Montag, 09.08.2010 – Gieselaukanal bis Kiel-Holtenau

8:43 ablegen vom Steg im Gieselaukanal. Nachdem es
fruehmorgens noch nach einem sonnigen Tag aussah, ist es jetzt mehr bewoelkt.
Die Temperaturen sind angenehm fuer die Kanalfahrt. Der Bordhund sucht seine
neuen Lieblingsplaetze auf. Hinter uns kommt die MS Europa auf. Da aber viele
grosse Schiffe entgegen kommen, muss sie oft langsamer fahren und kommt uns
daher auch nur langsam naeher. Immer wieder spannend sind die Begegnungen mit
den „grossen Poetten“: die grossen Bomben am Bug schieben imposante Wellen vor
sich her und man hat immer den Eindruck, es faehrt gerade ein kleines Hochhaus
an uns vorbei. Auch die Heimathaefen sind immer sehr interessant: St. John’s,
Maletta und London sind offenbar sehr beliebt bei Reedereien. Kurz vor km 52 –
ich will gerade nach unten – verneigt sich unser Schiff kurz aber doch sehr
abrupt. Unterm Kiel gibt es einen heftigen Rums, dann sind wir wohl auch schon
ueber den Unterwasserstolperstein drueber weg. Mir steckt der Schreck maechtig
in den Gliedern und ich maule den Skipper an, warum er denn auch so dicht unter
Land fahre. Er begruendet das damit, dass uns doch die MS Europa im Nacken
sitzt und wir dieser ausweichen muessen. Wir einigen uns dann darauf, dass schn
nix dramatisches passiert sein wird und es auch mit funktionierendem Echolot
(das geht auf meine Kappe, habe ich doch den Geber im Fruehjahr im Farbrausch
mit Antifouling zugeschmiert) passiert waere.

Kurz danach taucht auch schon Rendsburg auf. Wir machen am Verladekai
fest und wollen noch einmal im nahe gelegenen Supermarkt einkaufen. Bietet sich
an, weil man die wenigen Meter vom Markt bis zum Schiff gut mit der
Einkaufskarre ueberbruecken kann und somit die Wahnsinnschlepperei entfaellt,
die z.B. in Holtenau zu bewaeltigen waere. An der Pier liegen bereits 3 weitere
Sportboote. Auch ein Motorboot, das wir bereits aus dem Gieselaukanal „kennen“.
Auf geht’s zum Supermarkt. Als wir zurueck kommen, steht an dem mit uns
verbliebenen niederlaendischen Segler ein Herr von der Wasserschutzpolizei.
Diese hat ihr Buero genau gegenueber und somit auch alles gut im Blick. Auweia,
jetzt gibt es ein Ticket, bestimmt darf man hier unter gar keinen Umstaenden
festmachen. Der Hollaender legt auch ziemlich zuegig ab, dann sind wir dran.
Ich ziehe es vor, erstmal die Karre wieder zum Markt zurueck zu bringen. Aber
der nette Herr fachsimpelt bei meiner Rueckkehr mit dem Skipper ueber unsere
Schiffsform, unsere Baumlaenge und weitere Details. Es wird ein insgesamt
nettes und interessantes Gespraech und wir verabschieden uns mit gegenseitigen
guten Wuenschen und im besten Einvernehmen. Klar sei das Liegen fuer Sportboote
an dieser Stelle eigentlich nicht erlaubt, aber er wisse auch, dass viele gerne
die wirklich gute Gelegenheit zum Einkaufen nutzen wuerden. Er weist dann
darauf hin und das war es. Puh, das war dann doch eine wirklich angenehme und
nette Begebnung mit einem Gesetzeshueter.

Zuegig geht es weiter Richtung Holtenau. Vorbei an der
jetzigen Luerssen-Werft und einer Yachtwerft, die sich offensichtlich auf
Regattayachten spezialisiert hat. Zwischendurch bewundern und kommentieren wir
die verschiedenen Haeuser entlang der Uferseiten. Deren Lage, die Baustile etc.
sind immer wieder interessant fuer uns. Wie ueberhaupt die ganze Kanalfahrt.
Wir entdecken immer etwas Neues und Interessantes. Abgesehen davon bietet sich
die Kanalfahrt natuerlich auch dafuer an, aufzuraeumen, sauber zu machen,
Schaekel zu suchen, Schrauben zu sortieren, vergammelte Teile auszusortieren,
neue Einfaelle fuer unsere „das muessen wir noch besorgen-Liste“ zu sammeln und
und und. Eigentlich koennte der Kanal noch ein paar Kilometer laenger sein. Bis
Holtenau habe ich meine offene-Posten-Liste noch laengst nicht abgearbeitet J

In Holtenau steht die Schleuse offen, das Einfahrsignal
leuchtet fuer uns auf. Steuerbordseitig ist schon alles belegt, also gehen wir
Backbord ran. Klappt wieder sehr gut. Der Skipper geht die Gebuehr bezahlen (35
EUR – war das letztes Jahr auch soviel??) und dann geht es auch schon wieder
raus. Vor uns liegt die Kieler Foerde. Aber wir biegen gleich nach links ab an
den Holtenau-Steg. Leider ist das auch das Ziel einer vor uns ausschleusenden
Yacht und die ergattert den letzten freien Platz, auf den auch wir gepasst
haetten. Oh, da hinten ist noch was frei: Pech – nur fuer Mieter und meiner
Schaetzung nach auch mindestens 3 Meter zu kurz. Also wieder zurueck. Und wenn
wir zwischen die beiden Stege fahren? Da ist doch ein Platz frei. Ob es da tief
genug ist? Ohne Echolot ist die Devise: wir werden es hoeren und fuehlen. Also
beherzt rueckwaerts an den festgemachten Booten vorbei manoevriert und perfekt
angelegt. Helfende Haende auf dem Steg nehmen die Vorleine an, ich belege die
Heckleine, alles bestens. Wir liegen gut, unterm Kiel scheint Luft zu sein.
Jetzt draengelt der Hund dann doch, wichtige Geschaefte werden an Land zuegig
erledigt. Dann geht es zu unserer Lieblings-Metzgerei: die hat spezielle Wurst
fuer Hunde, noch eine Inneneinrichtung von Anno-Dazu-mal, wunderschoene alte Fliesen
an den Waenden, noch eine alte Holztuer zum Kuehlraum und die Inhaber sind auch
nicht mehr die Juengsten, aber total nett.

Uns gefaellt dieser Liegeplatz, mit 11 EUR Liegegeld fuer
unsere Groesse auch finanziell sehr angenehm. Duschen- und Toiletten sind
einfach aber sauber und mittlerweile mit einem Zahlencode zugaenglich. Strom
und Wasser gibt es nicht, aber den Muell kann man entsorgen und das alles Blick
auf die Foerde wie auch auf die Schleuse – hier liegt man in der 1. Reihe mit
ringsum viel Gruen. Heute abend wollen wir noch einmal essen gehen, in
Daenemark werden wir uns dass wohl mehr verkneifen.

Hier in Holtenau trifft man auch immer wieder interessante,
nette Segler. Und jedes Jahr nutzen einige Jugendliche unermuedlich die
Anlegestege als Sprungbrett fuer ihr Bad in der Ostsee. Irgendwie gehoert das hier zum Urlaub dazu!

Wir folgen heute abend noch dem Tipp des Schleusenpfoertners und dinieren in der Bergklause. Hier gibt es keine grosse Auswahl an Speisen aber alles ist lecker und die Portionen sind gross! Man sollte auf jeden Fall dem Rat des Wirtes bei der Portionsgroessenauswahl folgen und auch nicht vor einem “Kinderteller” zurueck schrecken. Es sei denn, man moechte bei einem nicht leer gegessenen Teller das Spendenglas des Wirtes etwas auffuellen.

Pappsatt und zufrieden schlendern wir zurueck zum Schiff. Auf dem Steg ist dann noch ein ausgiebiger Schnack mit diversen Bootsbesatzungen angesagt. Sehr interessant, aber unser Hund muss irgendwann ins Koerbchen. Gut ,dass ich diese Ausrede habe :-)

Ein angenehmer Kanaltag geht zu Ende und wir sinken zufrieden und leicht erschoepft in die Koje.