Monats-Archiv Oktober, 2014

Scarborough mit dem Bus 22.10.2014

Scarborough — wir fahren mit dem Bus hin. Man soll so gegen 8:30 am roten Minimercado sein, hat die Crew der Esperanza vom Immigrationmann erfahren. Wir geben Hugh einen Lift an Land, sein Dinghi ist ziemlich platt und laesst sich auch nicht mehr reanimieren. Hugh will zum einklarieren und wir erklaeren ihm alles, druecken ihm vorsichtshalber ein paar TT$ in die Hand — man kann ja nie wissen. Eine aeltere Lady kommt vorbei, auf einen Stock gestuetzt. Die Handtasche haengt am Arm. Ob wir mitkommen wollen. Wohin? In die Kirche. Wir bedauern, spenden aber etwas fuer die Kirche. Der Betrag wird sorgfaeltig in ein Heft eingetragen, unter dem Namen “a friend” . 5TT$ sind nicht unbedingt ein normaler Spendenbetrag, meist stehen die Ziffern 1 und 2 in der Betragsspalte. Hugh will wissen, wo er seinen Abfall entsorgen kann. Bei der Gelegenheit zeigen wir ihm gleich die Tankstelle, das Hotel und die Bude mit dem Laundryservice.

Und wo wir jetzt schon mal am anderen Ortsende stehen, fragen wir doch gleich mal an der Bushaltestelle die Schueler, wann denn wohl der Bus kommt. Schulter zucken. Das ist doch mal ne Auskunft. Aber immerhin — es kommt wohl einer, irgendwann. Die Zeit nutzen wir, um schraeg gegenueber bei Seatours nach unserer Waesche zu fragen. Die wird gerade noch getrocknet, wir bezahlen. 3 Maschinen, bisschen viel oder? Dem guten Mann ist die Schmutzwaesche von zwei Yachten durcheinander geraten und ich sortiere erstmal. Da steht der Bus!!! Wir rasen raus, der Seatoursmannmit dem Geldschein fuer die Waesche in der Hand vorneweg. Der hat naemlich kein Wechselgeld. Der Busfahrer steht relaxt im Schatten und tippt auf seinem Handy rum. Abfahrt? So in 10 Minuten. Fahrscheine? Im Shop. Die Dame hat aber keine, ich will schon wieder zurueck zum anderen Shop duesen, werde ausgebremst. No problem, kaufen wir halt an der Endhaltestelle welche.

Dann geht es los. Steil bergauf. Ob wir gleich aussteigen und schieben muessen? Faszinierende Ausblicke ueber Charlotteville und die Bucht haben wir. Durch Regenwald geht es nach Speyside und Roxborough, vorbei an schoenen Buchten .In Roxborough ist auch die Tankstelle, vertrauenerweckend gross und modern. Die wird wohl den Dieseldurst unseres Tanks stillen koennen.Immer wieder stehen Fahrgaeste am Strassenrand, signalisieren durch Winken oder Hand hochheben, dass sie mitfahren moechten. Und aussteigen kann man schon mal da, wo es am guenstigsten fuer einen selbst ist.

Unser Busfahrer hat offensichtlich Rennfahrerambitionen und treibt den Bus entsprechend zu Hoechstleistungen an.Irgendwie so gar nicht karibisch und fahrtechnisch das absolute Kontrastprogramm zu letztem Sonntag, als wir mit Noel und seiner Familie zum Blue Food Festival gezuckelt sind. Trotzdem geniessen wir die Fahrt, gibt es doch vom erhoehten Sitzplatz mit Panoramafenstern viel zu sehen.Die zahlreichen entlang der Strasse weidenden Ziegen und Schafe lassen sich jedenfalls von unserem Rennbus nicht aus der Ruhe bringen.

Dann liegt Scarborough vor uns bzw. befinden wir uns mitten drin. Am Faehrterminal vorbei, rechts ab — Endstation. Hier koennen wir die Tickets erwerben und werden von der Verkaeuferin ausgeschimpft: man muss sich vom Fahrer auf jeden Fall die eine Haelfte des Tickets wieder geben lassen. Ich gelobe Besserung und auf geht’s zum Stadtrundgang. Da ist nicht so wirklich viel rundzugehen und sehenswert.Wir trotten zu einem Anlegesteg, an dem einige grosse Motorboote und Fischerboote festgemacht sind. Hier kann man Fisch kaufen und ein neues, modernes Gebaeude wurde fuer die Fischer errichtet. Am Ende des Pontoons residiert die Coast-Guard. “Stop at the white line, no entrance” . Hm, man haette ja auch mal ein Stop auf die Mole pinseln koennen, so zwischen die beiden weissen Striche. Die Trident II zirkelt vor dem Coast-Guard Posten und bekommt die Erlaubnis,im Hafenbereich zu ankern. Zwecks Einklarierung.Wir winken im einsetzenden Regen wie wild, wandern dann aber doch weiter. Die Beiden sind erstmal beschaeftigt mit Ankommen. An der stark befahrenen Uferstrasse geht es wieder zurueckRichtung Faehrterminal. Vorbei an vielen mobilen Verkaufsstaende, vorzugsweise auf einem Parkplatz aufgebaut. Der ist laut einem Hinweisschild ausdruecklich nicht fuer solche Verkaufsaktivitaeten zugelassen. Was geflissentlich ignoriert wird. Ein paar kleinere Supermaerkte, Baecker, Bars, Restaurants die nicht so wirklich einladend aussehen. Vor einer kleinen Shoppingmall treffen wir Noel, der auf seine Frau wartet. Grosses Begruessungstrara mit Faust gegen Faust. Da fuehlt man sich doch gleich ganz karibisch. Wo wir hinwollen, ob er uns am Supermarkt absetzen oder mit zurueck nach Charlotteville nehmen soll? Wir verneinen alles, trotten weiter zum Faehrterminal, Geld abheben, Touri-Info. Die junge Dame dort ist extrem freundlich, erklaert uns haendigt uns die gewuenschten Inselkarten aus.Eine davon treten wir gleich an die Trident-Crew ab, die wir zufaelligerweise dann doch noch hier treffen und die auf dem Weg zur Einklarierungsbehoerde ist. Wir finden einen Supermarkt, Penny Saver. Leider grad geschlossen, mehr oder weniger. Wegen Stromausfall wie wir erfahren. Na dann nicht. In der Naehe liegt eine Art Getraenkemarkt, inspizieren wir doch den. Das Angebot sieht ganz gut aus, wir erfahren die OEffnungszeiten und bekommen eine Sortiments-Preisliste fuer die Planung unseres naechsten Besuches. Dann aber mit dem Auto.

Jetzt sind wir schon dreimal kreuz und quer gewandert, haben alles halbwegs Interessante gesehen und ommer noch sooo viel Zeit bis zur Abfahrt des Busses. Fourthirty hat man uns gesagt. Und die Dame im Touribuero meinte auf die Frage nach der Busstation (sicher ist sicher), da ums Eck und dann sieht man schon die Busse. Wir fallen eine gute 3/4 Stunde vor der Abfahrtszeit um besagtes Eck und sehen — nur wartende Fahrgaeste. Vorwiegend Schueler, aber auch jede Menge Erwachsene nutzen jeden Schattenzipfelauf dem Hof aus. Irgendwann kommt Bewegung in die Menge und ein schwarzrauchender Bus prescht auf den Hof. Alle Fahrgaeste raus, Tuer zu, Bus wieder weg. Merkwuerdig. Gleiches Spiel bei den naechsten Bussen. Grosses Gedraenge an einem, Fahrtziel unbekannt.Unruhe kommt auf, eine offizielle der Buscompany tauchen auf, einer fragt uns, wo wir hin wollen. Charlotteville — ja die beiden Damen auch, der Bus kommt gleich. Ob es Probleme gibt frage ich sie. Nein, nein. Aber es muss ja mal getankt werden und ein Check kann auch nicht schaden. Nicht, dass wir am Ende einen Teil der Strecke zu Fuss zurueck legen muessen, weil der Bus alle vier Reifen von sich streckt. Beim vierten Bus wird uns bedeutet: DAS iss er! Erleichterung, wir kommen heute doch noch nach Hause. Warum jetzt auch der Rastaman hier einsteigt, der mir vor einer halben Stunde auf meine entsprechende Frage noch erklaerte, er wisse nicht, welcher Bus nach Charlotteville fahre, er sei nicht von dort gekommen, das erschliesst sich mir definitiv nicht. Vielleicht Rastaphilosophie?

Die Rueckfahrt geht nicht ganz so rasant aber zuegig vonstatten, hinein in die einbrechende Dunkelheit. Viel gibt es jetzt nicht mehr zu bestaunen. Die Ziegen stehen noch unveraendert und auf dem Platz vor mir ragt ein hellgrauer Kopf auf, die Haare aehneln kurz geschorenem Filz und ich bin versucht, einmal hinzulangen, mal zu testen, wie sich das wohl anfuehlt. Kann es mir dann aber doch noch verkneifen.

Fast 2 Stunden spaeter sind wir wieder in Charlotteville. Mit stinkenden Bremsen und die letzten Meter bergab nur noch im ersten Gang Schritttempo fahrend. Wir werden wunschgemaess am ausserplanmaessigen Stop LIBRARY raus gelassen. Ob das o.k. sei? Bestens! Schnell nochmal ins Internet. Eine juengere Lady kommt mit einer Kuehltasche vorbei, offeriert “homemade Ice”. Ich kann nicht widerstehen, die Wahl zwischen Cocos und Strawberry faellt mir leicht und ein Becher mit leckerem Cocos-Eis wird genuesslich vertilgt. Eine andere Dame kommt vorbei. Die kennen wir schon. Man gruesst sich und sie macht eine nette Bemerkung ueber die Touristen, die hier immer den Internetzugang nutzen. Auf dem Fussballplatz ist noch was los, beim Customsmann ist alles dunkel, dafuer ist sein Buerofenster erleuchtet. Overtime?Noch schnell ein paar englische Kartoffeln fuers Abendessen einkaufen. Die alte Lady wiegt und verpackt die Kartoffeln liebevoll-bedaechtig. Wir haben derweil Zeit, die Nachrichten im Fernsehapparat zu verfolgen. Die Schlagzeile “Ebola Yacht in Scarborough?”laesst unsaufhorchen. Ein Catamaran wird eingeblendet, der Skipper rudert mit dem Dinghi an Land und wird interviewt. Das sei nicht der Empfang, denn er sich von der Karibik erwartet habe. Den kennen wir doch! Der Name der Yacht wird ebenfalls genannt und bestaetigt uns. Cat und Crew kennen wir von Jacare her. Und die sollen den Ebola Virus an Bord haben? Nur weil sie aus Suedafrika kommen? Wann war das, heute? Es ging wohl doch alles noch gut aus, denn besagten Cat haben wir heute nicht mehr im Hafen gesehen. Ohweh, hoffentlich hatte Trident keine Probleme bei der Einklarierung. Das Thema Ebola wird jetzt natuerlich noch gross abgehandelt. Das ist uns jetzt aber zuviel an Info, wir sind muede vom Pflastertreten. Am Steg wartet unser Dinghi einsam und verlassen auf uns und wir tuckern langsam durch die Fischerboote zurueck zu unserer Dicken.

Scarborough — so wirklich schoen ist es nicht und sehenswert — hmm, im klassischen Sinne auch eher nicht. Vielleicht der Botanische Garten? Den haben wir allerdings erst auf der Rueckfahrt entdeckt. Auch als Shoppingziel erscheint es uns nur sehr bedingt tauglich.

Blue-Food Festival 2014

Blue Food Festival 2014 – so richtig koennen wir uns darunter nichts vorstellen. Aber man(n) muss da einfach hin. Wenn sogar der Customs Beamte uns das waermstens empfiehlt. Die Frage, ob auf dem Wasser- oder dem Landweg ist schwierig. Mal hueh, mal hott heisst es bei uns. Der Kaeptn wuerde gerne in die Bloody Bay umziehen, die faule Bordfrau bevorzugt dagegen die angebotene Mitfahrgelegenheit im Minibus von Noel, Betreiber des Art-Cafés Top River Pearl. Den Ausschlag gibt dann der morgendliche Blick auf das ganze Geroedel an und unter Deck, dass auch fuer die paar Seemeilen wieder verstaut werden muesste. Denn darauf besteht die Bordfrau. Dann lieber doch mit Allan und Claire von der Moonstone und der Noel-Familie im Auto fahren.

So lassen wir die Esperanza alleine in die naechste Bay ziehen und tuckern mit dem Dinghi an Land. Puenktlich wie die Maurer sind wir in der Bar. Wo es sehr relaxt zugeht. Und wir erst einmal Gelegenheit haben, Noels Kunstwerke zu bewundern und den beim bergan stiefeln entstandenen Durst zu loeschen. Dann geht es los. Mit zwei Holzkisten und den guten Sofakissen bewaffnet marschieren wir zum Auto. Heckklappe auf, Kisten rein, Kissen und zwei Passagiere drauf, der Rest nimmt auf den regulaeren Sitzen Platz, schon sind 6 Erwachsene und zwei Kinder untergebracht. Los geht es aber noch lange nicht. Erst noch den Sitz hin und her ruetteln, Mucke und Zigarette an. Alle Fenster auf, denn Air-Con – weit gefehlt! Dann zuckeln wir im Takt des Reggaebeats den Berg hinunter und mit viel links und rechts Grueßen aus dem Ort.

Eine schmale Strasse windet sich in Serpentinen einen anderen Berg hinauf. Das ist doch sicher eine Einbahnstrasse hier?? No ….. No??? Na dann, hoffen wir mal auf wenig Gegenverkehr. Traumhafte Ausblicke ueber die Pirates und Man of War Bay. Ich bin ein bisserl unruhig, wo ist jetzt bitte unser Boot?????????? Allan zoomt mit der Kamera ran und liefert das Beweisfoto: alles o.k., Madam liegt an Ort und Stelle, wackelt brav mit der Nase auf und ab und ruehrt sich ansonsten nicht vom Fleck. Naechster Stop: Verkaufsbude fuer Getraenke, Chips und Bananen. AEchzend und jaulend quaelt sich das Auto weiter. Bergrutsch links und Erdhaufen rechts, gleich an zwei Stellen. ‚An den beiden Stellen ist das oefter im Jahr so‘ klaert uns Noel auf. Da sind wir ja beruhigt, ist also ganz normal.

Die Bremsen quietschen: von hier aus koennen wir Little Tobago bewundern und fotografieren. Dann bremst uns eine grosse, leider tote Wuergeschlange aus. Die liegt am Strassenrand und entgeht dem scharfen Auge unseres Fahrers natuerlich nicht. Wenige Meter weiter wird ein Anhalter fuer zwei Kilometer noch auf eine Hecksitzgelegenheit gequetscht, textet uns lautstark zu und verteilt uns unbekannte Fruechte, die uns als eine Art Apfel erklaert werden.

Rinder saeumen die Strasse, liegen auf dem Asphalt im Schatten der Baeume, ruehren sich nicht vom Fleck. Eine Ziege lehnt sich an eine Reklametafel, die auf das Blue Food Festival hinweist, ein Esel grast im naechsten Ort, die obligatorischen Huehner flitzen ueber die Strasse. Wieder stoppen wir. Ein junger Fischer wird vermisst, einige Maenner aus dem Ort sind auf der Suche nach ihm. Spaeter erfahren wir, dass das Fischerboot mit 3 Mann rausgefahren ist und zu nah an die Felsen kam, das Boot wurde von einer Welle umgeworfen. Alle konnten nicht schwimmen. Aber die anderen Beiden ueberleben das Unglueck. Der junge Mann hinterlaesst angeblich sechs! Kinder – und das mit knapp 22 Jahren ….zumindest erzaehlt das der Ankerfunk.

Gefuehlte Stunden spaeter erreichen wir das Festival. Zelte, Tribuenen und eine Buehne sind aufgebaut, an 23 Staenden wird Essen angeboten. Im Mittelpunkt der Menues steht Dasheen. Dieses Gemuese muss lange gekocht werden, dabei veraendert es seine Farbe ins blaeuliche. Daher auch der Name „Blue food“. Aber auch Wein, Desserts, Kuchen etc. wird daraus hergestellt. Man kann Kostproben erwerben und zu vorgerueckter Stunde werden die innovativsten Dasheen-Kreationen praemiert. Essen und Trinken begleitet von Musik. Eine Steelband nimmt unterm schattenspendenden Zelt Aufstellung und legt los. Die Katzenhammers hauen uns mit ihrem Rhythmus und der Musik einfach um. Grandios, wir sind hin und weg. Wenn es nur nicht derart heiss waere. Die Sonne knallt gnadenlos auf den Grossteil des Platzes und die meisten Festivalbesucher suchen die wenigen Schattenplaetze auf.

Wir treffen auch andere Bootscrews hier, teils auf eigenem Kiel ange“reist“, teils wie wir mit einem Auto. Die Esperanza-Crew hatte Pech beim Anlanden mit dem Dinghi: eine Welle hat Schlauchboot samt Aussenborder ueber Kopf gehen lassen. Zum Glueck hat der Aussenborder das wohl ganz gut weg gesteckt.

Mit dem zunehmenden Schatten steigt auch die Besucheranzahl, auf dem heute Mittag noch ueberschaubaren Platz draengen sich jetzt die Menschen. Kein Wunder: auch das weitere Programm auf der Buehne mit offenbar namhaften und bekannten Saengern und Musikern begeistert. Und auch vor der Buehne sind wieder einige skurril gekleidete Menschen unterwegs, die sich praesentieren und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wir wippen und schwingen im Ryhthmus mit, strahlen mit den Scheinwerfern um die Wette. Trotzdem sind wir nicht boese, als Noel’s kleine Tochter mit ihrer Muedigkeit das Zeichen zum Aufbruch setzt. Im Dunkeln geht es zurueck und trotz einiger weiterer Zwischenstopps (z.B. Broetchen kaufen, die mitten auf der Strasse in Papiertueten verpackt zum Kauf angeboten werden) kommt uns der Rueckweg irgendwie viel kuerzer vor. ‚Abrupt bremst der Wagen vor einer kleinen Bar am Strand. „Now I’m drinking a Guinness“ verkuendet Noel und steigt aus. Klar, dass wir noch mal mithalten. Ein Absackerbier, noch etwas Nachtlebenatmosphaere von Charlotteville aufnehmen; immer noch laufen die Huehner rum, Fisch wird verkauft, einige Maenner haengen auf einer der Baenke am Strand ab, ein paar Autos fahren noch hin und her, die Wellen rauschen lautstark an den Strand und wir haben das Gefuehl, ganz allmaehlich in den karibischen Takt zu kommen.

Charlotteville, Tobago

Angekommen! Heute frueh sind wir in die Bucht von Charlotteville eingelaufen und haben den Anker in Nachbarschaft zur Moonstone of Aberdour fallen lassen! Klares Wasser, dunkelgruen - tief ist es hier, 17,7 Meter zeigt das Echolot an. Dementsprechen viel Kette geht raus. Brandungsrauschen, gruene Huegel, kleine putzige Haeuschen ziehen sich hangaufwaerts. “Na, das ist auch nicht viel mehr wie Domburg” - wenn ueberhaupt. Egal. Dinghi klar machen, auf zu Immigration und Customs. Papierkram. Die beiden Beamten sind nett, erklaeren und informieren. Bezahlen koennen wir in USD, der ATM ums Eck verweigert natuerlich ausgerechnet heute den Dienst und uns die begehrten TT-Dollars. Zurueck aufs Schiff, aufraeumen. Dann nochmal Landgang, ATM geht wieder, hat der Dinghi-Funk gefluestert und in der Library gibt es Wifi!!!! Aber so wirklich viel bekommen wir nicht auf die Reihe heute. Wollen nur noch zurueck aufs Schiff, vielleicht ne Runde schwimmen …. Fotos und mehr folgen also in den naechsten Tagen, sofern die Library geoffnet hat oder wir irgendwo anders Wifi haben :-) - Wir sind jedenfalls in der Karibik angekommen und es gefaellt uns, was wir sehen und hoeren!

15. und 16.10.2014 - Unterwegs nach Tobago

“Sailingyacht, Sailingyacht, Sailingyacht” - Zwei Frachtschiffe, ein Segelboot vor der Kueste Venezuelas in der Weite des Atlantiks, sonst nix weit und breit zu sehen. Ganz klar, wer da gemeint ist. In der Daemmerung ziehen die SENTINEL II und die Sonne Asiens (Asia Sun) in unserem Kielwasser naeher. Sentinel schiebt sich Backbord an uns vorbei, Asia Sun haelt an Steuerbord einen etwas groesseren Abstand. Mein Kaeptn meldet sich ordnungsgemaess zurueck und haelt mit dem Kaeptn der Sentinel einen kleinen Abendschnack. Man(n) erkundigt sich nach unserem Befinden, ob wir Probleme haben. Die Sentinel war uns im Suriname River schon begegnet, sie auf dem Weg nach Paranam, wir auf dem Weg Richtung Atlantik. Jetzt ueberholt sie uns auf ihrem Weg nach Amerika. Regelmaessig faehrt sie hin und her, Linienverkehr im Frachtbereich. Wir freuen uns ueber den unerwarteten und angenehmen Funkkontakt. Die beiden Kaeptns wuenschen sich gegenseitig gute Fahrt. Vielleicht sieht man sich ja nochmal wieder. Wer weiss. Derweil hat die Asia Sun ihre Fahrt reduziert, duempelt mit 2,7kts. neben uns her. Das ist jetzt bloed, haben wir doch gerade beschlossen, die seit einigen Stunden gegen den flauen Wind anarbeitende Maschine wieder auszumachen - wenn die beiden Dicken vorbei sind. Wir wollen ja keine Irritation aufkommen lassen. Segelboote machen ja in den Augen der Profis eh schon merkwuerdige Dinge. Die Asia findet 2,7kts Fahrt wohl auch nicht so pralle und beschleunigt wieder auf gute 12kts, schiebt sich langsam an uns vorbei und ist bald schon nur noch ein schwacher Lichtschein voraus. Wir bleiben alleine bei schwachem Wind auf dem Atlantik duempelnd zurueck. Wenn das so weitergeht, kommen wir entweder voll in die Overtime oder wir kommen schon wieder dran vorbei (falls wir erst am Montag auf Tobago ankommen sollten). Wenn wenigstens so viel Wind waere, dass die Segel in den Duenungswellen nicht so wild umher schlagen wuerden! Angenehm ist die Nacht, spaet schiebt sich der halbe Mond hinter einer dicken Wolke hervor. Der ersehnte Wind allerdings bleibt weiterhin aus. Immer wieder passieren uns Frachter. Schon irgendwie beruhigend, so weit draussen vor der Kueste doch nicht allein zu sein. Die Blicke schweifen doch immer mal wieder skeptisch Richtung Venezuela. Ob nicht vielleicht doch ein Piratenboot ?. Quatsch, gar nicht dran denken. Ist schon lange nix mehr gewesen, warum ausgerechnet jetzt und so weit draussen. Da kommt nix, davon bin ich fest ueberzeugt. Trotzdem zucke ich zusammen, als die Fahrtgeraeusche in den ersten Minuten meiner Freiwache abrupt aufhoeren. Sind wir irgendwo rein oder dagegen gefahren??? Unheimliche Stille herrscht. Entgegen meiner Vermutung stillzustehen bewegen wir uns aber mit sagenhaften 2,4kts weiter! Modell bleierne Ente, hoffentlich verfaellt unser Schiff nicht in einen Geschwindigkeitsrausch. Maschine wieder an? Nein, das “sitzen” wir jetzt aus und zuckeln weiter. 16.10.2014 - 7 Uhr Ortszeit Eine Kamelkarawane zieht am Horizont entlang. Mystisch beleuchtet vom roten Schein der aufgehenden Sonne und ganz dunkelgrau wirkend. Wenige Sekunden spaeter loest sie sich auf, zerfranst zu skurrilen Wolkenformationen. Wolkenkamele und Sonnenaufgaenge - nein, ich nehme keine Drogen und trinke auch keinen Cachaca zum Fruehstueck. Der wievielte Sonnenaufgang auf See ist das wohl? Wir sind keine Statistiker, geniessen einfach jeden auf seine Art. Auch wenn es bedeutet, dass wieder ein heisser Tag mit viel Schwitzen und wenig Wind vor uns liegt. Doesen, fruehstuecken, duschen, doesen . Der Kaeptn errechnet, dass wir knapp 45 Meilen vorwaerts gekommen sind seit gestern Nachmittag. Und wirft den Caterpillar an. Der wummert jetzt beruhigend gleichmaessig in seiner Kammer vor sich hin und beschert uns gute 5kts. Fahrt. Ob wir vielleicht in Suriname doch haetten volltanken sollen?? Aktuelle Position am 16.10.2014 12:42 UTC: 09?51,88′N und 059?02,50′W - COG 312?, SOG 5,3kt

No wind

2. Etmal 121nm - aktuelle Position: 08?57′76N und 057?52′361W Kurs 324? SOG mal so mal so. Nach einer ueberraschend guten Nacht mit akzeptablem Wind und SOG zwischen 4,6 und 6kts duempeln wir jetzt mit kaum Wind ueber den Atlantik. Schlagende Segel, die Duenung laesst uns hin und her rollen und bringt die Segel in Bewegung. Wind waere uns lieber. Aber es war so vorher gesagt und Besserung war auch keine wesentliche in Sicht. Also werden wir jetzt gleich mal wieder den Dieselwind fuer ein paar Stunden bemuehen. In der Hoffnung, dass es zum Abend hin und in der Nacht wieder etwas aufbrist. Ansonsten schwitzen wir vor uns hin, sind fuer jedes kleine Woelkchen einerseits dankbar, andererseits auch nicht. Verdunkelt es doch unsere Energiezufuhr. Kurzzeitige Abkuehlung bringen diverse Eimerduschen mit dem auch nicht wirklich kalten aber doch erfrischenden Atlantikwasser. Deep-deep-blue - endlich wieder. Gestern war wieder Petri Heil angesagt: ein ganz passabler Thunfisch interessierte sich fuer unseren knallroten Tintenfischkoeder und kam nicht wieder von ihm los. Einsatz fuer die Cachacaflasche und meine sentimentale Seite. “Ich will das nicht mehr, schluuuuchz”. Naja, die Thunasteaks reichen noch fuer heute und dann sehen wir weiter.

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