„Eigentlich muessten wir uns ja
nochmal Ibiza-Stadt anschauen, aber die Liegepreise sind ja horrend“.
Beide waren wir schon einmal in der Hochburg der Party-People, beide
vor ziemlich vielen Jahren und beide haben wir nicht wirklich eine
Erinnerung an die Stadt als solches….. Zeit, diese Erinnerung
aufzufrischen. Unser Schiff liegt gut am Anker, eine Busverbindung
gibt es. Was haelt uns also auf? Die Bordroutine!!!

Erstmal schwimmen gehen, dann
fruehstuecken und dann Schiff (ausnahmsweise) verriegeln und ab ins
Dinghi. Eine neue Anlandestelle haben wir uns ausgeguckt, die liegt
naeher an der Bushaltestelle.

Am kleinen Touri-Infohaeuschen bekommen
wir noch einen Stadtplan und dann kommt auch schon der Bus. Linie 15
bringt uns fuer 2,90 pro Person schnell und bequem bis zum Hafen.

Der ist gross und weitlaeufig und gut
belegt mit Mega-Yachten. Wir fragen vorsichtig in einem Marina-Office
mal nach einem Preis fuer unsere 15 Meter. Mit 250 Euronen pro Nacht
zzgl. Nebenkosten sind wir in der Marina Magna willkommen. Wir wollen
dann dort aber lieber nicht hinkommen. War ja auch mehr so
Interessehalber gefragt.

Es zieht uns in die Alta Villa. In den
engen Gassen mit den niedrigen, weissen Haeusern steht die Hitze.
Viele Geschaefte halten Siesta. Sehr vernuenftig. Trotzdem quaelen
wir uns die Steigung zur Stadtmauer hinauf und vorbei an einem
Gitarrensaitenquaeler. Ob er und seine gesangliche Unterstuetzung
wohl aufhoeren, wenn wir genug zahlen? Oder ob wir vielleicht
Schmerzensgeld verlangen sollen?? Weiter durch die Gassen. Nett sieht
es aus und Werner erzaehlt mir von seinem „Hotelzimmer“ damals,
Anno Dunnerkeil in den siebziger Jahren. Ein ganz schmales Haus mit
einer niedrigen Eingangstuer. Von der Stiege gingen seitlich kleine
Zimmer ab und fuer 10 DM konnte man oben auf der Dachterrasse
schlafen. Das da, das koennte es gewesen sein. Die gezeigte
Eingangstuer ist selbst fuer sitzende Schweine zu niedrig. Waren die
Leute hier frueher so klein oder war das eine Art Zutrittskontrolle?
Daneben dann die krassen Gegenteile: grosse, zweifluegelige, massive
Holztore mit vergitterten kleinen Oeffnungen drin. Dunkel-drohend
weisen sie potentielle Besucher eher ab als sie willkommen zu
heissen. Dann wieder die niedrigen Demutstueren. Schatten! Auf einer
schmalen Marmorbank versuchen wir erstmal runterzukuehlen. Kein
Mensch weit und breit. Stimmen klingen die Treppen herauf. War ja
klar, noch so doofe (deutsche) Touris, die sich um diese Zeit hier in
der prallen Sonne abquaelen. Wir ersteigen die Festung, lesen
halbherzig (weil soooo heiss) die auch deutschen Infotexte zu der
Wehranlage und geniessen dann doch das Panorama ueber Stadt und Bucht
von hier oben. Eine dicke Marmorplatte ist als Bank neben dem Buero
der Touristeninfo aufgestellt und liegt einladend im Schatten. Das
war wohl noch nicht lange so. Denn der Stein ist derart aufgeheizt,
dass ich mir wie auf einer Warmhalteplatte vorkomme und nur noch weg
will. Gleich bin ich verglueht, ganz sicher!!! Werner dagegen ist
ganz fasziniert von dem Ausblick auf Stadt und Hafen, gibt aber
meinem Draengeln schnell nach. Wir tappern wieder kreuz und quer
durch stille Gassen. An einigen Stellen riecht es nicht ganz so
angenehm. An einem besonders ins Auge fallenden Haus bzw. dessen
hoher Gartenmauer haengen Platten mit Handabdruecken prominenter
Menschen. Mmmmh, kennst Du den oder die? Kleine Taefelchen darunter
klaeren ueber die Profession der Abdruckgebenden auf. Und manche
Namen sind dann sogar uns bekannt, Udo Lindenberg z.B. . Egal, nett
sieht das allemal aus. Und irgendwas mit Kino und Film und Fernsehen
scheint das ganze Anwesen zu tun zu haben. Das verkuendet zumindest
ein Schriftzug, der erst auf der anderen Seite sichtbar wird. Wir
sind halt Banausen. Denn auch die Museen bleiben von uns verschont.
Wir begruessen es sehr, dass alle in der Siestazeit geschlossen sind.
Da haben wir doch mal eine richtig gute Ausrede, warum wir da oder
dort nicht rein sind!

Auf dem alten, glatt polierten Pflaster
rutsche ich fast aus, barfuss geht es weiter. Das ist mir sicherer,
auch wenn die anderen Touris etwas komisch gucken. Ist doch ne
Hippiestadt oder? Dann kann ich auch in meinem Blumenmusterkleid
barfuss durch die Gassen laufen. Das machen Hippies bestimmt so.

Links oder rechts? Die Qual der Wahl
wird uns geruchsmaessig abgenommen. Baeh, da geh ich nicht durch.
Eine Katze raekelt sich zwischen Blumentoepfen und schaut mich
vorwurfsvoll an. Sorry, war nicht persoenlich gemeint. Aber es riecht
schon arg streng nach deinen Artgenossen…

Eine steile Treppe weiter stehen wir
auf einem uns bereits bekannten Platz, der das uebliche Sortiment an
Nippes und Bkleidungslaeden sowie Restaurants bereit haelt. Und es
ist einfach nur warm, ueberall, selbst im Schatten.

Zurueck in den Gassen unterhalb der
Stadtmauer ein aehnliches Bild: schrillneonfarbene Kleidung,
Flatterkleidchen, Strohhuete, Schmuckgebammel und Bars, Restaurants.
Postkarten suchen wir….na, so richtig schoen sind die alle nicht.
Auch hier meist neonfarben-schreiende Motive bzw. IBIZA Schriftzuege,
damit auch jeder gleich weiss, wo die Karte her kommt. Wir finden
dann doch noch welche. So langsam mag ich nicht mehr. Mein rechter
Fusszeh bekommt langsam eine Blase. Habe ich doch nach guter
Camelmanier ein Loch in der Sohle meiner Sandale, allerdings oben in
der Fussbettsohle! Und Wechseljahrsbedingte innere Waerme gepaart mit
diesen Aussentemperaturen – das schreit nach leichter Brise im
Schatten von Baeumen oder schwimmen in der Cala Llonga.

Mit dem 17 Uhr Bus (gleicher Busfahrer)
geht es zurueck in die Cala. Die Fahrt geht vorbei an vereinzelt
stehenden Villen und Fincas in so ganz anderem Baustil, wie wir ihn
von Mallorca kennen und lieben. Auch die Olivenbaumreihen vermisse
ich hier. Die Huegel rundherum sind allerdings auch bewaldet, alles
wirkt angenehm gruen. Nur die eindrucksvollen Tramontanaberge
fehlen…. Und das ausgerechnet uns, als bekennende Flachlandtiroler.

Wir dehnen unseren Bar- und Wifitest
aus und suchen uns ein neues Etablissement am Strand. Auf der
Promenade werden Staende aufgebaut. Hipp-hipp-hurreh – ein
Hippiemarkt! Das Angebot ist aber nicht so nach meinem Geschmack und
in Kauflaune bin ich heut eh nicht. Vielleicht haetten wir doch in
Ibiza-Stadt nach rechts Richtung Bootszubehoerlaeden gehen sollen,
das waere vielleicht eher was fuer uns gewesen. Egal, in dem Lokal
erweitern wir auch den Clara-Test (so heisst hier unser beliebtes
Alster bzw. Radler). Wir finden zu guter Letzt noch einen Postkasten
– der haengt etwas verschaemt in grau-blau und sehr klein an der
Tuer eines Supermarktes fast am Ortsausgang – fuellen unsere
kleinen Wasserkanister an der Stranddusche nochmal auf und finden
unser Dinghi in guter Gesellschaft am felsigen Liegeplatz neben den
Fischerbooten wieder.

Zurueck an Bord sinnieren wir noch
darueber nach, was sich wohl veraendert hat, ibiza-Stadt oder wir und
was wir frueher an solchen Staedten faszinierend fanden. Ganz sicher
haben wir uns veraendert und ganz sicher gefaellt uns Palma viiiiiel
besser. Aber gut war auch, dass wir nochmal nach Eivissa gefahren
sind.