Komisches Gefuehl: den ganzen Tag puseln wir auf dem Schiff rum, holen das Schlauchboot aufs Deck, spannen eine Plane, verzurren hier, loesen dort und versuchen, unser Schiff zu wappnen fuer 14 Tage Alleinsein. Gar nicht so einfach und auch nicht einfach fuer uns oder besser: fuer mich. Unser vorerst letzter Tag an Bord wird uns durch Sonnenschein und angenehme Temperaturen versuesst oder auch schwerer gemacht - je nachdem. Vor allem, da die Prognosen aus Deutschland Wettertechnisch lauten: Regen und Temperaturen max um 20°C.

Ich noetige den Skipper noch zu einer Suesswasserspuelung unseres Aussenborders. Da a) der Skipper diesem Plan extrem unwillig gegenueber steht und wir b) kein geeignetes Behaeltnis haben, um den Aussenborder darin sein Suesswasserbad nehmen zu lassen, wird dieses Vorhaben relativ schnell und mit unbefriedigendem Ergebnis beendet. Werner ist der Meinung, das sei Quatsch fuer die 14 Tage. O.k. dann schmeissen wir den einen AB halt bald weg, schliesslich haben wir ja noch einen zweiten im Werkraum. Moser, maul, mecker. Fazit: der Skipper hat nasse Shorts und ein ebensolches Shirt, das Schiff ist mehr oder weniger geduscht und der Aussenborder haengt noch genauso am Heck wie vorher.

Unser Liegeplatz fuer die naechsten 14 Tage -ganz hinten der alles ueberragende Mast einer 60-Fuss Yacht

Unser Liegeplatz fuer die naechsten 14 Tage -ganz hinten der alles ueberragende Mast einer 60-Fuss Yacht

Am Spaetnachmittag vertreten wir uns nochmal die Fuesse und laufen in den naechsten Ort. Fuer einen Besuch der naechsten Panaderia gehen wir ja Meilen!Entlang der stark befahrenen Strasse geht es mit immer wieder schoenen Ausblicken auf die Ria de Vigo. Fussgaenger oder gar Fahrradfahrer sind hier aber absolut die Ausnahme. Oberhalb des Klaerwerks ist ein Haus, nein kein Haus: eher eine Ruine, zu verkaufen. Welcher unverbesserliche Optimist glaubt denn ernsthaft, diese Huette, ohne Dach und ohne Fenster mit Blick aufs Klaerwerk (vom Geruchserlebnis ganz zu schweigen) und eingebunden zwischen stark

Wer kauft denn sowas?

Wer kauft denn sowas?

befahrener Landstrasse und Autobahn, tatsaechlich gegen Zahlung von Euros an den Mann oder die Frau bringen zu koennen???????Neben der Strasse im frisch und ordentlich gemaehten Randstreifen ist allerlei Zivilationsmuell zu bewundern. Unglaublich, was hier alles aus Autos geworfen wird, ob das in Deutschland wohl auch so aussieht??  Wir laufen unverdrossen weiter, an einer grossen Fabrik (bestimmt irgendwas mit Fisch)  vorbei, passieren eine Repsol-Tankstelle und sind auch schon im Ort (der Name ist mir grad wieder entfallen)….  Ein kleiner Supermercado und eine Panaderia. Die Bars und Restaurants sind eindeutig in der Ueberzahl, genau wie die Viveros in der Bucht. Werner beaeugt fasziniert einen Tieflader auf einer Art Werfgelaende in der Naehe der Marina. Eine Besichtigung des Yachthafens bestaetigt uns: wir haben die richtige Wahl getroffen und sind in San Adrian de Cobres wirklich gut aufgehoben mit unserem Schiff. Hier vorne in der eigentlichen Ria de Vigo blaest der Wind schon ganz anders und an der Steganlage ist erheblich mehr Bewegung. Von irgendwoher muendet ein kleiner Fluss/Bach in der Ria und eine ganze Schar Moewen nutzt diese Stelle fuer ein Bad oder ausgiebiges Trinken. Das habe ich so in der Form bislang noch nicht beobachten koennen und bin entsprechend fasziniert.

Trink- und Badestelle fuer die Moewen

Trink- und Badestelle fuer die Moewen

Wir stellen fest, dass von hier aus ein Bus nach Vigo faehrt. Wie hier anscheinend ueblich, sind aber keine Abfahrtszeiten an der Bushaltestelle angebracht. Zu Fuss geht es zurueck nach San Adrian de Cobres. Werner zieht anscheinend die Aussicht auf ein Cerveza und ein leckeres Abendessen in der Casa Aurelia, einem Lokal oberhalb des Hafens. Jedenfalls duest er mit seinen langen Haxen im Stechschritt voraus. Kein Wunder, dass sein Fuss schon bald wieder dick wird und schmerzt. Ich habe echt zu tun, hinterher zu kommen. Zwei Kreisverkehre spaeter (bei dem 2. fragen wir uns allerdings, wofuer der gut sein soll, da es nur in den Kreisel rein und auf der anderen Seite wieder raus geht….) sehen wir schon wieder “unseren” Hafen, den alles ueberragenden Mast der 60Fuss Yacht einige Plaetze neben uns und das verheissungsvolle Schild der Casa Aurelia. Schnell nochmal ein Blick auf den gelben Zettel mit den Abfahrtszeiten an der Bushaltestelle. Wir stehen wohl sicherheitshalber leiber etwas frueher hier. Die Gefahr, dass wir den einzigen Bus, der von hier nach Pontevedra faehrt zu verpassen, scheint uns ansonsten zu hoch! Bliebe im Worstcase noch das Taxi.

Im Restaurant essen wir galizische Fleischspezialitaeten, mein georderter Vino Ribeiro Casa fuer 4 Euro stellt sich als komplette Flasche heraus. Ich war von einem Glas oder einer kleinen Karaffe ausgegangen! Nach dem guten Abendessen muessen wir nur noch einige Meter bergab Richtung Hafen wackeln. Die zurueck gelegten Kilometer und der Ribeiro ziehen ordentlich an meinen Knochen. Im Hafen machen wir noch die Bekanntschaft mit einer Familie aus Polen. Die sind mit ihrer Van de Stadt 40 namens Pingo gerade hier eingelaufen und das Schiff bleibt ueber Winter hier, waehrend die Familie wieder zurueck nach Polen fliegt. Geld verdienen fuer den naechsten Trip. Da im Hafenbuero niemand mehr ist, sind sie ganz dankbar fuer die Ueberlassung unserer Zugangskarte, damit sie die Duschen noch nutzen koennen. Wein- und glueckselig nach einem schoenen Tag und ebensolchen Abend sitze ich jetzt hier an Bord und schreibe dies hier. Die Kuchenbude ist aufgebaut, Werner reicht mir ein Blaetteteigstueckchen (warum fahren die Baecker nur alle so auf Blaetterteig ab???) und angesichts der Tatsache, dass wir morgen frueh um 6 Uhr aufstehen muessen, gehe ich jetzt wohl besser ins Bett!

Hier wird es die naechsten 14 Tage keinen Eintrag geben! Schliesslich geht es hier ja um unsere Reise und um unser Leben auf und mit dem Schiff. Ab dem 14.9. sind wir aber wieder zurueck an Bord und werden dann auch wieder berichten.