Blau ist das Meer….. azurblau,
schieferblau, aquamarinblau, blaugrau, himmelblau, hellblau,
dunkelblau, türkis (zählt das noch zu blau??), schwimmbadblau (ist
das eine Farbe??), babyblau, rauchblau, taubenblau, kornblumenblau,
saphirblau…. So viele Bezeichnungen fuer diese eine Farbe.

Und von alldem ist zu dieser Stunde des
grade mal Hellwerdens nichts zu sehen. Der Himmel ist bewoelkt, die
Sonne presst sich aber mit knallroter Macht durch eine Luecke,
strahlt einzelne Wolken an und laesst andere dadurch noch dunkler und
bedrohlicher wirken.

Werner schlaeft, wir sind gestern frueh
in Formentera gestartet und die Nacht durch gefahren. Die ersten 12
Stunden nur unter Segel, vorm Wind kreuzend. Wir haben ja Zeit. So
wirkt der Skipper aber nicht. Und als es Dunkel wird, kommt die Genau
weg, die Maschine wird gestartet. Jetzt koennen wir den Wunschkurs
laufen, ohne die Segelstellung nach einigen Meilen wieder zu
veraendern. Eigentlich ideales Wetter fuer unseren nigelnagelneuen
Gennaker. Aber da wir keinen blassen Dunst haben, wie wir den
ueberhaupt handhaben bzw. anschlagen sollen, bleibt er weiterhin in
seinem grossen, blauen Sack verstaut.

Meine Gedanken fliessen, formen Saetze,
die ich so jetzt schon gar nicht mehr aufschreiben kann. Vielleicht
doch das Diktiergeraet benutzen bei solchen Gelegenheit? Ein klein
wenig komme ich mir vor, wie die Hauptfigur in meiner derzeitigen
Lektuere „Permanns Schweigen“. Ein Buch, das mich seit langem
wieder richtig fesselt, allein durch die Sprache, die Satzbildung,
die Art des Schreibens. Jetzt wird mir der diletantische Schreibstil
so mancher Romane richtig bewusst, wird mir deutlich, was mich
manchmal beim Lesen so stoert. Das hier ist anders, so elegant,
fliessend und den Leser mit sich ziehend. Inspirierend, aber auch
frustierend. So schreiben koennen…..

So viele Gedanken ziehen durch den
Kopf und sind spaeter einfach weg. Als waeren sie nie gedacht
worden. Vielleicht weil ich es nicht ausspreche? Ein klaeglich
gescheiterter Versuch mit dem Diktiergeraet liegt schon hinter mir.
Das bin nicht ich, das ist meine Stimme und doch hoert sich das alles
fremd an, aufgesetzt, kuenstlich. Fehlt mir die Inspiration oder die
Ruhe? Oder sind es die permanenten Eindruecke, das Leben um mich
herum, das mich davon abhaelt, alles wiederzugeben.

Schon ist der Augenblick des
nachdenkens, des Gedankenflusses wieder vorbei: unten im Schiff
streckt sich der Skipper, schluepft in die aparte (blaue!)
Streifenhose und goennt uns erstmal einen Kaffee. Gemeinsam bewundern
wir den Sonnenaufgang, die Wokenformationen und lachen spaeter ueber
meine neueste Sonnenschutzkreation: ein altes weisses, herrlich
kuehlendes Bettlaken lege ich mir in Manier eines Kaftans um den
Koerper. Wunderbar leicht umhuellt mich der Stoff und haelt die
brennenden Sonnenstrhalen ab ohne sich oder mich aufzwaermen. Genial!

Stunde und Stunde laufen wir ueber das
Meer. Achterlicher Wind mit wechselnden Staerken. Wellen, mal mehr
mal weniger hoch, heben unser Schiff an, lassen es surfen oder hin
und her schaukeln. Mal rauscht es ordentlich unterm Schiff, mal
werden wir unsanft auf die Seite geschmissen. Heimtueckisch sind sie
irgendwie schon, die Wellen. Jede 20. Ist hoeher wie die vorherigen
und fuellt den Raum hinter unserem Heck beeindruckend aus, hebt uns
an und hoch, laesst uns einen kurzen Moment ueber einem kleinen Tal
verharren und …….. faellt schanufend vor Anstrengung in sich
zusammen. Stundenlang koennte ich nur dasitzen und den Wellen
zuschauen.

Delfine sehen wir wieder einmal leider
keine, dafuer sind doch einige Schiffe unterwegs: Frachter, Faehren,
Segelboote kreuzen oder begleiten unseren Kurs.

Spontan gehen wir nicht nach Torrevieja
sondern nach Aguilas. In unserer kindlichen Vorstellung erwartet uns
hier eine herrliche Ankerbucht vor Badestraenden, wir huepfen ins
blaue! Wasser, erfrischen uns schwimmend . Soweit der Wunsch. Aguilas
entpuppt sich als rundum zugebaute Bucht mit einem kleinen Castell
auf einem Huegel und einem kleinen Sandstrand. Kleine Motorboote
liegen hinter der Einfahrt vor dem Ostwind geschuetzt vor Anker und
wir quetschen uns noch dazu.

Spaetestens, als uns eine Art Discoboot
mit alles gebenden Lautsprechern umrundet, verstehen wir, warum
einige groessere Boote bereits eine Bucht vorher vor Anker lagen!

Die kleinen Motorboote verziehen sich
puenktlich zum Sonnenuntergang, aus einigen Ecken der Bucht klingt
Musik, eine kleine Ovni gesellt sich zu uns. Vom Deck klingt
Gitarrenmusik herueber. Die Mischung macht es wieder einmal. Dazu das
Rauschen der Brandung an den Felsen draussen vor der Bucht. Spanien
im Sommer, zur Urlaubszeit. Wir vermissen Port Soller, die Cala
Fornells und schicken erstmal eine SMS an die Crew der Mari-Luise.

Und jetzt hab ich keine Lust mehr, zu
schreiben. Lasse mich stattdessen lieber sanft in den Schlaf
schaukeln.