Monats-Archiv Oktober, 2012

Lissabon am Sonntag - 07.10.2012

Lisboa - die 2.  - Sonntag - diiiiieee Gelegenheit fuer ungetruebtes Sightseeing-Vergnuegen, ungetruebt durch irgendewelche Stopps an Schaufenstern bzw. in Klamottenlaeden. Denkt der Skipper und macht die Rechnung ohne Lisboas geschaeftstuechtige Ladeninhaber: sehr viele Geschaefte sind auch heute geoffnet! Aber der Reihe nach: mit dem Dinghi brausen wir ueber die Lagune. ‘Bong’ macht es unterm Schlauchboot und Werner hat wieder eine Qualle uebergemangelt. Kein Wunder, da schwimmen Hunderte von diesen Lebewesen und ausweichen ist schier unmoeglich. In Seixal festgemacht geht es gleich im wahren Sturmschritt von Seixal zum Faehranleger. “Und wenn die jetzt grad wieder weg gefahren ist?” Werner legt einen Zahn zu, ich halte mit besaenftige aber auch: “Quatsch, bestimmt liegt die da, wir kaufen die Tickets, steigen ein und dann faehrt sie auch schon los”?.zweifelnde Mimik meines Skippers. Aber genau so ist es dann!!! In strahlendem Sonnenschein fahren wir ueber die Lagune um wenige Minuten spaeter auf dem Tejo in Waschkuechen-Nebel zu versinken. Was soll der Bloedsinn denn jetzt? Lissabon im Nebel, mal eine ganz andere Sightseeing-Variante! Die wir aber nicht ausprobieren koennen/muessen, da sich der Nebel mit dem Anlegemanoever verzieht. In der Touristinfo bekommen wir einen Stadtplan und die Auskunft, dass es in der Metro-Station ein 24-Stunden-Ticket fuer alle oeffentlichen Verkehrsmittel gibt. Also erstmal in den Underground. Wow, das geht ganz schoen runter, alles wirkt gross und leer. Kein Wunder am Sonntag. Nach einigem Hin und Her bekommen wir auch das gewuenschte Ticket am Automaten und ziehen wieder in die Sonne. Da steht eine rote, nostalgische Strassenbahn. Anfangshaltestellen sollen gut sein, da sind die Bahnen noch schoen leer. Beim Einsteigen fordert man schlappe 18,50 € von uns und unser 5 €Ticket ist hier nicht gueltig. Alles klar, das ist nicht die gelbe Linie 28. Also raus und zwei Strassen weiter nach der richtigen Bahn Ausschau halten. An der Haltestelle stehen schon 20 Leute und genauso viele stehen auch schon in der Bahn. Nee, da passen wir definitiv nicht mehr rein und dazu haben wir auch keine Lust. Also stapfen wir erstmal den Berg hinauf und stellen uns an eine andere Station. Bei der naechsten Bahn haben wir mehr Glueck und freie Auswahl zwischen verschiedenen Sitzplaetzen. Durch die geoffneten Fenster stroemt der Fahrtwind (naja, was da bei dem Tempo halt so rein kommt). Die Bahn zieht aechzend und sich schuettelnd den Berg hinauf, windet sich um enge Kurven. An einigen Stellen koennte man die Hand in die Fenster der Haeuser hinein strecken. Da passt kein Mensch mehr zwischen Bahn und Hauswand. Ein Platz oeffnet sich, traumhafte Ausblicke ueber die Stadt und die Lagune. Eine Kurve weiter muss die Bahn wieder einmal halten: Gegenverkehr von oben. Ampelgeregelt alles. Noch einen Berg hoch und es wird verkuendet: Endstation. Wir stehen mitten im Stadtteil Garca. Ein baumbestandener Platz links und rechts der Strasse, kleine Pastalerias, ein Minimercado voll gestopft mit durstigen und hungrigen Touristen und einigen wenigen Einheimischen. Eine alte Frau schleppt zwei 5Ltr. Wasserbuddeln nach Hause und macht auf einer Bank im Schatten erstmal Rast. Wir hauen uns unser verspaetes Fruehstueck in Form von Kuchenstuecken in die Baeuche und warten auf eine Bahn, die uns weiter durch Garca faehrt und nicht wieder den Berg runter bringt. Irgendwann geht es dann zwar doch wieder runter und wir landen an dem uns bereits bekannten Platz “Martim Moniz” mit den leckeren Mojitos. Heute gibt es aber keinen. Wir steigen eine Haltestelle weiter in einer andere Bahn ein und tuckern wieder den Berg hinauf. Irgendwann werden wir doch auch noch dieses verflixte Castello finden, das da immer wieder ueber uns auf dem Berg trohnt, dem wir uns laut Stadtplan auch naehern, es aber nie wirklich finden und erreichen! Wir laufen durch Gassen, sind geblendet vom strahlenden Weiss einer grossen Kirche und der Steinplatten davor, sitzen auf einer Mauer im Schatten und schlafen fast ein. Bergauf, Bergab, mal zu Fuss, mal mit der Bahn. Irgendwann stehen wir wieder an dem Platz mit der tollen Aussicht auf die Lagune, staunen, trinken einen Kaffee und entdecken an einer Treppe ein Hinweisschild auf die Alfama. Nix wie runter. Wir treiben durch die Gassen dieses aeltesten Stadtteils, lassen alles auf uns wirken, geniessen und spueren hinein in das Leben hier. Immer wieder tauchen kleine Plaetze auf, an denen Bars Tische und Stuehle aufgestellt haben, Fussball ist heute das ueberall beherrschende Thema: Lissabon spielt gegen Porto. Bunte Papiergirlanden in den Farben Lissabons sind gespannt. Auf einem Platz sitzen zwei junge Deutsche, ein aeusserst verliebtes Paar im 3. Fruehling (oder so) und die 3 Damen vom Grill, bzw. von der Bar. In lebhaften Portugues wird sich ueber die vorbeiflanierenden Touristen oder ueber die Nachbarn unterhalten. Auch wenn wir kein Wort verstehen, Mimik und Gestik der drei sprechen wahre Baende! Insbesondere als ein sehr weiblich gekleideter Mann die Gasse hoch kommt: staunendes Schweigen, dann prusten die drei los, schauen sich an, verdrehen die Augen und rufen ihm irgendwas hinterher. Der hat es hier bestimmt nicht einfach, haelt sich dafuer aber sehr aufrecht. Eine nordisch aussehende Familie (Daenen, Norweger, Schweden) kommt die Gasse herunter. Die Mutter fotografiert die sehr von sich selbst ueberzeugten fast erwachsenen Soehne vor dem (geschlossenen) Alfama-Grill. Oh wie sind wir schoen. Ob sie durch den Sucher sieht, dass das Bettlaken auf der Waescheleine darueber einen Schatten auf den einen Sohn wirft und das Wort Alfama-Grill zu einem Grossteil verdeckt? Wir geniessen unser Cerveza, ueberlegen fuer einen Moment, hier etwas zu essen. Aber fuer Mittag ist es zu spaet, fuer Abendessen noch zu frueh. Hier gehen die Essens-Uhren etwas anders, sind nicht so flexibel wie unsere Maegen. Weiter geht es, eine Reisetruppe kommt auf, ueberholt uns. Wir sitzen mitten in der Alfama und schauen uns die Haeuser an. Gucken, staunen, fotografieren - ja. Hier wohnen, leben? Nicht wirklich vorstellbar! Einige “Haeuser” scheinen nur aus einem Raum zu bestehen, entsprechend ist die Duftmischung die aus der geoffneten Eingangstuer stroemt. Durch unser Bahnhopping bewegen wir uns querbeet und sprunghaft, rauf und runter, scheinbar ohne Plan und Ziel. Irgendwann finden wir auch noch das Castello de Sao Jorge. Fuer eine Besichtigung ist es uns aber dann doch zu spaet und wir nehmen den Bus fuer die Fahrt bergab. Auf diese Art haben wir ganz ohne es zu wollen das Panteo Nacioanl, das Meuseu do Fado, Museu de Artes Decorativas Portuguesas, die Igreja da Graca und vieles andere gefunden, bewegen uns aber immer rechts von der Baixa, wechseln nur kurz in das Viertel Chiado, ganz zu schweigen vom Bairro Alto. Das heben wir uns alles auf fuer unseren naechsten Tag in Lissabon. Es daemmert, als wir noch durch die breiten Einkaufsstrassen in der Baixa Richtung Faehrhafen schlendern. Ein halbherziger Versuch, mit dem Aufzug von der Baixa in die Oberstadt zu fahren, wird abgebrochen: eine lange Warteschlange hat sich davor gebildet und wir ueberschlagen die zur Verfuegung stehende Zeit bis zur Abfahrt unserer letzten Faehre. Ergebnis: wir gehen lieber gemuetlich zurueck. Der Aufzug wird wohl nicht zusammen brechen in den naechsten Tagen! Hoffen wir stark. Die Faehre bringt uns schnell zurueck nach Seixal, das Dinghi liegt noch brav an Ort und Stelle - Vertrautheit, Zutrauen, Sicherheit. Ein Stueck Geborgenheit. Wir suchen ein Restaurant, wandern durch die Strassen. Ueberall das gleiche Bild: Fussball, keine Gaeste oder gleich komplett geschlossen. Hinter einem Restaurant sind die Tische zwar zusammen gestellt aber im Grill glueht die Kohle. Wo geht es hier rein? Wir finden keine andere Tuer, aber irgendwie stehen wir doch hier in der Kueche?? An einem Tisch sind 3 Kinder um einen PC versammelt und rufen ganz aufgeregt, als wir durch die Kueche das Lokal betreten. Oh, das ist uns jetzt etwas peinlich: der Eingang ist von der anderen Strasse aus und da sind wir eben vorbei gegangen! Wir bekommen trotzdem gegrillten Fisch und ich endlich meine geliebten Muscheln, diesmal auf portugiesisch - ganz lekker, aber ich bevorzuge doch die niederlaendisch-deutsche Variante :-)! Ohne Taschenlampe duesen wir bei hohem Wasser zurueck zu unserem Zuhause. Komisch, irgendwie sehen wir keine einzige der Tonnen, sind die alle kurzfristig zur Farbsanierung eingezogen worden?? Die letzte, kurz vorm Schiff, die ist dann wieder da. Tauchtonnen halt ;-), die gibt es wohl ueberall!

Aufzug in der Baixa

Aufzug in der Baixa

Fado Abend auf Niederländisch Samstag 06.10.2012

Fado-Abend Maria von der Yosoy schreibt nicht nur Buecher und singt Chansons, sie singt auch Fado’s. Und das so richtig live und in Farbe vor Publikum heute Abend in Lissabon, mitten drin in der Baixa Alta, in der “No Bar A Seculo, Rua de Seculo. 2-3 Sitzplaetze in ihrem Auto sind frei. Locke, Cajado und ich nehmen die Einladung zum Mitfahren gerne an. Wer laesst sich schon so etwas entgehen? O.k. unsere Maenner: Andy grossherzig als Babysitter an Bord bleibend und Werner laesst ihn natuerlich nicht im Stich, verzichtet ebenfalls auf dieses Event. Wir parken am Tejo-Ufer,von dort seien es noch ca. 15 Minuten zu Fuss bis zur Bar. Cajado ist nicht so gut zu Fuss, was Maria und Steven aber nicht wissen konnten. Die beiden laufen also und wir fahren den Rest mit dem Taxi, was ebenso interessante Ausblicke bietet und uns definitiv weniger durch geschwitzt ankommen laesst. Geht es hier doch ganz schoen steil bergauf! Die Seitenstrassen gehen erst ein kurzes Stueck steil bergab um dann relativ schnell und lange wieder steil aufzusteigen. Wie sich windende Schlangen sieht das aus. Ueberall sind noch geoffnete kleine Laeden, Restaurants, Bars. Anhalten an einer roten Ampel mitten am Berg, da haette jeder deutsche Fahrlehrer seine Freude. Nach wenigen Minuten und 4 Euro Fahrpreis sind wir da. Die Bar liegt an einem schoenen kleinen Platz, Baeume, das typische Pflaster, eine Statue, Baenke und alles schoen beleuchtet. Einige Gaeste und Fado-Fans sind auch schon da. Maria und Steven noch nicht. Wir parken uns auf einer Bank und nach und nach treffen mehr Leute ein, jung und alt - alles ist vertreten. Die schmale Strasse ist gut frequentiert von Autos. Gegenueber in einem Torbogen liegt ein Obdachloser auf Pappkarton und eingewickelt in eine helle Decke. Nichts ist von ihm zu sehen, nur die Form laesst den Mensch darunter erahnen. Was fuer ein Kontrast: geparkte Nobelkarossen am Strassenrand, die monumentalen, schoenen Leuchten links und rechts vom Tor, gegenueber gut gekleidete Menschen die sich hier treffen, um Musik zu hoeren, etwas zu trinken, Spass zu haben. Die Crew einer weiteren Yacht vom Boatyard in Amora trifft ein, setzt sich zu uns. Niederlaendisch, Englisch, Deutsch, Portugiesisch - wieder einmal ein buntes Sprachgemisch. Aber die Niederlaender sind eindeutig in der Ueberzahl hier: auf niederlaendisch wird das bunte Volk in die Bar gebeten - der Fado-Abend beginnt! Verschiedene Saenger, maennlich wie weiblich treten vor das Publikum, ziehen alle in ihren Bann, mal mehr mal weniger. Perfekt begleitet von zwei portugiesischen Gitarristen. Bei manchen Stuecken singt das Publikum mit. Es wird ein langer Abend. Hin und wieder faellt mein Blick auf den Mann im Torbogen, den mit der Glatze und dem langen schwarzen Bart. Er hat sich aus der Decke gewickelt, kratzt sich den Bart, schaut die Strasse hoch und runter. Andere gehen an ihm vorbei, keiner schaut zu ihm hin, alle ignorieren ihn. In der Bar lauschen wir weiterhin den hingebungsvoll vorgetragenen portugiesischen Texten. Auch wenn ich kein Wort davon verstehe, ist es toll. Und gar nicht so, wie ich mir Fado vorgestellt habe. Teils mitreissend, ironisch-witzig, teils auch tragisch - Volksmusik auf portugues halt. Kleinere Pausen ermoeglichen die Getraenkebestellung. Ein typisches Fado-Lokal ist das hier allerdings nicht, dafuer ist es zu neu, zu modern-stylisch. Der Begeisterung des Publikums fuer die Vortraege der Kuenstler tut das keinen Abbruch. Eine japanische, zierliche Saengerin mit einem erstaunlichen Stimmvolumen wird ganz unverhohlen von einem jungen Mann angehimmelt und verehrt. Auch Theo, der Niederlaender der mit seinem Boot schon seit einigen Jahren im Boatyard in Amora liegt und dort lebt, singt einige Lieder. Extra rasiert hat er sich sogar fuer heute, wir erkennen ihn kaum wieder. Trotz allem fallen mir immer wieder mal die Augen zu. Sie sind ueberanstrengt, es ist alles ungewohnt, um diese Uhrzeit sind wir normalerweise brav in der Koje. Vor uns sitzt eine Frau, die etwas overstylt wirkt fuer diesen Rahmen. Locke spricht sie an, fragt, ob sie auch Fado singe. Ja,ja aber normalerweise in Brasilien, da kommt sie her. Locke spricht mit Maria und dem Organisator des Abends und so bekommt die Dame aus Brasilien noch Zeit fuer eine Darbietung ihres Koennens, was sie gerne wahrnimmt. Das klingt dann nach Fado, wie ich ihn mir vorgestellt habe: Tragik in der Stimme, in der Mimik aber ein enormes Stimmvolumen lassen uns gebannt lauschen. Applaus und Schluss. Man tauscht Komplimente und Visitenkarten aus, verabschiedet sich freundschaftlich von bis dato wildfremden Menschen. Steven hat extra fuer Cajado das Auto etwas naeher geholt. Durch die Rua o Seculo gehen wir zum Parkhaus. In das Pflaster vor einigen Gebaeuden hier sind tatsaechlich Firmennamen in schwarzen Steinen eingelegt! Etwas konfus (trotz oder wegen des Navi) fahren wir zurueck nach Seixal, uebersehen beinahe rote Ampeln, werden von portugiesischen Autofahrern wuetend angehupt, bleiben zwischen Fahrspuren stehen um die Orientierung wieder zu bekommen, landen schliesslich mitten in einem Wohngebiet (das Navi behauptet, wir haetten unser Ziel erreicht!) und finden Dank Cajados Ortskenntnis und trotz Nebel doch noch den Weg zur Werft. Nach 2 Uhr? nicht der Morgen graut, sondern mir graut vor dem aufstehen!

Mit dem Taxi nach Lisboa

Mit dem Taxi nach Lisboa. Wir stehen in gluehender Mittagshitze am Faehrterminal in Seixal und die naechste Faehre geht erst in 2 Stunden. Der Bus zu einem anderen Faehrterminal ist gerade abgefahren. Also ab ins Taxi. Der Fahrer macht uns weiss, dass es mit 4 Personen viel guenstiger sei, wenn er uns nicht zum Terminal, sondern gleich nach Lissabon bringt. Wir lassen uns ueberreden und berappen am Ende 30 Euro fuer die Fahrt. Wir werden am Praca do Comercio abgesetzt und prompt bekommen wir (also die Maenner) Shit angeboten. Andy und Werner unterhalten sich spaeter darueber und ich bin baff erstaunt, habe mal wieder NIX mitbekommen. Typisch Elke halt. Immerhin kann ich mich an den durchaus serioes wirkenden Typen in schwarzer Hose und weissem Hemd erinnern, der ganz unbeteiligt wirkend an einem Pfosten lehnte. Naja, ich war ja auch mit fotografieren beschaeftigt. Spaeter lese ich im Reisefuehrer, dass es sich hier um einen bekannten Drogenumschlagsplatz handelt, aber auch Wertsachen abhanden kommen koennen.

Wir tauchen ein in den Chiado, in die Baixa, laufen durch das Arco da Rua Augusta, bestaunen das Pflaster, die Haeuser, das Leben. Schauen auf zum Castelo de Sao Jorge, das ueber der Stadt trohnt, uns bei diesen Temperaturen auch nicht soooo reizt, der Aufstieg scheint uns zu schweisstreibend.

Nach einer kurzen Kaffee- und Bierpause in einem Café (die Maenner) und einem kurzen Shopbummel (wir Frauen incl. Klein-Kelsey)bewundern wir den Elevador de Santa Justa, der die Baixa mit einem hoeher gelegenen Stadtteil verbindet, schlendern ueber Plaetze und durch Strassen, fotografieren die Fassade des Teatro Politeama. Verweigern uns freundlich aber hartnaeckig den „Anmachen“ der Restaurant-Kellner. An einer Tabacaria, unzaehligen Restaurants, Wein-, Schnaps- und Souvenirlaeden vorbei kommen wir in ruhigere Strassen. Kaum jemand ist hier noch unterwegs. In einer steilen Seitenstrasse steht ein Strassenbahnwagen. Abfahrt in 10 Minuten. Die Abfahrtszeit scheint sich rumgesprochen zu haben: ratzfatz ist der Wagen gefuellt, wie aus dem Nichts tauchen weitere Fahrgaeste auf. Die Bahn zischt den Berg hinauf, viel zu kurz ist die Fahrt – Endstation. An einem Hospital und dem pathologischen Institut vorbei kommen wir zu einem Denkmal. Drumherum unzaehlige Tafeln aus Stein, Marmor mit Inschriften die uns Raetsel aufgeben: Danksagungen – fuer was? Blumenstraeusse stehen davor, Kerzen werden angezuendet. Im Park dahinter gackern Huehner und sonstiges Federvieh munter vor sich hin. In einem kleinen Pavillon legen wir die 2. Rast ein, bevor wir wieder bergab Richtung Baixa gehen.

Am Ufer des Tejo

Am Ufer des Tejo

China-Laeden, Hauseingaenge mit schoenen Fliesen hinter alten schoenen Holztueren, ein Platz voller Getraenkepavillons und einer Musikbuehne- auch hier kommen wir nicht ohne eine Pause dran vorbei. Fuer die Maenner ein Bier, Locke und ich geniessen einen super-leckeren Mojito, das warten darauf hat sich wirklich gelohnt! Zurueck in der Rua Augusta fallen wir zum Essen wieder in dem Cafe vom Beginn unserer Tour ein. Mich ueberfaellt leichte Panik angesichts der Uhrzeit: wann ging nochmal die letzte Faehre zurueck nach Seixal?? Also im Laufschritt zum Faehrterminal. Uff, noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt! Wir kaufen schon mal die Karten und verkuerzen uns die Wartezeit in einem kleinen Lokal direkt nebenan bei Espresso, Tee, Eis und kleinen Toertchen. Im Fernseher wird Fussball uebertragen, das ist natuerlich das verbindende Gespraechsthema, ueberbrueckt alle Sprachbarrieren. Werner kommt mit einem aelteren Portugiesen ins Gespraech, der schon in Deutschland gearbeitet hat und begeistert ist von Berlin. Kelsey schlaegt auch hier alle in ihren Bann, wie schon vorher in den Boutiquen schaekert jeder mit ihr und freut sich ueber ihr Laecheln. Mit Handschlag wird sich verabschiedet. Werner hat es jetzt eilig, zurueck zu kommen. Ob das Beiboot wohl noch am Steg liegt? Die Faehre bringt uns zackig durchs Dunkel der Nacht ans andere Ufer. Kaum dass wir erkennen koennen, wo es lang geht und schon legen wir an. Alles sehr schwungvoll und mit entsprechendem Gerumpel am Anlegepier. Im Sturmschritt (auch wegen der aufkommenden Abendbrise mit entsprechender Abkuehlung) geht es Richtung Seixal, wo wir unser Dinghi zurueck gelassen haben. Kurzer Schreck: kein Dinghi zu sehen! Doch, da ist es – nur etwas naeher Richtung Mauer getrieben durch den Wind. In der Dunkelheit bei halbem Niedrigwasser geht es zurueck zu unseren „Haus“-Booten. Andy sucht und findet die Tonnen auch ohne Unterstuetzung einer Taschenlampe. Schoen, wieder zuhause zu sein :-)!

Und mehr Fotos zum gucken gibt es hier:

https://picasaweb.google.com/105087064849773955264/Lissabon05Oktober2012?authuser=0&authkey=Gv1sRgCO3wosyYuYnaeg&feat=directlink

Freitag…einfach nur ein Frei-Tag

Freitag - Unsere morgendliche Routine startet: aufstehen, den blauen Himmel bewundern (den wir jetzt durch das Sonnensegel nicht mehr schon gleich beim aufwachen von der Koje aus sehen koennen), duschen, erste Waschmaschinenladung einwerfen (wir sind Herrinnen ueber den Schluessel zur Waschmaschine und somit ueber die Maschine selbst, nutzen das weidlich aus indem wir alles von den Socken bis zum Bettzeug waschen, was nun schon seit ueber 3 Monaten dem rauhen Bordleben und teilweise auch Salzwasser ausgesetzt war – da kommt schon was zusammen!).

Zwei Portugiesen fahren mit ihrem Motorboot auf die Lagune raus. Werner stiefelt los, Broetchen holen und steht nach einer Minute schon wieder am Schiff: alles ist verschlossen, kein Mensch weit und breit zu sehen! Haben wir uns vertan, wurde die Uhr umgestellt??? Mir faellt ein, dass Nunu gestern zu Locke doch meinte, er sei heute nicht hier auf dem Gelaende. Mir schwant etwas….und Cajado, der gerade die Pier entlang kommt, bestaetigt diese Ahnung: heute ist Feiertag, Unabhaengigkeitstag! Und wir wissen mal wieder von nix. Zum Glueck sind einige unserer heutigen Aktivitaeten via Telefon und Email auf Firmen gerichtet, die ihren Sitz in Spanien und Deutschland haben. Ueber einen Decksbelag denken wir nach und dafuer muessen wir Informationen rein holen. Bloed, dass wir Internet nur im Buero oder direkt daneben auf dem Hardstand haben. Dann sind wir zwar im Freien, sitzen aber recht unbequem auf einem dort abgestellten Bootstrailer und bekommen Vierkant-Abdruecke in den Hintern gezeichnet. „Guck, der war wieder zu lange im www, der Po ist eingedellt ;-)“….nein, so schlimm ist es dann auch nicht, und irgendwo stand auch eine Holzbank rum.

Auf unseren Bolzen fuer das Vorstag werden wir dann heute allerdings wohl vergeblich warten. Das in Deutschland losgeschickte Relais fuer die Ankerwinde wird bestimmt auch erst am Montag eintreffen. Und auch sonst wird sich wohl nix tun hier, arbeitsmaessig. Ist ja nicht so, dass uns langweilig wuerde. Wir haben auch so genug zu tun.

So langsam muessen wir aber wirklich aufpassen, dass wir hier nicht fest wachsen. An der Kama bilden sich am Unterwasserschiff schon so gruene Fusseln, mal gucken, ob die auch schon bei uns zu sehen sind ;-)

Werftleben – seit 4 Tagen ist das Sonnensegel im Einsatz, die Tage fliessen irgendwie dahin. Und obwohl Lissabon und Seixal auf den anderen Uferseiten sich ja bestimmt nicht veraendern, wirken sie jeden Tag, zu jeder Tageszeit, in jedem Wechsel des Lichts immer wieder anders, neu. Mal sind die Konturen scharf und klar umgrenzt, mal weich und sanft. Mal wirkt alles groesser, naeher, mal weit weg. Sind das Berge da hinter Lissabon oder Wolken?

Das Wasser kommt und geht in der Lagune, die Fische plaetschern traege um unser Schiff oder sind ueberhaupt nicht zu sehen. Megagrosse Quallen ziehen gaaaanz langsam vorbei, tauchen ab. Dieses Jahr seien es ungewoehnlich viele wird uns erzaehlt. Klimawandel – beim Wetter, in der Politik, bei den Menschen und ihren Ansichten?

Schiffe kommen – und gehen auch manchmal wieder. So wie die polnische Spirit, ein Riesenteil, die in 14 Tagen hier ueberholt wird und dann wieder weiterzieht. Oder eine hollaendische Yacht, die auch Probleme mit ihrem Autopiloten hat und hier auf Hilfe hofft. Die meisten allerdings kommen, werden raus gekrant und stehen dann auf dem Platz, auf den naechsten portugiesischen Sommer wartend, waehrend ihre Eigner nach Hause fahren, auf ihrem Schiff ausharren und tapfer jeden Tag die Leitern hoch und runter turnen oder sich ganz komfortabel ein Apartment in der Naehe anmieten.

Wir sind da eher die Ausnahme und alle gucken irgendwie ganz gross, wenn wir sagen, dass wir noch weiter wollen – ‚We want to go south‘! ‚Really???‘

Gestern Abend die erste Besuchs-Ankuendigungs-SMS (na ja, mehr eine Frage war es). Katja und Markus wissen, wann sie Urlaub haben werden und wollen jetzt natuerlich von uns wissen, wo wir denn zu diesem Zeitpunkt sind und ob sie denn ueberhaupt kommen sollen. Was fuer eine Frage!! Klar sollen/duerfen sie kommen, wir freuen uns sehr ueber ihre SMS und dann noch mehr ueber den Besuch. Wo wir dann aber sind, hmmm, DAS koennen wir nun wirklich noch nicht sagen. Aber es wird wohl irgendwas/irgendwo an der andalusischen Kueste sein und somit kommen auch nur einige Flughaefen in Frage. Fuer alles andere gibt es Leihwagen.

 Gerade liest Locke die Wettervorhersage fuer Seixal am Wochenende: erwartete Temperaturen zwischen 25 und 28°C…es gibt schlimmeres finden wir :-) und sitzen uns mal wieder eckige Hinterteile auf den Trailern im Schatten hinterm Buero (wo ja heute eh niemand ist, das WLAN aber zum Glueck trotzdem funktioniert)…Frei-Tag in Amora/Seixal, Portugal, Frei-Tag auf der Werft

Sonnensegeleinsatz

Sonnensegeleinsatz

Barbecue

Locke hat spontan alle Schiffscrews (ob an Land oder im Wasser) zu einem gemuetlichen “come together” mit Gitarrenmusik und Singsang auf unseren schwimmenden Pontoon eingeladen. Die Maenner beschliessen ebenso spontan, ein Barbecue daraus zu machen, fahren mit Cajados altem Jeep zum Lidl,

Cajados Jeep bewacht von seinem Hund Masok

Cajados Jeep bewacht von seinem Hund Masok

kaufen Fleisch und was wir sonst noch so benoetigen. Eine abenteuerliche Fahrt: die Bremsen sind wohl mehr oder weniger ueberhaupt nicht mehr vorhanden und anhalten gestaltet sich zu einer waghalsigen Aktion mittels Handbremse ziehen und verzweifeltem Fussbremsen treten.  Aber sie kommen heil wieder im Hafen an.

Nach und nach treffen die anderen Segler ein, leider nicht alle “eingeladenen”, aber immerhin. In einem Sprachgemisch aus Englisch, Niederlaendisch, Deutsch und Portugiesisch fliegt der Abend dahin. Wir lernen Eduardo kennen, der mit seiner Formosa 56 hinter uns am Steg liegt und den wir ebenfalls noch spontan angesprochen hatten. Maria und Steven, die beiden Hollaender, waren mit ihrer Jo soy auch schon an vielen schoenen Stellen dieser Welt und haben viel zu erzaehlen. Trotzdem dreht sich nicht alles ums segeln oder reisen, auch die Musik und Politik, Wuensche und Traeume sind unsere Themen. Dazu essen, trinken - eine reiche Auswahl von allem. Schnell wird es dunkel, unser Decksstrahler beleuchtet alles dezent bis die Werftbeleuchtung anspringt. Locke spielt Gitarre und singt dazu, Maria singt einen franzoesischen Chanson und ein Fado Stueck. Am Samstag hat sie einen Auftritt in Lissabon, zusammen mit anderen Fado-Saengern. Gaensehaut-Feeling - man koennte sich in der Musik, dem Gesang und dem Blick auf Lagune und Lissabon verlieren und ewig hier so sitzen. Alles ist ein klein wenig wie ein Traum und doch so real. Gelebte Traeume und wir mittendrin.

Hmm, leckere Würste und Steaks vom Grill - lange entbehrt

Hmm, leckere Würste und Steaks vom Grill - lange entbehrt

Mitten in Lockes Gesang tauchen ganz viele Maenner zwischen den Booten auf - was ist das jetzt? “Lockt” die Sirene der Kama halb Amora an?? Nein, es sind Segelschueler, die im Besprechungsraum der Werft ihren allwoechentlichen Unterricht haben und jetzt begeistert lauschen, eigentlich gar nicht die Treppe hoch moechten. Auch Marias Fado-Gesang bekommt begeisterten Applaus von oben gespendet und fuer sie ist es so eine kleine Vorab-Probe fuer Samstag.

Aber irgendwann geht auch der schoenste Abend zu Ende, wir raeumen noch auf und geniessen ein Guinness-Bier an Bord der Kama bevor auch wir uns endgueltig in die Koje verziehen.

Unser neues Sonnensegel hat heute seinen ersten Tag gut ueberstanden und muss nun in der Nacht auch im auffrischenden Wind zeigen, was es aushaelt. Unser neuer Windgenerator surrt dazu, immer noch mit Vibrationen, aber doch so, dass ich im Achterschiff schlafen kann und nicht auswandern muss. Trotzdem werden wir die Halterung noch veraendern, mit Gummipuffern versehen, darin sind wir uns einig. Morgen….an einem neuen Tag in der Werft.

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