Montag und Dienstag – aufraeumen, einraeumen, klar Schiff zum Ablegen. Werner kommt auf die Idee, noch schnell den Heckankerbeschlag zu montieren – eine laengerwierige Aktion. Der Tag verrinnt und unter und auf unserem Deck sieht es immer noch irgendwie aus „wie beim Hempels unnerm Sofa“…ein Zustand an den ich mich nie gewoehnen werde, aber mit dem ich mich zu arrangieren gelernt habe. Was bleibt mir auch anderes uebrig?

Caiado ist sehr interessiert an allem, was wir tun oder auch nicht und versucht zu helfen, soweit es ihm seine mehr wie begrenzte Lungenkapazitaet erlaubt. Er wiegt gerade mal 48 KG erzaehlt er uns und wartet auf eine Lungentransplantation. Dafuer muesse er aber an Gewicht zulegen.

Immer wieder fragt er uns ueber Segeltechnische Dinge aus, welches das optimale Boot sei etc. Zu gerne moechte er sein Motorboot vom Typ Princess 33 eintauschen gegen eines mit Segel. Unsere Einwaende, dass er dafuer mehr Kraft, mehr Atem benoetigt, laesst er zwar gelten, sie bringen ihn aber nicht ab von seinem Traum. Was ja auch gut ist, wir sind ja genauso.

Das Wetter soll schlechter werden. Auf jeden Fall dreht der Wind. Und kuehler wird es auch spuerbar. Sogar ich wechsele von kurzer auf lange Hose und ziehe auch schon mal einen Pullover ueber. Nipptide – das Wasser geht extrem runter hier in der Lagune, die letzte Fahrwassertonne faellt dann richtig trocken. Wir staunen: so weit unten haben wir unser Schiffchen noch nie liegen sehen, in den 3 Wochen, die wir nun schon hier sind. Genauso extrem geht es bei Highwater aber auch wieder rauf: Fast muessen wir bergab an Land gehen :-)! Nachts gluckert und gluckst es um unser Schiff herum. Und in den spaeten Morgenstunden (wir denken schon fast ans Aufstehen) bekommen wir auch wieder Ratteninspektion. Diesmal aber nur kurz und zu sehen ist sie schon gar nicht.

Hier in der Werft ist richtig was los, zumindest was ankommende und auskranende Boote angeht. Ein riesiges Stahlschiff aus Polen tastet sich gaaaanz vorsichtig und langsam Richtung Werft. Auf „unserem“ Pontoon ist richtig Leben: die komplette polnische Besatzun der Sirius sowie einige Werftarbeiter stehen parat und beobachten das Anfahrmanoever kritisch. Hm, das sieht auch komisch aus, wo will der denn hin, der muss doch auf der anderen Seite der Tonne rum! Alles winkt und Werner tutet mit unserer Troete 2x kurz. Irgendwie kommt die „Hi Ocean One“ dann aber doch noch ohne groessere Probleme an den Steg. Wenig spaeter laeuft eine Amel Super Maramu unter Schweizer Flagge sehr forsch durch die Fahrrinne. Kurzes Aufsitzen knapp vorm Ziel, drehen und rueckwaerts auf die Krananlage zuhalten. Werner steht vorne bei uns auf dem Bug und kann gerade noch den Bug der Amel abhalten, als diese mehr als forsch eindreht und unseren Anker nur um wenige Milimeter verfehlt. Kopfschuetteln bei meinem Skipper – viel zu schnell lautet sein Urteil!

Erstmal scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Werner faehrt mit Caiado los und fuellt unsere Dieselkanister noch einmal auf. So ganz wohl ist ihm bei der Fahrt ja nicht – so ohne Bremsen ueber die Kreuzung mit dem Stop-Schild, da fuehlt sich mein ansonsten ja auch recht forsch fahrender Trucker nicht so ganz wohl dabei! Vor allem, da wir ja die generelle Fahrtechnik der Portugiesen bereits hinreichend bewundert haben. Weil Caiado ja das Stopschild sowieso nicht beachtet, ist ihm bislang auch noch nicht aufgefallen, das es von einem Aufkleber geziert wird: „eating Animals“ prangt direkt unter dem Stop und das gefaellt ihm als bekennenden No-Meat Menschen natuerlich sehr. Er will ein Foto davon machen.

Zwischenzeitlich bekommen wir kurzfristig noch einmal Nachbarn: eine franzoesische Yacht legt an, um die Konditionen fuer das Winterlager zu erfragen. Irgendwie erstaunt mich das ja schon, wie viele hier ihr Schiff an Land stellen und eben nicht weiter ins Mittelmeer oder wohin auch immer segeln.

Apropos weiter segeln: das werden wir sehr oft gefragt in diesen Tagen, ob wir nicht doch hier bleiben wollen und von anderer Seite kommt natuerlich die Frage nach unseren Plaenen, wann wir weiter wollen und wohin denn jetzt die Reise geht.

Tja, eigentlich warten wir ja nur noch auf unsere Rechnung hier. Dann sollte es weitergehen, nach Sines, Lagos, Portimao – am 25.10. muessen wir auf jeden Fall in Faro am Flughafen stehen, um unseren ersten Besuch in Empfang zu nehmen: Frantz, Thomas und Ronny kommen und wir freuen uns sehr. Das Bettzeug ist frisch gewaschen, das Vorschiff wirkt deutlich aufgeraeumter – ready to  take over. Mietwagenpreise in Lagos wissen wir auch schon. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.

Ach uebrigens: die Rechnung laesst wohl etwas auf sich warten – der PC ist out of order :-(….. aber vielleicht geht er ja morgen wundersamerweise wieder oder ein anderer wurde aktiviert oder die gute alte Rechenmaschine ist ausgepackt oder oder oder. Aber das Wetter soll ja eh die naechsten beiden Tage schlechter werden: Wind aus Sued-Suedwest und Regen. Muss man da los?