Eben noch (also gestern gegen Abend beim eintreffen hier in der Bucht von Baleeira) hatten wir uns ueber die ruhige Ankermoeglichkeit in der Bucht von Baleeira gefreut und schon kommt das boese Erwachen: nach einer (wieder mal) sehr unruhigen Nacht, die durch das unentwegte schlurren und schlurfen unserer Ankerkette auf dem Boden gepraegt war, wollen wir Ankerauf gehen. Unschluessig sind wir immer noch, ob wir nun die paar Seemeilen bis Lagos gehen oder noch einen Tag hier in der Bucht bleiben. Aber auch fuer die letztere Option muessen wir den Anker neu setzen, da fuehrt kein Weg dran vorbei. Denn wir liegen den ersten vor Mooring liegenden Booten viel zu nah!

Kaum ist der Anker in Sichtweite, offenbart sich der Grund fuer die naechtliche Stoerung und unsere generelle Position: wir haben uns irgendwie ein Kabel bzw. eine Stahltrosse eingefangen. Versuche, mit dem Bootshaken die Trosse vom Haken zu schubsen, enden damit, dass der Bootshaken ins Wasser plumpst und froehlich Richtung Ufer treibt. Da aus Holz, bleibt er wenigstens an der Wasseroberflaeche und Werner findet ihn spaeter sogar am Strand wieder.

Aber zurueck zu unserem „Fang“. Wir versuchen eine neue Technik: Anker wieder etwas ablassen und mit dem Schiff etwas voraus fahren. Funktioniert beim ersten Versuch nicht wirklich, beim zweiten sind wir dann aber frei. Mittlerweile ist man wohl an Land auf unsere Manoever aufmerksam geworden und eine Dame in Regenjacke schreit sich auf dem Pontoon stehend die Seele aus dem Leib, rudert wie wild dazu mit den Armen. „Stay, stay, don’t go“ – die ist vielleicht lustig, wir koennen doch hier nicht stehen bleiben und uns vom Wind auf die anderen Boote oder, noch schlimmer, auf die Felsen hinter uns druecken lassen. Jetzt bekommt sie auch noch Verstaerkung von zwei Maennern. Wir sind ja zwischenzeitlich frei gekommen und fahren zwecks besserer Verstaendigung naeher an den Pontoon heran. Die Kommunikation gestaltet sich allerdings schwierig, da alle wild mit ihren Handys am telefonieren sind, unsere SSR-Nummer an irgendwen durchgeben und ueberhaupt schwer busy sind. Tja, dann drehen wir halt noch ne Runde, gehen dann irgendwann am Pontoon laengsseits (immerhin nimmt man unsere Leinen an), stellen fest, dass wir hier definitiv nicht bleiben koennen und gehen mitten in der Bucht erneut vor Anker. Mit dem Dinghi faehrt Werner an Land um die Situation zu klaeren.

Die ganze Aktion wird praktischerweise von starkem Regen begleitet und wir sind pitschepatschenass.

Irgendwann kommt mein Skipper zurueck. Wir haben wohl eine nicht gekennzeichnete, zusaetzliche Ankerleine aufgefischt, wahrscheinlich schon beim Anker setzen gestern Abend und da alle Mooringleinen wie ein Netz mit dieser Trosse verbunden sind, befuerchtet man nun, dass die Trosse beschaedigt ist und bei dem angekuendigten starken Suedwind alle Boote auf Wanderschaft gehen. Taucher sollen die Trosse pruefen, Werner weigert sich, einen Taucher zu ordern. Denn auch hier gilt: „wer bestellt, der bezahlt“. Die Policia Maritima wird angefordert und will gegen 14:30 kommen. Mir ist ganz uebel und ich bekomme kaum was von den Nudeln mit Gulasch runter.

Zweite Tour mit dem Schlauchboot an Land. Die Polizei ist sehr freundlich und verstaendnisvoll. Man protokolliert alles und Werner kommt wieder an Bord. Da die Trosse nicht ordnungsgemaess gekennzeichnet ist, muessen wir erstmal nix machen. Mal sehen, ob da noch was nach kommt. Jedenfalls gibt es jetzt trotz Regen kein Halten mehr fuer uns. Anker auf (dieses Mal ohne irgendwelche unliebsamen Beifaenge) und ab Richtung Lagos.

Wie gewuenscht klart es etwas auf, es bleibt trocken und wir laufen unter Maschine die nicht ganz 15 SM nach Lagos. Kaum sind wir aus der Bucht, kommt uns eine grosse Delphinschule entgegen, surft durch die Wellen und in Dreierreihen geht es unter unserem Bug hindurch. Da jauchzt die Steuerfrau und alles ist vergessen