Lisboa - die 2.  - Sonntag - diiiiieee Gelegenheit fuer ungetruebtes Sightseeing-Vergnuegen, ungetruebt durch irgendewelche Stopps an Schaufenstern bzw. in Klamottenlaeden. Denkt der Skipper und macht die Rechnung ohne Lisboas geschaeftstuechtige Ladeninhaber: sehr viele Geschaefte sind auch heute geoffnet! Aber der Reihe nach: mit dem Dinghi brausen wir ueber die Lagune. ‘Bong’ macht es unterm Schlauchboot und Werner hat wieder eine Qualle uebergemangelt. Kein Wunder, da schwimmen Hunderte von diesen Lebewesen und ausweichen ist schier unmoeglich. In Seixal festgemacht geht es gleich im wahren Sturmschritt von Seixal zum Faehranleger. “Und wenn die jetzt grad wieder weg gefahren ist?” Werner legt einen Zahn zu, ich halte mit besaenftige aber auch: “Quatsch, bestimmt liegt die da, wir kaufen die Tickets, steigen ein und dann faehrt sie auch schon los”?.zweifelnde Mimik meines Skippers. Aber genau so ist es dann!!! In strahlendem Sonnenschein fahren wir ueber die Lagune um wenige Minuten spaeter auf dem Tejo in Waschkuechen-Nebel zu versinken. Was soll der Bloedsinn denn jetzt? Lissabon im Nebel, mal eine ganz andere Sightseeing-Variante! Die wir aber nicht ausprobieren koennen/muessen, da sich der Nebel mit dem Anlegemanoever verzieht. In der Touristinfo bekommen wir einen Stadtplan und die Auskunft, dass es in der Metro-Station ein 24-Stunden-Ticket fuer alle oeffentlichen Verkehrsmittel gibt. Also erstmal in den Underground. Wow, das geht ganz schoen runter, alles wirkt gross und leer. Kein Wunder am Sonntag. Nach einigem Hin und Her bekommen wir auch das gewuenschte Ticket am Automaten und ziehen wieder in die Sonne. Da steht eine rote, nostalgische Strassenbahn. Anfangshaltestellen sollen gut sein, da sind die Bahnen noch schoen leer. Beim Einsteigen fordert man schlappe 18,50 € von uns und unser 5 €Ticket ist hier nicht gueltig. Alles klar, das ist nicht die gelbe Linie 28. Also raus und zwei Strassen weiter nach der richtigen Bahn Ausschau halten. An der Haltestelle stehen schon 20 Leute und genauso viele stehen auch schon in der Bahn. Nee, da passen wir definitiv nicht mehr rein und dazu haben wir auch keine Lust. Also stapfen wir erstmal den Berg hinauf und stellen uns an eine andere Station. Bei der naechsten Bahn haben wir mehr Glueck und freie Auswahl zwischen verschiedenen Sitzplaetzen. Durch die geoffneten Fenster stroemt der Fahrtwind (naja, was da bei dem Tempo halt so rein kommt). Die Bahn zieht aechzend und sich schuettelnd den Berg hinauf, windet sich um enge Kurven. An einigen Stellen koennte man die Hand in die Fenster der Haeuser hinein strecken. Da passt kein Mensch mehr zwischen Bahn und Hauswand. Ein Platz oeffnet sich, traumhafte Ausblicke ueber die Stadt und die Lagune. Eine Kurve weiter muss die Bahn wieder einmal halten: Gegenverkehr von oben. Ampelgeregelt alles. Noch einen Berg hoch und es wird verkuendet: Endstation. Wir stehen mitten im Stadtteil Garca. Ein baumbestandener Platz links und rechts der Strasse, kleine Pastalerias, ein Minimercado voll gestopft mit durstigen und hungrigen Touristen und einigen wenigen Einheimischen. Eine alte Frau schleppt zwei 5Ltr. Wasserbuddeln nach Hause und macht auf einer Bank im Schatten erstmal Rast. Wir hauen uns unser verspaetes Fruehstueck in Form von Kuchenstuecken in die Baeuche und warten auf eine Bahn, die uns weiter durch Garca faehrt und nicht wieder den Berg runter bringt. Irgendwann geht es dann zwar doch wieder runter und wir landen an dem uns bereits bekannten Platz “Martim Moniz” mit den leckeren Mojitos. Heute gibt es aber keinen. Wir steigen eine Haltestelle weiter in einer andere Bahn ein und tuckern wieder den Berg hinauf. Irgendwann werden wir doch auch noch dieses verflixte Castello finden, das da immer wieder ueber uns auf dem Berg trohnt, dem wir uns laut Stadtplan auch naehern, es aber nie wirklich finden und erreichen! Wir laufen durch Gassen, sind geblendet vom strahlenden Weiss einer grossen Kirche und der Steinplatten davor, sitzen auf einer Mauer im Schatten und schlafen fast ein. Bergauf, Bergab, mal zu Fuss, mal mit der Bahn. Irgendwann stehen wir wieder an dem Platz mit der tollen Aussicht auf die Lagune, staunen, trinken einen Kaffee und entdecken an einer Treppe ein Hinweisschild auf die Alfama. Nix wie runter. Wir treiben durch die Gassen dieses aeltesten Stadtteils, lassen alles auf uns wirken, geniessen und spueren hinein in das Leben hier. Immer wieder tauchen kleine Plaetze auf, an denen Bars Tische und Stuehle aufgestellt haben, Fussball ist heute das ueberall beherrschende Thema: Lissabon spielt gegen Porto. Bunte Papiergirlanden in den Farben Lissabons sind gespannt. Auf einem Platz sitzen zwei junge Deutsche, ein aeusserst verliebtes Paar im 3. Fruehling (oder so) und die 3 Damen vom Grill, bzw. von der Bar. In lebhaften Portugues wird sich ueber die vorbeiflanierenden Touristen oder ueber die Nachbarn unterhalten. Auch wenn wir kein Wort verstehen, Mimik und Gestik der drei sprechen wahre Baende! Insbesondere als ein sehr weiblich gekleideter Mann die Gasse hoch kommt: staunendes Schweigen, dann prusten die drei los, schauen sich an, verdrehen die Augen und rufen ihm irgendwas hinterher. Der hat es hier bestimmt nicht einfach, haelt sich dafuer aber sehr aufrecht. Eine nordisch aussehende Familie (Daenen, Norweger, Schweden) kommt die Gasse herunter. Die Mutter fotografiert die sehr von sich selbst ueberzeugten fast erwachsenen Soehne vor dem (geschlossenen) Alfama-Grill. Oh wie sind wir schoen. Ob sie durch den Sucher sieht, dass das Bettlaken auf der Waescheleine darueber einen Schatten auf den einen Sohn wirft und das Wort Alfama-Grill zu einem Grossteil verdeckt? Wir geniessen unser Cerveza, ueberlegen fuer einen Moment, hier etwas zu essen. Aber fuer Mittag ist es zu spaet, fuer Abendessen noch zu frueh. Hier gehen die Essens-Uhren etwas anders, sind nicht so flexibel wie unsere Maegen. Weiter geht es, eine Reisetruppe kommt auf, ueberholt uns. Wir sitzen mitten in der Alfama und schauen uns die Haeuser an. Gucken, staunen, fotografieren - ja. Hier wohnen, leben? Nicht wirklich vorstellbar! Einige “Haeuser” scheinen nur aus einem Raum zu bestehen, entsprechend ist die Duftmischung die aus der geoffneten Eingangstuer stroemt. Durch unser Bahnhopping bewegen wir uns querbeet und sprunghaft, rauf und runter, scheinbar ohne Plan und Ziel. Irgendwann finden wir auch noch das Castello de Sao Jorge. Fuer eine Besichtigung ist es uns aber dann doch zu spaet und wir nehmen den Bus fuer die Fahrt bergab. Auf diese Art haben wir ganz ohne es zu wollen das Panteo Nacioanl, das Meuseu do Fado, Museu de Artes Decorativas Portuguesas, die Igreja da Graca und vieles andere gefunden, bewegen uns aber immer rechts von der Baixa, wechseln nur kurz in das Viertel Chiado, ganz zu schweigen vom Bairro Alto. Das heben wir uns alles auf fuer unseren naechsten Tag in Lissabon. Es daemmert, als wir noch durch die breiten Einkaufsstrassen in der Baixa Richtung Faehrhafen schlendern. Ein halbherziger Versuch, mit dem Aufzug von der Baixa in die Oberstadt zu fahren, wird abgebrochen: eine lange Warteschlange hat sich davor gebildet und wir ueberschlagen die zur Verfuegung stehende Zeit bis zur Abfahrt unserer letzten Faehre. Ergebnis: wir gehen lieber gemuetlich zurueck. Der Aufzug wird wohl nicht zusammen brechen in den naechsten Tagen! Hoffen wir stark. Die Faehre bringt uns schnell zurueck nach Seixal, das Dinghi liegt noch brav an Ort und Stelle - Vertrautheit, Zutrauen, Sicherheit. Ein Stueck Geborgenheit. Wir suchen ein Restaurant, wandern durch die Strassen. Ueberall das gleiche Bild: Fussball, keine Gaeste oder gleich komplett geschlossen. Hinter einem Restaurant sind die Tische zwar zusammen gestellt aber im Grill glueht die Kohle. Wo geht es hier rein? Wir finden keine andere Tuer, aber irgendwie stehen wir doch hier in der Kueche?? An einem Tisch sind 3 Kinder um einen PC versammelt und rufen ganz aufgeregt, als wir durch die Kueche das Lokal betreten. Oh, das ist uns jetzt etwas peinlich: der Eingang ist von der anderen Strasse aus und da sind wir eben vorbei gegangen! Wir bekommen trotzdem gegrillten Fisch und ich endlich meine geliebten Muscheln, diesmal auf portugiesisch - ganz lekker, aber ich bevorzuge doch die niederlaendisch-deutsche Variante :-)! Ohne Taschenlampe duesen wir bei hohem Wasser zurueck zu unserem Zuhause. Komisch, irgendwie sehen wir keine einzige der Tonnen, sind die alle kurzfristig zur Farbsanierung eingezogen worden?? Die letzte, kurz vorm Schiff, die ist dann wieder da. Tauchtonnen halt ;-), die gibt es wohl ueberall!

Aufzug in der Baixa

Aufzug in der Baixa