Hinter uns liegt wieder einmal ein aeusserst unruhige Nacht. Wind von achtern zerrt an unserem Mini-Paeckchen von 2 Booten und wir sind froh, eine zusaetzliche Leine vom Heck zum Steg ausgebracht zu haben. Mitten in der Nacht wurden wir von den heftigen Bewegungen unseres Schiffes geweckt. So ein naechtliches an-Deck-rumturnen ist richtig kommunikativ: man trifft meist Besatzungen anderer Schiffe die ebenfalls noch Leinen auslegen, Fender kontrollieren oder - wie in dieser Nacht - auch mal flugs den Liegeplatz wechseln. Das war wohl notwendig, da der Wasserstand sich dramatisch verringert hatte. Wir liegen gut einen Meter tiefer wie noch am Abend. Hinter uns wurden die Spueltore des Kanals geoeffnet. Das Wasser schiesst an uns vorbei, es gurgelt und rauscht, als laegen wir in einem stark stroemenden Fluss.

Einige der Boote verlassen heute morgen fluchtartig den auf einmal gar nicht mehr so sicheren Liegeplatz. Einige wollen die Starkwindphase weiter hier abwarten. Unsere Nachbarn wollen los und stehen schon in den Startloechern. Leider sind meine beiden Jungs noch nicht vom morgendlichen Gassigang zurueck. Langsam mache ich mir Sorgen. Als Werner oben an der Strasse auftaucht, bestaetigen sich diese: der Hund hat sich vertreten und mein starker Mann hat den 32 kg schweren Hund sowie zwei extra fuer ihn gekauften Riesenwuersten vom Park bis auf Hoehe unseres Liegeplatzes getragen. Jetzt verlangt er nach Hilfe. Wir wechseln uns ab mit Hund und Wurst tragen und die lettzen Meter schafft der Wuffel dann auch wieder selbst.

Kein guter Start in den Tag. Unser Ablegemanoever klappt auch nicht so gut. Wir waeren besser rueckwaerts gegen Wind und Strom weg gefahren. Stattdessen versuchen wir es zuerst vorwaerts, was prompt damit endet, dass wir mit voller Breitseite nochmal an zwei kleineren Booten “andocken”. Daraufhin verabschiedet sich das Fenderbrett des einen Schiffes mit einem deutlich hoerbaren “Knack” ins Bretter-Nirwana. Fuer den Austausch von Telefonnummern oder dergleichen bleibt keine Zeit mehr. Wir ziehen uns rueckwaerts von den Schiffen weg und entgehen beim weiteren Vorwaertsfahen nur knapp einer Kollision mit dem Stahlpoller des Aussensteges. Mit Haaresbreite rauschen unser Heck bzw. der Geraetetraeger an dem staehlernen Klotz vorbei. Puh, erstmal geschafft.

In der Schleuse legen wir auf der Leeseite an. Ich bin immer noch “durch den Wind” und stolpere prompt auf dem Fendersteg der Schleuse. Die Leinen bekomme ich aber doch noch durch die Ringe. Alles gut, das Schiff liegt und der Skipper entschwindet Richtung Schleusenturm, die Kanalgebuehr bezahlen.

Der Rest unserer Kanalfahrt erinnert uns stark an letztes Jahr: voller Gegenwind, genaue Staerke nach wie vor unbekannt, der uns gut 1 Kn Fahrt kostet. Es regnet immer wieder. Im Konvoi laufen wir auf dem Kanal so schnell wie es erlaubt ist. Einige Boote vor uns biegen in den Gieselaukanal ab. Wir fahren durch bis Brunsbuettel, wohl wissend, dass wir hier u. U. keinen gescheiten Liegeplatz mehr bekommen werden. Ueber Funk frage ich eine gute Stunde vor unserer voraussichtlichen Ankunft an, wie es liegeplatztechnisch aussieht. Wir bekommen die Info, dass wir im Fall der Faelle auch an der Suedkaje festmachen koennen. Falls dort eine Luecke fuer uns frei ist. Der Suedkai ist eigentlich der Verlade/Arbeitskai und fuer Sportboote tabu.

Ebenfalls ueber Funk verfolgen wir die Anfrage einer unbekannten “Atalanta” nach einem Liegeplatz. Na, die werden wir dann ja noch kennen lernen.

In Brunsbuettel bestaetigen sich dann unsere Ahnungen: an einen Liegeplatz im Hafen ist gar nicht zu denken und auch der Ausweichsteg ist picke-packe voll. Man liegt im Doppel- oder Dreierpack. Generell kein Problem, noch ein Schiff dran zu legen. Aber eben keines mit unseren Ausmassen, da aussen nur deutlich kleinere Schiffe liegen. Und was da passieren kann, haben wir heute frueh schon ausreichend erlebt.

Also rueber zum Kai. Aber auch der ist gut belegt. Eine Luecke erweist sich als Zufahrt der Faehre. Die wollen wir dann lieber nicht blockieren. Und da treffen wir auch die Atalanta! Seite an Seite mit dem Dampf-Tonnenleger Bussard liegt sie hier. Wir treffen Vorbereitungen fuer ein Entern und fragen hoeflich, ob wir laengsseits gehen duerfen. Klar! Man(n) nimmt unsere Leinen an und ratzfatz sind wir fest.

Nach einem netten Schnack von Deck zu Deck kommt die naechste Herausforderung des Tages auf uns zu: den Hund ueber die doch recht hohe Bordwaende der Atalanta und der Bussard von Schiff zu Schiff und an Land zu bringen. Nach einer mutigen Hund-Uebergabe von Schanzkleid zu Schanzkleid der beiden “Grossen” trabt unser Hund mit erhobener Rute ueber das luxurioese Gangbord der Bussard an Land. Und bleibt erstmal leicht orientierungslos an Land stehen. Die Ohren flattern im immer noch stark wehenden Wind, die Nase zieht alle Duefte ein und unser Wauzi ist sichtlich unentschlossen, wohin er sich wenden soll. Sooo viel Platz, das ist Hund ja gar nicht mehr gewohnt nach einem Tag an Bord.