Tages-Archiv 5. Oktober 2012

Mit dem Taxi nach Lisboa

Mit dem Taxi nach Lisboa. Wir stehen in gluehender Mittagshitze am Faehrterminal in Seixal und die naechste Faehre geht erst in 2 Stunden. Der Bus zu einem anderen Faehrterminal ist gerade abgefahren. Also ab ins Taxi. Der Fahrer macht uns weiss, dass es mit 4 Personen viel guenstiger sei, wenn er uns nicht zum Terminal, sondern gleich nach Lissabon bringt. Wir lassen uns ueberreden und berappen am Ende 30 Euro fuer die Fahrt. Wir werden am Praca do Comercio abgesetzt und prompt bekommen wir (also die Maenner) Shit angeboten. Andy und Werner unterhalten sich spaeter darueber und ich bin baff erstaunt, habe mal wieder NIX mitbekommen. Typisch Elke halt. Immerhin kann ich mich an den durchaus serioes wirkenden Typen in schwarzer Hose und weissem Hemd erinnern, der ganz unbeteiligt wirkend an einem Pfosten lehnte. Naja, ich war ja auch mit fotografieren beschaeftigt. Spaeter lese ich im Reisefuehrer, dass es sich hier um einen bekannten Drogenumschlagsplatz handelt, aber auch Wertsachen abhanden kommen koennen.

Wir tauchen ein in den Chiado, in die Baixa, laufen durch das Arco da Rua Augusta, bestaunen das Pflaster, die Haeuser, das Leben. Schauen auf zum Castelo de Sao Jorge, das ueber der Stadt trohnt, uns bei diesen Temperaturen auch nicht soooo reizt, der Aufstieg scheint uns zu schweisstreibend.

Nach einer kurzen Kaffee- und Bierpause in einem Café (die Maenner) und einem kurzen Shopbummel (wir Frauen incl. Klein-Kelsey)bewundern wir den Elevador de Santa Justa, der die Baixa mit einem hoeher gelegenen Stadtteil verbindet, schlendern ueber Plaetze und durch Strassen, fotografieren die Fassade des Teatro Politeama. Verweigern uns freundlich aber hartnaeckig den „Anmachen“ der Restaurant-Kellner. An einer Tabacaria, unzaehligen Restaurants, Wein-, Schnaps- und Souvenirlaeden vorbei kommen wir in ruhigere Strassen. Kaum jemand ist hier noch unterwegs. In einer steilen Seitenstrasse steht ein Strassenbahnwagen. Abfahrt in 10 Minuten. Die Abfahrtszeit scheint sich rumgesprochen zu haben: ratzfatz ist der Wagen gefuellt, wie aus dem Nichts tauchen weitere Fahrgaeste auf. Die Bahn zischt den Berg hinauf, viel zu kurz ist die Fahrt – Endstation. An einem Hospital und dem pathologischen Institut vorbei kommen wir zu einem Denkmal. Drumherum unzaehlige Tafeln aus Stein, Marmor mit Inschriften die uns Raetsel aufgeben: Danksagungen – fuer was? Blumenstraeusse stehen davor, Kerzen werden angezuendet. Im Park dahinter gackern Huehner und sonstiges Federvieh munter vor sich hin. In einem kleinen Pavillon legen wir die 2. Rast ein, bevor wir wieder bergab Richtung Baixa gehen.

Am Ufer des Tejo

Am Ufer des Tejo

China-Laeden, Hauseingaenge mit schoenen Fliesen hinter alten schoenen Holztueren, ein Platz voller Getraenkepavillons und einer Musikbuehne- auch hier kommen wir nicht ohne eine Pause dran vorbei. Fuer die Maenner ein Bier, Locke und ich geniessen einen super-leckeren Mojito, das warten darauf hat sich wirklich gelohnt! Zurueck in der Rua Augusta fallen wir zum Essen wieder in dem Cafe vom Beginn unserer Tour ein. Mich ueberfaellt leichte Panik angesichts der Uhrzeit: wann ging nochmal die letzte Faehre zurueck nach Seixal?? Also im Laufschritt zum Faehrterminal. Uff, noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt! Wir kaufen schon mal die Karten und verkuerzen uns die Wartezeit in einem kleinen Lokal direkt nebenan bei Espresso, Tee, Eis und kleinen Toertchen. Im Fernseher wird Fussball uebertragen, das ist natuerlich das verbindende Gespraechsthema, ueberbrueckt alle Sprachbarrieren. Werner kommt mit einem aelteren Portugiesen ins Gespraech, der schon in Deutschland gearbeitet hat und begeistert ist von Berlin. Kelsey schlaegt auch hier alle in ihren Bann, wie schon vorher in den Boutiquen schaekert jeder mit ihr und freut sich ueber ihr Laecheln. Mit Handschlag wird sich verabschiedet. Werner hat es jetzt eilig, zurueck zu kommen. Ob das Beiboot wohl noch am Steg liegt? Die Faehre bringt uns zackig durchs Dunkel der Nacht ans andere Ufer. Kaum dass wir erkennen koennen, wo es lang geht und schon legen wir an. Alles sehr schwungvoll und mit entsprechendem Gerumpel am Anlegepier. Im Sturmschritt (auch wegen der aufkommenden Abendbrise mit entsprechender Abkuehlung) geht es Richtung Seixal, wo wir unser Dinghi zurueck gelassen haben. Kurzer Schreck: kein Dinghi zu sehen! Doch, da ist es – nur etwas naeher Richtung Mauer getrieben durch den Wind. In der Dunkelheit bei halbem Niedrigwasser geht es zurueck zu unseren „Haus“-Booten. Andy sucht und findet die Tonnen auch ohne Unterstuetzung einer Taschenlampe. Schoen, wieder zuhause zu sein :-)!

Und mehr Fotos zum gucken gibt es hier:

https://picasaweb.google.com/105087064849773955264/Lissabon05Oktober2012?authuser=0&authkey=Gv1sRgCO3wosyYuYnaeg&feat=directlink

Freitag…einfach nur ein Frei-Tag

Freitag - Unsere morgendliche Routine startet: aufstehen, den blauen Himmel bewundern (den wir jetzt durch das Sonnensegel nicht mehr schon gleich beim aufwachen von der Koje aus sehen koennen), duschen, erste Waschmaschinenladung einwerfen (wir sind Herrinnen ueber den Schluessel zur Waschmaschine und somit ueber die Maschine selbst, nutzen das weidlich aus indem wir alles von den Socken bis zum Bettzeug waschen, was nun schon seit ueber 3 Monaten dem rauhen Bordleben und teilweise auch Salzwasser ausgesetzt war – da kommt schon was zusammen!).

Zwei Portugiesen fahren mit ihrem Motorboot auf die Lagune raus. Werner stiefelt los, Broetchen holen und steht nach einer Minute schon wieder am Schiff: alles ist verschlossen, kein Mensch weit und breit zu sehen! Haben wir uns vertan, wurde die Uhr umgestellt??? Mir faellt ein, dass Nunu gestern zu Locke doch meinte, er sei heute nicht hier auf dem Gelaende. Mir schwant etwas….und Cajado, der gerade die Pier entlang kommt, bestaetigt diese Ahnung: heute ist Feiertag, Unabhaengigkeitstag! Und wir wissen mal wieder von nix. Zum Glueck sind einige unserer heutigen Aktivitaeten via Telefon und Email auf Firmen gerichtet, die ihren Sitz in Spanien und Deutschland haben. Ueber einen Decksbelag denken wir nach und dafuer muessen wir Informationen rein holen. Bloed, dass wir Internet nur im Buero oder direkt daneben auf dem Hardstand haben. Dann sind wir zwar im Freien, sitzen aber recht unbequem auf einem dort abgestellten Bootstrailer und bekommen Vierkant-Abdruecke in den Hintern gezeichnet. „Guck, der war wieder zu lange im www, der Po ist eingedellt ;-)“….nein, so schlimm ist es dann auch nicht, und irgendwo stand auch eine Holzbank rum.

Auf unseren Bolzen fuer das Vorstag werden wir dann heute allerdings wohl vergeblich warten. Das in Deutschland losgeschickte Relais fuer die Ankerwinde wird bestimmt auch erst am Montag eintreffen. Und auch sonst wird sich wohl nix tun hier, arbeitsmaessig. Ist ja nicht so, dass uns langweilig wuerde. Wir haben auch so genug zu tun.

So langsam muessen wir aber wirklich aufpassen, dass wir hier nicht fest wachsen. An der Kama bilden sich am Unterwasserschiff schon so gruene Fusseln, mal gucken, ob die auch schon bei uns zu sehen sind ;-)

Werftleben – seit 4 Tagen ist das Sonnensegel im Einsatz, die Tage fliessen irgendwie dahin. Und obwohl Lissabon und Seixal auf den anderen Uferseiten sich ja bestimmt nicht veraendern, wirken sie jeden Tag, zu jeder Tageszeit, in jedem Wechsel des Lichts immer wieder anders, neu. Mal sind die Konturen scharf und klar umgrenzt, mal weich und sanft. Mal wirkt alles groesser, naeher, mal weit weg. Sind das Berge da hinter Lissabon oder Wolken?

Das Wasser kommt und geht in der Lagune, die Fische plaetschern traege um unser Schiff oder sind ueberhaupt nicht zu sehen. Megagrosse Quallen ziehen gaaaanz langsam vorbei, tauchen ab. Dieses Jahr seien es ungewoehnlich viele wird uns erzaehlt. Klimawandel – beim Wetter, in der Politik, bei den Menschen und ihren Ansichten?

Schiffe kommen – und gehen auch manchmal wieder. So wie die polnische Spirit, ein Riesenteil, die in 14 Tagen hier ueberholt wird und dann wieder weiterzieht. Oder eine hollaendische Yacht, die auch Probleme mit ihrem Autopiloten hat und hier auf Hilfe hofft. Die meisten allerdings kommen, werden raus gekrant und stehen dann auf dem Platz, auf den naechsten portugiesischen Sommer wartend, waehrend ihre Eigner nach Hause fahren, auf ihrem Schiff ausharren und tapfer jeden Tag die Leitern hoch und runter turnen oder sich ganz komfortabel ein Apartment in der Naehe anmieten.

Wir sind da eher die Ausnahme und alle gucken irgendwie ganz gross, wenn wir sagen, dass wir noch weiter wollen – ‚We want to go south‘! ‚Really???‘

Gestern Abend die erste Besuchs-Ankuendigungs-SMS (na ja, mehr eine Frage war es). Katja und Markus wissen, wann sie Urlaub haben werden und wollen jetzt natuerlich von uns wissen, wo wir denn zu diesem Zeitpunkt sind und ob sie denn ueberhaupt kommen sollen. Was fuer eine Frage!! Klar sollen/duerfen sie kommen, wir freuen uns sehr ueber ihre SMS und dann noch mehr ueber den Besuch. Wo wir dann aber sind, hmmm, DAS koennen wir nun wirklich noch nicht sagen. Aber es wird wohl irgendwas/irgendwo an der andalusischen Kueste sein und somit kommen auch nur einige Flughaefen in Frage. Fuer alles andere gibt es Leihwagen.

 Gerade liest Locke die Wettervorhersage fuer Seixal am Wochenende: erwartete Temperaturen zwischen 25 und 28°C…es gibt schlimmeres finden wir :-) und sitzen uns mal wieder eckige Hinterteile auf den Trailern im Schatten hinterm Buero (wo ja heute eh niemand ist, das WLAN aber zum Glueck trotzdem funktioniert)…Frei-Tag in Amora/Seixal, Portugal, Frei-Tag auf der Werft

Sonnensegeleinsatz

Sonnensegeleinsatz