Sonntag, 22.08.2010 Stubbekoping- Gedser

Eigentlich habe ich mich auf eine Besichtungstour durch Stubbekoping gefreut. Das kurze Stueck Fussgaengerzone, dass vom Hafen aus zu sehen ist, macht einen guten Eindruck. Leider entscheide ich mich fuer die Gassirunde mit dem Hund und der Skipper flitzt in den Ort, um einen Baecker zu suchen. Nach dem Fruehstueck draengelt er dann und will noch weiter. Hafentag ade!

Wieder mal ist es die liebe Zeit, die uns draengelt. Die eine Woche fehlt uns, Kobenhagen koennen wir vergessen und Klintholm auf Mon sollte es wenigsten noch werden. Aber nach einiger Rechnerei entscheiden wir uns auch dagegen und wollen heute noch nach Gedser.

Unter Segeln geht es mit ueber 9 kn Fahrt das letzte Stueck auf dem Grönsund bis zur 5 mtr. Tiefen Rinne, die hinaus ins freie Wasser fuehrt. Da die Rinne recht schmal ist, nehmen wir die Segel weg und motoren hindurch. Beim Segel bergen stelle ich des Skippers Standhaftigkeit noch mal auf eine harte Probe, weil ich ihn das Grosssegel VOR und nicht IM Wind bergen lasse! „Wenn ich mal von Deck gewischt werde, dann nur, weil DU ein Scheissmanoever faehrst“. Ich gelobe innerlich Besserung und bin wirklich reuig, versuche mich aber trotzdem damit rauszureden, dass er zu frueh das Grossfall geloest habe.

Wieder im Tiefwasser setzen wir Fock und Gross und koennen Gedser ganz gut anliegen. Allerdings fahren wir einen grossen Bogen um die Flachwasserbereiche. Es weht ganz ordentlich (genaue Angaben koennen keine gemacht werden, da unsere Windmessanlage ja hartnaeckig den Dienst verweigert). Erst relativ spaet (nach 20 Uhr) laufen wir durch die schmale Zufahrtsrinne den Hafen Gedser an. Wie so oft sind die fuer uns in Frage kommenen Liegeplaetze an der Laengsseits-Pier durch z.T. wesentlich kleinere Schiffe belegt. Am letzten freien Stueck stehen grosse Schilder „reserviert“ und irgendwas auf daenisch. Wir kreiseln durch das Hafenbecken (dass sah auf dem Plan auch alles groesser aus) und nachdem uns von einem anderen Schiff zugerufen wird: „Wer soll denn jetzt noch kommen, macht doch einfach fest, der Hafenmeister ist auch nicht mehr da“, steuern wir die Holz-Pier an. Der Wind ist auflandig, d.h. er drueckt uns vom Steg weg und wir haben Probleme, ran zu kommen. Mit vereinten Kraeften durch zwei andere Segler und mit eindampfen in die Vorspring schaffen wir es dann aber doch noch, unsere dicke Lady laengsseits zu bringen.

Der Hund findet es hier interessant und kann auch wieder baden gehen. Weiter vorn am Steg treffen wir dann den Segler mit dem „gelegten“ Mast wieder: bei Windstaerke 4 ist ein Stag gebrochen und anschliessend ist der Mast ueber Bord gegangen. Mit Hilfe eines Fischers konnte das ganze Geroedel geborgen werden und jetzt ist die 3-er Crew auf dem Weg zurueck nach Hamburg.

Die Wind- und Wettervorhersagen des daenischen Wettersenders sind nicht so wirklich berauschend fuer die naechsten Tage und wir stehen lange mit anderen Seglern vor dem komfortablen InternetBildschirm und es wird hoch und runter gescrollt und geraetselt, was die beste Entscheidung sein wird.

Ich will eigentlich nur noch weg hier: die Ostsee und ich scheinen das gleiche Verhältnis miteinander eingehen zu wollen wie die Deutsche Bahn und ich – wir sollten einander besser meiden!!!

Am Steg liegt en 8-9 Meter Boot, an Bord ein Rentnerpaar. Und zwar von der Sorte „Ich habe ja so viel Zeit und kann ruhig einen Hafentag einlegen. Ach ihr muesst noch arbeiten, ja das ist ja bloed“…..und „morgen noch nach Bagenkop, das vergesst mal ganz schnell, morgen ist Hafentag angesagt“ – Klugschnacker! Ich sehe Werner an und frage mich, was der fuer einen Wetterbericht hoert: morgen ist mit Abstand der beste Tag, um weiter zu kommen.

Wir dackeln fix und alle zurueck ans Schiff, ich bin eigentlich sogar zum Essen zu muede.

Und morgen heisst es auf jeden Fall wieder: frueh aufstehen. Ist das hier eigentlich Urlaub oder ein Trainingslager???