Jetzt liegen wir schon seit Samstag hier und so wirklich viel geschafft haben wir irgendwie nicht. Manana ist das gefluegelte Wort an Bord unseres Schiffes :-)…Immerhin haben wir mit unseren neuen Segel-Bekannten, Ralf und Inge von der “Malwieder” am Sonntag die Tall-Ship-Race Teilnehmer angeschaut,

Ein kleiner Teil der Tall-Ship-Racing Flotte

Ein kleiner Teil der Tall-Ship-Racing Flotte

sind durch Teile der Stadt gebummelt, haben die alte Markthalle und den Rathausplatz gefunden, sind ungezaehlte Stufen einer der vielen Treppen zur Altstadt hinauf gestiefelt,

Stairway to Heaven or to Hell?? Auf jeden Fall zur Altstadt

Stairway to Heaven or to Hell?? Auf jeden Fall zur Altstadt

 haben ein Feuerwerk bewundern duerfen, die Auslaufparade der Tall-Ship Regatta mehr oder weniger verpasst (weil Montag in aller Herrgotts-Fruehe im Regen stattfindend), und hatten schon einige nette Begegnungen mit Einheimischen und anderen Seglern.Gestern war unter-Deck-bleiben angesagt. Immer wieder regnete es  So kamen der SVB-Katalog, das Internet und der Staubsauger zum Einsatz. Werner versuchte noch die Ankerwinsch zur vollen Einsatzfaehigkeit zu ueberreden. Leider vergeblich. Und ganz wichtig: wir haben Fluege fuer unseren ersten Trip nach Hause gebucht! Allein das war schon eine Abendfuellende Taetigkeit! Beim naechsten Mal wird es schneller gehen, weiss ich doch, auf was ich achten muss.

Doch heute schwingen wir uns tatsaechlich noch vor High-Noon auf die unterm Bette muehevoll hervor gekramten Faltraeder. Auf dem Gepaecktraeger die leere Gasbuddel. Die soll gefuellt werden. Erste Anlaufstelle ist die Nachbar-Marina. Dort liegt die „Wind of Change“, die wir bereits auf Guernsey kennen gelernt haben. Werner bruellt sich die Lunge platt, doch keine Reaktion auf dem Schiff. Dafuer bleibt ein Spanier am Tor zu den Stegen stehen, guckt uns an und meint: „Werner und Elke, richtig?“ Wir gucken etwas konsterniert….kennen uns die hier jetzt auch schon????? Nein, der braun gebrannte Mensch unter dem Baseball-Cap und dem 5-Tage-Bart ist Dieter, der Eigner der Wind of Change! Wir also mit aufs Schiff, Kaffee trinken, Kloenschnack ueber dit und dat, Boot gucken (find ich immer extrem toll). Seine Frau Heike kommt dazu. Die Zeit verfliegt wieder mal viel zu schnell und wir beschliessen, gemeinsam die Tapa-Bars zu erobern. Einige davon haben die beiden schon kennen und lieben gelernt. Hat heute frueh Werner noch etwas gedraengelt, weil ich wieder stundenlang vor meinem geliebten Klapperkasten sass, so draengele ich jetzt. Schliesslich soll die Gasflaschen-Aktion heute ja moeglichst erfolgreich zu Ende gebracht werden. Also schwingen wir uns wieder auf die Raeder. A Coruna ist eindeutig mehr auf Fussgaenger und vor allem: Autofahrer ausgegelegt. Radwege sucht man hier weitgehend vergebens und wenn, dann werden sie von Fussgaengern bevoelkert. Ich kann mich dunkel dran erinnern, dass wir da auch drauf lang gelaufen sind am Sonntag….aehem. Naja!

Erste Anlaufstelle ist das Headoffice der hiesigen Gas-Firma. Dort gibt man uns eine nette Zeichnung. Darauf zu sehen ist die ellenlange und 4-spurige Avenida Alcalde Alfonso, der Hinweis auf den Carrefour, auf einen Kreisel und dann eine imaginaere Strasse ohne Namen, in der die Gasfuellstation liegen soll. Weitere Adressangaben: weit gefehlt. Alfonsos Avenida fuehrt Richtung Flughafen bzw. zur Autobahn. Also extrem Fahrrad-geeignet. Immerhin gibt es eine breite Stand- bzw. Parkspur auf jeder Seite, die gerne auch von Fussgaengern genutzt wird.

Man hupt uns einige Male froehlich winkend zu. Entgegen meiner Erwartungen (ja ich bin ein kleiner Hasenfuss, da steh ich zu!) haelt aber kein Polizeiauto und klaert uns daruber auf, dass wir da nicht fahren duerfen. Bzw. schieben, denn das mache ich des oefteren. Werner meint spaeter, ich waere zu Fuss mit der Handkarre mindestens genauso schnell gewesen wie mit dem Fahrrad…..versteh gar nicht, wie der darauf kommt.

Nach fuenf mal Rueckfragen bei Passanten und erstaunten Blicken ernten kommt der Carrefour in Sicht! Echt lauschige Ecke hier: hohe Wohnblocks, dazwischen vereinzelt schoene alte Haeuser, die breite und gut befahrene Strasse, Auf- und Abfahrten….mein Mann spult wieder das volle Unterhaltungsprogramm fuer mich ab. Nach dem Carrefour biegen wir brav rechts ab und der erste Kreisel ist unser. Leider erklaert uns der naechste Passant, das wir einen Kreisel zu frueh abgebogen sind und wir noch ca. 3 oder 4 oder vielleicht mehr Kilometer weiter und dann rechts muessten. Hmpf, auf der Zeichnung geht es klar nach links. Egal, erst mal weiter. Es sind etwas weniger Autos hier unterwegs. Wir huepfen immer wieder ueber irgendwelche Abfahrten, immer gibt es aber Fussgaengerueberwege! Dann schlagen wir uns auf einem kleinen Feldweg weiter. Der fuehrt aber irgendwie undurchschaubar zwischen Wohnhaeuser weiter und wir orientieren uns wieder an der Strasse, schieben die Raeder durch riesige Graeser (die wir in Deutschland fuer teuer Geld im Botanik-Laden erwerben und muehevoll durchs Jahr paeppeln muessen) die eine betonierte Wasserablauf-Rinne ueberwuchern und landen wieder an einer 4-spurigen Strasse. Ein 2. Abstecher auf einen Feldweg bringt uns an einige Wohnhaeuser. Tolle Wohnlage hier, so mit Blick auf die Strasse und das naechste Industriegebiet bzw. die Baustelle eines solchen und gut bewacht durch einen deutschen Schaeferhund. Eine aeltere Dame und ein Herr stehen vor einem Haus und schwatzen ein wenig. Wir stoeren die Beiden mit unserer unerbittlichen Frage nach der Gasfuellstation. Senora schwingt kurz entschlossen den Gehstock, offenbart uns dass sie etwas Englisch spricht, 7 Jahre in England in einem Hotel gearbeitet hat und die Englaender liebt. Sie begleitet uns unter staendigen Wiederholungen ihres Lobliedes auf England und seine Bewohner bis kurz vor die Gas-Firma, zeigt uns unterwegs ihr eigenes Haus (ebenfalls gut bewacht vom bellenden Schaeferhund) und ueberlaesst uns 10 Meter vorm Ziel mit Traenen in den Augen unserem weiteren Schicksal. Aber nicht ohne uns beim queren der Strasse noch vor einem herannahenden Auto zu warnen und uns noch lange hinterher zu winken.  17:41 – wir sind am Ziel unserer „Begierden“!

Auf dem Firmenhof angekommen nimmt man uns die Gasbuddel ohne lange Rueckfragen ab und fuellt sie.Wir berappen etwas ueber 9€ dafuer und schwingen uns gegen 18 Uhr wieder auf die Raeder.

Gasbuddel-Transport

Gasbuddel-Transport

Am Kreisel wenden wir uns kurz entschlossen nach links, neue Wege warten auf uns! Mist, das geht hier ja auch bergauf….aber nicht lange, dann geht es runter.

Alt und vernachlaessigt

Alt und vernachlaessigt

Und tatsaechlich bringen wir bald schon Stadtplan und Realitaet in Einklang: Corte d’Ingles und die Busstation sind einfach unuebersehbar und auch in der Karte vermerkt. Verhaeltnismaessig schnell sind wir am richtigen Hafen. In einer der vielfaeltig vorhandenen und beeindruckend schoen angelegten Gruenanlagen werden Verkaufsstaende eingeraeumt. Das Angebot besteht ausschliesslich aus Buechern!!! Dahinter findet auf einer Buehne eine Bandprobe statt, Kinder toben auf den schoenen Spielplaetzen, aus diversen Fressbuden weht ein verlockender Geruch herueber. Aber wir eilen weiter. Sind fix und platt und verschieben den Besuch der Tapa-Bars auf morgen.

 

Bujecher, Buecher, Buecher

Bujecher, Buecher, Buecher

Mittlerweile hat der Wind aufgedreht, wir messen hier im Hafen – in der geschuetzten Bucht – schon 6-7 Bft. Unser Schiff wirft sich ordentlich in die Leinen wenn eine Boe durchgeht und wir legen vorsichtshalber noch mal 2 Leinen dazu. Und heute gehe ich mal frueher in die Koje, mit meinem spannenden Krimi :-)…oder ich schreibe noch etwas in mein manuelles Tagebuch….mal sehen.

Ach ja: und wir haben heute entschieden, dass wir noch um 2 Tage verlaengern. D.h. konkret, wir werden A Coruna erst am Samstag verlassen. Dann sollen Wind und Welle wieder nett sein, so sagt Meteofrance. Und die haben sich mit ihrer Biskaya-Vorhersage mein Vertrauen erworben!

Ein Platz der Kuenstler, Satiriker, Komiker, Schriftsteller

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