Bretterbude ebenfalls punkten. Das Passwort wird hoch geheim von der Bardame höchstselbst in das jeweilige Gerät eingetippt. Trotzdem geht erstmal nix. ?We are on Jamaica, Sweety? flötet mir eine fischessende, korpulente Lady mit Dreadlocks ins Ohr. Ja, das schon. Aber ein Wifi-Signal und keinen Internetzugang, das finde ich auch für Jamaica ungewöhnlich. Ein paar Tastendrücke später geht es auf wundersame Weise und zumindest für eine halbe Stunde. Die restliche Zeit beobachten wir die ankommende Libera beim Ankermanöver, werfen den bettelnden Hunden Fischreste zu und freuen uns über die in der Brandung unbeschwert tobenden Kinder. Wie das wohl ist, hier aufzuwachsen? Für den Heimweg sind wir gewappnet und gehen strategisch geplant vor: die Paddel liegen parat; Ladys first ? ich beschwere die Bugspitze des Dinghis mittschiffs und halte schon mal mit dem Paddel etwas vor bis die Käptns an Bord sind. Dann geht es zackig paddelnd über die Dünung drüber bis der Motor gestartet werden kann. Das hat gut geklappt, das mit dem Land-Fall werden wir noch üben.

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