Montag, 22.08.2010 Gedser –Kiel

Ja, man liest richtig: Kiel heisst das heutige Tagesziel! Eigentlich hatten wir geplant, zuerst nach Rodby, von dort nach Bagenkop und dann zueruck nach Kiel zu gehen. Entfernungen, die der Hund locker durch steht.

Also aufstehen um 5 Uhr, raus mit dem Hund und um 7 Uhr steht Werner beim Hafenmeister auf der Matte. „Lass uns schnell weg hier“. Ich bin verwundert, verstehe nicht warum und erfahre, dass wir hier den Rekordpreis von DKR 280 zahlen durften. Wofuer?? Mussten wir eine Strafe fuer irgendwas zahlen?? Nein, das ist der regulaere Preis fuer unsere Schiffslaenge. Wir laufen um 7:30 aus mit 1-2 Windstaerken und ruhiger See. Im Preis incl. waren eine unruhige Nacht und unzaehlige Stechmuecken, die wir, verteilt auf Sprayhood, Segel und Gangbord, mit nehmen. Dazu das von uns so sehr „geschaetzte“ Ferienhaussiedlungsambiente um den Hafen herum - Gedser – wir nie mehr! Lieber laufen wir entweder durch nach Rödby oder eiern um Fehmarn rum.

Vor uns sind bereits einige andere Segler ausgelaufen, uebrigens auch der Hafentags-Rentner!!! Noch Fragen???

No Wind, also laufen wir unter Maschine bis kurz vor Rödby. Vorbei an zwei grossen Windrad-Feldern, die mitten im Wasser stehen. Die Sonne scheint sogar, auch wenn der Himmel verkuendet, dass dies nicht von langer Dauer sein wird. Dann kommt Wind auf und wir nehmen die Genua dazu. Kurz entschlossen wollen wir direkt nach Kiel gehen. 60 sm hat der Skipper errechnet. Das ist fuer uns und vor allem fuer den Hund eine Rekorddistanz. Also heisst die Devise: keine Zeit verdaddeln. Die Maschine laeuft daher weiter mit - wie bei vielen anderen Seglern um uns herum auch.

Da Wind und Welle deutlich zunehmen, laesst sich unser Schiff unter der grossen 90qm Genua nur noch sehr schwer auf Kurs halten. Wir wechseln also auf die Fock und das Steuern wird wieder angenehmer. Da ich fast die meiste Zeit am Ruder stehe, habe ich auch keine Zeit, seekrank zu werden. Anstrengend ist es aber trotzdem. Mein linker Oberarm verzieht sich langsam aber sicher und im Ruecken zwackt es ebenfalls leicht. Aber alles ist fuer mich angenehmer, wie ueber der Reling zu haengen….!

Ab Fehmarn setzt auch wieder der Regen ein. Die quer laufenden Wellen und die Boen machen mir das Steuern nicht unbedingt leichter. Erhoehte Aufmerksamkeit ist gefragt, als wir die Tiefwasserrinne queren, um dann dicht vor Puttgarden vorbei zu laufen. Wieder einmal sind Skipper und Steuerfrau uneins ueber den Idealkurs: Werner waere in der Mitte der Fahrrinne an Fehmarn vorbei gelaufen (so macht das ein englischer Segler), um dann im geeigneten Moment aus der Fahrrinne raus zu gehen. Ich entscheide mich fuer eine mir ausreichend grosse Luecke und steuere zielsicher auf ein vor Fehmarn liegendes Militaerboot zu. Dann geht es wieder auf Kurs Kiel, parallel zu Fehmarn. Puttgarden und somit die Kurslinie der ein- und auslaufenden Faehren kommt immer naeher. Der Skipper mault immer noch, dass wir viel zu dicht an der Einfahrt vorbei gehen. Wir haben Glueck und erwischen eine gute Luecke zwischen zwei ein- bzw. auslaufenden Faehren. Die Naehe zum Faehrhafen empfinde ich als vorteilhaft, laesst sich doch recht gut abschaetzen, wann welche Faehre wohin geht. Alles prima und damit  waeren zwei kritische Situationen gut ueberstanden.

Kurz vor Wendtorf hoert der Regen auf bzw. laesst kurzzeitig deutlich nach. Die Wellen werden wieder moderater. Um 18:30 sind wir in Holtenau und machen an dem Motorboot „Anke“ aus Hamburg fest. Auch hier am Steg liegt Schiff an Schiff und es kommen nur wenige dafuer in Frage, uns an die Seite zu nehmen. Wir entscheiden uns fuer die Anke, die macht uns den stabilsten Eindruck. Der Wind drueckt ordentlich auf unser Heck und wir legen noch zusaetzliche Leinen zum Steg hin aus. Es wird eine unruhige Nacht: der Wasserstand faellt um mehr als einen Meter, das Tor der Spuelschleuse wird geöffnet und wir liegen somit nicht nur mit Wind von achtern, sondern haben auch noch Stroemung. Einige Segler wechseln noch in der Nacht den Liegeplatzm da sie direkt am Steg ein Problem mit dem Tiefgang bekommen. Das ware uns auch passiert, wenn wir direkt am Steg haetten liegen koennen! 1,50 misst die „Anker“ unterm Kiel! An den Pfaehlen den Steganlagen fallen schon die Muscheln trocken.