09:38 Brunsbuettel - wieder mal Starkwind und Regen! Wir liegen am Suedkai, Seite an Seite mit der “Atalanta” aus Wismar und der “Bussard” aus Kiel. Und irgendwie hatten wir ein absolutes Deja-vu Gefuehl auf dem NOK!

Beide Traditionsschiffe sind ebenfalls auf dem Weg nach BHV zur Sail. Die Einlaufparade wird aber wohl ohne die beiden stattfinden muessen. Ablegen ist fuer 15:00 geplant, Hochwasser ist um 15:42 und fuer heute nachmittag sollen Wind und Welle nachlassen. Zur Zeit sind noch W/NW 6, strichw. 7 und Wellenhoehen von 3-4, spaeter 2 m gemeldet. Eiiiigentlich hatten wir geplant, heute nur bis Cuxhaven zu gehen, jetzt liebaeugelt der Skipper schon damit, nach BHV durch zu laufen. Das wuerde bedeuten, dass wir mitten in der Nacht ankaemen. Ich weiss noch nicht, ob ich das spassig finde. Klar, die naechsten Tage wird das Wetter voraussichtlich nicht besser, aber irgendwie artet unser Urlaubsende wieder mal in Extremtouren aus. Gerade rappelt wieder ein grosser Pott vorbei. Allerdings halten sich die U-Boot maessig klingenden Schraubengeraeusche hier am Suedkai doch sehr in Grenzen. Insgesamt und in Anbetracht der Wetterverhaeltnisse liegen wir hier an der Atalanta deutlich ruhiger wie an unserem so geschaetzten Gross-Seglersteg schraeg gegenueber am Westkai. Das einzige Problem, dass wir hier haben: der Hund muss ueber zwei grosse Schiffe befoerdert werden und d.h. konkret: es sind deutliche Hoehenunterschiede zu ueberwinden. Von uns zur Atalanta ist es noch relativ unproblematisch, aber von der Atalanta zur

Bussard muessen wir einen groooossen Schritt von Schanzkleid zu Schanzkleid machen. Nach der Kletteraktion von gestern abend versuchen wir, den Gassigang so lange wie moeglich rauszuzoegern …. und Buster tut auch so, als muesse er noch nicht. Der gute Hund. War aber auch ein ziemlicher Marsch, den wir gestern abend noch zurueckgelegt haben. Vom Hafengelaende runter zu kommen, war kein Problem. Wir also frohen Mutes erst mit dem Hund gelaufen und dann (klatschnass durch den zwischenzeitlich einsetzenden Starkregen) ein wirklich empfehlenswertes Lokal mit Deutsch-Kroatischer Kueche gefunden und eingekehrt. Anschliessend  waren wir zwar satt, aber uns war auch kalt und wir wollten nur noch aufs Schiff. Doch statt Waerme gab es erstmal lange Gesichter, der kuerzeste Weg war uns versperrt, alle Tore zu den grossen Lagerhallen waren verrammelt und verriegelt. Also bis zur alten Schleuse weiter laufen. Der Hund tapperte tapfer aber deutlich langsamer hinter uns her, die Schnueffelpausen wurden immer weniger. Wahrscheinlich hatte er Angst, er koenne uns verlieren. An der alten Schleuse war auch alles dicht. Meine Guete, wenn wir jetzt nicht mehr aufs Schiff kommen. Kein Handy dabei (aber wen haetten wir auch anrufen sollen?), na ja wenigstens Geld und Scheckkarte, ein Zimmer waere bestimmt irgendwo aufzutreiben. Aber auf dem Schiff waren noch alle Navi-Instrumente an, der Niedergang stand auf. Und bei der Lage die ganze Nacht niemand an Bord, ob das so guenstig ist?? Ein Pilotschiff fuhr dicht am Kai entlang. Werner machte auf uns aufmerksam und erklaerte unsere Lage. “Ach ihr seid das da am ollen Bussard”. Der nette Schiffsfuehrer meinte, es muesse ein Pfoertner dasein, der bei klingeln das Tor oeffnen wuerde. ”Und wenn nicht, bring ich euch eben rueber” (was ist das fuer ein Engel in Menschengestalt?). Das war dann doch nicht notwendig, denn siehe: lautlos und ohne weitere Rueckfrage (wo ist die Kamera??) glitt das Tor auf und hinter uns wieder zu. Puh, die erste Huerde haetten wir genommen. Obwohl ich es schon verlockend gefunden haette, den Hund vom Pilotboot aus an Bord zu bringen. Waere mit Sicherheit entspannter gewesen. Aber wir haben auch die letzte Herausforderung des gestrigen Abends gemeistert und unseren tapferen Hund von Schiff zu Schiff gehoben. Obwohl ihm Angst und Aufregung schon anzumerken war. Auf der Atalanta angekommen, war er doch spuerbar entspannter und hat die Pfoten wieder locker gemacht.


Jetzt ist es schon 10 Uhr und er schnorchelt - nach einem kleinen Imbiss - entspannt auf seiner Matte vor sich hin. Wir nutzen die Zeit fuer so aufheiternde Dinge wie weitere Wassereintrittsstellen im Deck zu lokalisieren oder Seekarten zu ordnen. Draussen zeigt sich ein Stueck blauer Himmel durch das eine Fenster. Wenn ich aber durch den Niedergang schaue, sehe ich grau und davor schnellfliegende heller graue, dicke Wolken.

Weiter vorne hat gestern Abend noch ein etwas groesseres, hollaendisches Segelboot direkt an der Pier bzw. an den Holzschwimmern festgemacht. Und bei unserer “wir legen noch mal Leinen nach” Aktion letzte Nacht haben wir festgestellt, dass ein Katamaran an dem Hollaender laengs gegangen war. Bei unserem Einlaufen war diese Luecke noch nicht vorhanden, sonst waeren wir vielleicht auch dort rein. Ob es fuer den Hund und fuer die Lage unseres Schiffes wirklich guenstiger gewesen waere, darueber streiten wir uns zur Zeit noch.

Auf jeden Fall muessen wir unser Ankerlicht nochmal ueberpruefen. Es funktioniert zwar, piepst aber nervenzerreissend. Also musste die alte Petroleumfunzel herhalten.  Die wurde auf einem Kochtopf erhabend stehend unter der Sprayhood positioniert, da sie an der Reling haengend sofort vom Wind ausgepustet wurde. Auf den Anschaffungszettel kommt also eine weitere Position: ein Mastunabhaengiges und Windunempfindliches Seitenlicht fuer das Liegen in Seeschifffahrtswegen!

Gerade verkuendet der frohgelaunte Skipper den Anstieg des Barometers. Ob das Wetter draussen da auch bald mal was von mitbekommt?? Der Wind faucht munter weiterhin ums Schiff und die naechste Regenwolke zieht auf. Sommer 2010 - auf dem Nachbarschiff singt ein verkappter Caruso. Think positive. Wir werden diesen Urlaub wieder als Ausbildungstoern unter dem Gesichtspunkt “anstrengend aber lehrreich” verbuchen.

Jetzt fuerchte ich, werden wir erstmal nicht umhin kommen, die nachste Kletteraktion mit dem Vierbeiner in Angriff zu nehmen. Es ist bereits kurz vor zwoelf und damit hat er fast 14 Stunden ausgehalten.