Monats-Archiv Juli, 2013

Aguilas

Aguilas, ein so typisch spanischer
Kuestenort Kategorie „huebsch-haesslich“, offenbart seine
schoenen Seiten erst auf den zweiten, dritten Blick.

Mit dem Dinghi rudern wir in eine Ecke
der Bucht. Die Ansammlung von an Mooring liegenden kleinen Booetchen
sieht vertrauenerweckend aus und wir basteln unserem Gummiboot
mittels Stein im Oesfass einen improvisierten Heckanker und lassen es
vertrauensvoll zurueck.

Poah, ist das heiss! Keine Wolke am
strahlendblauen Himmel. Und die Sonne brennt erbarmungslos runter.
Wir kommen nicht weit: die Bar Costa Azul wirkt gar zu einladend –
und das was da auf den Tellern an die Tische gebracht hat, duftet
verfuehrerisch gut.

Zum „Clara“ bestellen wir kurz
entschlossen „Frituras“ – frittierter Fisch de la meng. Dazu
Patatas fritas und alles so reichlich und lecker, dass wir es kaum
schaffen. Dazu diverse Claras und endlich mal wieder Internet fuer
die unvermeidliche „Bueroarbeit“! Freien Blick auf unser brav und
ruhig am Anker liegendes Schiff gibt es gratis dazu. Die Bar fuellt
sich, fast alle Gaeste sind Spanier und somit tobt um uns herum das
richtig pralle spanische Leben samt der entsprechenden
Geraeuschkulisse. Das Ambiente ist so ganz nach unserem Geschmack.

Stunden spaeter wagen wir uns die
breite Promenade weiter Richtung Altstadt. Vorbei an einem ganz
aussergewoehnlich geformten weissen Gebaeude, dessen Funktion wir
immer noch ergruendet haben, stapfen wir tapfer durch die immer noch
gut waermende Sonne. Nur wenige Leute sind auf dem Paseo unterwegs,
die meisten sitzen entweder unter Baeumen oder Bougainvillea im
Schatten oder plantschen im Wasser rum.

Am Hafen werden Marktstaende mit dem
ueblichen Angebot an Klamotten aus Indien und Schmuck, den keiner
tragen moechte aufgebaut. In einer Seitenstrasse finden wir einen
kleinen Supermercado und fragen uns von dort aus wieder einmal nach
einer Panaderia durch. Die liegt am Plaza Espana und der ist wirklich
wunderschoen. Wie eine Oase liegt er da, umrahmt von schoenen, alten
Haeusern mit Geschaeften. Weisse Tauben bevoelkern einen Teil des
Parks, ein Springbrunnen plaetschert leise in der Mitte des Platzes
vor sich hin. Die Terrassen der Bars und Cafes sind gut besucht, hier
kann man es aushalten.

4KG Wassermelone – das wiegt schwer
im Rucksack und Werner zieht den baldigen Rueckweg zu unserem Taxi
vor. Der Paseo liegt voll im Schatten und ist nun deutlich belebter
wie noch kurze Zeit zuvor. Unser Schiff hat zwei Nachbarn bekommen.
Ruhig liegen die Boote im klaren Wasser. Unser Heckanker am Dinghi
hat leider versagt – irgendwie ist der Stein abhanden gekommen.
Macht aber nix, war ja weder Wind noch Schwell. Zurueckrudern,
Einkauf verstauen und ab ins kuehle Nass. Das zischt regelrecht beim
eintauchen. Ist das herrlich! Jetzt waren wir doch nicht auf dem Berg
und im Castelo. Aber das war einfach zu weit/zu hoch/ bei diesen
Temperaturen.

Nicht so herrlich ist die Tatsache,
dass wir bei der Gelegenheit feststellen (muessen), dass ein Kabel
unseres Steuerbordseitig angebrachten Solarpaneels abgegammelt ist!
Das Kabel baumelt unmotiviert und haltlos Aussenbords und am Stecker
rieselt bei Beruehrung gruenliches Gammelpulver heraus. Das ging aber
jetzt irgendwie fix, das sah doch gestern noch alles ganz normal aus!
Und die Arbeitsliste wird einfach nicht kuerzer.

Nach einem kitschigen Sonnenuntergang
schiebt sich der Vollmond in die Kulisse – wir sitzen und geniessen
den Abend, das leichte Schaukeln des Schiffes auf dem oelig wirkenden
Wasser, die Geraeusche der Skateboards die von der grossen Freitreppe
vor dem komischen Gebaeude herueberdringen. Dem Stimmengewirr nach zu
urteilen, dass ebenfalls von dort kommt, ist es ein beliebter
Treffpunkt der Jugend. Auf unseren Nachbarschiffen dagegen herrscht
absolute Ruhe, die Crews sind alle an Landgang unterwegs. Von der
anderen Seite der Bucht schallt Musik herueber, das gruene
Einfahrtslicht der Bucht blinkt herueber. Ein ganz normaler
Sommerabend in Aguilas, angenehm warm und irgendwie auch einlullend.

Zurueck ans Festland - Formentera bis Aguilas

Blau ist das Meer….. azurblau,
schieferblau, aquamarinblau, blaugrau, himmelblau, hellblau,
dunkelblau, türkis (zählt das noch zu blau??), schwimmbadblau (ist
das eine Farbe??), babyblau, rauchblau, taubenblau, kornblumenblau,
saphirblau…. So viele Bezeichnungen fuer diese eine Farbe.

Und von alldem ist zu dieser Stunde des
grade mal Hellwerdens nichts zu sehen. Der Himmel ist bewoelkt, die
Sonne presst sich aber mit knallroter Macht durch eine Luecke,
strahlt einzelne Wolken an und laesst andere dadurch noch dunkler und
bedrohlicher wirken.

Werner schlaeft, wir sind gestern frueh
in Formentera gestartet und die Nacht durch gefahren. Die ersten 12
Stunden nur unter Segel, vorm Wind kreuzend. Wir haben ja Zeit. So
wirkt der Skipper aber nicht. Und als es Dunkel wird, kommt die Genau
weg, die Maschine wird gestartet. Jetzt koennen wir den Wunschkurs
laufen, ohne die Segelstellung nach einigen Meilen wieder zu
veraendern. Eigentlich ideales Wetter fuer unseren nigelnagelneuen
Gennaker. Aber da wir keinen blassen Dunst haben, wie wir den
ueberhaupt handhaben bzw. anschlagen sollen, bleibt er weiterhin in
seinem grossen, blauen Sack verstaut.

Meine Gedanken fliessen, formen Saetze,
die ich so jetzt schon gar nicht mehr aufschreiben kann. Vielleicht
doch das Diktiergeraet benutzen bei solchen Gelegenheit? Ein klein
wenig komme ich mir vor, wie die Hauptfigur in meiner derzeitigen
Lektuere „Permanns Schweigen“. Ein Buch, das mich seit langem
wieder richtig fesselt, allein durch die Sprache, die Satzbildung,
die Art des Schreibens. Jetzt wird mir der diletantische Schreibstil
so mancher Romane richtig bewusst, wird mir deutlich, was mich
manchmal beim Lesen so stoert. Das hier ist anders, so elegant,
fliessend und den Leser mit sich ziehend. Inspirierend, aber auch
frustierend. So schreiben koennen…..

So viele Gedanken ziehen durch den
Kopf und sind spaeter einfach weg. Als waeren sie nie gedacht
worden. Vielleicht weil ich es nicht ausspreche? Ein klaeglich
gescheiterter Versuch mit dem Diktiergeraet liegt schon hinter mir.
Das bin nicht ich, das ist meine Stimme und doch hoert sich das alles
fremd an, aufgesetzt, kuenstlich. Fehlt mir die Inspiration oder die
Ruhe? Oder sind es die permanenten Eindruecke, das Leben um mich
herum, das mich davon abhaelt, alles wiederzugeben.

Schon ist der Augenblick des
nachdenkens, des Gedankenflusses wieder vorbei: unten im Schiff
streckt sich der Skipper, schluepft in die aparte (blaue!)
Streifenhose und goennt uns erstmal einen Kaffee. Gemeinsam bewundern
wir den Sonnenaufgang, die Wokenformationen und lachen spaeter ueber
meine neueste Sonnenschutzkreation: ein altes weisses, herrlich
kuehlendes Bettlaken lege ich mir in Manier eines Kaftans um den
Koerper. Wunderbar leicht umhuellt mich der Stoff und haelt die
brennenden Sonnenstrhalen ab ohne sich oder mich aufzwaermen. Genial!

Stunde und Stunde laufen wir ueber das
Meer. Achterlicher Wind mit wechselnden Staerken. Wellen, mal mehr
mal weniger hoch, heben unser Schiff an, lassen es surfen oder hin
und her schaukeln. Mal rauscht es ordentlich unterm Schiff, mal
werden wir unsanft auf die Seite geschmissen. Heimtueckisch sind sie
irgendwie schon, die Wellen. Jede 20. Ist hoeher wie die vorherigen
und fuellt den Raum hinter unserem Heck beeindruckend aus, hebt uns
an und hoch, laesst uns einen kurzen Moment ueber einem kleinen Tal
verharren und …….. faellt schanufend vor Anstrengung in sich
zusammen. Stundenlang koennte ich nur dasitzen und den Wellen
zuschauen.

Delfine sehen wir wieder einmal leider
keine, dafuer sind doch einige Schiffe unterwegs: Frachter, Faehren,
Segelboote kreuzen oder begleiten unseren Kurs.

Spontan gehen wir nicht nach Torrevieja
sondern nach Aguilas. In unserer kindlichen Vorstellung erwartet uns
hier eine herrliche Ankerbucht vor Badestraenden, wir huepfen ins
blaue! Wasser, erfrischen uns schwimmend . Soweit der Wunsch. Aguilas
entpuppt sich als rundum zugebaute Bucht mit einem kleinen Castell
auf einem Huegel und einem kleinen Sandstrand. Kleine Motorboote
liegen hinter der Einfahrt vor dem Ostwind geschuetzt vor Anker und
wir quetschen uns noch dazu.

Spaetestens, als uns eine Art Discoboot
mit alles gebenden Lautsprechern umrundet, verstehen wir, warum
einige groessere Boote bereits eine Bucht vorher vor Anker lagen!

Die kleinen Motorboote verziehen sich
puenktlich zum Sonnenuntergang, aus einigen Ecken der Bucht klingt
Musik, eine kleine Ovni gesellt sich zu uns. Vom Deck klingt
Gitarrenmusik herueber. Die Mischung macht es wieder einmal. Dazu das
Rauschen der Brandung an den Felsen draussen vor der Bucht. Spanien
im Sommer, zur Urlaubszeit. Wir vermissen Port Soller, die Cala
Fornells und schicken erstmal eine SMS an die Crew der Mari-Luise.

Und jetzt hab ich keine Lust mehr, zu
schreiben. Lasse mich stattdessen lieber sanft in den Schlaf
schaukeln.

Inselhopping - von Ibiza nach Formentera

Was fuer ein intensiv blaues Wasser!
Und vorne am Strand wird es noch heller und tuerkisfarben! Wie stand
im Handbuch? ‚Als fahre man durch einen riesigen Swimmingpool‘ –
das ist ja vielleicht etwas uebertrieben, aber farblich kommt es dem
schon sehr nahe.

Nach nur knapp 17 Seemeilen
Motor-Segeln (Wind: ja, Richtung: gut weil Halbwind, Staerke: haette
etwas mehr sein duerfen) erreichen wir Formentera. Inselhopping. Wenn
wir schon Menorca nicht geschafft haben, wollen wir wenigstens das
kleine, flachere Formentera nicht links liegen lassen. Unglaublich
viele Sportboote sind heute unterwegs. Dazu die Faehren und
Ausflugsboote. Die Durchfahrt „Freu …..“ erforder t etwas
Aufmerksamkeit und nicht nur wegen der schlagartig von ueber 60 auf
knapp 7 Meter abnehmenden Wassertiefe zwischen den beiden
Leuchttuermen.

Die weite Bucht von Ibiza-Stadt und das
eindrucksvolle Festungs-Ensemble von dieser Perspektive aus sehen zu
koennen, ist fuer uns Beide noch einmal neu. Ob die Boote alle in die
Cala Sahona wollen? Was machen wir, wenn die voll ist und wir keinen
Ankerplatz mehr finden? Der Wind weht bestaendig aus Ost mit
mittlerweile gut 12-13 Knoten. Jetzt noch das Gross setzen (wir
laufen nur unter Genua), dann waere es ideal, um rueber zum Festland
durchzusegeln. Somit ist Plan B schon mal parat, kommt aber nicht
zum Einsatz: die anvisierte Cala ist zwar gut belegt, aber so
weitlaeufig dass noch einige Schiffe ein Plaetzchen finden koennen.
Ruhig ist zwar anders, denn der Wind pfeift inzwischen ganz
ordentlich ueber die flache Insel in die Cala und wellt das Wasser.
Beim Schwimmen nicht so mein Fall. Das Schiff schaukelt allerdings
sehr moderat und dreht sich ja auch immer brav in den Wind. Meistens
zumindest.Werner muss erstmal die Dinghi-Leine aus dem Ruderblatt
fummeln. Vielleicht sollte ich in Almerimar doch eine Schwimmleine
erstehen? ‚Ist das Wasser kalt, das sieht irgendwie kaelter aus?‘
ich frage skeptisch angesichts des extrem Blaus um uns herum und
bekommen prompt die Antwort ‚ja, ist schon kaelter wie drueben .
Ich an Deiner Stelle wuerde nicht reingehen‘ . Ist natuerlich
Quatsch, es ist herrlich aber die Stroemung macht es einerseits
schwer, an den Schiffsbug zu schwimmen, schiebt den unachtsamen
Schwimmer andererseits rasend schnell vom Schiff weg.

Ungewohnt ist fuer uns, dass hier nur
ein Hotel und wenige, vereinzelt stehende flache Wohnhaeuser zu sehen
sind. Eine lange Felszunge schiebt sich auf der Suedseite der Bucht
ins Wasser, ein kleiner Strand, eine Strandbar – das wars auch
schon.

Was macht man hier im Urlaub?? Fragen
wir uns und schauen fasziniert dem Sonnenuntergang zu. Von links
kreuzt sich eine Ketsch ins Bild. Weiter hinten heben sich die
letzten Felsruecken Ibizas rauchblau-weich gezeichnet gegen den
rosa-grau-blauen Sonnenuntergangshimmel ganz zart ab.

Kurze Zeit spaeter ein gluehendrotes
letztes Laecheln der Abendsonne und dann ist sie weg. Die ersten
Ankerlichter flammen rund um uns auf und wirken wie kleine Sterne vor
der ansonsten dunklen Kuestenlinie. Ein ¾ Mond wirft sein blasses
Licht aufs Wasser.

Das ist also nun unser e
Abschieds-Cala. Morgen verlassen wir die Balearen. Das Dinghi ist an
Deck verstaut, das Sonnensegel wieder abgebaut. Vor uns liegen ueber
100 Seemeilen und somit eine Nachtfahrt. Dann werden wir mit
Torrevieja die spanische Kueste wieder erreicht haben. Die
Ankerplaetze der Balearen mit ihrem klaren Wasser, das morgendliche
Schwimmen ums Schiff und vieles andere werden uns definitiv fehlen!
Der Abschied faellt wirklich schwer. Bleibt uns „Muchas Gracias“
zu sagen fuer zwei wunderschoene Monate mit tollen Erlebnissen,
Begegnungen mit netten & liebenswerten Menschen, einer grandiosen
Landschaft und einem unbeschwerten Leben auf unserem Schiff.

Ibiza-Stadt

„Eigentlich muessten wir uns ja
nochmal Ibiza-Stadt anschauen, aber die Liegepreise sind ja horrend“.
Beide waren wir schon einmal in der Hochburg der Party-People, beide
vor ziemlich vielen Jahren und beide haben wir nicht wirklich eine
Erinnerung an die Stadt als solches….. Zeit, diese Erinnerung
aufzufrischen. Unser Schiff liegt gut am Anker, eine Busverbindung
gibt es. Was haelt uns also auf? Die Bordroutine!!!

Erstmal schwimmen gehen, dann
fruehstuecken und dann Schiff (ausnahmsweise) verriegeln und ab ins
Dinghi. Eine neue Anlandestelle haben wir uns ausgeguckt, die liegt
naeher an der Bushaltestelle.

Am kleinen Touri-Infohaeuschen bekommen
wir noch einen Stadtplan und dann kommt auch schon der Bus. Linie 15
bringt uns fuer 2,90 pro Person schnell und bequem bis zum Hafen.

Der ist gross und weitlaeufig und gut
belegt mit Mega-Yachten. Wir fragen vorsichtig in einem Marina-Office
mal nach einem Preis fuer unsere 15 Meter. Mit 250 Euronen pro Nacht
zzgl. Nebenkosten sind wir in der Marina Magna willkommen. Wir wollen
dann dort aber lieber nicht hinkommen. War ja auch mehr so
Interessehalber gefragt.

Es zieht uns in die Alta Villa. In den
engen Gassen mit den niedrigen, weissen Haeusern steht die Hitze.
Viele Geschaefte halten Siesta. Sehr vernuenftig. Trotzdem quaelen
wir uns die Steigung zur Stadtmauer hinauf und vorbei an einem
Gitarrensaitenquaeler. Ob er und seine gesangliche Unterstuetzung
wohl aufhoeren, wenn wir genug zahlen? Oder ob wir vielleicht
Schmerzensgeld verlangen sollen?? Weiter durch die Gassen. Nett sieht
es aus und Werner erzaehlt mir von seinem „Hotelzimmer“ damals,
Anno Dunnerkeil in den siebziger Jahren. Ein ganz schmales Haus mit
einer niedrigen Eingangstuer. Von der Stiege gingen seitlich kleine
Zimmer ab und fuer 10 DM konnte man oben auf der Dachterrasse
schlafen. Das da, das koennte es gewesen sein. Die gezeigte
Eingangstuer ist selbst fuer sitzende Schweine zu niedrig. Waren die
Leute hier frueher so klein oder war das eine Art Zutrittskontrolle?
Daneben dann die krassen Gegenteile: grosse, zweifluegelige, massive
Holztore mit vergitterten kleinen Oeffnungen drin. Dunkel-drohend
weisen sie potentielle Besucher eher ab als sie willkommen zu
heissen. Dann wieder die niedrigen Demutstueren. Schatten! Auf einer
schmalen Marmorbank versuchen wir erstmal runterzukuehlen. Kein
Mensch weit und breit. Stimmen klingen die Treppen herauf. War ja
klar, noch so doofe (deutsche) Touris, die sich um diese Zeit hier in
der prallen Sonne abquaelen. Wir ersteigen die Festung, lesen
halbherzig (weil soooo heiss) die auch deutschen Infotexte zu der
Wehranlage und geniessen dann doch das Panorama ueber Stadt und Bucht
von hier oben. Eine dicke Marmorplatte ist als Bank neben dem Buero
der Touristeninfo aufgestellt und liegt einladend im Schatten. Das
war wohl noch nicht lange so. Denn der Stein ist derart aufgeheizt,
dass ich mir wie auf einer Warmhalteplatte vorkomme und nur noch weg
will. Gleich bin ich verglueht, ganz sicher!!! Werner dagegen ist
ganz fasziniert von dem Ausblick auf Stadt und Hafen, gibt aber
meinem Draengeln schnell nach. Wir tappern wieder kreuz und quer
durch stille Gassen. An einigen Stellen riecht es nicht ganz so
angenehm. An einem besonders ins Auge fallenden Haus bzw. dessen
hoher Gartenmauer haengen Platten mit Handabdruecken prominenter
Menschen. Mmmmh, kennst Du den oder die? Kleine Taefelchen darunter
klaeren ueber die Profession der Abdruckgebenden auf. Und manche
Namen sind dann sogar uns bekannt, Udo Lindenberg z.B. . Egal, nett
sieht das allemal aus. Und irgendwas mit Kino und Film und Fernsehen
scheint das ganze Anwesen zu tun zu haben. Das verkuendet zumindest
ein Schriftzug, der erst auf der anderen Seite sichtbar wird. Wir
sind halt Banausen. Denn auch die Museen bleiben von uns verschont.
Wir begruessen es sehr, dass alle in der Siestazeit geschlossen sind.
Da haben wir doch mal eine richtig gute Ausrede, warum wir da oder
dort nicht rein sind!

Auf dem alten, glatt polierten Pflaster
rutsche ich fast aus, barfuss geht es weiter. Das ist mir sicherer,
auch wenn die anderen Touris etwas komisch gucken. Ist doch ne
Hippiestadt oder? Dann kann ich auch in meinem Blumenmusterkleid
barfuss durch die Gassen laufen. Das machen Hippies bestimmt so.

Links oder rechts? Die Qual der Wahl
wird uns geruchsmaessig abgenommen. Baeh, da geh ich nicht durch.
Eine Katze raekelt sich zwischen Blumentoepfen und schaut mich
vorwurfsvoll an. Sorry, war nicht persoenlich gemeint. Aber es riecht
schon arg streng nach deinen Artgenossen…

Eine steile Treppe weiter stehen wir
auf einem uns bereits bekannten Platz, der das uebliche Sortiment an
Nippes und Bkleidungslaeden sowie Restaurants bereit haelt. Und es
ist einfach nur warm, ueberall, selbst im Schatten.

Zurueck in den Gassen unterhalb der
Stadtmauer ein aehnliches Bild: schrillneonfarbene Kleidung,
Flatterkleidchen, Strohhuete, Schmuckgebammel und Bars, Restaurants.
Postkarten suchen wir….na, so richtig schoen sind die alle nicht.
Auch hier meist neonfarben-schreiende Motive bzw. IBIZA Schriftzuege,
damit auch jeder gleich weiss, wo die Karte her kommt. Wir finden
dann doch noch welche. So langsam mag ich nicht mehr. Mein rechter
Fusszeh bekommt langsam eine Blase. Habe ich doch nach guter
Camelmanier ein Loch in der Sohle meiner Sandale, allerdings oben in
der Fussbettsohle! Und Wechseljahrsbedingte innere Waerme gepaart mit
diesen Aussentemperaturen – das schreit nach leichter Brise im
Schatten von Baeumen oder schwimmen in der Cala Llonga.

Mit dem 17 Uhr Bus (gleicher Busfahrer)
geht es zurueck in die Cala. Die Fahrt geht vorbei an vereinzelt
stehenden Villen und Fincas in so ganz anderem Baustil, wie wir ihn
von Mallorca kennen und lieben. Auch die Olivenbaumreihen vermisse
ich hier. Die Huegel rundherum sind allerdings auch bewaldet, alles
wirkt angenehm gruen. Nur die eindrucksvollen Tramontanaberge
fehlen…. Und das ausgerechnet uns, als bekennende Flachlandtiroler.

Wir dehnen unseren Bar- und Wifitest
aus und suchen uns ein neues Etablissement am Strand. Auf der
Promenade werden Staende aufgebaut. Hipp-hipp-hurreh – ein
Hippiemarkt! Das Angebot ist aber nicht so nach meinem Geschmack und
in Kauflaune bin ich heut eh nicht. Vielleicht haetten wir doch in
Ibiza-Stadt nach rechts Richtung Bootszubehoerlaeden gehen sollen,
das waere vielleicht eher was fuer uns gewesen. Egal, in dem Lokal
erweitern wir auch den Clara-Test (so heisst hier unser beliebtes
Alster bzw. Radler). Wir finden zu guter Letzt noch einen Postkasten
– der haengt etwas verschaemt in grau-blau und sehr klein an der
Tuer eines Supermarktes fast am Ortsausgang – fuellen unsere
kleinen Wasserkanister an der Stranddusche nochmal auf und finden
unser Dinghi in guter Gesellschaft am felsigen Liegeplatz neben den
Fischerbooten wieder.

Zurueck an Bord sinnieren wir noch
darueber nach, was sich wohl veraendert hat, ibiza-Stadt oder wir und
was wir frueher an solchen Staedten faszinierend fanden. Ganz sicher
haben wir uns veraendert und ganz sicher gefaellt uns Palma viiiiiel
besser. Aber gut war auch, dass wir nochmal nach Eivissa gefahren
sind.

Ibiza - Cala Llonga

Ibiza – fuer mich wird es die Insel
der schwelligen Ankerbuchten bleiben. Den ganzen Tag schaukelt unsere
Lady – und mit ihr 6-7 weitere Schiffe – hoch und runter, von
links nach rechts. Rolling home halt.

Die Faehrkapitaene machen sich einen
besonderen Spass daraus, mal betont langsam und mal extrem flott an
den Ankerliegern vorbei zu fahren. Ob das abhaengig ist, welche
Bordfrau wie bekleidet sich gerade auf dem Vordeck praesentiert??

Den Tag verbringen wir mit Landgang,
Bueroarbeit in einem Cafe (zwecks Wifi-Zugang), schwimmen und
faulenzen an Bord. Ich geniesse die Leichtigkeit des Kindle-Lesens
auf dem Vorschiff, als so ein rundes Elektroboot wie wildgeworden um
unseren Ankerfender kreiselt. Was hat der Kerl denn vor?? Der wird
doch nicht?….schwupp, schmeist „Kerl“ sich auf unseren Fender
und zuppelt dran rum. „Eh, stop, thats for our anchour“. Er will
doch nur dran festmachen und kurz tauchen gehen., meint der Kerle,
sucht dann aber doch lieber das Weite, als Werner auch noch aufs
Vorschff kommt und wissen will, was da los ist. Nachdem der Angriff
auf unsere Boje erfolgreich abgewehrt und kein weiterer zu
befuerchten ist, wagen wir den naechsten Landgang. Werner rudert
zwecks sportlicher Betaetigung auch hier unser Beiboot hin und her.
Da wir ziemlich weit vorne am Buchtausgang liegen und Wind und
Schwell tagsueber in die Bucht rein stehen, artet das in eine
ziemlich schweisstreibende Angelegenheit aus. So nehmen wir beim 2.
Landgang fuer heute auch gerne eine Lift-Angebot eines motorisierten
Dinghis an. Der nette Skipper ist Italiener, arbeitet in Madrid und
arbeitet daran, ab dem kommenden Jahr ebenfalls auf seinem Boot zu
leben. Das liegt in Valencia und wir fragen ihn gleich mal nach dem
Marinagegebenheiten dort aus. Man kann ja nie wissen.

Mittwoch – Hippiemarkt. Ich hab
vergessen, wo genau. Ist ja auch wurscht. Busse fahren dorthin, wie
wir einem Plakat entnehmen koennen und einige der vollbesetzten
Faehren bestimmt auch. Ich hab mich heute extra in mein Blumenkleid
geschmissen und spiele selbst Hippie. Barfuss durch den Sand mit
Rucksack und leeren Wasserkanistern, Strohhut auf den
Kopf…..bestaunt werden wir eh immer schon wie so Ausserirdische
wenn wir das Beiboot an den Strand ziehen. Aber auch angesprochen und
ausgefragt. Irgendwie auch nett.

Hippie und Markt, irgendwas straeubt
sich da in mir. Passt das? Werden Hippies nie alt, sehen die noch
genauso aus, wie vor 20, 30 Jahren? Oder sitzen die jetzt auch alt
und runzelig hinter ihren Staenden? Oder ist da schon die 2., 3.
Generation am Zug? Sterben Hippies nie aus? However.

Fuer die zweite Buerorunde gucken wir
uns ein neues Restaurant aus. Wetter, Ueberweisungen, Werner forscht
nach 24V Solarpaneelen in einer uns genehmen Abmessung. Dazwischen
die Website schnell aktualisieren und Emails beantworten. Hier im
Schatten der Barterrasse laesst es sich bei einer leichten Brise gut
aushalten. Am Strand dagegen ist es bruetend heiss, auch der Sand
brennt unter den nackten Fuessen. An der Stranddusche fuellen wir
noch zwei Wasserkanister auf. So sollten wir mit unserem Wasservorrat
wohl bis Almerimar auskommen. Almerimar – da freuen wir uns drauf.
Lefko & Gonzo, Alex & Udo wieder zu sehen, vielleicht ja
sogar noch Heidi & Dieter treffen zu koennen. …. Schon komisch,
aber auch interessant und spannend, wo es all die Menschen hintreibt,
die wir im Laufe der Zeit kennen gelernt haben. Und immer wieder
toll, voneinander zu hoeren/lesen oder sich irgendwo zu treffen.

Bei mittlerweile ertraeglichen
Temperaturen rudern wir zurueck zum Schiff. Werner kommt auf die
Idee, unser Getriebeoel zu kontrollieren und siehe da: der Messstab
zeigt bedenklich wenig Oel an. Also auffuellen. Bei dem Geschaukel
und Gewackel kein so einfaches Unterfangen. Aber irgendwie schaffen
wir es doch, das meiste Oel ins Getriebe und nicht auf den Fussboden
zu befoerden. Allerdings ist jetzt ein neuer Minitrichter fuer meine
Pantry faellig, den bisherigen habe ich fuer diese Aktion geopfert.

Ueber uns fliegen im Halbstundentakt
die Urlauber ein. Ibiza ist nah und der Flughafen somit auch. Im
Backbordseitig gelegenen Hotel leeren sich die Terrassen, die Gaeste
ziehen den Aufenthalt drinnen wohl vor. Bei stimungsvoll wechselndem
Beleuchtungsfarbspiel (von rot ueber blau zu gruen und wieder retour)
spielt Musik auf. Dagegen kann das zarte Vogelgezwitscher aus den
bewaldeten Felshaengen uns gegenueber nicht mehr durchdringen. Die
Duenung knallt gegen die Felsen, alle Schiffe nicken eintraechtig
Richtung offenes Meer. Der Wind hat zwar jetzt am Abend deutlich
nachgelassen, die Wellen dagegen laufen schier unermuedlich unter uns
durch. Mangels Wind beschliesst Frau Naja dann auch noch, sich erst
mal wieder etwas quer zu legen. Hoffentlich richtet sie sich noch
etwas aus, ich steh nicht so auf diese Seitwaerts-Schaukelei beim
schlafen.

 

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