Blaue Stunde, dunkelblaue Stunde. Himmel und Horizont gehen farblich ineinander ueber. Die Felsen gegenueber unseres Ankerplatzes in der Cala Fornells, genauer gesagt in der Cala S’Olla (die uebergeordnete grosse Schwester nennt sich Ensenada de Santa Ponsa), heben sich weich vom abendlichen Himmelsblau ab. Vom Ufer schreit eine Katze, die schmale Sichel des Mondes wandert hoeher. Ruhe ringsum, auch das letzte Motorboot hat die Bucht verlassen.

Den ganzen Tag herrschte hier Hochbetrieb. Viele grosse und kleine Motorboote ankerten hinter und neben uns. Gefuellt mit froehlichen, grossen und kleinen Menschen, die juchzend Abkuehlung im Meer suchten. Hinter einer Felsnase versteckt sich eine Minibucht mit Felsen und Kiesstrand. Von hier aus starten Palmeser ihre Tauch- und Schnorchelgaenge.

Als wir heute frueh mit dem Dinghi in diese kleine Bucht rudern, sitzen nur wenige Sonnenhungrige auf umgedrehten Ruderbooten oder Strandtuechern. Knapp 1 ½ Stunden spaeter kehren wir mit unserem heutigen Deutschland-Besuch – Pia, Jens & Mirko – zum Dinghi zurueck und finden die Bucht voller menschlichem Leben! Unter den kritischen Augen der Badegaeste packen wir das Dinghi voll mit Rucksaecken und unseren Einkauefen aus dem Supermarkt im nahe gelegenen Paguera voll. Pia und Jens dazu, Mirko und ich schwimmen hinterher.

Uff, ganz schoen weit. Heute frueh, bei ruhigem Wasser, kam mir die Strecke nicht so lang vor und ueberhaupt: wo liegt denn unser Schiff?? Noch weiter weg geht kaum, die 40 Meter Ankerkette nutzt Madam weidlich aus. Der Suedwind hat etwas aufgefrischt, die vielen Ankerplatzsuchenden Motoroboote wirbeln das Wasser zusaetzlich auf. Auch der Bereich um und zwischen den jetzt leeren Mooringbojen der Rundfahrtboote wird von Motoryachten annektiert.

Unser Besuch klettert an Bord und macht sich erstmal nuetzlich bei der Sonnensegelmontage. Bei strahlendblauem Himmel und gnadenloser Sonne ist das absolut wichtig. Mirko und Pia sind begeistert und schwimmen mehrere Runden ums Schiff oder sonnen sich (Mirko) auf dem Vordeck. Jens geht es leider nicht so gut und er sucht die Ruhe auf unserer Salonkoje. Was ihm leider langfristig nicht wirklich hilft. Einmal Schwimmen gehen und dann liegt er wieder flach.

Badespass fuer unseren heutigen Besuch aus Verden

Badespass fuer unseren heutigen Besuch aus Verden

 Wir brechen das Bordleben zu seinen Gunsten etwas frueher als geplant ab und der Dinghi-Schwimmer-Tross bewegt sich wieder zurueck an Land.

Die 3 sind mit einem Leihwagen von ihrem Urlaubsort Alcudia zu uns gekommen und das Wagerl nutzen wir nun noch aus, fahren nach Paguera, dass unseren Besuchern von frueheren Mallorca-Urlauben gut vertraut ist. Wir bummeln durch die erstaunlich lange Einkaufsstrasse, ich probiere erfolglos Bikinis an – entweder passen die Dinger nicht oder die Farbe ist schlichtweg aetzend , das uebliche also – und zum Trost gibt es ein leckeres Eis. Ueber die Strandpromenade zurueck zum Augot und wieder an unseren Dinghi-Parkplatz. Ob unser Taxi denn wohl auch noch dort liege und ob wir keine Angst haetten, dass irgendwer waehrend unserer Abwesenheit in unser Schiff eindringt? Nein, haben wir nicht und das Taxi weiss sich sicherlich gegen Fremdzugriff zu wehren, verweigert die Paddelnutzung oder kippt einfach um. Wir vertrauen fest in die Abwehraura, die ich um unser Hab & Gut aufbaue. Sicher werden wir da irgendwann noch realere Massnahmen ergreifen, aber bislang sind wir mit unseren Bauchgefuehl-Massnahme ganz gut gefahren.

Lange winken wir Pia, Jens & Mirko hinterher. An der Strassenecke parkt ein kleines Waegelchen, dessen Insassen das offensichtlich sehr amuesiert und die ebenfalls zu uns herueber winken. Lachend winken wir zurueck, wandern in die jetzt doch sehr leere Bucht zum tatsaechlich noch vorhandenen Dinghi und paddeln ueber deutlich ruhigeres Wasser zurueck zu unserem fast einsam liegenden Zuhause. Die meisten Motorboote sind wieder weg, die Ausflugsboote haben ihre Plaetze an der Mooring wieder eingenommen, Ruhe ist eingekehrt. Auch von den umliegenden Hotels und Appartmenthaeusern dringen nur wenige Geraeusche zu uns herueber. In Peguera beginnt die nur dezent vernehmbare Abendmusikanimation. Der Tag ging viel zu schnell zu Ende, wie Pia meinte. Wir haben uns sehr ueber das Wiedersehen mit den Verdener Freunden aus Fussballtagen gefreut.

Spiegelglatt liegt das Wasser um uns. Haette das nicht heute nachmittag so sein koennen? Unsere Ankerboje hat den Tag gut ueberlebt und duempelt irgendwo hinter unserem Heck herum, da sich der Bug zwischenzeitlich zum Ufer hin gedreht hat. Hin und wieder kommt eine ganz leichte Duenung rein. Eine ganz hauchfeine Brise erfrischt die Abendluft auf angenehme Weise. An Land quaelt jemand Gitarre und Mikro, vereinzelt klingen Stimmen aus den Hotels herueber. Der Mond ist ein gutes Stueck weiter gezogen am schwarzen Himmelszelt, der Skipper schnarcht auf der Bank gegenueber leise vor sich hin und ich schwanke zwischen Koje und hier sitzenbleiben. Solche Naechte verlocken zum Draussenschlafen.

Blaue Stunde in der Ensenada de Santa Ponsa

Blaue Stunde in der Ensenada de Santa Ponsa